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Hinweise zur Geschichte:

Teil 1 der eigentlichen Science-Fiction-Fantasy-Mini-Serie "Die Arimus-Missionen"

Hinweise zum Kapitel:

keine

 

Laut knisterte das brennende Holz des Lagerfeuers auf der Anhöhe zwischen den Dünen. Leise drang das Rauschen des Meeres an seine spitzen Ohren. Mit geschlossenen Augen saß der alte kräftige Belluraner entspannt am Feuer und genoss die friedliche Stille. Der salzige Geruch der Meeresluft mischte sich mit dem der brennenden Holzscheite. Geisterhaft reflektierte die kräftige Gestalt des alten Mannes den Schein des Feuers. Die Sonne war bereits vor einigen Stunden untergegangen und der schwache Wind spielte ein wenig mit den weißen Haaren des meditierenden Mannes. Die Luft hatte sich nach dem Sonnenuntergang schnell abgekühlt. Nur das Feuer gab ihm noch eine angenehme Wärme. Nif’Rīm liebte den Strand und das Meer. Für ihn war der Klang des Meeresrauschens schon immer ein Hauch von Ewigkeit, den er hier besonders intensiv wahrnehmen konnte. Am liebsten hielt er sich hier in den Abendstunden auf, wenn die Sonne am Horizont unterging und einer der drei Monde über dem Meer aufgingen. Besonders schön war es am Wasser, wenn alle drei Monde, wie an diesem Abend, am sternenklaren Nachthimmel standen. Das Glitzern des Mondlichtes auf dem Wasser drängte die Dunkelheit der Nacht noch wesentlich weiter auf das Land zurück, als es sonst der Fall war. Der bärtige alte Mann ging oft an den Strand, um nachzudenken und zu meditieren. Nif’Rīm war ein Nūnuk, ein Seher, und als solcher hatte er schon oft viele Visionen gehabt. Doch die letzten Visionen ließen den alten Seher allerdings nicht zu Ruhe kommen, denn diese Bilder zeigten ihm etwas, was ihm gar nicht gefiel. Es waren schrecklicher Bilder, die er gesehen hatte. An diesem Abend versuchte er durch Meditation etwas mehr Klarheit über die letzten Visionen zu bekommen, denn diese beunruhigten ihn sogar sehr. Dann erwachte er aus seiner meditativen Trance, nahm einen kleinen Stock und schob einen der Holzscheite weiter ins Feuer. Er seufzte schwer, schloss wieder seine Augen und dachte über die Bilder seiner Visionen weiter nach. Nif’Rīm Te-Rīmu, der Nūnuk oder auch Seher, hatte wieder seine meditative Sitzhaltung eingenommen, als sich ihm leise Schritte von hinten näherten.....

Leise ließ er das Orbitalshuttle vor dem kleinen sandfarbenen Haus aufsetzen. Marlos Nandor, der Wissenschaftsoffizier der Ĵajkos, verließ den Gleiter. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass das Fahrzeug verschlossen war, ging er direkt zu der Anhöhe, wo ihn sein Mentor bereits erwartete. Das Feuer war schon bis zur Hälfte heruntergebrannt. Als er den alten muskulösen Mann vor dem Lagerfeuer erblickte, umspielte ein leichtes Lächeln seine Lippen, denn er freute sich schon sehr auf das Wiedersehen mit jenem Mann, mit dem ihn eine Jahre lange Freundschaft verband. Nif’Rīm Te-Rīmu war für den Wissenschaftsoffizier der Ĵajkos nicht nur sein Mentor, sondern auch sein langjähriger väterlicher Freund. Als Marlos Nandor zur belluranischen Sternenflotte ging, nahm ihn der damalige Erste Offizier Te-Rīmu auf dem ersten Schiff, dem Marlos zugeteilt wurde, unter seine Fittiche und brachte ihm alles bei, was er wusste. Dabei reichte die Palette von den alltäglichen Arbeiten, die am Bord eines Schiffes der belluranischen Sternenflotte anfielen, über sämtliche Wissenschaften bis hin zur Politik und Diplomatie. Der alte Nif’Rīm brachte ihm bei, wie man die Dinge, nicht nur aus wissenschaftlicher Sicht, sondern auch in den verschiedensten Blickwinkeln betrachten konnte um die richtigen Entscheidungen zu treffen. Er lehrte ihn Logik und Weisheit aber auch, was es hieß mit Gefühlen und Emotionen korrekt umzugehen, was für die telepathisch und telekinetisch veranlagten Belluraner sehr wichtig war. Marlos war kurz stehen geblieben und betrachtete das friedliche Panorama, das sich ihm darbot. Das leise Rauschen der Wellen drang an seine spitzen Ohren, die von seinem schwarzen Haaren verdeckt wurden. Die drei Monde erhellten die Landschaft. Deutlich konnte er alles in der näheren Umgebung erkennen. Er genoss die salzige Meeresluft. Auch das hatte er von seinem Mentor gelernt. Dann setzte er sich wieder in Bewegung und schritt leise auf seinen Freund zu, der ihn bereits erwartete.....

