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Hinweise zum Kapitel:

keine

 

Überrascht sahen alle den Admiral an, der wie ein Geist aus der Dunkelheit aufgetaucht war und sich nun an dem oberen Ende des Tisches setzte. „Guten Morgen, Admiral!”, grüßten alle Anwesenden unisono und salutierten. Dieser erwiderte den Gruß und wandte sich dann direkt an Kundūri. „Aktivieren Sie das holographische Programm, Kommodore.”, forderte der Weißhaarige ihn auf und reichte ihm einen kleinen Datenkristall. Marūd steckte ihn in die dafür vorgesehene Vorrichtung und aktivierte das Programm. Ein leises Summen erklang und direkt über dem Tisch entstand ein dreidimensionales Bild von einem Raumschiff der Arunīda-Klasse. Es war eine Aufnahme der Mohōl. Aufmerksam betrachteten die Anwesenden die Holographie. „Was Sie hier sehen, meine Herren, ist ein dreidimensionales Bild der Mohōl, nachdem man sie komplett umgebaut hat.”, begann der Admiral ohne Umschweife, „Sie ist jetzt mit modernster Technik ausgestattet worden, die unsere Wissenschaftler in der technischen Abteilung des Flottenkommandos in den letzten vier Jahren entwickelt haben. Wie Sie unschwer erkennen können, hat man unter anderem das gesamte Antriebssystem ausgetauscht. Zusätzlich wurden noch zwei weitere Baridiumreaktoren zwecks zusätzlicher Energiegewinnung eingebaut und mit dem Hauptbaridiumreaktor des Schiffes verbunden. Schließlich benötigt der neu entwickelte Inversionsantrieb wesentlich mehr Energie zum Beschleunigen als der alte. Ferner wurde das Schiff mit verbesserten Schutzschildgeneratoren und leistungsfähigeren Waffensystemen ausgestattet.” Während der kurzen Ausführungen des Admirals blinkten in der dreidimensionalen Aufnahme die Bereiche des Schiffes, an denen die zahlreichen Veränderungen vorgenommen wurden. Arūli ließ seine Worte auf die Anwesenden wirken, indem er eine kurze Pause machte und jeden einzelnen dabei kurz ansah. Marlos richtete sich kurz ein bisschen auf und fragte: „Wieso wurde dafür ein ausrangiertes Schiff verwendet, Sir? Gibt es dafür einen besonderen Grund?” Der Admiral nickte.

„Ja. In der Tat gibt es dafür einen besonderen Grund, Mr. Nandor.”, erklärte Arūli ruhig, „Weil sich niemand für ein ausrangiertes Schiff interessieren würde, wurde die Mohōl extra zu diesem Zweck aus dem Dienst gestellt. So konnte das Schiff in aller Ruhe von den Technikern umgebaut werden, ohne dass jemand davon Notiz nehmen würde. Alle sollten glauben, dass die alte Mohōl demontiert und verschrottet werden sollte. Das Flottenkommando wollte absolut sicher gehen, dass niemand darauf achten würde, wenn sie umgerüstet wird. Auch von dem ersten Testflug sollte möglichst niemand etwas erfahren, meine Herren.” Niral kratzte sich kurz hinterm Ohr. Dann rückte er mit seiner Vermutung heraus: „Ich nehme an, Admiral, dass einer von uns das Kommando für diese Mission übernehmen soll. Liege ich da richtig, Sir?” Arūli nickte. „Ganz recht, Major.”, antwortete er, „Sie sollen das Kommando auf dem Schiff übernehmen. Als Beobachter und Eskorte werden die Nagūma und die Ĵajkos Sie auf dem Testflug begleiten. Die Besatzung der Mohōl wird allerdings nur aus jenen Technikern und Wissenschaftlern bestehen, die bei der Entwicklung und Umrüstung mitgewirkt haben.” Jetzt verstand Niral die ungewöhnlich schnelle Entscheidung des Flottenkommandos über die von ihm vorgeschlagene Beförderung von Julāra Öjkār Nulūra zum Captain. „Wann soll der Testflug stattfinden, Admiral?”, erkundigte sich Marūd Kundūri. „Nachdem das Flottenkommando gestern Abend von der Nagūma einen sehr ausführlichen Bericht von der Grenze zu fünf unserer Nachbarstaaten erhalten hatte, sind jetzt alle über die Ereignisse dort sehr beunruhigt. Momentan sieht es ganz verdächtig nach einem Krieg zwischen den Iruniern, Assari, Usska und Ludāni aus und im Umbāri-Imperium droht ein Bürgerkrieg. Einzelheiten können Sie aus dem Bericht von der Nagūma entnehmen, der jetzt vor Ihnen liegt. Deshalb hat das Flottenkommando entschieden, dass der Testflug sofort nach dieser Besprechung stattfinden soll. Als Eskorte werden, wie schon gesagt, die Nagūma und die Ĵajkos die Mohōl auf ihren Testflug mit dem Ziel begleiten, um eventuelle Piratenangriffe auf das Testschiff abzuwehren, falls welche im vorgesehen Testgebiet unverhofft auftauchen sollten.” „Werden Sie an dem Testflug teilnehmen, Sir?”, fragte Simdu Gorāni. „Nein, Mr. Gorāni.”, antwortete Arūli, „Falls Sie keine Fragen mehr haben, meine Herren, dann ist diese Sitzung jetzt beendet. Sie haben jetzt Ihre neuen Befehle erhalten. Führen Sie sie unverzüglich aus.” Mit diesen Worten erhob sich der weißhaarige Mann und verließ den Raum…..

