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Während IDUSA alles für die Verbindung zu Times Schiff vorbereitete, hatten Joran und Maron Gelegenheit gefunden, über die Situation zu diskutieren. „Was genau hast du gemeint, als du sagtest, wir sollten Allrounder Scott nicht unterschätzen, Joran?“, fragte der Agent. „Sie ist kein gewissenloses Wesen, welches töten würde nur um nach Hause kommen zu können.“ „Unter normalen Umständen würde ich dir sicher zustimmen, Maron El Demeta.“, erwiderte der Vendar. „Aber sie weiß auch, dass es sich bei den Wesen nur um Kopien handelt.“ „Die aber zu völlig autarken Lebewesen geworden sind, als Benevidea ihre Verbindung zu ihnen verloren hat.“, sagte Maron. „Das wird sie mit Sicherheit berücksichtigen. Da Sternenflottenoffiziere Leben achten und insbesondere empfindungsfähiges und intelligentes Leben, wird sie sich sehr schwer tun mit dieser Entscheidung. Unter Umständen wird sie gar nicht in der Lage sein sie zu treffen. Eventuell müssen wir ihre Entscheidung dann akzeptieren und sie dort lassen.“ „Dann werden aber auch alle Dimensionen aus dem Gleichgewicht geraten, Agent Maron.“, sagte Joran. Meine Telshanach sagt, laut ihren Berechnungen hätten wir noch knapp einen Monat, bevor alles zusammenbricht.“ „Scott muss also wählen zwischen einigen Millionen von Wesen, die sie über die Klinge springen lässt oder einigen Milliarden von ihnen.“, fasste Maron zusammen. „In der Tat, Maron El Demeta.“, sagte Joran. „Ich weiß auch, dass Betsy El Taria am liebsten keiner Fliege etwas zuleide tut. Außerdem weißt du, dass Benevideas Schöpfung durch einen mentalen Akt entstanden ist. Wenn man sie zerstören will, kann es also extrem wichtig werden, dass Betsy sie auch zerstören will. Es könnte nicht ausreichen, dass sie einfach nur Befehle ausführt, selbst wenn du oder ein anderer Offizier höheren Ranges es ihr befehlen würde.“ „Aber man kann sie nicht überzeugen!“, sagte Maron mit Nachdruck. „Ihr Charakter ist dafür nicht gemacht!“ „Da bin ich nicht sicher, Maron El Demeta!“, sagte der Vendar. „Lass mich an dem Gespräch teilhaben und du wirst sehen!“ „Na gut.“, sagte Maron. „Ich vertraue dir.“

Die Electronica war inzwischen bei den Weltraumwirbeln angekommen. Sensora hatte das Schiff in einiger Entfernung zu ihnen gestoppt. „Warum haben wir angehalten, Allrounder?“, fragte Yetron, der zu jenem Zeitpunkt das Kommando innehatte, da sich Time bei Benevidea befand, um sie auf ihre bevorstehende Heimkehr vorzubereiten. „Bitte schauen Sie auf den Schirm, Sir.“, sagte die Androidin am Steuer sachlich und schaltete ihm die Sensorenbilder durch. Der Demetaner sah sie sich genau an. Dann sagte er: „Es sieht aus, als hätten alle Wirbel beträchtliche Schlagseite, Allrounder. Aber in Anbetracht der dimensionalen Realitäten ist das wohl kein Wunder.“ „Das ist korrekt.“, sagte Sensora. „Wenn ich uns allerdings hindurchbringen soll, muss ich die E-Trimmung ausschalten, um das Schiff um 45 Grad in alle Richtungen im Verhältnis zu den Wirbeln neigen zu können und seine Fluglage jederzeit den Wirbeln und ihrer Bewegung anpassen zu können. Sonst wird die Electronica reagieren wie eine Glasmurmel, die man auf ein Trampolin wirft. Wir werden an den im Verhältnis zu uns schräggestellten Wirbeln einfach abprallen.“

