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Kissara hatte Jannings gefunden und sich von ihm an Bord der Granger beamen lassen. Dort hatte sie sofort das nächste Computermikrofon aufgesucht und den Rechner gefragt: „Computer, wo befindet sich Warrior Kang?“ „Warrior Kang befindet sich auf der Brücke.“, sagte der Schiffsrechner nüchtern.

Mein Commander betrat den nächsten Turbolift und ließ sich von ihm auf die Brücke transportieren. Dort sah sie Kang bereits, der mit hoch aufmerksamem Gesicht vor der Waffenkonsole saß.

Sie näherte sich langsam und setzte sich wieder auf ihren Platz. Sie wollte nicht, dass Kang sie so schnell bemerkte und schon gar nicht wollte sie, dass er sich vor ihr erschreckte und vielleicht noch etwas Unüberlegtes tat. Deshalb wich auch sie nicht von den Dienstvorschriften ab und verlangte: „Bericht, Mr. Kang!“ Der ob ihrer Anwesenheit sehr überraschte Klingone drehte sich um und sagte salutierend: „Es ist alles in Ordnung, Commander! Keine besonderen Vorkommnisse!“ „So? Ist es das?“, fragte Kissara und signalisierte Interesse. „Und ich glaubte, Sie würden einen Angriff erwarten.“ „Wie kommen Sie darauf, Madam?“, fragte Kang. „Weil Sie so konzentriert auf Ihr Pult starren.“, sagte Kissara. „Man muss stets wachsam sein.“, antwortete der Klingone und schaute erneut auf den Monitor für die Zielerfassung. „Wollen Sie die Feinde herbeistarren?“, fragte Kissara. „Hier ist weit und breit kein Angreifer zu sehen, was man von der Situation um Benevidea auf der Erde gerade nicht sagen kann.“

Den Bogen zu der Situation des Einhorns hatte sie zwar wie zufällig sehr leise, aber doch absichtlich geschlagen. Sie wollte erreichen, dass Kang doch mit der Sprache herausrückte.

Der Klingone legte die Stirn in Falten und gab ein leises Knurren von sich. Dann aber entschuldigte er sich sofort: „Es tut mir leid, Commander. Ich weiß, es steht mir nicht zu, die Entscheidungen meiner Vorgesetzten in Zweifel zu ziehen. Aber dennoch möchte ich mit allem Respekt anmerken, dass mir Ihre Entscheidung, mich am Teilnehmen an der Hilfsaktion für Benevidea zu hindern, sehr missfällt!“ „Oh haben wir heute unseren förmlichen Tag, Mr. Kang.“, sagte Kissara und grinste dabei. „Aber gut. Das kann ich auch. Ihr Missfallen wurde zur Kenntnis genommen, Warrior. Ich frage mich allerdings, wie lange Sie gebraucht haben, um diese Sätze zu üben. Allerdings weiß ein guter Commander auch, wann es Zeit ist, die Truppe glücklich zu machen und Sie sind ein Teil meiner Truppe. Ich würde Sie gern wieder glücklich sehen. Ich weiß, es würde Sie sehr glücklich machen, mir Ihr Herz zu erleichtern. Das sehe ich, auch wenn das sicher auf den ersten Blick sehr unklingonisch scheint. Aber Sie können sich, Khaless sei Dank, ja glücklich schätzen, auf einem Schiff der Sternenflotte Dienst zu tun und nicht auf einem klingonischen. Deshalb interessiert mich Ihre Gemütslage schon sehr. Also, Mr. Kang. Warum missfällt Ihnen meine Entscheidung?“

