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Data, Scotty und ich waren inzwischen wieder in unserem Haus angekommen. Meinem Ehemann war nicht entgangen, dass mich etwas ziemlich durcheinandergebracht hatte und auch Caruso hatte darauf reagiert, indem er sich laut schnurrend auf meinen Schoß gesetzt hatte. „Kannst du mir mal sagen, was dein Problem ist, Darling?!“, fragte Scotty. „Du kannst mir nichts erzählen. Ich merk’ doch genau, dass mit dir was is’.“ „Ach, es ist nur die Aufregung vor der Hochzeit, Scotty.“, redete ich mich heraus. „Die Aufregung vor der Hochzeit?“, fragte Scotty unsicher. „Welche Hochzeit meinst du denn? Wir beide müssen uns doch nich’ mehr um solche Sachen kümmern. Das haben wir doch hinter uns. Morgen ist doch nur unser Jubiläum!“ „Ich weiß.“, sagte ich. „Aber um uns beide geht es auch nicht, Montgomery. Ich kann leider morgen nicht mit dir feiern, weil ich dienstlich verhindert bin. Aber du wirst mich trotzdem sehen.“ „Du sprichst in Rätseln, Darling.“, sagte Scotty. „Was hast du denn mit der Präsidentin beredet? Was meinst du denn damit? Ich dachte, du wärst krankgeschrieben.“ „Das bin ich eigentlich auch.“, lautete meine Antwort. „Aber ich denke, dass mir ein wenig leichter Dienst nicht schaden kann. Zumal dann nicht, wenn ich ihn in der Heimat und gar nicht so weit weg von meinem Arzt absolviere. Oxilon wird ja wohl auch bei Sytanias und Nuguras Hochzeit anwesend sein, denke ich. Wenn etwas sein sollte, kann er sich ja um mich kümmern. Aber ich habe mich freiwillig als Nuguras Trauzeugin gemeldet. Kissara kann nicht, weil sie auf Demeta festsitzt. Das Linienshuttle, mit dem sie fliegt, hat eine technische Panne und deshalb musste Ersatz her.“ „Dass du dich auch immer freiwillig für alles hergeben musst, Darling.“, sagte Scotty. „Aber das is’ wohl so bei euch Sternenflottenoffizieren. Wenn die Oberbefehlshaberin ruft, steht ihr stramm. Da geraten private Interessen wohl schnell in den Hintergrund.“ „Aber das müsstest du doch noch kennen, Scotty.“, sagte ich. „Gerade von dir hätte ich mehr Verständnis erwartet. Du warst doch selbst einmal …“

Erst jetzt war mir bewusst geworden, dass die Geschichte für ihn ja vielleicht ganz anders verlaufen war. Das durfte ich ihn aber nicht wissen lassen. Deshalb sagte ich nur: „Ach, das ist bei dir ja schon über 1000 Jahre her. Entschuldige.“ „Schwamm drüber, Darling.“, sagte er. „Aber was musst du denn so Spektakuläres tun?“ „Komm doch einfach morgen in die Kirche von Santa Valora.“, sagte ich. „Dann wirst du es schon sehen.“ „Kirche?“, fragte Scotty verwirrt. „Mensch, Darling, die Gotteshäuser der Kindlichen Göttin heißen Tempel! Hast du das etwa auch vergessen?“ „Ach, dann komm eben in den Tempel.“, sagte ich genervt. „Du weißt doch, wie ich es meine.“

Data war offensichtlich der Meinung, mich aus dieser Situation befreien zu müssen. Deshalb sagte er plötzlich: „Benutzer-ID für Update erforderlich. Benötige Datenverbindung.“ „Was is’ jetzt, Darling?“, fragte Scotty. „Das hast du doch gehört.“, sagte ich. „Er will ein Update machen. Dazu brauchen wir das Sprechgerät und meine Benutzerkennung. Bitte verlass den Raum. Wenn er weiß, dass noch jemand die verbale Eingabe der Kennung mitbekommen könnte, wird er sie nur akzeptieren, wenn ich sie danach sofort wieder ändere und das habe ich erst. Außerdem hängt sie an meinem Stimmabdruck. Das ist eine Sicherheitsmaßnahme von Cendus.“ „Also gut.“, sagte Scotty und schlurfte missmutig aus dem Wohnzimmer. Er schien tatsächlich nicht zu ahnen, dass ich ihn gerade und auch die ganze Zeit über von vorn bis hinten belogen hatte, was Data anging. Aber wenn er mich weiterhin so idealisierte und nicht glaubte, dass auch eine Sternenflottenoffizierin mal lügen konnte, war er selbst schuld.