Yetron wandte sich dem Mikrofon für die Bordsprechanlage zu und drückte den Knopf, der ihn direkt mit dem Frachtraum verband, in dem sich Time jetzt befinden musste. Dieser war tatsächlich gerade dabei, das Einhorn zu streicheln und es zu trösten, denn Benevidea war sehr traurig geworden. „Es tut mir so leid, was ich getan habe, Peter.“, gab sie zu. „Das muss es nicht, meine Kleine.“, tröstete der Terraner. „Du kannst schließlich nichts dafür. Die einzigen, denen ich so richtig die Leviten lesen werde, sind deine Eltern. Weder deine Stiefmutter noch dein Vater haben deine Angst erkannt und mit dir darüber geredet. Ein ganz schönes Armutszeugnis für zwei Mächtige, wenn du mich fragst! Meine Präsidentin hat mich zwar in diplomatischer Mission zu euch geschickt, aber die Situation hat sich verändert. Da können ein paar harsche Worte gegenüber ihnen nicht schaden, denke ich!“ „Schimpf aber bitte nicht zu heftig mit ihnen.“, bat Benevidea. „Ich will nicht, dass sie dann auch noch traurig und wütend auf dich sind.“ „Keine Angst.“, sagte Peter und kraulte sie fest. „Ich weiß schon, was ich tue.“ „OK.“, sagte das Einhorn. „Darf ich deine Hände ablecken, Peter?“ „Wenn es dich beruhigt.“, sagte Time und streckte ihr beide Hände hin. Langsam ließ Benevidea ihre Zunge über sie gleiten und Time stellte fest, dass es ihm sogar gefiel. Er machte sich keine Gedanken über eventuelle hygienische Folgen. Dagegen hatte schließlich irgendein Schlauberger mal die Schalldusche erfunden, wie er meinte. Aber wirklich genießen konnte er das auch nicht, denn auch die Sprechanlage piepte unaufhörlich. „Leider brauche ich meine Hände mal kurz, Süße.“, flüsterte er Benevidea zu. „Da möchte jemand mit mir sprechen. Ich bin gleich wieder da.“ „Na gut.“, sagte das Einhorn und nahm ihre Zunge von Times Händen, der sie sich kurz an seiner Uniform abwischte und dann zur Sprechanlage ging.

In ihrem Display konnte Time sehr gut das Rufzeichen des Arbeitsplatzes seines Ersten Offiziers erkennen. „Was gibt es, Mr. Yetron?“, fragte er. „Sir, Ihnen wird aufgefallen sein, dass wir gestoppt haben.“, setzte Yetron voraus. „Sensora musste das tun, weil sie einige Einstellungen vornehmen muss, bevor sie uns durch die Wirbel bringen kann. Die sind nämlich sehr wackelig auf den Beinen, wenn ich das mal sagen darf. Sie haben ziemliche Schlagseite in alle Richtungen. Der Allrounder wird die E-Trimmung ausschalten müssen, um das Schiff in alle Richtungen neigen zu können. Da wir hier drin künstliche Gravitation haben, wird sich der Flug für uns wie eine Fahrt in einer Achterbahn anfühlen. Benevidea könnte Angst bekommen. Sie sollte sich lieber hinlegen und Sie sollten sich auch setzen.“ „Na gut, Mr. Yetron.“, sagte Time und scherzte: „Solange unser Allrounder mit uns keinen Looping hinlegt, darf sie machen was sie will, um uns durch die Wirbel zu bringen. Sagen Sie ihr das! Sie soll aber eine schiffsweite Ansage machen, damit alle Bescheid wissen.“ „Gut.“, sagte Yetron nur und beendete die Verbindung.