„Guten Abend! Du kommst spät, Marlos.”, bemerkte der alte Seher mit ausdruckslosem Gesicht, als sein Besucher neben ihn stehen geblieben war. „Guten Abend! Um einen guten Freund zu sehen ist es nie zu spät.”, antwortete der Wissenschaftsoffizier der Ĵajkos lächelnd. „Das ist wahr.”, erwiderte der Alte mit einem gütigen Lächeln auf dem Gesicht, das schon sehr viele Falten hatte, „Bitte setz dich ans Feuer und leiste dem alten Nif etwas Gesellschaft.” Gern kam Marlos der Aufforderung nach und nahm am Lagerfeuer Platz. Währenddessen der uniformierte Gast zwei weitere Scheite ins Feuer schob, öffnete Nif’Rīm den großen Metallbehälter, der bereits neben ihn stand, und begann einige Šubaši herauszuholen und auf einen Metallspieß zu schieben. Als er auf jeden Spieß jeweils drei Šubaši und vier Bukuni geschoben hatte, steckte er die beiden Spieße in den Erdboden und holte aus dem Behälter noch zwei Becher und eine Flasche belluranischen Nordwein heraus. Als Nif die Flasche öffnete und einschenkte, sah der Mentor seinen damaligen Schüler an. Mit einer sehr ruhigen Hand reichte Nif seinem Freund einen Becher Wein herüber. Dann prosteten sich die beiden Männer zu und nahmen jeweils einen kräftigen Schluck. Der Wein hatte den charakteristischen etwas süßlichen Geschmack, der typisch für die Nordweine der ulanischen Halbinsel Kjöšmālu war. Beide sahen sich an. Der Wind spielte mit den schwarzen Haaren des Wissenschaftsoffiziers wie mit den weißen Haaren des Alten, der aufmerksam seinen ehemaligen Schüler ansah. Dann setzte der Seher seinen Becher vorsichtig auf den Boden ab. Marlos folgte seinem Beispiel. „Was hältst du davon, dass die Terraner in Zukunft in unsere Flotte aufgenommen werden können?”, fragte der Alte lächelnd. Marlos dachte nach, bevor er antwortete. „Ich bin mir nicht sicher, Nif.”, sagte der Wissenschaftsoffizier, „Aber das könnte nicht uninteressant werden, mit Terranern zusammen an Bord Dienst zu tun. Allerdings sind auch viele innerhalb der Flotte sehr skeptisch, dass die Zusammenarbeit trotz der großen Unterschiede zwischen den Belluranern und Terranern funktionieren wird.” „Inwiefern ist man in der Flotte skeptisch?”, fragte der Seher, „Was sind das für Bedenken, Marlos?” Der dunkelhaarige Offizier dachte erneut nach, denn er war sich nicht ganz sicher, wie er das seinem Mentor erklären sollte. „Weiß du, Nif, vielleicht liegt es daran, dass die meisten von uns Belluranern es noch nie mit Erdbewohnern zu tun hatten.”, begann Marlos vorsichtig, „Wir sind uns aneinander immer noch viel zu fremd. Sie sind uns sowohl technisch als auch physisch immer noch unterlegen. Dann kommen noch die kulturellen Unterschiede und die Verständigungsproblematik hinzu. Die Terraner gelten in der Belluranischen Allianz immer noch als eine recht aggressive Spezies.” Der Nūnuk nickte, während er aufmerksam seinem Gast zuhörte. „Viele in der Flotte sind der Ansicht, dass diese Beschlüsse viel zu früh in die Tat umgesetzt werden.”, fügte Marlos hinzu, „Ich denke, dass die meisten Belluraner Angst vor Veränderungen haben, die als Konsequenzen aus der Umsetzung dieser neuen Bestimmungen resultieren, denn bisher musste jeder innerhalb seiner eigenen Flotte Dienst tun. Schließlich hat der IVR damals aus Sicherheitsgründen es auch so beschlossen, damit es im Ernstfall keine Schwierigkeiten geben kann, wenn der Kommandant an Bord eines Schiffes den Angehörigen einer anderen Spezies in den Tod schicken muss, wenn er ihn einen Befehl erteilt, der für diesen den Tod zur Folge hat.” Nif’Rīm Te-Rīmu nickte und dachte darüber nach. „Verstehe. Darüber hab ich schon nachgedacht.”, antwortete er, „Ja, da wird es noch eine Menge Probleme geben. Aber die Zeit wird uns zeigen, ob wir alle schon dazu bereit sind, die Terraner in unsere Gesellschaft zu integrieren.” Zufrieden stellte der Seher fest, dass Marlos und er die gleichen Ansichten teilten was die Terraner betraf. Nachdenklich tranken beide jeweils eine Schluck Wein. „Wahrscheinlich wird es deswegen noch innerhalb der Flotte viele Scherereien geben.”, meinte Marlos nachdenklich. Der Seher nickte, sah den Wissenschaftsoffizier an und wechselte das Thema. „Erzähl mir von deinen Missionen, an denen du im vergangenen Halbjahr am Bord der Ĵajkos teilgenommen hast. Was gibt es also Neues da draußen im Universum?”, erkundigte sich der Nūnuk lächelnd interessiert, „Was hast du alles gesehen und gemacht?” Der Wissenschaftsoffizier erwiderte das Lächeln seines Mentors, denn es war eine Standardfrage, die der Seher ihm bei jeder ihrer Treffen stellte. Sofort begann Nandor ihm von der letzten Reise der Ĵajkos zu berichten. „Eigentlich gibt es nicht besonders viel zu erzählen, Nif.”, sagte Marlos, „Es waren alles Standardmissionen, die wir geflogen sind. Dabei haben wir verschiedene Güter, wie beispielsweise Medikamente, Lebensmittel und so weiter, zu den einzelnen Sternenbasen und Außenwelten unserer Allianz gebracht. Mittlerweile wurde eine weitere unbemannte Forschungsstation am Rande unseres Sonnensystems in Betrieb genommen und die Piraten treiben nach wie vor innerhalb der Mitgliedstaaten des interstellaren Völkerrates ihr Unwesen.” Interessiert hörte der Mentor dem Wissenschaftsoffizier zu und lächelte dabei ein wenig. Vor seinen geistigen Augen sah der Seher immer noch die zahlreichen Bilder von Planeten, Sonnen, stellare Nebeln und andere Phänomene, die er während seiner eigenen Reisen durch das All gesehen hatte. „Hast du zwischenzeitlich auch mal wieder eine der belluranischen Außenwelten besucht?”, fragte Nif’Rīm. „Ja.”, antwortete Marlos, „Ich habe sogar mehrere besucht. Unter anderem war ich auch mal wieder auf Vargas 4 gewesen. Die Blaufleckenfieber-Epidemie auf dem kleineren Kontinent in der südlichen Hemisphäre haben sie endlich wieder in den Griff bekommen.” Nif räusperte sich, bevor er sprach. „Das ist gut.”, meinte er zufrieden, „Dann ist das neu entwickelte Serum gegen das Blaufleckenfieber wirklich besser als das alte. Das wurde ja auch allmählich Zeit, dass sie das wieder unter Kontrolle kriegten.”

