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Mittlerweile haben die Xendavas mehrere Lagerfeuer entfacht und einige von ihnen hatten mehrere Spieße mit verschiedenen Fleisch- und Gemüsesorten vorbereitet. Das Fett tropfte von dem Fleischstücken und es zischte jedes Mal, wenn sie in die Glut fielen. Kelūru hatte am frühen Abend noch einmal einige Kundschafter ausgesandt, die inzwischen nacheinander wieder ins Lager zurückkehrten. Auch Kejtar hatte sich auf den Weg gemacht, um die Gegend etwas genauer zu erkunden. Nachdem er wieder zurück gekommen war, erstattete er dem Anführer der Xendavas Bericht, nachdem sich die beiden Männer in Kelūrus Zelt zurückgezogen hatten. „Ich war noch einmal ein wenig am Fluss entlang geritten.”, teilte er Mandūri mit, „Ungefähr einen halben Tagesritt von hier auf einem Kojn-Kojn habe ich mehrere Skelette gefunden. So, wie ich das erkennen konnte, stammen die meisten von Mulanos, Kalunos und Kundos. Allerdings habe ich auch vier Skelette von Muvangos gesehen.” „Allerdings waren dort auch noch zwei Xulari-Skelette.”, fügte er warnend hinzu, was Kelūru aufhorchen ließ, „Das seltsame an den beiden Skeletten der Xularis war es, dass sie ziemlich schwarz waren.” Der Anführer blickte seinen engsten Freund und Vertrauten an. „Sagtest du eben, dass sie schwarz wären?”, vergewisserte sich Dilāras Vater bei dem Xendava-Krieger. „Ja, mein Gebieter, das sagte ich.”, erwiderte Kejtar, „Mir kamen sie so vor, als wären die beiden Tiere durchs Feuer umgekommen.” „Und die Knochen waren völlig kahl?”, wollte Kelūru wissen. Nachdem Sāmoš auch das bestätigte, stieß der Anführer einen lauten Fluch aus. Fragend blickte Kejtar ihn an. „ Das ist nicht gut. Das ist gar nicht gut. Wenn das stimmt, dann haben wir jetzt erst ein richtiges Problem, mein Freund.”, sagte Dilāras Vater zutiefst beunruhigt, „Anscheinend sind wir seit kurzem in ein Gebiet gekommen, das noch von viel gefährlicheren Geschöpfen als die Xularis bewohnt wird. Wir befinden uns anscheinend mitten im Jagdgebiet der Mungāwas.”

„Dann sollten wir zusehen, dass wir hier so schnell wie möglich verschwinden, bevor die Viecher uns noch entdecken.”, schlug Sāmoš vor. Mandūri nickte. „Ja, das wäre wohl am besten.”, antwortete er nachdenklich, „Auf alle Fälle müssen wir auf der Hut sein und bei jedem Geräusch besonders die Augen und Ohren offenhalten. Sobald wir wissen, dass uns wegen der Viecher keine Gefahr droht, können wir unsere Reise und unseren Aufenthalt im Brondus-Damrajd etwas entspannter gestalten.” „Ich werde veranlassen, dass die Wachen im Lager jede Nacht verdoppelt sein werden, mein Gebieter.”, versprach Kejtar ernst, „Auch die Mungāwas sollen uns nicht als leichte Beute sehen. Wenn sie uns angreifen sollten, dann werden wir uns zu wehren wissen.” Dilāras Vater nickte erneut und entließ Kejtar mit einem Wink. Zutiefst besorgt sah Mandūri seinen Freund nach, als dieser das Zelt verließ.

Am nächsten Morgen wachten die drei Ulani und der Aldoraner nach einer ereignislosen Nacht in ihrem Gästezelt auf. Als sie nacheinander nach draußen traten, sahen sie sofort, dass die Xendavas bereits alle anderen Zelte abgebaut und die Ausrüstung auf ihre zahlreichen Reittiere verladen hatten. „Bei Fazilāna!”, bemerkte Pelto, „Die Jungs haben es ja verdammt eilig mit dem Aufbruch, so scheint es mir.” Jakodos nickte. „Ja, mein Guter, den Eindruck habe ich auch.”, meinte dieser, „Vielleicht solltet Ihr mal bei den Xendavas nachfragen, was die Eile zu bedeuten hat.” Der Alte deutete kurz eine Verbeugung an und eilte anschließend rasch davon.

„Irgendwie habe ich den Eindruck, dass sie wegen irgendetwas beunruhigt sind.”, grübelte Tabrun, der die ganze Zeit über das emsige Treiben der Xendavas im ehemaligen Lager beobachtete, „Und ich finde es seltsam, dass keiner von ihnen uns sagt, was eigentlich hier los ist.” Mandrak, der zwischen Tabrun und Simdu stand, brummte zustimmend. „Dann lass uns mal unser Gepäck zusammen packen und auf unsere Reittiere verfrachten.”, sagte Tabrun, „Danach bauen wir zusammen das Zelt ab.” Doch, bevor sich die drei Ulani an die Arbeit machen konnten, hielt Mandrak inne und deutete in jene Richtung, aus der Pelto gerade zu ihnen zurückkehrte. Sein Gesicht zeigte tiefste Besorgnis. Ferner lief der Aldoraner viel schneller, als er es sonst tat. Die drei Ulani ahnten nichts Gutes. Gespannt sahen die drei Ulani den Aldoraner an, der dicht vor ihnen stehen blieb.

