- Schriftgröße +
Hinweise zum Kapitel:

keine

 

An der Hauptstraße versuchte Marandi ein Taxi anzuhalten, was ihr nicht sofort gelingen wollte. Erst das vierte Taxi hielt an. Fragend blickte sie der Fahrer an. „Wo sollst denn hingehen, Ma’am?”, erkundigte er sich. Lundāna setzte sich auf die Rückbank und lächelte. „Fahren Sie einfach los, Sir.”, antwortete sie mit ihrer sanften Stimme und zeigte dabei mit ihrer Hand in Fahrtrichtung, „Jedenfalls müssen wir in diese Richtung.” Der Fahrer nickte und schaltete das Taxameter ein. Dann fuhr er los.....

Inzwischen begannen die Agenten Mike zu verhören. Als er massiven Widerstand leistete, fesselten Stone und Thompson den Blonden. Mehrmals schlug der Hüne Mike ins Gesicht. Blut tropfte von seinen aufgeplatzten Lippen und der Zweiundzwanzigjährige spuckte einen abgebrochenen Zahn aus. Daraufhin trat er Thompson zwischen die Beine, der sofort mit schmerzverzerrtem Gesicht zu Boden ging. Der große Special Agent blieb stöhnend am Boden liegen, währenddessen sein kleinerer Kollege eine Waffe zog und sie auf Mike richtete. Mit hassverzerrtem Gesicht entsicherte Stone die Waffe. „So, Freundchen!”, knurrte er wütend, „Mach das noch einmal.” Langsam stand Thompson unter Schmerzen wieder auf und setzte sich auf einen kleinen Stuhl. „Geht’s wieder?”, fragte Stone besorgt. Der Hüne nickte nur. Auch er holte nun seine Waffe hervor und zielte damit auf den ältesten Sohn von Brenda und Paul. „Das hast du nicht umsonst getan.”, zischte er wütend, „Dafür werde ich dich töten.” Deutlich las Mike an Thompsons Blick, dass dies keine leere Drohung war. Dieser Mann würde ihn bei der nächstbesten Gelegenheit umbringen.....

Lundāna war sich nicht sicher, wohin sie am Besten fahren sollte. Sie orientierte sich an der telepathischen Verbindung, die sie zu Tim hatte. Zufrieden stellte sie fest, dass sie den momentanen Aufenthaltsort des Neunzehnjährigen rasch näher kam.

„Halt!”, rief sie plötzlich, „Das muss hier irgendwo in der Nähe sein.” Der schwarze Fahrer hielt das Fahrzeug an. „Möchten Sie hier aussteigen, Ma’am?”, wollte er wissen. Die Belluranerin bejahte und fragte nach dem Preis. Der Fahrer warf einen kurzen Blick aufs Taxameter und nannte ihr den Fahrpreis. Erstaunt sah er sie an, als Lundāna ihm ein sehr hohes Trinkgeld gab. „Kaufen Sie endlich für ihren schwerkranken Sohn Jake das teure Medikament gegen seine Schmerzen.”, sagte sie lächelnd und stieg aus. „Aber...?”, begann er verdattert. „Fragen Sie nicht, tun Sie’s einfach. Ich muss mich beeilen.”, sagte Lundāna und schloss die Tür. Verblüfft blickte er der Belluranerin eine Zeit lang nach, bis sie in einen kleinen Park zwischen Bäumen und Büschen verschwand. Kopfschüttelnd legte der Fahrer wieder den Gang ein und fuhr los.....

Zielstrebig durchquerte die Belluranerin den kleinen Park. Als sie die andere Seite des Parks erreicht hatte, sah sie ein großes Gebäude, das sehr verlassen wirkte. Lundāna zögerte kurz. Ein ungutes Gefühl beschlich sie, ohne selbst genau sagen zu können, was ihr an der ganzen Sache missfiel. Rasch blickte sie um sich, aber es war kein Mensch weit und breit zu hören und zu sehen. Sie war allein. Sicherheitshalber prüfte sie nochmals ihre Waffen, die alle an ihrem Gürtel befestigt waren. Sollte ich lieber meinen Gubung gebrauchen oder doch meinen Dalus?, fragte sie sich. Unsicher legte sie ihre Hände auf die beiden gefährlichen Waffen, mit denen sie sehr gut umgehen konnte. Am effektivsten waren diese Waffen jedoch, wenn man sie in Kombination mit der belluranischen Kampfsportart Hamdo-Tujzada benutzte. Dann entschied sie sich dafür, ihre Waffen der Situation entsprechend einzusetzen. Kurz darauf schlich sich Lundāna Marandi an das Gebäude heran und umrundete es langsam. Beruhigt stellte sie fest, dass draußen keine Wächter postiert waren, was ihr die Sache etwas einfacher machte in das Haus zu gelangen, ohne entdeckt zu werden. Lautlos öffnete sie eine der Türen und betrat das Gebäude.....

Die Luft roch muffig und abgestanden. Die kahlen Wände deuteten darauf hin, dass das Gebäude schon lange leer stand. Die Lampe an der Decke gab nur wenig Licht. Die hinteren Ecken des Raumes blieben völlig im Dunkeln. Direkt an der Eingangstür verharrte die junge Belluranerin. Sie hatte Geräusche und ein paar Stimmen gehört. Sie erklangen dumpf hinter einer der beiden gegenüber liegenden Türen. Wenig später waren die Gespräche wieder verstummt und Lundāna hörte, wie sich die Schritte einer Person von ihr entfernten. Irgendwo hörte sie die Geräusche eines Fahrstuhls. Lautlos schlich sie sich zu der linken Tür. Bevor sie diese öffnete, atmete die Belluranerin mehrmals tief durch. Leise drückte sie die Klinke hinunter und wenig später warf sie einen kurzen Blick in den nächsten Raum, der sich hell erleuchtet vor ihr erstreckte. Es war ein Flur, der in regelmäßigen Abständen von den Neonröhren an der Decke ausgeleuchtet wurde. Deutlich konnte sie mehrere Türen erkennen. Entschlossen schlich sie den Flur entlang, bis sie die erste Tür erreichte…..

