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Jenna und Joran hatten über die Verteilung der Energie gesprochen, als IDUSA sie darauf aufmerksam machte, dass Tchiach sie gerufen hatte. „Was kann das bedeuten?“, fragte Jenna. Sollte da etwa schon wieder etwas passiert sein?“ „Ich denke ja, Telshanach.“, sagte Joran. „Meine Tochter würde uns sicher nicht umsonst rufen.“ „Das denke ich auch.“, sagte Jenna.

Sie drehte sich der Konsole zu, als sie sagte: „Stell Tchiach durch, IDUSA!“ „Sofort, Jenna.“, antwortete das Schiff. „Ich wollte Ihnen und Joran ohnehin noch etwas zeigen. Auf Terra befinden sich einige Geheimagenten mehr im Garten der O’Gradys und Lycira, Allrounder Scotts Schiff, hat offensichtlich die Umlaufbahn verlassen. Laut meinen Sensoren sind ihre Biozeichen aber sichtbar. Das Gleiche gilt für Lyciras Warpsignatur. Offenbar macht sie sich keine Mühe, ihre Spuren zu verschleiern.“ „Das ist merkwürdig.“, sagte Jenna. „Aber lass mich erst einmal mit der süßen Tchiach reden.“ „OK.“, sagte IDUSA und ihr Bild wich dem Sedrins vor Jennas geistigem Auge. Die Technikerin war allerdings sehr überrascht. „Du hast dich sehr verändert, Tchiach.“, sagte sie und grinste. „Das sollte wohl ein Witz sein, McKnight.“, sagte Sedrin. „Nicht wahr?“ „Das ist richtig, Agent.“, sagte die hoch intelligente Halbschottin. „Aber was gibt es denn?“ „Invictus und Scott sind verschwunden, McKnight.“, sagte Sedrin. „Sehen Sie vielleicht Hinweise auf ihren Verbleib?“ „Das tun wir allerdings, Agent.“, sagte Jenna. „IDUSA hat Lyciras Warpsignatur erkannt. Sie führt von uns weg in Richtung der Genesianer. Außerdem gibt es eine Signatur von Invictus, die in die gleiche Richtung führt. Es sieht aus, als würde er sie führen wollen. Er muss sich in eine Wolke aus Energie verwandelt haben, aber seine Neuralsignatur ist eindeutig.“ Verstanden.“, sagte Sedrin. „Können Sie ihr folgen?“

Bevor Jenna allerdings antworten konnte, hakte IDUSA ein: „Die interdimensionalen Störungen nehmen zu, Jenna. Es fällt mir schwer, sie von Lyciras Warpsignatur zu unterscheiden. Wir sollten mit Commander Zirell unser weiteres Vorgehen besprechen.“ „Das würde ich auch sagen, IDUSA.“, sagte die Technikerin. Dann nahm sie das Gespräch mit Sedrin wieder auf: „Agent, IDUSA hat Probleme, die Signatur zu verfolgen. Die Störungen nehmen zu stark zu. Aber Joran und ich haben ja auch noch eine andere Mission. Die scheint wohl auch im Moment wichtiger zu werden, wie es aussieht. Wir reden mit unserem Commander. Die letzte Entscheidung liegt bei ihr.“ „OK.“, sagte Sedrin, beendete die Verbindung und gab Tchiach erleichtert das Sprechgerät zurück. Zu Kate, die sie fragend ansah, sagte sie nur: „Die Tindaraner werden einen Weg finden. Im Gegensatz zu unserer eigenen Regierung haben sie ja signalisiert, dass sie uns in jedem Fall helfen werden.“ „In Ordnung.“, sagte Kate. „Ich vertraue dir. Du kennst dich da ja schon besser aus als ich. Meine Leute und ich werden wieder einpacken und gehen. Ich werde Tamara nichts über Scotts Vorhaben sagen. Zumindest noch nicht. Später können wir ja immer noch behaupten, wir seien erst im Zuge weiterer Ermittlungen darauf gekommen. Geh du ruhig mit deinem Mann frühstücken. Ich mache das hier schon.“ „Danke, Kate.“, sagte Sedrin erleichtert und sah zu, wie ihre Partnerin die Hütte verließ. Auch sie würde sich jetzt zu Jaden auf die Terrasse begeben, wo er tatsächlich schon mit einem reichhaltigen Frühstück auf sie wartete.

