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Ein von einer Mischung aus Verzweiflung und Nervosität geplagter Maron hatte inzwischen den Maschinenraum von Zirells Basis aufgesucht. Er hatte gehofft, dort auf die seiner Meinung nach intelligenteste Person der Station zu treffen, Techniker Jenna McKnight. Umso größer war seine Enttäuschung, als er dort nur auf ihre Assistentin traf. „Wo ist Ihre Vorgesetzte, O’Riley?!“. Fragte er. „Die hat doch jetzt gar keinen Dienst, Agent.“, erinnerte die blonde Irin ihn. „Das müssten Sie doch selbst am besten wissen. Schließlich sind Sie unser Erster Offizier und damit für die Dienstpläne zuständig!“ „Da haben Sie Recht, Shannon.“, sagte Maron. „Aber in diesem Fall wünschte ich, ich hätte Sie beide genau andersherum eingeteilt!“ „Was soll denn das heißen?!“, fragte Shannon bedient. „Bin ich Ihnen etwa nich’ gut genug? Na geben Sie mal her, das kaputte Teil. Ich werde Ihnen jetzt beweisen, dass auch ich Sachen wieder zusammenschustern kann!“ „Ich befürchte, mein Problem könnte eine Nummer zu groß für Sie werden, Shannon.“, sagte Maron. „Na gut.“, sagte O’Riley genervt. „Es gibt ja tatsächlich Sachen, die darf ein Technical Assistant nich’. Ich glaube aber kaum, dass Sie mir mit einer defekten Warpgondel daherkommen.“ Sie grinste hörbar. „Nein, das tue ich wahrhaftig nicht.“, sagte Maron. „Mein Problem ist, wenn ich ehrlich sein darf, noch nicht einmal tatsächlich technischer Natur.“ „Und warum kommen Sie dann hierher?“, fragte die blonde Irin. „Ich sagte ja bereits, dass ich gehofft habe, hier auf McKnight zu treffen.“, erklärte der Agent. „Ach so.“, meinte Shannon. „Sie denken also, nur unser Jenn’-nie könnte Ihnen mal wieder aus der Patsche helfen, wie? Na dann mal raus mit der Sprache, Agent! Was haben Sie wieder angestellt?“

O’Riley beobachtete, dass Maron tatsächlich sehr blass wurde. „Na, das muss ja was ganz Schlimmes gewesen sein.“, hakte sie in ihrer oft etwas plump anmutenden Art nach. „Aber IDUSA läuft wie ’ne Eins. Den Hauptrechner haben Sie also nich’ zum Absturz gebracht. Was is’ los, Sir?! Sagen Sie’s der guten alten O’Riley. Ich garantiere Ihnen, Ihr Geheimnis is’ bei mir in den besten Händen.“

Maron wollte gerade ansetzen, da erschien IDUSA über den Simulator im Raum. Jenna hatte diese Geräte mit Zirells und Marons Einverständnis überall eingebaut, denn sie dachte sich, dann müssten nicht immer alle ihre Neurokoppler mitschleppen. „Wir bekommen Besuch.“, kündigte sie an. „Die USS Electronica hat gerade an Andockrampe vier festgemacht. Commander Time und sein Erster Offizier werden herüberbeamen.“ „Ich werde sie empfangen, IDUSA!“, sagte Maron und wollte sich zum Gehen wenden. Dabei kam er allerdings nicht sehr weit, denn ein merkwürdiger Schwindelanfall hinderte ihn. Shannon konnte ihn gerade noch auffangen. „Na, ich gehe mal besser mit, Sir.“, sagte sie. „Bevor Sie mir hier noch aus den Latschen kippen.“ Maron nickte nur gleichgültig und ließ sich von ihr aus dem Raum stützen.

