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Hinweise zum Kapitel:

keine

„Haben Sie inzwischen etwas herausgefunden?”, erkundigte sich Sundrak, der fast lautlos zu der Sicherheitschefin und dem Chefingenieur an der technischen Station getreten war. Alicia wandte sich um und sah den hünenhaften Kommandanten an. „Nein, Captain.”, antwortete sie, „Bis jetzt haben wir von Commander Tārušin noch kein Lebenszeichen gefunden. Aber es dauert nicht mehr lange, bis die Sonden die gesamte Oberfläche des Mondes vollständig abgetastet haben. Dann wissen wir mehr.” Wenig später gab Kalvan einen Laut des Erstaunens von sich. „Das ist ja merkwürdig.”, sagte der Chefingenieur fassungslos, „Die Sonden haben ihre Aufgabe soeben abgeschlossen. Laut den Daten von den Sonden befindet sich Commander Tārušin nicht auf Bīlat.” Der dunkelhaarige Kommandant trat einen kleinen Schritt näher und sah die beiden ernst an. „Dann lassen Sie die Sonden noch mal die Planetenoberfläche scannen.”, befahl er, „Und wenn das Ergebnis wieder dasselbe ist, dann starten Sie ein Diagnoseprogramm in den Sonden, Mr. Kalvan. Sobald Sie damit fertig, starten Sie die Suche nach Commander Tārušin erneut.” Der Chefingenieur salutierte. „Aye, aye, Sir!”, sagte Simdu und wandte sich wieder der technischen Station zu.

Wenig später saß Sundrak im Bereitschaftsraum hinter seinem Schreibtisch. Er seufzte, als das Interkom summte. Sofort aktivierte er das Gerät und Nolezotos Gesicht erschien auf dem Schirm. „Soeben wurden die letzten Nangu an Bord gebeamt und in ihre Quartiere gebracht, Sir.”, verkündete Lomādo, „Die Kraftfelder sind auch schon aktiviert, damit sie die Sektion des Decks mit ihren Quartieren nicht verlassen können.” „Gut.”, antwortete der hünenhafte Kommandant, „Dann bringen Sie doch bitte den Elysianer und diesen großen Nangu, wenn ich das richtig verstanden habe, heißt er Lundus, in den Konferenzraum.” Der Navigator und Steuermann nickte. „Aye, aye, Captain.”, sagte er, „Wird sofort erledigt.” Dann verschwand das Gesicht Nolezotos auf dem Schirm.

Entschlossen stand Sundrak hinter seinem Schreibtisch auf und verließ den Raum. Unterwegs zum Konferenzraum bat er auf mentalem Wege Botschafter Ibāmu Dēlus, sich zusammen mit den anderen Delegierten der Aldanischen Allianz, ebenfalls in den Konferenzraum zu kommen, um zusammen mit dem Elysianer Tolim Nuy und dem Nangu Lundus zu sprechen. Der Captain der Concordia betrat den Konferenzraum als erster. Als Sundrak gerade in einen der Sessel Platz nahm, betraten die Delegierten den Raum. Nachdem alle saßen, erhob Sundrak seine Stimme.

„Ich habe Sie hergebeten, weil ich mir so schnell wie möglich Antworten von Mr. Nuy und Mr. Lundus erhoffe.”, begann der dunkelhaarige Kommandant mit fester Stimme, „Bis jetzt wissen wir nicht wirklich, warum die Nangu und vor allen Dingen auch noch ein Elysianer, auch wenn dieser momentan allein zu sein scheint, sich auf dem Mond Bīlat aufhielten.” Sundrak sah die Delegierten ernst an, als er fortfuhr. „Im Moment sehe ich das so, dass wir nichts ausschließen können, was die Sicherheit unseres Volkes gefährden könnte.”, sagte er, „Mit Mr. Tolim Nuy ist zum ersten Mal nach sehr langer Zeit wieder einmal ein Elysianer in das Hoheitsgebiet der Aldanischen Allianz eingedrungen. Ich habe ihnen gegenüber zwar gesagt, dass sie an Bord der Concordia unsere Gäste sind, aber wir dürfen nichtsdestotrotz keine Risiken eingehen. Deshalb schlage ich Ihnen vor, mit den beiden so schnell wie möglich ein ausführliches Gespräch zu führen. Allerdings möchte ich an dieser Stelle betonen, dass dies keine Anhörung sein soll. Aber wir müssen klären, warum sie wirklich hier sind.” Erwartungsvoll sah Sundrak Dēlus und die Mitglieder seines Diplomatenteams nacheinander an. Dieser nickte. „Ich teile Ihre Ansicht, Captain.”, gestand Ibāmu, „Auch ich bin der Meinung, dass wir am besten sofort mit Mr. Nuy und Mr. Lundus sprechen sollten und ich hoffe, dass sie so aufrichtig sind, uns die Wahrheit zu sagen.” Das zustimmende Murmeln der Anwesenden erstarb, als Mr. Nuy und Lundus in Begleitung von mehreren Aldanoiden den Raum betraten.