Ungeduldig warteten Axāña zusammen mit ihrem Sohn Tarūni darauf, dass der Orbitalgleiter seine endgültige Position im Shuttlehangar eingenommen hatte. Kaum hatte das Shuttle aufgesetzt, löste die ungeduldige Ingenieurin ihre Gurte und erhob sich von ihrem Sitz. Tarūni folgte seiner Mutter zur Tür. Während des gesamten Fluges war sie sehr nervös gewesen und wiederholte mehrmals den Spruch, dass irgendetwas nicht stimmen würde, nachdem sie mehrmals vergeblich versucht hatte, zu ihren Mann telepathischen Kontakt aufzunehmen. Dasselbe galt auch ihrem Vater, zu dem sie ebenfalls keinen mentalen Kontakt herstellen konnte. „Kannst du mir mal bitte verraten, warum du das so eilig hast, Mutter?”, erkundigte sich Tarūni, „Was meinst du damit, dass da etwas nicht stimmen würde?” Die Ingenieurin sah ihren Sohn kurz an. „Ich verstehe das nicht.”, sagte sie, als sie zusammen mit ihren Sohn die Passage entlang eilte, „Da ist etwas nicht in Ordnung. Ich kriege keinen mentalen Kontakt weder zu meinem Vater noch zu Niral. Was ist da schon wieder los?” Tarūni versuchte sie zu beruhigen. „Du weiß doch, dass telepathische Kontakte während irgendwelcher wichtiger Besprechungen über geheime Missionen nicht erwünscht sind.” Sie seufzte. Mittlerweile hatten sie eines der Promenadendecks erreicht. Dort waren viele Leute unterwegs, die ihren Geschäften nachgingen. „Ja.”, antwortete sie, „Ich weiß. Und beide, sowohl mein Vater als auch Niral, nehmen das sehr genau.” Plötzlich zeigte sie nach vorne und begann schneller zu gehen. „Ich glaube, ich habe gerade deinen Großvater gesehen, Tarūni.”, sagte sie, „Beeile dich ein wenig, sonst entwischt er uns noch.” Auch Tarūni hatte inzwischen den Kommodore der Station entdeckt. Der graumelierte vollbärtige Mann trug die typische Uniform der Kommandooffiziere und trug eine kleine Tasche bei sich. Dasselbe galt auch für den Ersten Offizier, der Marūd Kundūri zu begleiten schien. Die beiden Offiziere schritten geradewegs auf die dreiundzwanzigste Passage zu, die direkt zu einem Andockplatz führte. „Vater!”, rief Axāña mit glockenheller Stimme, „Warte doch mal!” Die beiden Männer gingen weiter. Tarūni rief nach seinen Großvater, nachdem ein zweiter Versuch seiner Mutter erfolglos geblieben war. Abrupt blieben die beiden stehen und wandten sich um. Marūd begann strahlend zu lächeln, als er seine Tochter und seinen Enkel erkannte. Sofort setzte er seine Tasche ab und ging den beiden entgegen.

Freudig nahm der alte Offizier seine Tochter in die Arme und begrüßte ebenso seinen Enkel. Es war schon eine lange Zeit vergangen, als sie sich das letzte Mal sahen. Forschend sah Axaña ihren Vater an. „Was ist denn schon wieder los?”, fragte sie, „Warum konnte ich weder Niral noch dich mental erreichen?” Beschwichtigend und zugleich ernst klang seine Stimme, als der Kommodore antwortete. „Wir waren in einer sehr wichtigen Besprechung, mein Kind.”, antwortete er und sah die beiden an, „Es geht um eine neue Mission, an der ich teilnehmen muss.” Überrascht fiel ihr Blick auf seine große Tasche, die ihr Vater bei sich hatte. „Was für eine neue Mission?”, wollte sie wissen. „Das darf ich nicht sagen, denn diese Mission ist streng geheim.”, erwiderte er gelassen, „Aber wenn ihr mit an Bord der Nagūma kommt, könnt ihr alles über die neue Mission erfahren.” „Und wo ist mein Vater?”, erkundigte sich Tarūni, „Warum ist nicht bei euch? Fliegt er etwa nicht mit?” Marūd lächelte seinen Enkel an. „Doch, aber der ist bereits an Bord seines neuen Schiffes.”, antwortete der graumelierte Mann, „Aber mehr könnt ihr an Bord der Nagūma erfahren, wie ich schon sagte.” Erstaunt sah Axaña den Kommodore an. „Und du fliegst auch mit?”, fragte die blonde Frau ihren Vater. „Natürlich fliege ich mit, mein Kind.”, lächelte der alte Offizier und nahm seine Tasche wieder in die Hand. Gorāni, der das Gespräch schweigend verfolgte, tat es ihm gleich und nahm seine Tasche ebenfalls in die Hand. „Aber du bist doch schon seit fast fünfzehn Jahren nicht mehr an Bord eines Schiffes mitgeflogen!”, sagte sie verwundert, „Warum denn jetzt auf einmal?” „Das erkläre ich euch später.”, antwortete Kundūri und setzte sich wieder in Bewegung, „Also, kommt, sonst beginnt die Mission ohne uns.” Sofort folgten die beiden dem Kommodore und dem Ersten Offizier der Station auf die Nagūma.….

Seufzend ließ Niral seine große Reisetasche auf den Boden sinken. Ein Techniker mit einem großen Paket unterm Arm hatte ihn an Bord der Mohōl begrüßt und sofort zum Quartier des Captains geführt. Der leichte Akzent des Mannes erschien dem Offizier zwar etwas befremdlich, weil er ihn nicht so richtig einordnen konnte, aber er maß dem keine weitere Bedeutung bei. Nachdem er den kleinen Raum betreten hatte, entließ der Offizier den Techniker, der es sehr eilig zu haben schien, sofort seinen Weg fortzusetzen. Irgendwie hatte ich die Quartiere an Bord eines Schiffes der Arunīda-Klasse viel größer in Erinnerung!, dachte der Major verdrießlich und sah sich in seinem neuen Quartier etwas genauer um. Das Zimmer war nur mit dem Standardmobiliar ausgestattet. Die Wände waren hellblau. Marānus trat in das angrenzende Bad, das ihm auch wesentlich kleiner erschien als sonst. Dann trat er hinter dem Schreibtisch und setzte sich auf den Stuhl, der dahinter stand. Der Kommandosessel an Bord der Nagūma war aber deutlich bequemer!, konstatierte er fachmännisch in Gedanken. Während er auf dem festverankerten Stuhl saß, ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen. Irgendetwas fehlt hier!, dachte Niral und sah sich suchend in seinem Quartier um, ohne herausfinden, was er vermisste. Dann erhob sich der Braunhaarige aus dem Stuhl und begann seine Tasche auszupacken. Als der Major fertig war, setzte er sich wieder an den Schreibtisch, aktivierte den Computer und las sich die Berichte über die neuen technischen Errungenschaften, mit denen die Mohōl nun ausgerüstet worden war, aufmerksam durch.

