- Schriftgröße +
Hinweise zum Kapitel:

keine

Entschlossen folgten die anderen Dilāna, die fast lautlos an der Wand eines recht großen Gebäudes entlang schlich. An der Ecke blieb die Gruppe stehen. Vorsichtig warf die Rothaarige einen kurzen Blick um die Ecke. Der dahinter liegende Platz war leer. Gegenüber standen weitere Gebäude, bei denen einige Tore geöffnet waren. Die landwirtschaftlichen Nutzfahrzeuge waren allesamt verschwunden. Die Rothaarige wandte sich zu ihren Begleitern um. „Wir trennen uns hier.”, sagte sie leise, „Die beiden Fähnrichs schauen sich in dem gegenüber liegendem Gebäude um, während dessen Sie beide zusammen das kleine Haus da vorne mal etwas mehr unter die Lupe nehmen.”, wies die Erste Offizierin Kent und Ītaku an, „Ich schaue mich inzwischen hier drinnen mal um. In einer halben Stunde treffen wir uns wieder hier an dieser Stelle. Verstanden?” Alle nickten. „Dann mal los!”, sagte sie und sofort machten sich alle auf den Weg, um ihre Aufgaben zu erledigen.

Einige Momente lang sah die Rothaarige den anderen ihres Außenteams nach, bis sie alle außer Sichtweite waren. Dann ging sie zu einer Tür, die halb offen stand. Deutlich konnte sie drinnen Geräusche hören. Jemand schien in dem Raum zu arbeiten. Lautlos betrat die Erste Offizierin der USS Concordia das Gebäude. An einer Werkbank stand eine hagere Gestalt, der einen orangefarbenen Overall trug. Der Fremde stand mit dem Rücken zu ihr. Sein schwarzes Haar war schulterlang und hatte einen seidigen Glanz. Sekundenlang betrachtete sie den Arbeitenden, der gerade etwas hoch nahm und es genau betrachtete. Tārušin erkannte, dass er einen Teil eines Elektromotors hoch hielt, bei dem etwas fehlte. Weitere Teile lagen vor ihm auf der Werkbank. Was es genau war, dass der Fremde zu reparieren versuchte, wusste sie nicht. Als Dilāna näher trat, drehte sich die Gestalt zu ihr um und musterte sie eingehend. Sein Blick blieb an der Waffe in ihrem Gürtel haften. Dann sah er ihr ins Gesicht. Die Miene des Fremden war ausdruckslos, als er das Wort an sie richtete. „Das Tragen von Waffen ist hier auf Bīlat nicht gestattet.”, sagte er mit sonorer Stimme und deutete mit einer Hand, in der er eine Art Schraubendreher hielt, auf ihren Phaser, „Es sei denn, Sie haben dafür eine Sondergenehmigung.” Eine Weile lang sah sie den Unbekannten an. Vorsichtig senkte sie ihren mentalen Schirm und versuchte seine Gedanken und Gefühle zu lesen, doch sie konnte nichts dergleichen bei ihm entdecken. In diesem Augenblick begriff Dilāna, dass sie einen Aldanoiden vor sich hatte.

