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Meroola war zu einem erneuten Verhör zu Cirnach geführt worden. Die Vendar hatte in einem abgedunkelten Zimmer vor dem Gerät auf ihre Gefangene gewartet, die von einer Wächterin hineingebracht wurde. Dieser rief Cirnach nur einen Befehl auf Vendarisch zu, worauf sie die Kette, an der sie Meroola führte, ihrer Vorgesetzten übergab und dann ging.

Unsanft riss Cirnach Meroola zu sich heran. „Nicht so grob.“, grinste Meroola. „Ich komme ja schon.”

Für ihr Gegenüber war die Reaktion der Fremden wie eine Provokation. Cirnach konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie sie sich eine solche Respektlosigkeit gegenüber ihrer Gefängniswärterin erlauben konnte. Sie wusste ja nicht, dass Meroola in der Lage gewesen war, jedes Wort, das die Wächter miteinander gewechselt hatten, zu verstehen. In ihrer Vergangenheit hatte sie ja auch Geschäfte mit Sytanias Vendar gemacht und war deshalb ihrer Sprache sehr wohl mächtig. Das war aber wohl ein Umstand, der bei ihnen völlig in Vergessenheit geraten war, als sie über die Situation von Cirnach und ihrem Mann vor der Tür ihrer Zelle getuschelt hatten. Das hatten sie aber nicht gerade leise getan und Meroola hatte so sehr gut hören können, dass es unter ihnen genug Gerüchte gab. Davon, dass der Raub des Energiefeldes wohl gründlich in die Hose gegangen war, hatte sie Kenntnis erhalten. Man fragte sich auch wohl schon länger, warum Cirnach ihren Mann ständig von Sytania fern zu halten versuchte und warum sie die Prinzessin ständig ablenkte, sobald das Gespräch zwischen ihr und Sytania auf Telzan kam. Meroola wusste aber sehr genau, dass sie hier einen Punkt zum Ansetzen hatte. Sie wusste aus den Gesprächen der Wächter nämlich auch, wie sehr Cirnach und Telzan ihren Lebensstil mochten und wie sehr sie die Situation gehasst hatten, als Sytania Telzan seines Amtes enthoben hatte. Die anderen Vendar, sogar das niederste Fußvolk, hatten sie gemieden und waren ihnen begegnet, als wären sie Aussätzige gewesen! Das war ein Umstand, den Cirnach, zumindest laut den Gerüchten, die im Umlauf waren, nun so gar nicht gemocht hatte. Ihr luxuriöses Leben, das sie als Ehefrau und Stellvertreterin des obersten Vendar der Prinzessin hatte führen dürfen, hatte sie aufgeben müssen und das hatte ihr gar nicht gefallen. Das war auch einer der Gründe, aus denen Cirnach Sytania dauernd in den Ohren gelegen hatte, Telzan wieder in sein Amt einzusetzen. Meroola konnte sich also denken, unter welchem Druck Cirnach stand. Wenn sie nicht herausbekam, wozu das Gerät diente, dann würde sie Gefahr laufen, ihre Annehmlichkeiten zu verlieren. Außerdem war da noch der Druck, den die Situation um Telzan auf sie ausübte. Sytania durfte ja auf keinen Fall die Wahrheit erfahren. Sonst würden Cirnach und Telzan ja alles verlieren. Aber Meroola wusste, dass sie genau das Mittel hatte, welches Cirnach helfen würde, ihre Lüge gegenüber Sytania noch länger aufrecht halten zu können. Mit einer kleinen neuen Programmierung würde das Gerät Energie auf genau den gleichen Frequenzen produzieren, die auch das Energiefeld hatte. Da es sich aber nur um normale elektrische Energie handeln würde, die lange nicht so potent war wie die der Quellenwesen, hätte sie aber nur ungefähr die Wirkung von heißer Luft auf die Dimensionen, nämlich gar keine. Telzans Sifa aber würde sich verhalten, als trüge er Energie und diese Botschaft würde auch Sytania empfangen, wenn sie es telepathisch nachprüfen würde. Dass sie darin nicht sehr gründlich war, wenn ihr nur die Aussicht auf ein Fünkchen Allmacht versprochen würde, das wusste Meroola aus eigener Erfahrung und auch von Joran. Von ihm wusste sie, dass Sytania ihre Träume von absoluter Macht viel zu sehr gefielen, als dass sie der Wahrheit weiter auf den Grund gehen würde. Wenn sie Cirnach also einen Deal vorschlug, dann war sie sicher, die Vendar würde darauf eingehen. Die Vendar hatte während der Verhöre immer wieder versucht, Meroola den Eindruck zu vermitteln, sie hätte sie in der Hand. Angesichts der neuen Umstände fragte sich Meroola jedoch langsam, wer hier wen in der Hand hatte.