„Ja, das sagen alle.”, bestätigte der Wissenschaftsoffizier der Ĵajkos, der ebenfalls über die neue Situation erleichtert war, „Besonders die Bewohner von Vargas 4 sind darüber froh, das die Quarantäne für die interstellare Raumfahrt wieder aufgehoben werden konnte. Inzwischen hat sich das Leben auf dem Planeten wieder etwas normalisiert.” Nif’Rīm nahm einen weiteren Schluck aus dem Becher, den er wieder in seine Hand genommen hatte. Nach dem Absetzen des Bechers kontrollierte er die Spieße. Als der Seher feststellte, dass das Essen in Kürze fertig war, brummte er zufrieden.

„Und wie ist es dir hier zu Hause ergangen, Nif?”, fragte Marlos seinen Mentor, „Was macht deine Gesundheit?” Der weißhaarige Mann machte eine abwehrende Handbewegung, bevor er lächelnd antwortete. „Macht dir nur keine Sorgen um den alten Nif, mein Sohn.”, sagte er, „Meine Beschwerden sind nach wie vor die üblichen Gebrechen, die das fortschreitende Alter eben so mit sich bringt. Solange ich noch hierher an den Strand gehen kann, um das Rauschen des Meeres zu hören und dabei die salzige Luft einatmen kann, bin ich zufrieden.” Marlos nahm einen Schluck Wein aus seinem Becher und sah dabei seinem Freund nachdenklich zu, wie er die Spieße vom Feuer nahm. Dann reichte er einen an den Wissenschaftsoffizier weiter und beide begannen zu essen. „Wann musst du wieder zum Schiff zurück?”, fragte Nif’Rīm seinen Gast. Marlos richtete sich ein wenig auf und kratzte sich kurz an seinem Kinn. Der Seher sah es bereits am Blick seines Freundes, dass dieser schon sehr bald wieder zu seinem Schiff zurückmusste. „Ich muss schon Morgen Nachmittag um siebzehn Uhr wieder an Bord sein. Mein Shuttle zur Orbitalstation Bellurānia 8 startet um sechszehn Uhr dreißig vom Shuttlezentrum in Merānos. Zwei bis drei Stunden später muss die Ĵajkos abfliegen.” Während er dies sagte, sah er dabei seinen Mentor an.

„Weißt du schon über die neuen Missionen eures Schiffes Bescheid und wohin ihr fliegen werdet?”, fragte Nif und sah dabei seinen Freund prüfend an.

„Leider nein.”, antwortete Nandor wahrheitsgemäß, „Bisher ist mir darüber noch nichts bekannt. Du kennst das ja. Die ersten Instruktionen erhalten die Kommando-Offiziere vom Captain Žadūrijas beim Offiziersmeeting an Bord kurz vor dem Start. Deshalb muss ich schon so früh zur Ĵajkos zurück.” Ein Schatten huschte über das Gesicht des alten Nūnuks und Marlos erkannte, dass Nif irgendetwas beunruhigte. Mental konnte er schwach einige Emotionen des Sehers wahrnehmen.