Das Namensschild an der Tür war leer. Vorsichtig versuchte Marandi sie zu öffnen, doch nichts geschah. Abgeschlossen!, dachte sie, Dann nehmen wir uns die Nächste vor! Wenig später erreichte sie die zweite Tür. Verwundert stellte sie fest, dass diese nur angelehnt war. Vorsichtig spähte sie durch den Türspalt. Als sie erkannte, dass der Raum völlig im Dunkeln lag, betrat sie ihn. Erschrocken zuckte sie an der Tür zusammen, als sie mit ihren Fuß gegen etwas Metallisches stieß. Sie fluchte leise, als sie versuchte, nach jenen Gegenstand zu greifen, der ihr laut scheppernd davon rollte. Lautlos zog sie ihre Taschenlampe aus dem Gürtel und schaltete sie ein…..

Es war ein sehr kleiner Raum mit sehr vielen leeren Regalen. Gegenüber konnte sie ein Poster erkennen, dass schon an mehreren Stellen eingerissen war. Jetzt erkannte sie auch, wogegen sie getreten war. Es war ein einfacher Papiereimer aus Messing, der an die gegenüberliegende Wand gerollt war. Das Metall glänzte im Schein der Taschenlampe. Auf einen der Regale lagen ein paar alte Zeitungen. Auf der Titelseite der oberen Zeitung war das Bild eines lächelnden Wirtschaftsmagnaten zu erkennen, der schon seit einiger Zeit in British Columbia für Furore sorgte. Deutlich prangten die großen dunklen Lettern der Schlagzeile darüber, die verkündeten, dass nach einer weiteren Fusion in der High-Tech-Branche weitere Mitarbeiter entlassen werden. Direkt am Fenster entdeckte sie einen kleinen Schreibtisch. Lundāna überlegte, ob sie ihn inspizieren sollte, entschied sich aber dagegen. Kurz darauf verließ sie wieder den Raum und schlich sich zur nächsten Tür…..

Erleichtert konstatierte die Belluranerin nach einer Weile, dass sämtliche Büroräume in diesem Flur leer standen. Lautlos schlich die Schwarzhaarige wieder zum Eingang zurück. Vorsichtig öffnete sie die rechte Tür. Auch hier erstreckte sich wieder vor ihr ein Flur mit zahlreichen Türen. Der Flur endete an einer Fahrstuhltür. Der Lift setzte sich gerade in Bewegung…..

In Sekundenschnelle sprintete sie zur nächst besten Tür und verschwand. Kaum hatte Lundāna die Tür wieder geschlossen, lauschte sie an dieser. Erleichtert stellte sie fest, dass auf dem Flur nichts zu hören war. Laut ließ sie die Luft aus ihren Lungen entweichen. Das ist gerade noch mal gut gegangen!, dachte sie und griff erneut zu ihrer Taschenlampe am Gürtel. Nanosekunden später ließ die Schwarzhaarige den Lichtkegel durch den Raum gleiten. Auch dieser Raum war nicht besonders groß. An einer Wand standen ein paar einfache Bürotische übereinander gestapelt. Davor standen mehrere Bürostühle, wovon einer auf der Seite lag. Zwei abgebrochene Räder lagen auf der Fensterbank. Ein Aktenschrank stand offen. Lundāna warf einen Blick hinein. Aber der war leer. Wenig später verließ sie wieder den Büroraum…..

Jedes Zimmer bot denselben Anblick. Die Luft roch muffig und abgestanden. Vereinzelte Möbel standen unbenutzt in den leeren Büros und es war alles stark eingestaubt. Nachdem Marandi auch das letzte Zimmer inspiziert hatte, wandte sie sich dem Lift zu…..

Geräuschvoll öffneten sich die Lifttüren. Lundāna stieg in die Kabine und drückte einen der oberen Knöpfe. Zischend schlossen sich wieder die Kabinentüren und der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung…..

Inzwischen war der Schwarzhaarige auf dem Bett erschöpft zusammen gesunken. Er hatte keine Kraft mehr gehabt, den mentalen Kontakt zu der Belluranerin weiterhin aufrecht zu erhalten. Nachdenklich blieb er rücklings auf dem Bett liegen. Okay, Tim, ich komme und werde euch helfen!, hörte er immer wieder Lundānas Stimme in seinem Kopf, Haltet durch! Ich werde bald bei euch sein! Schade, dass ich den anderen nicht sagen kann, dass ich telepathischen Kontakt zu Lundāna aufgenommen habe!, dachte Tim. Er konnte sich nicht vorstellen, dass der Rest seiner Familie auf denselben Einfall gekommen sein könnte. Tim fühlte, wie er immer ruhiger wurde und die Angst weiter zurückdrängte. Er begann sich ein wenig zu entspannen. Dann kam ihm eine Idee und er begann zu grinsen…..

„Also, so kann das nicht weitergehen.”, stellte Stone fest und sah dabei Mike finster an. Thompson grunzte zustimmend. „Was machen wir denn jetzt?”, wollte dieser wissen, „Die bleiben bei ihrer Story.” Der kleine Special Agent nickte. „Ja.”, erwiderte er und begann diabolisch zu grinsen, „Aber nicht mehr lange.” „Wir wollen doch mal sehen, wie sie das finden, wenn sie dabei zusehen müssen, wenn wir einen von ihnen leiden lassen und deshalb werden wir sie jetzt alle zusammen in unseren großen Verhörraum der besonderen Art bringen lassen.”, fuhr Stone fort. „Es wäre schließlich nicht das erste Mal, dass jemand dabei gesprächiger wird, wenn ein anderer vor dessen Augen kräftig vor Schmerzen brüllt.” Sofort ließen die beiden Special Agents ihre Gefangenen in den Keller bringen…..

Währenddessen die gefangenen Donovans in den Spezial-Verhörraum in den Keller gebracht werden, suchte Lundāna systematisch jede Etage nach ihren terranischen Freunden ab. Eine halbe Stunde später setzte sich die Belluranerin auf einen Stuhl, der leicht quietschte und dachte nach. Sie fand es seltsam, dass sich in diesem Gebäude nur sehr wenige Mitarbeiter aufhielten. Sie atmete noch mal mehrmals tief durch. Verdammt!, dachte Lundāna leicht verzweifelt, Die müssen hier doch irgendwo sein! Ich muss weiter suchen, ich darf nicht aufgeben! Entschlossen stand sie auf und setzte ihre Suche nach der kanadischen Familie fort…..