Nachdem der Elysianer und der Nangu sich ebenfalls an den Tisch gesetzt hatten, ergriff Captain Sundrak mit ausdrucksloser Miene das Wort. „Ich komme direkt zur Sache, Mr. Nuy.”, begann Sundrak im neutralen Tonfall, „Weshalb sind Sie zusammen mit den Nangu in die Aldanische Allianz geflüchtet und haben sich mit ihnen auf den Mond Bīlat versteckt?” Alle sahen erwartungsvoll den Elysianer an, der regungslos in seinem Sessel saß. „Damit ich Ihre Frage beantworten kann, muss ich etwas weiter ausholen.”, erwiderte Tolim ruhig, während Lundus leise einen undefinierbaren Laut von sich gab, „Und am besten beantworte ich sie mit einer Gegenfrage, Captain. Haben Sie jemals von einem Pytronstrahler gehört?” Der Elysianer vergewisserte sich, ob ihm auch alle Anwesenden in dem Raum zuhörten und sah deshalb jeden nacheinander an. Sundrak verneinte. „Also gut.”, antwortete Nuy, „Dann werde ich Ihnen allen hier mal erklären, was das ist.”

„Also der Pytronstrahler ist eine Art Kanone, mit der man in kürzester Zeit richtige Gänge in den Erdboden treiben kann. Ihr hochenergischer Strahl vaporisiert alles, auf was er trifft. Man könnte das Gerät sogar für eine Art Superwaffe halten, aber dafür ist sie wegen des sehr hohen Energieverbrauchs nicht geeignet.”, erklärte der Wissenschaftler sachlich, „Der Pytronstrahler kann zum Beispiel im Bergbau oder zum Ausheben von Tunneln verwendet werden. Man würde sehr viel Zeit und vor allen Dingen auch sehr viel Geld sparen, wenn man in kürzester Zeit möglichst weite und tiefe Schächte ausheben kann, um an die tief in der Erdkruste befindlichen Ressourcen heranzukommen, die man so sonst niemals erreichen kann.”

„Das ist zwar alles schön und gut, Mr. Nuy.”, unterbrach der Botschafter den Elysianer, „Aber damit haben Sie uns immer noch nicht erklärt, warum Sie sich zusammen mit ihren Begleitern eigentlich auf Bīlat versteckt haben.” „Wissen Sie, die elysianische Gesellschaft ist in Kasten eingeteilt. Um ganz genau zu sein, sind es drei Kasten, die man bei uns unterscheidet. Da gibt es zu einem die Arbeiterkaste, die Militärkaste, oder auch Kriegerkaste genannt, und die Religionskaste.”, fuhr Tolim fort, „Ich bin Wissenschaftler und gehöre deshalb zur Arbeiterkaste.” „Und was hat das mit Ihrer Flucht nach Bīlat zu tun?”, wollte Matna Gīlan wissen. Der Elysianer atmete tief durch, bevor er der jungen Aldanerin antwortete. „Das ist ganz einfach, meine Liebe.”, erwiderte Tolim, „Der Pytronstrahler ist eine Erfindung von meinem Partner und mir. Es hat über acht Jahre gedauert, bis wir den ersten Prototypen bauen konnten. Irgendwann hat jemand von der Kriegerkaste von unserer Erfindung Wind bekommen und seit dem versucht das Militär an die Pläne und den Prototypen zu kommen. Zuerst zogen mein Partner und ich uns mitsamt dem vollständigen Labor auf einen anderen Planeten um, wo wir hofften, in Zukunft ungestört weiterarbeiten zu können. Aber leider hielt diese Ruhe nicht sehr lange, bis wieder jemand von der Kriegerkaste in unserer Nähe auftauchte.” „Ich hatte den Krieger als erster entdeckt und warnte daher sofort Mr. Nuy und sein Team.”, warf Lundus ein, „Und schlug ihnen auch vor, ihre Arbeit auf der Heimatwelt der Nangu fortzusetzen, wo sie meiner Auffassung nach sicher wären, was Kushuk Nuy und sein Partner sofort dankbar annahmen.” „Und so zogen Sie mit dem gesamten Equipment auf die Heimatwelt der Nangu um.”, schlussfolgerte Sundrak. Tolim und Lundus bejahten unisono. „Bestimmt hatte es nicht sehr lange gedauert, bis man Sie bei den Nangu aufspürte.”, meinte Dēlus ernst, „Und Sie entschlossen sich kurzerhand nach Bīlat in die Aldanische Allianz zu flüchten, um endgültig vor dem Zugriff des elysianischen Militärs sicher zu sein.” Wieder bejahten der Elysianer und der große Nangu. „Ich verstehe.”, sagte Sundrak, „Und wo befindet sich das Labor mit Ihrer Erfindung jetzt?” „Zurzeit befinden sich sowohl die Konstruktionspläne als auch der Prototyp auf der Heimatwelt der Nangu.”, gab Nuy zu, „Mein Partner wollte mitsamt der Pläne und dem Prototypen nachkommen, sobald er ihn demontiert hat.” „Aber er ist bis heute nicht aufgetaucht.”, schlussfolgerte der Captain. „Nein.”, gab der Elysianer zu, „Eigentlich hätte er heute mit einigen weiteren Nangu hier längst eintreffen müssen, denn er ist mit den anderen bereits seit mehreren Stunden überfällig, dass heißt, wenn wir uns überhaupt noch im Orbit von Bīlat befinden.” Sundrak nickte.

