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Benevidea hatte sich aufgerappelt und war einige Schritte gegangen. Ihr Weg hatte sie zu einer Wiese geführt, auf der sie zögerlich mit dem Grasen begonnen hatte. Appetit hatte sie nicht wirklich, denn die Verletzung ihres telepathischen Zentrums war ja noch nicht behoben. Da die Mächtigen des Dunklen Imperiums und Zeitlands auf ihre Kräfte direkt angewiesen sind, um überleben zu können, kam ihr Zustand einer schweren Krankheit gleich. Ihre sterblichen Instinkte jedoch rieten ihr unter allen Umständen zu kämpfen. So schlugen quasi zwei Herzen in ihrer Brust.

Es gab aber noch jemanden, die sich abgesondert hatte. Es war Sensora gewesen, die ebenfalls der Feier ferngeblieben war, da es für sie als Androidin ja keinen Unterschied machte, ob sie teilnahm oder nicht. So fand sie zumindest. Freude über das Zusammensein mit ihren Kameraden konnte sie ja nicht wirklich empfinden und den Pflichtteil hatte sie erledigt. So war sie also durch den Park spaziert.

Benevidea hatte sie am Rand der Wiese auftauchen gesehen. Das junge Einhorn wusste, dass ihr von Zweibeinern in der Vergangenheit oft Hilfe zuteilgeworden war. Außerdem hatte sie das Gefühl, Sensora vertrauen zu können. Deshalb drehte sie sich sofort in ihre Richtung und trabte auf sie zu.

Etwas verwirrt ob dieser Situation war die Androidin stehengeblieben. Sie hatte zwar ihre Hände nach dem Einhorn ausgestreckt und damit begonnen, die Kleine zu streicheln, sich erklären, warum sie ausgerechnet zu ihr gekommen war, konnte Sensora aber nicht. Echten Trost konnte sie ihr, zumindest ihrer eigenen Meinung nach, nicht wirklich spenden. All die Dinge, die sie jetzt tun würde, wurden ihr schließlich nur von einem ihrer Unterprogramme diktiert und waren austauschbare Handlungen. Falls das Programm ihr sagen würde, sie solle sich auf den Kopf stellen, statt Benevidea zu streicheln, um sie zu trösten, dann würde Sensora das tun. Außerdem war Benevidea nicht in der Lage, mit ihr telepathisch zu kommunizieren, da sie, Sensora, nicht empfänglich dafür war. Für die Androidin gab es also für das Verhalten des Einhorns keinen logischen Grund.

Dies schien Benevidea allerdings anders zu sehen. Sie kuschelte sich sogar fest an Sensora, die mit der Situation jetzt sichtlich überfordert war. „Warum kommst du denn ausgerechnet zu mir, Benevidea?“, fragte sie. „Meine Gefühle sind nicht echt. Sie sind nur das Resultat meiner Programmierung. Mein Verhalten ist rein mechanisch und sicher für dich zu steril. Du benötigst echten Trost, den ich dir nicht geben kann.“

Das Einhorn schien für ihre Argumente allerdings taub zu sein. Jetzt begann sie auch noch, sich die Lippen zu lecken und laut zu schmatzen. Sensora kannte diese Gesten. In ihrer Datenbank waren sie als Beschwichtigungs- oder auch Wohlfühlverhalten bei Pferdeartigen verzeichnet. Aber wofür sollte sich Benevidea entschuldigen und warum konnte es sein, dass sie sich bei Sensora wohlfühlte. Den meisten Telepathen waren doch Androiden eher nicht geheuer, weil sie nicht sofort wissen konnten, was diese im Schilde führten. Zumindest hatte Sensora die Erfahrung gemacht, dass dies bei unsicheren Telepathen oft der Fall war.

Sie drehte sich energisch fort und machte einige schnelle Schritte in die Gegenrichtung. Wahrscheinlich hoffte sie, Benevidea so überzeugen und abschütteln zu können. Ihr war wirklich nicht klar, warum sich das junge Einhorn gerade sie als tröstende Freundin auserkoren hatte. Allerdings zeigte ihre Aktion keine Wirkung. Im Gegenteil. Das Einhorn folgte ihr noch und sobald sie wieder stehenblieb, war auch Benevidea erneut bei ihr und kuschelte sich an. Auf diese Weise würde Sensora sie also nicht loswerden.

