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Hinweise zur Geschichte:

keine

Hinweise zum Kapitel:

keine

 

 

 

Demetanya, die Hauptstadt des Planeten Demeta, war hell erleuchtet. Die Vögel zwitscherten und überall blühten Frühlingsblumen. Dies interessierte Präsident Maron aber nicht im Geringsten. Er war vielmehr mit der nächsten Sitzung des demetanischen Parlamentes beschäftigt.

Grade wollte er leise seine Rede üben, als Yetron, sein Jeepfahrer plötzlich eine Vollbremsung wie aus dem Lehrbuch hinlegte. „Es tut mir Leid, Seron.”, entschuldigte sich der sonst eigentlich sehr routinierte Fahrer bei seinem Vorgesetzten.

„Seron” ist die korrekte demetanische Anredeweise für einen Vorgesetzten. Es heißt soviel wie Chef. Die weibliche Form ist „Sea”. Außerdem kennt das Demetanische das Wort „Sie” nicht als Anredeform. „Du” ist keine Respektlosigkeit, sondern zeugt eher von einem großen Vertrauen.

„Ach, ist schon gut, Yetron.”, wischte der Präsident den eventuellen Fehler des Fahrers weg. „Da liegt sicher wieder was im Weg.” Mit den Worten: „Ich hasse den Kriegsmüll anderer Leute.”, stieg Maron aus dem Jeep. Forschen Schrittes ging er auf das Metallteil, das vor ihm lag, zu, als wollte er es durch seine bloße Anwesenheit zum Weichen zwingen. Mit einem wütenden Fußtritt beförderte er es in den Rinnstein. Dann stieg er zufrieden zu Yetron in den Jeep. „Weiter geht es, Yetron.”, befahl er. „Oder willst du verantworten, dass wir zu spät kommen. Ach, halt doch noch mal dort beim Süßwarenladen an. Ich will Zarin eine Entschuldigung für das eventuelle Chaos mitbringen, dass sie wohl heute erleben wird.”

Zarin war Marons Sekretärin. Sie hatte natürlich mitbekommen, dass ihr Chef unter Strom stand. Aber den Grund dafür wusste sie nicht. Sie hatte das Büro im Parlament schon vor einigen Minuten betreten, um alles schon einmal vorzubereiten. Fast unaufhörlich war sie damit beschäftigt, eingehende SITCH-Mails auf Datenkristalle zu kopieren, die alle den gleichen Inhalt hatten. „Lieber Seron, schon wieder haben wir Trümmer in unserem Vorgarten gefunden. Wir sind selbst nicht am Krieg zwischen den Klingonen und den Zadorianern beteiligt, trotzdem fällt uns reihenweise der Kriegsmüll auf den Kopf. Dieser verdammte Krieg tobt direkt vor unserer Haustür und die Aldaner, diese so genannten Superdiplomaten, und die Föderation, ihre neuen Freunde, tun gar nichts. Heute sind es nur Metallstücke. Morgen ist es vielleicht ein Querschläger. Bitte unternimm etwas. Eine besorgte Familie.” Die Grußformel las Zarin jedes Mal laut. Sie musste dann immer an ihre Nachbarn denken, deren Haustier, ein Tribble namens Nitrin, mit einem Blindgänger gespielt hatte und dabei umgekommen war. Die beiden kleinen Söhne der Nachbarin hatten alles mit ansehen müssen. Zarin war durch ihr Weinen aufmerksam geworden und …

„Zarin.”, Maron hatte das Büro betreten. „Ja.”, antwortete die fleißige junge Demetanerin. Sie versuchte, ihr Gesicht vor ihrem Chef zu verbergen. Er sollte nicht sehen, dass sie Tränen in den Augen hatte. Maron legte ihr die Hand auf die Schulter. „Ist schon gut, Zarin.”, sagte er ruhig. „Ich weiß es ja.”

Demetanerinnen sind als sehr verständnisvoll bekannt. Aber auch die Männer können sehr gefühlvoll sein. Die Demetaner haben es sowieso geschafft, einen gesunden Ausgleich zwischen Verstand und Emotion zu erreichen. Sie verneinen weder das Eine noch das Andere.

„Ändere das Thema für die heutige Sitzung.”, sagte Maron. „Das neue Thema lautet: Wie treten wir den Aldanern in den Hintern, damit sie endlich mit den Verhandlungen voran machen?” Verwirrt sah Zarin von ihrem Pad auf, in das sie das neue Thema soeben getippt hatte. Dann fragte sie: „Soll ich das wirklich so ins Programm schreiben, Seron?” „Ja.”, antwortete Maron. „Genau so.”

Nach dem Eintreffen seiner Ministerinnen und Minister eröffnete Maron die Sitzung. Er war nicht vorbereitet, denn er hatte den Entschluss, das Sitzungsthema zu ändern, erst spontan gefasst. Niemand schien ihm dies jedoch übel zu nehmen. Zarin tat alles, was in ihrer Macht stand, um den Reibungslosen Ablauf der Sitzung zu gewährleisten. Maron bat sie sogar, einige SITCH-Mails vorzulesen. Vor dem Inhalt schlugen alle Politiker geschlossen die Hände über dem Kopf zusammen. Dann ergriff Sacrin, die demetanische Verteidigungsministerin, das Wort. „Wir dürften uns darüber einig sein, verehrter Seron, verehrte Kollegen, dass hier dringend etwas getan werden muss. Dieser verdammte Krieg tobt genau vor unserer Haustür und ich bin nicht länger bereit zu akzeptieren, dass alles, was hier passiert, nur ein Kolateralschaden sein soll, wie es die Kriegsparteien immer proklamieren! Ich hoffe doch, ihr stimmt mir zu.”

Tosender Beifall ging durch die Reihen. „Dass wir etwas tun müssen, ist sicher richtig, verehrte Kollegin.”, mischte sich Iron, der Umweltminister ein. „Aber was?” Fast synchron legten alle die Stirn in Falten und begannen, sich an den Köpfen zu kratzen. Einige Stunden überlegte man.

Die Demetaner sind sehr geduldig. Aber irgendwann platzt auch dem geduldigsten Volk mal die Hutschnur.

Mittlerweile materialisierten sich mehrere Gestalten auf dem Gang, der zum Maschinenraum führte. Simdu sah sich interessiert in dem kleinen Gang um, ohne jemanden entdecken zu können. „Wir müssen da lang.”, sagte der Chefingenieur der Concordia zu seinen beiden Begleitern, „Wir müssen die gesamten Systeme auf Vordermann bringen, bevor wir das Einsatzgebiet erreichen.” Sofort setzten sich die drei Männer in Bewegung. Nach wenigen Minuten erreichten sie den Maschinenraum. Mehrere Aldanoiden blickten von ihren technischen Stationen auf, als die drei den Maschinenraum betraten.