Erbosten Blickes drehte sich die Vendar zu ihrer Gefangenen um. „Wie kommst du dazu, so ein respektloses Verhalten an den Tag zu legen?!“, fragte sie. „Weißt du nicht wer ich bin?! Weißt du nicht wer hier vor dir steht?! Ich bin Cirnach Ed Telzan! Ich bin die Stellvertreterin und Ehefrau des Vertrauten und obersten Vendar der Sytania El Imperia! Ich bin …! „Du bist.“, grinste Meroola. „Ja, ja. Das Einzige, das du bist, ist ganz schön unter Druck! Deine Leute reden verdammt viel, wenn der Tag lang ist. Sie denken aber, dass ich sie nicht verstehe. Deshalb haben sie ganz unverblümt über einige Gerüchte gesprochen. Ich hörte zum Beispiel davon, dass der Raub des Energiefeldes reichlich in die Hose gegangen ist! Dein Mann hat seine Hälfte verloren, nicht wahr? Und jetzt musst du dafür sorgen, dass Sytania das auf keinen Fall erfährt, stimmt’s? Du willst nämlich auf keinen Fall, dass dir die Sache erneut passiert, die dir damals passiert ist. Du willst ja nicht, dass Sytania deinen Mann ein zweites Mal seines Amtes enthebt, nicht wahr? Du erinnerst dich doch noch sehr gut an die erbärmliche Behausung, in der ihr leben musstet, oder? Du erinnerst dich an die Schmach, dass dich und deinen Mann alle gemieden hatten, die zuvor respektvoll zu euch aufgeschaut hatten. Du kannst mir nichts vormachen! Ich weiß genau, wie wichtig dir dein Ruf und dein Ansehen und vor allem dein Lebensstil sind. Du bist und bleibst eben doch ein kleines verwöhntes Luxusweibchen, auch wenn du versuchst, mir hier die harte Gefängniswärterin vorzuspielen!“

Cirnach waren die Gesichtszüge entglitten. Mit so einer Reaktion und mit der Tatsache, dass Meroola so gut darin sein würde, sie auf sich selbst zu fixieren, hatte sie wohl nicht gerechnet. „Machen wir uns doch gegenseitig nichts mehr vor.“, setzte Meroola nach und tat dabei sehr verständig. Dass sie eine gute Schauspielerin war, ließ sich ja wohl denken. Diese Fähigkeit hatte sie ja sehr gut kultivieren können, als sie selbst noch eine Betrügerin gewesen war. Dann hatte sie ja auch erkennen müssen, was ihre Opfer brauchten und wie sie zu ködern waren. Dies war auch genau das, was sie jetzt bei Cirnach angewendet hatte. „Ich weiß genau, wie es dir mit dieser Situation geht. Aber Meroola Sylenne weiß Rat! Zufällig habe ich hier genau das, was dir helfen wird, deine kleine Lüge gegenüber Sytania noch für sehr lange aufrecht zu erhalten. Für sehr lange, Cirnach. Für sehr lange! Wenn nicht sogar für immer! Ich schlage dir einen Deal vor. Ich gebe dir alle Informationen über dieses Gerät und du gibst mir dafür meine Freiheit wieder. Solltest du dich dazu nicht entschließen, Dann werde ich Sytania persönlich stecken, was hier wirklich abgeht! Hast du mich verstanden, Cirnach?! Solltest du nicht einschlagen, dann wird deine Herrin sicher einmal liebend gern in meinen Gedanken stöbern wollen, wenn deine Verhöre nichts bringen. Aber die letzte Entscheidung liegt selbstverständlich bei dir. Ich bin die, die dir etwas anzubieten hat, also die Verkäuferin und du bist also so was wie meine Kundin und der Kunde ist ja bekanntlich König, oder besser in deinem Fall Königin.“

