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Nach einer halben Stunde konnten die Manda bereits die Kando hören. Die Reittiere der Manda wurden wieder langsam unruhig. Auch die Manda begannen langsam nervös zu werden. Noch nie zuvor hatten sie eine solche gewaltige Armee gesehen. Schweigend beobachteten sie, wie die Kando auf sie zumarschierten. Die ersten Kojn-Kojns begannen nervös mit den Hufen zu scharren. Die ersten Manda griffen langsam zu ihren Schwertern, ohne sie jedoch zu ziehen. Inzwischen schien der Boden zu beben, als die Kando sich den Manda-Truppen immer weiter näherten. Knapp zweihundert Meter vor den Einheiten der Manda hielten sie unvermittelt an. Mit ausdrucksloser Miene betrachtete Narul die aufmarschierte Armee von König Tayazu Lumeyn. Es verging einige Minuten, ohne dass etwas geschah. Schweigend sahen sich die Feinde an. Plötzlich hoben die Kando ihre Schwerter und schlugen damit kraftvoll gegen ihre Schilde. Dabei begannen sie, so laut sie nur konnten, zu brüllen. Die Luft schien zu erzittern. Die Manda blieben ruhig stehen und rührten sich nicht. Schweigend zogen sie ebenfalls ihre Schwerter und begannen ebenfalls damit gegen ihre eigenen Schilde zu schlagen. Dabei brüllten auch sie, so laut sie nur konnten. Narul und noch ein paar weitere Manda versuchten ihre Kojn-Kojns wieder zu beruhigen, die versuchten ihre mächtigen Schwingen auszubreiten. Doch ihre Reiter konnten die Tiere wieder beruhigen. Dann lösten sich drei Kando aus dem gewaltigen Heer und ritten direkt auf Narul zu.....

