Während uns das freundlich organisch leicht rundlich geformte blaue Fahrzeug des Priesters über die Straßen von Little Federation trug, hatte ich genügend Zeit, um über meine und Datas Situation nachzudenken. Offenbar waren künstliche Lebensformen hier nicht sehr hoch angesehen. Den Grund dafür würde ich aber herausfinden müssen, um mich dem Leben hier anpassen zu können, solange es notwendig war. Außerdem musste ich herausfinden, was es mit der Sache mit Santa Valora auf sich hatte. Wenn sie hier eine Heilige war, wer war dann Benevidea in den Augen dieser Leute?
Abraham sprach mich plötzlich an: „Sie wirken so abwesend, Mrs. Scott. Ist alles in Ordnung?“ „Ja, Father.“, sagte ich. „Aber ich muss mir über einiges klarwerden. Ich hatte mir bei meiner letzten Mission irgendeine Nervenkrankheit eingefangen, die auch mein Gedächtnis betroffen hat. Deshalb war ich auch so schlapp, als Sie mich fanden. Scientist Loridana sagte aber, das würde sie schon wieder in den Griff bekommen. Für die Zeit müsse ich aber auf der Erde bleiben. Die Praxis von Scientist …“ Ich tat, als würde ich überlegen müssen. „Oxilon!“, hakte Fletcher ein. „Sie meinen Oxilon, Mrs. Scott. Er ist der beste Arzt, den Sie sich wünschen können. Talaxianer gelten als sehr einfühlsam und das brauchen Sie in Ihrer Situation ja bestimmt.“ Ich nickte und gab einen bestätigenden Laut von mir. Dann sagte ich: „Ja. Seine androide Assistentin Cupernica und er …“
Der Jeep wurde plötzlich abrupt gebremst und Abraham drehte sich in meine Richtung: „Seine androide Assistentin wer?!“, fragte er mit viel Empörung in der Stimme. „Ich würde so eine Blechbüchse doch nie eine Behandlung an mir durchführen lassen und ihr schon gar keinen Job geben, bei dem sie eigene Entscheidungen treffen darf! Das ist bei Todesstrafe verboten! Unsere Großartige Königin Sytania hat das verfügt und die Kindliche Göttin Benevidea möge uns davor bewahren, jemals so etwas zu tun! Aber Sie sind krank. Sie wissen es vielleicht gerade nicht anders. Bitte verzeihen Sie.“ „Schon gut, Father.“, sagte ich, lehnte mich zurück und bemerkte, dass er das Fahrzeug wieder in Bewegung setzte.
In diesem kurzen Gespräch hatte ich eine Menge Informationen über diese Gesellschaft erhalten. Ich wusste jetzt, dass Benevidea offensichtlich die Göttin dieser Gesellschaft war. Das konnte bedeuten, dass sie die Dimension, in der ich mich jetzt befand, offenbar mittels ihrer Gedanken erschaffen hatte. Durch diesen Umstand erklärte sich aber auch, warum Valora in ihren Augen eine Heilige war. Immerhin hatte sie sich als Stiefmutter um Benevidea, also die Göttin, gekümmert. Sytania war es offenbar außerdem gelungen, die Dimension zu erobern und sie war jetzt unsere Königin. Dass sie nicht wollte, dass künstliche Lebensformen Rechte hatten, konnte ich mir auch erklären. Auch Sytanias Macht hatte nämlich gegenüber ihnen ihre Grenzen. Zwar konnte sie auch einen Androiden telekinetisch an einen anderen Ort verbringen, ihm telepathische Suggestionen eingeben und ihn somit dazu bringen, nach ihrer Pfeife zu tanzen, konnte sie aber nicht. Außerdem waren Androiden in der Lage zu erkennen, ob einer von uns unter telepathischem Einfluss stand und ebenfalls in der Lage, etwas dagegen zu tun. Vorausgesetzt natürlich, sie waren in der rechtlichen Position dazu. Da künstliche Lebensformen Sytania also schlicht und einfach unbequem waren, hatte sie diese eben in die Rechtlosigkeit verbannt und die Rechtsprechung der Föderation dadurch um Jahrhunderte zurückgeworfen. Sicher würde es in unserer Crew auch keine Elektra geben und wenn doch, dann war ihre wahrscheinlichste Aufgabe das Putzen der Warpgondeln oder andere Aufgaben, für die sich jeder Mensch wohl zu fein war. Dass Scottys Firma offenbar Androiden baute, die Behinderten helfen durften, war für diese wohl schon fast wie eine Erhebung in den Adelsstand. Dass mein letzter Gedanke sehr zynisch war, wusste ich. Aber wie sollte ich denn auch sonst darüber denken?! Im gleichen Moment disziplinierte ich mich aber wieder leise auf Deutsch: „Na gut, Betsy. Trotz deiner Freundschaft zu Data hast du diese Gesellschaft nicht zu verurteilen! Du bist schließlich Offizierin der Sternenflotte! Merk dir das!“
Wir bogen auf ein großes Gelände ein, dessen Einfahrt in einer Mauer rechts und links von bunten Blumenbeten gesäumt war. Am Tor aber winkte uns ein drahtiger großer Terraner. „Halt! Werkssicherheit!“, rief er und stellte sich uns in den Weg, so dass Abraham erneut scharf bremsen musste.