Die spitzfindige und manipulative Art, mit der sie versucht hatte, in seine Gedankenwelt vorzudringen, war ihm durchaus bewusst. Nur konnte er nicht mehr gegen das Verlangen, ihr doch noch sein Herz auszuschütten, ankämpfen. Zu weit waren ihre Worte bereits in seine Seele eingedrungen und er spürte sehr wohl, dass es keinen Zweck hatte zu leugnen. Sie würde ihn nicht mehr vom Haken lassen. Also sagte Kang nur: „Mit Verlaub, Madam. Mikel ist ein Mensch. Ich bin ein Klingone. Er ist körperlich viel schwächer als ich und es dürfte ihm deutlich schwerer gefallen sein, beim Drehen des Einhorns zu helfen, als es mir gefallen wäre. Warum also haben Sie ihn mitgeschickt?“ „Agent Mikel mag zwar körperlich schwächer als Sie sein, Kang.“, erklärte Kissara. „Aber er war ja auch nicht allein. Er hatte noch mindestens vier starke Helfer. Einer von denen war zweifellos Techniker Scott, um den es Mikel und mir auch ging. Sie mögen zwar körperlich stark sein, Warrior. Mikel hat jedoch eine körperliche Schwäche, die er prima zu seiner Stärke gemacht hat, als es darum ging, Techniker Scott für eine Weile abzulenken, damit er nicht so sehr an das Verschwinden seiner Frau denkt und eventuell noch unüberlegte Dinge auf eigene Faust unternimmt. Wenn Sie so genau gesehen haben, dass Mikel geholfen hat, Benevidea zu drehen, dann haben Sie ja sicher auch gesehen, was dem vorausgegangen ist, nicht wahr?“ „Das ist richtig, Commander.“, sagte Kang. „Ich sah, dass der Agent seinen Taststock vergessen hatte. Das ist sehr ungewöhnlich für ihn.“ „Darin stimme ich Ihnen zu, Warrior.“, sagte Kissara. „Aber da es sehr ungewöhnlich für ihn ist, hatte ich mir schon gedacht, dass eine Strategie dahinterstecken muss.“ „Jetzt sehe ich die Strategie auch.“, räumte Kang ein. „Ohne seinen Taststock hatte er eine Situation hergestellt, in der er von Techniker Scott abhängig war, weil dieser ihn führen musste. Die Situation wäre für Mikel so schlecht abzuschätzen gewesen. Das bedeutete für Scott wiederum, dass er seine Aufmerksamkeit zuerst auf Mikel und dann auf Benevidea richten musste. Genial! Bitte verzeihen Sie, Commander. Manchmal glaube ich, der Agent wäre ein viel besserer Stratege als ich.“ „Nun mal ganz ruhig, Mr. Kang.“, sagte Kissara. Im Kriegs- oder Angriffsfall möchte ich Sie und Ihre Instinkte nicht missen und nur weil einmal ein blindes Huhn ein Korn gefunden hat, müssen Sie nicht gleich die Flinte in selbiges werfen und um Ihren Job fürchten. Sie behalten Ihren Job, Warrior, und der Agent behält seinen. So hat alles seine Ordnung. Mikel ist ein genauso guter Erster Offizier, wie Sie es verstehen, mit Waffen umzugehen und die Bewegungen des Feindes vorauszuahnen. Solange ich also auf diesem Schiff das Kommando habe, wird jeder Schuster brav bei seinem Leisten bleiben! Ich hoffe, wir verstehen uns, Mr. Kang.“

Erleichtert ließ der Klingone die Luft aus seinen Lungen entweichen. Dann löste er sich aus seiner starren Haltung und sagte: „Ich danke Ihnen, Commander. Ich hoffe aber, dass Mikel Ihnen das Wortspiel mit dem blinden Huhn verzeihen wird.“ „Das hoffe ich auch.“, grinste Kissara. „Wo er doch auch eigentlich ein blinder Hahn ist.“ Ihrem Satz folgte ein erneutes breites Grinsen. Kang aber sah sie nur ernst an: „Sie wissen doch, was ich meine.“ „Oh ja.“, beschwichtigte Kissara ihn, der sie durch seine ernst zusammengekniffenen Augen angeblickt hatte. „Aber ich habe den Eindruck, dass Sie nicht ganz verstanden haben, was ich gemeint habe. Ich habe versucht, die Situation durch einen kleinen Spaß etwas aufzulockern.“ „Dann verzeihen Sie mir bitte, Commander.“, bat Kang diplomatisch, was für einen Klingonen eigentlich auch ein sehr untypisches Verhalten war. „Aber es scheint mir, als lägen der thundarianische und der klingonische Humor zu weit auseinander.“ „Na, den Eindruck habe ich aber langsam auch.“, stellte die ältere Thundarianerin fest.