Lycira und ich hatten längst das terranische Sonnensystem verlassen. Der Flug war zwar etwas holperig gewesen, da sie ständig ihren Antrieb den vorherrschenden Bedingungen anpassen musste, aber das hatten wir doch sehr gut gemeistert, obwohl es Stellen gegeben hatte, an denen wir auf ein Viertel Impuls herunterbremsen mussten. Aber viel Zeit musste uns das nicht gekostet haben. Invictus jedenfalls hatte mich weder telepathisch zur Eile gedrängt, noch hatte er eingegriffen, was ihm ja jetzt, nachdem er ja seine Kräfte wiederbekommen hatte, durchaus möglich gewesen wäre.

Wir nähern uns der Grenze, Betsy., sagte mein Schiff. Hast du ernsthaft vor, den Genesianern alles zu erklären? Ich meine, wie willst du sichergehen, dass es sich bei den Kriegerinnen, die wir treffen, nicht etwa genau um Mitglieder des Clans handelt, über die Invictus gesprochen hat? Falls das nämlich nicht der Fall sein sollte, würden wir die schönste Schießerei riskieren und das wäre für uns bestimmt nicht gut. Ich kann uns dann vielleicht nicht retten. Immerhin könnten die Genesianer mehr Schiffe haben und ich wäre allein. „Mach dir da bitte keine Sorgen, Lycira.“, tröstete ich. „Invictus wird uns schon warnen. Schließlich will er uns ja auch führen und wird genau wissen, welchen Kriegerinnen wir vertrauen können und welchen nicht. Ich bin sicher, er beobachtet uns jetzt auch ganz genau mit Hilfe seiner seherischen Kräfte. Oder was sagst du dazu? Genauso wie du eine echte telepathische Verbindung zu mir unterhältst, dürfte es dir ja auch möglich sein, seine Aura zu spüren, oder irre ich mich da?“ Du irrst dich nicht, Betsy., sagte Lycira. Und du hast Recht. Ich spüre genau, dass er uns beobachtet. Aber ich spüre auch, dass du dir Sorgen machst und deine coole Fassade langsam zu bröckeln beginnt. Aber der Grund für deine Sorge sind nicht die Genesianer. Es sind eher die eigenen Kameraden. Könntest du mir das vielleicht erklären? „Das kann ich.“, sagte ich. „Pass auf, Lycira. Wir beide, wir werden gleich die Oberste Direktive übertreten und das kann ich ihnen ja wohl schlecht auf die Nase binden. Wenn ich sage, was ich vorhabe, wenn wir in eine Kontrolle kommen, dann werden sie mich verhaften und dann geht alles genauso weiter und Sytania gewinnt am Ende sogar noch. Die Betonköpfe raffen ja nicht, was hier abgeht!“ Du scheinst viel Zeit im Kreise einiger Celsianer zu verbringen., stellte mein Schiff fest. „Na ja.“, sagte ich. „Mein Mann lebt ja schließlich dort.“

Es vergingen einige Minuten, in denen Lycira zu überlegen schien. Wir könnten die Grenze im toten Winkel einiger Sensoren überqueren., schlug sie vor. Bis wir in der neutralen Zone wären, wäre es schon zu …

Sie hatte sich plötzlich selbst unterbrochen und mir ein Bild gezeigt. Es war das Bild eines kleinen Shuttles. Ich erkannte sofort, dass es ein Shuttle der Sternenflotte sein musste. Es war auf jeden Fall längsseits gekommen und jetzt wurden wir auch noch von Bord des Schiffes gerufen, was meine Vermutung bestätigte. Laut Lycira war der Pilot des Shuttles ein leicht untersetzter Mann in der Uniform eines Agent. Er hatte kurze braune Haare und einen ebensolchen Bart.

„Ich bin Agent John Larsson von der Grenzpatrouille der Föderation der vereinten Planeten.“, stellte er sich mit seiner doch recht warm und ruhig klingenden tiefen Stimme vor. „Allrounder Scott, machen Sie keinen Unsinn! Kehren Sie um, dann wird Ihnen kein Haar gekrümmt und wir vergessen die ganze Angelegenheit. Sagen wir, es war ein Navigationsfehler aufgrund einer Fehlfunktion der Sensoren Ihres Schiffes. Verstehen Sie mich richtig! Ich bin auf Ihrer Seite! Sie haben zu viele Verdienste, als dass ich Sie einfach wie eine Schwerverbrecherin ins Gefängnis werfen könnte. Dazu haben Sie uns alle viel zu oft gerettet! Das verdienen Sie nicht. Aber was Sie jetzt vorhaben, das dürfen Sie nicht! Seien Sie doch vernünftig. Denken Sie an die Werte der Föderation!“

Ich war erstarrt und nicht in der Lage gewesen, ihm zu antworten. Trotz all der Maßnahmen, die Lycira und ich ergriffen hatten, war es ihm möglich gewesen, uns zu erkennen. Wie das passiert war und vor allem wie er meine Absichten herausgefunden hatte, war mir schleierhaft.