Hamaruds Vater blickte kurz zu seinem Sohn und dem alten Bogenmacher. „Bleibt hier und haltet unsere Leute zurück.”, sagte er zu ihnen und wandte sich weiter an den hünenhaften Dorfschmied, „Und dich möchte ich bitten, mich zu begleiten, Beleš.” Dieser nickte und begann zu grinsen. „Es ist mir eine Ehre an deiner Seite zu sein, Narul.”, antwortete er und beide gaben ihren Reittieren die Sporen. Dicht vor den drei Kando hielten Narul und der Dorfschmied ihre Tiere an. Feindselig starrten Tayazu und seine beiden Begleiter die beiden Manda an. Nervös begannen die Kojn-Kojns zu schnauben und mit ihren Vorderläufen auf den Boden zu scharren. Die Reittiere der Kando schnaubten ebenfalls. Auch sie begannen mit ihren Hufen zu scharren. Nach endlosen Minuten des Schweigens ergriff Tayazu das Wort. In seinem Blick lag etwas Listiges. „Es gab einmal eine Zeit, in der die Kando in Frieden mit allen anderen Völker auf der Welt lebten.”, begann er, „Doch dies änderte sich eines Tages, als die Kando den Manda begegneten.” Der große Kando legte eine Pause ein, um seine Worte auf die Anwesenden wirken zu lassen. „Seit dieser Begegnung war der Friede für die Kando vorbei, denn die Manda versuchten uns von diesem Tage an zu bekämpfen, wann immer sie konnten. Sie raubten uns unser Land und begannen uns zu unterjochen, wenn wir um unser gutes Recht zur Wehr setzten.” Verdutzt sahen sich Beleš Dōlad und Narul Tingal an. Unberührt fuhr Tayazu fort. „Es verging seit dem kein Tag mehr, ohne dass ein Manda einen Kando das Leben nahm.”, sagte er, „Bis zum heutigen Tage hat unser Volk geschwiegen. Aber jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, dass wir Kando uns gemeinsam gegen unsere Peiniger und Unterdrücker erheben und mit einer Stimme sprechen. Heute ist der große Tag da, an dem wir Kando sagen: ‚Jetzt ist genug das Blut unseres Volkes geflossen und es wird Zeit, dass unsere Welt beginnt, das blaue Blut unserer Feinde zu trinken. Von heute an werden wir unseren gemeinsamen Feind für immer vom Antlitz dieser Welt tilgen!’” Sowohl der hünenhafte Schmied als auch Narul schnappten nach Luft, als sie die hasserfüllte Rede vom König der Kando gehört hatten. Sie konnten es kaum glauben, was sie soeben vernommen hatten. Tayazu Lumeyn hatte eben gerade die Manda beschuldigt, die Kando ausrotten zu wollen. Eine unbeschreibliche Wut über diese Lüge erwachte in Narul. Auch Dōlad bebte vor Zorn. „Wir könnt Ihr es wagen, uns einer Tat zu bezichtigen, die wir nie begannen haben?”, zischte Hamaruds Vater zornig, „Wie könnt Ihr es wagen, die Geschichte zu verdrehen und die Wahrheit zu leugnen? Wenn hier jemand immer andere unterdrückt hat, dann waren es die Kando, die unser Volk versklavt haben. Ihr wart es, die diese Verbrechen beging. Die Manda wurden von den Kando unterdrückt und ihr habt das Land Stück für Stück den Manda genommen. Ihr wart diejenigen, die unser Volk fast ausgelöscht haben!” Narul starrte die Kando hasserfüllt an. „Die Manda hatten noch nie Interesse daran gehabt, andere Völker zu unterdrücken beziehungsweise auszulöschen!”, fügte Dōlad hinzu, „Wir waren immer darauf aus, mit allen anderen Nationen in Frieden zu leben.” Tayazu schnaubte abfällig. „Wie ich sehe, seid Ihr nach wie vor uneinsichtig was eure Missetaten anbelangt.”, sagte er eisig, „Dann ist es unser gutes Recht, dass wir die Manda auslöschen werden. Selbst diejenigen eures Volkes, die als Sklaven unseres Volkes leben, haben als Sklaven versagt. Ihr seid es nicht wert am Leben zu bleiben.” Ohne eine weitere Antwort von Tingal und Dōlad abzuwarten, machten die drei Kando kehrt und ritten wieder zu ihren Leuten zurück. Sprachlos sahen die beiden Manda dem König und seinen beiden Begleitern nach, die nach wenigen Minuten ihre Soldaten erreicht hatten..... 

Dann kehrten auch die beiden zu ihren Kriegern zurück. Wütend blickte Narul zu dem gewaltigen Heer der Kando hinüber. Hamarud sah seinen Vater an. „Was hat denn Tayazu zu euch gesagt, Vater?”, fragte er. Narul wandte sich zu den Kriegern seines Volkes um und berichtete, so laut er nur konnte, seinen Kriegern, was der König der Kando über die Manda gesagt hatte. Als er geendet hatte, stießen die Manda zornig ein gewaltiges Kriegsgeheul aus und begannen wieder laut mit ihren gezogenen Schwertern gegen ihre Schilde zu schlagen. Wenig später gebot Narul mit einer stummen Handbewegung seinen Kriegern ruhig zu sein. Das Kriegsgeheul verebbte wieder. In diesem Augenblick gab Tayazu seinen Leuten den Befehl zum Angriff und die Kando stürmten mit einem enormen Wutgeschrei den Manda entgegen......

Auch die Manda setzten sich wieder in Bewegung und stürmten entschlossen den Kando entgegen. Ihre Schwerter glänzten im Sonnenlicht und der Boden erzitterte unter den mächtigen Hufen der Reittiere, auf denen die Gegner saßen. Nach wenigen Minuten klirrten bereits die ersten Schwerter gegeneinander. Zahlreiche Pfeile wurden abgeschossen und schwirrten durch die Luft. Die Schlacht dauerte den ganzen Tag.....