Der Mann, der mit einer schwarzen Ledermontur bekleidet war, warf einen kurzen Blick in unser Fahrzeug. Offenbar hatte er mich erkannt. „Oh tut mir leid, Mrs. Scott. Sie und Ihre Begleitung dürfen natürlich immer passieren. Wo haben Sie denn den Androiden her? Sagen Sie bitte nicht, Sie kaufen jetzt bei der Konkurrenz.“ „Augenblick mal.“, sagte ich und gab die Verwunderte. „Erkennen Sie denn unsere eigenen Produkte etwa nicht, Mr. …“ „Schneider.“, stellte er sich vor. „Horst Schneider. Ich arbeite erst seit zwei Wochen hier.“ „Oh schon gut.“, sagte ich freundlich. „Ich denke, niemand kann von einem einfachen Wachmann erwarten, dass er über alle Abläufe Bescheid weiß. Aber Sie können mir glauben, Mr. Schneider. Er ist von uns.“ „In Ordnung, Mrs. Scott.“, sagte der Wachmann. „Ich glaube Ihnen. Es würde mir nicht im Traum einfallen, die zauberhafte Gattin meines Chefs eine Lügnerin zu nennen. Außerdem sind Sie in Begleitung eines Priesters. Da würde Ihnen das sowieso nicht passieren, denke ich. Also, Fahren Sie ruhig weiter, Father. Bei uns sind Sie auch jederzeit willkommen. Oh, Mrs. Scott, soll ich Sie bei Ihrem Mann anmelden?“ „Oh nein, Mr. Schneider.“, entschied ich und lächelte. „Ich möchte ihn überraschen.“ „Also gut.“, sagte Horst schmissig und hob den rechten Arm so weit, dass er das Öffnen einer Schranke symbolisierte. Abraham nickte nur und setzte das Fahrzeug in Bewegung, nur um es gleich darauf wieder auf dem nahen Parkplatz abzustellen, der von drei Grünflächen gesäumt war. Dann stiegen er und ich aus und ich drehte mich zu Data, der seine Rolle inzwischen auch perfekt beherrschte, wie ich fand, um ihm zu befehlen: „Data, aussteigen! Folgen!“ Dann hakte ich mich bei Abraham unter, der hoffentlich nicht merken würde, dass ich mich hier überhaupt nicht auskannte. Falls doch, dann würden wir es ja immer noch auf die von mir erfundene Krankheit schieben können.
Unser Weg führte uns in ein großzügiges Firmengebäude, in dessen unteren Stockwerken sich offenbar Produktionshallen befanden. „Gibt es hier einen Turbolift?“, fragte ich in Abrahams Richtung. „Ja.“, erwiderte er und führte mich in einen gläsernen Fahrstuhl.
Eine Computerstimme, die mich offenbar erkannt hatte, begrüßte mich mit den Worten: „Guten Morgen, Mrs. Scott. Ihre Begleitung ist dem System unbekannt. Wollen Sie ihn autorisieren?“ „Ja.“, sagte ich. Dann fragte mich der Computer nach meinem Fahrziel, das ich mit Verwaltungsetage angab und der Lift setzte sich in Fahrt. „Ihr Mann achtet sehr auf Sicherheit, was?“, fragte Abraham. Ich nickte nur.