Dumpf schlug der zierliche Mädchenkörper auf den harten Fußboden auf. Wütend zog Mike wie ein Berserker an seinen Fesseln, als er sah, wie zugerichtet Molly aussah. Ihre Kleidung war zerrissen und sie hatte viele Blutergüsse. „Ihr Schweine!”, brüllte er außer sich, „Was habt ihr meiner Schwester angetan! Ich bring euch alle um! Das schwöre ich euch!” Thompson trat zu ihm und blickte voller Verachtung auf den ältesten Sohn der Donovans herab. Mit dem Kolben seiner MP schlug er den tobenden Mike an die Schläfe. Bewusstlos sackte der Zweiundzwanzigjährige in sich zusammen. Paul schnappte nach Luft und sah die Männer wütend an. „Das werdet ihr mir und meiner Familie büßen, sobald wir hier raus sind!”, zischte er, „Dann kommt ihr in den Knast und zwar für immer!” Thompson wandte sich dem Familienvater zu und blickte ihn hasserfüllt an. „So, meinst du allen Ernstes, dass wir euch wieder gehen lassen?”, fragte er mit einem teuflischen Grinsen. Wortlos starrte Paul den Special Agent an, der nun seine Waffe auf ihn richtete. Der Vierundvierzigjährige schluckte, als er die Mündung der Waffe deutlich vor sich sah. „Ach nee, hast du etwa Angst?”, fragte Thompson amüsiert, „Brauchst du aber nicht, denn die beste Vorstellung kommt ja noch auf euch zu.” Dann lachten beide Special Agents diabolisch, während drei weitere Männer ein paar Geräte auf den umstehenden Tischen aufbauten und anschlossen…..

Zischend glitten die Kabinentüren des Fahrstuhls auseinander. Die Belluranerin war erleichtert, als sie den menschenleeren Flur sah. Lautlos schlich sie von Tür zur Tür. Nachdem sie auch das letzte Zimmer in dieser Etage abgesucht hatte, stand sie wieder vor dem offenen Fahrstuhl. Verärgert betrat sie ihn und betätigte den nächsten Knopf, woraufhin die Türen wieder aufeinander zu glitten und der Lift sich wieder in Bewegung setzte. Bevor sie die nächste Etage erreichte, stoppte sie den Fahrstuhl. Lundāna begann sich etwas stärker zu konzentrieren. Mental konnte sie einige Personen wahrnehmen, die zu allem entschlossen waren und mit den beiden Special Agents zusammen arbeiteten. Wild entschlossen drückte sie den Knopf für die folgende Etage…..

Das ist die vorletzte Etage!, wenn hier niemand ist, dann sind alle unten!, dachte Marandi, als die beiden Kabinentüren wieder auseinander glitten. Vor ihr erstreckte sich wieder ein langer menschenleerer Flur. Wenig später stand sie vor der ersten Tür und versuchte sie vergeblich zu öffnen. Auch zu!, dachte sie, Dann wird dieser Raum auf jeden Fall genutzt, sonst wäre er nicht abgeschlossen! Sie ging zur nächsten Tür, die ebenfalls abgeschlossen war. Aha, jetzt kommen wir der Wahrheit schon näher!, dachte sie und trat zur folgenden Tür. Lautlos drückte sie die Klinke nach unten und verschwand kurz darauf in dem Zimmer. Erstaunt blieb sie an der Tür stehen. Vor ihr lag ein Mann auf dem Fußboden und schlief…..

Leise trat sie an den Schlafenden heran. Neben dem Mann lag seine Dienstwaffe, die sie an sich nahm. In dem Aschenbecher lagen einige Zigarettenkippen. Sie waren alle von derselben Marke. Daneben lag ein leerer Flachmann. In der Luft lag ein leichter Alkoholgeruch. Der Agent schnarchte laut. Plötzlich klingelte sein Handy…..

Der Mann schoss aus dem Schlaf hoch. Blitzschnell griff er nach seiner Brille und erstarrte, als er Lundāna mit seiner gezogenen Dienstwaffe vor sich sah…..

Die Belluranerin grinste, als sie das verdutzte Gesicht sah. „Na, Schlafmütze, aufgewacht?”, fragte sie amüsiert. „Sie sollten rangehen ans Telefon. Das wäre doch unhöflich, wenn Sie’s nicht täten, oder?” Entgeistert sah er die Fremde immer noch an. Der bärtige Agent hatte ein sehr mulmiges Gefühl, als sie ihn durchdringend ansah. Er bekam eine Gänsehaut und fühlte sich vor dieser fremden Frau irgendwie entblößt. Das Handy klingelte immer noch. Das Geräusch ließ ihn aus der Erstarrung wieder erwachen. Der Mann griff danach, aber Lundāna war schneller. Sie lächelte kühl. Einen kurzen Augenblick lang hielt sie es in ihrer Hand und warf einen kurzen Blick auf das Display. „Hier, gehen Sie ran. Das ist bestimmt Ihr Vorgesetzter.”, forderte sie den sprachlosen Agent auf und warf ihm dabei das Handy zu, „Aber kein Wort über meine Anwesenheit, wenn Sie den heutigen Abend noch erleben wollen.” Ohne ein Wort zu erwidern klappte er das Gerät auf…..

Ungeduldig lief Thompson wie ein Löwe im Löwenkäfig in dem großen Verhörraum auf und ab. Stone sah schweigend seinen Männern bei den Vorbereitungen zu. Er schien die Ruhe selbst zu sein. „Seid ihr bald fertig mit dem Gedöns?”, fragte der Hüne barsch. „Ja, ja, wir beeilen uns ja schon.”, antwortete einer von ihnen, „Immer mit der Ruhe!” Stone schüttelte mit dem Kopf. „Du solltest dich mehr in Geduld üben.”, sagte er tadelnd zu Thompson, „Das würde dir bestimmt nicht schlecht stehen, wäre auch besser für deinen Magen.” Der Hüne gab ein verachtendes Schnauben von sich. „Wir sind fertig!”, verkündete einer der Männer am Tisch zufrieden. Stone trat zu den Donovans und lächelte eisig. „Das ist gut.”, sagte er grinsend, „Dann kann die Show jetzt ja beginnen. Die Frage ist nur, mit wem wir anfangen.” Er blieb direkt vor Karen stehen und sah sie mit seinen stahlblauen Augen an. Die Fünfzehnjährige begann zu weinen…..