Gerade als Niral mit dem Durchlesen der Berichte fertig war, ertönte der Summer des Kommgerätes auf dem Tisch. Marānus schaltete es online und auf dem Bildschirm erschien das lächelnde Gesicht von Captain Nulūra. „Guten Morgen, Sir.”, sagte Julāra, „Ich wollte Ihnen nur danken, dass Sie mich zum Captain befördert haben und ich hoffe, dass ich Sie niemals enttäuschen werde. Ich hätte nie geglaubt, dass ich so schnell das Kommando über ein Schiff erhalten würde, Sir.” Der Braunhaarige lächelte ebenfalls. „Das weiß ich, Captain Nulūra.”, antwortete der Major, „Sie sind eine sehr fähige Offizierin und deshalb hatte ich Sie beim Flottenkommando vorgeschlagen. Daher werden Sie mich auch nicht enttäuschen. Davon bin ich überzeugt. Auf jeden Fall werde ich aus der Ferne Ihre Karriere mitverfolgen.” Das Lächeln der jungen Frau wurde etwas breiter. „Vielen Dank, Sir!”, sagte sie, „Und jetzt sind noch welche hier, die Sie unbedingt sprechen wollen. Es sind Ihre Frau und Ihr Sohn Tarūni. Beide sind hier an Bord der Nagūma.” Kaum hatte sie den letzten Satz zu Ende gesprochen, da wurde bereits Julāras Gesicht durch das von Axāña ersetzt. „Guten Morgen, Niral!”, sagte sie grinsend, „Stimmt, wir sind hier auf der Nagūma im Bereitschaftsraum des Captains.” Der Braunhaarige lächelte, als er seine Frau sah. Jetzt wurde ihm richtig bewusst, wie sehr er seine Frau und Kinder während der zweijährigen Mission vermisst hatte. „Guten Morgen, Axāña!”, sagte er lächelnd, „Du bist ja inzwischen noch viel schöner geworden als ich dich das letzte Mal sah, mein Goldstück.” Das Lächeln seiner blonden Frau wurde breiter. „Das kann ich nur erwidern, Niral.”, antwortete sie geschmeichelt, „Weißt du, es ist schon so lange her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben und deshalb dachten wir uns, dass du dich freuen würdest, wenn wir uns an Bord der Nagūma sehen könnten. Vater hat mir bereits vor anderthalb Tagen mitgeteilt, dass du gleich wieder auf eine neue Mission gehen wirst, sobald du auf der Station B 17 eintriffst.” Der Braunhaarige musste schmunzeln, als er sah, wie seine Frau ihr Näschen kraus zog. „Von wem kam denn die Idee?”, erkundigte sich der Major. Das Gesicht von der Chefingenieurin Axāña Marānus wurde von dem seines Sohnes, Wissenschaftsoffizier Tarūni Marānus, ersetzt. „Die Idee stammt von uns dreien, von Mutter, Großvater und von mir, Vater.”, sagte er, „Ich freue mich schon sehr darauf dich zu treffen. Es gibt so viele Dinge, über die ich mich mit dir unterhalten muss und ich habe viele Fragen, die mich seit geraumer Zeit beschäftigen, die ich gerne mit dir klären möchte.” Niral lächelte, als er seinen Sohn sah. Er war sehr stolz auf ihn. „Ich verstehe dich sehr gut, Tarūni.”, erwiderte der Major, „Mir geht es genauso wie euch. Auch ich hatte mich schon auf ein ruhiges Zusammensein mit euch, meiner Familie, gefreut. Sobald ich etwas Zeit habe, komme ich während des Fluges zu euch auf die Nagūma, okay?” Dann verabschiedete Niral sich von seiner Familie und kurz darauf erschien wieder das Gesicht von Captain Nulūra auf dem Bildschirm. In Hintergrund konnte er die Stimme seiner Frau und die seines Sohnes hören, die sich leise unterhielten. „Captain, ich habe eine große Bitte an Sie: Kümmern Sie sich gut um unsere Ehrengäste, verstanden?”, begann er, „Wenn Ihr Schiff bereit ist, informieren Sie mich bitte. Dann brechen wir sofort auf.” Julāra nickte kurz. „Sie können sich auf mich verlassen, Sir.”, antwortete Nulūra, „Ich werde mich höchstpersönlich um Ihre Familie kümmern, Major. Haben Sie sonst noch weitere Anweisungen für mich, Sir?” „Ein Replikator!”, rief Niral aus und nickte. Inzwischen war ihm eingefallen, was er in seinem Quartier vermisste. „Wie bitte, Sir?”, fragte Julāra etwas irritiert, „Einen Replikator?” Major Niral Marānus grinste breit. „Ja, einen Replikator.”, antwortete er, „Das ist das, was mir hier in meinem Quartier fehlt.” Nach einer kurzen Pause fügte er nachdenklich hinzu: „Nein, Captain, momentan habe ich keine weiteren Anweisungen für Sie. Die Sache mit dem Replikator regle ich schon selbst.” Nach diesen Worten schloss Niral die Kommverbindung verließ den Raum, der für die nächste Zeit sein zweites zu Hause sein sollte.....