„Und?”, sagte Arankas Mann, als der Alte vor ihnen stehend nach Luft rang, „Was habt Ihr erfahren?” Pelto holte tief Luft, als er antwortete. „Ich komme gerade von dem Anführer der Xendavas zurück.”, begann er, „Er hatte wieder mehrere Kundschafter ausgesandt, die inzwischen zurückgekehrt sind und ihm Bericht erstattet haben.” Gōlad holte noch einmal tief Luft, bevor er fortfahren konnte. „Edle Herren.”, sagte er mit leicht bebender Stimme, „Ich bringe Euch schlimme Kunde. Der edle Anführer Kelūru Mandūri hat von seinen Kundschaftern erfahren, dass wir uns zurzeit inmitten eines Jagdreviers der Mungāwas aufhalten!” „Woher wissen sie das?”, wollte Simdu wissen, „Haben sie hier schon welche gesehen?” Der Aldoraner schüttelte entschieden mit dem Kopf. „Nein, edler Herr.”, erwiderte Pelto zutiefst beunruhigt, „Gesehen haben sie zwar keine, aber sie haben zwei Xulari-Skelette gefunden, die völlig schwarz waren. Die Xendavas gehen deshalb davon aus, die beiden toten Xularis durchs Feuer umkamen, als sie gegen die hier lebenden Mungāwas um ihre Beute gekämpft hatten.” Der Blick von Arankas Mann verfinsterte sich, als er Peltos Ausführungen weiter zuhörte.

„Der edle Kelūru macht sich große Sorgen um sein Volk und seine Gäste.”, fuhr Gōlad fort, „Er hat die Wachen im Lager verdoppeln lassen, wie es ihm einem seiner Vertrauten vorgeschlagen wurde.” Jakodos nickte. „Ich verstehe.”, sagte er, „Anscheinend haben die Xendavas eine sehr große Angst vor einer möglichen Begegnung mit diesen Viechern.” „Was hat Pelto dir gesagt?”, fragte Tabrun, dem der finstere Gesichtsausdruck Simdus nicht gefiel. Sofort übersetzte er den beiden Nandor-Brüdern das ins Ulanische, was der Aldoraner ihm selbst soeben erst mitgeteilt hatte. „Weißt du was, Bruder?”, meinte Mandrak beunruhigt, „Das gefällt mir ganz und gar nicht, was ich da soeben hören musste.” Tabrun nickte. „Ja.”, erwiderte er, „Das geht mir genauso.” „Kommt.”, sagte Simdu ernst und setzte sich in Bewegung, „Lasst uns jetzt so schnell wie möglich das Zelt abbauen, damit wir alle so schnell wie möglich von hier verschwinden können. Ich habe nämlich keine Lust, von einem der widerlichen Viecher erst gegrillt und dann verspeist zu werden. Mein Leben habe ich mir doch schon ein wenig anders vorgestellt.” Sofort machten sich die drei Ulani und der Aldoraner zusammen an die Arbeit. Es dauerte nicht sehr lange, bis sie das Zelt abgebaut und auf ihren Reittieren vollständig verstaut hatten. Die Xendavas und ihre Gäste setzten sofort ihre gemeinsame Reise fort.

Es dauerte mehrere Tage, bis sie den ersten Pass zum Brondus-Damrajd erreichten und ihn so rasch wie möglich hinter sich brachten. Alle waren froh darüber, dass jener Pass gerade schneefrei war. Als sie den höchsten Punkt des Passes erreichten, bot sich ihnen ein atemberaubender Anblick. Die Xendavas und ihre Gäste hielten kurz inne, um einen ausgiebigen Blick über das Tal schweifen zu lassen. Trotz der Höhe war die Kälte für die meisten erträglich. Während dieser Zeit schwiegen die meisten aus der großen Gruppe und auch die Tiere verhielten sich außerordentlich ruhig, was von einigen Xendavas als ein positives Zeichen gewertet wurde. Als der Weg sie wieder langsam hinunter in das erste Tal führte, waren alle erleichtert. Auch die Kojn-Kojns und Kuš-Kuš schienen darüber froh zu sein, als sie die erste größere Grasfläche erreichten. Am liebsten hätte Mandūri selbst eine kleine Rast eingelegt, doch seiner Ansicht nach als Anführer der Xendavas bot der Platz nicht genügend Schutz, um sich vor möglichen Feinden wie die Mungāwas zu verstecken.

„Sobald wir unten im Tal sind, werden wir uns einen Platz suchen, wo wir gut geschützt rasten können.”, entschied Kelūru, während Kejtar Sāmoš an seiner Seite nebenher ritt, „Am besten wäre noch ein kleiner Wald, der direkt an einen kleinen Bach oder Fluss läge. Das wäre optimal.” „Wünscht Ihr wieder ein paar Kundschafter vorauszuschicken, damit sie nach einem geeigneten Lagerplatz Ausschau halten sollen, mein Gebieter?”, fragte der Krieger mit ausdrucksloser Miene, „Dann schicke ich sofort jemanden los, der sich der Sache annehmen soll.” Der Anführer nickte wortlos. Sofort rief Kejtar ein paar Befehle und einige Xendavas machten sich sofort auf den Weg. Es dauerte nicht lange, bis sie außer Sichtweite waren. „Ich hoffe, sie finden bald eine gute Lagerstatt für uns, mein Gebieter.”, meinte Sāmoš nachdenklich und sah den davon reitenden Männern hinterher, bis diese nicht mehr zu sehen waren.