Erst in der Abenddämmerung zogen sich die verfeindeten Gegner wieder zurück. Zahlreiche verwundete und getötete Krieger beider Seiten lagen auf dem Schlachtfeld. In den darauf folgenden Tagen bekämpften sich die Manda und Kando weiterhin, doch nach einem knappen Monat begann sich die Überzahl der Kando auszuzahlen. Die Manda kämpften tapfer gegen ihre mächtigen Gegner, aber von Tag zu Tag wurden ihre Einheiten immer weiter dezimiert. Nach wenigen Tagen bekamen die Kando weitere Einheiten als Verstärkung, die die Manda an den Flanken angriffen und sie langsam einkreisten. Für Tayazu Lumeyn stand fest, dass es für die Manda kein Entkommen mehr gab. Seine Truppen würde die der Manda nach und nach aufreiben.....

Narul und Beleš mussten entsetzt feststellen, dass sie nach wenigen Tagen vollkommen eingekreist waren und die Kando bereits weitere Verstärkung bekommen hatten. An diesem Tag begriffen die Manda, dass sie den Krieg gegen die Kando verloren hatten. Nach Einbruch der Nacht saß Narul betrübt am Lagerfeuer und starrte wortlos in die Flammen. Im Lager herrschte eine bedrückte Stimmung. Die Manda wussten bereits, dass sie keine Chance mehr hatten. „Wir haben den Krieg gegen die Kando verloren.”, sagte er tonlos zu dem Schmied, „Sie haben uns eingekreist und wir können ihnen nicht mehr entkommen.” Dōlad klopfte Narul kameradschaftlich mit seiner mächtigen Hand auf die Schulter. „Noch ist nichts verloren, mein Freund.”, sagte er, „Vielleicht ist es besser, wenn du alle Heim schickst, die noch auf einen Kojn-Kojn sitzen können. Viele Reittiere haben wir sowieso nicht mehr, mit denen wir uns noch in Sicherheit bringen könnten. Am besten schickst du unsere jüngsten Krieger nach Hause, solange es noch dunkel ist.” Eine Weile dachte Narul über den Vorschlag seines Freundes nach. Dann nickte er. „Dein Vorschlag ist gut.”, antwortete er, „Rufe die jüngsten von ihnen zusammen und schicke sie nach Hause.” Sofort erhob sich Dōlad von seinem Platz am Lagerfeuer und verschwand in der Dunkelheit. Aber keiner der Krieger wollte das Schlachtfeld verlassen, solange der Krieg nicht zu Ende war. Wortlos nahm Narul die Weigerung der jungen Manda zur Kenntnis. Es gab nur einen einzigen Manda, der in der schützenden Dunkelheit das Lager verließ. Lautlos führte er sein Kojn-Kojn aus dem Lager. Im Schutze der Dunkelheit schwang sich der Mann in den Sattel und sein Reittier breitete die Schwingen aus. Nach wenigen Minuten hob das Tier von Boden ab und gewann rasch an Höhe.....

Am frühen Morgen formierten sich die Einheiten der Manda neu. Unter der Führung von Beleš Dōlad und Narul Tingal zogen die Manda wieder in die Schlacht. Am späten Nachmittag waren bereits mehr als drei Viertel der Manda in der Schlacht gefallen, als am Horizont weitere Truppen auf dem Schlachtfeld auftauchten. Entsetzt stellten Narul und Beleš fest, dass es ebenfalls Kando waren, die nun in das Kampfgeschehen eingriffen.....

Überrascht stellten die Manda fest, dass die neuen Kando-Truppen, die unter einem anderen Banner in die Schlacht geführt wurden, Tayazus Verbände angriffen. Verblüfft erkannte Tayazu Lumeyn das Banner seines Sohnes. Nach dem er die Überraschung verdaut hatte, rief er seine Krieger aus der Schlacht zurück und formierte seine Verbände neu. Prinz Teyu Lumeyn ließ seine Truppen an der Seite der Manda, die über die neue Situation nicht weniger überrascht waren, neu formieren. Entschlossen ritt Teyu alleine seinem Vater entgegen, der ihn wütend anstarrte.....