„Statusbericht!”, befahl Simdu, während seine beiden Begleiter bereits die erste Anlage in Augenschein nahmen. Ein braunhaariger Aldanoid gab dem Chefingenieur einen ausführlichen Bericht. Aufmerksam hörte Simdu zu. Als der Aldanoid mit seinem Bericht fertig war, wandte sich Tigu Nazaloth zu Kalvan um. „Ich fürchte, das wird nicht ganz einfach werden, wenn wir aus dem Schiff noch etwas Hochleistung herauskitzeln wollen. Die ganze Ausstattung ist vollkommen veraltet. Ich weiß nicht, was sich die Admiralität dabei gedacht hat, als sie uns ein so altes Mädchen zur Verfügung stellten.” „Auf jeden Fall haben wir eine Menge Arbeit vor uns, wenn wir das in der Kürze der Zeit schaffen wollen, was Captain Sundrak von uns erwartet.”, fügte Nothalon grimmig hinzu, der gerade unter eine Konsole gekrabbelt war und sie von unten her begutachtete, „Ich wusste gar nicht, dass ich mich zu einem Himmelfahrtskommando gemeldet habe.” Der Chefingenieur schüttelte mit dem Kopf und gab einen tiefen Seufzer von sich. „Es ist ändert nichts an der Tatsache, dass wir die Systeme irgendwie wieder flott kriegen müssen, sonst ist unsere Mission von vornherein zum scheitern verurteilt.”, antwortete Simdu ernst, „Also an die Arbeit! Lasst uns unserem Captain zeigen, weshalb er uns als Ingenieure an Bord der Concordia hat, auch wenn wir nicht zaubern können.”

Nach fünf Stunden denkerischem Schweigen, das höchstens mal durch das eine oder andere Magenknurren unterbrochen wurde, es war lang nach der Mittagspause, Zupfte Zarin, die bis dahin eifrig Protokoll geführt hatte, ihren Vorgesetzten am Anzugsärmel. „Seron.”, flüsterte sie. „Ich glaube, ich habe eine Idee.”

Die Gesichtszüge des Präsidenten, die sehr angestrengt waren, lösten sich langsam. „Komm.”, sagte dieser ebenfalls im Flüsterton, als er sich von seinem Platz erhob und auf die Tür vom Sitzungssaal zu seinem Büro deutete. Zarin folgte ihm bereitwillig. Am Leuchten ihrer Augen sah Maron, dass es etwas Grandioses sein musste, das sie ihm jetzt vorschlagen würde.

„Dann erzähl mal.”, forderte er seine Sekretärin auf, nachdem sich die Beiden in zwei große schwere weiche Sessel gesetzt hatten. „Na ja.”, hob Zarin fast schüchtern an. „Wenn die beiden Jungs meiner Nachbarin sich streiten, schickt sie sie mit einem weichen Schaumstoff gefüllten Sack in den Garten. Dort können sie ihre Aggressionen dann daran auslassen. Sie passt aber auf und es gibt strenge Regeln. Sie nennt das Ding den Wutsack.”

Bevor Zarin noch weiter reden konnte, sprang Maron auf, schlang seine Arme um die völlig perplexe junge langhaarige Frau und drückte ihr einen nassen Kuss auf die rechte und dann auf die linke Wange. „Das machen wir! Das machen wir!” Während dieses Ausrufes zog Maron die kleine schlanke Gestalt immer näher an sich, wirbelte sie herum und dann fielen beide plötzlich hin, weil Maron sich bei der Aktion in Zarins Kleid verheddert hatte. Dabei landete Zarins Kopf auf dem etwas sehr rundlichen Bauch ihres Chefs. Sie musste kichern. Ups!, dachte sie, Wenn das die Regenbogenpresse mitgekriegt hat!

Plötzlich öffnete sich die Bürotür und Miros, der Gesundheitsminister, selbst gelernter Mediziner, betrat den Ort des Geschehens. „Alles in Ordnung.”, erkundigte er sich. Zarin wurde rot. „Wollte ja nur mal fragen.”, fuhr der Minister fort. „Es wurde nämlich etwas laut.” „Ja, ja.”, sagte Zarin schnell, während sie mit dem mobilen Materie Rückgewinnungsgerät durch das Büro wuselte und die Scherben einiger Vasen entfernte, die Maron tollpatschiger Weise mit seinem im Vergleich zu ihr doch massigen Körper umgestoßen hatte.

„Mach das doch später, du fleißiges Bienchen.”, bremste Maron sie. „Erzähl mir lieber, wie du dir das mit der Erziehungsmaßnahme konkret vorgestellt hast. Die Föderation ist ja sehr streng mit ihren Regeln und wer nicht drin ist, hat nichts zu sagen.” „Also.”, begann Zarin. „Sie müssen es ja nicht als Einmischung sehen, sondern vielleicht als Nachbarschaftshilfe.” Präsident Maron klatschte in die Hände, machte eine Bewegung, die man eher einem russischen Tanzbären zuschrieb und rief, während er jetzt auch noch den Rest an Porzellan zerdepperte: „Klar! Nachbarschaftshilfe!” „Na ja.”, lächelte Zarin einem durch die Tür spähenden Reporter entgegen. „Scherben bringen Glück.” „Sag unserer Flotte Bescheid.”, sagte Maron nüchtern, nachdem er auch den Reporter erblickt hatte. Zarin nickte. Mit einem lauten „Klirr” zerbrach die letzte Tasse, die Maron mit einem Ärmel vom Tisch gewischt hatte, als er ihr den Datenkristall mit den Rufzeichen der Schiffe reichte.