„Ich glaube, wenn ich das von hier aus richtig sehe, hat der Anführer soeben erneut ein paar Kundschafter ausgesandt, um die Lage zu checken.”, meinte Pelto zu Simdu, „Vielleicht sollte ich mich ihnen anschließen. Was meint Ihr, edle Herren?” Jakodos übersetzte die Anfrage des Aldoraners ins Ulanische und blickte dabei die beiden Nandor-Brüder fragend an. „Ich finde, dass unser guter Tegoš ruhig mal einen kurzen Rundflug machen sollte.”, meinte Tabrun, „Je mehr Leute sich umschauen, umso eher können Gefahren erkannt und umso schneller können dann alle gewarnt werden.” Simdu warf Mandrak einen fragenden Blick zu. „Ich bin derselben Auffassung wie mein Bruder.”, sagte er, „Lass Pelto ruhig seiner Pflicht nachkommen.” Arankas Mann wandte sich wieder dem Alten zu und nickte nur. Dieser verstand sofort und gab seinem Kojn-Kojn die Sporen. Rasch breitete das Tier seine mächtigen Schwingen aus und hob vom Boden ab. „Ich bin gespannt, wer als erster etwas entdeckt.”, meinte Tabrun, als der Aldoraner bereits außer Hörweite war, „Pelto oder die Kundschafter von den Xendavas.” Mandrak und Simdu schwiegen nur, als sie dabei Gōlad nachsahen.

Einen halben Tag später kehrten die Xendavas von ihrer Erkundungstour zurück und berichteten Mandūri ausführlich, was sie gesehen haben. Als sie geendet hatten, entließ er die Männer mit einer wortlosen Handbewegung. Fragend sah Kejtar seinen Freund Kelūru an. „Wir werden unten im Tal direkt an dem kleinen Bach unser Lager aufschlagen.”, entschied er, „Der Wald, der dort ganz in der Nähe ist, dürfte uns allen genügend Schutz bieten, falls die Mungāwas uns finden und angreifen sollten.” Sāmoš machte in seinem Sattel eine respektvolle Verbeugung. „Ja, mein Gebieter.”, sagte er, „Ich werde es an die anderen weiterleiten.” Dilāras Vater nickte nur, während sein Freund mit seinem Reittier kehrtmachte, um die anderen Xendavas Kelūrus Anordnung weiterzugeben.

In der Zwischenzeit war auch Pelto wieder zurück gekehrt und berichtete Simdu, was er unterwegs gesehen hatte. „Das heißt also, dass wir zumindest diese Nacht etwas ruhiger schlafen können.”, konstatierte er, „Wenigsten ist das eine gute Nachricht. Das habt Ihr gut gemacht, edler Tegoš.” Der Aldoraner machte eine respektvolle Verbeugung. Als er sich wieder aufrichtete, fügte er noch etwas hinzu, was sowohl Tabrun als auch Mandrak aufhorchen ließ, nachdem Simdu für die beiden übersetzt hatte. „Ist das wahr?”, wollte sich Tabrun vergewissern, „Pelto hat dort unten einige Obstbäume entdeckt?” „Ja.”, antwortete Simdu auf Ulanisch, „Aber er sagt, dass es keine Larunos sind sondern andere. Die müssen wir uns schon mal aus der Nähe ansehen.” „Auch wenn das nicht unsere gewünschten Bäume sind.”, meinte Mandrak, „Vielleicht können wir sie ja doch gebrauchen. Dann hätte unsere Suche endlich ein Ende und wir könnten so rasch wie möglich nach Hause zurückkehren, um Vaters Farm zu retten.” „Und wenn das andere Obstbäume sind?”, fragte Simdu, „Seid ihr euch sicher, dass die für euch ebenso in Betracht kommen könnten?” „Ich weiß nicht.”, gab Tabrun zu, „Das wäre schon möglich. Wir wissen leider nicht, ab die Larunos bei uns überhaupt wachsen und gut Früchte tragen würden.” „Fragt Pelto doch mal, was für Obstbäume das sind.”, bat Tabrun Arankas Mann, der die Frage sofort ins Aldoranische übersetzte. „Lankos.”, antwortete Gōlad auf Aldoranisch mit ernster Miene, „Ich kenne dieses Obst von einigen meiner anderen Expeditionen, an denen ich bereits teilgenommen hatte. Sie sind sehr köstlich.” „Ich habe mir davon sogar einiges an Saatgut mit nach Hause genommen und dort ausgesät.”, fuhr Pelto fort, „Als ich nach ein paar Jahren meine ersten Lankos erntete, war mein damaliger Arbeitsherr sehr von meinem kleinen Garten angetan, nachdem er eine von den Lankos probiert hatte.” „Und?”, fragte Simdu interessiert, „Was hat er dann gemacht?” Unwillkürlich begann der Aldoraner zu grinsen. „Ihr werdet es mir nicht glauben wollen, aber er bot mir doch allen Ernstes das Doppelte an Bezahlung für den Verkauf meines gesamten Lankos-Bestandes an sowie die kostenlose Unterbringung, solange ich in seinen Diensten stehe.”, berichtete Pelto schmunzelnd. „Habt Ihr das Angebot angenommen?”, wollte Jakodos wissen. „Nein, edler Herr, ich habe es abgelehnt.”, erwiderte der Alte mit einem leichten Lächeln, dass seine Lippen umspielten. „Was, Ihr habt das Angebot Eures Arbeitsherrn abgelehnt?”, fragte Arankas Mann fassungslos, „Wieso denn?” „Die Sache ist ganz einfach, edler Herr.”, erwiderte der Aldoraner, „Ich wollte den Preis dafür in die Höhe treiben.” „Erst nachdem mein Arbeitsherr mir einen arbeitsfreien Tag in der Woche zusätzlich anbot, schlug ich ein.” „Sind die Lankos wirklich so gut?”, wollte Tabrun wissen, nachdem Simdu den beiden Nandor-Brüdern Peltos Erzählung übersetzt hatte, „Wenn ja, dann sollten wir es vielleicht in Erwägung ziehen, auch davon etwas Saatgut mitzubringen. Schaden kann’s bestimmt nicht.” Mandrak pflichtete seinem Bruder bei. „Okay, dann zeige ich Euch die Lankosbäume, sobald wir im Tal angekommen sind, edle Herren.”, versprach der Aldoraner ernst, nachdem Simdu die Meinung seiner beiden ulanischen Begleiter übersetzt hatte, „Ihr werdet es bestimmt nicht bereuen.”