„Wir befinden uns nach wie vor in einer höheren Umlaufbahn von Bīlat.”, erwiderte der hünenhafte Kommandant ruhig. „Dann muss etwas passiert sein.”, konstatierte Tolim besorgt, „Mein Partner war immer zuverlässig, wenn es um solche Dinge ging. Unpünktlichkeit oder jemanden versetzen ist absolut nicht seine Art, obwohl er mitunter ziemlich zerstreut ist.” Der Captain sah den Elysianer direkt in die Augen, als er antwortete. „Ich befürchte, Mr. Nuy, ich habe eine sehr schlechte Nachricht für Sie.”, begann er, als er auch schon abrupt mit einer ungeduldigen Frage von Tolim unterbrochen wurde. „Was ist passiert?”, wollte der elysianische Wissenschaftler wissen, der nichts Gutes ahnte, „Sagen Sie es mir, Captain. Ich kann die Wahrheit verkraften!” Sundrak richtete sich in seinem Sessel auf.

„Ich befürchte, Ihr Partner und seine Begleiter sind bereits tot, Mr. Nuy.”, berichtete der dunkelhaarige Captain und sah Tolim und Lundus ernst an. „Woher wissen Sie das?”, erkundigte sich der große Nangu. Botschafter Dēlus ergriff das Wort, als die beiden Sundrak finster ansahen. „Wir haben vor kurzem einen Notruf von einen Nangu-Schiff erhalten, das angegriffen wurde.”, sagte der Diplomat, „Sie waren gerade unterwegs zur elysianisch-aldanischen Grenze, als ihr Schiff zerstört wurde. Wer das getan hat, wissen wir nicht. Fest steht nur, dass es leider keine Überlebenden gibt. Es tut mir Leid.” „Captain Sundrak wollte sogar mit der Concordia in das Elysianische Imperium fliegen, um ihnen zu helfen, aber es war bereits zu spät.”, fuhr Ibāmu fort, „Das Schiff wurde zerstört, bevor die Concordia die Grenze erreichen konnte. Wir hatten keine Chance, ihnen irgendwie zu helfen.” Sekundenlang herrschte absolute Stille im Konferenzraum. Alle sahen Tolim und Lundus an. Der große Nangu stieß einen Fluch aus. Nach einigen Momenten erhob sich der Elysianer aus dem Sessel und trat ans Fenster. Er gab einen tiefen Seufzer von sich. Lundus stand ebenfalls auf und trat zu ihm. Behutsam legte der treue Gefährte seine Klaue auf die Schulter des Elysianers, der sich aber nicht rührte. Langsam schüttelte er mit dem Kopf und wandte sich wieder den Aldanern zu, die ihn wortlos beobachteten. „Dann bedeutet das jetzt, dass unser Militär nun unseren Prototypen und auch die Konstruktionspläne hat, um weitere Pytronstrahler zu bauen.”, sagte er so leise, dass ihn die Anwesenden kaum verstehen konnten, „Damit haben sie jetzt gewonnen und können ab heute ihre Superwaffe bauen. Sie haben jetzt alles, was sie dafür brauchen. Ich kann’s kaum glauben.” „Wenn euer Partner wirklich an Bord des Schiffes war, das innerhalb des elysianischen Imperiums zerstört wurde, dann wird das elysianische Militär nun nach Ihnen suchen, Mr. Nuy.”, gab Sundrak ernst zu Bedenken, „Sie sind nach wie vor in Gefahr, denn die brauchen mit Sicherheit jemanden, der weiß, wie man dieses Gerät bauen kann und seine ganzen Funktionen kennt.” Tolim nickte. „Ja, da haben Sie Recht.”, antwortete der Elysianer, dem bereits eine Idee in den Sinn kam, „Aber die werden mich nicht bekommen, wenn ich weiß, wo ich hinflüchten kann. Dann kann ich meine Arbeit fortsetzen, ohne Angst haben zu müssen, dass die Schergen unseres Militärs immer noch hinter mir her sind. Sie dürfen mich auf gar keinen Fall zu fassen kriegen, sonst ist alles verloren.” Tolim wandte sich nun direkt an den Botschafter, der den Blick gelassen erwiderte. „Herr Botschafter, Captain Sundrak.”, begann er und warf dabei einen kurzen Blick Lundus zu, der sich nun zu Nuy gesellte, „Ich beantrage hiermit für die Nangu, die hier an Bord sind, und für mich Asyl!”

Kalvan stieß einen leisen Fluch aus, als er das Ergebnis der Systemanalyse auf dem Bildschirm sah. Fassungslos schüttelte mit dem Kopf. „Was ist los?”, wollte Alicia wissen, die hinter dem Chefingenieur stand, „Hat das Programm schon wieder dasselbe Ergebnis geliefert?” Simdu wandte sich zu der Terranerin um und sah sie an. „Ja, leider.”, antwortete er frustriert, „So finden wir Commander Tārušin bestimmt nicht. Anscheinend sind die Sonden alle durch die Banken durch vollkommen intakt. Dann bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als die Tatsache zu akzeptieren, dass der Commander sich nicht mehr auf Bīlat aufhält.” „Aber wo soll sie denn hin verschwunden sein?”, meinte Simdu gefrustet, „Die kann sich doch nicht so einfach in Luft auflösen. Das gibt’s doch gar nicht!” Alicia trat einen kleinen Schritt zurück, ohne dabei den Blick vom Schirm zu lassen. „Wir werden wohl keine andere Wahl haben, als den Captain über die neuen Fakten informieren zu müssen.”, sagte sie, „So, wie die Dinge jetzt stehen, befindet sich Commander Tārušin definitiv nicht mehr auf Bīlat.”