Einige Stunden später fluchte Simdu laut, als er plötzlich aus seinem Insignienkommunikator Sundraks Stimme vernahm. „Wie sieht die Lage bei Ihnen aus, Mr. Kalvan?”, fragte der Captain der Concordia, „Werden Sie die wichtigsten Systeme des Schiffes rechtzeitig einsatzbereit haben? Ich erwarte Ihren Statusbericht.” Der Chefingenieur verdrehte genervt die Augen und gab dabei ein tiefes Knurren von sich. Simdu liebte zwar Herausforderungen, aber wenn es etwas gab, was er nicht ausstehen konnte, dann war es mit viel Stress unter Zeitdruck zu arbeiten. „Es tut mir Leid, Captain.”, antwortete Kalvan grimmig, „Aber ich habe da so meine Zweifel, ob wir hier überhaupt noch etwas so richtig zum Laufen bekommen werden. Das gesamte Schiff ist total veraltet und es fehlt die Hälfte, von dem, was wir eigentlich für unsere Mission gut gebrauchen könnten. Viele Schäden können wir deshalb nur noch provisorisch flicken, weil wir keine Ersatzteile hier an Bord haben, Sir. Es grenzt überhaupt ein Wunder, dass das gute Mädchen bis jetzt noch in einem Stück ist. Am besten wäre es, wenn wir etwas zaubern könnten.” Simdu fluchte erneut, als weitere Komponenten unter der Hauptkontrolleinheit vor seinen Augen funkensprühend durchbrannten. „Bis jetzt habe ich noch alles zum Laufen gekriegt und auch du wirst dich mir gegenüber nicht widersetzen.”, knurrte er, als er eine weitere Verschalung entfernte, „Solange ich Chefingenieur der USS Concordia bin, wirst du dich mir unterordnen müssen.” Weitere Funken sprühten, als er die Schutzplatte beiseite legte. Simdu fluchte wieder, als er den unerfreulichen Anblick eines Kabelsalats mit seinen angeschlossen Komponenten sah, der zum Teil ziemlich verschmort war. „Tun Sie, was Sie können, Mr. Kalvan.”, antwortete Sundrak, „Machen Sie das Beste daraus.” „Ja, Sir.”, presste der Chefingenieur zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen hervor, „Wir werden alles Mögliche tun und wenn wir das nicht schaffen, dann wird endgültig gezaubert.”

Schließlich erklärte sich Commander Merin zur Mission bereit, das Aldanerschiff Concordia abzufangen und den Commander über die Idee der Demetaner zu informieren. Sie war auch die Einzige, die einwilligte. Alle anderen wollten so ein heißes Eisen nicht anfassen.

Als Zarin Maron Merins Ja überbrachte, hatte dieser schon fast aufgegeben. Der Präsident wusste auch, dass er sich auf sehr dünnes Eis begab. Aber mit Merin, wusste er, hatte sich die Richtige für den Job gemeldet. Merin konnte nämlich gleichzeitig sehr einfühlsam, aber auch sehr resolut sein.

„Sea Merin.”, wie sie von ihrer Crew genannt wurde, saß mit ihrer technischen Offizierin, Ragidis, über einigen neuen Antriebsspezifikationen, als der Ruf einging. Aufmerksam hörte sie Saron, ihrem Com-Offizier, zu, als dieser ihr die neuen Befehle übermittelte. „Es wird aufregend, Ragidis.”, flüsterte sie der Technikerin zu. „Wir kidnappen einen Föderationscaptain, dann müssen sie uns zuhören. Überprüf schon mal den Antrieb. Falls unser Saron eine heiße Gondel fliegen muss.”

Auf demetanischen Schiffen ist der Com-Offizier auch der Pilot.

Die ältere Demetanerin nickte und witschte aus der Tür.

Am Nachmittag versammelte Merin ihre gesamte Crew im Konferenzraum. Hier teilte sie allen ihren Plan mit. „Sea.”, meldete sich Micron, ihr erster Offizier, zu Wort. „Lass uns doch besser den aldanischen Captain suchen, von dem schon soviel geredet wird. Schließlich wollen wir ja denen einen Denkzettel verpassen. Mit der Föderation müssen wir uns vielleicht noch mal gut stellen.” Merin lächelte und nickte.

Nazaloth kam unter einer kleinen Kontrolleinheit wieder hervor und stand auf. Der Bildschirm erwachte zum Leben, als Tigu die Einheit aktivierte. Ein zufriedenes Lächeln umspielte seine Lippen. Na also, Schätzchen, geht doch!, dachte der Ingenieur, Es wäre doch gelacht, wenn wir dir nicht noch den letzten Schliff verpassen könnten! Tigu begann einige Befehle einzugeben, woraufhin die Einheit auf dem Schirm einige Graphiken darstellte. Als er das Programm für die Tarnvorrichtung sah und systematisch durchblätterte, begann er zu lächeln. Das sieht gut, mein Schätzchen!, dachte er und steckte ein Datenkristall in die Vorrichtung, Dann werden wir dir jetzt noch auf deine alten Tage ein paar Kunststückchen beibringen! Wenig später war das Zusatzprogramm geladen.

Saron bekam ein Suchraster. Dies war allerdings wenig fundiert, da man die Concordia noch nie gesehen hatte. Außerdem befahl Merin allen, sich von Vitron, dem Schiffsarzt eine gehörige Menge zellaren Peptidsenkers abzuholen, damit sie nicht mehr telepathisch empfänglich waren und die Aldaner somit ihre Absichten nicht voraussehen konnten.

Um telepathisch empfänglich zu sein, bedarf es einer gewissen Menge zellarer Peptide im Blut. Wird diese Menge unterschritten, ist der Empfänger technisch gesehen offline und kein Telepath kann Kontakt aufnehmen. Also kann auch kein Telepath die Absichten von Merins Crew erkennen.

„Die Tarnvorrichtung ist jetzt voll funktionsfähig, Sir.”, verkündete Nazaloth stolz, „Von Außen sieht unser Mädchen jetzt genauso aus wie die echte Concordia.” Alle blickten auf den Monitor, auf der das kleine Schiff der Katunga-Klasse als Concordia zu sehen war. Sundrak nickte. „Gute Arbeit.”, meinte der Captain mit ausdrucksloser Miene, „Dann hoffen wir mal, dass unsere Šakūra-Freunde darauf reinfallen.”

Einige Stunden vergingen ohne Ergebnisse. Dann meldete Saron sich über die schiffsweite Sprechanlage. Merin hatte Micron die Brücke übergeben und sich bereits zum Schlafen hingelegt. „Vergib bitte meine Störung, Sea.”, sagte er mit ehrerbietigem Unterton. „Wir haben Sensorenkontakt mit etwas, das die Concordia sein könnte.” „Stell mir das Bild durch.”, befahl Merin, die angesichts der Meldung hellwach war und bereits wieder ihre Uniform anlegte. Nach eingehender Betrachtung stellte sie fest: „Wir haben den Fisch an der Angel. Ich komme auf die Brücke. Sag Ragidis, sie soll versuchen, unser SITCH-Gerät so umzubauen, dass wir mit der Concordia reden können.”

SITCH bedeutet: „System for Interstellare Telecommunikation Computer Supported on High Frequences”, arbeitet also auf viel höheren Frequenzen als Funk. Außerdem öffnet der Computer nur das jeweils rufende und das gerufene Gerät für einander. Man kann also nicht mithören.