Mit einem leisen Klicken schnappte das Handy wieder zu. Lundāna grinste zufrieden. „Das hast du fein gemacht.”, sagte sie leicht sarkastisch mit ihrer sanft klingenden Stimme, „Und jetzt gibst du es mir einfach, okay?” Der Mann zögerte. Deutlich konnte die Belluranerin seine Unsicherheit und Nervosität fühlen, die sich auch mit ein wenig Angst mischten. „Na, wird’s bald?”, drängte sie und hob dabei drohend die Waffe, „Ich hab nicht ewig Zeit.” Widerwillig gab er ihr das Handy, das Lundāna sofort bei sich auf einen Tisch legte. „Guter Junge.”, sagte sie mit einem leichten Lächeln um ihre Lippen, „Und jetzt werden wir uns mal ein wenig unterhalten.” Der bärtige Mann sah sie immer noch an. „Wer sind Sie?”, fragte er, „Und was wollen Sie von mir?” „Wer ich bin, spielt für Sie keine Rolle.”, antwortete Lundāna, „Ich möchte nur eines Wissen: Wo halten Sie und Ihre Leute die Donovans gefangen?” Der Mann starrte sie an. „Welche Donovans?”, fragte er nervös, „Ich kenne keine Donovans.” Die Belluranerin beugte sich ein wenig zu ihm vor. Ihre Augen funkelten böse. „Lügen Sie mich nicht an!”, donnerte sie, „Sowas kann ich überhaupt nicht leiden, verstehen Sie?” Der Mann zuckte zusammen, als er deutlich die Schärfe in ihrer Stimme vernahm. „Ich lüge Sie nicht an.”, versicherte ihr der Bärtige mit zittriger Stimme, „Ich kenne wirklich keine Donovans, Miss.” „Oh doch, Sie wissen ganz genau, wen ich meine und wo sie sind.”, knurrte Marandi verärgert, „Also, machen Sie den Mund auf, sonst werde ich Sie mit blauen Bohnen füttern, verstanden?” „Also, ich…..”, begann er erneut. „Keine Lügen, Sir.”, fiel die Schwarzhaarige ihm ins Wort, „Oder muss ich deutlicher werden. Das können Sie haben.” Der Mann hob abwehrend die Hände. „Schon gut, schon gut.”, lenkte dieser ein, „Ich werd’s Ihnen sagen, Miss.” Die Belluranerin nickte zufrieden. „Das ist schon besser.”, sagte sie wieder mit etwas sanfterer Stimme, „Und wo sind sie?” Der Agent schluckte, als er sprach. „Sie sind alle hier in diesem Gebäude, unten im großen Spezial-Verhörraum, Ma’am.”, antwortete er und ließ daraufhin den Kopf sinken. „Und wie viele Agenten sind bei ihnen?”, wollte Lundāna wissen. „Insgesamt sind wir zwei Einheiten.”, antwortete er, „Mit mir sind es zwanzig Leute, die bis an die Zähne bewaffnet sind.” Die Belluranerin nickte zufrieden. „Gut, danke für die Warnung.”, sagte sie mit einem kühlen Lächeln, „Dann wissen wir jetzt ja Bescheid.” „Und was soll ich jetzt machen, Miss?”, fragte der Bärtige. Lundāna grinste. „Am besten machen Sie das, was Sie am besten können, Sir.”, antwortete die Belluranerin belustigt. „Und das wäre?”, fragte der Agent. „Schlafen!”, antwortete Lundāna und schlug ihn blitzschnell nieder, „Was denn sonst?” Sicherheitshalber sondierte Marandi den Mann telepathisch noch einmal und steckte sich dabei die Dienstwaffe des Agenten ein. Dann verließ sie das Zimmer und ging direkt zum Fahrstuhl, der immer noch offen stand. Nachdem sie ihn betreten hatte, drückte sie den untersten Knopf und der Lift setzte sich wieder in Bewegung…..

Jetzt können die Donovans nicht mehr weit sein!, dachte die Belluranerin, als der Lift anhielt. Bevor sich die Lifttüren öffneten, atmete die junge Frau durch. Sie wusste, dass sie keinen Kampf mehr vermeiden konnte. Entschlossen griff sie nach ihren Dalus und befestigte ihn an ihrem Handgelenk. Das kühle Metall beruhigte sie ein wenig, aber sie fühlte sich dabei dennoch unwohl. Die Türen glitten auseinander…..

Vor ihr erstreckte sich ein breiter gut ausgeleuchteter Korridor. Rasch schlich sie sich an die erste Tür, die nur angelehnt war. Vorsichtig spähte Marandi durch den Spalt. Es war nichts zu sehen. Der Raum lag in völliger Dunkelheit. Kurzerhand betrat sie ihn und erstarrte, als sie das Licht einschaltete. Der Zimmer war nur sehr spärlich eingerichtet. An der gegenüberliegenden Wand standen sechs Stühle, die alle leer waren. In der Mitte des Raumes stand ein großer Tisch. Auf dem Tisch stand ein halbvoller Aschenbecher. Daneben erblickte sie eine halb zerknüllte Zigarettenschachtel. In der Mitte des Tisches lag jener Fulgurit, dass Karen vom Strand mitgebracht hatte. In der Nähe des Tisches auf dem Fußboden sah Lundāna etwas Glitzerndes liegen. Sie hob den silbernen Gegenstand auf und erkannte Brendas Haarspange. Sie war leicht verbogen und es fehlten zwei kleine Steine. Die hat sie nicht freiwillig abgelegt!, dachte Lundāna, Die muss ihr bei einem der Verhöre heruntergerissen worden sein, als man sie schlug! Dann sah sie zu den leeren Stühlen hinüber. Zwischen den Stühlen, auf denen Paul und Brenda gesessen hatten, erkannte sie Blutflecken. Die Belluranerin fühlte, wie die Wut in ihr aufstieg. Na wartet, Freunde!, dachte die Belluranerin zornig, Dafür werdet ihr bezahlen! Ihr Griff um den Dalus wurde wesentlich fester. Sie fühlte, wie das kühle Metall der Schlagwaffe in ihrer Hand wärmer wurde. Wütend steckte sie die Haarspange ein und verließ den kleinen Verhörraum. Rasch erreichte die Belluranerin die große angelehnte Tür am Ende des Ganges und begann zu lauschen. Deutlich konnte sie die Stimme der beiden Special Agents hören, die weiterhin ihre sechs Gefangenen verhörten…..