Time wandte sich wieder Benevidea zu: „Leg dich bitte hin. Das ist besser für dich. Wenn du gleich fallen solltest, weil wir schräggestellt sind, könntest du dich schwer verletzen. Ich weiß ja nicht, wie weit deine Macht schon zurückgekehrt ist. Wir sollten besser vorsichtig sein.“ „OK.“, sagte Benevidea. „Aber was ist die E-Trimmung?“ „Das ist ein Computerprogramm.“, erklärte Time. „Normalerweise macht sie, dass das Schiff immer gleichmäßig von seinen Antriebsfeldern getragen wird. Wenn sie aus ist, kann der Pilot aber alle Spulen einzeln steuern. Jedes einzelne Feld kann geschwächt oder verstärkt werden. Das hängt mit den Steuerbewegungen zusammen. Das Programm heißt so, weil in früheren Jahrhunderten Flugzeuge ausgetrimmt werden mussten, damit sie gerade in der Luft liegen konnten. Wenn sie auf einer Seite zu schwer waren, dann neigten sie sich ja auch. Die E-Trimmung hält das Schiff ja genauso im Lot. Ich hoffe, ich habe das jetzt richtig erklärt.“ „Ich habe es auf jeden Fall verstanden.“, sagte das Einhorn und legte sich ab.

Time ging zur Sprechanlage zurück und betätigte den Knopf, der ihn direkt mit Yetrons Arbeitsplatz verband: „Wir wären dann so weit, Agent!“ „OK.“, sagte Yetron kurz, bevor er die Verbindung zu Time wieder beendete.

Yetron wandte sich Sensora zu: „Wir können dann, Allrounder!“ „Einen Moment noch, Sir.“, sagte die Androidin, die in diesem Moment eine nervöse Leuchte auf der Konsole für den Transceiver registrierte. „Es sieht aus, als würden wir gerufen. Das Rufzeichen ist das der tindaranischen Basis 281 Alpha.“ „Stellen Sie durch, Sensora!“, befahl Yetron. „Und Position halten! Wir setzen unseren Flug fort, sobald ich mit Commander Zirell gesprochen habe.“ „Laut Rufzeichen kommt der Ruf von der Konsole des Arbeitsplatzes des Ersten Offiziers.“, korrigierte Sensora seine Annahme. „Laut Computer ist auch die Konsole des SITCH-Offiziers in die Anfrage integriert. Es handelt sich also um eine Konferenzschaltung.“ „Auch gut.“, sagte Yetron ruhig. „Dann geben Sie mir eben beide.“