Angespannt betrat Merin die Brücke ihres Schiffes. Als sie sich auf ihren Stuhl gesetzt hatte, forderte sie: „Bericht!” Stumm deutete Micron auf den Bildschirm. „Sie liegt ruhig vor uns, Sea. Anscheinend nimmt man uns entweder nicht wahr, oder man kann uns nicht einordnen.” Als ob Saron die nächste Frage seiner Vorgesetzten vorausahnte, sagte er: „Ich kann noch nicht sagen, ob sie mit uns reden wollen. Ragidis ist noch mit dem Gerät beschäftigt.”

„Wir können anfangen, Sir.”, verkündete Simdu, „Alle Systeme unseres Lockvogels sind einsatzbereit.” Sundrak nahm wieder in seinem Kommandosessel Platz und ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. „Dann lasst uns mal eine der Welten, auf dem die Šakūra einen Stützpunkt haben, einen Besuch abstatten.”, befahl der Captain, „Alle Waffensysteme aktivieren und feuerbereit machen. Schilde, Phasenschilde und Hüllenpanzerung auf Maximum!” Wenig später beschleunigte die getarnte Concordia zusammen mit dem kleinen Schiff der Katunga-Klasse.

Plötzlich setzte sich die Concordia in Bewegung, wurde immer schneller und drohte schließlich, aus der sensorischen Reichweite der Demetana, so hieß Merins Schiff, zu verschwinden. „Dranbleiben, Saron.”, befahl Merin. Der Pilot gab ein kurzes „Ja, Sea.”, von sich und schob den Geschwindigkeitsregler bis zum Anschlag nach vorn. Er liebte es, die Demetana auf manueller Steuerung zu fliegen. Er fand, dass er so ein besseres Gefühl für sie hatte, als wenn er nur irgendwelche Zahlen über die Computertastatur eingab.

„Sir!”, meldete Alicia, „Unsere Sensoren haben an der äußersten Peripherie ihrer Reichweite ein fremdes Raumschiff erfasst.” „Folgt es unserem Lockvogel?”, wollte Sundrak wissen. Die Sicherheitschefin und auch einige andere auf der Brücke warfen jeweils einen Blick auf ihren Anzeigen. „Momentan ist das schwer zu sagen, Sir.”, antwortete Nolezoto, „Wir können nur hoffen, dass es sich hier um ein Schiff der Šakūra handelt. Wenn wir Glück haben, gehen Sie auf Abfangkurs.” „Dann werden wir einfach mal ein bisschen die Geschwindigkeit erhöhen.”, sagte Sundrak ernst, „Wenn es ein Šakūra-Schiff ist, werden sie auf Kurs bleiben und versuchen, unseren Lockvogel einzuholen. Immerhin haben die noch eine alte Rechnung mit uns offen.” „Sie haben den Kurs geändert und ihre Geschwindigkeit erhöht.”, verkündete Alicia, „Sie versuchen unseren Lockvogel einzuholen.” Der dunkelhaarige Kommandant nickte. „Das ist gut.”, meinte er zufrieden, „Dann wollen wir mal sehen, wie wichtig ihnen das ist, uns zu erwischen. Wir gehen jetzt auf Warp drei, Mr. Kalvan.”

„Captain!”, teilte Simdu den anderen auf der Brücke mit, „Die Fremden haben sich unserer Geschwindigkeit angepasst und holen immer weiter auf.” „Warp fünf, Mr. Kalvan.”, befahl der Captain. „Aber Sir!”, protestierte der Chefingenieur, „Das hält die alte Lady nicht lange durch.” Sundrak warf einen kurzen Blick über die Schulter zu Simdu. „Ich sagte Warp fünf, Mr. Kalvan.”, insistierte der Captain, „Schließlich wollen wir für die Šakūristen doch keine leichte Beute sein.” Innerlich fluchend gab der Chefingenieur den neuen Befehl ein. „Ich kann nur hoffen, dass die alte Lady das lang genug mitmacht.”, grummelte Simdu besorgt, „Ansonsten werden sie mit unserem Lockvogel ein verdammt leichtes Spiel haben.” „Auch das fremde Schiff fliegt jetzt mit Warp fünf, Captain.”, meldete Lomādo Nolezoto mit hochkonzentrierter Miene, „Und sie holen weiter auf.” „Wie weit sind sie noch von dem Schiff entfernt?”, erkundigte sich Sundrak. Nolezoto warf einen kurzen Blick auf dem Display seiner Konsole. Dann wandte er sich zum Captain um und teilte ihm die geforderten Daten mit.

Die Verfolgungsjagd dauerte jetzt schon mehrere Stunden. Saron spürte allmählich, dass der Antrieb der Demetana an seine Grenzen kam. „Halt durch, Mädchen.”, flüsterte er. „Wenn sie doch nur wüssten, dass wir nur mit ihnen reden wollen.”

„Die Verfolger bleiben immer noch dran, Sir.”, meldete Waffenoffizierin Kent, „Die Herrschaften sind doch ganz schön hartnäckig.” „Weitermachen!”, befahl Sundrak, „Wir bleiben auf Kurs und behalten die jetzige Geschwindigkeit bei. Wenn es ein Šakūra-Schiff ist, wird ihnen bald der Geduldsfaden reißen und sie werden dementsprechend reagieren.” „Die Frage ist nur, ob sie unseren Lockvogel kontaktieren oder ihn angreifen und in der Hoffnung zerstören, dass sie damit die echte Concordia vernichtet haben.”, sinnierte die Counselor laut. „Ich glaube nicht, dass uns einfach so aus dem Universum pusten wollen.”, erwiderte der Captain, „Bevor die das tun, werden sie uns vorher richtig in die Mangel nehmen wollen.”

„Captain!”, sagte Simdu warnend, „Die alte Lady steht kurz vor einen Warpkernbruch. Wir müssen die Geschwindigkeit sofort drosseln, bevor sie uns selbst um die Öhrchen fliegt.” Doch der Captain blieb bei seiner Entscheidung. Beide aldanischen Raumschiffe setzten ihren gemeinsamen Weg bei gleichbleibender Geschwindigkeit fort. „Hoffentlich geht das gut.”, flüsterte Tigu Nazaloth dem Chefingenieur zu, „Sonst war unsere ganze Arbeit umsonst.” Simdu nickte nur zustimmend.