„Wer sind Sie?”, wollte die Erste Offizierin von ihrem Gegenüber wissen. „Ich habe keinen Namen.”, antwortete dieser in einem sachlichen Tonfall, „Ich bin ein Aldanoid. Namen sind wir uns Aldanoide auf Bīlat nicht üblich.” Die Rothaarige sah den Fremden nachdenklich an. Dann nickte sie. „Und was machen Sie hier?”, fragte Dilāna weiter. „Meine Aufgabe ist es die landwirtschaftlichen Maschinen in diesem Distrikt zu warten und gegebenenfalls zu reparieren, falls es notwendig ist.”, erwiderte der Aldanoid. Nachdenklich blickte sie die Gestalt in dem orangefarbenen Overall an. Tārušin war sich nicht sicher, ob sie ihn nach möglichen Vorkommnissen fragen sollte. Ich muss ihn nach den Nangu fragen!, dachte sie, Vielleicht hat er ja welche von ihnen gesehen! Sie wusste, dass sie keine andere Wahl hatte. Entschlossen richtete sie die nächste Frage an den Aldanoiden. „Haben Sie in der letzten Zeit hier irgendwas Ungewöhnliches in der Gegend gehört oder gesehen?”, wollte sie von ihm wissen und sah den Aldanoiden ernst an. Dieser verneinte. Dilāna gab einen leisen Seufzer von sich. „Sind Sie sicher?”, hakte sie nach. „Ihre Frage ist unlogisch, Commander. Ich bin ein Aldanoid.”, erwiderte er emotionslos, „Aldanoide irren sich nicht.” Die Rothaarige sah kurz nach oben. Ich hasse diese Dinger!, dachte sie frustriert, Als ob Maschinen noch nie versagt hätten! „Suchen Sie nach etwas oder jemanden Bestimmten?”, erkundigte sich der Aldanoid. Die junge Aldanerin sah die Gestalt mit ernster Miene an. „Ja, ich suche nach Personen, die sich hier illegal auf Bīlat aufhalten und verstecken.”, antwortete die Erste Offizierin, „Ich suche nach flüchtigen Nangu. Also haben Sie hier welche gesehen?” „Negativ, Commander.”, antwortete der Aldanoid, „Hier wurden bisher noch keine Nangu gesehen. Aber vor einiger Zeit verschwanden im Nachbardistrikt einige Gerätschaften.” Dilāna begann triumphierend zu lächeln. Na das ist ja schon mal ein möglicher Anfang!, dachte sie etwas zufriedener, Vielleicht weiß er auch noch, was verschwunden ist! „Um was für Gerätschaften handelt es sich, die im Nachbardistrikt abhanden gekommen sind?”, wollte sie wissen. „Verschiedene Werkzeuge sind verschwunden.”, antwortete der Aldanoid, „Weiter sind einige Behälter mit Obst und Gemüse verschwunden.” „Was für Werkzeuge sind verschwunden und seit wann?”, wollte Dilāna wissen. Einen Augenblick lang sah der Aldanoid die Erste Offizierin an, als würde er über eine passende Antwort nachdenken. Kurz darauf begann er die verschwundenen Geräte aufzuzählen.

„Es kommt gerade eine Nachricht vom Flottenoberkommando herein.”, meldete Kommoffizierin Darāna Bilaodānu und warf dabei einen viel sagenden Blick dem Captain zu, „Es ist Admiral Kononga auf einem abhörsicheren Kanal.” Sundrak erhob sich aus seinem Kommandosessel. „Leiten Sie die Verbindung in meinen Bereitschaftsraum.”, befahl der Captain der Blonden, „Sie haben das Kommando, Mr. Nolezoto.” „Aye, aye, Sir.”, bestätigte der Steuermann und Navigator, während Sundrak bereits die Brücke verließ.

Der hünenhafte Kommandant hatte gerade hinter seinem Schreibtisch Platz genommen, als bereits das ausdruckslose Gesicht von Admiral Kononga erschien. Die weißhaarige alte Frau sah den Captain mit einem sehr kühlen Blick an. In ihren Augen glitzerte Zorn und Enttäuschung. Sundrak fluchte innerlich. „Ich habe keine gute Nachrichten, Captain.”, begann sie ohne Umschweife mit einem schneidenden Ton, „Das Flottenoberkommando, das Verteidigungsministerium und auch der Präsident höchstpersönlich haben Ihren Bericht bezüglich der gescheiterten Verhandlungen zwischen den Klingonen und Zadorianern erhalten und zur Kenntnis genommen.” Bevor Sundrak etwas antworten konnte, fuhr Kononga mit eisiger Stimme fort. „Der Präsident war nicht besonders amüsiert darüber, wie Sie sich das bestimmt vorstellen können.”, sagte die Weißhaarige, „Die gesamte Regierung ist darüber äußerst entsetzt und zusätzlich ebenso beunruhigt, Captain Sundrak. Ich weiß nicht, wie Sie und Botschafter Dēlus mit seinem Stab zusammen das hingekriegt haben, auf der ganzen Linie so zu versagen! Dank Ihnen haben wir jetzt ein ganz massives Problem am Hals. Wie Sie sicherlich wissen, ist es nur eine Frage der Zeit, wann uns die Klingonen und Zadorianer in ihren verdammten Krieg mit hineinziehen werden. Präsident Donhāruš hat daraus bereits Konsequenzen gezogen und die aldanische Staatsflotte in erhöhter Alarmbereitschaft versetzen lassen. Die Föderation wurde ebenfalls über die neue Situation informiert und die Sternenflotte hat bereits Admiral Dexter zur Erde zurückbeordert.” Admiral Kononga machte eine kurze Pause, um ihre Worte auf den Captain der Concordia wirken zu lassen. „Wenn es soweit kommen sollte und wir werden in diesen Krieg mit hineingezogen, dann schließt Präsident Donhāruš den Einsatz unserer neu entwickelten Kārum-Skald-Waffen nicht aus!”, sagte sie mit Nachdruck in ihrer Stimme, „Und was das heißt, muss ich Ihnen wohl nicht erklären, Captain. Ursprünglich wurden die Kārum-Skald-Waffen zur reinen Verteidigung im Falle eines Angriffs von Seiten der Elysianern konzipiert. Sie waren nie für den Einsatz gegen die Klingonen oder Zadorianer bestimmt. Der Einsatz von Kārum-Skald-Bomben oder Raketen mit entsprechenden Sprengköpfen wären absolut verheerend.” Sundrak nickte. „Ich verstehe, Admiral. Das bedeutet, dass inzwischen nicht nur die Concordia mit diesen neuen Waffen ausgerüstet wurde, sondern auch weitere Schiffe der aldanischen Staatsflotte.”, konstatierte der Captain. „So ist es.”, erwiderte Kononga kalt, „Mittlerweile wurde fast alle Schiffe unserer Flotte mit den neuen Waffen ausgerüstet. Beten Sie zu allen Göttern, damit diese Waffen niemals zum Einsatz kommen. Ansonsten wird nichts mehr so sein wie vorher.”