Sie lehnte sich zurück und ließ ihren Blick über den Monitor schweifen, als wollte sie etwas oder jemanden suchen. Dann sagte sie: „Aber nun zu Allrounder Scott und ihrem plötzlichen Verschwinden. So lange, wie Sie sich schon auf diesem Schiff befinden, haben Sie doch bestimmt etwas beobachten können, oder?“ „Das tindaranische Schiff hat sich von uns gelöst, das Sonnensystem verlassen und den interdimensionalen Antrieb verwendet.“, sagte Kang. Jetzt aber ist es wieder zurück. Das ging alles recht schnell.“ „In Ordnung.“, sagte Kissara. Dann sollten wir uns mal mit Shimar austauschen. Denken Sie nicht?“ „Ja, das wäre wohl eine sehr gute Strategie.“, nickte Kang. „Also gut.“, sagte Kissara und wandte sich dem Computer zu: „Computer, eine Sprechverbindung mit folgendem Rufzeichen herstellen!“ Dann gab sie IDUSAs genaues Rufzeichen in die Maske ein.

Es dauerte einige Sekunden, dann ertönte ein Fehlersignal und die elektronische Stimme des Schiffsrechners sagte: „Ihr Befehl kann nicht ausgeführt werden. Das Rufzeichen befindet sich bereits in einer anderen Verbindung.“ „Das Ende der Verbindung abwarten und es dann erneut rufen!“, befahl Kissara. „Befehl wird ausgeführt.“, sagte der Computer.

Die Thundarianerin lehnte sich demonstrativ zurück. „Na gut.“, sagte sie. „Dann warten wir eben. Shimar wird seinem Commander Meldung machen. Das darf er ja auch. So dringend ist unsere Anfrage ja auch nicht.“ Kang nickte ihre Worte nur ab.

Tatsächlich war Shimar in ein Gespräch mit Zirell vertieft. Leider musste er sich aber dabei noch um IDUSA kümmern, die seine Hilfe verlangt hatte, da es ihr nicht möglich war, sich und ihre Crew per interdimensionalem Antrieb in die tindaranische Dimension zu bringen. Jedes Mal, wenn sie es versuchte, hatten alle das Gefühl, in ein Loch zu fallen. Das zwang sie immer wieder, in den normalen Modus zu wechseln. Deshalb hatte sie sich an ihren Piloten gewendet: „Es sieht so aus, als würde ich Sie brauchen, Shimar. Die im Augenblick vorherrschende Situation passt in keine mathematische Kategorie.“ „In Ordnung, IDUSA!“, sagte Shimar leicht nervös, denn er musste jetzt mehrere Dinge auf einmal tun. Seiner Kommandantin, deren Gesicht er mittlerweile über den Neurokoppler vor seinem geistigen Auge sah, musste er auseinandersetzen, warum er Scotty mitbrachte und dies nicht vorher mit ihr besprochen hatte. Außerdem musste er das Schiff in einer doch sehr abenteuerlichen Situation irgendwie in den interdimensionalen Modus bekommen.