Im Bereitschaftsraum lehnte sich Sundrak seufzend hinter dem Schreibtisch in seinem Sessel zurück. Inzwischen waren bereits mehrere Stunden vergangen und vor ihm lagen mittlerweile mehrere Pads sowie Datenkristalle auf dem Tisch, die Statusberichte von allen Decks enthielten. Müde nahm er einen weiteren Schluck Tee, der bereits kalt geworden war. Das hat uns gerade noch gefehlt!, dachte er frustriert und stellte dabei die Tasse wieder ab, Erst die gescheiterte Verhandlung zwischen den Klingonen und Zadorianern, aus dem ein ausgewachsener Krieg zwischen den beiden verfeindeten Völkern resultiert, dann verschwindet Commander Dilāna Tārušin einfach spurlos auf Bīlat und obendrein haben wir jetzt auch noch einen Elysianer an Bord, der bei Botschafter Dēlus für sich und seine Leute Asyl beantragt hat! Der dunkelhaarige Kommandant stand auf und trat ans Fenster. Zahlreiche Sterne sah er in der unendlichen Ferne des Alls glitzern. Doch auch dieser Anblick konnte den Captain der Concordia nicht wieder aufmuntern. Sundrak hatte das Gefühl, als würde alles, seitdem er das Kommando über die USS Concordia bekommen hatte, zum Scheitern verurteilt sein. Ich kann nur froh sein, dass ich nicht die Entscheidung bezüglich Nuys Antrag auf Asyl treffen muss!, dachte er und kehrte wieder an seinen Schreibtisch zurück, Botschafter Dēlus hat ihm zwar versichert, dass er seinen Antrag wohlwollend prüfen wird, aber letztendlich wird er nicht derjenige sein, der das endgültig zu entscheiden hat!

Dann nahm er zum wiederholten Male jenes Pad in die Hand, der den detaillierten Bericht über das mysteriöse Verschwinden der Ersten Offizierin enthielt. Sundrak wusste nicht mehr, wie oft er ihn schon durchgelesen hatte, aber für ihn stand eines definitiv fest: Die Rothaarige wäre niemals allein irgendwohin gegangen, ohne jemanden darüber zu informieren. Da war Sundrak sich sicher. Es muss also einen anderen Grund für ihr Verschwinden geben!, dachte der Captain der Concordia, Nur welchen? Der hünenhafte Kommandant wusste es nicht. Sind vielleicht die Nangu dafür verantwortlich?, sinnierte er weiter, Zumindest könnten sie etwas darüber wissen! Sundrak nahm einen weiteren Schluck Tee, als ihm ein Gedanke in den Sinn kam. Es war nur ein klitzekleiner Gedanke, der ihm durch den Kopf ging. Wie ein Ertrinkender griff er geistig danach. In diesem Augenblick wurde ihm klar, was er zu tun hatte und stand entschlossen auf. Mit raschen Schritten verließ er den Bereitschaftsraum.

Die uniformierten Aldanoiden blickten sofort auf und salutierten pflichtgemäß, als Sundrak die abgeschirmte Sektion des Schiffes betrat, auf dem die Nangu und der Elysianer untergebracht waren. „Ich muss unbedingt zu Mr. Nuy.”, sagte der Captain, „Folgen Sie mir.” Sofort folgten ihm die die Gestalten, ohne etwas zu sagen. Vor dem Quartier, in dem der Elysianer untergebracht war, blieben sie stehen und der dunkelhaarige Kommandant betätigte den Summer.

Tolim stand sofort auf, als Captain Sundrak in Begleitung der Aldanoiden den Raum betrat. „Captain.”, sagte der Elysianer, als Sundrak mit seinem Gefolge den Raum betrat, „Es freut mich, dass Sie mich in meiner bescheidenen Zelle auch mal besuchen kommen. Ich hätte nie gedacht, dass die aldanischen Gefängniszellen an Bord eines Raumschiffes so komfortabel sind.” Sundrak war in der Mitte des Raumes stehen geblieben und sah Nuy wortlos aber ernst an. Dieser erwiderte den Blick. „Das sollte ein Scherz meinerseits sein, Captain.”, versicherte er Sundrak, als dieser ihn immer noch schweigend musterte. „Es wundert mich ein wenig, dass Sie immer noch Humor haben, wenn man bedenkt, in welchen Schwierigkeiten Sie stecken, Mr. Nuy.”, antwortete der Captain trocken, „Ich weiß nicht, ob ich ihn in Anbetracht der Situation an Ihrer Stelle noch hätte.” Der Elysianer deutete mit einer Hand auf das leere Sofa und bat Sundrak, Platz zu nehmen. „Wissen Sie, Captain.”, erwiderte der elysianische Wissenschaftler, „Ich denke, dass Sie mich hier an Bord Ihres Schiffes nicht in einer Gefängniszelle nach Aldania Prime oder sonst wohin bringen, wo Ihr Volk auch immer seine Gefangenen unterzubringen pflegt, kann ich mich doch noch recht glücklich schätzen, dass es mir hier ganz gut geht. Aber ich denke, Captain, Sie sind zu mir gekommen, weil Sie mit mir über etwas Wichtiges reden wollen.” Der Kommandant setzte sich. „In der Tat.”, gestand dieser, ohne den Elysianer aus den Augen zu lassen, „Es gibt etwas, worüber ich mit Ihnen sprechen muss.” Tolim nahm gegenüber dem Captain der Concordia Platz.