„Was fällt dir ein, Teyu?”, fragte Tayazu aufgebracht seinen Sohn, „Hast du nun endgültig den Verstand verloren?” Teyu sah seinen Vater kühl an. „Nein, Vater, ich war noch nie so klar bei Verstand wie in diesem Augenblick.”, antwortete dieser ruhig, „Ich kann es nur nicht zulassen, wenn du unserem Volke die Blutschuld eines Genozids auferlegst.” Fassungslos schnappte Tayazu Lumeyn nach Luft. „Also, das ist doch.....!”, begann der König der Kando, als ihm Teyu ins Wort fiel. „Was meinst du wohl, wenn in den Geschichtsbüchern drinsteht, dass die Kando eine ganze Nation nur wegen einer lächerlichen Prophezeiung ausgelöscht hat.”, sagte Teyu, „Niemand weiß, ob sich diese Prophezeiung jemals erfüllen wird, zumal wir nur einen kleinen Teil dieser Prophezeiung kennen. Möchtest du unbedingt, dass alle deinen Namen mit dieser Blutschuld in Verbindung bringen?” Die Stimme des Prinzen wurde eindringlicher, als dieser fortfuhr. „Also halt ein, Vater, und beende diesen wahnwitzigen Krieg, bevor noch mehr passiert.”, sagte Tayazus Sohn, „Ist denn nicht schon genug Blut auf beiden Seiten geflossen?” Tayazu gab einen abfälligen Laut von sich.

„Glaubst du allen Ernstes mich aufhalten zu können?”, fragte er, „Was willst du tun? Willst du deine Truppen gegen meine in die Schlacht führen, nur um ein paar irrelevante Kreaturen das Leben zu retten, die es nicht wert sind? Das wäre Verrat an die Krone unseres Volkes und darauf steht die Todesstrafe.” Eine Weile sahen sich Vater und Sohn wortlos an. Der Prinz ließ laut die Luft aus seinen Lungen entweichen. „Du kannst mir nicht drohen, Vater. Wenn ich dich nicht anders überzeugen kann, werde ich meine Truppen gegen deine in die Schlacht ziehen lassen, Vater.”, antwortete Teyu entschlossen, „Dann werden Kando gegen Kando ihre Klingen kreuzen müssen und ich glaube kaum, dass das jemand in unserem Volke gut heißen wird. Schaffe Frieden, solange du noch kannst, Vater. In den letzten Tagen haben schon zu viele Mütter ihre Söhne und Frauen ihre Männer in diesem Krieg verloren.” Tayazu begann wütend zu schnauben. „Nein, das kommt überhaupt nicht in Frage.”, sagte der König der Kando entschieden, „Frieden wird es erst dann geben, wenn wir die Manda ein für allemal ausgelöscht haben und damit basta.” Teyu richtete sich in seinem Sattel zu seiner vollen Größe auf. „Also gut, Vater. Deine Entscheidung gefällt mir zwar nicht, aber du lässt mir keine andere Wahl.”, erwiderte der Prinz enttäuscht, „Dann werden meine Leute gegen deine kämpfen müssen. Mögen die Götter dir deinen Frevel verzeihen.” Einen kurzen Augenblick sahen sich Vater und Sohn noch einmal wortlos an. Jeder sah in den Blicken des Anderen Entschlossenheit. Teyu wendete sein Reittier und kehrte wieder zu seinen Truppen, die nun an der Seite der Manda in die Schlacht ziehen werden, zurück. Gnadenlos befahl Tayazu den nächsten Angriff und seine Truppen setzten sich wieder in Bewegung.....