Am frühen Abend erreichten die Xendavas mit ihren neuen Waffenbrüdern zusammen das Tal. Direkt an einem Waldrand, an dem sich auch ein kleiner Bach entlang schlängelte, errichteten sie Ihr Nachtlager. Obwohl Kelūru sich nicht sicher, ob es ratsam war, Feuer zu machen, wies er seine Leute trotzdem dazu an, mehrere Lagerfeuer zu entfachen. Nachdem die Feuer entfacht wurden, ließ Dilāras Vater von Kejtar Sāmoš einige Männer zur Nachtwache abkommandieren. Im Lager herrschte eine gespannte Stimmung, aber die Leute blieben ruhig. Sicherheitshalber verbot der Anführer der Xendavas den Ausschank von Bier und Wein. Gelassen nahmen die Leute im Lager die Entscheidungen ihres Anführers hin. Sie wussten alle, warum Kelūru diese Entscheidungen traf. Von der anstrengenden Reise des Tages müde geworden, zogen sich die meisten Leute rasch in ihre Zelte zurück, um sich zu auszuruhen. Es dauerte nicht lange, bis nur noch jene Xendavas aufblieben, die Wache halten mussten.

Erschrocken fuhr Mandrak aus dem Schlaf. Aufmerksam lauschte er einigen Stimmen, die leise miteinander sprachen. Es dauerte einen kurzen Moment, bis er sie als jene Stimmen von Pelto, Simdu und seinem Bruder Tabrun erkannte. „Was ist los?”, fragte er leise. „Pelto kann nicht schlafen.”, antwortete Gūrads ältester Sohn, „Und jetzt hat er auch noch draußen ein Geräusch gehört, hat er Simdu gesagt.” Sofort warf der Hellbraunhaarige seine Decke zurück und stand auf. „Und weiß er schon, was er da draußen gehört hat?”, wollte Tabruns Bruder wissen. Der schwarzhaarige Ulani verneinte. „Ich glaube, er will rausgehen, um selbst nachzuschauen, ob auch alles in Ordnung ist.”, teilte Simdu den beiden ulanischen Farmersöhnen mit, „Wahrscheinlich hat er nur einen der Xendavas gehört, die heute Nacht Wache halten.” „Kann sein.”, meinte Tabrun, als der Aldoraner das Zelt verließ, „Aber dann sollten sie ihre Arbeit etwas leiser machen, damit zumindest die anderen in Ruhe schlafen können.” „Ich denke, wenn da draußen irgendwas wäre, dann hätten die Xendavas bereits Alarm geschlagen.”, meinte Mandrak müde, „Als die Xularis uns damals an der Oase angriffen, haben die Xendavas doch auch schnell Alarm gegeben.” „Ja.”, erwiderte Arankas Mann, „Aber wir sind hier nicht mehr in der Wüste, sondern in einem Gebiet, wo wahrscheinlich die Mungāwas leben und jagen. Hier gibt es noch mehr Gefahren. Die Xularis sind nur eine davon. Die größere Gefahr geht anscheinend von den Mungāwas aus.” „Warten wir erst mal auf Peltos Rückkehr.”, meinte Simdu und gähnte herzhaft, „Ich gehe davon aus, dass es falscher Alarm ist. Aber es ist trotzdem nicht verkehrt, sicherheitshalber nachzusehen. Mögen die Götter wissen, was er da gehört hat.” Schweigend warteten die drei Ulani auf die Gōlads Rückkehr.

Es dauerte nicht sehr lange, bis der Aldoraner in das Gästezelt zurückkehrte. Fragend sahen ihn Arankas Mann und die beiden anderen Ulani an. Der Alte fühlte die fragenden Blicke der drei Ulani. „Es ist alles ruhig.”, versicherte Pelto den Anwesenden, „Ich habe mit den Wachen da draußen gesprochen und die sagen, dass es heute Nacht sehr ruhig ist. Nicht ein einziges Tier ist zu hören oder zu sehen.” „Es ist nicht ein einziges Tier zu hören oder zu sehen?”, vergewisserte sich Simdu bei dem Alten. Dieser bejahte. „Genauso haben es mir die Wachen gesagt.”, versicherte er Jakodos, „Sie behaupten, dass nichts dergleichen zu hören oder sehen wäre.” „Bei Zātul!”, meinte Tabrun nachdenklich, nachdem Simdu für seine beiden Landsleute übersetzt hatte, „Hoffentlich ist das nicht die Ruhe vor dem Sturm.” Pelto wandte sich zu Gūrads ältestem Sohn um und sah ihn fragend an. „Ich kann zwar seine Zunge immer noch nicht komplett verstehen.”, brummte der Alte etwas müde, „Aber ich bin mir sicher, dass Fazilāna ihre mächtige Hand immer noch schützend über uns hält. Er braucht sich also keine Sorgen zu machen. Das sollte er lieber den Göttern überlassen. Unser Schicksal liegt nach wie vor in ihren Händen.” Währenddessen Pelto sich wieder zum Schlafen hinlegte, übersetzte Arankas Mann die Aussage des Aldoraners ins Ulanische. „Seine Ruhe und sein Vertrauen an die Götter möchte ich auch mal haben.”, meinte Tabrun trocken, als er sich ebenfalls wieder hinlegte. Mandrak kicherte leise, während der Alte bereits zu schnarchen anfing.