„Ich nehme an, es geht dabei um Ihr verschollenes Crewmitglied.”, meinte Nuy, „Denn Sie vermuten, dass entweder die Nangu oder ich selber etwas damit zu tun haben könnten.” „Ist das denn der Fall, Mr. Nuy?”, wollte Sundrak wissen. Der Elysianer gab ein schwer zu definierendes Geräusch von sich, was den Captain an ein Lachen erinnerte. „Aber nicht doch, Captain.”, antwortete Tolim mit gespielter Empörung, „Sie beleidigen mich und meine Leute nahezu. Warum sollten wir das tun? Was hätten wir denn davon? Schließlich habe ich schon recht lange darauf gewartet, dass endlich mal ein aldanisches Schiff kommt, dass uns mitnehmen kann. Oder haben Sie schon vergessen, dass ich nach wie vor auf der Flucht vor den Schergen unseres Militärs bin und deshalb bei Ihnen und Botschafter Dēlus für meine Leute und für mich Asyl beantragt habe?” „Nein, das habe ich nicht.”, antwortete Sundrak mit fester Stimme, „Aber Sie müssen auch mich verstehen, Mr. Nuy. Immerhin ist seit einiger Zeit meine Erste Offizierin verschwunden, und die Nangu waren höchstwahrscheinlich die letzten, die sie noch gesehen haben könnten. Ich muss also jede Möglichkeit in Erwägung ziehen, um das aufzuklären.” „Ich verstehe Ihre Sorge um die junge Dame und ich kann Ihnen deshalb ruhig versichern, Captain, dass weder die Nangu noch ich damit etwas zu tun haben.”, gestand der Elysianer mit fester Stimme, „Liebend gerne würde ich Ihnen darauf mein Wort gegen, aber ich kann mir gut vorstellen, dass Ihnen das Wort eines Elysianers nicht die gleiche Bedeutung hat wie das eines Aldaners. Immerhin sind wir offiziell Feinde und wie soll man denn schon einen Feind vertrauen, der sein Wort gibt? Ich kann Ihnen nur eines versichern, wir haben mit der ganzen Sache nichts zu tun. Das schwöre ich, Captain.” Einen Augenblick lang sah Sundrak den gegenüber sitzenden Elysianer prüfend an, der sofort spürte, dass der aldanische Captain immer noch an seinen Worten zweifelte. „Es ist schwer, jemand etwas zu beweisen, wenn man es nicht kann.”, fuhr Tolim fort, „Aber ich kann Ihnen etwas geben, um Ihnen zu beweisen, dass ich durch und durch ein ehrenhafter Elysianer bin, der nur an seiner wissenschaftlichen Arbeit interessiert ist. Ich bin Kushuk Tolim Nuy, ein Wissenschaftler. Für mich sind Fakten das oberste Gebot und dazu gehört auch die Wahrheit, die an und für sich ebenfalls ein Faktum ist.” Der Elysianer holte mehrere kleine Datenkristalle aus seiner Gürteltasche und reichte sie dem Captain. Sundrak sah den Elysianer an. „Was ist das?”, fragte er, als er die kleinen Datenkristalle in seiner Hand betrachtete. „Das sind die Konstruktionspläne für den Pytronstrahler mit allen Forschungsergebnissen, die bisher vorliegen.”, antwortete der Elysianer mit Stolz in seiner Stimme, „Auch wenn mein Partner tot ist und die Originalpläne mitsamt dem Prototypen weg sind, kann ich unsere gemeinsame Forschungsarbeit fortsetzen. Ich habe die angefertigt, als wir das erste Mal vor dem Militär fliehen mussten. Ich gebe Ihnen die Kristalle, Captain Sundrak, weil ich Ihnen zeigen will, dass Sie mir vertrauen können. Weder die Nangu noch ich haben etwas mit dem Verschwinden Ihrer Ersten Offizierin zu tun. Sie können gerne zu jeder Zeit die Daten durchsehen, die sich auf den Kristallen befinden. Vielleicht fällt es Ihnen anschließend leichter, meinen Worten Glauben zu schenken. Außer meine Glaubwürdigkeit habe ich von jetzt an nichts mehr zu verlieren, denn das letzte, was ich noch habe, befindet sich auf den Kristallen in Ihrer Hand.” Sundrak sah den Elysianer nachdenklich an. Dann fasste er einen Entschluss. „Ihr Freund Lundus nannte Sie ‚Kushuk’.”, sagte er, „Was bedeutet das?” Tolim nickte. „‚Kushuk’ ist ein elysianisches Wort. Als Titel müsste man es mit ‚Doktor Professor’ in Ihre Sprache übersetzen, weil es mehr beinhaltet als nur ‚Professor’ und noch viel mehr als nur ‚Doktor’.”