Fast lautlos schloss sich hinter ihm die Tür. Sofort wurden die Arbeiten auf der Brücke, die wesentlich kleiner war als die eines Schiffes der Hornādas-Klasse, unterbrochen. Acht Augenpaare waren nun auf Niral gerichtet. Ein rothaariger Hüne in der weißen Unform der wissenschaftlich-technischen Abteilung des Flottenkommandos erhob sich aus dem Kommandosessel und trat freundlich lächelnd auf den Major zu. „Es tut mir sehr Leid, dass ich Sie nicht selbst bei Ihrer Ankunft begrüßen konnte, aber trotzdem herzlich willkommen auf der Mohōl, Sir.”, begann er, „Ich bin Dr. Römök Hödaš. Ich bin der technische Leiter dieser Mission und trage damit für alle technischen Dinge die Verantwortung.” Niral sah ihn genauer an. Römök war fast zweieinhalb Köpfe größer als er. Mann, wie soll ich dem denn Befehle erteilen?, fragte sich der Braunhaarige, Da kriegt man ja ’ne Genickstarre, wenn ich mit diesem Kerl da oben sprechen muss! Der Major nickte kurz. Langsam begann er sich an den Anblick des großen Mannes in der weißen Uniform zu gewöhnen, dem er während dieser Mission ebenfalls Befehle erteilen soll. „In Ordnung.”, antwortete Marānus trocken, „Sie haben die Leitung was die neue Technologie anbelangt, aber ich habe hier das Kommando auf dem Schiff.” Römök begann zu lächeln. „Einverstanden, Major.”, sagte er verständnisvoll, „Gemäß den Befehlen von Admiral Arūli werde ich nur der Erste Offizier und Ihr Berater sein. Darf ich Ihnen nun einiges über unsere neuen technischen Errungenschaften dieses Schiffes zeigen und erläutern, Sir?” Der Braunhaarige nickte ihm aufmuntern zu. „Nur zu, Dr. Hödaš.”, erwiderte der Major, „Informieren Sie mich.” Das ließ sich Römök nicht zweimal sagen. Aber bevor der Wissenschaftler so richtig in Fahrt kommen konnte mit seinen Erläuterungen, wurde dieser auch schon Žãukõndrõ Mũnžau an der Kommunikationskonsole unterbrochen. „Sir.”, teilte der Funkoffizier mit, „Sowohl die Ĵajkos als auch die Nagūma sind jetzt startklar. Sie warten nur noch auf Ihre Befehle.” Niral nahm auf dem Kommandosessel Platz. „Na gut.”, meinte er und gab dem Steuermann die Koordinaten, „Dann lasst uns nun keine Zeit mehr verlieren. Das Flottenkommando erwartet schließlich bald die ersten Ergebnisse von unserem Testflug. Auf geht’s in den Kalĩndra-Sektor, unserem Testgebiet.” Daraufhin lösten sich die drei Schiffe Mohōl, Ĵajkos und die Nagūma von der Orbitalstation Bellurānia 17. Wie hellblaue Engel glitten die Schiffe durch die Schwärze des Alls ihrem Ziel entgegen. Für die Besatzungen der drei Schiffe hat eine neue Mission begonnen.....

Aufmerksam beobachtete sie, wie alle anderen auf der Brücke, wie die drei Schiffe immer kleiner wurden und kurz darauf nicht mehr zu sehen waren. Was muss das für eine Mission sein, wenn sowohl Kommodore Kundūri als auch unser Erster Offizier Simdu Gorāni daran teilnehmen?, fragte sich Vüñūra, Das muss ja eine verdammt wichtige Mission sein! Niemand bemerkte den neuen Ankömmling an der Tür. Erst als dieser sie aus ihren Gedanken gerissen hatte, wandte sich die junge Frau um und erkannte den gutaussehenden jungen Mann. Er war ein Sohn des Kommodores und sah aus, als wäre er seinem Vater aus dem Gesicht geschnitten. Man könnte ihn glatt für ein wesentlich jüngeres Pendant von Marūd selbst halten, wenn seine Stimme genauso rau klingen würde, wie die seines Vaters. „Guten Morgen, Fähnrich Marak.”, sagte Botschafter Nauruñī Kundūri als er die Kommandozentrale der Station betrat, „Wie geht es Ihnen?” „Vielen Dank, gut!”, antwortete sie etwas überrascht. Lächelnd trat sie ein paar Schritte auf den neuen Gast zu. „Womit kann ich Ihnen helfen, Herr Botschafter?”, fragte sie und blickte Nauruñī an. „Ich möchte Kommodore Kundūri, meinen Vater, sprechen.”, antwortete der Neuankömmling, „Ist er in seinem Büro?” Vüñūra seufzte ein wenig. „Es tut mir Leid, Herr Botschafter.”, sagte sie, „Aber ich befürchte, dass Sie etwas zu spät gekommen sind. Ihr Vater ist gerade zu einer neuen Mission aufgebrochen.” Kundūris Sohn warf einen kurzen Blick auf den großen Bildschirm. „Wie? Was? Zu einer neuen Mission?”, fragte er ungläubig, „Ist er etwa an Bord eines der drei Raumschiffe, die ich eben da wegfliegen sah?” Der junge Fähnrich nickte etwas zerknirscht. Einige der Brückenbesatzung beobachteten den Botschafter und den Fähnrich. „Ich fürchte ja, Herr Botschafter.”, bestätigte sie. Der blonde Mann schüttelte mit dem Kopf. „Das glaub’ ich doch jetzt wohl nicht.”, gab er von sich, „Ich komm’ hier gerade erst an und mein Vater haut in diesem Moment ab. Was soll ich denn jetzt davon halten? Er wusste doch, dass ich heute herkommen wollte um mich mit ihm zu treffen!” Nachdem er einmal kräftig tief eingeatmet hatte, ließ er die Luft geräuschvoll entweichen. Dann wandte er sich an Fähnrich Marak: „Wann wird er wieder zurück sein?” „Tut mir Leid, Herr Botschafter, das weiß ich auch nicht.”, antwortete die junge Frau etwas hilflos, „Ich wünschte, ich könnt’ es Ihnen sagen.” Nauruñī wandte sich zum gehen um. „Na schön.”, sagte er verärgert und enttäuscht, „Dann lässt sich das nicht ändern.” Bevor der blonde Mann die Brücke verlassen konnte, hielt ihn Fähnrich Marak zurück.