Sensora nickte und führte die Befehle des Demetaners aus, der bald in die Gesichter von Maron und Joran blickte. „Yetron, wo ist Commander Time?“, fragte Maron. „Er ist im Frachtraum und kümmert sich um unsere Passagierin.“, sagte Yetron. „Du und Joran, ihr werdet wohl mit mir vorliebnehmen müssen.“ „Nicht gleich beleidigt sein.“, beschwichtigte Maron seinen Kollegen und Landsmann. „Ich bin nicht beleidigt.“, erklärte Yetron. „Deine Frage hat bei mir nur den Eindruck erweckt, du könntest glauben, ich wäre nicht in der Lage, dein Problem zu lösen.“ „Das würde ich nie behaupten.“, sagte Maron. „Immerhin bist du als Talent dafür ja über alle dimensionalen Grenzen hinaus bekannt. Also, hier ist mein Problem: Allrounder Scott müsste, wie du sicher schon weißt, die Dimension, in der sie sich jetzt gemeinsam mit Commander Data befindet, zerstören, um wieder nach Hause kommen zu können. Das würde aber auch bedeuten, sie müsste alle, die darin wohnen, töten. Als Sternenflottenoffizierin wird sie das aber nicht tun wollen, denke ich, denn sie achtet das Leben viel zu hoch, auch wenn es sich nur um Kopien handelt. Sie hat sicher auch gemerkt, dass diese zu autarken Lebensformen geworden sind und nicht mehr von Benevidea abhängen. Das würde die Entscheidung für sie noch umso schwerer machen. Da das doppelte Föderationsuniversum durch einen mentalen Akt entstanden ist, geht Joran außerdem davon aus, dass sie es aber auch zerstören wollen muss und es nicht ausreichen würde, wenn sie einfach nur von einem ranghöheren Offizier den Befehl dazu erhielte. Abgesehen von der Tatsache, dass sie sich dann sicher nicht mehr im Spiegel ansehen könnte. Du weißt schon, wie ich das meine. Ich denke, dass sie nicht davon zu überzeugen ist, aber Joran glaubt, dass man sie überzeugen kann. Was meinst du dazu?“ „Um ehrlich zu sein, schließe ich mich Jorans Meinung an.“, sagte Yetron mit einer Sachlichkeit, die schon fast an die Antwort eines Vulkaniers erinnern konnte. Marons Erwiderung darauf ließ ihn aber gleich auch erkennen, wie sehr er seinen Freund damit erschreckt haben musste. „Was bitte meinst du damit?!“, stammelte dieser. „Ich meine, dass sie bestimmt nicht zu überzeugen ist, wenn du es so plump anfängst.“, sagte Yetron. Wenn du in den Vordergrund stellst, dass sie jede Lebensform tötet, dann wirst du sie mit Sicherheit nicht überzeugen! Das deckt sich durchaus mit Scotts Charakter. Ich kenne sie aber gut genug, um beurteilen zu können, dass sie Argumenten gegenüber durchaus offen ist, die ihr die Entscheidung erleichtern können. Wenn sie Schwierigkeiten bei einer Entscheidung hat, diskutiert sie diese gern mit anderen durch. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Ich war oft genug einer ihrer Diskussionspartner. Joran, glaubst du, es könnte möglich sein, jemanden zu ihr zu schmuggeln?“ „In der Tat, Yetron El Demeta.“, sagte der Vendar ruhig. „Meine Telshanach, die du als Jenna McKnight kennen dürftest, sagt, wir könnten Benevideas Barriere vielleicht austricksen, wenn derjenige, den wir schmuggeln wollen, keinen Gedanken daran verschwendet, Betsy El Taria aus der Dimension zu holen. Eventuell benötigen wir die Hilfe der Einhörner.“ „Das dachte ich mir.“, sagte Yetron. „Hört zu: Damit der Allrounder eine freie Entscheidung treffen kann, die nur auf den vorgebrachten Argumenten basiert, darf niemand zu ihr gehen, der im Rang unter einem Commander steht. Sie ist in Begleitung von Commander Data, der, da er ja auch in ihre Dimension gehört, glaubwürdig die Position für die Zerstörung von Benevideas Schöpfung vertreten könnte. Damit sie ihre Entscheidung im Zweifel vielleicht nicht doch nur von der Kommandokette abhängig macht, müsste der Anwalt der Schöpfung auch ein Commander sein. Der Allrounder müsste allerdings auch physisch in eine Position gebracht werden, in der sie beiden frei zuhören kann. Das dürfte uns allen sehr helfen, aber vor allem ihr. Ich weiß, dass wir sie manipulieren werden und dass sie sehr wohl intelligent genug sein könnte, dies zu durchschauen. Aber ich selbst habe bereits erlebt, dass es Situationen gibt, in denen sie durchaus manipuliert werden will, um ihr Gewissen beruhigen zu können. Sie scheint mit sehr hohen moralischen Standards aufgewachsen zu sein und ihre Konformität, was Regeln und Gesetze angeht, rührt wahrscheinlich nicht zuletzt von einer starken Angst vor Strafe her.“ „Verstehe.“, sagte Maron. „Das ist mir auch schon aufgefallen. Aber wir können es drehen wie wir wollen. Wir werden wohl die Hilfe deines Commanders benötigen.“ „Das ist korrekt.“, sagte Yetron mit einer Gewissheit, die Maron erneut das Blut in den Adern gefrieren ließ. „Ich kann mich mit dem Gedanken einfach nicht anfreunden, dass wir so etwas mit der armen Frau tun.“, sagte er. „Der Ausgang ist doch völlig offen.“, erklärte Yetron. „Es kann sein, dass sie sich für Datas Position entscheidet und die Dimension zerstören will. Genauso gut kann es aber auch sein, dass sie sich für Times Position entscheidet. Dann müssen wir völlig neu überlegen. Genauso gut kann es sein, dass Time bei dem gesamten Plan nicht mitmacht und ihn uns sogar verbietet. Und zwar aus den gleichen Gründen, die dich Skrupel fühlen lassen.“ „Na gut.“, sagte Maron. „Dann will ich dir mal glauben und vertrauen. Aber hoffentlich nimmt uns Scott das wirklich nicht eines Tages sehr übel.“ „Lass uns sehen, wie es ausgeht.“, schlug Yetron vor. „Wenn ich mit Time gesprochen habe, werden wir mehr wissen.“ „Einverstanden.“, sagte Maron und beendete die Verbindung.