Mit dem nächsten Turbolift waren Sie bald an der Schleuse angekommen. Zeitgleich hatte Cenda auch Time und Yetron, sowie Ketna und Solthea, auf die Station gebeamt. „Willkommen auf 281 Alpha.“, begrüßte Maron die Offiziere förmlich. „Ich bin Agent Maron, das ist Technical Assistant Shannon O’Riley.“ „Danke, Agent.“, sagte Time. „Ich bin Commander Peter Time, Das ist mein Erster Offizier Agent Yetron und das sind Scientist Ketna und ihre Assistentin Medical Assistant Solthea. Ich war mir nicht sicher, ob Sie sich noch an uns erinnern.“ „Sicher tue ich das.“, sagte Maron und seine Stimme überschlug sich fast vor Nervosität. „Ich bin heilfroh, dass Sie endlich da sind. Das kann doch nicht gut gehen! Nein, das kann doch nicht gut gehen!“ „Ach du meine Güte!“, stellte Time fest. „Das kann man sich ja nicht mit ansehen! Von dem bekommen wir so keine Informationen!“

Er wandte sich Shannon zu: „Technical Assistant, was wissen Sie über den Grund, aus dem Ihr Vorgesetzter so ein nervöses Hemd ist?“ „Gar nix, wenn ich ehrlich sein soll, Commander.“, flapste sie. „Er wollte mir die Sache gerade erklären, da hat IDUSA Sie angekündigt.“ „Frachtraum vier.“, warf Yetron als Stichwort ein. „Ach ja.“, erinnerte sich Time. „Also, wir machen das folgendermaßen: Agent Yetron, Sie nehmen dieses nervliche Wrack mit auf die Electronica und vernehmen ihn und ich lasse mir gemeinsam mit dem Scientist und dem Medical Assistant von dieser hübschen jungen Dame hier das Malheur in Frachtraum Vier zeigen!“ „In Ordnung, Commander.“, sagte Yetron und wandte sich Maron zu, dem er auch einige beruhigende Worte auf Demetanisch ins Ohr flüsterte. Dann nahm er sein Sprechgerät, gab das Rufzeichen der Electronica ein, ließ sich vom Computer mit Switcher verbinden und befahl: „Zwei zum Beamen, Technical Assistant! Dann verschwanden die beiden Demetaner in zwei immer durchsichtiger werdenden Säulen aus Energie.

Time, die Medizinerinnen und die blonde Irin waren zurückgeblieben. „So, O’Riley, jetzt zeigen Sie uns mal das Problem.“, sagte Time. „Was ist denn da los in eurem Frachtraum Vier?“ „So genau weiß ich das auch nich’.“, flapste Shannon. „Aber wir können es gern zusammen rausfinden!“ „Na dann los!“, sagte Time. „Gehen Sie voran. Ich kenne mich ja hier nicht aus.“ „OK.“, sagte Shannon. „Dann folgen Sie mir bitte, alle miteinander!“

Sie stiegen in den nächsten Turbolift, der sie auf das Frachtdeck brachte. Hier bogen sie in einen Gang ab und standen bald vor einer Tür, die Shannon mittels ihres biologischen Fingerabdrucks öffnete. Danach betraten sie und Time den Raum.

Der Terraner staunte nicht schlecht über das, was er dort zu sehen bekam. Er war auch zunächst sehr verwundert über den Anblick des jungen Einhorns, das Benevidea wirklich bis aufs Haar glich. Zumindest war das optisch der Fall. Wie weit es sonst noch hinkam, würde er jetzt mit Hilfe seines Erfassers herausfinden müssen, aber selbst das Gerät hielt das Einhorn für Benevidea. Es wies ihn allerdings auf eine Abweichung hin, die mit dem Neuralabdruck erklärt wurde.