Sie blickte sich um und sah in der Ferne Agent Yetron. Nach der gelungenen vorläufigen Rettung Benevideas und dem Ende der Feier, das Nugura aus gegebenem Anlass spontan beschlossen hatte, hatte auch der Demetaner einen Spaziergang gemacht. Er war allerdings sehr überrascht darüber, die winkende Hand seiner Untergebenen zu sehen.

Sofort drehte er sich um und ging auf Sensora und ihre Situation zu, blieb aber doch in einiger Entfernung beobachtend stehen. „Faszinierend.“, urteilte er. „Offenbar sieht Benevidea in Ihnen eine echte Freundin, Allrounder.“ „Das würde ich aufgrund ihres Verhaltens auch nur bestätigen, Sir.“, sagte Sensora. „Obwohl ich mir die Gründe wirklich nicht vorstellen kann. Sie dürfte doch spüren, dass ich keine echte Freundschaft für sie empfinden kann und wirklich trösten kann ich sie auch nicht.“

Times Erster Offizier warf einen weiteren prüfenden Blick auf die Situation. Dann sagte er: „Das scheint Benevidea aber komplett anders zu sehen, Sensora.“ „Aber warum?“, fragte die sichtlich irritierte Sensora. „Ihr Verhalten weist außerdem stark darauf hin, dass sie sich für etwas entschuldigen möchte. Wenn ich nur wüsste für was!“ „Das werden wir wohl so schnell nicht herausbekommen, Allrounder.“, sagte der ausgebildete Spionageoffizier. „Aber Sie haben mir gerade einen entscheidenden Hinweis gegeben, was das Warum angeht. Da Sie keine echten Emotionen besitzen, kann Benevidea über das eigene Verhalten, welches auch immer sie meint, auch keine Wut von Ihnen spüren im Gegensatz zu einem von uns. Für viele Telepathen ist die Wut anderer wie ein starker Schmerz.“ „Und Sie meinen, sie fühlt sich bei mir sicher, weil ich ihr diesen nicht zufügen kann?“, fragte Sensora. Der Demetaner nickte und lächelte.

Time kam des Weges. Auch er hatte sich nach dem plötzlichen Ende des Festes etwas im Park die Beine vertreten. Auch er schaute ungläubig auf das Geschehen, das sich ihm hier bot. „Agent.“, wandte er sich an Yetron. „Sie können mir nicht zufällig sagen, was hier vorgeht?“ „Oh doch, Commander!“, sagte Yetron sehr selbstbewusst. „Offenbar hat sich unser junges Einhorn Sensora als Vertraute erwählt. Bevor Sie argumentieren möchte ich Ihnen meine Theorie zum Warum mitteilen. Sensora ist weder in der Lage, echte Gefühle zu empfinden, noch ist sie telepathisch empfänglich. Auch Benevidea kann sie nicht erfassen. Das macht eine Kommunikation zwischen den beiden neutral. Benevidea muss nicht befürchten, dass Sensora wütend auf sie werden könnte. Ihrem Verhalten nach versucht sie nämlich, sich für irgendetwas zu entschuldigen.“ „Es geht wahrscheinlich um Scotts Entführung.“, sagte Time. „Ach, wenn wir doch nur besser mit ihr reden und ihre Beweggründe herausfinden könnten. Die Kleine hatte furchtbare Angst, als sie das getan hat. Das muss doch irgendeinen Grund haben!“ Sensora und Yetron nickten.

Der ältere Terraner zog sein Sprechgerät. Wie Captain Kirk war Time auch nie ein Freund langer Debatten gewesen. Er fand es besser, ein Problem durch Fachkräfte vor Ort lösen zu lassen, als sich lange darüber die Köpfe heiß zu reden. Er gab dem Gerät also den Befehl, einen Sammelruf an alle Rufzeichen zu senden, die in der Nähe waren. Dabei ahnte er allerdings nicht, was er damit auslösen würde. „Finden Sie sich bitte alle an dieser Wiese ein, Ladies und Gentlemen.“, sagte er. „Ich hinterlasse ein Signal zu Ihrer Orientierung!“

Er steckte das Gerät wieder ein und wandte sich Yetron und Sensora zu: „Wie mir scheint, Allrounder, werden Sie wohl demnächst Babysitter für ein Einhorn spielen müssen und Sie, Agent, sollten sich mal was überlegen, wie wir es der Kleinen auf unserem Schiff etwas gemütlich machen können. Ich kann mir Nuguras Befehle für uns nämlich schon denken, wenn ich sie richtig einschätze.“ Times untergebene nickten beide.