Peter hatte sich direkt neben Benevideas Kopf gesetzt. Da sie jetzt neben ihm lag, war es ihm ohne Mühe möglich, sie fest und ausgiebig zu kraulen. „Du kannst sehr gut kraulen, Peter.“, ließ die Übersetzersoftware das Einhorn sagen. „Du kannst das sogar so gut, dass ich gar nicht gemerkt habe, dass wir Achterbahn gefahren sind.“

Time holte tief Luft und lauschte angestrengt. Dann sagte er: „Ich höre immer noch keine Maschinen, Benevidea. Es scheint, als wären wir noch nicht weitergeflogen. Ich werde mal auf der Brücke nachfragen, was da so lange dauert. Dazu muss ich allerdings mit dem Kraulen aufhören.“ „Ist schon gut.“, antwortete das Einhorn. „Ich werde ja dann wieder in den Genuss deiner Krauleinheiten kommen. Ich frage mich wirklich, ob Captain Kirk genauso gut kraulen konnte wie du.“ „Na ja.“, sagte Peter. „Jeder hat seine verborgenen Talente.“

Er stand auf und rieb sich das rechte Bein, das aufgrund der Stellung, die er beim Sitzen eingenommen hatte, etwas eingeschlafen war. „Ich bin wohl auch nicht mehr der Jüngste.“, stellte er fest und stakste zur Sprechanlage. Dann nahm er das Mikrofon in die Hand und drückte den Knopf, der ihn direkt mit dem Arbeitsplatz seines Ersten Offiziers auf der Brücke verband. „Yetron, was ist da los bei euch?“, fragte Time. „Warum sind wir nicht schon längst im Dunklen Imperium?“ „Es gab Komplikationen.“, sagte der demetanische Agent zur Antwort, dessen oft sehr gewählte Ausdrucksweise Time nicht fremd war. „Komplikationen, über die ich noch mit Ihnen sprechen muss. Ich werde sogar Ihre Hilfe benötigen, Sir. Sie sind genaugenommen der Einzige, der uns helfen kann, den Plan, den Agent Maron, Joran Ed Namach und ich gemeinsam ausgebrütet haben, in die Tat umzusetzen. Ich hoffe sehr, dass Sie einverstanden sein werden, denn unsere Idee steht und fällt mit Ihrem OK.“ „Na, Mr. Yetron.“, sagte Time. „Was sollte ich, als einfacher Erdenmensch, wohl dagegen sagen können, wenn zwei Demetaner und ein Vendar etwas zusammen ausbrüten. Sie wissen, dass ich Ihnen vertraue. Aber der Form halber werde ich Sie in meinem Bereitschaftsraum anhören, sobald wir das Dunkle Imperium erreicht haben. Aber da Sie mich ja ohnehin brauchen, ist es vielleicht ganz gut, wenn ich informiert bin. So und jetzt soll uns Sensora endlich hinbringen! Sagen Sie ihr das!“ „Aye, Commander.“, sagte Yetron förmlich und beendete das Gespräch.