Erstaunt und erfreut zugleich ließ Time das Gerät sinken. „Also, ich weiß nicht, ob du mich so hören kannst, Zirell!“, rief er aus. „Aber du hast dich mit deiner Verwandlung selbst übertroffen! Sogar mein Erfasser denkt, du bist Benevidea! Er stolpert zwar über deinen Neuralabdruck, aber … Wow!“ „Oh das kann man ändern, Sir.“, sagte Shannon und warf einen Blick auf Times Erfasser: „Darf ich?“ „Nur zu!“, erwiderte der Amerikaner und gab ihr das Gerät in die Hand. Shannon nahm mit ein paar gekonnten Handgriffen einige Einstellungen vor. Dann gab sie das Gerät an ihn zurück: „So, Commander. Jetzt scannen Sie das Einhorn bitte noch mal.“ „Also gut.“, sagte Time und ließ seinen Erfasser erneut einen Scan vornehmen. „Jetzt hält er sie ohne Einwände für Benevidea.“, sagte Time. „Wie haben Sie das gemacht, Shannon?“ „Ich habe nur die Auswahl der Suchparameter verändert. Ich habe den Neuralabdruck aus der Liste genommen.“, sagte Shannon. Wenn Sie das wieder ändern wollen, gehen Sie einfach im Menü auf alle. Dann sind die Standardeinstellungen wieder da.“ „OK, Shannon.“, sagte Time. „Danke für den Tipp!“

Auch Ketna hatte das Gleiche mit Erstaunen festgestellt. Nur hatte sie ihren Erfasser allein eingestellt. Sie hatte aber nur den Neuralabdruck gelten lassen und somit wurde das Einhorn als Zirell identifiziert. Da sie Time aber glaubte, ließ dies in ihren Augen nur einen Schluss zu. „Ich benötige meine Patientin, eine Konsole mit einem chirurgischen Transporter, einem Stimulator und einem Emitter für ein Sedationsfeld am besten in zweifacher Ausführung und dann muss ich alle bitten, die nicht steril sind, diesen Raum zu verlassen, oder sich von meiner Assistentin sterile Überzüge für ihre Uniformen geben zu lassen. Dann können Sie alle bleiben. Technical Assistant, ich benötige vielleicht auch Ihren medizinischen Offizier. Bitte geben Sie ihm Bescheid.“ „Oh ich wollte eh gerade gehen.“, sagte Shannon. „Ich kann kein Blut sehen. Deshalb sind Operationen nix für mich. Aber Ishan, den kriegen Sie, Scientist. Dem sage ich unterwegs Bescheid.“ Dann ging sie. „In Ordnung.“, sagte Ketna. „Ich gehe am besten auch.“, sagte Time. „Ich glaube, Sie können bei der Operation sicher keinen ahnungslosen Vorgesetzten brauchen, der pausenlos dumme Fragen stellt und Ihnen zwischen den Füßen herumstreicht. Es wird hier gleich sicher auch so voll genug.“ „Sehr rücksichtsvoll, Commander.“, sagte Ketna diplomatisch und Time verstand trotzdem, dass dies auch von ihrer Seite ein Rausschmiss war. Er zog also sein Sprechgerät und ließ sich von Switcher zurück auf das Schiff holen. Auch Ketna zog das Ihre, um sich vom Computer mit Switcher verbinden, um Solthea zurückzuschicken, die das Verlangte besorgen sollte. Solthea würde nicht nur den Transport begleiten, sondern ihrer Vorgesetzten und dem Arzt der Station auch bei der Operation behilflich sein.

Yetron und Maron waren inzwischen auch an Bord der Electronica eingetroffen. Sie hatten sich in Times Bereitschaftsraum zurückgezogen, den der Kommandant seinem Ersten Offizier oft vertrauensvoll für Vernehmungen zur Verfügung stellte. Hier hatte Yetron seinem Gegenüber einen Platz zugewiesen und sich dann selbst an den Schreibtisch gesetzt. Vorher hatte er jedoch mit Hilfe des Replikators ein Schnapsglas mit terranischer Cola besorgt. Wer sich mit den biologischen Eigenheiten der Demetaner etwas auskennt unter euch, meine lieben Leserinnen und Leser, der wird sicher wissen, dass Kohlensäure auf Demetaner die gleiche Wirkung hat wie auf uns Alkohol. Dieses Glas hatte er nun vor Maron abgestellt. „Zur Beruhigung.“, hatte er gleichmütig gesagt.