Inzwischen waren fast alle Agenten in dem großen Spezial-Verhörraum versammelt. Stone und Thompson saßen mit ausdrucklosen Gesichtern am Tisch und wiederholten immer wieder ihre Fragen an die Gefangenen. „Also, jetzt noch mal von vorn!”, begann Stone erneut, „Wo ist die Energiewaffe geblieben, mit der ihr dieses Röhrchen gemacht habt?” Frustriert ließ Tim die Luft aus seinen Lungen entweichen. „Wie oft sollen wir Ihnen das noch sagen: Wir haben keine Energiewaffe, mit der man sowas machen könnte!”, fauchte der Neunzehnjährige wütend, „Es gibt keine Energiewaffe und es wird auch nie eine geben, weil wir keine haben!” Die beiden Special Agents schnaubten abfällig. „Nein, natürlich habt ihr keine Energiewaffe, sondern das Alien, das ihr bei euch beherbergt habt!”, polterte Stone höhnisch. Seine Augen funkelten wütend. „Also, noch mal!”, begann Stone erneut, „Was habt ihr damals gesehen, als in jener Nacht das Unwetter tobte? Habt ihr Schiffe oder Flugzeuge gesehen? Vielleicht habt ihr damals irgendwelche Menschen oder sonst etwas gesehen.” „Vielleicht habt ihr auch nur ein paar Aliens gesehen, die mit ihrem UFO abgestürzt sind.”, bemerkte Thompson sarkastisch, „Man weiß ja nie, vielleicht so kleine grüne Männchen!” Einige der anwesenden Männer kicherten. Sie verstummten rasch wieder, als Stone sie alle finster ansah…..

Völlig entnervt verzog Tim das Gesicht. „Wir haben nur das gesehen, was wir Ihnen doch schon längst erzählt haben.”, antwortete der Neunzehnjährige fast tonlos, „Wir haben nur beobachtet, wie der Blitz in der Nähe unseres Hauses einschlug.” Thompson stand wieder auf und trat an den Schwarzhaarigen heran. Voller Verachtung starrte er auf Tim herab. Seine Miene verfinsterte sich weiter. „Du meintest wohl den Blitz aus einer Strahlenwaffe.”, meinte er mit einem bedrohlichen Unterton in der Stimme, „Wir wollen doch besser bei der Wahrheit bleiben, oder?” Frustriert ließ der Neunzehnjährige seine Schultern sinken. „Wissen Sie was?”, erwiderte Pauls jüngster Sohn resigniert, „Glauben Sie doch, was Sie wollen.” Ein triumphierendes Lächeln huschte über die Gesichter der beiden Special Agents. „Mit anderen Worten: Die Geschichte mit der Entstehung des Röhrchens durch einen Blitzeinschlag war erstunken und erlogen, nicht wahr, mein Junge?”, hakte Stone nach, „Es war also doch eine Strahlenwaffe. Jetzt müsst ihr uns nur noch sagen, von wem ihr sie habt und wo ihr diese Energiewaffe versteckt habt.” Zornesröte stieg Mike ins Gesicht, als er das Wort ergriff. „Zum Donnerwetter noch mal!”, brüllte er wütend, „Wir haben es Ihnen jetzt x-mal erklärt, dass keine Strahlenwaffe existiert. Warum wollen Sie das nicht endlich begreifen?” Stone blickte den Zweiundzwanzigjährigen kühl an. „Ganz einfach!”, antwortete der kleine Special Agent mit schneidender Stimme, „Weil ihr damit irgendetwas im Schilde führt.” Er stand auf und trat zu Mike. „Und wir werden es schon aus euch rauskriegen.”, fügte er eisig hinzu. „Und woher sollen wir diese angebliche Energiewaffe haben?”, fragte Brenda, „Keiner von uns ist dazu in der Lage, eine derartige Waffe zu entwickeln und herzustellen.” Stone nickte. „Das ist eine gute Frage.”, meinte er höhnisch, „Um Ihre Frage korrekt zu beantworten denke ich, dass ihr die Waffe von einem Alien habt. Wobei wir schon beim nächsten Thema wären: Sagt uns doch, wo ihr euren Alien versteckt habt.” Molly begann hämisch zu kichern.

„Glauben Sie nachdem, was Sie uns bereits alles angetan haben, würden wir Ihnen noch sagen, wo wir eventuell ein Alien verstecken würden, wenn es eines gäbe?”, fragte Karen und schüttelte mit dem Kopf. „Das würden wir ganz bestimmt nicht tun.”, fügte Tim hinzu, „Wer weiß, was Sie noch mit dem armen Wesen so alles anstellen würden, nur um an diese vermeintliche Energiewaffe zu kommen.” Thompson und Stone sahen sich kurz an. „Also, gibt es eines.”, schlussfolgerte er zufrieden, „Jetzt haben wir die Bestätigung, nach der wir schon die ganze Zeit gesucht haben.” Für die beiden Special Agents stand fest, was sie nun zu tun hatten. Entschlossen setzten sich alle anwesenden Männer an den Tisch und begannen einen Plan auszuarbeiten, um das fremde Wesen zu finden und zu fangen…..