Ich holte das Haftmodul, das ich extra für Data repliziert hatte, aus der Schublade und gab es ihm. „Wir werden ein Rufzeichen benötigen, von dem ich mir meine angeblichen Updates holen kann.“, sagte Data. „Besorge ich.“, sagte ich und gab erneut Shimars Rufzeichen ins Sprechgerät ein. „Vielleicht kann Jenna uns helfen. Shimar kann es ihr sicher ausrichten.“ „Davon gehe ich aus.“, sagte der Androide. „Falls Ihr hiesiger Mann die Aktivitäten dieses Transceivers überprüfen sollte, wäre so ein Alibi-Rufzeichen schon recht hilfreich. Aber ich habe auch noch eine wichtige Information für Sie, Allrounder. Ich habe Sytania heimlich gescannt. Auch sie ist eine Kopie. Sollte ihre mentale Verbindung zum Dunklen Imperium ebenfalls dupliziert worden sein, könnte das sehr starke Auswirkungen auf das Gleichgewicht der Dimensionen haben.“ „Oh nein!“, rief ich aus. „Das könnte bedeuten, dass das Dunkle Imperium jetzt zwei Minus-Pole hat und nur einen Plus-Pol. Da muss jetzt ja eine Naturkatastrophe nach der anderen passieren!“ „Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch.“, sagte Data nüchtern. „Zumindest dürfte sich das Wetter dort sehr verändert haben.“

In diesem Moment wurde mein Ruf von der elektronischen Stimme des Stationsrechners beantwortet: „Hier IDUSA.“ „IDUSA, wo ist Shimar?“, fragte ich. „Er ist auf der Station unterwegs, Allrounder.“, sagte sie. „Ich kann Sie gern auf sein Handsprechgerät stellen, wenn Sie möchten.“ „Das wäre tatsächlich sehr gut, IDUSA.“, sagte ich. „Bitte warten Sie einen Moment.“, gab sie zur Antwort und dann hörte ich eine Wartemusik.

Tatsächlich war Shimar gerade auf dem Weg zur Krankenstation. Dort wollte er den originalen Scotty besuchen, den Ishan dort immer noch unter Beobachtung hatte. Es war zwar schon recht spät, aber so streng sah der Arzt das nicht. Wenn nicht gerade Untersuchungen anstanden, war jederzeit Besuchszeit. Also schlenderte Shimar jetzt gemütlich den Gang entlang, der ihn dann zu Scottys Zimmer führen würde.

Das Piepen seines Sprechgerätes in der Tasche hatte er auch erst sehr spät wahrgenommen. Er zog es heraus und las sich das Display durch. Hier erkannte er zweifelsfrei das Rufzeichen des Stationsrechners. Dann drückte er die Sendetaste: „Was gibt es, IDUSA?“ „Ich habe Ihre Freundin für Sie.“, sagte der Computer. „Stell sie durch!“, sagte Shimar.

Das Nächste, das er zu hören bekam, war meine Stimme: „Srinadar, du musst mir helfen. Ich brauche ein Alibi-Rufzeichen für fingierte Updates. Data und ich sitzen sonst sehr in der Klemme! Wo ist Jenn’? Die brauchen wir nicht.“, sagte Shimar. „Ich bin gerade auf dem Weg zu Scotty. Bleib dran!“

Ich bekam mit, wie er das Zimmer betrat, in dem sich mein Mann befand. Er musste sein Sprechgerät auf Dauersenden gestellt haben, denn anders war das so kaum möglich, wenn Shimar keinen Krampf in der Hand durch das dauerhafte Festhalten des Sendeknopfs riskieren wollte. Dann hörte ich ihn sagen: „Hi, Scotty! Hier kommt Besuch!“ „Shimar!“, entgegnete Scotty erstaunt. „Was ’n Glanz in meiner Hütte! Na ja. Eigentlich gehört die ja Ishan.“ „Das ist auch nicht ganz richtig, wenn man es genau nimmt, Scotty.“, sagte Shimar. „Strenggenommen gehört alles auf dieser Station dem tindaranischen Militär.“ „Hey, ich wusste gar nich’, dass du so ’n Haarspalter bist!“ „Ich nehme die tindaranische Rechtsprechung eben sehr ernst.“, antwortete Shimar. „Sie haben gesagt, das sei auch der Grund, aus dem ich der Einzige bin, der mit meiner IDUSA-Einheit klarkommt außer Joran. Aber der kann es auch nur, weil er ein Vendar ist und die nehmen die tindaranische Rechtsprechung auch sehr ernst.“ „Ja, ja.“, machte Scotty und sah zu, wie sich Shimar eines der üblichen Sitzkissen an sein Bett zog. „Die Vendar. Meiner Ansicht nach nehmen die viel zu viel viel zu ernst. Aber in diesem Fall is’ das ja positiv. Aber du bist doch bestimmt nich’ hier, um mit mir über die tindaranische Rechtsprechung zu quatschen.“ „Das stimmt.“, sagte Shimar und streckte ihm die Hand mit seinem Sprechgerät entgegen. „Du wirst nie erraten, wen ich hier habe.“