Zirell, die er wohl völlig vergessen hatte, machte sich bemerkbar: „Was ist denn nun so wichtig, Shimar? Erst rufst du mich und dann höre ich minutenlang nichts von dir.“ Shimar holte tief Luft und erwiderte dann: „Kommandantin, bitte lass mich dir die Situation zuerst vollständig erklären, bevor du urteilst!“ „Oh du nennst mich Kommandantin.“, stellte Zirell fest und grinste dabei. „Haben wir heute etwa unseren förmlichen Tag?“ „So witzig ist die Situation gar nicht.“, stieß Shimar zwischen vor Konzentration zusammengebissenen Zähnen hervor. „Nun komm schon, IDUSA!“ „Ich habe den Eindruck, du bist schwer beschäftigt.“, sagte Zirell. „Das stimmt.“, gab Shimar zu. „Ich muss drei Dinge auf einmal tun. Irgendwie muss ich mit dir reden, Scotty beruhigen und ablenken und uns aus der Dimension der Föderation in die unsrige bekommen. Leider bin ich nicht multitaskingfähig wie mein Schiff. Aber ich kann sie mit der Situation nicht allein lassen. Sie braucht mich. Wenn ich ihr die Hilfe verweigern würde, dann hätte sie jedes Recht, mich im Rahmen der Lex Technologica anzuzeigen.“ „Und selbst dann gebe es erst einmal ein Verfahren, in dem entschieden würde, ob eine Strafe gerechtfertigt ist.“, versuchte Zirell, ihren Untergebenen zu beruhigen. „Aber mal was ganz anderes. Du sagtest gerade, Scotty sei bei dir. Wie kommt es dazu? Ist auf der Feier zu Betsys Ordensverleihung irgendwas vorgefallen?“ „Das kannst du wohl laut sagen.“, entgegnete der junge Tindaraner. „Erst hat es uns ’ne Menge gekostet, sie überhaupt davon zu überzeugen und jetzt ist Benevidea aufgetaucht und hat sie in eine andere Dimension entführt, die dem Universum der Föderation zwar verdammt ähnlich sieht, aber viel jünger ist. Sie ist nur wenige Stunden alt, aber hat alles, was das Universum der Föderation auch hat. Stell dir das vor, Zirell! Wir haben versucht, in die Dimension vorzudringen, aber da gibt es einen mentalen Schild, den Benevidea offenbar eingebaut hat und der verhindert, dass wir dorthin gelangen. Wir können sehen, was dort geschieht, aber Betsy retten können wir wohl nicht. Scotty hat die Situation sehr mitgenommen und ich habe auch zu kämpfen. Wenn ich nicht noch IDUSA hätte, um die ich mich kümmern müsste, wäre ich sicher auch ganz anders drauf. Aber ich reiße mich zusammen. Ich habe allein entschieden Scotty mit hierherzubringen. Ich habe die Kommandokette nicht eingehalten. Eigentlich hätte ich das ja zuerst mit dir absprechen und dich um Erlaubnis fragen müssen. Bitte verzeih mir, Kommandantin.“ „Langsam, langsam, Shimar.“, beruhigte die ältere Tindaranerin ihn. „Dass du dich nicht an die Kommandokette gehalten hast, macht deine Entscheidung, Scotty mit dir zu nehmen, ja nicht falsch. Außerdem hast du mich ja jetzt informiert. Du solltest mich gut genug kennen um zu wissen, dass ich ohnehin nicht nein gesagt hätte. Kommt ruhig her. Ich schicke dir Ishan an die Schleuse. Wenn Scotty so aufgelöst ist, wie du es sagst, dann wird es gut sein, wenn ihn sich ein Arzt mindestens einmal ansieht. Über alles andere wird Maron dich vernehmen. Die Daten über die seltsame Dimension schickst du am besten direkt an Jenna. Sie kennt sich ja mit dimensionaler Physik am besten aus.“ „Herkommen.“, sagte Shimar abfällig. „Das sagt sich so leicht. IDUSAs interdimensionaler Antrieb macht Probleme. Unser Versuch, zu Betsys momentanem Standort vorzudringen, wird ihn beschädigt haben. Bitte sag Joran, er soll mir Jenn’ geben.“ Zirell schüttelte energisch den Kopf. „Wer braucht Jenn’, wenn er Scotty hat.“, sagte sie auf Englisch und dann auf Tindaranisch zu Shimar: „Du musst ihn ablenken. Binde ihn in die Lösung des Problems ein. Gib ihm eine Aufgabe!“ Erleichtert nickte Shimar. Er war sehr froh, dass seine Kommandantin offensichtlich gerade auf dem besten Weg war, Ordnung in sein Chaos im Kopf zu bringen.

Offensichtlich hatten aber Scotty und Zirell unabhängig voneinander den gleichen Gedanken gehabt. Der ältere Terraner hatte die Notlage des Schiffes nämlich ebenfalls erkannt. Da er ja auch einen Neurokoppler trug und sie seine Tabelle geladen hatte, war es IDUSA und ihm ja auch möglich, unabhängig von Shimar miteinander zu kommunizieren. Also befahl Scotty in IDUSAs Richtung: „Schiffchen, hör mir zu! Mach eine Selbstdiagnose deines interdimensionalen Antriebs.“

