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Ich hatte Data in mein Quartier gebracht und mich dann allein auf den Weg zur Brücke gemacht. Allerdings hatte ich einen Umweg genommen, damit ich genug Zeit zum Nachdenken hatte. Jannings‘ Reaktion war ein extrem gutes Beispiel dafür gewesen, wie obrigkeitsgläubig hier alle waren. Aber in einer absolutistischen Struktur war das wohl kein Wunder. Sytania war die absolute Herrscherin und niemand würde ihren Anspruch anzweifeln. Das bedeutete aber auch, dass alle mit dem Glauben aufwuchsen, dass alles, was von oben kam, nicht angezweifelt werden durfte. Seine Reaktion und die Tatsache, dass er mir jedes Wort geglaubt hatte, waren wohl nur die logische Konsequenz davon. In einer Demokratie wäre das nie vorgekommen, dachte ich mir. Aber im Absolutismus, der dann auch noch mit einer grundlegenden natürlichen Naivität aller Beteiligten gepaart war, musste ich damit rechnen. Ich hoffte nur, dass niemand die Schutzverbindung zwischen Shimar und mir entdecken würde. Wenn das der Fall wäre, dann würde man sicher versuchen sie zu tilgen, denn es durfte ja keinen anderen Telepathen in meiner Nähe geben, als die so genannte Großartige Königin selbst. Jeden anderen würde man sofort als Feind betrachten und seine Spuren müssten beseitigt werden. Das wäre aber für Shimar bestimmt sehr schmerzhaft. Ich, als Nicht-Telepathin, würde davon vielleicht gar nichts merken, aber er sicher schon, denn sie würden bestimmt Rosannium verwenden. Außerdem hatte mir Shimar geschildert, wie es sich für ihn angefühlt hatte, als man mich ermordet hatte. Diese Schmerzen, das hatte ich ihm geschworen, würde ich ihm kein zweites Mal zufügen. Zumindest dann nicht, wenn ich es verhindern konnte. Meine damalige Ermordung hatte ich sicher nicht verhindern können, aber vielleicht fand ich ja einen Weg unsere Verbindung dieses Mal zu retten.

Ich hatte die Brücke betreten und war an Kissaras Sessel kurz stehengeblieben. Dann hatte ich mich gemeldet: „Commander, ich bin hier um meinen Dienst anzutreten!“ „Schön, Allrounder.“, sagte sie und ich hoffte, sie würde mich jetzt auf meinen Posten schicken. Stattdessen aber zog sie ihren Erfasser und Scannte mich. Als Begründung sagte sie nur: „Loridana ist nicht hier um Sie zu untersuchen. Aber ich will keine unangenehmen Überraschungen erleben. Bitte halten Sie still, Betsy. Das Interpretationsprogramm wird mich schon über Ihren tatsächlichen Gesundheitszustand aufklären.“

Sie hielt das Gerät in meine Richtung und aktivierte es. Alsbald aber ertönte ein schrilles Signal und sie sah wie gebannt auf das Display. „Was um Himmels Willen ist das?! Es sieht aus, als hätten Sie das Muster eines fremden Telepathen in Ihrer Hirnrinde, Scott! Ich möchte gar nicht wissen, wer Sie infiziert hat und wie das vonstatten gegangen ist. Sie wissen aber auch, dass das einzige Muster, dass wir tolerieren, das unserer Großartigen Königin Sytania ist! Aber dem kann man abhelfen. Jeder von uns hat immer etwas dabei.“

Sie zog etwas aus ihrer Uniformtasche, das wie ein Zerstäuber für Parfum aussah. Dann hielt sie es mir unter die Nase und befahl: „Tief einatmen, Allrounder! Das ist ein Befehl!“

Im gleichen Moment aber fühlte ich zwei Finger, die mir die Nase zuhielten. Ein Umstand, der mich vor Schreck zunächst den Atem anhalten ließ. Es waren nicht ihre Finger. Das konnte ich sowohl spüren als auch riechen. Aber diese Finger kamen mir sehr bekannt vor. Ihren Geruch kannte ich seit meiner Schulzeit. Dann zischte mir jemand auf Deutsch ins Ohr: „Ruhig! Vertrau mir! Wenn du mir vertraust, dann fragst du nicht und kommst nach dem Dienst in mein Quartier! Aber jetzt keine Fragen! Keine Fragen!“ Dann drückte eine Hand meinen Kopf zur Seite.

Kissara, die das alles mitbekommen hatte, drehte sich ihrem Ersten Offizier zu: „Was soll das, Mikel?!“ „Bei allem Respekt, Commander!“, erwiderte der Terraner jetzt laut auf Englisch. „Erkennen Sie denn nicht die Genialität in Allrounder Scotts Situation? Ich bin sicher, sie hat sich mit Absicht von dem Telepathen infizieren lassen um damit ihrerseits eine Verbindung zu ihm zu schaffen, über die sie ihn ausspionieren kann. Vielleicht hat sie ihm sogar eine Beziehung vorgegaukelt! Der war bestimmt so naiv und hat ihr geglaubt, ohne seine geistigen Fähigkeiten zur Überprüfung einzusetzen. Wenn sie dafür sorgen konnte, dass er sich so richtig in sie verliebt, dann kann ich mir das sehr gut vorstellen und ich denke, so etwas kann unser kleiner schauspielerisch sehr begabter Allrounder sehr gut. Sie hat sich in ihren Handlungen sicher nur von unserer Großartigen Königin Sytania inspirieren lassen. Ist es nicht so, Allrounder? Ist es nicht so?!“ „Ja!“, bestätigte ich fest, die ich verdammt froh war, dass er die Verbindung und mich gerettet hatte. Aber warum hatte er das getan? Ich ahnte, dass ich das nur in seinem Quartier herausfinden würde, wenn ich ihn nach dem Dienst besuchte.