Cirnach schnappte nach Luft. Sie durfte auf keinen Fall zulassen, was Meroola ihr gerade geschildert hatte! Auf gar keinen Fall. „Also gut.“, sagte sie schließlich. „Aber wenn ich auf deinen Deal eingehe, was ist dann der Preis, den du verlangst?“ „Oh es ist nur ein sehr geringer Preis.“, lächelte Meroola, die sich sicher war, Cirnach jetzt in der Hand zu haben. „Ich will nichts Geringeres als meine Freiheit. Wie gesagt. Überlege dir genau, was du tust, Cirnach Ed Telzan! Überlege es dir genau!“

Die letzten Worte des Mischlings hatten Cirnach verstummen lassen. Nichts war mehr übrig von der Fassade der Kerkermeisterin. Im Gegenteil. Cirnach liebäugelte so sehr mit Meroolas Vorschlag, dass sie fast an nichts anderes mehr denken konnte. Sie hatte ihm im tiefsten Inneren längst zugestimmt, eine Tatsache, die der ehemaligen Betrügerin und Trickdiebin nicht entgangen war.

„Willst du deinen Lebensstil und deine Ämter behalten oder nicht?!“, brachte Meroola den Deal noch einmal auf einen einfachen Nenner. „Es bleibt auch wahrhaftig unter uns.“, versicherte Meroola. „Ich meine, es bleibt auch tatsächlich zwischen dir, deinem Mann und mir.“ „Aber Sytania wird …“, sagte Cirnach und Meroola glaubte sogar, etwas Hilflosigkeit in ihren Augen zu sehen. „Die wird gar nichts.“, sagte Meroola. „Wenn du deinen Mann immer zur gleichen Uhrzeit zu mir schickst, damit ich ihn mit dem Gerät behandeln kann, dann wird der Energiespiegel auch nicht sinken und Telzans Sifa wird Sytania hübsch immer weiter vormachen, er trüge noch das Feld. Eventuelle Abweichungen können wir mit der Umerziehung erklären. Aber warum fragst du mich das überhaupt? Könnte es vielleicht sein, dass du doch auf meinen Vorschlag eingehen willst, hm? Denk dran. Das ist die einzige Möglichkeit, die wir haben, euer Spiel vor Sytania aufrecht zu erhalten. Wenn uns das nicht gelingt, dann …“ Sie machte eine Abwärtsbewegung mit ihrer rechten Hand und zeigte auf Cirnach. Da Telzan nicht anwesend war, zeigte sie stellvertretend noch einmal in den leeren Raum.

Cirnach war hin- und hergerissen. Ihre Herrin zu betrügen war nicht gerade etwas, das sie gern tat. Von Kindesbeinen an war sie dazu erzogen worden, den Verrat an dem Mächtigen, dem sie diente, als Schande anzusehen. Sie war dazu erzogen worden, ihre eigenen Bedürfnisse denen ihrer Herrin Sytania unterzuordnen. Aber jetzt kämpften ihre Erziehung und ihr Egoismus einen schweren Kampf, den sie wohl nicht mehr lange aushalten würde. Das konnte Meroola sehr gut an Cirnachs Gesicht ablesen. Sie war reif, oh ja. Sie war sogar sehr reif! Meroola musste eigentlich nur noch zum alles entscheidenden Schlag ausholen, was sie jetzt auch tat: „Hör zu, Cirnach! Die Sache ist doch ganz einfach. Entweder, du entscheidest dich für ein Leben in ständiger Angst und riskierst, dass Sytania irgendwann hinter deine Lüge steigt und dich so bestraft, wie sie es noch nie getan hat und wie du es auf keinen Fall willst, oder du gehst auf meinen Deal ein und behältst alle deine Privilegien. Also, für wen entscheidest du dich? Für die Angst und die eventuelle Strafe und ein Leben in Schande und Armut, oder für Meroola Sylenne und ihren Vorschlag, der dir den Hintern retten wird? Denk nach, Cirnach! Denk gut nach!“

Es verging einige Zeit. Meroola lehnte sich entspannt an die Mauer. Diese Freiheit hatte Cirnach ihr gelassen. Die Kette war lang genug. Dabei machte der Mischling ein Gesicht, als würde sie alle Zeit der Welt haben.