Eine riesige Menschentraube hatte sich auf den Weg zu Times Position gemacht. Dabei waren längst nicht alle von der Spezies Mensch. Da Time ja wie gesagt seinem Sprechgerät befohlen hatte, alle Rufzeichen in der Nähe anzusprechen, hatten auch fast alle Sternenflottenoffiziere seinen Ruf mitbekommen und waren ihm gefolgt. Dies war eine Tatsache, die Peter sehr überrascht hatte. Etwas irritiert wandte er sich Yetron zu: „Was können die alle wollen, Agent?“ „Offensichtlich hatten Sie, nennen wir es Pech bei der Eingabe, Commander.“, schlussfolgerte der über beide Ohren grinsende Demetaner. „Wenn Sie sich nur an Ihre eigene Crew hätten wenden wollen, dann hätten Sie sich gegenüber dem Computer anders ausdrücken müssen. Aber ich finde die Situation, so wie sie sich jetzt darstellt, gar nicht so schlecht. Auf diese Weise können wir aus einem viel größeren Pool an Fachkräften schöpfen, was bestimmte Dinge angeht. Denken Sie nicht auch?“ „Da mögen Sie Recht haben, Agent.“, stimmte Time zu. „Dann war mein Pech bei der Eingabe, wie Sie es nannten, ja eigentlich wohl eher Glück.“ Yetron nickte nur grinsend.

Kissara hatte Nugura über die Situation informiert. Dann waren beide auch zu der Menge gestoßen und die Präsidentin war ganz nach vorn zu Peter gegangen. Dann hatte sie von ihrem Untergebenen gefordert: „Bericht, Commander!“ Als Oberbefehlshaberin der Sternenflotte stand ihr das ja auch zu.

Time wandte sich ihr zu und salutierte. Dann sagte er: „Madam President, wir sind zwar mit den Ermittlungen noch nicht ganz fertig, aber anscheinend hat sich Benevidea meinen Allrounder als ihre Vertraute ausgesucht. Der Theorie meines Ersten Offiziers nach hat sie das getan, weil Sensora keine echten Gefühle hat und somit auch nicht wütend auf sie sein kann wegen Allrounder Scotts Entführung. Bitte glauben Sie mir. Ich verstehe einiges von Pferdeverhalten. Die Kleine hat bestimmt nicht in böser Absicht gehandelt, als sie Scott entführte. Als sie das tat, hatte sie furchtbare Angst und befürchtet jetzt wohl eine Strafe.“ „Moment, Time!“, unterbrach Nugura den älteren Terraner energisch. „Sie reden die ganze Zeit von Pferdeverhalten. Aber Benevidea ist ein mächtiges Wesen. Wie kommen Sie dann auf so etwas?“

Cupernica hatte sich durch die Menge zu Time und Nugura geschlichen. Die Androidin hatte das Gespräch zunächst nicht stören wollen, sah jetzt aber doch einen dringenden Grund zum Eingreifen. „Ich muss Sie korrigieren.“, sagte sie. „Benevidea ist nur zur Hälfte ein mächtiges Wesen. Ihre zweite Hälfte ist sterblich, da ihre leibliche Mutter ein sterbliches Pferd ist. Hier sind wir auch schon direkt im Thema. Offenkundig hatte sie Angst und scheint auch jetzt noch in einer Art Schockzustand zu sein. Den Grund dafür kennen wir noch nicht. Er sei auch erst einmal dahingestellt. Wir dürften ihn noch früh genug herausfinden können, gerade dann, wenn Sie so kompetente Ermittler wie Time und seine Leute an den Fall setzen, Madam President. Die Besatzung der Electronica ist es gewohnt, in so mancher Situation zu improvisieren und sie hatten sehr oft bereits den richtigen Riecher. Aber ich denke, ich schweife ab.“ „Das tun Sie allerdings, Scientist.“, sagte Nugura. „Aber vielen Dank für Ihr Plädoyer. Ich werde Time mit der Aufgabe betrauen, auf Benevidea zu achten und sie nach Hause zu bringen. Er soll auch herausfinden, warum und wohin sie Scott entführt hat. Außerdem wird er unser Ölzweig sein, was die Diplomatie mit den Einhörnern angeht. Immerhin hat ein Bürger der Föderation Benevidea ihre Verletzung zugefügt und er war auch noch einer meiner engsten Mitarbeiter. Die Einhörner werden das nicht sehr gut finden und Valora und Invictus könnten uns sehr gefährlich werden, wenn sie wollten. Unter Umständen könnten sie Barnabys Tat sogar als kriegerischen Akt sehen. Dazu darf es unter keinen Umständen kommen. Unter gar keinen Umständen, Time. Haben Sie verstanden? Ihre Ärztin soll sich bloß etwas einfallen lassen, Benevidea zu retten! Sie haben freie Hand, zu tun was immer auch notwendig ist.“