Plötzlich war mir ein tolles Lügenmodell eingefallen, mit dem ich Mikels Geschichte untermauern konnte. Also sagte ich: „Er ist ein Besucher aus einer fremden Dimension gewesen. Während der Abwesenheit meines Mannes kam er immer wieder zu mir und hat mir irgendwann seine Liebe gestanden. Ich dachte mir, wenn er so naiv ist, weil er verliebt ist, dann kann ich das ja auch gleich ausnutzen. Ein verliebter Geist schaut ja schließlich nicht so genau hin. Also spielte auch ich ihm eine Beziehung vor. Er hat es mir buchstabengenau abgenommen. Kein Fitzelchen hat er überprüft. Der arme Tropf weiß also nicht, dass ich das nur tue um genug Informationen zu sammeln um uns irgendwann die Eroberung seiner Dimension zu ermöglichen. Bei unserer Großartigen Königin Sytania und Nugura lief das ja nicht anders ab. Der Agent hat Recht, Commander. Ich habe mich von den Handlungen unserer Großartigen Königin inspirieren lassen.“

Kissara schwieg einen Moment lang. Es war ein kaltes Schweigen, das mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Dann aber begann sie zu schnurren und sagte weich, aber freudig erregt: „Bravo, Scott! Bravo! Das bedeutet, wir werden irgendwann eine neue Dimension für unsere Großartige Königin Sytania erobern und zwar mit den Waffen einer Frau, wie man so schön sagt. Oh Sie sind großartig. Wenn unsere Großartige Königin nur für alle so ein großes Vorbild wäre, wie sie es für Sie ist. Verzeihen Sie mir! Da hätte ich ja beinahe Ihren schönen Plan kaputtgemacht und uns somit ins eigene Fleisch geschnitten. Wie töricht von mir! Wie töricht! Natürlich dürfen Sie dieses kleine Muster behalten, Betsy. Aber jetzt gehen Sie erst einmal auf ihren Posten und hören sich an, was ich Ihnen allen zu sagen habe. Mikel, das war sehr umsichtig von Ihnen! Ich werde auch Sie gegenüber der Großartigen Königin Sytania lobend erwähnen, wenn es Zeit für die Eroberung ist.“ „Aye, Madam.“, sagte ich erleichtert und ging zum Steuer vor.

Kissara stellte sich in die Mitte der Brücke, so dass sie von allen gut wahrgenommen werden konnte. Dann sagte sie: „Ladies und Gentlemen, ich habe Kontakt zu unserer Großartigen Königin Sytania gehabt! Sie will, dass wir einen Stachel aus ihrem Fleisch entfernen. Es scheint irgendwo in irgendeiner Dimension eine Person zu geben, die angeblich noch viel mächtiger, zumindest aber genauso mächtig ist wie sie selbst. Das ist ein Umstand, den sie auf keinen Fall dulden kann und wir auch nicht. Ich werde Allrounder Scott gleich befehlen den Autopiloten zu aktivieren. Dann geht jeder von Ihnen in sein Quartier und denkt über eine Strategie nach, mit der wir den Kummer der armen Sytania lindern können! Das war’s! Wegtreten!“

Alle folgten Ihrem Befehl. Auch ich, die ich den Autopiloten aktivierte und dann selbst von der Brücke ging. Ich würde aber nicht in mein, sondern in Mikels Quartier gehen, wie er es mir vorgeschlagen hatte. Es tat mir alles so leid, was ich gerade gesagt hatte. Es tat mir so leid, dass ich den armen Shimar als naiven und liebeskranken Trottel dargestellt hatte. Aber es ging ja nicht anders. Er würde mir sicher verzeihen. Aber jetzt musste ich mich zunächst an Mikel halten, der mir mit einem Ticket in die Freiheit zu winken schien, wie es aussah. Ich ließ mich also hinter den anderen Zurückfallen und nahm einen anderen Turbolift um keinen Verdacht zu erwecken.

In diesem traf ich allerdings auf jemanden, mit dem ich nicht im Geringsten gerechnet hätte. Neben mir stand nämlich plötzlich Kang! Jener Kang, von dem ich bisher immer geglaubt hatte, verdeckte Operationen und dergleichen wären für ihn, einen Klingonen, eine sehr unehrenhafte Tätigkeit. Ich wusste, dass Kangs Quartier auf der gegenüberliegenden Seite des Wohndecks lag. Es wäre für ihn also weitaus kürzer gewesen, einen Lift zu nehmen, der näher dran war. Warum fuhr er aber gerade mit diesem? Wollte er auch zu Mikel? Was konnte sein Motiv sein?

Er musste bemerkt haben, dass ich mir einige Fragen stellte, denn mein Verhalten hatte wohl Bände gesprochen. Immer wieder hatte ich mich nachdenklich am Kopf gekratzt. Also sprach er mich an: „Was beschäftigt Sie, Allrounder?“

Ich wandte mich dem Mikrofon für den Computer zu und befahl: „Computer, Turbolift anhalten!“ Dann drehte ich mich zu Kang und sagte: „Wenn ich ehrlich sein darf, dann ist es Ihre Anwesenheit, die mich beschäftigt, Warrior. Wollen Sie auch zu Agent Mikel? Ich denke, verdeckte Operationen und geheime Treffen sind eines Klingonen unwürdig.“ „Da denken Sie in diesem Fall falsch, Allrounder.“, sagte Kang. „Aber über die wahren Motive meinerseits wird Sie der Agent noch früh genug informieren, denke ich. Ich weiß, dass Sie ihm vertrauen. Wenn Sie es also nicht von mir hören wollen, dann sicher umso eher von ihm.“ „OK?!“, stammelte ich unsicher und eher mit einer fragenden Betonung. „Aber dann bin ich auch sehr gespannt.“ „Das können Sie auch sein.“, sagte Kang. „Ich denke, es werden noch einige Überraschungen bei diesem Treffen auf Sie warten. Aber die können Sie nur herausfinden, wenn wir jetzt weiterfahren.“ „Na gut.“, sagte ich und befahl dem Computer die Fahrt fortzusetzen.