„Haben Sie bereits ein Quartier auf der Station, Herr Botschafter?”, fragte sie, „Wenn nicht, dann werde ich mich sofort darum kümmern.” Der junge Kundūri drehte sich zu ihr um und lächelte die junge Frau an. „Danke sehr für Ihr Angebot, aber ich habe bereits ein Quartier hier auf Ihrer Station, Fähnrich.”, antwortete er ihr, „Eigentlich wollte ich noch einmal meine Eltern und Geschwister sehen, bevor ich übermorgen nach Kaldonia aufbrechen muss, um mit der dortigen Regierung um die Schürfungsrechte im Skinda-Asteroiden-Gürtel zu verhandeln. Leider weiß ich nicht, wann sich das nächste Mal wieder eine solche Gelegenheit für ein Familientreffen ergeben wird. Die Verhandlungen mit den Kaldoniern können eventuell sehr lange dauern.” Die junge Frau nickte verständnisvoll. „Tut mir Leid, dass es so gekommen ist, Herr Botschafter.”, antwortete sie, „Es ist schade, dass ich nichts für Sie tun kann, Sir.”

„Nein.”, lächelte der junge Kundūri verständnisvoll, „Sie haben alles getan, was Sie in dieser Situation für mich tun konnten, Fähnrich.” Kurz darauf schritt er zur Tür. Kurz bevor er diese erreicht hatte, wandte er sich noch einmal zu Vüñūra um.

„Jetzt ist mir noch etwas eingefallen, was Sie für mich tun können, Fähnrich Marak.”, sagte er, „Es wäre mir eine sehr große Freude, wenn Sie heute mit mir zu Abend essen würden. Ich werde Sie um neunzehn Uhr abholen. Sind Sie einverstanden?” Ein strahlendes Lächeln ließ das Gesicht der jungen Frau noch schöner erscheinen als sonst.

„Ich bin einverstanden, Herr Botschafter. Es ist eine besonders große Ehre für mich und nehme hiermit Ihre Einladung an.” Nauruñī erwiderte ihr Lächeln. „Also gut, Fähnrich. Dann bis heute Abend. Ich freue mich schon darauf.”, sagte er, „Auf Wiedersehen!” „Auf Wiedersehen!”, sagte die blonde Frau und sah, wie der Botschafter die Brücke verließ. Glücklich wandte sie sich wieder ihrer Arbeit zu, denn sie hatte jetzt ein Date mit einem sehr einflussreichen Botschafter der Belluranischen Allianz.....

Nach einem ausreichenden Frühstück setzte sich Nif’Rīm mit einer Tasse heißen Ktiša an seinem Schreibtisch im Wohnzimmer und schaltete den Nachrichtensender BNK 2 ein. Ruhig und absolut neutral hatte eine junge Frau namens Mũñra Žitrāl die neuen Nachrichten aus den Krisengebieten des Interstellaren Völkerrates verlesen. Aufmerksam verfolgte Te-Rīmu die Sondersendung, in der man zurzeit über die neuesten Vorkommnisse aus den Tarul-Systemen live berichtete.

„Die Lage zwischen den Iruniern, Assari, Usska und Ludāni hat sich inzwischen weiter zugespitzt. Wie im Allgemeinen bekannt ist, erheben alle vier Republiken, wegen der dortigen Ressourcen, schon seit langer Zeit Anspruch auf die Tarul-Systeme, die zu einem Drittel von den Assari, einen weiteren Drittel von den Usska, ein Viertel von den Iruniern und der Rest von den Ludāni besetzt werden. Die Streitkräfte von allen betroffenen Völkern sind in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt worden, nachdem die ersten kleineren Gefechte in den Tarul-Systemen bereits stattgefunden haben. Die ersten Schiffe mit Kolonisten sind bereits aus der Region geflohen. Eines der Kolonistenschiffe wurde auf der Flucht sogar zerstört. Wer es getan hat, weiß man nicht. Allerdings beschuldigen sich die Regierungen gegenseitig, für das Massaker an den Kolonisten verantwortlich zu sein. Mittlerweile gestatten die jeweiligen Regierungen der vier Staaten auch keine weiteren Transitflüge mehr durch ihre Territorien.” Während der Journalist dies erzählte, wurden dabei Bilder aus den betroffenen Gebieten eingeblendet. Die Nachrichtensprecherin nickte mehrmals. „Das hört sich nicht gut an. Weiß man denn schon, wie sich die jüngsten Ereignisse auf die laufenden Verhandlungen auswirken werden?”, fragte die junge Frau im Studio den Journalisten, „Haben Sie etwas über den jetzigen Stand der Verhandlungen in Erfahrung bringen können?” „Leider, nein. Die Informationen von den dort ansässigen Rundfunk- und Fernsehsendern, die wir erhalten haben, waren bisher zum Teil sehr widersprüchlich gewesen. Faktum aber ist, dass die laufenden Verhandlungen inzwischen schon mehrmals vertagt wurden. Mittlerweile lässt man durchblicken, dass es Krieg geben wird, falls ein weiteres Massaker dieser Art stattfindet oder diese Verhandlungen scheitern sollten.” Mit ausdrucklosem Gesicht dankte die Nachrichtensprecherin dem Journalisten für seinen Bericht. „Wie mir gerade mitgeteilt wurde, haben wir jetzt eine Leitung in den Konferenzsaal im Zentralkomplex des Regierungsgebäudes. Ükijāžu Ka’čürāni, der Präsident der Belluranischen Allianz, wird eine Stellungnahme abgeben.” Sofort verschwand das Bild der Nachrichtensprecherin.