Scotty sah auf das Display, worauf er jetzt einwandfrei mein Bild erkennen konnte. „Darling!“, rief er aus und fuhr erschrocken zusammen. Dann wandte er sich an Shimar: „Oh Gott, Shimar, wo is’ sie? Wie hast du es geschafft, mit ihr Kontakt zu kriegen?!“ „Das hat sie ganz allein geschafft.“, sagte Shimar. „Aber sie braucht jetzt deine volle Aufmerksamkeit. Sie hat ein Problem. Bist du über die Situation informiert?“

Mein Mann schüttelte den Kopf. „Hier sagt einem ja keiner was!“, sagte er missmutig. „Dein Arzt und seine kleine Krankenschwester schweigen sich aus. Sie denken wohl, es würde mir schaden, wenn ich zu viel wüsste. Kannst du nich’?“ „Sicher.“, sagte Shimar und lächelte. „Was glaubst du, warum ich hier bin. Also. Betsy ist in einer Dimension, die ihrer Heimat zwar sehr ähnlich ist, aber vieles ist auch anders. Androiden zum Beispiel haben keine Rechte. Sie muss Data wie eine Maschine behandeln. Damit sie das aufrechterhalten kann, muss sie so tun, als bräuchte er von Zeit zu Zeit ein Update. Dafür benötigt sie ein Rufzeichen, von dem er es sich holen kann.“ „Wieso haben künstliche Intelligenzen da keine Rechte?“, fragte Scotty. „Weil die Dimension von Sytania beherrscht wird.“, sagte Shimar. „Es ist zwar nur eine Kopie von ihr, aber immerhin. Künstliche Intelligenzen wären in der Lage, ihren Einfluss auf biologische Wesen zu erkennen und ihn gegebenenfalls abzuwenden. Eine Ärztin wie Cupernica könnte das zum Beispiel durch eine gehörige Ladung Rosannium in einer Spritze.“ „Und schon würde Sytania die Kontrolle verlieren.“, lachte Scotty. „Das is’ ja so typisch. Woher hast du diese Informationen?“ „Ich war bei der Konferenz dabei.“, sagte Shimar. „Wir beobachten Betsy und Data mittels einer Sonde. Mehr geht ja im Moment nicht.“

Scotty kratzte sich am Kopf, schaute dann konspirativ und sagte dann: „Die Sonde hat doch bestimmt ein Rufzeichen, nicht wahr?“ „Sicher hat sie das.“, sagte Shimar. „Wie sollten wir denn sonst anders mit ihr in Kontakt treten?“ „OK.“, meinte Scotty. „Dann stell dir jetzt mal vor, wir würden Informationen für Betsy auf der Sonde deponieren und sie deponiert dort welche für uns. Das könnte sie ja auch über Data tun. So hätte sie ihr Alibi-Rufzeichen und wir hätten eine Möglichkeit, mit ihr zu kommunizieren.“

Shimar sprang auf. „Endgeil, Scotty!“, rief er aus. „Jenn’ müsste wahrscheinlich nur das Rufzeichen der Sonde ändern, damit es wie eines von der Erde aussieht. Betsy gibt Data als ihr Hilfsmittel aus, das von deiner Firma konstruiert wurde. Das wird ja seine Updates wohl kaum von einem außerirdischen Rufzeichen beziehen.“ „Genau.“, sagte Scotty. „Aber ich habe dort eine Firma? „ Ich bin ein Bürohengst, ein Anzugträger? Oh nein! Wird Zeit, dass wir die arme Betsy da rausholen, damit sie das nich’ länger ertragen muss!“ „Oh ich denke, sie kommt damit sehr gut klar.“, sagte Shimar. „Da gibt es im Moment wohl andere Sachen, die ihr mehr Kopfzerbrechen bereiten. Ich erkläre dir alles. Aber erst einmal sage ich Jenn’ und Zirell auf eine Art Bescheid, die nur wenige Spuren hinterlässt.“