Auf dem Wohndeck angekommen bot mir Kang seinen Arm an: „Kommen Sie! Gemeinsam sind wir schneller. Wir haben ohnehin schon etwas Zeit verloren.“ „Weil ich den Lift gestoppt habe.“, gab ich zu und schaute verschämt. „Es tut mir leid. Aber ich …“ „Schwamm drüber.“, lächelte Kang. Dann legte ich meine linke Hand auf seinen rechten Arm und wir gingen los. „Ich hoffe, ich mache das hier richtig.“, sagte er. „Oh wenn nicht, dann würde ich es Ihnen schon sagen, Kang.“, sagte ich freundlich.

In Mikels Quartier hatte sich bereits Techniker Jannings eingefunden. „Denken Sie, er wird sie mitbringen, Sir? Denken Sie, sie wird uns vertrauen?“, fragte er. „Ich denke, sie wird mir vertrauen, George.“, sagte Mikel. „Sie ist unserer Sache gegenüber nicht abgeneigt und sie weiß bestimmt auch, dass es keinen anderen Weg gibt. Wenn Abraham Recht hat, dann ist sie unsere einzige Chance.“ „Aber sie könnte ein Problem mit der obersten Direktive haben.“, wandte der Chefingenieur ein. Ich denke, sie weiß, dass wir alle autarke intelligente Wesen sind und dass wir somit eine eigenständige Entwicklung durchmachen könnten. Sie wird sich nicht darauf einlassen können, denke ich. Ich glaube, Abrahams Interpretation der Heiligen Schrift, also des Buches der Angst, ist falsch. Sie kann nicht die Zerstörerin der Welten sein!“ „Wir werden sehen, Techniker.“, sagte Mikel. „Alles wird davon abhängen, ob Kang sie mitbringt.“

Er hatte kaum ausgesprochen, da öffnete sich die Tür und Kang und ich erschienen im Rahmen. „Hier ist sie, Agent!“, wandte er sich Mikel zu und schob mich durch die Tür. Dann griff Mikel meine Hand: „Komm!“, und zog mich zu einem Stuhl neben sich. Dass er mich in Gegenwart der anderen duzte, war für mich nicht schlimm. Alle wussten schließlich, dass wir uns schon aus der Schule im 21. Jahrhundert gekannt hatten.

Ich setzte mich und Mikel konnte sehr gut spüren, wie angespannt ich war. „Was hast du auf dem Herzen?“, fragte er. „Warum hast du mich auf der Brücke gerettet?!“, fragte ich aufgeregt. „Weil du eine von uns bist.“, sagte Mikel. „Eine von euch?“, fragte ich. „Was soll das heißen?“ „Du bist mit den vorherrschenden Bedingungen genauso wenig einverstanden wie wir.“, setzte er voraus. „Sonst hättest du dich auf Abrahams Deal nie eingelassen. Ich war auch auf der Hochzeit. Ich habe dich beobachtet. Als Kissaras Erster Offizier wäre es ja eigentlich meine Pflicht gewesen sie zu vertreten. Bedauerlicherweise bin ich aber nicht weiblich und so konnte ich nach dem Ritus der Könige auch nie Nuguras Trauzeugin werden. So kam die Reihe an dich. Abraham hatte mit deinem Gewissenskonflikt schon gerechnet und deshalb hat er das mit der Fürbitte arrangiert. Außerdem weiß ich wer du bist! Ich weiß, dass du nicht in unsere Dimension gehörst. Abraham hat mir alles erzählt. Dein Verhalten spricht Bände. Du bist nicht krank. Du bist es nie gewesen. Das war nur eine Schutzbehauptung um deine Wissenslücken zu erklären. Ich hätte es in deiner Situation nicht anders gemacht.“

Ich musste schlucken. Er hatte mich genau erwischt. Aber anscheinend hatte er keine bösen Absichten. Sonst hätte er mich auf der Stelle in die Arrestzelle gesperrt und mich nicht zu so einem Treffen eingeladen. Er schien auf meiner Seite zu sein. Er schien die Dimension genauso zerstören zu wollen wie ich, auch wenn das seinen eigenen Tod bedeutete. Aber er wusste auch, dass das Regime der Angst, das Sytania aufgebaut hatte, auf keinen Fall länger bestehen durfte. Auch die Tatsache, dass die Föderation eine kriegerische Macht geworden war, die nur noch zum Ziel hatte, andere Völker zu unterwerfen und neue Herrschaftsgebiete für Sytania zu erobern, schien ihm zu missfallen. Er war also eindeutig ein Mitglied des Widerstandes. Aber welche Motive hatten Kang und Jannings und was hatte Fletcher damit zu tun. Wenn er auch ein Mitglied des Widerstandes war, dann hatte er das bisher vor mir geschickt verborgen.