Maron warf dem Glas nur einen kurzen Blick zu und schob es dann von sich. „Meine Aussage wird nichts wert sein.“, sagte er. „Das müsstest du doch auch wissen, Kollege! Eine unter dem Einfluss von Drogen oder Medikamenten genommene Aussage kann und darf kein Ermittler …“ „So?“, grinste Yetron. „Na dann werde ich die Situation mal ausgleichen!“

Er ging erneut zum Replikator und replizierte sich auch ein Schnapsglas voll Cola, das er im Nuh herunterstürzte. „Jetzt bist du dran!“, forderte Yetron ihn auf. „Na schön.“, sagte Maron und hob zögernd sein Glas, um es nippend in Zeitlupe zu leeren. Dann holte er tief Luft und sagte: „Jetzt geht es mir tatsächlich viel besser. Aber eine Dauerlösung darf das natürlich nicht werden.“ „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, wie die Terraner sagen.“, sagte Yetron. „Auf so mancher Party bist du doch bestimmt auch kein Kind von Traurigkeit.“ „Das ist aber etwas ganz anderes.“, sagte Maron. „Jetzt bin ich im Dienst.“ „Es mag dir neu sein, aber das bin ich auch.“, sagte Yetron. „Dann wollen wir mal hoffen, dass der Computer nicht petzt.“, meinte Maron.

Yetron räusperte sich und zog ein Pad aus seiner Tasche. Dieses schaltete er auf Aufnahme und schob es in Marons Richtung. Dann sagte er: „Was ist der Grund, aus dem du so nervös bist? Schildere am besten alles von Anfang an.“ „Angefangen hat alles eigentlich gestern, nachdem wir mit euch gesprochen hatten.“, sagte Maron. „Ich hatte gegenüber Zirell gescherzt, dass uns hier wohl nur ein 1-eiiger Zwilling von Benevidea helfen könnte. Sie hat dann nur gesagt, dass ich abwarten soll und ist gegangen. Aber eines war merkwürdig an ihrem Verhalten. Sie war merkwürdig müde. Ich gehe aber davon aus, dass sie nur so getan hat. Dafür kam das nämlich zu plötzlich. Sie hatte wohl nur eine Ausrede gesucht, um schneller in ihr Quartier zu kommen, wo sie in aller Ruhe ihre Verwandlung vollziehen wollte. Auch ich bin ins Bett gegangen. Die Sache hat mir aber keine Ruhe gelassen. Ich habe sie mit IDUSA diskutiert. Der Rechner hielt es für unmöglich, dass es einen Zwilling geben könnte.“ „Darüber hätte Logar uns bestimmt auch informiert.“, fügte Yetron bei. Maron nickte. „IDUSA sagt, es sei höchst unwahrscheinlich, dass Kipana eine Zwillingsgeburt überlebt hätte. Auch eines der Fohlen wäre mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bereits im Mutterleib an Unterversorgung gestorben, oder besser, hätte daran sterben können. Deshalb scheidet ein wirklicher Zwilling wohl aus. Es muss also Zirell sein. Aber das kann und darf doch nicht …“

Erneut wurde Maron sehr aufgeregt. „Beruhige dich.“, sagte Yetron ruhig. „Wo nimmst du bloß deine Gelassenheit her?“, fragte Maron und sah seinen Kollegen und Freund erneut verzweifelt an. „Manchmal hast du mehr Ähnlichkeit mit Mr. Spock, als es dir vielleicht selbst lieb ist.“ „Und warum bist du so aufgeregt?“, fragte Yetron. „Du solltest dich lieber freuen, dass Zirell deine Idee aufgegriffen und verwirklicht hat.“ „Wenn ich nicht ich wäre.“, entgegnete Maron. „Dann wäre das sicher richtig. Aber meine Ideen haben nun einmal bisher die seltsame Eigenschaft gehabt, gründlich schiefzugehen. Ich bin leider kein solches Vorzeigebeispiel unserer Rasse wie du. Wenn ich mal versuche, besonders listig oder klug zu sein, geht das viel zu oft nach hinten los. Jedenfalls war es bisher oft so und ich möchte nicht, dass Zirell etwas geschieht.“ „Zirell hat sich selbst und aus freien Stücken in einen 1-eiigen Zwilling von Benevidea verwandelt.“, erinnerte Yetron ihn. „Sie wird wissen, was sie mit ihren Kräften tut. Die Tatsache, dass es dein Plan war, wird an dieser Tatsache nichts ändern. Ich wusste gar nicht, dass du so abergläubisch bist.“ „Das wird man mit der Zeit, Yetron.“, sagte Maron. „Vor allem dann, wenn man es gewohnt ist, ständig nur Pech beim Denken zu haben.“