Am frühen Morgen machte sich der Aldoraner auf den Weg und besorgte ein paar Lankos, um sie seinen drei Arbeitsherren zu zeigen. In kürzester Zeit hätte er bereits mehrere Früchte zusammen getragen und kehrte dann mit ihnen ins Lager zurück. Interessiert sahen Tabrun, Mandrak und Simdu das frisch gepflückte Obst an. Als Pelto demonstrativ in eine der Früchte biss, machten es ihm die ulanischen Männer nach. Überrascht stellten die beiden Nandor-Brüder und Arankas Mann fest, wie gut das Obst schmeckte. „Die schmecken ja verdammt gut.”, ließ sich der Hellbraunhaarige vernehmen, „Die wären vielleicht auch keine schlechte Wahl für Vaters Hof.” Tabrun brummte zustimmend, als er ein weiteres Mal in die Frucht biss. „Die Frage ist nur, wie ihr die Saat unbeschadet mit nach Hause nehmen wollt.”, sagte Simdu schmatzend, „Immerhin ist das eine verdammt lange Strecke, wenn ihr davon etwas mitnehmt.” „Ich finde, die Lankos schmecken richtig gut.”, stellte Mandrak fest, „Als Ergänzung zu dem Saatgut der Larunos, wäre sie hervorragend geeignet. Was würde Vater wohl sagen, wenn er die hier probieren könnte?” Tabrun zuckte wortlos mit den Schultern, als er weiteraß. „Keine Ahnung.”, gestand er, „Das können wir nur erfahren, wenn wir davon etwas mit nach Hause brächten.” „Wahrscheinlich würdet ihr erst einmal mächtigen Ärger bekommen, weil ihr ohne seine Erlaubnis den familiären Hof verlassen habt.”, meinte Simdu und sah dabei sowohl Tabrun als auch Mandrak ernst an, „Und wenn nur einer allein von euch beiden wieder heimkäme, dann kann derjenige sich gleich beerdigen lassen, so wie euer Vater vor Wut toben würde.”

„Also wollen wir nun etwas davon als Saatgut ebenfalls mitnehmen?”, fragte der Hellbraunhaarige seinen Bruder Tabrun, der gerade den letzten Bissen seiner Lankos in seinem Mund verschwinden ließ. „Vielleicht sollten wir das.”, meinte Tabrun nachdenklich warf einen Blick zu jenen Bäumen rüber, von denen der Aldoraner das Obst gepflückt hatte, „Falls wir keine Larunos finden sollten, haben wenigsten eine Alternative anzubieten und unsere Expedition hierher war dann nicht umsonst.” Fragend sah Pelto die drei Ulani nacheinander an. „Sie sagten, dass ihnen die Lankos sehr gut munden.”, übersetzte Simdu, woraufhin der Alte zu lächeln begann. „Möchten die edlen Herren davon etwas als Saatgut für Ihres Vaters Farm mitnehmen?”, wollte Gōlad wissen. Arankas Mann bejahte seine Frage auf Aldoranisch und sofort machte sich Pelto an die Arbeit. Es dauerte nicht sehr lange, bis der Tegoš bereits eine kleine Tasche voll mit dem Saatgut der Lankos zusammen getragen hatte. Zufrieden reichte er sie Tabrun, die sie lächelnd annahm. „Soll ich noch mehr einsammeln?”, erkundigte sich der Alte. Simdu sah die beiden Nandor-Brüder fragend an. „Er möchte wissen, ob er noch mehr einsammeln soll oder nicht.”, übersetzte Simdu die Frage des Aldoraners. Tabrun und Mandrak bejahten unisono. Sofort machte sich der alte Mann wieder an die Arbeit und kehrte eine kurze Zeit später wieder mit einer weiteren vollen Tasche zu den ulanischen Männern zurück. „Ich hoffe, dass sie auch in unserer Heimat gedeihen.”, meinte Mandrak nachdenklich, als er die beiden Taschen an dem Sattel seines Kojn-Kojns befestigte. „Ich denke, dass die bei uns genauso wachsen werden wie hier.”, erwiderte Tabrun überzeugt, „Ansonsten werden wir auch noch etwas von den Larunos als Saatgut mitnehmen. Ich denke, du brauchst dir diesbezüglich keine Sorgen machen. Wir dürfen auf gar keinen Fall unterwegs etwas davon verlieren.” Es dauerte nicht lange bis Pelto zwei weitere Beutel mit Lankos-Saat gefüllt zu den beiden Ulani-Brüdern brachte. „Ich denke, das reicht jetzt.”, meinte Tabrun, als er die beiden Beutel an seinem Sattel befestigte, „Wir haben jetzt vier Beutel voll Saatgut von den Lankos-Bäumen. Jetzt fehlt uns noch das Saatgut von den Larunos.”