„Nif, was ist los?”, erkundigte sich der Wissenschaftsoffizier besorgt und ließ dabei seinen Spieß etwas sinken, ohne etwas auf seine dunkelblaue Freizeit-Uniform tropfen zu lassen, „Was macht dir Sorgen, mein alter Freund?” Deutlich konnte der Wissenschaftsoffizier mental fühlen, wie die Emotionen des alten Mannes zunahmen. Der weißhaarige Seher seufzte schwer und schüttelte mit dem Kopf. Dabei sog er die Luft tief ein und ließ sie anschließend wieder entweichen. Er richtete sich auf und sein Gesichtsausdruck wurde sehr ernst. Nandor hatte inzwischen verstanden, dass etwas seinen Mentor so sehr beschäftigte, dass dieser ihn zu sich einladen musste, um mit Marlos ungestört darüber sprechen zu können. Innerlich bereitete sich der Wissenschaftsoffizier auf das eigentliche Thema vor. Trotz allem blieb eine kleine Unsicherheit. „Marlos, weiß du, warum ich dich eigentlich zu mir eingeladen habe?”, fragte Nif den Wissenschaftsoffizier. Er war sich nicht ganz sicher und antwortete deshalb: „Bestimmt nicht nur um mich so zu sehen und mit mir über die alten Zeiten zu plaudern, sondern weil du mit mir etwas sehr Wichtiges besprechen willst. Ich vermute, dass du wieder irgendwelche Visionen hattest. In den letzten audiovisuellen Transmissionen hast du ein paar Andeutungen gemacht, dass du einige teilweise undeutliche Bilder sahst.” Der Wissenschaftsoffizier sah seinen langjährigen Freund erwartungsvoll an. Der Alte nahm einen kräftigen Schluck Wein, bevor er das Wort ergriff. „Ja.”, sagte Nif’Rīm mit ernsten Gesichtsausdruck nickend, „Ja, das habe ich und genau deshalb habe ich dich eingeladen, denn ich brauche deine Hilfe.” Te-Rīmu beugte sich mehr zu seinem Gast hinüber und sprach mit Nachdruck in seiner Stimme weiter: „Marlos, das Jahrzehnt wird nicht so enden, wie es begonnen hat!” Der Wissenschaftsoffizier hätte Mühe gehabt, ein Grinsen zu unterdrücken, wenn der Seher dies nicht mit einem warnenden Ton gesagt hätte. Prüfend schaute er Nif’Rīm Te-Rīmu an. „Aber das ist doch völlig normal.”, antwortete Nandor wahrheitsgemäß, „Ich kann mich auch nicht daran erinnern, dass irgendwann einmal ein Jahrzehnt so zu Ende ging, wie es mal angefangen hat.” Der Nūnuk sah seinen uniformierten Gast mit einem Gesicht an, aus dem das gütige Lächeln eines guten väterlichen Freundes vollkommen verschwunden war.

Stattdessen konnte der muskulöse Schwarzhaarige in dem Blick des Sehers nur noch große Sorgen und tiefe Trauer erkennen. Aber da war noch etwas in seinen blauen Augen zu lesen, was Marlos noch nie zuvor bei seinem Mentor wahrgenommen hatte: Grauen und sehr viel Angst! Jetzt bemerkte er, dass der alte Mann ein wenig zitterte. Auch das kannte der Offizier nicht von seinem Freund. „Nif, was hast du gesehen?”, fragte er ihn beunruhigt, „Wovor hast du Angst? Was wird passieren? Sag es mir!” Der Weißhaarige atmete zitternd mehrmals tief durch, bevor er mit bebender Stimme seinem Gast antwortete: „Es wird noch Ende dieses Jahrzehnts Krieg geben. Eine ganze Reihe von Ereignissen innerhalb und außerhalb des Interstellaren Völkerrates werden dafür der Anlass sein.” Der schwarzhaarige Offizier erschrak zutiefst über jene Worte, die er soeben vernommen hatte. „Was hast du noch gesehen, Nif?”, wollte Marlos wissen. „Obwohl uns der Feind technisch weit überlegen zu sein scheint, wird der Krieg sehr, sehr lange dauern. Es wird eine sehr harte Zerreißprobe für den Interstellaren Völkerrat werden.”, der Seher machte eine kurze Pause, bevor er fortfuhr, „Es werden viele sterben und viele Welten wird es nach diesem Krieg dann nicht mehr geben.” Während der weißhaarige Mann das sagte, rann ihm dabei eine Träne über die Wange. Der Wissenschaftsoffizier war erschüttert, als er diese Worte vernahm. Er blickte seinen Mentor fragend an. Der Seher verstand die stumme Frage. „Ja, es wird absolut nichts mehr so sein wie vorher, Marlos. Wir werden mit größter Wahrscheinlichkeit den Krieg verlieren, mein Freund!”, antwortete Te-Rīmu mit zitternder Stimme.....

Aufmerksam beobachtete er die Aktivitäten der Brückencrew. Es war ein ruhiger Flug und alle im Raum waren mit Routinearbeiten beschäftigt. Leise arbeiteten die Systeme in der Kommandozentrale des Schiffes. Lautlos und majestätisch glitt sie wie ein hellblauer Engel durch das kalte Vakuum des Alls in Richtung Bellurānia Prime. Die Nagūma war ein Schiff der Hornādas-Klasse. Die Schiffe dieser Klasse galten als die besten der gesamten belluranischen Flotte und wurden sowohl für die zivile als auch militärische Raumfahrt verwendet. Major Marānus versuchte sich zum wiederholten Male in eine bequemere Sitzposition zu bringen. Seit gut sieben Stunden saß er schon im Kommandosessel. Sein Rücken tat ihm mittlerweile weh und die Müdigkeit tat ein Übriges dazu. Er gähnte. Am liebsten wäre er jetzt viel lieber in seinem Quartier. Dort würde er nach einer ausgiebigen Dusche eine Kleinigkeit aus dem Replikator zu sich nehmen und anschließend schlafen gehen. Doch das musste alles warten, denn seine Schicht auf der Brücke war leider noch nicht zu Ende. „Möchten Sie ebenfalls einen Ktiša, Major Marānus?”, fragte die Erste Offizierin und hielt dem müden Mann auf dem Kommandosessel eine Tasse hin. „Das ist eine ausgezeichnete Idee, Commander Nulūra.”, antwortete Niral und nahm dankend Julāra das Gefäß mit der dampfenden Flüssigkeit ab. Der Ktiša war ein beigefarbenes Getränk, das auf der Erde einem extrem starken Tee oder Kaffee entsprach. Der Geschmack lag zwischen dem eines Vanilletees und einem Cappuccino mit Vanillearoma. Die dunklere Variante davon schmeckte mehr nach einer Mischung aus Kaffee und Kakao. Es war das beliebteste Getränk der Belluraner. Marānus nahm sofort einen Schluck aus der Tasse und ließ die heiße Flüssigkeit langsam durch seinen Hals laufen. Genießerisch zog er den Duft ein und nach einigen Schlucken wich die Müdigkeit wieder von ihm.