Etwas später betrat Sundrak mit seinen aldanoiden Begleitern jenes Quartier, in dem der große Nangu Lundus untergebracht war. Die Reaktion auf Sundraks Auftauchen nahm der Nangu gelassen hin, denn er hatte schon die ganze Zeit über mit dem Erscheinen des Captains gerechnet. „Ich habe Sie schon erwartet, Captain.”, gestand Lundus, als Sundrak mit den Aldanoiden ins Zimmer trat. Der dunkelhaarige Aldaner sah den Nangu ernst an. „So?”, meinte Sundrak und zeigte ihm die Datenkristalle, die er in seiner Hand hielt, „Dann werden Sie sich auch bestimmt denken können, warum ich zu Ihnen komme.” Lundus sah sie und erkannte sie sofort. „Mein Herr hat Ihnen bereits alles anvertraut, was er noch hat und was er weiß.”, konstatierte der Nangu, „Diese Kristalle würde er niemals jemanden geben, dem er nicht vertraut. Deshalb werde ich Ihnen ebenso vertrauen, wie das mein Herr und Meister es getan hat. Sie werden von mir alles erfahren, was Sie wissen möchten, Captain.” „Sie sind Kushuk Nuy treu ergeben.”, konstatierte Sundrak. Lundus bejahte sofort. „Er war mit seinem Partner zusammen die einzigen Elysianer, die weder die Drakonianer noch die Nangu herablassend behandelten. Die beiden waren von Anfang an gegen die Politik, die die elysianische Regierung gegenüber den Nicht-Elysianern praktiziert, womit sie schon sehr von der elysianischen Gesellschaft geächtet wurden. Deshalb haben wir ihnen auch Zuflucht bei uns gewährt, solange wir das konnten.” „Hat sich denn das Verhältnis zwischen den Nangu und den Elysianern so dermaßen verschlechtert, seit dem sie die Nangu-Republik überfallen und annektiert haben?” Der Blick des großen dunklen Nangu verfinsterte sich und er gab ein wütendes Schnauben und Knurren von sich. „Wenn Sie wüssten, wie die Elysianer mit allen anderen umgehen, die keine Elysianer sind, würden Sie mir bestimmt nicht diese Frage stellen, Captain.”, erwiderte Lundus zornig und sah dabei Sundrak direkt an, „Alle Nicht-Elysianer haben sie im Laufe der letzten Jahrzehnte systematisch die Rechte beschnitten und zwar ganz massiv!” Die hellblauen Augen des Nangu glitzerten zornig. „Jeder Nangu, jeder Drakonianer, der es wagt, sich gegen einen Elysianer zu stellen, unabhängig davon, ob das mit Worten oder durch Taten geschieht, wird dafür hart bestraft und im Wiederholungsfall sogar mit dem Tod. Nicht selten werden sie auch dafür gefoltert, bevor die Elysianer ihre Opfer hinrichten.”

„Warum wehren sich die Nangu und die Drakonianer dann nicht dagegen?”, wollte Sundrak wissen, „Wäre es für die Drakonianer und den Nangu nicht logisch, sich miteinander zu verbünden, um gemeinsam gegen die Elysianer vorzugehen? Mit vereinten Kräften könnten beide Nationen ihr gemeinsames Joch der Unterdrückung und Tyrannei abstreifen. Schließlich haben die Elysianer euch und die Drakonianer überfallen und versklavt, wenn ich Ihre Aussage richtig verstehe.” Der Nangu schnaubte abermals zornig. „Das hätten wir bereits getan, wenn das möglich wäre. Aber dem ist leider nicht so. Die Elysianer haben unsere beide Reiche total entmilitarisiert.”, erklärte Lundus, „Kein Nangu und auch kein Drakonianer darf im Elysianischen Imperium Waffen besitzen oder gar tragen. Auch das Verkaufen von Waffen an Drakonianer und Nangu ist nicht erlaubt. Jeder, der gegen diese Vorschriften verstößt, wird dafür sofort mit dem Tode bestraft. Aber vorher dürfen die Todgeweihten dabei zusehen, wie die eigene Familie für das Vergehen ebenfalls hingerichtet wird. Allerdings wird der zum Tode Verurteilte dazu gezwungen, sie selbst umzubringen. Meistens werden die Angehörigen in solchen Fällen vorher ausgiebig gefoltert, bevor sie den Flammentod, oder auch einen anderen grausamen Tod, sterben dürfen.” Sundrak nickte.

„Ich verstehe.”, sagte der Captain der Concordia, „Deshalb flohen die ersten Nangu in die Aldanische Allianz.” „Ja, Captain.”, gestand Lundus, „Das ist der Grund. Wenn es möglich wäre, würden wahrscheinlich alle Drakonianer und Nangu vor der grausamen Tyrannei der Elysianer in die Aldanische Allianz flüchten, wenn sie könnten. Doch leider trauen sich das nur sehr wenige, weil darauf ebenfalls die Todesstrafe steht.” „Aber warum gerade zu uns?”, wollte Sundrak wissen, „Es gibt doch auch noch andere Staaten, wohin sie flüchten könnten.” „Nein, Captain.”, erwiderte Lundus, „Da irren Sie sich. Nur die Aldanische Allianz bietet uns ausreichend Schutz vor ihnen, weil Ihr Volk den Elysianern technisch ebenbürtig ist. Die Elysianer werden sich davor hüten, die Aldanische Allianz ohne weiteres anzugreifen. Dafür haben sie viel zu viel Angst. Immerhin haben sie die letzten vier Kriege gegen die Aldaner immer verloren.” Sundraks Miene blieb ausdruckslos.