Yetron stand grinsend auf. „Lass uns doch erst einmal klären, ob es sich bei dem Einhorn tatsächlich um Zirell handelt.“, sagte er. „OK.“, sagte Maron. „Wo fangen wir an?“ „Zunächst gehen wir in den Transporterraum und sagen Switcher, er soll uns direkt vor Zirells Quartier absetzen. Den Rest erkläre ich dir dann.“ „OK.“, sagte Maron. „Du willst sicher nach Spuren suchen. Ich werde meinen Notfallcode benutzen müssen, damit IDUSA uns die Tür öffnet.“ „OK.“, sagte Yetron. „Ich höre auch bestimmt weg.“

Auch Maron stand auf und reihte sich hinter Yetron ein. So gingen die Männer in Richtung Transporterraum. „Noch einmal zu dem Drink, den du mir ausgegeben hast.“, sagte Maron. „Du bist dir sicher, dass da nicht …“ „Syntharbon.“, sagte Yetron. „Es imitiert Geschmack und Geruch eines kohlensäurehaltigen Getränks perfekt, nicht wahr?“ „Seit wann …?“, stammelte Maron. „Seit ungefähr einem Jahr.“, sagte Yetron. „Du wirst nie erraten, wer maßgeblich an der Findung des Namens beteiligt war. Deshalb sage ich es dir. Es war Allrounder Scott. „Sie hat einfach die Worte Synthetik für künstlich und Carbon für Kohle und somit auch für Carbonsäure zusammengesetzt. Ihr Vorschlag wurde dann einstimmig von der Kommunikationsabteilung angenommen.“ Ach ja.“, sagte Maron. „Allrounder Scott! Um die geht es ja auch noch. Hoffen wir, dass wir sie und Commander Data bald befreien können.“ „Nun, ich halte nicht für unwahrscheinlich, dass sie selbst einen Weg finden könnte, sich und den Commander zu befreien.“, sagte Yetron. „Oder zumindest einen erheblichen Teil dazu beiträgt.“ Maron nickte nur grinsend.

Bald hatte Switcher die beiden Agenten vor Zirells Quartier abgesetzt. Sie waren allerdings sehr erstaunt, als sich ihnen IDUSA über den Simulator im Flur zeigte: „Es tut mir leid, Agent Yetron, dass ich Sie nicht informiert habe, aber ich habe bereits eine Reaktionstabelle von Ihnen erstellt. Ich dachte mir, Sie werden ja auch mit mir kommunizieren wollen.“ „Da liegst du sicher nicht falsch, IDUSA.“, sagte Yetron und grinste. „Es könnte durchaus sein, dass Maron und ich auch deine Aussage nehmen werden.“ „Wie sicher und mutig du mit ihr redest.“, staunte Maron. „Ich hatte am Anfang damit mehr Schwierigkeiten.“ „Es ist das Bestreben und das Ziel der Föderation, andere Kulturen zu akzeptieren.“, sagte Yetron. „Du solltest damit eigentlich keine Probleme haben. Sonst hättest du dein Offizierspatent bei weitem verfehlt.“ „Das kriege ich ja bis zu einem gewissen Grad auch hin.“, sagte Maron. „Aber die Kultur der Tindaraner verstehe ich vielleicht nicht wirklich. Ich habe ein Problem damit, IDUSA als gleichwertig mit uns zu begreifen.“ „Hast du dasselbe Problem mit Ishan?“, fragte Yetron wie ein Anwalt, der einen Zeugen beim Verhör in die Zange nahm. „Nein, du Haarspalter.“, sagte Maron und wurde rot. „Warum nicht?“, wollte Yetron wissen. „Ich wette, es hat mit der Tatsache zu tun, dass Ishan zwei Arme und zwei Beine hat wie du auch. Aber sieh den Avatar vor deinem geistigen Auge doch an, Maron. Sie sieht doch aus wie eine Tindaranerin, die menschliche Gestalt angenommen hat, oder?“ „Ja, aber sie ist keine Organische … Hör auf! Hör bitte auf! Ich gebe mir ja die größte Mühe. Sie sagen auch, es sei schon besser geworden. Aber …“, stammelte ein sehr schuldbewusster Maron.