Ich setzte mich aufrecht hin, holte tief Luft und sagte: „Ich gebe es zu! Ich stamme aus einer fremden Dimension und muss die eure zerstören um wieder nach Hause zu kommen. Die Existenz eurer Dimension bedroht außerdem das Gleichgewicht aller anderen!“ Von allen dreien erfolgte nur ein erleichtertes einhelliges Seufzen, statt der Standpauke, die ich erwartet hatte. „Moment.“, sagte ich verwirrt. „Ihr seid froh darüber?“ „Oh ja.“, erklärte Mikel. „Weil wir alle wissen, dass die Situation auf keinen Fall so weiter bestehen darf. In der Heiligen Schrift heißt es, dass eines Tages eine Zerstörerin der Welten kommen wird, die unserer Kindlichen Göttin die Angst nimmt und ihre Tränen abwischt. Das bedeutet allerdings das Ende unserer Welt. Du kannst dir denken, dass das nicht gut ankommt bei Sytania, weil es auch ihren Sturz bedeutet. Deshalb hat sie diesen Teil des Buches der Angst, wie unsere Heilige Schrift heißt, verboten. Abraham predigt ihn aber trotzdem jedem, der ihn hören will. Die Fürbitte war ein Test, Betsy. Mit ihr wollte Abraham herausfinden, ob du dich trauen würdest, Zwietracht zwischen Sytania und Nugura zu sähen. Den hast du mit Auszeichnung bestanden! Wir haben dich zu unserer Attentäterin gemacht. Das Attentat, das du auf die zwei verübt hast, war effizienter als jede Bombe. Du hast Zweifel in Nugura geweckt und sie wird sich jetzt nicht mehr so einfach Sytania hingeben. Der Befehl, den Sytania uns gegeben hat, zeigt eindeutig, dass auch sie ins Wanken gerät.“ „Das ist ja schön und gut.“, erwiderte ich. „und ich habe damit auch kein Problem. Im Gegenteil. Ich war gern eure Attentäterin. Aber woher wusste Reltchef Mahabra, als er diese Fürbitte verfasste, dass eines Tages … Verdammt!“

Mir war es wie Schuppen von den Augen gefallen! Reltchef Mahabra war ein Anagramm von Abraham Fletcher! Mikel arbeitete für den Geheimdienst! Er kannte Mittel und Wege, jemandem eine andere Identität zu verschaffen. Drohte diese Aufzufliegen, ließ man sie einfach unglücklicherweise eines natürlichen Todes sterben. So konnte Abraham Fletcher weiterhin das Leben eines unbescholtenen Priesters führen.

„Ich denke, du weißt Bescheid.“, sagte Mikel, der meine Gedankengänge aufgrund meiner Reaktion bereits nachvollzogen hatte. Ich gab nur einen bestätigenden Laut von mir. Ich hatte verstanden. Fletcher war eine Art moderner Martin Luther, der den Mächtigen mit seinem Tun im Weg sein wollte und die Religion reformieren wollte, damit nichts verschwiegen wurde und alle Bescheid wussten. Dann sagte ich: „Dein Motiv und das von Abraham ist mir jetzt klar, Mikel. Aber was hat Jannings und Kang bewogen, dem Widerstand beizutreten?“ „Bei mir waren es die künstlichen Intelligenzen.“, sagte Jannings. „Sie können so viel und dürfen doch so wenig und das nur, weil Sytania ihre Macht aufrechterhalten will. Das habe ich nicht eingesehen. Als einem ausgebildeten Ingenieur tat mir das richtig in der Seele weh.“ „Bei mir ist die Sache komplizierter.“, merkte Kang an. „Kanzler Klark ist der Meinung, dass wir uns gegen Sytania wehren müssen, weil er denkt, sie wird vor den Grenzen der Föderation nicht haltmachen. Genauso denkt übrigens auch der Rest des Hohen Rates der Klingonen und auch Prätora Shashana von den Genesianern. Das klingonische Reich und Genesia Prime sind sich darüber einig, dass ihr Brückenkopf im Universum nichts Gutes bedeutet. Wir denken, sie muss vertrieben werden. Wir wissen, dass Sytania nicht in Gebietsgrenzen denkt, sondern in ganzen Dimensionen. Shashana und Klark glauben beide, es sei nur noch eine Frage der Zeit, wann sie die Sternenflotte auf ihre Schiffe loslässt und uns und den Genesianern den Krieg erklärt. Nur über die Vorgehensweise sind sie sich uneins. Wir Klingonen empfinden die Kräfte der Mächtigen als unehrenhaft. Es ist eine unehrenhafte Art zu kämpfen. Deshalb würden wir am liebsten die Erde, auf der ihr Schloss steht, mit einer Menge Photonentorpedos mit Rosannium beschießen. Das würde die Atmosphäre verseuchen und die Erde wäre vielleicht für Jahrhunderte Sperrgebiet für andere Telepathen, mit denen wir uns, wäre Sytania aus dem Weg, ja jederzeit anfreunden dürften.“ „Aber es gibt doch …“, warf ich ein, korrigierte mich aber sofort wieder, denn ich wusste genau, Meilenstein konnte es nicht geben. Da die Romulaner ja mit den Vulkaniern genetisch verwandt waren, waren auch sie telepathisch und Sytania hatte sie bestimmt längst ausräuchern lassen. Deshalb sagte ich nur leise zu mir: „Vergiss es, Betsy.“ „Ich weiß, woran du gedacht hast.“, sagte Mikel. „Benevidea hat mir das gleiche Wissen gegeben, dass auch dein Mikel hat. Aber du hast Recht. Ein Bündnis zwischen den Romulanern und uns hat es nie gegeben. Sytania hat sie alle töten lassen. Sie waren ihr im Weg. Sie war eifersüchtig auf sie. Da haben wir das übrigens gemacht mit dem Rosannium.“ „Oh mein Gott!“, rief ich aus. „Wieviel Rosannium habt ihr denn verwendet?! „Einige Megatonnen.“, sagte er. „Sytania und Kissara wollten wohl ganz sicher gehen!“ „Das heißt, das romulanische Sonnensystem könnte jetzt über Jahrhunderte Sperrgebiet für Schiffe mit Telepathen an Bord sein!“, erwiderte ich betroffen. „Das war doch echt ein Schuss mit Kanonen auf Spatzen!“ „Du hast Recht.“, seufzte Mikel.