Wenig später saß Sundrak wieder in seinem Bereitschaftsraum. Als er eine Tasse mit aldanischen Tee replizieren ließ, ertönte der Türsummer und kurz darauf betrat Botschafter Dēlus in Begleitung seiner Assistentin den Raum. Der Captain machte eine einladende Handbewegung und beide nahmen auf einem kleinen Sofa Platz. „Sie wollten uns sprechen, Captain?”, fragte Ibāmu, als Sundrak sich hinter seinem Schreibtisch setzte. „Ja, Herr Botschafter.”, antwortete er mit ernster Miene, „Ich habe eben gerade mit Kushuk Nuy und mit Lundus gesprochen und möchte Sie über den Inhalt der Gespräche informieren, bevor ich mit Admiral Kononga darüber unterrichten werde.” Ibāmu und Arāne sahen sich gegenseitig an. Ihnen war sofort klar, dass in diesem Moment wichtige Entscheidungen getroffen wurden.

Nach dem Gespräch mit Dēlus und Adakān, ließ Sundrak eine abhörsichere Kommverbindung mit Admiral Kononga herstellen. Es dauerte nicht lange, bis das Gesicht der Weißhaarigen auf dem Schirm erschien. Sundrak wählte die Worte mit großer Sorgfalt aus, als er zusammen mit dem Botschafter und seiner Assistentin, Kononga über die neuesten Entwicklungen informierte, die den dreien aufmerksam zuhörte. Ihr Gesicht blieb ausdruckslos, als der Captain ihr auch berichtete, dass sich in diesem Augenblick ein Elysianer an Bord der USS Concordia befand. Als Sundrak geendet hatte, fügte der Botschafter nur noch hinzu, dass Tolim Nuy für sich und seine Gefährten bei Captain Sundrak und ihn Asyl beantragt hatte. Einige Momente lang blieb es still. Nachdenklich zog Kononga ihre Stirn in Falten. Dann nickte sie. „Bringen Sie die Nangu und den Elysianer sofort nach Aldania Prime, Captain Sundrak.”, entschied sie, „Das hat jetzt oberste Priorität. Sie dürfen auf gar keinen Fall dem elysianischen Militär in die Hände fallen. Ich will selbst mit ihnen sprechen, um mir ein besseres Bild von der Lage im Elysianischen Imperium zu machen. Sobald Sie Kushuk Nuy und die Nangu hergebracht haben, können Sie zusammen mit dem Schiff, das Sie für Ihren Plan brauchen, aufbrechen und sich um die Šakūra kümmern.” Ohne ein weiteres Wort unterbrach die Weißhaarige die Verbindung. Nachdenklich blieben Arāne Adakān, Ibāmu Dēlus und Captain Sundrak in ihren Sesseln im Bereitschaftsraum sitzen.

Es vergangen mehrere Tage, bis die Concordia Aldania Prime erreichte und in eine höhere Umlaufbahn einschwenkte. Auf Sundraks Befehl hatte das aldanische Schiff der Dōran-Klasse die Strecke mit Höchstgeschwindigkeit zurückgelegt. Nur widerstrebend hatte er den Befehl für eine sofortige Rückkehr nach Aldania Prime erteilt. Viel lieber hätte er noch weiter nach der Ersten Offizierin Dilāna Tārušin auf Bīlat suchen lassen, die immer noch spurlos verschwunden war. Während des Fluges fertigte Sundrak einen ausführlichen Bericht über die vergangenen Ereignisse für das Raumflottenoberkommando an. Ferner nutzte Sundrak mehrmals die Gelegenheit, um mit Tolim Nuy und den Nangu zu sprechen. Es waren recht freundliche Gespräche zustande gekommen, die der Captain ebenfalls in seinem Bericht detailliert erwähnte. Bei einer dieser Gelegenheiten gab Sundrak auch die Datenkristalle dem Elysianer zurück.

Fast lautlos glitten die Türen zum Transporterraum auf. Sundrak betrat zusammen mit dem Botschafter sowie seinen Delegierten den Raum. Die Techniker an den Kontrollen sahen kurz auf und salutierten pflichtgemäß. Von mehreren Aldanoiden flankiert folgten ihnen die Nangu und der Elysianer, die direkt neben der Tür stehen blieben. Nuy trat als erster zu Captain Sundrak. Mit seinen obsidianschwarzen Augen sah der Elysianer den dunkelhaarigen Kommandanten an. „Tja, Captain, ich möchte mich sowohl im Namen der Nangu als auch in meinem eigenen für Ihre Gastfreundschaft bedanken.”, sagte er, „Jetzt ist es wohl soweit, Abschied zu nehmen. Ehrlich gesagt, hätte ich nie gedacht, dass ich mich mal auf einem aldanischen Raumschiff richtig wohlfühlen könnte und ich hoffe, das bald Zeiten anbrechen, in denen es normal ist, wenn sich Elysianer und Aldaner begegnen und dabei die Waffen grundsätzlich schweigen.” Der hünenhafte Kommandant nickte. „Ich bin mir sicher, dass diese Zeiten irgendwann einmal kommen werden, Kushuk Nuy.”, antwortete Sundrak und schritt mit ihm zusammen in Richtung der Plattformen, wo die beiden stehen blieben, „Botschafter Dēlus und seine Leute werden Sie und die Nangu begleiten, bis die Leute von Admiral Kononga Sie in Empfang nehmen. Aber erschrecken Sie nicht, weil die Herrschaften bewaffnet sind. Sie tun auch nur ihre Pflicht.”