Für Lundāna war die Zeit gekommen, in das Geschehen einzugreifen. Mit einem kräftigen Stoß öffnete sie die Tür, die laut krachend gegen einen kleinen Tisch stieß. Erschrocken blickten sich alle Anwesenden zu ihr um. Die Belluranerin grinste frech. „Sucht ihr vielleicht mich?”, fragte sie mit kühlem Blick, „Ich bin hier.” Die Männer waren ruckzuck von ihren Stühlen aufgesprungen und zogen zum Teil ihre Waffen. Stone hielt sie mit einer Handbewegung zurück. Die Augen des kleinen Special Agents verfinsterten sich. „Wer sind Sie?”, wollte er wissen, „Und was haben Sie hier zu suchen?” Marandi trat einen Schritt weiter in den großen Raum. „Ich bin die, die Sie suchen.”, antwortete die Belluranerin mit eisigem Blick, „Und ich bin hier um meine Freunde, die Familie Donovan, abzuholen. Sonst noch Fragen?” Verblüfft starrten die Männer sie an. Sorgfältig sondierte Lundāna auf telepathischem Wege die anwesenden Agenten. Ihnen fröstelte, als die Belluranerin sie alle nacheinander durchdringend ansah. Sie hatten alle das Gefühl, als würde die Fremde in ihr tiefstes Innerstes sehen. Stone und Thompson waren die ersten, die sich von dem kleinen Schreck wieder erholt hatten. „Schnappt sie euch!”, brüllte er zornig, „Schnell!” Noch bevor die Männer sich in Bewegung setzen konnten, griff Marandi sie mit ihrem Dalus an. Die Metallkette klirrte, als Lundāna die Männer damit in Sekundenschnelle entwaffnete. Thompson sprang laut brüllend auf sie zu, doch die belluranische Frau machte nur eine kurze Drehung und der Dalus wickelte sich blitzschnell um die Beine des Hünen. Thompson stürzte zu Boden. Seine Pistole glitt über den Fußboden zu den gefesselten Donovans hinüber. Dann war Marandi bereits bei ihm und schlug ihn bewusstlos. Stone fluchte, als er sah, wie schnell die fremde Frau war. Entschlossen zog er seine Waffe und richtete sie auf Lundāna. „So, jetzt ist Schluss mit lustig.”, knurrte er. Langsam erhob sich die Belluranerin wieder von ihren Knien und sah den kleinen Mann an. Sie fühlte, wie sehr dieser Mann vor Wut kochte. Deutlich konnte jeder hören, wie Stone seine Waffe entsicherte. Lundāna steckte blitzschnell ihren Dalus wieder an ihren Gürtel und griff stattdessen zu ihren Gubung. Dabei betätigte sie einen der kleinen Knöpfe und die Waffe war einsatzbereit. Dann machte sie eine kleine Rolle vorwärts und schlug dem Special Agent die Waffe mit ihren ausgefahrenen Kampfstock aus der Hand. Die Waffe flog in einem hohen Bogen an die gegenüberliegende Wand. Als die Pistole auf den Boden fiel, löste sich ein Schuss. Jemand schrie. Der kleine Special Agent fluchte erneut. „Auf sie!”, rief ein anderer und griff die Fremde mit zwei weiteren Männern beherzt an. Bevor sie begriffen, wie ihnen geschah, lagen sie bereits ohnmächtig am Boden. Verdutzt blickten Stone und ein weiterer Agent die junge Frau an. Auch die weiteren Männer, die die beiden Special Agents unterstützt hatten, blieben regungslos stehen und starrten Lundāna finster an. Plötzlich legten sich von hinten zwei Arme um sie und drückten fest zu. Marandi wurde wütend und stieß dem Angreifer einen ihrer Ellenbogen in die Rippen. Der Griff des Mannes löste sich sofort. Er keuchte. Lundāna wandte sich blitzschnell zu dem Angreifer um und packte ihn mit ihrer freien Hand an seinem Schlafittchen. An der Wand gedrückt blieb dem Agenten die Luft weg. Mühelos hob sie den Mann mit einem Arm nach oben. Seine Füße hingen einen guten halben Meter über den Boden. Alle starrten verblüfft die große und enorm kräftige Belluranerin an, die den hilflos in der Luft zappelnden Mann weiterhin zornig ansah. Der Mann rang immer noch nach Luft. Sie fletschte ihre Zähne, die einen metallischen Glanz hatten. Deutlich konnte der Agent ihre großen dolchartigen Reißzähne erkennen, die ihn an das Gebiss eines Vampirs erinnerten und erschauerte zutiefst. „Wage es nie wieder, mich noch mal anzufassen, kapiert?”, zischte sie aufgebracht, „Denn das kann ich überhaupt nicht leiden!” Dann ließ sie ihn los, machte eine Drehung von ihm weg und schlug den Mann mit ihrem Gubung bewusstlos. Wortlos sahen die Agenten und auch die gefangenen Donovans die Belluranerin an. „Na, was is’?”, fragte sie spöttisch, „Keine Lust mehr zum Raufen?” Fragend blickte sie jeden Anwesenden an, doch keiner der Männer machte mehr Anstalten sie erneut anzugreifen. Ein paar von ihnen schüttelten sogar entmutigt mit dem Kopf…..

Lundāna warf einen kurzen Blick zu den Donovans. Dann sah sie zu Stone hinüber. „Lasst sie frei und zwar sofort!”, forderte die junge Belluranerin ihn auf, „Sonst gibt’s noch mehr Dresche!” Der kleine Special Agent zögerte. „Na, keine Lust sie freizulassen?”, hakte sie nach, als Stone sich immer noch nicht rührte, „Na schön, dann mache ich das selbst.” Blitzschnell schlug sie den kleinen Mann nieder. Bewusstlos sank er zu Boden. Die Belluranerin beugte sich über ihn und suchte seine Taschen nach den Schlüsseln ab, aber sie fand sie nicht. Langsam richtete sie sich wieder auf und starrte die restlichen Agenten wütend an. „Wo sind die Schlüssel für die Handschellen?”, fragte sie eisig, „Wer von euch hat sie?” Einer der jüngeren Männer schluckte und nickte. Mit zittriger Hand holte er sie langsam aus seiner Hosentasche und hielt sie ihr hin. „Hier…!”, sagte er ängstlich und mit zittriger Stimme, „Hier sind sie! Ich habe sie!” Lundāna trat auf ihn zu und nahm sie dem zitternden Mann ab. Lundāna lächelte kalt. „Guter Junge.”, antwortete sie spöttisch, „Dann her damit!” Wenig später befreite sie die Donovans, während die restlichen Agenten dabei tatenlos zusahen…..

Dankbar blickten sie die Belluranerin an. Tim lächelte, als er spürte, wie bei ihm als erster die Handschellen von Marandi aufgeschlossen und entfernt wurden. Die Handgelenke reibend stand er auf. Lundāna reichte ihm die Handschellen und die Schlüssel. „Hier, befreie jetzt deine Familie.”, sagte sie sanft, „Und danach fesseln wir die Herrschaften hier.” Innerhalb ein paar Minuten hatte Tim seine Familie befreit. „Endlich wieder frei!”, sagte Paul erleichtert. Brenda hatte zu Weinen begonnen und auch Karen liefen die Tränen über die Wangen. Behutsam und erleichtert nahm der Familienvater seine Frau und auch seine Kinder in die Arme. Währendessen wandte sich Lundāna an die restlichen Agenten…..