Er begann damit, sich auf die Gesichter von Jenna und Zirell gleichermaßen zu konzentrieren. Als diese vor seinem geistigen Auge Form angenommen hatten, dachte er: Jenn, Zirell, ich bin bei Scotty. Er hat eine Möglichkeit gefunden, wie wir mit Betsy Kontakt halten können. Außerdem können wir ihr so ein Alibi-Rufzeichen für Datas Updates besorgen. Nur, die angeblichen Updates werden Informationen von uns an sie sein und sie kann das auch umgekehrt benutzen. Jenn, du müsstest nur das Rufzeichen der Sonde ändern, damit es wie eines von der Erde aussieht. Betsy hat mir mal gesagt, bei mobilen Geräten ohne festen Standort geht so etwas. Zirell, bist du damit einverstanden? Sicher bin ich das, Shimar., kam es telepathisch von Zirell zurück. Ich finde die Idee, unsere Sonde als Poststelle zu benutzen, sehr gut. So können wir Betsy vielleicht am besten helfen. Klasse! Von wem kam das?, Es war Scottys Idee., gab Shimar zurück. Scotty!, entgegnete Zirell. Das hätte ich mir denken können! Dann scheint er ja doch nicht mehr so krank zu sein. Ich werde Ishan bitten, ihn so bald wie möglich rauszulassen. Mach das., dachte Shimar. Der kriegt sonst hier noch nen Krankenhauskoller! Jenn, ich halte die Verbindung. Wenn du antworten willst, dann brauchst du nur zu denken, was du mir sagen willst. Das mit dem Umschreiben des Rufzeichens sollte kein Problem sein, Shimar., kam es von Jenna zurück. Wie es aussieht, ist Zirell ja auch einverstanden. OK, ich tue es. Danke, Jenn., gab Shimar zurück.

Er hatte sich aus seiner konzentrierten Haltung gelöst. Das war ein Umstand, der Scotty auch nicht entgangen war. „Jemand zu Hause?“, flapste er. „Ja.“, sagte Shimar. „Jenn’ und Zirell wissen Bescheid. Ich wollte das nicht über die Sprechanlage machen, weil man ja nie weiß, wer die Geräte vielleicht mal in die Finger bekommt. In unserer momentanen Situation müssen wir auf alles gefasst sein.“ „Schon gut, du kleiner telepathischer Fuchs.“, sagte mein Mann. „Technik speichert Daten länger. Telepathische Spuren sind nach 24 Stunden nicht mehr nachweisbar. Wenn du was machst, dann machst du’s richtig!“ „Du aber auch.“, lächelte Shimar. „Schließlich war die Grundidee ja von dir!“ „Aber deine Ausführung war auch nich’ von schlechten Eltern.“, lobte Scotty. „Danke.“, sagte mein Freund. „Jetzt müssen wir es nur noch Betsy sagen. Mach du das doch gleich. Dann kannst du sie auch gleich fragen, ob sie einen bestimmten Wunsch wegen des Rufzeichens hat.“

Scotty nickte und Shimar hielt ihm das Sprechgerät mit gedrückter Sendetaste hin. „Darling, ich bin’s.“, sagte Scotty. „Wir haben ein Alibi-Rufzeichen für dich. Die Tindaraner beobachten dich mit Hilfe einer Sonde. Jenn’ kann deren Rufzeichen nach deinen Wünschen ändern. Über die Sonde werden wir uns auch mit dir austauschen. Dazu brauchst du allerdings Datas Hilfe.“ „OK.“, atmete ich auf. „Ich wusste, dass ich mich auf meine beiden Männer verlassen kann. Sagt Jenna bitte, sie soll das Rufzeichen in SC193.ter/Updates ändern.“ „OK, Frau Kommunikationsoffizier.“, lächelte Scotty. „Ich habe es mitgekriegt.“, sagte Shimar. „Ich gebe es Jenn’ weiter.“

Er nahm das Sprechgerät wieder an sich und schaute auf das Display. „Schon spät.“, stellte er fest. Wir sollten schlafen gehen.“ „OK.“, sagte ich. „Gute Nacht, meine zwei Lieblinge und vielen Dank!“ „Gern geschehen, Kleines.“, sagte Shimar zärtlich und beendete die Verbindung. Dann verabschiedete er sich auch noch von einem ebenfalls sehr zufrieden dreinschauenden Scotty und verließ die Krankenstation.

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