Da der Demetaner sein Terminal so geschaltet hatte, dass alle mithören konnten, hatte auch die Androidin am Steuer Times Antwort mitbekommen. „Es war sehr gut, dass wir noch nicht ins Dunkle Imperium geflogen sind.“, sagte sie. „Erläutern Sie das, Sensora!“, befahl Yetron. „Wenn wir die letzte Reihe der Wirbel passiert haben, wird der Bug der Electronica zuerst in die Dimension eintauchen. Das ist zwar immer so, aber das Schiff ist sonst nicht so instabil. Durch die inaktive E-Trimmung ist es mir zwar theoretisch möglich, jedes Triebwerk und jede Spule einzeln zu schalten, Aber trotz meiner schnellen Reflexe habe ich nur zwei Hände, die ich schon für die Steuerelemente brauche. Ich benötige jemanden, der mit seinen Händen die Atmosphärentriebwerke in gleicher Weise zuschaltet, wie ich die Impulsmaschinen deaktiviere und zwar einzeln. Sonst geraten wir zwischen den Wirbeln ins Trudeln und die Electronica wird wie eine Nussschale zerquetscht.“ „Verstehe. Es wäre genauso, als würde man versuchen, mit Stöckelschuhen einen 8000er zu bezwingen. Da kommt man ja auch leicht ins Rutschen. Sie benötigen also einen Co-Piloten.“, sagte Yetron. „Wie wäre es da zum Beispiel mit der Hilfe eines fliegerisch auch sehr versierten und recht erfahrenen Demetaners, der hier zufällig gerade anwesend ist?“ „Dann richten Sie dem Mann bitte aus, ich wäre für seine Hilfe sehr dankbar, Sir.“, bat Sensora.

Yetron deaktivierte kurz sein Handsprechgerät in seiner Tasche, so dass das Display wie ein Spiegel wirkte. Dann nahm er es heraus, hielt es vor sein Gesicht und sagte zu seinem Spiegelbild: „Hast du das gehört, Yetron, sie nimmt unser Angebot an. Na dann lass uns doch hingehen und ihr Helfen, Yetron, denkst du nicht? Doch, Yetron! Na dann los, Yetron!“ Damit spazierte er in Richtung des zweiten Sitzes neben Sensora an ihrer Arbeitskonsole und setzte sich.

Shorna, die an ihrem Arbeitsplatz, dem Waffenpult des Schiffes, Yetrons theatralische Einlage durchaus mitbekommen hatte, musste laut lachen, entschuldigte sich aber sofort: „Tut mir leid, Sir.“ „Das muss es nicht, Warrior.“, sagte Yetron sachlich und ruhig. „Ihr Lachanfall war sogar mein Ziel. Ich wollte die Stimmung hier auf der Brücke etwas auflockern. Selbstverständlich ist mir klar, dass unser Allrounder dies nicht benötigt, da sie Androidin ist. Es könnte mir aber doch sehr helfen, wenn ich nicht so angespannt bin. Eine lockere allgemeine Stimmungslage könnte sehr gut zum Gelingen unseres Manövers beitragen.“ „Na gut.“, sagte Shorna und grinste. „Dann wünsche ich uns Mast- und Schotbruch und immer eine Hand breit Wasser unterm Kiel!“ „Warrior, die Electronica hat keinen Mast. Sie hat aber Schotten, von denen das Wort Schot wahrscheinlich abgeleitet wurde. In der alten Sprache der irdischen Seeleute wurden so die Türen auf Schiffen genannt. Aber bis so eines hier bricht, müssen diverse Sicherheitsvorkehrungen ausfallen und es muss einen Hüllenbruch geben, durch den das Vakuum des Weltraums eindringen kann, indem wir Druck verlieren. Aber das wird wohl bei diesem Manöver kaum passieren und Wasser gibt es hier im Weltraum auch nicht.“, bemerkte Sensora. „Na eben.“, grinste Yetron, der Shornas Scherz durchaus verstanden hatte. Der
Erste Offizier kannte Shornas genesianischen Humor schließlich zur Genüge. „Ah.“, machte Sensora und lächelte mechanisch. „Danke für Ihre guten Wünsche, Warrior. Was nicht existiert, kann schließlich auch nicht brechen.“ „Na endlich haben Sie mich verstanden.“, sagte Shorna.