Etwas erholter lehnte er sich zurück. „Jetzt fühle ich mich schon viel wohler.”, brummte der Braunhaarige zufrieden. Niral hörte, wie die gesamte Brückenmannschaft über seine Bemerkung schmunzelte. „Und, Major, was werden Sie machen, wenn wir wieder zurück sind?”, fragte Nulūra, „Werden Sie sofort wieder Ihren alten Posten auf der Orbitalstation Bellurānia 8 beziehen, Sir?” Niral sah die junge schwarzhaarige Frau nachdenklich an. Sie war schlank und trug die charakteristische dunkelblaue Uniform der Kommandooffiziere. Ihre langen schwarzen Haare waren zu einem Zopf zusammengebunden, der bis an ihr Gesäß reichte. Wie alle Belluraner hatte auch sie ebenfalls spitze Ohren und blaue Augen. „Ich weiß es nicht, Commander Nulūra. Das müssen wir von den neuen Befehlen abhängig machen, die wir von der Admiralität erhalten.”, antwortete er ernst, „Natürlich muss ich als erstes einen ausführlichen Bericht über unsere 2-Jahres-Mission vervollständigen und ihn dann dem Flottenkommando vorlegen. Allerdings müsste die Nagūma einen neuen Captain bekommen, falls ich wieder auf meinen alten Posten auf Station B 8 zurückkehren soll.” Schweigend tranken beide ihren Ktiša und hingen ihren Gedanken nach. „Major.”, sagte Nüñkūr Jandāho, der Kommunikationsoffizier, „Ich habe eine audiovisuelle Kommverbindung zum Sternenflottenkommando. Man wünscht Sie zu sprechen, Sir.” „In den Bereitschaftsraum!”, befahl Niral und verließ die Brücke. Kaum hatte Marānus die Kommandozentrale verlassen, setzte sich die Erste Offizierin auf den Kommandosessel.

Nachdem sich der Major hinter dem Schreibtisch gesetzt hatte, schaltete er das Kommunikationsgerät auf online. Auf dem Bildschirm erschien das ernste Gesicht eines weißhaarigen Admirals.

„Guten Tag, Admiral Arūli.”, begann Niral das Gespräch, „Wie geht es Ihnen?” „Danke der Nachfrage, Major.”, antwortete dieser ernst, „Das Flottenkommando hat neue Befehle für Sie. Aber bevor wir dazu kommen werden, bitte ich Sie um einen kurzen Bericht über die letzten zwei Jahre Ihrer Mission. Was gibt es Neues aus den betroffenen Grenzregionen der Belluranischen Allianz?” Niral richtete sich kurz etwas auf und räusperte sich.

„Der Flug in die Region verlief ereignislos, Sir. Die Gerüchte über vermeintliche Piraten an den Grenzsektoren scheinen nicht zu stimmen, denn es war weit und breit keine Spur von ihnen zu finden.”, begann er mit dem Lagebericht, „Wir patrouillierten an der Grenze zu allen vier Nachbarstaaten. Die Lage zwischen den Iruniern, Assari, Usska und Ludāni hat sich inzwischen weiter verschärft. Wie Sie wissen, Admiral Arūli, erheben alle vier Republiken nach wie vor Anspruch auf die Tarul-Systeme, die zu einem Drittel von den Assari, einen weiteren Drittel von den Usska, ein Viertel von den Iruniern und der Rest von den Ludāni besetzt werden. Alle vier Staaten sind zurzeit dabei, ihre Grenzen dichtzumachen. Die Streitkräfte von allen betroffenen Völkern sind in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt worden, nachdem die ersten Drohungen mit Waffengewalt ausgesprochen wurden. An all ihren Grenzen haben sie ihre Patrouillenflüge verstärkt. Die ersten kleineren Gefechte hat es in den Tarul-Systemen auch schon gegeben. Einige Schiffe mit Kolonisten sind bereits aus der Region geflohen. Eines der Kolonistenschiffe wurde auf der Flucht sogar zerstört. Wer es getan hat, weiß man nicht. Allerdings beschuldigen sich die Regierungen gegenseitig, für den Tod der Kolonisten verantwortlich zu sein. Auf Grund dieser Vorfälle in der letzten Zeit gestatten die jeweiligen Regierungen auch keine weiteren Transitflüge mehr durch ihre Territorien mit der Begründung, es wäre momentan zu gefährlich, weil niemand für die Sicherheit eines Transitfluges garantieren könne. Die Informationen von den Rundfunk- und Fernsehsendungen, die wir an der Grenze aus den jeweiligen Republiken empfingen, waren zum Teil sehr widersprüchlich. Wir haben alle empfangenen Sendungen aufgezeichnet und die Aufzeichnungen dem schriftlichen Bericht für das Flottenkommando beigefügt, Admiral Arūli. Die laufenden Verhandlungen sind inzwischen schon mehrmals vertagt worden, weil sich die Parteien bisher nicht einigen konnten. Mittlerweile erzählt man sich unter vorgehaltener Hand, dass es Krieg geben wird, falls diese Verhandlungen für gescheitert erklärt werden.”