Ein Geräusch hatte die beiden Offiziere aufhorchen lassen. Yetron hatte sich umgedreht, um nach dessen Quelle Ausschau zu halten. Er fand sie auch bald. Es handelte sich um die Tür von Zirells Quartier, die sich automatisch hinter ihnen geöffnet hatte. Für beide sah es jetzt so aus, als würde IDUSA vor ihnen in den Raum gegangen sein und ihnen jetzt aus dem Türrahmen heraus zuwinken. „Bitte einzutreten, Gentlemen.“, sagte sie. „Commander Zirell befahl mir, Ihnen die Tür zu öffnen, wenn sie Fragen haben sollten. Ich werde sie Ihnen alle beantworten, wenn ich kann. Agent Yetron, der Befehl, eine Reaktionstabelle von Ihnen zu erstellen, kam auch von ihr.“ „Aha.“, sagte Yetron. „Sie hatte also offenbar schon mit unserer Ermittlung gerechnet.“ Er wandte sich Maron zu: „Komm!“

Sie betraten den Flur und IDUSA begann sofort, Ihnen den Weg ins Schlafzimmer auszuleuchten. „Bist du sicher, dass das in Ordnung ist?“, fragte Maron an Yetron gewandt, der bereits dorthin auf dem Weg war. „Offenbar war IDUSA von Etwas Zeugin, das in diesem Raum stattgefunden hat.“, belehrte der ältere Ermittler seinen jüngeren und damit unerfahreneren Kollegen. „Offensichtlich geschieht alles, was sie hier tut, mit Zirells Einverständnis. Wir dringen also nicht unerlaubt in irgendeine Privatsphäre ein, auch wenn dies 100-mal Zirells Schlafzimmer und sie ebenso oft deine Vorgesetzte ist. An deiner Stelle würde ich lieber meinen Erfasser bereitmachen. Ich scanne nach telekinetischer Energie und du nach biologischen Rückständen. OK?“ „Na gut.“, sagte Maron skeptisch. Er machte keinen Hehl daraus, dass er eigentlich mit der Situation, wie sie jetzt vorherrschte, nicht einverstanden war.

Sie hatten bald den gesamten Raum gescannt. Tatsächlich hatten beide Erfasser angeschlagen. Maron hatte außer Zirells eigener DNS auch die des jungen Einhorns aus dem Frachtraum gefunden. Dazu passte auch das Ergebnis von Yetrons Scans. Auch er hatte telekinetische Energie gefunden, was darauf hindeutete, dass sich Zirell bereits hier in das Einhorn verwandelt haben musste.