Plötzlich stand die Vendar von ihrem Stuhl auf und ging zu ihr hinüber, um mit einem schweren eisernen Schlüssel das Schloss an den Ketten zu öffnen. Dann sagte sie fest: „Ich entscheide mich für Meroola! Dein Deal bedeutet zwar, dass ich meine Herrin verrate, aber ich kann nicht mehr mit dieser Angst leben und Telzan auch nicht. Es wird mir sicher ein Leichtes sein, ihn zu überzeugen.“ „Gute Entscheidung!“, sagte Meroola etwas spöttisch und schaute Cirnach ein wenig von oben herab an, was zwar wegen der unterschiedlichen Körpermaße der Frauen nicht im eigentlichen Sinne möglich war, im psychologischen Kontext gesehen jedoch durchaus.

Meroola setzte sich jetzt auf den Stuhl vor das Gerät und aktivierte es. Dann sagte sie: „So weit, so gut. Deine Techniker haben es also ganz gelassen. Ich müsste nur noch einige Konfigurationen vornehmen. Dazu benötige ich deinen Erfasser. Da drin hast du ja sicher Daten von dem Energiefeld. Mit denen müssen wir es füttern. Ich muss außerdem zwei Griffe an die Enden dieser Kabel löten, die Telzan in die Hände nehmen kann. Bitte besorge mir das Werkzeug und das Material.“ „Was immer du wünschst.“, sagte Cirnach erleichtert und zog das gewünschte Gerät aus der Tasche, um es Meroola zu geben, die es sofort an ihren Apparat anschloss und die Datei überspielte, nachdem Cirnach ihr den richtigen Dateinamen übersetzt hatte, was selbstverständlich eigentlich nicht nötig war. Aber Meroola wollte für sie zumindest den Anschein erwecken, dass sie etwas dazu beigetragen hatte. Dann ging die Vendar und ließ ihre neue Komplizin mit dem Gerät allein. Sie musste jetzt nur noch Telzan überzeugen. Aber wie sie das anstellen würde, das wusste sie schon.

Ihre Anwesenheit war auch bitter nötig geworden, denn Sytania hatte Telzan besucht. Der Prinzessin war es komisch vorgekommen, dass Cirnach sie bei jeder Gelegenheit von ihrem Mann abzulenken versuchte. Also war sie selbst in das Haus der Vendar gekommen, um dort nach dem Rechten zu sehen.

Telzan hatte sich in seinem Wohnzimmer auf ein Sitzkissen gesetzt, um sich ein wenig auszuruhen. Mit dem schwarzen Blitz und dem damit verbundenen Auftritt seiner Herrin hatte er nicht gerechnet. Deshalb war er auch sehr erschrocken.

„Hallo, Telzan.“, sagte Sytania und setzte sich ungefragt zu ihm. Das war wohl eines der Privilegien, die er ihr zugestehen musste, das wusste der Vendar. Das war auch der Grund, aus dem er nichts dazu sagte. „Wie geht es dir und deinem Feld heute, hm?“ „Oh es geht uns sehr gut, Herrin!“, sagte Telzan und versuchte sehr überzeugend zu klingen. „Ach ja?“, fragte die Prinzessin spitzfindig. „Deine Frau hat mir aber was ganz anderes erzählt. Laut ihr hast du ordentlich Probleme mit dem Feld und bist fast immer und fast ununterbrochen mit der Ausführung des Fütterungsrituals beschäftigt. Welche Version stimmt denn nun? Ich könnte ja selbst nachsehen, aber ich glaube daran, dass ein Mächtiger sofort ausgesaugt wird, wenn er oder sie freiwillig telepathischen Kontakt zu einem Vendar aufnimmt. Darauf habe ich nun wirklich keine Lust. Also bin ich auf deine wahrheitsgemäße Aussage angewiesen, Telzan. Und die wirst du mir ja wohl geben, hoffe ich. Du würdest es ja wohl niemals wagen, deine Herrin zu belügen, nicht wahr?“ „In der Tat nicht, Herrin.“, sagte Telzan. „Ich weiß, dass ich mich dann selbst in Schande begebe und das wäre ja für mich nicht sehr gut. Euch zu belügen, das käme einem Verrat gleich und ein Verräter bin ich nicht.“ „Recht so, recht so!“, lobte Sytania. „Aber wie kommt es dann, dass du dir gerade so offensichtlich selbst widersprochen hast?“ „Ich weiß nicht, wovon Ihr redet.“, gab Telzan Unwissen vor. „Na von der Sache mit dem Gesundheitszustand des Feldes rede ich.“, half ihm die Königstochter auf die Sprünge und sah ihn streng an. „Du und deine Frau, ihr hättet eure Aussagen doch besser absprechen müssen.“