Ein vollbärtiger, weißhaariger alter Mann erschien auf dem Bildschirm. Er trug einen zweitteiligen weißen Anzug. Auf dem Jackett war deutlich das goldene Emblem der Belluranischen Allianz zu erkennen. Der Mann strahlte eine unheimliche Vitalität und Autorität aber auch Würde aus. Mit einer angenehmen und sonoren Stimme hielt er seine Rede. Im Hintergrund war eine Karte der Belluranischen Allianz zu erkennen. „Liebe Mitbürgerinnen und liebe Mitbürger!”, erklang die ruhige kräftige Stimme eines Mannes, der es gewohnt war, dass man seine Anweisungen befolgte, „Sicherlich ist Ihnen allen bekannt, wie die Lage sich zwischen den vier Republiken um die Tarul-Systeme entwickelt hat. Und jeder weiß, dass sich das belluranische Volk noch nie an einem interstellaren Krieg beteiligt hat, seit dem es die Raumfahrt kennt. Ich versichere Ihnen, meine Damen und Herren, dass wir auch nicht die Absicht haben, dies zu ändern, obwohl vielleicht bald einer direkt vor unserer Haustür toben wird. Die belluranische Regierung wird stattdessen unter meiner Führung unsere erfolgreiche Friedenspolitik, in dem wir Kriege und Konflikte vermeiden, fortsetzen. Ein Kurswechsel wird zurzeit nicht in Betracht gezogen. Natürlich werden wir unseren Freunden und Alliierten, falls es unter ihnen doch zu einem Krieg käme, den wir dann aufs Schärfste verurteilen müssten, gerne humanitäre Hilfe gewähren. Aber eine militärische Hilfe lehnen wir strikt ab, weil das aus unserer Sicht keine Lösung ist, denn der Krieg kennt keine Gewinner, sondern nur Verlierer. Daher möchte ich an dieser Stelle an die Konfliktparteien appellieren, auf Waffengewalt zu verzichten und stattdessen über einen gemeinsamen Dialog nach einer akzeptablen Lösung für alle Beteiligten suchen. In diesem Punkt sind wir gerne bereit, Sie zu unterstützen und eine belluranische Verhandlungsdelegation unseres Außenministeriums zu entsenden. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit, meine Damen und Herren.” Nachdem der Präsident geendet hatte verließ er den Konferenzsaal. Das Bild Žitrāls erschien wieder auf dem Schirm. Nif’Rīm stand auf und ging zum Replikator, um sich eine weitere Tasse Ktiša zu holen. Kurz darauf kehrte er mit einer weiteren Tasse, aus dem heißer Dampf aufstieg, an seinem Schreibtisch zurück. Dort setzte er sich wieder und folgte weiter der Sondersendung, die aus den Krisenregionen der Mitgliedsstaaten des interstellaren Völkerrates berichtete. Nachdem Te-Rīmu einen Schluck aus der Tasse zu sich genommen hatte und diese wieder auf dem Schreibtisch abgestellt hatte, zuckte der Seher mehrmals zusammen. Sein Blick wurde starr. Seine Atmung wurde heftiger, sein Blutdruck stieg und sein Puls beschleunigte sich. Seine drei Herzen begannen zu rasen.....

Reges Treiben herrschte auf dem Marktplatz, der sich mitten in einer Kleinstadt befand. Die Häuser, die den Platz umsäumten, gehörten unterschiedlichen Architekturstilen an. Die ganze Stadt war festlich geschmückt. Zahlreiche Fähnchen und kleine bunte Lämpchen hingen über dem Marktplatz und an den Fassaden der Gebäude. Unzählige zufriedene Kauris in farbenfrohen Kleidern gingen ihren Geschäften nach. Die Händler boten lautstark ihre Waren an und viele Kinder spielten zwischen den Ständen, während ihre Mütter mit den Händlern um die angebotenen Waren feilschten, sie einkauften und sich dabei mit anderen Leuten, die sie kannten, unterhielten. Es war früher Vormittag und es schien ein Tag wie jeder andere auch zu sein. Der alte Nūnuk Nif’Rīm Te-Rīmu stand mitten auf diesem Platz. Er hörte die zahlreichen Stimmen der Leute, die miteinander sprachen. Laut tönte zum Teil das Schreien der spielenden Kinder. Der Duft von den Obst- und Gemüseständen verwöhnten die Nase des alten Belluraners. Er fühlte die wärmenden Strahlen der Sonne auf seiner Kleidung. Der alte Seher ließ langsam seinen Blick über den Platz wandern. Plötzlich begann der Erdboden zu erzittern. Das Beben nahm so stark zu, dass die ersten Stände bereits zusammenbrachen. Panik brach aus. Mütter riefen verzweifelt nach ihren Kindern, die wiederum ängstlich nach ihren Müttern suchten. Schreiend begannen die Kauri zum Teil in den Häusern nach Schutz zu suchen. In weiter Ferne ertönten mehrere Detonationen, die wiederum die Aufmerksamkeit der verängstigten Kauri erregten. Das Donnern schien von allen Seiten zu kommen. Der rosa Himmel begann sich unnatürlich zu verfärben. Dann entdeckte einer der Kauri ein Energieband, das auf die Kleinstadt zuraste. Bevor noch jemand etwas sagen konnte, wurde die ganze Szene in grünes Licht getaucht. Auch Nif’Rīm war vollkommen von der grünen Energie umgeben. Er sah, wie sich die zahlreichen Körper der Einwohner, während ihre Kleinstadt zerstört wurde, in wenigen Nanosekunden verflüchtigten. Der Schmerzensschrei des Belluraners mischte sich mit denen der sterbenden Kauri.....