Niral machte eine kurze Pause, um seine Worte auf den Admiral wirken zu lassen. Aufmerksam beobachtete er das ausdrucklose Gesicht seines Gesprächspartners, der nachzudenken schien. Arūli schüttelte mit dem Kopf.

„Sowas ähnliches habe ich schon geahnt.”, sagte er nachdenklich, „Das hört sich wirklich nicht gut an. Das wird diesmal nicht nur beim Säbelrasseln bleiben.” Er seufzte kurz. „Na schön.”, meinte der Admiral, „Dann werde ich die Neuigkeiten gleich an die Admiralität weiterleiten. Ich danke Ihnen für Ihren Kurzbericht, Major.”

„Warten Sie noch, Sir.”, sagte Niral schnell, bevor sein Gegenüber auf dem Bildschirm die Verbindung schloss, „Da gibt es noch etwas, was Ihnen ebenfalls nicht gefallen dürfte, Sir. Es geht dabei um die Umbari.” Arūli sah ihn fragend an. „Sprechen Sie, Major.”, bat er, „Was wollen Sie mir mitteilen?” Der braunhaarige Offizier atmete mehrmals tief durch, bevor er anfing.

„Das Umbara-Imperium steuert zurzeit auf einen Bürgerkrieg zu.”, begann er, „Die Kolonien in den Indura-Systemen fordern von der Umbari-Regierung ihre Unabhängigkeit, wie man ja weiß. Falls sie dies ablehnen sollten, so die Indura-Kolonialverwaltungen, werden sie mit den entsprechenden Mitteln reagieren. Um ihre Forderung zu unterstreichen, haben sie mehrere Anschläge in der Hauptstadt auf Umbāra Prime verübt. Unter anderem auch auf einige Regierungseinrichtungen und auf die Wissenschaftsakademie des Interstellaren Völkerrates. Glücklicherweise gab es bisher noch keine Toten, sondern nur Verletzte. Daraufhin drohte die Regierung mit der Ausrufung des Kriegsrechts.”

„Danke für die Informationen, Major.”, sagte der Admiral, „Das war gute Arbeit.” Nach diesen Worten unterbrach Arūli überraschend die Kommverbindung. Niral lehnte sich verdutzt zurück und reckte dabei seine beiden Arme in die Höhe. Hatte der Admiral nicht eben gerade gesagt, dass das Flottenkommando neue Befehle für mich hätte?, fragte sich der Major verwundert und schüttelte mit dem Kopf. Kurz darauf stand er auf und betrat die Brücke.

Wortlos stand Julāra Öjkār Nulūra vom Kommandosessel auf und bot ihn Niral mit einer stummen Geste an. „Vielen Dank!”, sagte Major Marānus und nahm auf dem Sessel Platz. „Lagebericht!”, forderte der Braunhaarige. „Wir haben bereits unser Sonnensystem erreicht und passieren gerade die Umlaufbahn von Mutarau. Mit der Geschwindigkeit sind wir runtergegangen.”, antwortete Julāra, „Wir sind bald zu Hause, Sir.” Die Erste Offizierin nahm wieder auf den Sessel des Vizekommandanten Platz. Schweigend beobachteten sie, wie die Planeten mitsamt ihren sichtbaren Monden auf den Schirm anschwollen und wieder aus der Sichtweite des Schirmes gerieten als die Nagūma an ihnen vorbeiflog. Fast alle Planeten des belluranischen Sonnensystems wurden von unbemannten Beobachtungsstationen umkreist. Deutlich waren die Lichter dieser Stationen zu erkennen. Niral dachte darüber nach, welche Befehle der Admiral ursprünglich für ihn hatte, als ihn Jandāho aus seinen Gedanken riss. „Ich habe wieder eine audiovisuelle Kommverbindung mit Admiral Arūli, Sir.”, sagte der Kommoffizier. Niral erhob sich wieder von seinem Sessel. „Legen Sie die Verbindung wieder in den Bereitschaftsraum, Mr. Jandāho.”, sagte der Major, als er die Brücke verließ. „Aye, Sir!”, bestätigte dieser und führte den Befehl aus.

Wahrscheinlich erhalte ich jetzt die neuen Befehle, von denen der Admiral vorhin gesprochen hatte!, dachte Niral und schaltete das Kommgerät auf dem Schreibtisch online, nachdem er sich gesetzt hatte. Das ernste Gesicht Arūlis erschien wieder auf dem Schirm, der ohne Umschweife sofort zur Sache kam. „Sie erhalten jetzt Ihre neuen Befehle vom Sternenflottenkommando, Major.”, begann er, „Fliegen Sie direkt zur Orbitalstation Bellurānia 17 und nicht zur Station B 8 wie ursprünglich vorgesehen. Sobald die Nagūma dort angekommen ist, werden Sie auf das Arunīda-Schiff Mohōl versetzt. Melden Sie sich deshalb auf der Station B 17 unverzüglich bei Kommodore Kundūri. Alle weiteren Instruktionen werden Sie dort von mir erhalten. Stellen Sie also keine Fragen. Ich werde Sie dort erwarten, Major.” Marānus beugte sich etwas zum Bildschirm vor.