Yetron wandte sich Time und Nugura zu: „Machen Sie sich keine Sorgen, Madam President. Wir werden uns um Benevidea kümmern.“

Er schaute sich um und entdeckte Cenda in der Menge, die er sogleich ansprach: „Techniker, Begleiten Sie mich auf das Schiff und assistieren Sie mir bei der Einrichtung eines Krankenzimmers für ein Einhorn!“ „Zu Befehl, Sir!“, sagte Cenda schmissig und stellte sich neben ihn. Dann gingen beide ein Stück den Weg, der parallel zur Wiese führte, entlang, während Yetron sagte: „Also, Techniker, ich habe mir folgendes Vorgestellt. Wir könnten in Frachtraum drei …“ Sie waren aus der Hörweite aller anderen verschwunden.

Nugura warf Time einen fragenden Blick zu. „Was hat er vor, Commander?“, fragte sie. „Oh sicher was ganz Geniales, Madam President!“, versicherte Time. „Ich denke, eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass der Tag kommt, an dem mein Erster Offizier mal keine Lösung für unsere Probleme hat. Ich vertraue ihm da voll und ganz.“ „Also gut, Time.“, sagte das Staatsoberhaupt. „Ich vertraue Ihnen dann auch.“

Cupernica hatte sie erneut zu sich gewinkt. „Ich bin in meinen Ausführungen leider unterbrochen worden.“, stellte sie fest. „Ich sollte Ihnen aber doch noch erklären, so denke ich, warum Commander Time mit seinem Pferdeverhalten schon auf der richtigen Spur ist. Wesen, die in einen Schockzustand geraten oder starke Angst verspüren, verfallen oft in das Sprechen ihrer Muttersprache. Dies wurde schon durch meinen längst verstorbenen aber auch sehr berühmten Kollegen Dr. Phlox festgestellt. Das können wir bei Benevidea ruhig wörtlich nehmen, denn ihre Mutter ist ein Pferd. Ihre Muttersprache dürfte also die der Pferde sein und nicht die Art und Weise, in der sich Mächtige mit uns oder unter sich verständigen. Zur telepathischen Kommunikation ist sie durch ihre Verletzungen im Moment ja ohnehin nicht in der Lage.“ „Ich danke Ihnen für Ihre Ausführungen, Scientist.“, sagte Nugura. „Jetzt sehe ich einiges viel klarer. Das war’s. Wegtreten!“ Cupernica nickte und ging.

Wieder wandte sich Nugura Time zu: „Ich hoffe, dass Ihnen klar ist, was auf dem Spiel steht, Time. Vermasseln Sie es nicht! Ich will keinen Krieg mit den Einhörnern führen müssen!“ „Ich denke, das will keiner hier, Madam President.“, sagte Time. „Ich mache das schon.“ „Das will ich hoffen.“, sagte Nugura und wandte sich Kissara zu: „Sie, Kissara, werden gemeinsam mit den Tindaranern Scotts Aufenthaltsort und ihre Situation ermitteln. Dann werden wir entscheiden, wie wir weiter vorgehen. Ich erwarte von Ihnen allen mindestens täglich einen Bericht!“ „Aye, Madam President.“, nickte mein Commander, machte auf dem Absatz kehrt und winkte allen anderen Mitgliedern ihrer Crew. Gemeinsam würden sie jetzt auf die Granger beamen und dort beratschlagen. Time und Sensora blieben mit Benevidea zurück. Sie würden auf das OK von Yetron und Cenda warten und dann alle zusammen auf die Electronica beamen.