Der Nūnuk erwachte schweißgebadet aus seinem Trancezustand. Seine Atmung, sein Puls und auch seine Herzschläge normalisierten sich wieder. Langsam merkte Nif’Rīm Te-Rīmu, dass er wieder eine Vision hatte. Er zitterte am ganzen Körper. So eine intensive Vision hatte er noch nie in seinem ganzen Leben gehabt. Sobald er seine Augen schloss, sah er sofort wieder die Bilder der sterbenden Kauri und hörte ihre Schmerzenschreie. Mehrmals schüttelte der alte Seher kräftig mit seinem Kopf. Noch nie hatte er solange gebraucht um zu realisieren, dass er wieder in die Realität zurückgekehrt war. Mit zitternden Händen griff er nach seiner Tasse auf dem Schreibtisch und nahm vorsichtig einen Schluck. Doch der Ktiša war bereits kalt geworden. Wie lange war ich in diesem Zustand gewesen?, fragte sich Te-Rīmu und blickte auf die Uhr. Die Sondersendung war bereits zu Ende gegangen und es lief wieder das normale Nachrichtenprogramm auf BNK 2. Seufzend trank er das kalt gewordene Getränk aus. Dann ergriff er seinen Stock, der in der Ecke stand, erhob sich aus dem Sessel und verließ das Haus, in dem er es momentan nicht mehr aushielt. Sein Weg führte den Weißhaarigen direkt an den Strand. Nif’Rīm Te-Rīmu musste jetzt über die neuen Bilder und ihre Bedeutung nachdenken. Vor welcher Gefahr wollen mich diese Bilder warnen?, fragte er sich, Vor einer Katastrophe oder vor einem Krieg? Inzwischen hatte der alte Mann das Meer erreicht. Tief sog er die frische Meeresluft ein. Eine frische Brise spielte mit seinen weißen Haaren. Das Rauschen des Meeres beruhigte Nif’Rīm sehr schnell wieder. Langsam begann er den Strand entlang zu gehen. Der Himmel war fast wolkenlos und die Sonne strahlte hoch am Firmament. Trotz des leichten Windes war es recht warm am Wasser. Nachdenklich ging der Seher weiter am Strand entlang. Als er eine Weide mit Kojn-Kojns erreicht hatte, blieb der alte Seher stehen. Eine lange Zeit sah er die Tiere an, die friedlich auf ihrer Weide grasten. Hin und wieder schlug eines mit seinen Flügeln, richtete seinen Kopf auf und schnaubte. Eines der pferdeähnlichen Tiere kam ein paar Schritte näher an den Zaun heran, wo der Nūnuk stand. Als sich der Belluraner und das geflügelte Einhorn am Zaun gegenüber standen, blickten sich beide an. Deutlich konnte der alte Mann, der wie alle Belluraner telepathische Fähigkeiten besitzt, die Gefühle des Kojn-Kojns wahrnehmen. Nif’Rīm trat näher an den Zaun, streckte seine Hand aus und begann das dunkelbraune Tier zu streicheln. Das Fell war sehr weich und glänzte seidig im Sonnenlicht. Deutlich konnte er die kräftigen Muskeln des Tieres fühlen. Nach einer geraumen Weile wendete sich das Kojn-Kojn ab und gesellte sich wieder zu seinen Artgenossen. Te-Rīmu wandte sich seinem Rückweg zu und ging wieder am Wasser entlang nach Hause. Unterwegs dachte er weiter über diese Vision nach. Was mag diese gewaltigen Detonationen mit der Zerstörung dieser Kleinstadt zu tun haben?, fragte sich der Nūnuk, Werden die Kauri selbst daran Schuld haben oder wird dieses Ereignis durch Fremdeinwirkung verursacht werden? Wodurch werden diese heftigen Explosionen ausgelöst?, fuhr er in Gedanken fort, Haben die Kauri etwa eine neue Energiequelle entdeckt und können sie vielleicht noch nicht richtig kontrollieren? Wenn ja, wozu soll diese Energie genutzt werden?, dachte er, Zu zivilen oder militärischen Zwecken? Auf welchen der von den Kauri bewohnten Planeten wird sich diese Katastrophe ereignen?, fragte sich Nif, Ist das eine Kolonie oder gar die Heimatwelt? Ich muss mehr über diese Kleinstadt sowie den Planeten herausfinden, wo sich diese Stadt befindet!, entschloss der Seher, Vielleicht bekomme ich dann mehr Klarheit in dieser Sache. Nif’Rīm Te-Rīmu, der Nūnuk, begann schneller zu gehen. Als er endlich zu Hause angekommen war, betrat er sofort das Wohnzimmer und setzte sich an seinem Schreibtisch, nachdem er sich eine Tasse Ktiša aus dem Replikator geholt hatte. Kurz darauf aktivierte er seinen Computer und begann im Interstellarnet der Belluranischen Allianz nach einer Kleinstadt auf einem Planeten in der Kauri-Republik zu recherchieren, die in der nächsten Zeit von einer Katastrophe heimgesucht wird und dort sämtliches Leben auslöschen wird.....

Inzwischen waren fast alle Offiziere und Wissenschaftler im Konferenzraum der Mohōl versammelt. Der Raum war im typischen hellblau der belluranischen Flotte gehalten und zweckdienlich eingerichtet. Allerdings waren die schwarzen Sessel sehr bequem, sodass dort auch längere Besprechungen stattfinden konnten. Ferner war der Konferenzraum auch mit allen technischen Anlagen ausgerüstet, die eventuell bei Besprechungen zum Einsatz kommen könnten. Auch der Replikator fehlte in diesem Raum nicht. Alle saßen mit ihren Getränken an dem großen Tisch und unterhielten sich leise über ihre Mission und über den bevorstehenden Test des neuen Antriebssystems. Alle Anwesenden verstummten, als sich die Tür öffnete und der technische Leiter Dr. Römök Hödaš und die goyanische Ingenieurin Dr. Gamda Menungu eintraten. Beide grüßten freundlich und nahmen ebenfalls an dem Tisch Platz. Dann ergriff Major Marānus das Wort. „Meine Damen und Herren, ich habe Sie hierher gebeten, um Sie über unsere Mission zu unterrichten.”, begann er und blickte in die Runde, „Doch vorher möchte ich Ihnen unseren technischen Leiter Dr. Römök Hödaš vorstellen. Er wird Ihnen die technischen Einzelheiten anschließend erläutern.” Niral räusperte sich mehrmals bevor er weitersprach.