„Setzt euch direkt hier an dem Heizkörper auf dem Fußboden!”, forderte sie die Männer auf. Sofort setzten sie sich in Bewegung und taten, was die Belluranerin von ihnen verlangte. Dann wurden sie alle an einen großen Heizkörper gefesselt. „Aber….!”, begann einer von ihnen hilflos, „Sie können uns doch nicht hier so zurücklassen!” Lundāna sah ihn eisig an, während sie ihren Gubung wieder an ihrem Gürtel befestigte. „Warum nicht?”, antwortete sie, „Das ist sogar noch sehr milde für das, dass ihr die Donovans eigentlich umbringen wolltet.” Der Mann schnappte protestierend nach Luft, während die Belluranerin die Pistole des Agenten, den sie im Schlaf überrascht und überwältigt hatte, auf den Tisch legte. „Aber das ist doch gar nicht wahr!”, platzte es aus ihm heraus. Die Belluranerin trat einen Schritt auf den Gefangenen zu und sah ihn durchdringend an. Der Mann zuckte ängstlich zusammen, als sie sich zu ihm runterbeugte. „Ach nein?”, erwiderte sie kühl, „Dann frag doch mal Stone und Thompson, wenn die wieder zu sich gekommen sind. Die werden Ihnen was anderes erzählen können.” Der zitternde Agent erwiderte nichts. Zufrieden richtete sich Lundāna wieder zu ihrer vollen Größe auf. Sorgfältig sondierte sie auf telepathischen Weg noch einmal alle anwesenden Agenten. Dann wandte sich Marandi von den Gefangenen ab. Tim blickte sie fragend an. „Was machen wir denn jetzt mit ihnen?”, wollte er wissen, „Wenn die wieder frei sind, dann werden sie uns bestimmt einen weiteren Besuch abstatten.” Lundāna schüttelte entschlossen mit dem Kopf, nachdem ihr eine Idee gekommen war. „Ich glaube nicht, dass die euch noch mal belästigen werden.”, erklärte sie, „Dafür werde ich schon sorgen. Die kriegen schon ihre gerechte Strafe.” Fragend blickten die Donovans die Belluranerin an. „Ich kümmere mich darum, dass sie sich an nichts mehr erinnern werden.”, fügte sie lächelnd hinzu, „Es tut nicht weh. Macht euch also keine Sorgen. Denn Rest erkläre ich euch später. Geht schon mal vor zum Fahrstuhl. Ich komme gleich nach.” Zögernd verließen die Donovans dankbar den Raum und gingen zum Lift, währenddessen Lundāna den gefangenen Agenten auf telepathischem Wege für immer alle Erinnerungen löschte, die mit ihren Beruf im Zusammenhang standen. Als sie Stones und Thompsons tiefer liegende Erinnerungen las, überkam sie das kalte Grauen. Als sie dabei die wahren Beweggründe der beiden Special Agents für ihre Taten erfuhr, war sie entsetzt.....

Am Fahrstuhl angekommen, begann die Familie auf die Belluranerin zu warten. Nach wenigen Minuten eilte Lundāna zu ihnen. „Hier.”, sagte Marandi und reichte Karen den Fulguriten, „Den hättet ihr fast vergessen mitzunehmen.” Fluchend blieb sie vor dem geschlossenen Lift stehen. „Was ist los?”, fragte Molly besorgt. „Der Agent, den ich vorhin eine Etage über uns außer Gefecht gesetzt hatte, ist wieder aus seiner Ohnmacht erwacht.”, antwortete sie und sah nachdenklich die Donovans an, „Und der dürfte jetzt auf dem Weg hierher sein, um die anderen zu warnen. Aber der ist zumindest unbewaffnet, weil ich ihm vorhin seine Waffe abgenommen habe. Am besten ist es, wenn ihr mal vorsichtshalber beiseite tretet, damit euch nichts passiert.” Die Donovans befolgten sofort Lundānas Aufforderung. Als sich die Lifttüren öffneten griff Marandi den völlig perplexen Agenten an…..

Sekunden später sackte der bärtige Mann vor den Augen der Donovans bewusstlos zusammen. Lundāna schulterte ihn mühelos und brachte ihn zu den restlichen Agenten, um ihn dort ebenfalls zu fesseln. Anschließend nahm sie auch ihm sämtliche Erinnerungen, die mit seinem Beruf im Zusammenhang standen. Anschließend verließ die Belluranerin mit den Donovans gemeinsam das Gebäude…..

Vor dem Gebäude blieben sie stehen. Mike ergriff als erster das Wort. „Und wie kommen wir hier jetzt weg?”, wollte er wissen. „Wie wär’s mit ’nem Taxi?”, schlug Molly vor. „Gute Idee, wenn wir mal ein Handy hätten.”, sagte Paul. Marandi begann zu schmunzeln. „Wir brauchen kein Handy.”, lächelte sie und aktivierte ihren Minicomputer, der auch als ein Kommunikator eingesetzt werden konnte, „Das Problem können wir auch anders lösen.” Als die Verbindung zu einer Taxizentrale stand, bestellte sie einen Wagen, der sie abholen sollte…..

Erleichtert stiegen sie aus dem Taxi, als es vor ihrem Haus angehalten hatte. Lundāna bezahlte den Fahrer und verließ den Wagen als letzte. Wenig später fuhr das Taxi wieder davon und die Belluranerin folgte zufrieden den Donovans ins Haus…..

Die Donovans saßen zusammen im Wohnzimmer, als Lundāna eintrat. „Was machen wir denn jetzt?”, fragte Molly gerade, „Wir können die Schurken doch nicht so einfach davonkommen lassen.” Die Belluranerin setzte sich zu Tim auf das Sofa. Sie blickte die Siebzehnjährige ernst an. „Das werden sie auch nicht.”, antwortete Marandi entschieden. Fragend sahen die Donovans die Belluranerin an. „Ich habe ihnen sämtliche Erinnerungen genommen, die mit ihrer beruflichen Tätigkeit zusammenhängen.”, erklärte die junge Frau, „Die werden nie wieder Schaden anrichten.” „Trotzdem möchte ich gerne wissen, woher du von unserer Verhaftung wusstest und wo die uns hingebracht haben.”, wollte Brenda wissen. Lundāna nickte Tim zu, der sich räusperte. „Soll ich es ihnen sagen?”, fragte er die Belluranerin. Sie bejahte und lächelte ihn aufmuntern an. Dann erklärte der Neunzehnjährige, wie er auf mentalem Wege Kontakt zu der Belluranerin aufgenommen hatte und sie um Hilfe bat. Staunend sah der Rest der Familie den Schwarzhaarigen an. „Ist das wahr, Lundāna?”, wollte Molly wissen, nachdem Tim geendet hatte und blickte dabei Marandi fragend an. Die Belluranerin nickte. „Ja, es ist wahr.”, antwortete sie, „Jeder von euch hätte mich auf diesem Wege rufen können.” Mike schluckte. „Ich bin nur froh, dass wir alle wieder frei sind und das haben wir nur dir zu verdanken, Lundāna.”, sagte Paul etwas nachdenklich, „Aber trotzdem bin ich der Ansicht, dass wir uns über die beiden Special Agents bei der Bundespolizei beschweren sollten.” Die Belluranerin schüttelte mit dem Kopf.