Yetron sah Sensora an. „Bereit, wenn Sie es sind, Allrounder.“, sagte er. „Jederzeit.“, sagte Sensora. „Ich finde nur, Sie sollten Time informieren, dass es jetzt losgeht.“ „Wie umsichtig.“, lobte Yetron. Dann aktivierte er die Sprechanlage: „Commander, es geht los. Wundern Sie sich bitte nicht über das Rufzeichen, von dem aus ich mit Ihnen rede. Ich werde Sensora etwas assistieren müssen.“ „Sie kriegen das schon hin, Agent!“, sagte Time. „Daran habe ich keinen Zweifel. Ich werde auf Benevidea aufpassen.“ „OK.“, sagte Yetron und hängte das Mikrofon wieder ein, nachdem er die Verbindung beendet hatte.

Sensora neigte das Schiff um wenige Grad aufwärts, um es der Schräglage des ersten Wirbels anzupassen. Dann schaltete sie den Antrieb auf ein Viertel Impuls. Sie wusste genau, wie kitzelig dieses Manöver war, da sie ein verhältnismäßig breites Schiff in einem kleinen engen Raum zwischen jeweils zweien der Wirbel stellen und drehen musste. Immer wieder musste sie Neigung und Richtung anpassen. Das hatte eine ziemliche gefühlte Berg- und Talfahrt für alle Beteiligten zur Folge, die Benevidea aber fast Spaß zu machen schien, was Peter sehr erleichterte. „Das ist schön, Peter!“, rief sie aus. „Das will ich öfter machen!“ „Hoffen wir mal, dass es nicht so oft vorkommt, meine Kleine.“, sagte Time, der sehr genau wusste, was das hier seiner Besatzung abverlangte. Denn auch die, denen Sensora Bescheid gegeben hatte und die nicht unmittelbar darin involviert waren, mussten mit der Situation zurechtkommen und das konnte mitunter etwas schwierig werden.

Konzentriert sahen Sensora und Yetron auf die Instrumente. „Es geht gleich los, Sir.“, sagte sie. „Die letzte Reihe der Wirbel ist jetzt unmittelbar voraus.“

Yetron legte seine Hände auf die Schaltelemente für die Atmosphärentriebwerke. „Bereit zur Aktivierung des Bugtriebwerks auf Ihr Zeichen, Allrounder.“, sagte er ruhig. „In Ordnung.“, sagte die Androidin. „Beginne Countdown für Deaktivierung der Bugspule. Deaktivierung in drei, zwei, eins!“ „Aktiviere vorderes Atmosphärentriebwerk.“, sagte Yetron. „Umschaltung hat gegriffen.“, meldete Sensora. „Schalte Sensoren mittschiffs.“