Warum niemand, einschließlich Cupernica, den ebenfalls gemeinsam mit mir entführten Data erwähnte, ließ sich wohl am ehesten damit erklären, dass offenbar alle davon ausgingen, er würde die Situation schon souverän meistern und man würde sich um ihn keine Sorgen machen müssen. Dass dies sehr richtig vermutet war, ließ sich sehr gut erkennen, wenn man betrachtete, was Data jetzt mit mir in der für uns beide sehr fremden Umgebung tat. Er hatte mich auf einer Bank nahe einer Straße in stabiler Seitenlage abgelegt und meine Beine mit seinen Händen angehoben. So wollte er sicherstellen, dass es meinem Kreislauf auf jeden Fall bald wieder gutging. Das gelang ihm auch, denn ich erwachte bald wieder langsam. Um mein Erwachen zu beschleunigen, sprach er mich an: „Allrounder Scott, können Sie mich hören?! Wachen Sie auf!“

Ein Mann kam die Straße herunter. Jene Straße, die Data bereits als die erkannt hatte, in der wir eigentlich wohnten. Überhaupt hatte er die gesamte Umgebung als Little Federation identifiziert, nur schienen wir uns in einer fremden Dimension zu befinden, was ihm durch die fremden Werte der Grundenergie in allem vermittelt worden war. Wie wir dorthin gekommen waren, war für ihn zwar auch noch sehr rätselhaft, aber er dachte sich, dass er den Grund dafür schon irgendwann herausfinden würde.

Der Mann näherte sich uns immer weiter. Er war ca. 1,90 m groß, schlank und hatte kurzes braunes Haar. Er trug eine weiße kurze Jacke, eine ebenfalls weiße kurze Hose und elegante weiße Sandaletten. Das passte auch sehr gut zum Wetter, denn es war ein warmer Sommertag. Die Vögel sangen und es war sehr ruhig. Nur hin und wieder wurde die Ruhe einmal durch ein vorbeifahrendes Fahrzeug gestört.

Der Fremde hatte sich jetzt Data zugewandt. So viel hatte ich inzwischen trotz meiner noch immer vorherrschenden leichten Benommenheit mitbekommen können. „Androide, zehn Schritte nach Links gehen!“, befahl er, als sei es selbstverständlich, einer künstlichen Lebensform in diesem Ton zu begegnen.

Data schien irritiert und fragte: „Wie bitte?“ Aber irritiert war ich auch. Obwohl mein Körper mir noch nicht gehorchte, ich also noch nicht in der Lage war, mich zu bewegen, wurde mir langsam immer klarer, was hier eigentlich Sache war. Offenbar hatten künstliche Lebensformen bei weitem hier nicht den Status, den sie bei uns hatten. Das bestätigte sich noch umso mehr, als ich der Unterhaltung zwischen Data und dem Fremden weiter lauschte. Ich hoffte auch, dadurch mehr über diese Gesellschaftsform zu erfahren. Wenn ich so viel wie möglich über sie wusste, dann war das Risiko auch umso geringer, mich in ihr danebenzubenehmen. Jetzt kam mir wohl auch die Tatsache zugute, dass ich fast kein Manöver, in dem wir das so genannte Notfalltraining absolviert hatten, versäumt hatte. Regelmäßig mussten alle Sternenflottenoffiziere an solchen Trainings teilnehmen, denn man wusste ja nie, wann man einmal auf einem fremden Planeten in einer fremden Gesellschaft abstürzen würde. Passieren konnte das schließlich jederzeit und dann waren wir ja verpflichtet, die Schäden, die unser Aufprall auf die Gesellschaft eventuell verursachen würde, so klein wie möglich zu halten, oder dafür zu sorgen, dass sie gar nicht erst auftraten. Letzteres war nicht mehr möglich. Schließlich konnten Data und ich uns gegenüber dem Fremden nicht unsichtbar machen. Aber ich, die ich meine Stimme mittlerweile zumindest wieder im Griff hatte, würde mir jetzt etwas ausdenken müssen, das auch zu dem passte, was er gewohnt war. Meine Fähigkeiten als Laienschauspielerin würden mir jetzt auch sehr helfen. Vor allem jetzt, als ich ihn laut und unfreundlich sagen hörte: „Hey, du aufmüpfige Blechbüchse! Ich habe dir einen Befehl erteilt!“