Telzan war erschrocken. Ihre letzten Sätze hatten sich angehört, als habe sie ihn ertappt! Er wusste ja, dass er sie angelogen hatte und hatte auch alles versucht, dieses Lügengebäude vor ihr aufrecht zu erhalten. Aber jetzt sah er wohl auch seine Felle davonschwimmen. Sein Gesicht sprach Bände und verriet leider sehr genau wie er sich fühlte. „Was verbirgst du vor mir?!“, fragte Sytania genauer nach. „Weißt du denn nicht, dass es sich für einen Vendar nicht gehört, ein Geheimnis vor seiner Herrin zu haben?“ „Das ist mir sehr wohl bekannt.“, sagte Telzan. „Aber Ihr könnt versichert sein, dass ich das nie hatte, es jetzt auch nicht habe und es nie haben werde.“ „Das klingt für mich nicht sehr überzeugend!“, sagte Sytania strengen Tons. „Aber da wir uns schon so lange kennen, will ich noch einmal Gnade vor Recht ergehen lassen und dir etwas Bedenkzeit einräumen. Ich werde morgen wieder zu dir kommen. Dann wirst du dir hoffentlich überlegt haben, was denn nun die Wahrheit ist. Ich warne dich nur schon mal vor. Ich kriege bestimmt heraus, was gelogen ist und was nicht. Sollte sich herausstellen, dass du gelogen hast, werde ich dich bestrafen! Jawohl, das werde ich!“ Sie verschwand in einem schwarzen Blitz.

Telzan musste sich erst einmal sammeln. Er wusste, dass er und Cirnach das Lügengebäude um das Feld wohl nicht mehr lang vor ihrer Herrin aufrechterhalten konnten. Aber was sollte er tun?! Gab er zu, dass er versagt hatte, würde er sein Amt verlieren und die gleiche Schmach würde ihm und seiner Frau drohen, die sie schon einmal erlebt hatten. Wenn nicht sogar noch mehr. Sytania konnte ihn und sie durchaus töten lassen, wenn sie wollte. Das wollte er auf keinen Fall. Er begann nachzudenken.

Ein jähes Geräusch riss ihn plötzlich aus seinen Gedanken. Es war die Tür des Hauses, die langsam zur Seite geglitten war. Dann nahm Telzan eine Gestalt wahr, die sich ihm langsam näherte. Er fuhr zusammen. „Ich bin es.“, sagte die Gestalt und er bemerkte erst jetzt, dass es Cirnach war. Sie, seine über alles geliebte Cirnach! Die Einzige, die ihm jetzt helfen konnte.