Nach wenigen Minuten trafen sich Narul Tingal und Tayazu Lumeyn zum ersten Mal auf dem Schlachtfeld aufeinander und kreuzten die Klingen. Es war ein gnadenloser Kampf zwischen den beiden. Hasserfüllt sahen sich die beiden an. Laut klirrten die Klingen ihrer Waffen, die immer wieder aufeinander trafen. „Stirb endlich, du elendiger Wurm!”, zischte Tayazu wutschnaubend, als er zustieß, „Es wird Zeit, dass Ihr Manda eure Existenz beendet. Auf dieser Welt ist kein Platz für euch!” Mühelos parierte Narul den Stoß des Königs, der immer rasender vor Wut wurde, je mehr Narul Widerstand leistete. Nach weiteren Minuten gelang es Narul Tayazu zu entwaffnen. Perplex sah ihn der König der Kando an, als er begriff, dass er den Anführer der Manda unterschätzt hatte. Lächelnd zielte Narul mit seinem blutverschmierten Schwert auf die Kehle Tayazus. „Gibst du nun auf?”, fragte Dilanas Mann. Zornig spie der Kando seinen Hass dem Manda ins Gesicht. „Ein ehrenhafter Kando ergibt sich niemals einem erbärmlichen Wurm! Töte mich!”, rief er zornig, „Damit wirst du nichts erreichen. Nach mir werden andere kommen, die euch töten werden.” Inzwischen hatten die anderen Krieger ihre Kämpfe eingestellt. Rasch hatten sich alle um die beiden Anführer versammelt. Sie wussten alle, dass in diesem Moment ein neues Kapitel in der Geschichte zwischen den Manda und den Kando aufgeschlagen wurde.

Hamarud Tingal trat aus der Menge zu seinem Vater. Prinz Teyu Lumeyn folgte dem jungen Manda mit den lockigen Haaren, der neben Narul stehen blieb. „Gib endlich auf, Vater!”, forderte Teyu, „Es ist besser für uns alle.” Einen kurzen Augenblick lang sah er seinem Sohn in die Augen. Dann nickte er. „Also gut.”, antwortete der König der Kando, dem eine neue Idee in den Sinn gekommen war, um den verhassten Narul Tingal zu töten, „Ich gebe auf. Ihr habt die Schlacht gewonnen, Manda.” Narul ließ sein Schwert mit einem zufriedenen Lächeln sinken. Ahnungslos drehte sich er zu seinen Kriegern um, währenddessen Teyu Lumeyn seinem Vater auf die Beine half. „Die Schlacht ist vorbei! König Tayazu Lumeyn hat aufgegeben.”, verkündete Hamaruds Vater triumphierend, „Der Krieg ist vorbei!” Laut stießen die Anwesenden einen Freudenschrei aus. Inzwischen hob Tayazu sein blutverschmiertes Schwert wieder auf. Im nächsten Augenblick machte er eine rasche Drehung und warf es wie ein Speer in Naruls Richtung, der sich bereits von seinen eigenen Kriegern und Teyus Leuten feiern ließ. Hass glitzerte in Tayazus Augen, als er der Klinge nachsah, die direkt auf Naruls breiten Rücken zuraste. Hamarud Tingal und Teyu Lumeyn stießen einen entsetzten Warnschrei aus, doch es war zu spät. Begleitet von dem hasserfüllten Wutschrei seines Besitzers drang die tödliche Klinge in den Körper des Manda ein, der überrascht die Augen aufriss. Verständnislos sah Narul auf die Schwertspitze, die aus seiner Brust herausragte. Als er zusammensackte, entrang aus seiner Kehle ein erstickter Schrei. Dumpf schlug sein Körper auf dem Boden auf. Fassungslos starrten alle auf den sterbenden Manda, der in der Mitte der anwesenden Krieger lag.....