Sofort tat IDUSA, was Scotty ihr befohlen hatte. „Der Antrieb ist voll funktionsfähig, Techniker Scott.“, meldete sie ihm ihr Ergebnis. „Also liegt es nich’ an dir.“, flapste mein Mann. „Zeig mir mal ’n Bild von der interdimensionalen Schicht und nenn mich bloß Scotty. Techniker Scott klingt so nach Anzugträger.“ „Ändere Anredeprotokoll.“, sagte Shimars Schiff. Dann zeigte sie Scotty das gewünschte Bild. „Kein Wunder, dass du nich’ klarkommst.“, analysierte mein Mann. „Die Schicht sieht aus wie ’n Schweizer Käse. Das habe ich das letzte Mal gesehen, als die Dimensionen fast zerstört waren. Jenn’ hat doch ständig Updates für die Feldprofile gebastelt, die deinen Antrieb der Situation angepasst haben. Hast du die noch?“ „Selbstredend, Scotty.“, sagte IDUSA. „Ich speichere jedes Update. Nur diejenigen, die zu alt sind, lösche ich nach einer bestimmten Frist, damit der Speicher nicht zu voll wird.“ „Die Frist für Jennas neueste Anpassungen is’ aber hoffentlich noch nich’ rum.“, bemerkte Montgomery. „Negativ.“, antwortete IDUSA. „Bitte sehr.“, damit öffnete sie das entsprechende Verzeichnis und zeigte Scotty Ausschnitte aller Profile, denn das Vollbild eines jeden hätte zweifellos den virtuellen Bildschirm gesprengt. Aber auch mit den Ausschnitten konnte Scotty etwas anfangen. Eines der Profile schien auch tatsächlich auf den momentanen Zustand der Schicht zu passen.

Er stellte sich seine rechte Hand vor und dann seinen Zeigefinger, der genau auf das Profil zeigte: „Lade mal das da, Schiffchen.“ „Wie Sie wünschen, Scotty.“, sagte IDUSA und führte den Befehl meines Mannes aus. Dann wandte sich Scotty an Shimar: „Jetzt versuch‘s mal, Junge!“

Shimar gab IDUSA erneut den Gedankenbefehl zum Aktivieren des interdimensionalen Antriebs. Dieses Mal aber schien er endlich zu greifen und sie landeten wenig später in der tindaranischen Dimension. „Na bitte! Wer sagt’s denn!“, applaudierte Scotty sich selbst. Auch IDUSA sagte: „Herzlichen Glückwunsch, Scotty.“ „Ganz eurer Meinung.“, gab ein total abgekämpfter Shimar seinen Senf dazu, dem die Schweißperlen auf der Stirn standen.

„Ich werde bis zu unserer Basis das Steuer übernehmen.“, bot IDUSA an. „Sie haben sich genug verausgabt, Shimar. Oh, wir werden gerufen. Es ist die Granger. Ihr Computer muss mitbekommen haben, dass wir die Dimension verlassen haben und das interdimensionale Relais benutzt haben. Commander Kissara möchte dringend mit Ihnen sprechen, Shimar. Es tut mir leid, dass ich Sie jetzt noch damit behelligen muss. Eigentlich müssten Sie sich dringend ausruhen. Aber Sie könnten mir natürlich auch die Erlaubnis erteilen, mit ihr an Ihrer Stelle zu sprechen. Unsere Daten kann schließlich auch ich ihr geben.“ „Und ich werde ihr im Notfall einfach dabei helfen.“, schlug Scotty in IDUSAs Kerbe. „Du kannst dir ruhig erst mal ’ne Pause gönnen, Junge.“ „Vielen Dank, ihr zwei.“, sagte Shimar. „OK. Machen wir es so.“ Damit nahm er den Neurokoppler ab, ein sicheres Zeichen für das Schiff, dass er die Kontrolle abgeben wollte und dann fielen ihm die Augen zu.