Ich wandte mich Kang zu: „Sie waren noch nicht fertig, Warrior. Was meint Shashana?“ „Die Oberste Prätora der Genesianer bevorzugt eine andere Lösung.“, sagte der Klingone. „Die Genesianer denken, ein Kampf ist so lange ehrenhaft, wie beide Gegner die gleichen Waffen haben. Dazu passt auch ihr Vorschlag. Sie will beide Sytanias aufeinander hetzen, also die Kopie und das Original. Ihr ist bewusst, dass wir alle, Also auch Sytania, nur Kopien sind. Ihr sind auch die interdimensionalen Auswirkungen klar, wenn diese Dimension noch weiter existiert. Sie weiß auch um das Risiko, dass sich beide gegenseitig neutralisieren könnten. Aber sie denkt, das kriegen wir schon hin. Sie glaubt, wir können schon irgendwie dafür sorgen, dass so etwas nicht passiert.“ „Und wie es aussieht, wird wohl alles auf Shashanas Lösung hinauslaufen.“, sagte Mikel. „Abraham und du, ihr habt ja schon alles dafür vorbereitet, Betsy.“ „Stimmt.“, gab ich zu. „Aber wie gehen wir jetzt weiter vor?“ „Wir gehen gleich alle wieder fein an unsere Arbeit.“, sagte Mikel. „Dann werde ich Kissara erneut vorschlagen, dass wir durch deine Heimat ins Dunkle Imperium fliegen.“ „Das geht nicht, Mikel.“, sagte ich. „Solange ich an Bord dieses Schiffes bin, kann es nicht auf direktem Wege in meine Heimat fliegen!“

Er nahm mich in den Arm. „Ruhig!“, sagte er. „Natürlich kann es das nicht. Aber Kissara wird es trotzdem versuchen wollen. Jannings wird feststellen, dass eine wichtige Komponente durchbrennt, die für den Wiedereintritt in eine Dimension unerlässlich ist. Das wird dafür sorgen, dass wir alle das Schiff verlassen müssen. Das gibt Jannings die Gelegenheit, Data und dich an einen Ort zu schaffen, an dem ihr Hilfe bekommen könnt.“ „Was für ein Ort wird das sein, Mikel?“, fragte ich. „Das kann und werde ich dir nicht verraten.“, sagte er. „Es ist besser, wenn du nicht zu viel weißt. Ich frage dich noch einmal: Vertrauest du mir?“ „Ja!“, erwiderte ich fest. „Ich vertraue dir. Aber was ist mit euch allen?“ „Ich habe die Rettungskapseln bis auf eine so programmiert, dass sie in unsere Dimension zurückfliegen.“, sagte Jannings. „Nur Kissara wird auf dem Schiff bleiben wollen, wie ich sie einschätze.“, sagte Mikel. „Sie ist Sytania so treu ergeben, dass sie auf jeden Fall versuchen wird, in deine Heimat zu gelangen, auch wenn ihr dabei das Schiff unter dem Hintern zerbröselt. Genau das wird nämlich passieren, wenn ich Sie richtig verstanden habe, Techniker.“ „Das haben Sie, Agent.“, sagte George. „Ich könnte die physikalischen Zusammenhänge hier zwar genau erklären, aber ich denke, das führt zu weit.“ „Schon gut.“, sagte ich. „OK, ich mache mit.“ „Fein.“, sagte Mikel. „Dann können wir dieses Treffen ja auflösen.“ Er nahm mich bei der Hand: „Komm schon.“ Dann gingen wir aus der Tür zum Turbolift, der uns zur Brücke bringen sollte. Auch Kang begleitete uns und Jannings ging wieder in den Maschinenraum.

Ich aber musste während der Fahrt über etwas nachdenken, das Mikel gesagt hatte. Kissara sollte eine verblendete Royalistin sein? Sie, eine freiheitsliebende Thundarianerin, die einer terranischen Katze so ähnlich war, die sich ja auch nichts sagen ließ? Andererseits wusste ich aber auch, dass Katzen Opportunisten sein konnten, die dort blieben, wo es ihnen gut ging. Vielleicht war das ja die Erklärung.

Wir hatten die Brücke betreten und Kissara hatte mich auf meinen Posten befohlen. Auch Mikel und Kang hatten die ihren eingenommen. „Lassen Sie uns jetzt am besten keine Zeit verlieren!“, sagte Kissara. „Es ist besser, wir finden so schnell wie möglich heraus, was unsere arme Großartige Königin Sytania daran hindert in der Nacht einen ruhigen Schlaf zu finden. Ich denke, wenn uns das gelingt, wäre am Ende sogar eine Belobigung für uns drin!“ „Sofort, Madam!“, gab ich fest zurück, musste aber gehörig mit einem Lachanfall kämpfen. Ihre doch sehr theatralisch anmutenden Worte fand ich irgendwie fast lustig. Wäre die Situation nicht so ernst gewesen, hätte ich am liebsten laut losgelacht.