Mittlerweile hat Mandūri eine weitere Entscheidung getroffen. Am frühen Morgen hatte er sich ausführlich die Berichte seiner Kundschafter angehört. „Wir werden heute noch hierbleiben und erst Morgen weiterziehen.”, teilte er seinen Leuten mit, „In dieser Zeit sollten alle Tiere in Punkto Wasser und Nahrung versorgt werden und jeder sollte die Gelegenheit nutzen, soviel wie möglich an Essbarem wie Obst und Gemüse, was hier so in der Nähe wächst und gedeiht, zu beschaffen, wie es nur möglich ist, denn unsere Vorräte gehen so langsam zur Neige.” Sofort machten sich die Xendavas auf den Weg und begann in kleinen Gruppen den nahe liegenden Wald nach Essbaren zu durchkämmen. Auch der Aldoraner und die Ulani halfen den Xendavas bei der Arbeit.

„Vielleicht ist es sogar besser, wenn wir uns unter die Xendavas mischen würden.”, meinte Simdu nachdenklich, „Immerhin können wir noch eine ganze Menge von ihnen lernen, was solche Dinge anbelangt.” Tabrun und Mandrak sahen sich kurz an.

„Okay, das ist gar keine schlechte Idee.”, erwiderte der schwarzhaarige Ulani, „Schaden tut’s bestimmt nicht, wenn wir von ihnen lernen. Zumindest wenn sich dazu eine Gelegenheit ergibt.” Entschlossen mischten sich die vier Männer aus Übersee unter die Xendavas.

Es vergingen viele Stunden und in unregelmäßigen Abständen kehrten immer wieder kleine Gruppen mit Gemüse und Früchten beladen ins Lager zurück, wo sie gleich sorgfältig kontrolliert und verteilt wurden. Immer tiefer drangen sie in den kleinen Wäldchen vor, während sie nach Nahrung suchten. Simdu hatte sich Sejloš und seiner Familie angeschlossen. Tabrun arbeitete mittlerweile mit Kejtar und Pelto sogar mit dem Anführer der Xendavas zusammen. Mandrak hingegen konnte sich bisher noch niemanden anschließen. Mal half der Hellbraunhaarige in dem einen Grüppchen aus, mal in der anderen. Immer mussten einige von den Xendavas auf die Obstbäume klettern, um an die reifen Früchte ranzukommen. Auch die drei Ulani und der Aldoraner scheuten sich nicht vor den Kletterpartien auf die Bäume.

Als Mandrak in seinem Eifer an einen weiteren Baum hoch geklettert war, bemerkte er nicht, wie die kleine Xendava-Gruppe, der er gerade bei der Ernte half, ihre vollen Taschen wieder ins Lager brachten. Als es nach seiner Auffassung nach am Fuße des Baumes zu still geworden war, sah er erst nach unten, wo er bereits mehrere Früchte auf den Boden fallen gelassen hatte. Als er sah, dass sich niemand mehr unter dem Baum aufhielt, an dem er hochgeklettert war, nahm der junge Ulani noch die letzten beiden Lankos, die er gerade noch so zu fassen bekam und kletterte mit den beiden Früchten in seiner Tasche langsam wieder nach unten. Unten angekommen sah er sich nach allen Seiten um, aber er konnte niemanden entdecken. Um ihn herum war es sehr still geworden. Mandrak fragte sich, ob er erst einmal ins Lager zurückehren sollte oder nicht.

Letztendlich entschied sich Gūrads jüngster Sohn für die Rückkehr ins Lager und machte sich auf den Weg. Weit jedoch kam er nicht, denn als es im Gebüsch vor ihm zu rascheln begann, blieb er unwillkürlich stehen. Langsam griff er nach seinem Messer, das in seinem Gürtel steckte. Vorsichtig zog er es aus der Scheide, während das Rascheln weiter zunahm. Im nächsten Augenblick trat jemand vor ihm aus dem Dickicht. Erleichtert atmete der Hellbraunhaarige auf, als er Dilāra erkannte, die nun vor ihm stand. Sie trug zwei leere Taschen bei sich. Lächelnd gab sie ihn ein Zeichen, dass er ihr folgen sollte. Sofort setzte sich der Ulani in Bewegung. Vor einem sehr hohen Busch blieb die Tochter des Anführers stehen. Sorgfältig pflückte Dilāra dort etwas ab, was sie sofort an Mandrak weitergab. Als er das in seiner Hand betrachtete, was die junge Xendava ihn gegeben hatte, erkannte er eine Nojsa. Die Braunhaarige sagte etwas, was Mandrak nicht verstehen konnte und zeigte dabei auf die Nuss in seiner Hand. Der Hellbraunhaarige kannte diese Nussart aus seiner Heimat, weil sie auch dort weit verbreitet war und als Delikatesse galt. Zusammen traten die beiden an den großen Busch und sammelten alle Nüsse ein, die sie finden konnten. Nachdem beide Taschen, die Dilāra bei sich hatte, voll waren, kehrten die beiden ins Lager zurück und nahmen dort neue Taschen mit.