Aber ich hatte auch keine Zeit, großartig darüber nachzudenken, denn im nächsten Moment hörte ich etwas, das sich anhörte wie Lyciras interdimensionaler Antrieb. Dann bemerkte ich, dass sie die Steuerkontrolle an sich gezogen hatte. Kurze Zeit danach waren all ihre Antriebsgeräusche verstummt. „Wohin hast du uns gebracht, Lycira?“, fragte ich etwas verwirrt. Wir sind im Kern eines hohlen Kometen., sagte sie. Es tut mir leid. Ich konnte dich nicht mehr warnen, da wir die Zeit nicht hatten. Der Mantel des Kometen ist so dick, dass kein Sensor durch ihn scannen kann. Weder auf genesianischer, noch auf Föderationsseite. Ich kann dir übrigens auch sagen, woher Larsson unsere Absichten kannte. Er wird letzte Nacht von Sytania geträumt haben. Ihr Einfluss auf ihn war jedenfalls deutlich für mich zu spüren. „Der arme Mann!“, sagte ich betroffen. „Tja, es wäre wohl von Zeit zu Zeit mal ganz gut gewesen, wenn er sich öfter mit dem Erfasser gescannt hätte. Aber das zeigt mir auch, dass wir auf der Hut sein müssen, Lycira.“ Das kann ich nur bestätigen., erklärte mein Schiff. Aber ich glaube, dass ich uns in gewisser Hinsicht gerade selbst ein Ei ins Nest gelegt habe. Wenn wir nicht entdeckt werden wollen, dann müssen wir hier in dem Kometen bleiben. Mit Hilfe der Einstellungen meiner Umweltkontrollen kann ich dich warmhalten, obwohl wir in diesem Eisklotz sind. Aber wir können dem Kometen ja nicht sagen, wohin er fliegen soll.

Sie hatte das kaum ausgesprochen, da kam mir erneut ein Bild in den Sinn. Während meiner Schulzeit hatte ich eine Klassenkameradin und die hatte einen Hamster. Der wiederum hatte eine Plastikkugel, in die man ihn setzen konnte. Durch Veränderung seiner eigenen Position in ihrem Innern konnte er die Kugel in alle Richtungen bewegen, in die er wollte. So konnte er frei in der Wohnung herumlaufen, ohne eventuell zum Opfer des Familienhundes zu werden. In einer ähnlichen Situation waren wir ja jetzt auch. Wir waren der Hamster, der Komet war die Kugel und der Familienhund war in diesem Fall die Grenzpatrouille.

„Du irrst dich, was deine Idee angeht, Lycira!“, sagte ich fest. „Wir können nämlich durchaus die Position des Kometen verändern, wenn er weniger Masse hat als wir! Überprüfe das!“ Er hat weniger Masse., sagte mein Schiff. Schließlich ist er hohl. Der Hohlraum ist groß genug, dass wir darin in alle Richtungen manövrieren könnten. Aber was genau hast du vor? „Gib mir die rechte Steuerdüse, Lycira!“, befahl ich. „Aber mit Schwung!“ Na, dann halt dich mal gut fest!, sagte sie und tat, was ich ihr soeben befohlen hatte. Für ca. zwei Sekunden brachte sie die Steuerdüse auf volle Leistung. Das hatte zur Folge, dass sie sich sehr schnell um sich selbst drehte. Diese plötzliche Veränderung ging auch in Form eines Rucks durch den Kometen, der sofort begann, sich wie ein Brummkreisel um die eigene Achse zu drehen. Durch die aufgrund der Schwerelosigkeit herrschende Trägheit um uns herum hielt die Drehbewegung sogar auch noch an, als mein Schiff die Düse längst wieder abgeschaltet hatte. „Schubumkehr, Lycira!“, befahl ich. „Sonst drehen wir uns hier bis zum Sankt Nimmerleinstag!“ OK!, gab mein Schiff zurück und zündete die linke Düse. Was ich in diesem Fall unter Schubumkehr verstand, hatte ich ihr mit Absicht nicht gesagt, denn ich war mir sicher, sie würde selbst drauf kommen.