„Oh nicht so forsch, Allrounder.“, sagte Kissara. „Ihr Feuereifer in allen Ehren. Aber ich sollte mir doch noch anhören, was sich alle überlegt haben.“ „Das ist mein Stichwort.“, sagte Kang. „Wissen Sie, Commander, Agent Mikel und ich wissen aus sicherer Quelle, dass die Gerüchte um die zweite Mächtige wahr sind. Es ist nicht nur Allrounder Scott, die von ihr weiß. Aber da sie uns alle Informationen bestätigt hat, wissen wir auch, dass es jetzt in der Dimension, in der diese Person wohnt, Nacht ist. Es werden also alle schlafen. Wenn wir dann auch noch die Passage nutzen, die Ihnen der Agent bereits einmal vorgeschlagen hat, sollte es uns möglich sein, alle dort zu überraschen. Seit die Sternenflotte interdimensionale Antriebe benutzt, rechnet niemand mehr damit, dass jemand auf dem konventionellen Weg kommen könnte. Laut Scott und auch laut Mikels weiterer Quelle könnte es also sehr gut sein, dass die zweite Sytania ihre Wachen von den Wirbeln zurückgezogen hat. Sie sind ein direkter Zugang zum Dunklen Imperium aus einer anderen Dimension heraus, in die wir zuerst fliegen müssen. Das wäre zwar ein Umweg, aber wie ich schon sagte. Niemand wird damit rechnen, dass wir ihn gehen.“ „Das klingt sehr gut, Warrior.“, schnurrte Kissara. „Obwohl ich Ihnen so eine Strategie nicht zugetraut hätte. Ich habe immer geglaubt, solche Pläne seien Ihrem Volk zuwider.“ „Das wäre auch der Fall, wenn diese Person eine ehrenhafte Kriegerin wäre, Commander.“, sagte Kang. „Aber sie ist selbst hinterlistig wie ein Romulaner. Warum zeigt sie sich nicht? Stattdessen quält sie unsere arme unschuldige Großartige Königin mit ihrer telepathischen Anwesenheit. So etwas kann ich beim besten Willen nicht ehrenhaft nennen, Madam.“ „Nun, wenn Sie es so betrachten, Mr. Kang.“, sagte Kissara. „Dann bleibt mir nichts anderes übrig als der Strategie, die sich der Agent und Sie da zurechtgelegt haben, aus vollem Herzen zuzustimmen. Mikel, ich denke, Sie haben unserem Allrounder die Koordinaten der anderen Dimension bereits gegeben. Jedenfalls würde ich Sie so einschätzen. Sie sind ja immer sehr fleißig, was Ihre Arbeit angeht.“ „Das habe ich, Kissara.“, sagte der Erste Offizier. Dann zischte er mir auf Deutsch zu: „Du weißt, was du zu tun hast.“

Ich rief die Eingabemaske für den interdimensionalen Antrieb auf und gab die Koordinaten meines heimatuniversums ein. Dann sagte ich: „Bereit auf Ihren Befehl, Madam!“ „Na dann!“, sagte Kissara und klang dabei sehr kämpferisch. „Aktivieren!“

Ich bestätigte meine Eingabe und der interdimensionale Antrieb aktivierte sich. Alsbald wurden wir aber von einer seltsamen Kraft zurückgeworfen. Ich musste alle meine fliegerischen Register ziehen, um das Schiff, das wie ein von einem Schläger getroffener Ball hin und her hüpfte, wieder zu stabilisieren. „Was zur Hölle passiert hier gerade, Allrounder?!“, wandte sich eine ziemlich verwirrt anmutende Kissara mir zu. „Es scheint eine Störung in der Dimension zu geben, die verhindert, dass wir in sie vordringen können, Commander.“, erwiderte ich, nachdem ich den Computer konsultiert hatte. Mein Hilfsmittel hatte mir das Phänomen als Energiebarriere beschrieben. „Gibt es irgendeine Möglichkeit, das Phänomen zu überwinden?!“ „Das kann ich Ihnen nicht beantworten, Madam!“, sagte ich aufgeregt. „Das Phänomen ist weder dem Computer noch mir bekannt!“ Dabei hatte ich definitiv gelogen, denn ich wusste genau, was der Grund dafür war. Aus der Kommunikation über die tindaranische Sonde, die zwischen Shimar und mir stattgefunden hatte, war ich schließlich über alles im Bilde. Ich wusste, dass Benevidea eine Mauer geschaffen hatte, über die es unmöglich war, dass ich direkt wieder in meine Heimat kommen konnte, oder dass jemand mich auf direktem Wege befreien konnte. Solange ich an Bord dieser Granger wäre, würde also auch sie nicht in meine Heimat vordringen können. Jetzt aber durfte ich niemanden wissen lassen, wie gut ich Bescheid wusste, wenn ich sicherstellen wollte, dass unser Plan funktionieren sollte. Also schwieg ich.

„Ich will verdammt sein, wenn eine Energiebarriere uns stoppen kann, wenn wir eine Mission zum Wohl der Großartigen Königin ausführen wollen!“, sagte Kissara. Erneut fiel mir ihre theatralische Sprechweise auf und ich musste mich sehr zusammennehmen. Aber anscheinend konnten das alle hier recht gut. Wenn ich ehrlich sein sollte, dann erinnerte mich ihre Sprechweise sehr an die von Sytania selbst. Aber wenn ich ihr das sagte, dann würde sie das vielleicht sogar noch als Kompliment auffassen. Aber für sie und auch für alle anderen schien das ja ohnehin völlig normal zu sein. Also würde auch ich mir nichts anmerken lassen. „Sie halten unseren Kurs, Allrounder!“, sagte sie. „Das ist ein Befehl!“