„Und wer bekommt das Kommando über die Nagūma, Sir?”, fragte Niral. „Es ist gut, dass sie danach fragen, Captain Marānus. Das Flottenkommando hat Ihren Vorschlag, die Erste Offizierin an Bord Ihres Schiffes zum Captain zu befördern, angenommen. Sie wird von heute an die Nagūma befehligen. Sobald das Schiff an der Orbitalstation Bellurānia 17 angedockt hat, werden Sie das Kommando auf Captain Julāra Öjkār Nulūra übertragen.”, antwortete der weißhaarige Mann knapp und unterbrach die Verbindung. Niral lehnte sich zurück und dachte über die neuen Informationen nach, die er vom Flottenkommando soeben erhalten hatte. Was zum Mūruk haben die Lamettaträger schon wieder ausgebrütet?, fragte er sich. Warum sollte ich auf die Mohōl, einem Schiff der Arunīda-Klasse, versetzt werden?, fragte sich der Major irritiert. Das Schiff ist doch offiziell ausrangiert worden!, fuhr er gedanklich fort. Was denken die sich dabei?, fragte sich Niral, Wollen die mich für dumm verkaufen? Doch dann musste er an die Gerüchte denken, die schon seit einer ganzen Weile innerhalb der Flotte kursierten, dass die technische Forschungsabteilung etwas Neues entwickelt haben soll. Dabei sprach man unter vorgehaltener Hand von einem neuen Antriebssystem. Manche sprachen sogar von einem völlig neuen Raumschiff, das von der Flotte nur noch als ein reines Kriegsschiff eingesetzt werden soll. Aber auch über einige völlig neu entwickelten Waffensysteme wurde reichlich gemunkelt.....

Beide sahen sich nach diesen Worten stumm an. Nandor schüttelte mit dem Kopf. „Ich kann es nicht glauben, Nif.”, sagte er fassungslos, „Es ist einfach unglaublich.” „Doch, Marlos. Ich kann dich sehr gut verstehen. Mir würde es genauso wie dir ergehen, wenn mir ein seniler alter Mann so etwas erzählt hätte. Ich könnte es auch nicht glauben, aber die Bilder, die ich in meinen Visionen gesehen habe, waren absolut eindeutig. Ein Irrtum ist daher vollkommen ausgeschlossen. Das versichere ich dir.”, sagte der Seher und legte dabei seine Hand auf die Schulter des Wissenschaftsoffiziers.

„Nur, was machen wir denn jetzt?”, sagte Marlos nachdenklich, „Ich kann doch nicht einfach zu meinem Vorgesetzten gehen und ihm erzählen, dass wir Ende dieses Jahrzehnts, laut den Visionen eines Nūnuks, Krieg haben werden. Das Flottenkommando würde mich sofort vom Dienst suspendieren und für verrückt erklären und anschließend mich in die nächstbeste Gummizelle stecken.” Nif klopfte seinem Gast mehrfach auf die Schulter.

„Nein, Marlos, das sollst du auch nicht weiterleiten.”, antwortete der Alte mit ernstem Gesichtsausdruck, „Ich habe es dir nur erzählt, weil du weißt, wie genau meine Prophezeiungen sind. Eigentlich möchte ich dich nur darum bitten, deine Augen und Ohren für mich offen zu halten und die Entwicklung der Dinge genauestens zu beobachten und mir unverzüglich davon zu berichten. Wenn die Zeit zum Handeln gekommen ist, sage ich dir Bescheid, mein Freund.” „Das klingt fast so, als hättest du bereits einen Plan, Nif.”, konstatierte der Wissenschaftsoffizier, „Könnte das sein?” Nif’Rīm Te-Rīmu begann zu lächeln. „Ja.”, antwortete er, „Ich habe in der Tat einen Plan. Aber den werde ich dir erst später erklären, wenn die Zeit dafür gekommen ist.”

„Nein!”, erwiderte Marlos entschieden, nachdem er einen kräftigen Schluck Wein aus seinem Becher getrunken hatte, „Das kommt gar nicht in Frage. Du solltest mich bezüglich deines Planes auf keinen Fall im Unklaren lassen, wenn ich dich dabei unterstützen soll, ihn auszuführen.” Mit ausdrucklosem Gesicht beobachtete er den Seher. Nach längerem Überlegen nickte Nif’Rīm. „Also gut.”, sagte er, „Mir war von Anfang an klar, dass ich dich nur dann überzeugen kann, wenn du diese Visionen selbst gesehen hast. Also, dann werde ich sie dir jetzt zeigen und hoffe, dass du genügend Kopfschmerztabletten zur Verfügung hast. Dann entspann’ dich jetzt, mache dich frei von allen anderen Gedanken, die dich momentan sonst noch beschäftigen und überlasse alles weitere mir, mein Freund.” Der Wissenschaftsoffizier folgte wortlos den Anweisungen des Sehers. Nachdem der Mentor seinen Schüler in einem tiefen hypnotischen Trancezustand versetzt hatte und seine Finger die wichtigen Nervenpunkte an Nandors Kopf gefunden hatten, begann Nif’Rīm Te-Rīmu mit der partiellen Mentalfusion.....