Wir betraten wenig später einen Flur, in dem es nach frischem Kaffee Roch. An den Wänden waren schöne bunte Bilder, die Blumen und grüne Wiesen zeigten. Der Hintergrund war in dezentem Weiß gehalten. Der warme weiche meeresblaue Teppich, auf dem wir entlanggingen, hatte auch etwas Beruhigendes. Jedenfalls bestätigte mir das Abraham.
Sein Blick suchte die Displays an den Türen ab. Dann steuerte er zielstrebig auf eine zu, an der er offenbar die Worte: „Vorzimmer der Unternehmensleitung.“, gelesen hatte. Dort betätigte er die Sprechanlage.
Eine Frau mit starkem irischen Akzent beantwortete den Ruf: „Ja, hier Molly O’Neill.“ „Sie sind dran.“, flüsterte mir Fletcher zu und schob mich in Richtung Mikrofon. „Molly, hier ist Mrs. Scott! Ich bin aber nicht allein. Bei mir sind Father Fletcher und eines unserer Produkte!“, sagte ich bestimmt aber freundlich. „Ist mein Mann kurz abkömmlich?“ „Oh für Sie doch immer, Mrs. Scott.“, antwortete die Sekretärin und wies den Computer an, die Tür zu öffnen.
Wir kamen in einen freundlich eingerichteten Raum, an dessen Wänden viele Bilder von irischen Landschaften zu finden waren. Das war aber kein Wunder, wenn man bedachte, dass diejenige, die hier arbeitete, offensichtlich Irin war. In der hinteren Ecke des Raums befand sich der in brauner Holzoptik gehaltene Schreibtisch mit einem gleichfarbigen Bürostuhl. Daneben gab es einen kleinen weißen ovalen Tisch mit vier bequem anmutenden roten großen Sesseln.
Molly, eine kleine zierliche schwarzhaarige Frau mit Lockenkopf und in eine elegante rote Bluse mit ebensolchem Rock und Schuhen bekleidet, wandte sich uns zu und sagte mit ihrer hellen freundlichen Stimme: „Bitte warten Sie einen Augenblick. Ich werde Sie anmelden. Dann deutete sie auf die Sessel: „Setzen Sie sich doch.“ „Danke, Ms. O’Neill.“, sagte Abraham und führte mich zu einem der Sessel. Dann deutete er auf den Sessel rechts daneben und sagte: „Sagen Sie der Blechbüchse, sie soll brav sitz machen.“, und setzte sich selbst links neben mich. Obwohl sich alles in mir ob seiner abfälligen Redeweise zusammenschnürte, zeigte ich auf den Sessel und sagte: „Data, hinsetzen!“ In diesem Augenblick wünschte ich mir nichts mehr, als dass dieser Albtraum schnell vorbeigehen würde. Jemand musste doch auf unsere Entführung aufmerksam geworden sein! Hoffentlich wurde bereits alles für unsere Rettung in die Wege geleitet.
Molly hatte zur Sprechanlage auf ihrem Schreibtisch gegriffen und ein Rufzeichen eingegeben. Dann hörte ich sie sagen: „Mr. Scott, Ihre Frau ist hier. In ihrer Begleitung befinden sich Father Fletcher und ein Androide. Ihre Frau sagt, er sei eines unserer Produkte. Bitte kommen Sie her. Ich kenne mich nicht mehr aus.“ „Keine Sorge, Molly.“, sagte Scotty, den ich sofort an seiner Stimme erkannt hatte. „Ich kümmere mich gleich darum. Bitte bewirten Sie unsere Gäste doch schon einmal. Ich bin sicher, Betsy hat für die Sache eine gute Erklärung.“ „OK, Boss.“, sagte Molly erleichtert und beendete die Verbindung.
Sie drehte sich dem Replikator zu und replizierte eine weiße bauchige Kanne mit Tee, dann noch einige weiße Tassen und Unterteller. Außerdem ließ sie das Gerät einen Teller mit Keksen ausspucken. Dann stellte sie alles auf ein Tablett und kam zu uns an den Tisch, um je eine Tasse, einen Löffel und einen Unterteller an Father Fletcher und mich zu verteilen. Wie selbstverständlich füllte sie mir Tee in die Tasse und fügte auch noch etwas Milch und etwas Zucker bei. Meine Gewohnheiten schien sie sehr gut zu kennen.
Ich rührte meinen Tee um und probierte. Das war tatsächlich waschechter Ostfriesentee! Dass dieser Replikator in der Lage war, diesen so genau nachzubilden, erstaunte mich. In der Realität, aus der ich gekommen war, hatte dies noch kein solches Gerät vermocht.