Die Sprechanlage auf ihrer Konsole piepte. Am anderen Ende der Verbindung war Jannings. „Commander, der interdimensionale Antrieb kommt an seine Belastungsgrenze!“, ermahnte er sie. „Der Feldgenerator ist auf kritischem Niveau! Wenn das so weitergeht, wird er durchbrennen und wir werden keine strukturelle Integrität haben, wenn wir wieder in eine Dimension eintreten. Der Computer empfiehlt eine Notabschaltung! Wenn wir nicht bald eine Entscheidung treffen, tut er es auch!“ „Können Sie das Sicherheitsprogramm umgehen, Techniker?!“, fragte Kissara. „So etwas dürfte für Sie doch ein Leichtes sein. Schließlich sind Sie ausgebildeter Ingenieur.“ „Natürlich könnte ich das.“, sagte Jannings. „Aber ich glaube, bei allem Respekt, dass Ihnen die Konsequenzen nicht klar sind, wenn ich das täte, Commander. Wenn ich das tue, dann wird das unser aller Tod sein! Das Schiff wird in seine Einzelteile zerfallen, sobald es wieder in eine Dimension eintritt. Wenn es sich um ein Universum handelt, haben wir dort keinen Sauerstoff und keinen positiven Druck. Das Vakuum wird uns alle töten!“

Er hatte gerade seinen Satz beendet, als ein gewaltiger Kurzschluss durch die Systeme des Schiffes fuhr. Da ich das Knistern der elektrischen Ladung bereits gehört hatte, hatte ich mich aber rechtzeitig von der Konsole fortdrehen können. Trotzdem hörte ich Mikel zu Jannings sagen: „Techniker, beamen Sie Allrounder Scott auf die Krankenstation!“ „Aye, Sir!“, kam es zurück und dann wurde ich von einem Transporter erfasst. Ich stellte keine Fragen. Schließlich hatte ich ihm versprochen ihm zu vertrauen.

Dass es an allen Ecken und Enden der Brücke zu zischen und zu knallen begonnen hatte, war darin begründet, dass die Systeme aufgrund der fehlenden strukturellen Integrität bereits zu versagen begonnen hatten. Wo nichts mehr zusammengehalten wurde, war ja auch ein reibungsloser Ablauf nicht mehr möglich. „Also gut.“, sagte Kissara. „Anscheinend hatte Jannings doch Recht. Mikel, sagen Sie allen, sie sollen die Rettungskapseln aufsuchen! Ich werde nicht mitkommen. Ich werde zum Wohl unserer Großartigen Königin versuchen, diese Person allein aufzuspüren!“ „Aber wäre es nicht besser, wenn …!“, gab Mikel vor ein Veto einlegen zu wollen. „Sie nehmen die Crew und verlassen mit ihr das Schiff, Agent!“, befahl Kissara. „Das ist ein Befehl, Agent!“ „Aye, Madam.“, sagte Mikel und wandte sich ab um zu gehen.

Kissara sah ihrem Ersten Offizier und ihrem Strategen noch nach, als sie gemeinsam die Brücke verließen. Dann begab sie sich selbst zum Steuerpult. „Computer, ich übernehme!“, befahl sie. „Steuerkontrolle wird übergeben.“, kam es nüchtern zurück. „Deaktivierung des Autopiloten ist erfolgt.“

Sie legte ihre Hände auf die Kontrollen. Dabei fiel ihr auf, dass es weitaus besser wäre, wenn sie das Schiff per Handsteuerung fliegen würde, als nur bloße Zahlen einzugeben. Diesen Trick hatte sie sich von mir abgeschaut. Erneut wandte sie sich also dem Rechner zu: „Computer, manuelle Steuerung aktivieren!“ „Befehl wird ausgeführt.“, sagte der Rechner und alsbald meldete ihr ein Lämpchen, dass die manuelle Steuerung jetzt bereit zur Bedienung war. „Na gut.“, sagte Kissara und griff fest nach den beiden Joysticks. „Dann wollen wir mal sehen, ob wir diese Barriere nicht doch kleinkriegen.“ Sie sah starr auf den Bildschirm, der ihr den Kurs anzeigte, als wollte sie allein durch ihren Blick verhindern, dass das Schiff ihn verließ.

Der Rechner meldete ihr wenig später, dass alle Rettungskapseln gestartet waren. Da auch die gestartet war, in die Jannings Data und mich gebeamt hatte, änderte sich die Situation schlagartig. Die Barriere verschwand, aber der Computer warnte Kissara trotzdem vor dem Eintritt in mein Heimatuniversum: „Warnung! Der interdimensionale Antrieb hat erhebliche Fehlfunktionen! Beim Eintritt in diese Dimension besteht eine 100-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass die strukturelle Integrität nach der Rematerialisierung nicht mehr vorhanden ist. Ein Abbruch des Interdimensionalfluges wird empfohlen.“ „Verdammt!“, sagte Kissara. „Ich dachte, Mr. Jannings hätte dieses verfluchte Programm umgangen! Interdimensionalflug fortsetzen, Computer! Sicherheitsprotokoll nicht ausführen! Sicherheitsgenehmigung: Kissara, K12120 Alpha!“ „Sicherheitsgenehmigung bestätigt.“, gab der Rechner nüchtern zurück. „Befehl wird ausgeführt.“

Die Kopie der Granger flog tatsächlich in unser Universum ein. Allerdings kam sie so unglücklich an, dass sich ihre Hülle verformte und auch einige Teile einfach abfielen. Das Schiff flog buchstäblich auseinander, als hätte jemand vergessen einige Schrauben nachzuziehen. Das war ein Ereignis, das der originalen Granger, die an den ihr von Zirell zugewiesenen Koordinaten gewartet hatte, nicht entgangen war. Ribanna, die Mikel, der das Kommando zu jener Zeit hatte, den Vorgang gemeldet hatte, starrte immer nur fassungslos auf ihren Bildschirm. „Was ist da passiert, Ribanna.“, fragte der Erste Offizier, der aus ihrem merkwürdigen Gestammel nicht schlau geworden war. Auch sein Hilfsmittel, das ja Mikel und ich normalerweise gleichermaßen benutzten, hatte ihm die Situation nicht beschreiben können. Für den Rechner musste das auch ein absolutes Novum gewesen sein, was er dort sah.