Kaum schaltete die Warnleuchte von Rot auf Blau, als auch schon die drei Doppeltüren sich zischend öffneten und die Passage zur Station endlich freigaben. Kurz darauf betrat am frühen Morgen Major Marānus etwas müde die Orbitalstation Bellurānia 17. Eine gutaussehende junge Frau in der Uniform eines Fähnrichs trat ihm entgegen und salutierte. Ihre braunen Haare waren lang und zu einem Zopf gebunden, der ihr bis zum Gesäßansatz reichte. „Major Marānus?”, fragte sie. Die Stimme dieser jungen Frau erinnerte Niral an seine eigene Frau, die zurzeit auf einen Flottenstützpunkt auf Bellurānia Prime ihren Dienst verrichtete. „Ja, Fähnrich?”, antwortete Niral, „Das bin ich.” Sie lächelte ein wenig. „Willkommen an Bord, Major. Ich bin Fähnrich Vüñūra Marak und ich habe den Befehl Sie zu Kommodore Kundūri zu bringen. Folgen Sie mir bitte, Sir.”, sagte sie und setzte sich in Bewegung. Marānus schulterte sein Gepäck und folgte ihr. Auf der Brücke wurde er von einem blonden Mann namens Simdu Gorāni begrüßt. Er war ebenfalls ein sehr muskulöser Offizier. Seine Haare waren kurz geschnitten und er trug einen Oberlippenbart. Anhand seiner Rangabzeichen erkannte Niral, dass er der Erste Offizier der Station war. „Guten Morgen, Major! Willkommen an Bord.”, begrüßte er ihn salutierend und wies dabei mit einer Hand in Richtung des Bereitschaftsraumes des Kommodores. „Kommen Sie!”, sagte er lächelnd, „Sie werden bereits von Kommodore Kundūri erwartet.” Marānus nickte. „Also gut.”, erwiderte er gelassen, „Dann bringen Sie mich zu ihm.” Gorāni wandte sich an Vüñūra. „Sie haben das Kommando, Fähnrich!”, sagte er und verließ zusammen mit dem Major die Brücke.

Der Türsummer ertönte. „Treten Sie ein, meine Herren!”, sagte Marūd Kundūri als die Tür sich leise öffnete. Beide Offiziere betraten den dunklen Raum. Der Bereitschaftsraum war nur zweckmäßig möbliert. Aus dem Fenster konnte man die Sterne sehen, denn die Orbitaltstation befand sich gerade auf der Nachtseite von Bellurānia Prime. Der Kommodore und Wissenschaftsoffizier Marlos Nandor, der gerade eine weitere Tablette gegen seine Kopfschmerzen einnahm, erhoben sich von ihren Sesseln und Marūd begrüßte seinen Schwiegersohn. Kundūri hatte graumeliertes Haar und einen Vollbart. „Niral, mein Sohn!”, rief er, „Willkommen zu Haus. Weiß Axāña schon Bescheid, dass du wieder zurück bist?” „Ja.”, antwortete der Major, der gerade den Wissenschaftsoffizier der Ĵajkos begrüßte, „Ich hab’s ihr schon auf der Rückreise vor zwei Tagen mitgeteilt.”

„Gut.”, meinte der Kommodore zufrieden und wies jeden an Platz zu nehmen. Als sich alle vier gesetzt hatten, wurde Marūd sehr ernst und kam sofort zur Sache. „Meine Herren, Sie wissen hoffentlich, warum man Sie hierher beordert hat?”, erkundigte er sich. „Laut der Admiralität sollen wir von dir neue Befehle erhalten. Zumindest hat sich Admiral Arūli so ausgedrückt.”, antwortete Niral, „Zu mir hat er gesagt, dass er mich hier erwarten werde. Aber damit drückt er doch nur aus, dass die neue Mission sehr wichtig für das Flottenkommando ist.” „Und wie ist das bei Ihnen, Wissenschaftsoffizier Nandor?”, fragte der Kommodore. „Bedaure, Sir.”, antwortete Marlos, „Captain Žadūrijas von der Ĵajkos hatte mir nur mitgeteilt, dass man mich von meinem Posten abkommandiert hätte und ich mich hier einfinden sollte. Alles Weitere sollte ich dann hier von Ihnen erfahren. Mehr weiß ich nicht, Sir.” Simdu beugte sich ein wenig vor und blickte seinen Vorgesetzten an. „Könnten Sie uns vielleicht einmal darüber aufklären, was hier los ist, Kommodore?”, fragte Gorāni, „Was hat man mit uns denn vor? Wieso wurden wir einfach von unsere Posten abkommandiert und hierher geschickt?” Noch bevor Kommodore Kundūri antworten konnte, erklang eine harte Stimme aus der dunkelsten Ecke des Raumes: „Weil Sie alle vom Flottenkommando für diese gefährliche Sondermission ausgewählt wurden, zu der man uns von höchster Instanz aus zu größter Geheimhaltung verpflichtet hat, meine Herren. Und jetzt erhalten Sie von mir Ihre weiteren Instruktionen bezüglich Ihrer neuen Mission.” Alle blickten in die Richtung, aus der die harte kräftige Stimme kam, die keinen Widerspruch duldete. Während er diese Worte formulierte, trat der uniformierte Mann aus dem dunkelsten Teil des Raumes ins Licht. Es war Admiral Arūli.....

 

Abschlusshinweise zum Kapitel:

keine

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