Ihr Avatar vor meinem geistigen Auge sah mich plötzlich an, als hätte sie ein Aha-Erlebnis gehabt. Ich glaube, ich habe dich verstanden, Betsy., sagte sie. Wenn wir eine Veränderung unserer Position vornehmen, die schnell genug ist, dann können wir die Flugrichtung des Kometen beeinflussen und vielleicht sogar seine Geschwindigkeit. Aber dann müsste ich ihm einen Schups nach Vorn geben. Wenn ich dann aber wieder eine Schubumkehr durchführe, um uns auf die alte Position zu bringen, damit ich von neuem starten kann, bremse ich uns wieder. „Dann musst du ohne Antrieb rückwärts fliegen.“, sagte ich. „Stell deinen Hecktraktorstrahl auf so geringe Leistung, dass seine Reichweite gerade mal einmal über den Durchmesser unseres kleinen Verstecks hier geht. Zieh aber noch einen oder zwei Zentimeter ab, damit wir noch Spiel haben bis zur Wand. Ich will deine Hülle ja nicht beschädigen, falls das mit dem Bremsmanöver mal nicht klappt. Dann aktivierst du den Strahl. Sobald wir am Ende seiner Reichweite angekommen sind, deaktivierst du einfach den Antrieb und lässt dich zurückziehen. Die Wand des Kometen können wir nicht zu uns ziehen. Aber da du bei inaktivem Antrieb ja keinen Widerstand mehr leistest, wird sie dich quasi zu sich ziehen.“ Merkwürdiges Manöver., wunderte sich Lycira. Aber ich vertraue dir.

Damit führte sie meine Befehle aus. Tatsächlich gelang es uns auf diese Weise, den Kometen quasi als mobile Tarnung zu benutzen. So würden wir über die Grenze kommen. Einfach einen interdimensionalen Flug zu starten und hinter der Grenze wieder in die Dimension einzutauchen, wäre unklug gewesen. Diese Spur hätten sie nämlich durchaus verfolgen können. Mich beschäftigten nur zwei Fragen: Wo war der Komet plötzlich hergekommen und wo war Invictus?

Sytania hatte grinsend vor dem Kontaktkelch gesessen. Gemeinsam mit Telzan hatte sie sich das Ergebnis ihrer letzten Schandtaten angesehen. „Er hat es wirklich versucht, Milady!“, freute sich der Vendar. „Larsson hat tatsächlich versucht, Scott aufzuhalten!“ „Ja.“, bestätigte die Prinzessin. „Aber leider hat er versagt. Es war aber nicht seine Schuld. Wer hätte denn ahnen können, dass dieses verdammte Schiff so intelligent ist und Invictus‘ Einmischung genau richtig versteht. Dieses verdammte Einhorn hat sich doch tatsächlich in einen Kometen verwandelt und bietet Scott und ihrem Schiff jetzt Schutz! Das hatte ich leider nicht bedacht. Die Zukunft könnte also, wenn wir nicht aufpassen, doch noch so stattfinden, wie ich sie in meinen schlimmsten Albträumen gesehen habe.“ „Oh dessen bin ich nicht so sicher.“, sagte Telzan. „Cirnach kommt mit dem Weben des Tuches gut voran und wenn es so weiter geht, dann dürften wir, wenn die Dimensionen untergehen, dies als einzige überleben. Ihr werdet dann absolute Macht haben und dann könnt Ihr Euch die Dimensionen so wiedererschaffen, wie es Euch beliebt. Dann wird es keine Föderation, keine Tindaraner, keinen Dill und auch sonst niemanden mehr geben, der Euch ins Handwerk pfuschen könnte.“ „Ach, wenn es doch nur schon so weit wäre!“, stöhnte Sytania. „Ich spiele ernsthaft mit dem Gedanken, die Sache ein wenig zu beschleunigen.“ „Gerade das solltet Ihr nicht tun!“, sagte Telzan fest, langsam und deutlich. „Man weiß in den Kreisen Eurer Widersacher schon längst, dass Ihr an der Sache nicht gerade unschuldig seid. Wenn Ihr Euch jetz noch über die Maße einmischt, dann wirkt das wie ein Geständnis und selbst die größten Zweifler werden überzeugt sein. Außerdem wäre es Wasser auf die Mühlen einer gewissen demetanischen Agentin, die Ihr ja ohnehin als Eure persönliche Gegnerin betrachtet. Wollt Ihr das?“