„Ich kann nicht glauben, was ich da gerade gesehen habe, Sir.“, stammelte Ribanna. „Aus der interdimensionalen Schicht ist ein Schiff ausgetreten, das genauso aussieht wie wir. Zumindest sah es so aus, bis, … bis, … bis.“, „Nun sagen Sie es schon.“, drängte Mikel. „Ich bin einiges gewohnt.“ „Bis es vor meinen Augen in seine Einzelteile zerfiel, Sir.“, sagte Ribanna und erwartete wohl eine Standpauke, wenn man den Ausdruck in ihrem Gesicht betrachtete. Mikel aber sah sie nur ruhig an und fragte: „Könnten Sie das noch einmal wiederholen, Allrounder?“ „Ich sagte, dass diese Granger buchstäblich in ihre Einzelteile zerfallen ist, Agent. Das geschah gleich nach ihrem Austritt aus der interdimensionalen Schicht. Agent, im Inneren der völlig verformten Hülle befindet sich ein Lebenszeichen! Es ist thundarianisch und sehr schwach. Der Erfasser identifiziert es als das von Commander Kissara.“

Wie auf Stichwort öffnete sich die Tür der Brücke und die eben noch schwach und krank Geglaubte stand hinter Mikel. „Das kann nicht sein, Ribanna.“, sagte sie, die den letzten Satz des indianischen Allrounders bereits mitbekommen hatte. „Ich stehe doch hier und fühle mich großartig!“ „Vielleicht kann es doch sein.“, überlegte der Erste Offizier laut. „Wir wissen, dass es eine Kopie unseres Universums da draußen gibt. Warum sollte es nicht auch eine Kopie der Granger dort geben und somit vielleicht auch eine Kopie von jedem von uns einschließlich Ihrer Person, Kissara. Ribanna, mussten Sie irgendwelche Anzeigen durch den Computer filtern lassen, damit er ihre Lebenszeichen erkennen kann?“ „Ja, das musste ich allerdings, Agent.“, gab meine Vertretung zu. „Das war merkwürdig. Die Grundfrequenz ihrer Hirnwellen entspricht der von Benevidea.“ „Natürlich tut sie das.“, sagte Kissara, die sich inzwischen auf ihren Platz gesetzt hatte. „Alle Gegenstände und Personen in dem kopierten Universum sind ihre Schöpfungen. Das Merkmal, das natürliche Geschöpfe von denen Mächtiger unterscheidet, ist die Tatsache, dass die Geschöpfe Mächtiger immer die Grundfrequenz der neuralen Energie ihres Schöpfers irgendwo aufweisen. Ich wette mit Ihnen allen, wir werden sie sogar in den Antrieben der Kopie unseres Schiffes finden. Aber darum soll sich Mr. Jannings kümmern. Allrounder, sagen Sie ihm, er soll meine Kopie da rausholen und sie auf die Krankenstation beamen. Sie wird ein DekompressionTrauma erlitten haben. So wie das Schiff aussieht, wird da an Bord ja nichts mehr funktionieren, also auch nicht die Lebenserhaltung. Von der künstlichen Schwerkraft und den anderen Umweltkontrollen ganz zu schweigen. Mikel, sobald sie vernehmungsfähig ist, werden wir beide mit ihr sprechen. Es sind noch diverse Fragen offen, die geklärt werden müssen.“ „Sofort, Madam.“, sagte Ribanna und auch Mikel nickte die Befehle seiner Vorgesetzten ab.

Die Thundarianerin wendete sich ihrem Strategen zu, der auch die Konsole für den Traktorstrahl bediente: „Warrior, nehmen Sie diesen Schrotthaufen da in den Traktorstrahl! Techniker Jannings und Elektra sollen ihn genauestens unter die Lupe nehmen. Sie sollen herausfinden, was dazu führen kann, dass ein Schiff einfach in seine Einzelteile zerfällt, als hätte man sämtliche Bolzen und Verbindungen auf einmal gelöst. Meine Kopie kann im Moment aufgrund ihres Gesundheitszustands sicher keine Antworten liefern, aber vielleicht kann es das Schiff.“ „Das will ich hoffen, Madam.“, sagte der Klingone und erfasste die Kopie der Granger, oder zumindest das, was noch von ihr übrig war, mit dem Traktorstrahl. „Ich kann nämlich keine Hinweise auf Waffenfeuer, Explosionen oder dergleichen finden.“

Ribanna wandte sich Kissara zu: „Madam, Techniker Jannings meldet, er hat Ihre Kopie auf die Krankenstation gebeamt.“ „Sehr gut.“, sagte Kissara. „Dann sagen sie ihm gleich einmal, er soll seinen besten Raumanzug anziehen und zusammen mit seiner Assistentin die andere Granger aufsuchen. Mich würde brennend interessieren, was da drüben geschehen ist.“ „Ja, Commander.“, nickte die junge Indianerin und führte ihren Befehl aus.

Mikel hatte sich Kissara zugedreht: „Denken Sie, dass Zirell das meinte, als sie uns hierhergeschickt hat?“ „Dessen bin ich mir sicher, Agent.“, sagte Kissara. „Sie wird exakt das hier gesehen haben und wollte wohl, dass wir zur rechten Zeit am rechten Ort sind.“ „Das kann ich nur bestätigen.“, sagte der junge Terraner. „Wenn wir einmal von der Tatsache ausgehen, dass Loridana gerade dabei ist, Ihrer Kopie das Leben zu retten. Dann darf keine Minute zu viel vergehen.“ Kissara nickte nur beifällig.

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