Ragidis meldete sich über Intercom „Du hast die Wahl, Sea. Ich kann weiter am Sprechgerät basteln, oder die ständig durchbrennenden Energiekristalle auswechseln. Wenn das so weiter geht, gebe ich den Warpgondeln auch nicht mehr lange.” Spätestens jetzt löste sich Merin aus ihrer versteinerten Haltung. Sie hatte ihren Blick nicht vom Schirm gewandt, als wollte sie die Concordia allein durch ihren Blick stoppen. Einen Warpkernbruch durfte sie nicht riskieren, das wusste sie. Ratlos blickte sie ihren ersten Offizier an. Dieser erwiderte Minuten lang ihren ratlosen Blick, warf dann aber plötzlich entschlossen den Kopf herum, sodass sein Gesicht in Sarons Richtung wies. Ragidis hatte in der Zwischenzeit Erfolg beim Umbau des SITCH-Gerätes vermeldet. „Ich helfe dir. Sag dem Computer, er soll mich direkt mit dem Platz des Piloten der Concordia verbinden. Rasch!” Auf Merins fragenden Blick deutete Micron auf das Brückenfenster. „Schau, Sea.”, erklärte er. „Kannst du diese Sternenkonstellation dort sehen, die wie ein V aussieht? Wenn wir die Concordia dort hinein kriegen, kann sie nicht mehr weg und wir müssen nur noch zumachen, das heißt, Saron stellt unser dickes Mädchen dann einfach quer davor. Ragidis beamt Sundrak dann einfach her und in ein Stasisfeld.”

„Captain, wir können diese Geschwindigkeit mit der alten Lady nicht mehr lange durchhalten, ohne Schäden an ihren Antrieb zu riskieren.”, warnte Tērul Nothalon, „Der Antrieb beginnt sich langsam zu überhitzen. Ich führe jetzt mehr Energie in die Kühlvorrichtung, um die Temperatur stabiler zu halten. Aber das wird nicht sehr lange funktionieren. Außerdem versucht jemand auf die Steuerungseinheit unseres Lockvogels zuzugreifen.” „Ich aktiviere jetzt ein Simulationsprogramm für unsere netten Freunde.”, grinste der Chefingenieur, „So schnell lassen wir uns nicht das Regieheft aus der Hand nehmen.” „Trotzdem halten wir uns erst einmal an dem, was sie unserer alten Dame so erzählen.”, befahl Sundrak mit einem spitzbübischen Grinsen, „Wenn sie etwas machen wollen, was uns nicht behagt, greifen wir ein und werden ihnen dann ganz gehörig die Suppe versalzen.” Einige auf der Brücke begannen leise zu kichern. Selbst Sundrak musste bei diesem Gedanken schmunzeln.

Ein Piepsen im Ohrstöpsel verriet Micron den erfolgreichen Aufbau der gewünschten Verbindung. „Tu, als hätten wir noch schlimmere Probleme, als es wirklich der Fall ist.”, flüsterte er Saron zu. „Lass uns zurückfallen.” Dann räusperte er sich und säuselte ins Mikrofon: „Vortreffliche fliegerische Leistung, Mr. Mein Kompliment, den Antrieb unseres Schiffes haben Sie geschafft. Ach, ich wünschte, unsere Akademie würde eben so gute Flieger hervorbringen, wie …” Tatsächlich wurde der Pilot der Concordia durch die Schmusekatertaktik des Demetaners kurz abgelenkt. Merin, die jetzt langsam den Plan ihres ersten Offiziers verstand, sprang von ihrem Platz auf und skandierte: „In Ordnung, jetzt fühlen sie sich sicher zwischen den Sternen, aufschließen, Saron und dann das Schiff quer gestellt, schnell, schnell, schnell!” Dann zerrte sie mit zitternden Händen das Mikrofon für das Intercom aus der Halterung und schrie hinein: „Achtung, Ragidis!”

Plötzlich verlor das kleine Schiff der Katunga-Klasse an Geschwindigkeit und viel zurück. „Was ist passiert?”, fragte Sundrak, als er Kalvans leisen Fluch hörte. Der Chefingenieur wandte sich zu Sundrak um, als er antwortete. „Wir haben ein Problem, Sir.”, sagte er, „Zwei Warpspulen sind durchgebrannt und ein Steuerungsrelais für die Injektoren der Materie-Antimaterie-Kammer ist ebenfalls ausgefallen.” „Unsere Lady ist nicht mal mehr in der Lage, ihren Weg mit dem Impulsantrieb fortzusetzen.”, fügte Tērul Nothalon hinzu, „Bis wir das wieder in Ordnung gebracht haben, dürfte es eine Weile lang dauern, Sir.”

„Und was machen unsere Verfolger?”, wollte Sundrak wissen. „Sie sind zurückgefallen, nachdem sie einen der Aldanoiden von der Brücke unseres Lockvogels auf ihr Schiff gebeamt haben.” „Welchen von den Aldanoiden haben sie auf ihr Schiff geholt?”, wollte der Captain wissen. Alicia gab einen Laut der Überraschung von sich, als sie die Anzeigen an ihrer Station sah. Mit gerunzelter Stirn blickte sie wieder auf. „Sie haben nur Ihr Double zu sich herübergeholt, Captain.”, sagte sie mit fester Stimme. Alle Anwesenden sahen Sundrak erwartungsvoll an. Der hünenhafte Kommandant erhob sich aus seinen Kommandosessel und trat an den großen Bildschirm, auf dem er das fremde Schiff sehen konnte. Mehrfach ließ er die Darstellung vergrößern. Nachdenklich betrachtete Sundrak das Bild. Je länger er das fremde Schiff ansah, umso mehr fragte er sich, ob es tatsächlich ein Raumschiff der Šakūra war. Der dunkelhaarige Kommandant war nur froh, dass er den Befehl an seine Ingenieure erteilt hatte, sein Double die Parameter einer zurückhaltenden und leicht einzuschüchternden Person einzuprogrammieren. Somit lag das Überraschungsmoment immer noch auf seiner Seite.

Sundrak wusste nicht, wie ihm geschah, als er auf einem Bett auf dem Demetanerschiff erwachte. Die orangehäutige Frau mit der entenschnabelförmigen Nase, die ihn anschaute, konnte er auch nicht einordnen. Seinen Aufstehversuch vereitelte Merin mit den Worten: „Entspannen Sie sich. Ich kann mir denken, dass Sie sich unwohl fühlen. Aber Ihre telepathischen Fähigkeiten kehren bald zurück. Spätestens dann, wenn Ihr Körper mit den Abbauprodukten unserer Discrapula fertig ist. Ich habe Ihre Biochemie verändert. Diese Fähigkeit haben wir. Übrigens, ich bin Sea Merin Inaris und Sie sind auf der Demetana, meinem Schiff. Fühlen Sie sich wie zu Hause. Die Absenkung Ihrer zellaren Peptide haben Sie auch mir persönlich zu verdanken.” Sundrak schluckte. Dann sagte er: „Warum sprechen Sie so gutes Englisch?” „Während Sie in Stasis waren, haben wir den Rechner Ihres Schiffes angezapft. Deshalb habe ich die Amtssprache der Föderation drauf.” erklärte Merin. „Ach, wo sind meine Manieren?” Mit diesen Worten drehte sich Merin zum Replikator und ließ sich etwas replizieren, das im ersten Moment wie eine handgroße Kaffeebohne aussah. Außerdem bestellte sie zwei Tassen mit heißem Wasser und ein Stofftuch. Aus einem Schrankfach holte sie eine filigrane Zange mit zwei Schaufeln und ein Kneifwerkzeug. Damit kniff sie die Bohne in der Mitte durch und quetschte ihren Inhalt mit der Zange in das Tuch. Dann ließ sie es einige Minuten in jeder Wassertasse. Sundrak, dem sie eines der Gefäße reichte, fand, dass das Getränk im Geschmack an terranisches Marzipan erinnerte, das er erst kürzlich kennen gelernt hatte.