„Haben Sie den Bericht ebenfalls gelesen, Admiral?”, erkundigte sich Sundrak mit einem ruhigen Tonfall. „Nein, ich habe ihn noch nicht gelesen.”, gestand Kononga ernst, „Aber dass werde ich noch nachholen. Allerdings hat unter anderen Admiral Belbi ihn gelesen. Aber warum fragen Sie, Captain?” „Bei dem, was Sie mir gerade sagten, habe ich den Eindruck bekommen, dass Sie den Inhalt des Berichtes nicht oder nur unvollständig kennen, Admiral.”, bekannte Sundrak ruhig. „Sie sind sehr scharfsinnig, Captain.”, bemerkte Kononga eisig, „Es wäre sehr schön gewesen, wenn Sie Ihren Scharfsinn auch bei den Verhandlungen mit den Klingonen und Zadorianern eingesetzt hätten. Dann säßen wir jetzt nicht in so einem Schlamassel.” Die Weißhaarige schien Sundrak durch die Verbindung direkt eisig anzusehen. Gelassen erwiderte der hünenhafte Kommandant den Blick Konongas.

„Ich kann Ihnen versichern, dass wir absolut keine Chance hatten, diesen elenden Krieg zu verhindern.”, erwiderte der Captain mit fester Stimme, „Es kam noch nicht einmal zu einer regulären Verhandlung zwischen den zerstrittenen Parteien. Weder die Klingonen noch die Zadorianer wollten den Frieden. Das haben alle aldanische Crewmitglieder an Bord der Concordia auf mentalem Wege wahrgenommen. Botschafter Dēlus und sein Stab können das mit Sicherheit bestätigen, Admiral.” „Es ändert nichts daran, dass es eine ausführliche Untersuchung geben wird.”, antwortete Kononga mit Nachdruck in ihrer Stimme, „Darauf können Sie sich verlassen, Captain. Ich kann nur hoffen, dass Sie die Wahrheit gesagt haben und man Ihnen bei der Anhörung glauben wird.” „Ich habe die Wahrheit gesagt, Admiral.”, insistierte Sundrak ernst, „Jeder, der dabei war, wird dasselbe berichten.” „Wie dem auch sei.”, gab die weißhaarige Alte zurück, „Trotzdem erteile ich Ihnen den Befehl, sofort nach Aldania Prime zurückzukehren und zwar mit Höchstgeschwindigkeit.”