Mandrak und die junge Xendava brauchten nicht lange, um den Nojsabusch wiederzufinden. Als beide direkt vor dem Busch stehen blieben, sahen sie sich um und lauschten. Sowohl Dilāra als auch Mandrak war die Stille in dem kleinen Wäldchen aufgefallen, als sie auf dem Weg zu dem Busch waren, um weitere Nüsse zu sammeln. Es war nicht ein einziges Geräusch zu hören. Kelūrus Tochter und Gūrads jüngster Sohn sahen sich gegenseitig unentschlossen an. Als sich ihre Blicke trafen, wussten sie, dass sie sich beide fragten, ob es nicht besser wäre, wieder ins Lager zurückzukehren. Entschlossen ergriff Tabruns Bruder die Initiative und kletterte auf den nächsten Baum. Als Mandrak den Wipfel erreichte, blickte er sich aufmerksam nach allen Seiten um. Der Hellbraunhaarige gab einen bewundernden Pfiff von sich, als er den kleinen Wald überblicken konnte. Auf der gegenüber liegenden Seite konnte er einen kleinen Fluss erkennen, der sich wie ein blaues Band durch das Tal schlängelte. Es waren nur wenige Bäume größer als der, auf dem Mandrak hochgeklettert war. Deshalb konnte er fast in jeder Richtung in die Ferne sehen, ohne etwas entdecken zu können. Etwas beruhigter kletterte Tabruns Bruder wieder den Baum hinab. Als er unten angekommen war, sah Dilāra den jungen Ulani fragend an. Er schüttelte mit dem Kopf. „Es scheint alles in Ordnung zu sein.”, sagte er auf Ulanisch zu ihr, wobei er seiner Stimme einen festen Klang zu geben versuchte. Er wusste, dass die Xendava kein Wort von dem verstand, was er zu ihr sagte. Aber er hoffte, dass er sie beruhigen konnte. Unschlüssig sahen beide in die Richtung des Lagers. Dann blickten sie wieder zu dem Busch, von dem sie die ersten Nüsse eingesammelt hatten. Kaum hatten sie begonnen, weitere Nüsse zu sammeln, als über den beiden ein Geräusch zu hören war, das wie das Flügelschlagen eines Kojn-Kojns klang. Aufmerksam sahen Dilāra und Mandrak nach oben und erschraken zutiefst. Über den Baumwipfeln glitt lautlos ein großer Schatten hinweg, dem wenig später weitere folgten. Anhand der Größe dieser Schatten wussten beide sofort, dass es keine Kojn-Kojns waren, die über den Bäumen hingeflogen waren. Kurz darauf hörten die junge Xendava und der hellbraunhaarige Ulani bereits die ersten Warnrufe aus dem Lager. Jetzt waren sie sicher, dass es Mungāwas waren, die über sie hinweggeflogen waren.

Sofort machten sich beide wieder auf den Rückweg ins Lager, doch sie kamen nicht mehr weit. Direkt vor Dilāra und Mandrak tauchten aus dem raschelnden Gebüsch mehrere kleine Schatten auf, die böse fauchten. Sofort zogen die beiden ihre Messer, die sie als einzige Waffen bei sich hatten. Trotz des Halbdunkels erkannten die beiden sofort, dass vor ihnen drei Xularis standen…..

Wären diese Tiere nicht so gefährlich, dann hätte Mandrak über den Anblick dieser drei kleinen Kreaturen lachen können, die noch Jungtiere waren. Aber der junge Ulani war sich darüber im Klaren, dass in der Nähe noch mehrere Xularis sein mussten, zu denen diese Jungtiere gehörten und er war sich sicher, dass die bestimmt keine Jungtiere sein dürften. Beherzt griff der größte von ihnen an. Mit wenigen Sätzen raste er auf den Hellbraunhaarigen zu und sprang. Doch Tabruns Bruder war schneller und ließ seine Hand mit dem Messer vorschnellen. Das Tier gab einen schrillen Schmerzensschrei von sich, als die Klinge die ganze rechte Flanke aufschnitt. Wie ein Stein fiel die kleine Kreatur auf den Boden und zappelte hilflos. Zusätzlich stieß der kleine Xulari unkontrollierte Schmerzensschreie aus. Die anderen beiden verharrten auf der Stelle und beobachteten das Schauspiel. Blaues Blut quoll aus der langen Wunde an der Flanke des Tieres. Zuerst sahen die kleinen Xularis Dilāra und Mandrak an, dann sahen sie zu ihren verletzten Artgenossen hinüber, der immer noch am Boden lag und vergeblich versuchte, wieder aufzustehen. Entschlossen flitzten sie zu den wimmernden Xulari hin und blieben vor ihm stehen. Unentschlossen sahen sie auf ihren Artgenossen herab, der weiterhin wimmernde Schmerzlaute von sich gab. Beide sahen sich kurz mit ihren grünen kalten Augen an. Dann fielen sie über ihren verletzten Kameraden her und begannen ihn zu fressen, ohne diesen vorher zu töten.

Gebannt und irgendwie auch fasziniert sahen Dilāra und Mandrak den beiden kleinen Xularis zu, wie sie ihren verletzten Artgenossen fraßen. Unwillkürlich erschauerten beide, als das klagende und wimmernde Schreien des verletzten Xularis immer schwächer wurde und nach kurzer Zeit endgültig verstummte. Ein lauter Schrei ließ die junge Xendava und den Ulani herumwirbeln und in die Richtung des Lagers schauen, aus der sie den lauten Schrei gehört hatten. Sofort rannten sie los, ohne mehr auf die beiden übrig gebliebenen Xularis zu achten. Nach recht kurzer Zeit hatten sie den Waldrand erreicht und sahen das Lager vor sich. Immer noch bellte dort jemand Befehle und andere Xendavas, die dort Wachen gehalten hatten, riefen in unregelmäßigen Abständen Warnungen. Hoch über dem Lager kreisten mehrere Mungāwas, von denen einige gelegentlich Feuer ausspien.