„Unsere Befehle lauten folgendermaßen: Wir sollen den neuentwickelten Inversionsantrieb und auch alle anderen neue Systeme ausgiebig testen und anschließend ausführlich dem Flottenkommando Bericht erstatten. Deswegen sind wir jetzt unterwegs zu unserem Testgebiet im Kalĩndra-Sektor. Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass für diese Mission strengste Geheimhaltungspflicht für alle Beteiligten an Bord der Mohōl, Ĵajkos und der Nagūma besteht. Ein Verstoß gegen die Schweigepflicht hat ein Disziplinarverfahren vor dem Kriegsgericht zu Folge. Haben Sie das verstanden?” „Ja, Sir!”, antworteten die Anwesenden unisono. Der Major nickte zufrieden. „Dann haben Sie jetzt das Wort, Dr. Hödaš.”, fuhr Niral fort, „Bitte, fangen Sie an.” Der Wissenschaftler erhob sich von seinem Sessel und schritt zum Computerterminal. Die Goyanerin folgte seinem Beispiel und erhob sich ebenfalls.

„Sehr gern, Major.”, antwortete Römök lächelnd und wies dabei mit seiner Hand auf die katzenartige Gestalt auf der anderen Seite des Terminals, „Doch bevor ich beginne, muss ich Ihnen noch Frau Dr. Gamda Menungu vorstellen. Sie ist Ingenieurin der goyanischen Flotte und eine Kapazität auf dem Gebiet der modernen Antriebstechnik. Versuchen Sie nicht ihren Geist zu scannen. Dr. Menungu ist ausgebildet worden, sich vor telepathischen Sondierungen zu schützen.” Die beigefarbene Gestalt nickte nur kurz den Anwesenden zu, während Römök fort fuhr. „Am besten beginnen wir die Sache mit einer simplen Frage, meine Damen und Herren. Haben Sie schon einmal etwas von einem Inversionsantrieb gehört?”, fragte der Wissenschaftler in die Runde und sah dabei jeden Einzelnen an. Die Anwesenden verneinten. „Also gut, Sie haben bisher davon noch nichts gehört.”, stellte Römök fest und aktivierte das Terminal, „Das macht nichts. Wie Sie hier auf der Darstellung der Mohōl erkennen können, wurde das Schiff fast komplett umgebaut, was sie unschwer an den roten Markierungen erkennen können. Das alte Antriebsystem wurde komplett ausgebaut und durch den Inversionsantrieb ersetzt. Dasselbe gilt auch für die Schutzschild- und Waffensysteme. Der Nachteil bei dieser Sache ist, dass die Schiffe der Arunīda-Klasse wesentlich kleiner sind als die der Hornādas-Klasse. Wir waren also gezwungen jede Menge Raum einzusparen, um die beiden zusätzlichen Baridiumreaktoren einbauen zu können.” „Wieso mussten denn zwei weitere Reaktoren eingebaut werden, Dr. Hödaš?”, fragte die Chefingenieurin Axāña Marānus verwundert, „Braucht denn der Inversionsantrieb soviel Energie? Warum reicht einer denn nicht aus?” Römök nickte der Goyanerin zu. „Wissen Sie, Mrs. Marānus, dieses Antriebssystem funktioniert ganz anders als die normalen Antriebssysteme der anderen Schiffe des interstellaren Völkerrates. Die herkömmlichen Antriebe basieren auf das Rückstoßprinzip, während der Inversionsantrieb den Raum falten muss, um von einem Punkt zum anderen zu gelangen.” „Aber das wurde ja schon seit vielen Jahrhunderten von den verschiedensten raumfahrenden Völkern versucht, ohne jemals irgendeinen Fortschritt erzielt zu haben.”, warf Kommodore Kundūri ein. „Ja, das stimmt, Sir.”, antwortete Römök gelassen, „Bis wir den geeigneten Energieträger fanden.” „Baridium.”, konstatierte Tarūni, „Und das wurde bisher nur auf Bellurānia Prime, Būrallus und auf weiteren Planeten innerhalb der Belluranischen Allianz gefunden.” „Ganz genau.”, schnurrte die Goyanerin zufrieden, „Sie haben es erfasst.” Simdu Gorāni grinste. „Tja, Man sollte niemals den belluranischen Intellekt unterschätzen, Dr. Menungu.”, meinte er. Die katzenartige Gestaltung gab einen undefinierbaren Laut von sich, was einem goyanischen Lächeln entsprach. „Heiliger Ming-Mang, dass sollte man wirklich nicht tun.”, antwortete die Wissenschaftlerin. Doch dann wurde sie wieder ernst. „Nachdem wir das herausgefunden hatten, begannen wir, nach zahlreichen Versuchen mit diesen Steinen im Labor, einen geeigneten Baridiumreaktor zu bauen.”, fuhr sie fort, „Der erste B-Reaktor war sehr klein gewesen, den wir innerhalb eines Jahres konstruierten.” Dann sah sie zu Römök hinüber. Der leitende Wissenschaftler nickte.

„Ich denke, Dr. Menungu, dass unsere Zuhörer jetzt bereit sind, sich unsere Dokumentation über die Forschung und Entwicklung des Inversionsantriebes anzusehen. Anschließend werden wir in den Maschinenraum gehen und uns die Sache dort einmal aus der Nähe etwas genauer ansehen.”, meinte er lächelnd und wandte sich dem Computerterminal zu. „Computer, spiele jetzt die Dokumentation über die Erforschung und Entwicklung des Inversionsantriebs von Dr. Menungu und Dr. Römök Hödaš ab.”, befahl der Wissenschaftler, nachdem er einen kleinen Datenkristall in die dafür vorgesehene Vorrichtung gesteckt hatte. Sofort erwachte der Bildschirm zum Leben und der Computer begann einen dreidimensionalen Film abzuspielen. Die beiden Wissenschaftler nahmen wieder auf ihren Sesseln Platz und tranken ihre inzwischen kalt gewordenen Ktišas aus, während die restlichen Anwesenden aufmerksam die Dokumentation ansahen.....

 

Abschlusshinweise zum Kapitel:

keine

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