„Seit wann bist du so schreckhaft, mein Ehemann?“, wollte Cirnach wissen, nachdem sie sich neben ihn gesetzt hatte. „Ich hatte dich schon für Sytania gehalten, meine geliebte Cirnach.“, sagte Telzan und sah sie mild an. „Und warum ängstigst du dich vor unserer Herrin?“, fragte die Vendar neugierig. „Weil Sytania kurz davor ist, unser Geheimnis zu lüften.“, sagte Telzan und sah sie verzweifelt an. „Oh, Telshanach, was soll ich nur tun?! Was soll ich nur tun, Cirnach?!“ „In jedem Fall solltest du mir zuhören, Telzan.“, sagte Cirnach. „Ich habe nämlich eine Lösung für dieses lästige Problem. Aber eigentlich bin es nicht ich, die diese Lösung hatte, sondern es ist die Gefangene Meroola Sylenne.“ „Meroola Sylenne?“, fragte Telzan ungläubig. „Hat sie endlich geredet? Weißt du endlich, was es mit dem Gerät, das sie mitgebracht hat, für eine Bewandtnis hat?“ „Sie hat mir den eigentlichen Zweck nicht verraten.“, sagte Cirnach. „Aber sie hat mir einen Vorschlag gemacht, der all unsere Probleme auf einen Schlag lösen könnte. Sie will das Gerät so konfigurieren, dass es elektrische Energie in deine Sifa leitet, die genau die gleichen Frequenzen hat wie das Energiefeld. Eventuelle Abweichungen erklären wir mit deinen Maßnahmen zu seiner Umerziehung.“ „Aber wird sie denn nicht dahinter kommen?“, fragte Telzan. „Ich meine, der Spiegel von normaler elektrischer Energie verflüchtigt sich doch und …“ „Nicht, wenn wir die Behandlung auf die Sekunde genau immer zur gleichen Uhrzeit wiederholen.“, sagte Cirnach. „Und weil wir deine Sifa dazu bringen werden, sich zu verhalten, als trügest du Energie, wird auch Sytania nicht so genau hinschauen. Das tut sie ja sowieso nicht, solange sie sich in ihren Träumen von Allmacht sonnt.“ „Du bist dir hoffentlich darüber im Klaren, dass wir gerade darüber sprechen, unsere Herrin zu betrügen.“, sagte Telzan. „Willst du etwa wieder dein Amt verlieren?!“, fragte Cirnach und sah ihn wütend an. „Hast du vergessen, was das letzte Mal geschehen ist? Es könnte sogar noch schlimmer für dich enden. Sie könnte dir sogar dein Leben nehmen, weil du versagt hast! Möchtest du das?!“ Telzan schüttelte den Kopf. „Na also.“, sagte Cirnach. „Dann komm mit!“ Damit zog sie ihn hinter sich her in Richtung von Meroolas Zelle.

Die Beiden betraten diese, Als Meroola gerade mit dem Programmieren und dem Verändern der Hardware fertig war. „Ah, da sind ja meine beiden Versuchskaninchen.“, grinste sie. „Ich hatte schon Sorge, ihr hättet es euch überlegt.“ „Das haben wir nicht, wie du sehen kannst.“, sagte Cirnach. „Sehr gut.“, sagte Meroola und hielt Telzan die Griffe hin. Dieser nahm sie ihr ab, den einen in die rechte und den anderen in die linke Hand. „Ich bin so weit.“, sagte er. „OK.“, sagte Meroola ruhig. „Ich schalte ein! Achtung!“ Sie aktivierte ihr Programm.

Telzan überkam ein Gefühl, als trüge er ein echtes Energiefeld. Die Stimulation musste genau die gewünschte Wirkung auf seine Sifa haben. „Wie ist es?“, erkundigte sich Cirnach. „Oh, Telshanach!“, erwiderte Telzan mit einem genießerischen Blick. „Es ist so echt! Es ist so echt! Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich selbst glauben, noch immer das Energiefeld zu tragen.“ „Es ist enorm wichtig, dass du es glaubst!“, flüsterte Cirnach ihm zu. „Enorm wichtig!“ „Ja, ich glaube es, Telshanach.“, sagte Telzan. „Ich glaube es!“

Meroola wandte sich Cirnach zu: „Und nun zu uns beiden. Ich werde diese Dimension nicht verlassen! Schließlich muss ich ja da sein, um deinen Mann weiter zu behandeln. Ich bin ja die Einzige, die sich mit dem Gerät auskennt. Ich werde zum Schein in meiner Zelle bleiben, damit keiner von euren Kollegen auf die Idee kommt, dumme Fragen zu stellen. Aber offiziell …“ „Ich weiß.“, sagte Cirnach. „Offiziell bist du frei!“ „Recht so.“, sagte Meroola.

Sie sah auf das Display des Gerätes. „Die Behandlungszeit ist gleich um. Ich sehe euch zwei also morgen.“ „In Ordnung.“, nickten Telzan und Cirnach. Dann endete die Behandlung, Meroola deaktivierte das Gerät, Telzan gab die Griffe wieder ab und Cirnach führte Meroola in ihren Haftraum zurück.

 

 

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