Kissara war überrascht, in das Gesicht des Schiffsavatars zu blicken, statt in das von Shimar, welches sie erwartet hatte. „Warum sprichst du mit mir, IDUSA?“, fragte sie überrascht. „Ist dein Pilot verhindert?“ „Man könnte es so ausdrücken, Commander.“, sagte IDUSA diplomatisch. „Aber was ist denn Ihr Begehr? Vielleicht kann ja auch ich Ihnen helfen?“ „Das kannst du wahrscheinlich tatsächlich.“, stellte Kissara fest. „Mein strategischer Offizier hat mir gemeldet, du und dein Pilot, ihr hättet die Dimension verlassen und wärt aber schon sehr bald wieder zurückgekehrt. Was hatte das zu bedeuten?“ „Wir scheinen nicht über die gleichen Daten zu verfügen, Commander.“, stellte IDUSA fest. Ich bin aber bereit, Ihnen ein Update zu geben.“ „Dann bin ich jetzt bereit, es zu empfangen.“, sagte Kissara diplomatisch. Für sie war die sehr technische Sprache des Schiffes etwas ganz Normales und Logisches. Da sie den Grundsatz sehr ernst nahm, dass jeder Sternenflottenoffizier auch gleichzeitig Diplomat ist, ging sie auch darauf ein.

„Shimar und ich sind nicht allein.“, erklärte das tindaranische Schiff. „Mr. Scott ist bei uns. Shimar befahl mir, ihn an Bord zu holen, damit er nichts Unüberlegtes täte. Zuvor hatte ich Shimar an Bord geholt, wie es mir die tindaranischen Verhaltensprotokolle gebieten, wenn die Situation zu gefährlich oder gar tödlich für ihn ist. Genau das war der Fall, denn ich stellte eine erhöhte Konzentration von Rosannium in seiner Nähe fest. Sie wissen, wie ungesund das für Telepathen ist. Die Menge hätte ausgereicht, um Dill oder Logar außer Gefecht zu setzen. Für Shimar wäre sie tödlich gewesen. Ich musste handeln und er auch. Nachdem er mir befohlen hatte, Mr. Scott an Bord zu holen, erhielt ich von Shimar den Befehl, nach Allrounder Scott zu suchen. Ich habe sie auch gefunden. Sie befindet sich in einer Dimension, die dem Universum der Föderation fast aufs Haar gleicht. Nur ist sie um ein Vielfaches jünger.“ „Wie jung, IDUSA?“, fragte Kissara. „Sie ist süße und zarte fünf Stunden, siebzehn Minuten und jetzt acht Sekunden alt, Commander.“, erwiderte der tindaranische Aufklärer. „Dennoch hat sie alles, was ein Universum haben muss. Das ist zwar wissenschaftlich unmöglich, wird aber dann möglich, wenn man bedenkt, dass Benevidea es durch ihre Gedanken geschaffen hat. Das Einhorn ist schließlich eine Mächtige. Sie kann sich über Naturgesetze hinwegsetzen, wenn sie es will. Außerdem können wir den Allrounder zwar sehen, wir können aber nicht zu ihr vordringen. Ich habe die Daten bereits an unsere Basis gesendet. Ich denke, Commander Zirell wird nichts gegen eine erneute Zusammenarbeit haben.“ „Davon gehe ich auch aus.“, sagte mein Commander. „Aber ich werde ihr vorher besser Bescheid geben. Ich werde meine Crew einsammeln und dann werden wir zu euch kommen. Ihr müsst die Daten ja selber noch auswerten. Sag am besten Zirell, dass wir unterwegs sind. Falls sie nicht einverstanden sein sollte, oder sich etwas verschiebt oder ändert, kann sie mich ja zurückrufen.“ „In Ordnung.“, sagte IDUSA und beendete die Verbindung.

Kang drehte sich ihr zu: „Mit Verlaub, Commander, das Schicksal gönnt uns offenbar keine Pause. Wir scheinen buchstäblich von einer Mission in die nächste zu fallen.“ „Da haben Sie gar nicht so unrecht, Mr. Kang.“, sagte Kissara.

Sie stand von ihrem Sessel auf. „Ich werde wieder herunterbeamen, Kang.“, sagte sie. „Dann werde ich dezent die Präsidentin informieren und alle einsammeln. Ribanna wird uns dann nach Tindara fliegen. Jannings soll unseren interdimensionalen Antrieb wenn nötig anpassen. So eine fremde Dimension, die plötzlich auftaucht, sorgt sicher erst einmal für Chaos in der interdimensionalen Schicht. Sie haben die Brücke, Warrior!“, Damit ging sie in Richtung Transporterraum, in dem Techniker Jannings auf sie wartete, den sie dessen angewiesen hatte.

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