Sytania gab einen schweren Seufzer von sich. „Nein, Telzan!“, sagte sie. „Das will ich natürlich nicht. Ach, ich weiß schon, warum du mein bester Stratege bist. Du hast die Besonnenheit und Geduld, die mir offenbar abgeht. Gut, dass du mich aufmerksam gemacht hast. Aber lass uns doch mal das Thema zu etwas Erfreulicherem wechseln. Wie geht es mit dem Feld voran?“ „Es wird von Tag zu Tag besser.“, sagte Telzan. „Die Anfangsschwierigkeiten scheinen wohl endlich überwunden zu sein. Ich denke, das Feld hat sich in sein Schicksal gefügt. Cirnach hat mich heute untersucht. Sie denkt, dass ich das Feld wahrscheinlich schon morgen übertragen muss. Wenn das passiert ist, werde ich persönlich mit einem Schiff in die interdimensionale Schicht fliegen und die Torpedos ausbringen. Das wird den Untergang zwar auch beschleunigen, aber es wird zu einem Zeitpunkt geschehen, an dem sowieso keiner mehr etwas ändern kann. Dann kann es Agent Sedrin Taleris-Huxley egal sein, ob sie Euch draufkommt. Sie wird nicht mehr dazu kommen, Euch zu verhaften, weil sie dann schon nicht mehr leben wird.“ Er lachte hämisch. „Das klingt alles sehr gut, Telzan.“, sagte Sytania. „Dann habe ich ja etwas, auf das ich mich freuen kann. Wie es aussieht, hätte das Timing für das Feld auch nicht besser sein können. Wie es aussieht, kommt der große Knall auch schon morgen. Du hast also alles richtig gemacht. Die Quellenwesen werden sich schwarzärgern, wenn sie sehen, dass ihr schönes Feld derart von uns missbraucht wird!“ „Dem kann ich nur zustimmen, Hoheit.“, sagte Telzan.

Der Vendar war noch einmal geistig zu Larsson zurückgekehrt. „Um noch einmal auf diesen vertrottelten Grenzpolizisten von der Föderation zurückzukommen, den Ihr von Euch träumen lassen habt.“, sagte er. „Glaubt Ihr nicht, er könnte zu seinen Vorgesetzten laufen und ihnen stecken, dass Ihr ihn des Nachts in seinem Geist besucht habt?“ „Ach, Telzan.“, sagte Sytania abfällig. „Für was für eine Anfängerin hältst du mich denn eigentlich, he? Denkst du nicht, ich hätte da nicht vorgesorgt? Natürlich habe ich ihm nicht gezeigt, dass ich eben ich bin. Ich habe ihm nur telepathisch übertragen, was ich in einer Vision gesehen hatte, nämlich die Überquerung der Grenze durch Allrounder Betsy Scott und ihr Schiff. Wer die Absenderin der Nachricht war, wird er niemals erfahren. Wirklich niemals! Oh, es war mir ein Leichtes, in seinen Geist einzudringen und ihm die Vision zu überspielen. Wie du schon gesagt hast. Er ist nicht sehr helle, was das angeht. Wenn Scott die Zeit gehabt hätte, ihn mit der Nase darauf zu stoßen, dann hätte es vielleicht anders ausgesehen. Aber die hatte sie ja nicht, weil ihr Schiff und Invictus rechtzeitig reagiert haben. Aber er hätte ihr sowieso nicht geglaubt, weil er jetzt womöglich von sich meint, hellsehen zu können, der Idiot. Oh, ihr Götter, war ich froh, als ich diesen unterbelichteten Kopf wieder verlassen konnte!“ „Ihr habt mein Mitleid, Milady.“, sagte Telzan und sah sie fast freundlich an. „Aber was können wir tun? Ihr sagtet, dass Ihr eine Vision gehabt hättet, die sehr grausig sei. Was beinhaltete sie in Bezug auf Scott und ihre Mission?“ „Wenn wir nichts tun!“, sagte Sytania und wurde dabei sehr aufgeregt. „Dann könnte es sein, dass sie das Band zwischen Valora und mir doch noch zerstört. Aber wir können nichts tun, jetzt, da Invictus seine Kräfte wiederbekommen hat. Diese verdammte Celsianerin! Hat sie uns doch wirklich hereingelegt!“ „Ihr sprecht von Ginalla El Celsius.“, vergewisserte sich der Vendar. „Ja, sie hat uns wahrlich hereingelegt. Da schlüpft sie einfach mit einem zweiten Gerät und ihrem Schiff durch unsere Kontrollen. Meroola Sylenne war also nur ein Köder. Aber anscheinend ist sie wohl doch auf unserer Seite. Sonst hätte sie ja nicht …“