„Das hat keinen Sinn.”, antwortete Marandi dem verdutzten Paul. „Warum nicht?”, wollte Brenda wissen, die ebenso überrascht war. „Ganz einfach.”, erklärte Lundāna den Donovans, „Weder Stone noch Thompson waren jemals Special Agents bei der Bundespolizei. Auch die restlichen Agenten nicht. Sie gehörten alle zu einer privaten Sicherheitsfirma, die Stone selbst gehörte.” Fassungslos starrten die Familie die Belluranerin an, als diese mit ihrer Erklärung fortfuhr. „Special Agent Stone ist in Wirklichkeit der einzigste Neffe von dem Wirtschaftsmagnaten Geoffrey Lang aus der High-Tech-Branche, der hier seit einiger Zeit durch eure Medien geistert und mit seiner Firmenpolitik für Schlagzeilen sorgte.”, erklärte sie weiter, „Als Stone zehn Jahre alt war, musste er aus einem Versteck heraus hilflos mit ansehen, wie seine Eltern entführt und Wochen später ermordet wurden. Da es bereits schon sehr dunkel war, konnte er niemanden von den Tätern erkennen. Er sah nur, wie die Fremden mit Energiewaffen auf seine Eltern schossen und sie dann mitnahmen. Die einzigsten Details, worauf er die Polizei hinweisen konnte, als sie ihn befragten, war, wie seine Eltern mit unbekannten Waffen niedergeschossen wurden und das er hörte, wie die Täter bei der Entführung miteinander in einer anderen Sprache redeten, die er nicht kannte. Die Täter hatten auch Stone selbst gesucht, konnten ihn aber nicht finden. Erst nach einigen Stunden, nachdem die Täter wieder verschwunden waren, hatte er sein Versteck wieder verlassen und den Vorfall der Polizei gemeldet, die am Anfang seinen Anruf erst für einen Lausbubenstreich hielt. Erst, als einer der Nachbarn zwei Tage später etwas zu seinen Eltern zurückbringen wollte, wurden Stones Eltern von dem Nachbarn bei der Polizei als vermisst gemeldet. Knapp zwei Monate später wurden die Leichen von Stones Eltern von einem Farmer auf einem abgelegenen Feld gefunden. Bei der Autopsie stellten die Gerichtsmediziner fest, dass jemand verschiedene Experimente mit ihnen gemacht hatte. In ihren Körpern steckten noch ein paar Überreste von Implantaten, die den Pathologen vollkommen unbekannt waren. Die Polizei hat die Täter nie gefunden und der Fall wurde zu den Akten gelegt.” „Und das alles hast du herausgefunden, als du Stones Erinnerungen gelöscht hast?”, fragte Mike staunend. Lundāna bejahte. „Hast du denn die Sprache der Täter erkennen können?”, fragte Brenda. Das Gesicht der Belluranerin verfinsterte sich. „Ja, das habe ich.”, antwortete sie düster, „Die Täter verständigten sich in einer toten Sprache, die nicht von der Erde stammte, sondern von meiner Heimatwelt. Es ist die Sprache, in der auch das Köšmālak sowie das Kjušmālak, die heilige Schrift und die Chroniken von Bellurānia Prime, verfasst wurden und heißt Manda.”

Tim kratzte sich kurz am Hinterkopf. „Dann ist es kein Wunder, dass die Polizei den Fall nie aufklären konnte.”, meinte der Neunzehnjährige nachdenklich. Lundāna erhob sich von der Couch. Alle blickten sie fragend an. „Willst du gehen?”, erkundigte sich Molly. Marandi schüttelte mit dem Kopf. „Nein, aber ich muss Kontakt mit unserer Flotte oder einer der nächsten Raumstationen aufnehmen, um den Vorfall zu melden.”, erklärte die Belluranerin mit ruhiger Stimme, „Anscheinend haben wohl einige Angehörige unseres Volkes hier auf der Erde einige Verbrechen begangen und ich bin dazu verpflichtet, solche Entdeckungen unserer Administration umgehend zu melden. Die werden sich dann darum kümmern und die Mörder von Stones Eltern finden.” „Kannst du das denn von hier aus machen?”, fragte Tim. Lundāna lächelte wieder. „Ja, deshalb habe ich unter anderem die beiden High-Tech-Armbänder hier, in denen jeweils ein Kommunikator und ein sehr leistungsfähiger Minicomputer integriert ist.”, antwortete sie, „Damit kann ich auch zu jeder Zeit Informationen aufzeichnen, senden und empfangen. Ich brauche nur eine kurze Mitteilung an die nächste Raumstation zu senden. Den Rest macht dann unsere Flotte.” Lundāna reichte den Donovans eines ihrer Armbänder, dass die sechs Familienmitglieder neugierig betrachteten und der Belluranerin wieder zurückgaben. Interessiert beobachteten die Donovans danach, wie Marandi eine kurze audiovisuelle Mitteilung über ihre Entdeckung in ihrer Muttersprache vorbereitete und sie sendete…..

Einige Tage später ging Lundāna wieder an den Strand, wo sie meditieren wollte. Als sie Tim nachdenklich am Wasser sitzen sah, begann sie zu lächeln. Für Lundāna Marandi stand jetzt fest, dass nun die richtige Zeit gekommen war, sich mit Tim Donovan ausführlich zu unterhalten und ihm dabei einige Fragen zu beantworten, die dem Neunzehnjährigen schon seit geraumer Zeit beschäftigten…..

E N D E

von Andreas Rößler, 2005 - 2006

 

Abschlusshinweise zum Kapitel:

keine

Du musst login (registrieren) um ein Review abzugeben.
Creative Commons License
Science/Fantasy-Ecke Website von Kamil Günay steht unter einer Creative Commons Namensnennung-Keine kommerzielle Nutzung-Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland Lizenz.