Ich setzte mich mühsam auf, denn mein Kreislauf spielte immer noch nicht richtig mit und gab die Empörte: „Nicht so forsch, Mister! Er kann sie nicht verstehen. Er ist ein speziell auf meine Bedürfnisse programmiertes Hilfsmittel! Er kann Sie überhaupt nicht verstehen und das ist auch so gewollt. Er soll schließlich nicht auf jeden hören, sondern nur auf mich. Er wurde individuell auf das Akzeptieren und auf das Reagieren auf nur meinen Stimmabdruck programmiert!“

Der Fremde schien mich erst jetzt wirklich wahrzunehmen. Jedenfalls drehte er sich in meine Richtung und sagte: Oh Entschuldigung, Lady. Offensichtlich gehören Sie zu den wenigen Blinden in unserer Zeit, die keinen Visor tragen können oder wollen. Aber wenn er Ihr Hilfsmittel ist, dann sollte man das auch sehen. Wo ist denn sein Erkennungsarmband?“ „Das muss ich zu Hause vergessen haben.“, sagte ich. „Dann lassen Sie mich Ihnen bitte ein Neues replizieren.“, sagte der Fremde. Betrachten Sie es als meine Wiedergutmachung.“ „Na gut, Mister!“, sagte ich mürrisch.

Er ging zum nächsten Replikator und tat, was er mir soeben vorgeschlagen hatte. Dann kam er zurück und ich schloss, dass er Data wohl das Armband anlegen wollte. „Halt!“, sagte ich und drehte mich ihm zu. „Ich muss ihm das Armband anlegen. Er darf keine fremde Manipulation an sich akzeptieren, wenn ich sie nicht erlaubt habe. Eine Ausnahme bildet sein Hersteller, also dessen Mitarbeiter.“ „Na gut, Lady.“, sagte der Fremde und gab mir das Armband.

Ich wandte mich Data zu und flüsterte ihm ins Ohr: „Es tut mir leid, wenn ich Sie jetzt etwas herumschubsen muss, Commander. Aber offenbar haben Sie und Ihresgleichen in dieser Gesellschaft keinen sehr hohen Stand.“ Dann sagte ich wesentlich bestimmter: „Data, streck mir deinen rechten Arm hin!“ Ganz die treu dienende Maschine gebend, führte Data meinen Befehl aus. So konnte ich ihm das Armband umlegen.

Der Fremde setzte sich jetzt rechts neben mich. Dann sagte er: „Wo sind meine Manieren? Ich habe ganz vergessen, mich Ihnen vorzustellen, Lady. Mein Name ist Abraham Fletcher. Ich bin Priester der Gemeinde Santa Valora in Little Federation.“ „Allrounder Betsy Scott.“, stellte ich mich nun meinerseits vor. „Sternenflotte?!“, fragte Abraham ungläubig. „Und dann auch noch Scott?! Sie sind nicht zufällig verwandt mit Montgomery Scott, dem Chef von Scotts Hilfsmittel & Maschinen aller Art?!“ „Oh doch.“, sagte ich, ohne jedoch im Geringsten zu ahnen, was ich damit auslösen würde. „Ich bin seine Frau!“ „Und die optimale Testperson obendrein.“, lachte Abraham. „Tut mir leid. Ich hatte ja keine Ahnung, dass dies hier ein Testlauf für einen neuen Androiden ist. Sie müssen ihn jetzt sicher zurückbringen. Bitte erlauben Sie mir, dass ich Sie und ihn mit meinem Jeep ins Maschinengetto fahre. Mein Verhalten ist mir jetzt noch umso peinlicher, Mrs. Scott. Das können Sie mir ruhig glauben.“ „Ach, Schwamm drüber, Father Fletcher.“, lächelte ich. „Aber ich nehme Ihr Angebot gern an.“

Damit hakte ich mich bei ihm unter und wandte mich nur noch kurz an Data: „Data, Führ- und Schutzmodus aus! Folgen!“

So ging es zu seinem Fahrzeug, an dem er auf die hintere Tür klopfte und zu mir sagte: „Bringen Sie ihm bitte bei, er soll einsteigen.“ „OK.“, sagte ich und drehte mich auf die Tür deutend Data zu: „Einsteigen!“ Fletcher und ich stiegen vorn ein, er auf der Fahrer- und ich auf der Beifahrerseite und dann fuhren wir los.

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