Die Verbindungstür zwischen beiden Büros öffnete sich und ein Mann erschien im Türrahmen. Er war groß und in einen eleganten 2-Reiher gekleidet, wie ihn eben ein Geschäftsmann trug. Jedenfalls beschrieb ihn mir Father Fletcher so. Er hoffte wohl, ich könne ihm somit sagen, wer es war. Data blieb die gesamte Zeit über stumm. Er hatte wohl gelernt, dass es sich hier für künstliche Lebensformen nicht gehörte, eigenständig zu reagieren, sondern dass diese nur auf Befehl etwas tun oder sagen durften. Ob Abrahams Beschreibung musste ich kichern wie ein kleines Mädchen, denn ich stellte mir gerade vor, was mein Scotty wohl zu seiner Kopie im Anzug sagen würde.
Der Mann kam jetzt langsam auf uns zu und begrüßte mich: „Darling! Was machst du denn hier? Solltest du dich nich’ daheim erholen?“ „Hi, Scotty.“, erwiderte ich und gab ihm lächelnd die Hand. „Es geht schon. Außerdem wollte ich dich unbedingt überraschen. Du weißt ja, dass morgen unser Hochzeitstag ist und ich hatte gesehen, dass du seit Tagen über etwas gebrütet hast. Ich dachte mir, es hätte etwas mit deinem Beruf zu tun und habe mich mit Molly und deinen Arbeitern mal etwas intensiver unterhalten. Sie hat mir gesteckt, dass du und deine Entwickler seit Wochen nach einer Art Alleinstellungsmerkmal für unsere Androiden suchen. Darauf haben wir zusammen Data entwickelt. Ich durfte ihn testen und bin bisher sehr zufrieden. Dein Softwareentwickler hat sich da echt selbst übertroffen. Wie heißt er doch gleich. Ach, meine verdammten Gedächtnislücken!“ „Cendus, Darling.“, sagte Scotty. „Er heißt Cendus und ist Celsianer. Aber das ist doch nich’ so wild. Ich weiß ja, dass du krank bist. Da kann man schon mal so was vergessen. Aber sagtest du gerade, der Androide hätte einen Namen?“ „Ja.“, sagte ich. „Wir haben ihn Data genannt. Weißt du, wir dachten uns dabei folgendes: Die meisten Leute, denen unsere Maschinen helfen sollen, sind irgendwo eingeschränkt. Das kann auch bedeuten, dass sie sich die irre langen Typennummern und Bezeichnungen nicht merken können. So einen Namen merkt man sich doch viel leichter und er senkt auch die Hemmschwelle. Ich muss das ja wissen. Ich bin ja selbst betroffen. So trauen wir Behinderten uns vielleicht eher, mit den Geräten umzugehen und …“
Ich spürte zwei starke Arme, die mich umfingen. Dann drückte er mich an sich und küsste mich vor aller Augen so heftig, dass ich kurz nach Luft ringen musste. „Darling!“, lachte er. „Oh, Darling! Du und deine feinen Antennen. Wer braucht schon Kundenumfragen, wenn er dich hat. Oh ich wusste bisher gar nicht, was für ein Glück ich eigentlich habe! Aber das hätte ich dir wirklich nich’ zugetraut, du kleine Wölfin im Schafspelz du! Da tut sie immer so harmlos und in Wahrheit brütet sie in ihrem Quartier auf der Granger heimlich still und leise über so einem famosen Plan. Ich möchte nur wissen, wie du und meine Leute die ganzen Überstunden vor mir geheim gehalten habt, die sie kloppen mussten. Molly, Damit haben nich’ zufällig Sie etwas zu tun?“ „Ich habe keine Ahnung, wovon hier eigentlich die Rede ist, Mr. Scott.“, sagte Molly leise und sank verschüchtert in ihrem Stuhl zusammen. „Ja, ja, meine Gute.“, sagte Scotty und lachte. „Und im Himmel is’ Jahrmarkt. Sie können aufhören, die Sache unter der Decke zu halten. Es is’ doch jetzt eh alles raus. Aber das kann doch nich’ allein der Grund sein, aus dem Sie plötzlich so verschüchtert sind. Was is’ los, hm?“ „Die Sache mit dem Namen.“, sagte Molly zaghaft. „Machen wir uns da nicht strafbar? Verstoßen wir damit nicht gegen das neueste Dekret der Großartigen Königin Sytania? Ist nicht ein Name der erste Schritt zur Individualität? Oh ich mag mir gar nicht vorstellen, was die Vendar-Polizei mit uns anstellt, wenn …“