Mandrak musste schlucken, als er zum ersten Mal in seinem Leben Mungāwas sah. Er hätte nie gedacht, dass er jemals mal welche von diesen Tieren zu Gesicht bekommen würde. Dilāra rief dem Hellbraunhaarigen etwas zu und rannte entschlossen ins Lager, wo die beiden als erstes auf einen älteren Xendava-Krieger trafen, der Mandrak sofort ein Schwert und ein Schild in die Hand drückte. Er sagte etwas zu dem Ulani, aber er verstand kein Wort. Dilāra nahm ebenfalls ein Schwert in die Hand. Aber der Xendava zeigte mit seiner Hand in eine Richtung und stieß ihn in diese. Gūrads jüngster Sohn begriff und rannte los. Die junge Xendava folgte ihm. Als der junge Ulani den Rand des Lagers erreichte, sah er bereits die anderen Xendavas und auch Tabrun, Simdu und Pelto zusammen stehen. Alle waren schwer bewaffnet und schauten auf die freie Ebene hinaus, wo mehrere Schreie zu hören waren, die Mandrak nicht einordnen konnte. Direkt neben seinem Bruder blieb er stehen.

An mehreren Stellen sahen sie Rauch aufsteigen und mehrere Tiere auf der Ebene gaben ein wütendes Fauchen von sich. Andere gaben klagende und wimmernde Schmerzenschreie von sich. Der Geruch von verbranntem Fleisch lag in der Luft. „Was, bei Faruls Schmiedehammer, ist da draußen los?”, erkundigte er sich bei Tabrun, der wie alle anderen ebenfalls gebannt in die gleiche Richtung sah. Mandrak warf dem schwarzhaarigen Ulani einen fragenden Blick zu, doch dieser sah nur konzentriert auf die Ebene hinaus. „Pelto sagt, dass da draußen Xularis und Mungāwas um ihre potentielle Beute gegeneinander kämpfen.”, teilte er seinem jüngsten Bruder mit, ohne den Blick von dem schaurigen Spektakel abzuwenden, „Das haben ihm die Xendavas mitgeteilt. Mūruks Geschöpfe kamen nicht mal dazu, unsere Reit- und Lastentiere zu jagen, als auch schon die Mungāwas vom Wald her hier auftauchten und ihnen kräftig einheizten.” Unwillkürlich begannen sie zu grinsen. „Die Xularis waren in der Nähe des Lagers aufgetaucht, ohne jemanden angegriffen zu haben.”, fuhr Tabrun fort, „Die Xendavas hatten die Viecher schon eine Weile vorher gesehen und beobachtet. Als sich abzeichnete, was sie im Schilde führten, veranlasste der Anführer, die Lasten- und Reittiere sicherheitshalber in die Mitte des Lagers bringen, damit sie besser geschützt und verteidigt werden können.” „Das Seltsame daran ist es, dass keines der Tiere unruhig geworden ist.”, ergänzte Simdu ernst, „Das ist etwas, was keiner begreifen kann. Anscheinend hatten unsere Tiere keinerlei Gefahr gespürt. Jedenfalls ist nicht ein einziges Geschöpf darunter, das angeschlagen hatte. Normalerweise werden Tiere unruhig und geben Laut von sich, wenn sie irgendwie Gefahr spüren.” Mandrak sah kurz Arankas Mann an, der ebenfalls auf die Ebene hinaussah, wo die Tiere gegeneinander kämpften. Wieder stieß einer der Mungāwas eine Feuerlohe aus und mehrere Xularis stoben auseinander. Einige von ihnen rannten genau auf das Lager zu, wo die Belluraner standen, die das Spektakel beobachteten. Mehrere Xendavas hoben sofort ihre Bogen an, auf denen Pfeile abschussbereit auf den Sehnen lagen. Kurz vor dem Lager drehten sie bei und rannten an den Zelten entlang, bis sie am Ende in Richtung des kleinen Wäldchens weiterflüchten konnten. Doch diese kamen nicht mehr weit, denn die Mungāwas hatten ihnen bereits den Weg abgeschnitten und rasten im Tiefflug auf sie zu. Voller Panik stoben sie erneut auseinander, wobei einer von ihnen sogar ins Lager eindrang und sofort von den Xendavas angegriffen wurde. Mehrere Pfeilhagel prasselten auf den Xulari nieder. Der Kampf mit dem verängstigten Tier dauerte nicht lange und es brach erschöpft und mit zahlreichen Pfeilen gespickt zusammen. Bevor die Xendavas reagieren konnten, wurde der zusammengebrochene Xulari von einem Mungāwa im Tiefflug erfasst und mitgerissen. Mit kraftvollen Flügelschlägen gewann das feuerspeiende Tier an Höhe und flog auf die weite Ebene hinaus, wo seine Artgenossen immer noch mit den restlichen Xularis kämpften. Dabei stieß das Tier ein lautes Siegesgebrüll aus. Genau zwischen ihnen ließ der Mungāwa seine Beute fallen und die anderen stürzten sich mit dem gleichen lauten Gebrüll auf ihn. Nach diesem Vorfall zogen sich die restlichen Xularis zurück und stoben so schnell sie konnten davon, während die Mungāwas sofort begannen, ihre Beute zu fressen.

Als sich die Lage auf der Ebene wieder beruhigt hatte, kehrten die Xendavas in das Lager zurück, wo sie ihre Arbeiten wieder aufnahmen. Die drei Ulani und der Aldoraner folgten den Gastgebern. Auf Mandūris Befehl hin, blieben mehrere schwer bewaffnete Männer an der Seite des Lagerrandes stehen und beobachteten, was die Tiere da draußen auf der freien Ebene machten, die nun mit dem Verzehr ihrer Beute beschäftigt waren. Nach einigen Stunden flogen die Mungāwas mit den Resten ihrer Beute davon. Erleichtert atmeten alle auf, nachdem die Tiere fort waren.

 

Abschlusshinweise zum Kapitel:

keine

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