Auf dem Schirm vor den beiden Offizieren erschien die Mitte des Schiffes im Verhältnis zu den Wirbeln. „Die Schiffsmitte erreicht die Atmosphäre der Dimension.“, meldete Sensora darauf. „Deaktiviere mittlere Spule in drei, zwei, eins!“ „Mittleres Triebwerk aktiv.“, meldete Yetron. „Sensora, achten Sie auf unseren Kurs. Wir ziehen mit dem Heck nach rechts! Wenn wir nicht aufpassen, berührt das Heck den letzten Wirbel. Ich werde versuchen, mit einem kleinen Schups aus der entsprechenden Manöverierdüse zu kompensieren.“ Er aktivierte kurz die linke Düse, so dass der Bug des Schiffes nach rechts gestoßen wurde. Dies hatte zur Folge, dass sich das Heck nach links drehte. „Danke, Mr. Yetron.“, sagte Sensora erleichtert. Sie meldete aber gleich darauf: „Heck passiert letzten Wirbel, Agent. Deaktiviere Impulsspule in drei, zwei, eins!“ „Hecktriebwerk aktiv.“, sagte Yetron, nachdem er den letzten Schaltbefehl gegeben hatte. „Reaktiviere E-Trimmung.“, meldete Sensora. „Schiff liegt stabil.“

„Was für ein Manöver.“, sagte Shorna erleichtert. „Aber Glückwunsch, Sie zwei! Sie haben es geschafft!“ „Allerdings.“, nickte Yetron erleichtert. „Danke, Sir.“, sagte Sensora höflich. „Ohne Sie hätte ich das sicher nicht geschafft.“ „Davon ist auszugehen.“, sagte der demetanische Agent. „Ein zweites Paar Hände kann manchmal Gold wert sein. Aber das Gleiche gilt auch für Sie. Ohne Sie hätte auch ich das nicht hinbekommen können, Allrounder. Auch ich bin dankbar für Ihre Hände. Einigen wir uns doch einfach darauf, dass wir beide ein starkes Team waren! Ich muss zu Commander Time. Wir wollten den Plan besprechen. Sensora, Sie haben die Brücke. Sagen Sie dem Computer, er soll Kurs in Richtung des Waldes der Einhörner setzen. Gehen sie dort in eine geo-stationäre Umlaufbahn. Melden Sie mir, sobald wir dort sind!“ „Aye, Agent.“, nickte Sensora und sah ihm zu, wie er langsam, aber zielstrebig die Brücke verließ.

Auch Time war aufgestanden und hatte Benevidea gebeten, das Gleiche zu tun. Das Einhorn war seiner Aufforderung auch nachgekommen. Jetzt stand es neben dem Terraner, der sich ihr zuwandte: „Ich muss jetzt gehen, Benevidea. Ich muss mit Yetron noch etwas besprechen. Wir sind bald in deiner Heimat. Cenda wird dich zu uns beamen, wenn es so weit ist. Das tut nicht weh. Keine Angst. Du musst deinen Eltern nicht ungeschützt entgegentreten. Yetron und ich passen auf dich auf. Wir reden schon mit ihnen.“ „Vor meinen Eltern habe ich keine Angst.“, sagte Benevidea, deren Körperhaltung Time schon ihre Anspannung verraten hatte. „Ich habe nur allgemein Angst. Es tut mir so leid, was passiert is’. Ich wünschte, ich könnte …“ Der Übersetzer ließ sie schluchzen und ihre Ohren hingen traurig herunter.

Time nahm ihren Kopf in beide Hände und hob ihn hoch. Dann zog er ihn an seine Brust und flüsterte ihr zu: „Na komm mal her, Süße! Was du getan hast, hast du aus reiner Angst getan und das wissen wir alle. Keiner von uns ist dir böse. Am wenigsten wahrscheinlich Betsy und Data selbst. An der Misere sind allein deine Eltern schuld! Die hätten deine Angst erkennen und mit dir reden sollen! Aber weil die das nicht getan haben, werde ich sie jetzt dafür gehörig auf den Topf setzen und Yetron wird mir dabei helfen. Du musst nichts befürchten, Maus. Das verspreche ich dir!“ „OK.“, sagte Benevidea traurig. „Das wird schon wieder.“, tröstete Time und streichelte sie ein letztes Mal, bevor er den Frachtraum verließ.

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