Scotty drehte sich um und stellte sich vor sie, als wolle er ihr symbolisieren, er würde sie auf jeden Fall beschützen. Dann sagte er: „Ach was, Molly! Jedes verdammte Haustier hat einen Namen. Haben sie deshalb etwa die gleichen Rechte und Pflichten wie wir? Aber wenn es sie beruhigt, rede ich noch mal mit der Rechtsabteilung! Oder hast du das etwa auch schon gemacht, Darling? Wie ich dich kenne, hast du dich doch vorher großzügig abgesichert.“ „Oh sicher habe ich das.“, ging ich auf seine Vorlage ein. „Du kennst mich doch. Ich bin Deutsche. Wir sind immer sehr gründlich.“ „Oh ja.“, sagte Scotty. „Das seid ihr. Das ist auch der Grund, warum ich für den Werksschutz viele deiner Landsleute eingestellt habe. Aber sag mir doch mal, was die Rechtsverdreher dir dazu gesagt haben.“ „Sie haben die gleichen Argumente benutzt, die du gerade verwendet hast.“, sagte ich, die ich gerade dabei war, einen ziemlichen Lachkrampf zu unterdrücken. Die Sache mit den Rechtsverdrehern und dem verdammten Haustier hatte mich doch sehr an den Scotty erinnert, den ich kannte. Ich befürchtete nur, dass er so auf geschäftlichen Konferenzen nicht sehr gut ankam und sich deshalb wohl ziemlich oft sehr zusammenreißen musste.
Molly hatte sich an ihrem Schreibtisch ihrem Rechner zugewandt. Dann hatte sie nur ratlos mit den Schultern gezuckt. „Es gibt hier keinen Hinweis auf die Fertigung dieses Androiden, Mr. Scott. Ich glaube, irgendwas stimmt hier nicht.“ „Sicher gibt es keinen, Molly.“, lachte Montgomery. „Die Beweise werden Sie und Cendus im Auftrag meiner Frau hübsch unter dem nächsten Teppich verschwinden lassen haben, damit ich ja nix merke. Sie können wirklich mit dem Schauspielern aufhören. Ich glaube meiner Frau. Sie ist Offizierin der Sternenflotte und die sind in erster Linie der Wahrheit verpflichtet. Sie würde mich also allein deshalb schon nich’ anlügen. Dazu kommt noch, dass hier ein Priester anwesend is’. Vor dem würde sie es sicher auch nich’ tun. Ich schlage vor, Sie kommen einfach mal zu uns, genießen mit uns Tee und Kekse und erfreuen sich einfach an Betsys Plan. Alles andere regeln wir später.“ „Na gut, Boss.“, überlegte Molly kurz und schob dann ihren Stuhl näher zu uns.
Ich hatte einen großen Schluck aus meiner Tasse genommen, als wollte ich mir Mut antrinken. Dann fragte ich: „Bitte entschuldigt, aber ich glaube, ich habe da was nicht mitgekriegt. Wann genau und wie hat Sytania die Föderation erobert?“ „Erobert?!“, fragte Scotty und begann erneut zu lachen. „Oh, Darling, du musst wirklich sehr krank sein, wenn du das nich’ mehr weißt. Das einzige, was unsere Großartige Königin Sytania je erobert hat, is’ das Herz unserer ehemaligen Präsidentin Nugura! Erinnerst du dich nich’ mehr? Bei der Verlobungsfeier hat Nugura Sytania doch gesagt, dass sie ihr unsere Föderation zum Geschenk macht. Morgen ist Hochzeit, Darling. Is’ schon ein witziger Zufall, dass sich die beiden ausgerechnet unseren Hochzeitstag auch als den ihren ausgesucht haben, was?“