Wütend griff Hamarud nach seinem Schwert und griff sofort Tayazu an, der jeden Schlag des jungen Tingal geschickt parierte. Höhnisch lachte er, als er das wutverzerrte Gesicht des Manda vor sich sah. Klirrend schlugen die Klingen der beiden Waffen aufeinander. Kraftvoll führte Hamarud seine Klinge, die immer wieder von Tayazu erfolgreich abgewehrt wurde. Minutenlang kämpften die beiden wutentbrannt gegeneinander, ohne einen Vorteil zu bekommen. „Schluss jetzt!”, brüllte Teyu, „Bei allen Göttern! Hört auf zu kämpfen!” Wütend zog der Prinz sein Schwert aus der Scheide und stürmte auf die beiden Kämpfenden zu. Rasch stieß Teyu den jungen Manda zur Seite, der bereits verwundet war, und parierte einen weiteren Stoß seines Vaters. Nackter Hass glitzerte in den Augen Tayazus, als er gegen seinen Sohn weiterkämpfte. In seiner rasenden Wut bemerkte der König der Kando nicht, dass er inzwischen die Klinge mit seinem Sohn kreuzte. Jeder Schlag wurde von dem wütenden Schrei des Königs begleitet. Inzwischen hatte Tayazu seine Deckung komplett aufgegeben. Während dieses Kampfes begriff der Prinz, dass er seinen vor Wut rasenden Vater nur stoppen konnte, wenn er ihn kampfunfähig machte oder gar tötete. „Vater!”, rief er verzweifelt, „Hör endlich auf! Es ist vorbei!” Wieder schlugen die Klingen gegeneinander. „Nein!”, stieß Tayazu heiser hervor, „Es ist erst vorbei, wenn du tot bist, du Wurm!” Erneut trafen die Schwerter laut klirrend aufeinander. Immer wilder und ungehemmter wurden die Hiebe des Königs, bis er plötzlich sein Gleichgewicht verlor und nach vorne auf seinen Sohn zustolperte. Bevor Teyu sein Schwert zurückziehen konnte, stürzte sein Vater in die tödliche Klinge seines Sohnes. Entsetzt ließ der Prinz die Waffe los und sah, wie sein sterbender Vater zusammenbrach.....

„Vater!”, rief der Prinz entsetzt und ging vor dem sterbenden König in die Hocke, „Verzeih mir!” Mit zittriger Hand griff Tayazu nach der Hand seines Sohnes. „Teyu!”, sagte er schwach, während Teyu die blutverschmierte Hand seines Vaters hielt, „Da gibt es nichts zu verzeihen, mein Sohn. Du hast getan, was du tun musstest.” Sein Griff wurde etwas fester, als er fortfuhr. „Mein blinder Hass hat mich nicht erkennen lassen, dass du mich nur beschützen wolltest. Ich wollte nicht begreifen, dass für unser Volk die Zeit gekommen ist, neue Wege zu beschreiten.”, sagte Tayazu weiter, „Heute geht die Sonne meiner Herrschaft unter und du wirst von heute an die Herrschaft über unser Volk übernehmen. Damit erfüllt sich heute ein weiterer Teil der Prophezeiung. Du wirst ein würdiger König sein, der von nun an unser Volk in eine bessere Zukunft führen wird, Teyu. Trotz aller Differenzen, die wir miteinander hatten, bin ich stolz auf dich.” Tayazu schloss seine Augen und sein kräftiger Körper erschlaffte. Sein rasselnder Atem erstarb. Tayazu Lumeyn, der mächtigste König des Kando-Reiches war tot. Der Prinz begann zu weinen. Mit seinen starken Armen hob er den Oberkörper seines toten Vaters an und drückte ihn an sich.

Auch Hamarud weinte, als sein Vater in seinen Armen starb. Der hünenhafte Dorfschmied kniete dicht neben dem jungen Tingal. Auch er weinte. Narul war sein bester Freund gewesen. Vorsichtig legte er seine Hand auf Hamaruds Schulter. Inzwischen stimmten einige Kando und auch Manda gemeinsam Klagelieder in ihren Muttersprachen an.....

Niemand auf dem Schlachtfeld bemerkte, dass ein großer Schatten lautlos die Trauernden hinweghuschte. Wenig später folgten weitere Schatten. Irritiert blickten Hamarud und die anderen zum Himmel empor. Die Klagelieder verstummten abrupt. Aber es war nichts zu sehen. Vorsichtig standen Dōlad und Tingal auf. Die Kando blickten in dieselbe Richtung. Teyu Lumeyn erhob sich ebenfalls. Wenig später bahnten sich ein paar Gestalten durch die Menge. Vor Hamarud und Dōlad blieben sie stehen. Es war ein alter Manda mit einem weißen Rauschebart, der von einigen schwerbewaffneten Xendavu begleitet wurde.....

 

Abschlusshinweise zum Kapitel:

keine

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