Merin überging seine Frage nach dem Grund, aus dem sie sich in diesem Raum so gut auskannte. Sie zog es vor, ihm nicht zu sagen, dass er sich in ihrem Quartier befand. Sie dachte nämlich, dieser Umstand könnte ihn erschrecken.

„Kommen wir zur Sache.”, sagte sie nüchtern, während sie auf den immer noch geschwächt vor ihr liegenden Sundrak herabblickte. „Sicherlich interessiert Sie, warum wir Sie entführt haben. Nun, Der Krieg, den Sie beenden wollen, hat meinen Planeten leider in Mitleidenschaft gezogen. Ständig landen Trümmer in unseren Vorgärten. Oh, ich weiß, die Klingonen und Zadorianer beschießen uns nicht absichtlich. Aber seien wir doch ehrlich. Bisher sind Sie kein Stück mit den Verhandlungen vorangekommen. Sie sehen das Offensichtliche nicht. Sie denken, es gehe ihnen um Gebietsansprüche? Nein, Beide sind kriegerische Völker. Und was wollen Krieger?” Eine Weile lang geschah gar nichts. Merin wurde schließlich ungeduldig. Sie griff Sundraks Schultern und schrie: „Kämpfen, verdammt! Sie wollen kämpfen.” Angesichts ihrer barschen Reaktion wich Sundrak zurück. Er bekam zwar langsam seine geistigen Fähigkeiten zurück, glaubte aber nicht ganz, was er in Merins Gedanken las. Diese schien das zu bemerken und erklärte, während sie ihn los ließ: „Das geht allen so. Das liegt an unserem Ruf. Wir Demetaner sind als einerseits freundliche aber andererseits auch sehr hinterlistige Wesen bekannt. Man weiß bei uns nie so genau, woran man ist. Selbst die meisten Telepathen glauben nicht, was sie in unseren Gedanken lesen. Aber dann können wir ihnen auch nicht helfen. Böse Zungen nennen uns sogar die Schlangen des Universums. Aber keine Angst, diesen Wesenszug wenden wir nur zu unserer Verteidigung an.” Dabei grinste sie zynisch.

„Ganz schön fies.”, flüsterte Sundrak. „Das nehme ich als Kompliment.”, erwiderte Merin und fügte hinzu: „Ich sagte bereits, dass sie kämpfen wollen. Das sollen sie auch, aber bitte unter kontrollierten Umständen und weit weg von bewohnten Planeten.” Sundrak horchte auf. „Was meinen Sie damit?” Merin zog ihn auf die Beine und hinter sich her zum Maschinenraum, wo bereits die informierte Ragidis auf die beiden wartete. „Was machen das Virus und die externen Atmosphäregeneratoren.”, fragte Merin. „Fertig, Sea.”, antwortete die Angesprochene knapp. „Beides.”, vergewisserte sich Merin. „Beides.”, wiederholte Ragidis grinsend.

„Wozu benötigt die Demetana externe Atmosphäregeneratoren.”, wollte Sundrak wissen, als Merin ihn mit zur Brücke nahm. „Geduld.”, entgegnete sie.

„Ins Kriegsgebiet, Saron.”, befahl Merin dem Flugoffizier. „Und du, Yarin.”, wandte sie sich an die Waffenoffizierin: „Du suchst uns zwei schön miteinander im Clinch liegende Schiffe.” Beide nickten und führten Merins Befehle aus.

„Das fremde Schiff ist gerade auf Warp gegangen, Sir.”, meldete Lomādo, „Sollen wir die Verfolgung aufnehmen?” „Ja, Mr. Nolezoto, wir heften uns ihre Fersen.”, antwortete Sundrak und nahm wieder auf in seinem Kommandosessel Platz, „Und das alte Mädchen nehmen mithilfe des Traktorstrahls mit.” „Alle Waffensysteme sind immer noch feuerbereit.”, informierte Alicia die Anwesenden auf der Brücke, „Alle Schilde, Phasenschilde und auch die Hüllenpanzerung sind ebenfalls auf hundert Prozent, Sir.” „Das ist gut, auch wenn das momentan nicht erforderlich ist. Trotzdem behalten wir den Status weiterhin bei, Lieutenant Kent.”, sagte der Captain entschieden, „Wir bleiben unseren Freunden auf den Fersen. Wir selbst bleiben getarnt. Nur unseren Lockvogel sollen sie sehen können.”

„Wir holen auf.”, meldete Simdu, nachdem die Concordia auf Warp gegangen war, „Sehr schnell sind die ja nicht gerade.” „Ich frage mich nur, was sie mit unserem Aldanoiden vorhaben.”, meinte Counselor Ītaku, „Ich habe bei der Sache ein etwas mulmiges Gefühl, Captain.” Dieser nickte. „Ja, Counselor, da haben Sie Recht.”, antwortete er nachdenklich, „Dasselbe Gefühl habe ich auch. Das ist nicht die typische Vorgehensweise der Šakūra. Wer da auch immer an Bord sein mag. Sie scheinen keine Šakūristen zu sein.” „Wenn das keine Šakūristen sind.”, meinte Dāmala nachdenklich und schaute dabei auf den großen Bildschirm, „Wer sind sie und was wollen die von uns?” „Die Fragen habe ich mir auch schon gestellt, Counselor Ītaku.”, antwortete Sundrak, „Und ich denke, dass wir zu gegebener Zeit die entsprechenden Antworten erhalten werden.”