Maron drehte sich mit aktivem Erfasser einige Male um sich selbst, als er den Raum verlassen hatte. „Auf dem Flur ist nichts.“, rief er Yetron zu, der noch immer im Schlafzimmer stand. „Sie hat den Raum also nicht zu Fuß verlassen.“ „Deine Vorgesetzte ist Telekinetikerin.“, sagte Yetron. „Das muss sie auch nicht.“ „Das weiß ich selbst.“, sagte Maron. „Aber ich hatte gedacht, sie würde uns zumindest einige brauchbare Spuren hinterlassen.“ „Das hat sie ja auch.“, sagte Yetron. „Da sind die Energiewerte und dann die Aussage unserer elektronischen Zeugin. IDUSA, hast du vielleicht sogar Commander Zirells Verwandlung gesehen?“ „Und ich hatte schon befürchtet, Sie würden nie fragen, Gentlemen.“, sagte IDUSA. „Bereits in dem Augenblick, als sie die Kommandozentrale verlassen hat, hatte mir Commander Zirell per Handsprechgerät befohlen, ihre Aktivitäten aufzuzeichnen, sobald sie ihr Quartier betreten würde. Ich sollte die Aufzeichnung beenden, sobald sie es wieder verlassen hätte. Auch diese Aufzeichnung soll ich Ihnen zeigen und zur Verfügung stellen. Bitte setzen Sie sich, lehnen Sie sich entspannt zurück und genießen Sie die Show!“ „Also gut, IDUSA.“, sagte Maron und er und Yetron zogen sich einige der im Wohnzimmer vorhandenen Sitzkissen vor Zirells noch unberührtes Bett. Darauf setzten sie sich. „Also gut.“, sagte IDUSA. „Ich nehme an, Ihr Verhalten kann man mit: Film ab! Übersetzen. Es geht los, Gentlemen!“

Die Umgebung vor den geistigen Augen der Agenten veränderte sich. Erneut sahen sie den Türrahmen, aber dieses Mal sahen sie auch Zirell, die ihr eigenes Quartier betrat. Dann stellte sie sich mitten in ihr Wohnzimmer und sagte: „Du weißt, was du zu tun hast, IDUSA!“ „Das ist mir bekannt, Commander.“, sagte der Avatar. „Ich möchte Ihnen nur zu äußerster Vorsicht raten. Das Risiko für Sie könnte bei der Operation auch recht hoch sein. Wir wissen ja nicht, wieviel Gewebe Scientist Ketna benötigt.“ „Sie wird mir schon nicht mein ganzes telepathisches Zentrum nehmen.“, sagte Zirell. „Mach dir um mich bitte keine Sorgen. Ich weiß, dass du mich nur erinnern wolltest. Aber das Risiko ist mir durchaus bewusst. Außerdem weiß ich ja auch nicht, wie mein Körper als Einhorn auf eventuelle Narkosen reagiert. Aber ich denke, das bekommen wir schon in den Griff. So, und jetzt berechne für mich, welche Menge Stroh benötigt wird, um Frachtraum vier ungefähr 50 cm hoch damit auszupolstern. Ich werde schließlich nachher operiert und will ein weiches Krankenbett, klar?! Wenn du das Ergebnis hast, repliziere diese Menge und beame sie dorthin. Ich werde später telekinetisch folgen.“ „Wie Sie wünschen, Commander.“, sagte der Avatar.

Zirell stellte sich locker und entspannt hin, als würde sie auf etwas warten. Dann sagte IDUSA: „Ich habe alles vorbereitet, Commander. Sie werden sehr weich liegen.“ „Danke, IDUSA.“, sagte Zirell. „Dann bin jetzt wohl ich dran. Sieh gut zu, IDUSA! Sieh gut zu, damit du Maron und den anderen nachher alles gut zeigen kannst.

Sie begann damit, sich auf ihr eigenes Spiegelbild zu konzentrieren. Dann ließ sie dieses immer mehr zu dem von Benevidea werden. Alsbald gab es einen weißen Blitz und dann stand ein junges Einhorn an der Stelle, an der sie vorher gestanden hatte, das Benevidea bis aufs Haar glich. Dann folgte ein weiterer weißer Blitz, Zirell verschwand und die Aufzeichnung endete.

„So hat sie das also gemacht.“, staunte Maron. „Aber ich hoffe wirklich, dass sie die Risiken nicht unterschätzt hat.“ „Lass uns sterile Überzüge für unsere Uniformen Holen und dann mal vorsichtig anklopfen.“, schlug Yetron vor. „Vielleicht lässt Ketna uns ja bei der Operation zusehen.“ „OK.“, sagte Maron. „Nidell kann uns damit sicher aushelfen. Es würde mich auch sehr beruhigen, wenn du deine Ärztin davon überzeugen könntest.“ „Also gut.“, sagte Yetron. „Gehen wir.“ Damit standen sie auf und Maron führte Yetron in Richtung der Krankenstation von Zirells Basis.

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