Tolim trat als erster auf die Plattform. Lundus folgte dem Elysianer und stellte sich neben ihn. Weitere Nangu gesellten sich zu den beiden. Als letzte gesellte sich Matna Gīlan zu ihnen auf die Plattform. Kurz darauf wurden sie von dem Transporterstrahl erfasst und entmaterialisierten sich.

Nachdem Botschafter Ibāmu Dēlus und seine Assistentin Arāne Adakān als letzte die Plattform betraten, ergriff der Diplomat noch mal das Wort und sah dabei Sundrak unverwandt an. „Ehrlich gesagt, Tamušak Sundrak, hätte ich es nie für möglich gehalten, dass irgendwann einmal ein Elysianer in der Aldanischen Allianz Asyl beantragen würde.”, meinte er etwas nachdenklich, „Wir konnten zwar den Krieg zwischen den Klingonen und Zadorianern nicht verhindern, aber einen Elysianer, der mit seinen Leuten bei uns Asyl ersucht, ist doch auch schon was, oder?” Der Captain begann zu lächeln, was er in der letzten Zeit relativ selten getan hatte. „Wer weiß.”, sinnierte der Diplomat weiter, „Vielleicht wird es eines Tages zwischen Elysianern und Aldanern auch einen Friedensvertrag geben. Zu Wünschen wäre das jedenfalls. Kushuk Tolim Nuy ist das beste Beispiel dafür, dass es geht.” Sundrak nickte. „Ja, Herr Botschafter.”, pflichtete der Captain ihn lächelnd bei, „Da bin ich Ihrer Ansicht. Es müssten noch eine ganze Menge an Kushuk Tolim Nuys in der Galaxis geben. Dann wäre alles ein wenig einfacher und friedlicher.” „Ach, Captain.”, fügte Arāne noch schmunzelnd hinzu, „Sie sollten viel häufiger mal lächeln, anstatt immer so ernst zu schauen.” Sundrak nickte. „Wenn die Umstände es erlauben, dann gerne, Miss Adakān.”, erwiderte er. Wenig später waren die beiden Delegierten ebenfalls von dem Transporterstrahl erfasst worden und verschwanden in schimmernden Säulen.

Entschlossen trat Captain Sundrak ans Interkom und befahl Dr. Frank Tyler, die aldanische Heilerin Pambāta Tajhōri und Counselor Dāmala Ītaku, sofort im Transporterraum acht zu erscheinen. Es dauert nicht lange, bis die drei Crewmitglieder den Raum betraten und vor Sundrak stehen blieben. Fragend sahen sie ihn an. „Sie werden mit mir gemeinsam hinunter auf Aldania heruntergebeamt werden und mich in die Justizvollzugsanlage begleiten, wo wir gemeinsam die inhaftierten Šakūristen auf mentalem Wege verhören werden. Admiral Kononga wird ebenfalls zugegen sein und wartet deshalb schon auf uns.” Sofort traten die vier auf die Transporterplattform und verschwanden in bläulich schimmernden Lichtsäulen.

Erst nach mehreren Tagen kehrten sie wieder auf die USS Concordia zurück. Inzwischen stand auch schon das kleine Raumschiff mit einer reinen Aldanoidenbesatzung bereit, dass Sundrak für die Umsetzung seines Planes angefordert hatte. Nachdem der dunkelhaarige Kommandant einen ausgiebigen Kontrollgang auf dem kleinen Schiff gemacht hatte, kehrte er wieder auf die Concordia zurück. Sofort erteilte Sundrak dem Steuermann und Navigator Lomādo Nolezoto den Befehl für den Aufbruch, als er die Brücke betreten und in seinem Kommandosessel Platz genommen hatte. „Aye, aye, Sir.”, antwortete dieser mit ausdrucksloser Miene und tippte dabei die Zielkoordinaten ein. „Dann mal los, Mr. Nolezoto.”, meinte Sundrak, „Dann bringen Sie uns auf Kurs.”

Kurz darauf verließ das Schiff der Dōran-Klasse zusammen mit dem kleinen Raumschiff als Begleitung den Orbit von Aldania Prime. Als die Concordia das Sonnensystem verließ, ging sie auf Warp und verschwand nach einem Lichtblitz. Das Schiff war verschwunden. Kurz darauf ging auch das kleine Raumschiff auf Warp und verschwand in einem Lichtblitz. Zurück blieben die zahlreichen Sterne in der schwarzen Kälte des Alls, die wie unzählige Diamanten funkelten…

E N D E

von Andreas Rößler, Mai - Juli 2007

 

Abschlusshinweise zum Kapitel:

keine

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