Sundrak rätselte lange, wozu seine Entführerin wohl die externen Atmosphäregeneratoren brauchen könnte. Die ganze Zeit hatte Merin ihm erlaubt, bei ihr auf der Brücke zu bleiben. Dann meldete Yarin die Sichtung eines klingonischen Schlachtkreuzers und eines zadorianischen Schiffes, die sich bekämpften. „Bring uns dazwischen, Saron.”, befahl Merin ihrem Piloten. „Soll ich die Schilde hochfahren, Sea.”, erkundigte sich Yarin. „Nein.”, antwortete Merin. Sie betätigte die Sprechanlage und befahl Ragidis, die externen Atmosphäregeneratoren in Betrieb zu nehmen. „Stell uns jetzt schön schräg.”, wendete sie sich danach an Saron.

Schweigend beobachteten Sundrak und seine Brückencrew auf der echten USS Concordia die Szenerie auf dem großen Bildschirm. „Was machen die da?”, fragte Alicia, „Warum platzieren die sich gerade zwischen den klingonischen und zadorianischen Kriegschiffen?”

„Was ich mal gerne wissen möchte ist, was das für eigenartige Vorrichtungen an der Außenhülle ihres Schiffes sind, die sie da angebracht haben.”, gestand Tigu, „Waffen scheinen das jedenfalls nicht zu sein.” „Das glaube ich auch nicht, Mr. Nazaloth.”, antwortete Alicia ernst und betrachtete wie alle anderen auf der Brücke den großen Schirm, „Wahrscheinlich versorgen sie ihre Deflektoren mit Energie, würde ich sagen.” „Energieversorgung mit Außenbordgeneratoren?”, erwiderte Tērul, „Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, Lieutenant Kent.” „Egal, was es auch ist.”, ließ sich Sundrak vernehmen, „Auf jeden Fall scheinen sie die Absicht zu haben, diese Vorrichtungen in den nächsten Augenblicken zu benutzen.” Schweigend setzten Sundrak und seine Brückencrew die Beobachtung jener Szenerie auf dem Bildschirm fort.

Sundrak, den sie angewiesen hatte, neben ihr Platz zu nehmen, drückte ihre Hand sehr fest. „Keine Angst, mein Freund.”, beruhigte Merin den aufgebrachten Aldaner. „Die werden gleich ihr Blaues Wunder erleben.” Tatsächlich prallten alle Torpedos von der externen Atmosphäre der Demetana ab. Ähnliches geschah mit Phaserfeuer. Saron passte die Schräglage des Schiffes immer wieder den Flugbewegungen der anderen Schiffe an. Dadurch verhinderte er, dass doch noch eine Waffe grade auftreffen und die Atmosphäre durchdringen konnte. Die zurückprallenden Torpedos eierten entweder irritiert durch den Weltraum oder kamen mit lautem Getöse auf die abfeuernden Schiffe zurück. „Sehen Sie, Captain Sundrak.”, fragte Merin. „Sie schlagen sich quasi mit ihren eigenen Waffen.” Sundrak nickte verblüfft.

„Die Klingonen und Zadorianer nehmen das fremde Schiff unter Beschuss, Captain.”, meldete die Terranerin von ihrer Station aus, „Sollen wir eingreifen?” „Nein, Lieutenant Kent.”, erwiderte Sundrak mit ausdrucksloser Miene, „Wir werden uns weiterhin bedeckt halten und weiter beobachten.” „Aber Sir.”, wandte Alicia ein, „Diese Fremden haben immerhin einen unserer Aldanoiden auf ihr Schiff entführt. Wer weiß, was sie mit ihm alles anstellen.” Der Captain blieb bei seiner Entscheidung. „Wir werden uns weiter mit der Rolle des stillen Beobachters zufrieden geben.”, sagte er, „Wenn es soweit ist, werden wir handeln.” „Ich bin gespannt, was das werden soll, was die da machen.”, gestand Lomādo, während er wie alle anderen ebenfalls die Szene auf dem Bildschirm mitverfolgte. „Da sind Sie nicht der einzige, Mr. Nolezoto.”, antwortete der Chefingenieur, „Das möchte ich auch gern wissen, was die vorhaben.”

„Die zadorianische Prätora ruft uns, Sea.”, meldete Saron. „Stell durch.”, erwiderte Merin fast gelangweilt. „Ich bin Prätora Shanara.”, stellte sich die Zadorianerin vor. „Ihre Schilde sind offensichtlich offline, trotzdem vermögen wir ihr Schiff nicht zu beschädigen. Wie machen Sie das?” „Wird mein Geheimnis bleiben.”, sagte Merin. „Lassen Sie uns doch einfach miteinander kämpfen.”, mischte sich jetzt auch der Klingone ein.

„Die Zadorianer und die Klingonen haben das Feuer eingestellt.”, meldete Lomādo, „Wahrscheinlich sind sie in Kommkontakt getreten.” Sundrak beugte sich in seinem Kommandosessel etwas nach vorne, ohne seinen Blick von Schirm zu lassen. „Das ist wohl anzunehmen.”, antwortete der Captain der Concordia, „Immerhin haben die sich gerade bei den Klingonen und Zadorianern eingemischt.” „Ganz schön mutig, finde ich.”, meinte Alicia, „Immerhin riskieren die, in den klingonisch-zadorianischen Krieg mit hineingezogen werden.” „Egal, was sie damit für Absichten verfolgen.”, erwiderte Sundrak, „Weder die Klingonen noch die Zadorianer werden das so einfach hinnehmen und später auf sich beruhen lassen.” Schweigend verfolgten Sundrak und seine Crew auf der getarnten Concordia weiterhin das Geschehen auf dem großen Bildschirm.

Merin ließ einige Zeit verstreichen. Dann nahm sie das Gespräch wieder auf und sagte mit fester Stimme: „Schön, Sie wollen kämpfen.” „Ja.”, wiederholten beide. „Bis zum Ende.”, versicherte sich Merin. „Bis zum Ende.”, versicherten beide ohne zu ahnen, in welche Situation sie sich begeben hatten.

Merins letzter Satz hatte Ragidisses Computervirus aktiviert. Das spielte sich jetzt über die Com-Verbindung in die Computer der kämpfenden Schiffe und übernahm die Kontrolle über alle Systeme.

„Langsamer Rückwärtsflug, Saron.”, befahl Merin mit einem gemeinen Lachen.

„Die Klingonen und Zadorianer haben wieder das Feuer eröffnet, Sir.”, sagte Waffenoffizierin Kent, „Und die Fremden ziehen sich langsam von den beiden verfeindeten Schiffen zurück.” „Ich verstehe das Ganze noch nicht.”, gestand Lomādo, „Was soll das werden?” „Die Frage habe ich mir auch gerade gestellt, Mr. Nolezoto.”, antwortete der Captain nachdenklich, „Das wüsste ich auch ganz gerne.” Schweigend setzten die Offiziere auf der Brücke von der echten USS Concordia ihre Beobachtungen fort.