Ich musste husten. „Aber du musst dich doch nich’ gleich verschlucken, Darling.“, sagte Scotty. „Die Sache is’ doch schon seit Wochen geritzt. Dein Commander is’ sogar Nuguras persönliche Trauzeugin. Bei Sytania macht das Cirnach, soweit du mir selbst erzählt hast.“ „Oh.“, sagte ich. „Das muss wohl zu den Sachen gehören, die ich vergessen habe. Wie steht eigentlich der Rest der Sternenflotte dazu?“ „Na, wie sollen die schon reagiert haben?“, fragte Scotty in meine Richtung. „Sie waren einverstanden und dein Commander, ja die, die vor allen Dingen. Das hast du mir selbst erzählt. Du hast gesagt, sie hätte es kaum erwarten können, die Erde zu erreichen, um sich Nugura freiwillig anzudienen. Du hättest den Antrieb der Granger ziemlich piesacken müssen. Er wäre euch fast um die Ohren geflogen! Jannings hätte das Schiff nur mit Mühe zusammenhalten können. Es sei auch nur gelungen, weil er Elektra aus ihrer Garage geholt und sie aktiviert hat, um ihren Prozessor als Nebenstelle für den Antriebsrechner zu nutzen.“ „Oh.“, sagte ich. „Daran erinnere ich mich auch nicht mehr.“
Mir war klar, dass all das nie wirklich passiert sein konnte. Benevidea musste ihren Geschöpfen einige Informationen bei ihrer Erschaffung bereits in den Kopf gepflanzt haben. Wenn meine Theorien stimmten, dann konnte diese Dimension ja schließlich nicht älter als einige Stunden sein. Es war also für all das gar keine Zeit gewesen.
Abraham war aufgestanden und hatte auf seine Uhr gesehen. „Es tut mir leid, aber ich muss gehen.“, sagte er. „Ich muss noch einige Vorbereitungen für morgen treffen. Das wird meine erste lesbische Eheschließung. Hoffentlich vermassele ich es nicht.“ „Na, solange Sie die beiden nicht zu Mann und Frau erklären, dürfte alles gutgehen, Father.“, sagte ich aufmunternd und grinste. „Aber als Sprachrohr der Kindlichen Göttin dürften Sie das doch bestimmt mit links schaffen. Schließlich will die Kindliche Göttin doch nichts mehr, als das wir alle glücklich werden. Nicht wahr?“ Fletcher nickte und verließ den Raum.
Scotty wandte sich mir zu: „Darling, wenn du der Meinung bist, wir hätten Data genug getestet, sollten wir ihn zur Auswertung in Cendus‘ Räumlichkeiten bringen. Ich bin sehr gespannt auf das Ergebnis.“ „Wenn ich der Meinung bin, mein lieber süßer Scotty.“, schmuste ich. „Aber der Meinung bin ich noch nicht. Ich finde, ich habe noch nicht all seine Funktionen getestet. Lass uns den Test noch eine Weile weiterführen, ja? Ich bin gespannt, wie er mit der Situation um meine Erkrankung umgeht.“ „Also gut, Darling.“, sagte Scotty weich. „Du weißt ganz genau, dass ich dir keinen Wunsch abschlagen kann. Geh mit ihm am Besten in unser Haus. Ich komme später nach.“ „OK.“, sagte ich und stand auf, um Data zu befehlen: „Data, aufstehen! Schutz- und Führmodus ein! Ausgang! Nach Hause!“ Dann hakte ich mich bei Data ein, der mir stumm seinen Arm hingestreckt hatte und wir verließen das Gebäude.
Scotty war mit Molly zurückgeblieben. Die Sekretärin bemerkte durchaus, dass etwas mit ihrem Chef nicht zu stimmen schien. „Was bedrückt Sie, Mr. Scott?“, fragte sie. „Ach, Molly.“, sagte Scotty. „Es is’ dieses riesige Geschenk, das sie mir gemacht hat. Wie soll ich morgen bloß gegen so was ankommen?“ „Ich wüsste da schon was.“, lächelte Molly. „Ihre Frau liebt Katzen und im Tierheim steht ein ganz bezaubernder Kater zur Vermittlung. Gehen Sie doch einfach mal vorbei.“ „Molly, Sie sind die Beste!“, rief Scotty aus. „Genauso mache ich es. Machen Sie mir doch gleich mal ’ne Verbindung mit dem Tierheim! Den Termin mache ich dann mit denen selbst! Oh danke, Molly! Ich vergesse immer wieder, was ich eigentlich an Ihnen habe!“ „Wird erledigt, Boss.“, sagte Molly und sah zu, wie er pfeifend wieder in sein Büro ging, während sie sich dem Rechner widmete, um seine Weisung auszuführen.