Er schluckte. Fast wäre ihm der Grund für den Deal mit Meroola entglitten. „Sonst hätte sie nicht was?!“, fragte Sytania nach. „Sonst hätte sie uns nicht so freiwillig den Zweck des Gerätes verraten.“, sagte Telzan. „Sie sagte, dass es, wenn man es ein wenig umbaut, mir durchaus bei der Umerziehung des Feldes helfen könnte. Genau das ist auch passiert. Sonst wäre ich jetzt sicher nicht so weit, wie ich es bin.“ „Schau an, schau an.“, sagte Sytania. „Unsere neueste Gefangene ist also eine Doppelagentin. Erst gibt sie vor, auf der Seite des Guten zu kämpfen, entscheidet sich dann aber doch für uns. Kluges Kind! Sie weiß eben, auf welcher Seite das Brot gebuttert ist.“ „In der Tat!“, bestätigte Telzan fest. „Das weiß sie. Deshalb möchte ich anregen, dass wir ihr so schnell wie möglich die Freiheit schenken. Sie wird aber ein Schiff benötigen. Ich würde ihr gern eines unserer Shuttles geben.“ „Wir wollen es mal nicht übertreiben!“, sagte Sytania. Eine Rettungskapsel wird reichen. Aber warum will sie denn überhaupt weg? Sie könnte doch ebenso gut hier abwarten, bis alles vorbei ist!“ „Sie sagt, sie traut dem Braten nicht.“, sagte Telzan. „Außerdem ist sie daran interessiert, dass ihre Heimat tatsächlich untergeht. Das würde sie gern Live sehen. Wenn man bedenkt, wie übel man ihr schon in ihrem Leben mitgespielt hat, dann lässt sich das auch durchaus verstehen. Sie hat mir während der Behandlungen, die sie mit Hilfe des Gerätes bei mir durchgeführt hat, ihre gesamte Geschichte erzählt und sogar ich bin dabei fast in Tränen ausgebrochen.“ „Nun gut.“, sagte Sytania. „Sie soll ihre Freiheit und die Kapsel haben. Geh in ihre Zelle und sag ihr das!“ „Sofort, Herrin!“, rief der Vendar aus, drehte sich zackig um und verließ den Thronsaal von Logars ehemaligem Schloss, das jetzt ja Sytanias Schloss war. Natürlich war ihm klar, dass er die Wahrheit ein wenig verdreht hatte. Aber er hatte sie offenbar gut genug verkauft, dass die Königstochter sie ihm abnehmen musste.

Meroola erwartete ihn bereits in ihrer Zelle. Sie saß vor dem Monitor des Gerätes und hielt ihm die Griffe hin. „Setz dich.“, sagte sie und grinste ihn verbrecherisch an. „Das wird die letzte Behandlung werden, Meroola Sylenne.“, sagte Telzan. „Ich verstehe.“, sagte sie lakonisch. „Morgen soll die Welt also untergehen, wie?“

Sie aktivierte das Gerät. „In der Tat!“, sagte Telzan mit einem genießerischen Ausdruck im Gesicht. „Aber du bekommst eine Rettungskapsel. Damit kannst du in die interdimensionale Schicht fliegen und deiner Heimat beim Untergang zusehen.“ „Ich danke dir.“, sagte Meroola, die sehr gut verbarg, warum sie die Kapsel tatsächlich haben wollte.

Die Behandlung hatte geendet. „So, das wär’s.“, sagte Meroola. „Morgen komme ich mit der Vorrichtung und dann verteilen wir die Energie auf die Torpedos. Deine Sifa ist kurz vor dem Zeitpunkt der Übertragung.“ „In Ordnung.“, sagte Telzan. „Ich selbst werde dich dann zu deiner Kapsel eskortieren.“ „OK.“, sagte Meroola und sah grinsend zu, wie ihr Gefängniswärter, der ihr wie ein zahmes Lamm aus der Hand fraß, die Zelle wieder verließ.

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