Nach einigen Stunden hatten sich die Schiffe gegenseitig schrottreif geschossen. Die Besatzungen dümpelten in Rettungskapseln dahin. Aber selbst die waren von dem Virus befallen und beschossen sich gegenseitig, bis sich der klingonische Captain an Merin wandte. „Bitte stoppen Sie dieses Virus. Es ist nicht sehr ehrenvoll in einer Rettungskapsel nach Hause zu treiben. Prätora Shanara ist meiner Meinung …”

Merin unterbrach ihn barsch: „Sie wollen diesen Krieg also beenden, Sie werden unseren Planeten heil lassen?” Der Klingone und die Zadorianerin aktivierten das Visocom ihrer Sprechgeräte und nickten zustimmend. Merin befahl Ragidis, das Virus von den Computern zu löschen.

„Sie haben erneut das Feuer eingestellt.”, bemerkte Simdu, „Ich möchte doch mal zu gern wissen, was die Fremden mit den Klingonen und Zadorianern gemacht haben.” Niemand antwortete dem Chefingenieur. Stattdessen beobachteten alle, wie sich das fremde Schiff weiter zurückzog und langsam abdrehte. Wenig später erreichte die Demetana Sundraks Lockvogel. „Was machen die jetzt?”, fragte die terranische Sicherheitschefin und Waffenoffizierin, „Wollen die etwa ein ähnliches Spiel mit unserem Lockvogel abziehen?” Das unbekannte Schiff blieb weiterhin an der Seite des kleinen Schiffes der Katunga-Klasse. Sundrak und seine Brückenoffiziere verfolgten wortlos weiterhin die Szene an dem großen Bildschirm.

Die Concordia lag längsseits, als Merin Sundrak persönlich zum Transporterraum begleitete. „Ich werde nichts von Ihnen erzählen dürfen.”, bedauerte Sundrak. „Es gab nun mal noch keinen Ersten Kontakt zwischen Ihrer Spezies und der Föderation. Die ist da sehr streng.” „Macht nichts.”, lächelte Merin zurück. „Wenn man sie fragt, wie der Krieg beendet wurde, wird Ihnen schon etwas einfallen.” Dann entschuldigte sie sich noch für Sundraks Entführung und ließ Ragidis ihn zurück auf sein Schiff beamen.

Auf der Brücke der Concordia ertönte ein kurzes Summen. Lomādo, Alicia und auch Simdu warfen jeweils einen Blick auf die Kontrolleinheiten ihrer Stationen. „Sie haben ihn zurückgeschickt.”, konstatierte Alicia etwas überrascht, „Das verstehe ich nicht. Wieso haben sie ihn zurückgeschickt? Sowas macht die Šakūra doch sonst nicht.” „Weil die Leute an Bord definitiv keine Šakūristen sind, Lieutenant Kent.”, antwortete der Chefingenieur bestimmt und sah dabei auf den Monitor, „Wer sie auch immer sein mögen. Sie gehören jedenfalls nicht zur Šakūra. Sonst hätten sie ihn nicht wieder gehen lassen.” „Das fremde Schiff dreht ab, Sir.”, meldete Lomādo, „Sollen wir die Verfolgung aufnehmen?” Der Blick des Kommandanten war starr auf den Schirm gerichtet, auf dem das unbekannte Schiff immer noch gut zu erkennen war, das sich langsam entfernte.

„Ja, Mr. Nolezoto, nehmen Sie die Verfolgung auf, aber wir bleiben weiterhin getarnt.”, befahl er, „Sie dürfen auf gar keinen Fall wissen, dass wir ihnen folgen. Beamen Sie sofort den Aldanoiden zu uns an Bord, Mr. Kalvan, und zwar direkt auf die Brücke. Ich möchte wissen, was sie mit meinem Double gemacht haben, als sie ihn an Bord ihres Schiffes holten.” Kurz darauf materialisierte sich der Aldanoid auf der Brücke, der Sundraks Ebenbild war. Sofort begann der Chefingenieur die Kopie des Captains mit einem Tricorder zu untersuchen.

„Ich werde das gesamte Protokoll runterladen und direkt auf den Schirm legen, solange es noch geht.”, sagte Simdu, „Anscheinend haben die Fremden unseren guten alten Captain ein Mittel verabreicht, dass die Naniten in dem Aldanoiden bereits zum Teil neutralisiert haben. Die chemische Zusammensetzung wird gerade von den Naniten an meinem Tricorder übermittelt. Anscheinend ist es eine Art Medikament. In Kürze kann ich Ihnen das Ergebnis mitteilen, Sir.” „Machen Sie das.”, erwiderte Sundrak, der immer noch in seinem Kommandosessel saß und Simdu aufmerksam dabei beobachtete, wie er ein paar Einstellungen am Tricorder eintippte, „Ich will alles wissen, was sie gemacht haben.”

Es dauerte nicht lange, bis der Chefingenieur fertig war. „Wir sind soweit, Captain.”, sagte Kalvan mit ernster Miene, „Das Medikament ist ein zellarer Peptidsenker, also eine Art Telepathie-Blocker, der bei Betazoiden, Vulkaniern und anderen Spezies eingesetzt wird, damit sie ihre telepathischen Fähigkeiten nicht nutzen können. Wir können jetzt zu jeder Zeit die Aufzeichnung ansehen, Sir.” „Danke, Mr. Kalvan. Dann fangen Sie mal mit dem Abspielen der Aufzeichnung an!”, befahl Sundrak, „Wir wollen doch mal sehen, wer unseren guten alten Aldanoiden entführt und ihn dann wieder zurückgebeamt hat.” Im nächsten Augenblick erschien bereits das erste Sequenz auf dem Schirm. Gebannt sahen die Anwesenden auf den Bildschirm.

Nachdem die Aufzeichnung an jener Stelle angelangt war, in der Sundraks Ebenbild wieder von den Fremden zurückgeschickt wurde, ließ der Captain sie anhalten. Auf der Brücke war es still geworden und die Anwesenden sahen alle Sundrak erwartungsvoll an. Langsam erhob er sich aus dem Kommandosessel und betrachtete nachdenklich den Monitor, auf dem der Transporterraum des kleinen aldanischen Schiffes, das als Lockvogel für die Šakūra dienen sollte, nun wieder zu sehen war. Sundrak runzelte die Stirn, als ihm eine Idee in den Sinn kam. Sofort erteilte er seinen Offizieren auf der Brücke verschiedene Befehle, die von allen rasch ausgeführt wurde.

 

Abschlusshinweise zum Kapitel:

keine

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