„Ich glaube nicht, dass das im Moment gehen wird, Admiral.”, sagte Sundrak. Der Blick der Weißhaarigen verfinsterte sich weiter. „Höre ich da aus Ihren Worten Insubordination heraus, Captain?”, fragte Kononga etwas schärfer, „Das wäre Befehlsverweigerung. Dafür könnte ich Sie sofort vor das Kriegsgericht stellen lassen. Also wieso können Sie momentan nicht nach Aldania Prime zurückkehren, Captain Sundrak? Erklären Sie mir das.” „Ich glaube nicht, dass Ihnen meine Erklärung gefallen wird.”, gab Sundrak zu Bedenken. „Ob mir Ihre Antwort gefällt oder nicht ist irrelevant.”, erwiderte die Alte ernst, „Ich will die Wahrheit hören. Also sprechen Sie, Captain.” Mit fester Stimme berichtete der hünenhafte Kommandant detailliert seiner Vorgesetzten über die jüngsten Ereignisse bezüglich der Nangu, von denen die Concordia einen Notruf auffing, bevor ihr Schiff zerstört wurde. Admiral Kononga hörte wortlos, aber sehr aufmerksam zu und unterbrach Sundrak nicht ein einziges Mal. Als der Captain der Weißhaarigen erzählte, dass sich die Concordia auf Grund dessen zurzeit im Orbit des Tānas-Mondes Bīlat aufhielt und er mehrere Außenteams auf die Oberfläche beamen ließ, nickte sie nur. „Ich verstehe.”, antwortete sie nachdenklich, „Unter diesen Bedingungen ist es selbstverständlich, dass Sie erst einmal dort bleiben und die Sache klären, Captain. Das allerletzte, was wir noch gebrauchen könnten, wäre eine weitere militärische Auseinandersetzung mit Elysianern. Halten Sie mich auf dem Laufenden.” Dann unterbrach Kononga abrupt die Verbindung und der kleine Schirm auf dem Schreibtisch im Bereitschaftsraum wurde wieder dunkel. Eine Weile lang betrachtete Sundrak nachdenklich den dunklen Bildschirm. Seufzend erhob er sich aus seinem Sessel und holte sich ein kaltes Getränk aus dem Replikator. Das Glas mit Mineralwasser stellte Sundrak auf seinem Schreibtisch ab und begann einen vorläufigen Bericht anzufertigen.

Die Sonne schien hell am wolkenlosen Himmel, als die Erste Offizierin das Gebäude verließ, wo sie auf einen Aldanoiden traf, der gerade einen Teil eines Elektromotors reparierte. Von der künstlichen aldanischen Lebensform hatte Commander Tārušin erfahren, dass im Nachbardistrikt einige Werkzeuge und auch Kisten mit frischen Obst und Gemüse verschwunden waren. Aus dem schräg gegenüber liegendem Haus kam gerade ein junger Fähnrich heraus, der zu ihren Außenteam gehörte. Der junge Aldaner überquerte mit raschen Schritten den Innenhof der Anlage. Dicht vor der ranghöheren Offizierin blieb er stehen, salutierte und berichtete ihr mit knappen Worten, dass Counselor Ītaku, Sicherheitschefin Kent und er in dem Gebäude das kleine Kontrollzentrum der Anlage gefunden hatten. Sofort ließ sich Dilāna von dem jungen blonden Aldaner in das Gebäude zu den anderen führen.

„Wie sieht es aus?”, fragte die Rothaarige, als sie mit dem Fähnrich zusammen das Zimmer betrat. Ītaku und Kent drehten sich zu ihr um. Demonstrativ hielt Alicia ihren Tricorder in die Höhe und lächelte zufrieden. „Mit Hilfe dieses Computerterminals hier konnten wir erfahren, dass im Nachbardistrikt ein paar Sachen verschwunden sind, Commander.”, antwortete die Terranerin. „Das ist mir schon bekannt.”, erwiderte die Erste Offizierin knapp, „Ich weiß, was dort weggekommen ist und seit wann.” Überrascht sahen sich Dāmala und Alicia an. „Woher wissen Sie das?”, fragte die Terranerin verdutzt. „Von einem Aldanoiden, der im gegenüber liegendem Gebäude gerade einen Elektromotor repariert.”, antwortete die Rothaarige, „Weil hier niemand über die Nangu Bescheid weiß, werden wir unsere Suche im Nachbardistrikt fortsetzen.” Nachdem Dilānas Außenteam wieder komplett war, machte sich die Gruppe auf den Weg in den Nachbardistrikt. Die anderen Außenteams ließ die Erste Offizierin direkt dorthin beamen.

„Treten Sie ein!”, sagte Sundrak, als der Türsummer ertönte. Sofort öffnete sich die Tür und Botschafter Ibāmu Dēlus betrat mit sorgenvoller Miene den Bereitschaftsraum. Als der Captain den Gesichtsausdruck des silberweißhaarigen Mannes sah, ahnte er schon, was los war. „Ihrem Blick nach zu urteilen, haben Sie ein äußerst unerfreuliches Gespräch mit unserem Präsidenten gehabt, Herr Botschafter.”, bemerkte Sundrak ernst, als er dem Diplomaten einen leeren Sessel anbot. „Das kann man wohl sagen, Captain.”, antwortete Dēlus düster, als er Platz nahm, „Ich fürchte nur, dass der Ärger für uns erst jetzt so richtig anfängt.” Fragend sah Sundrak den Diplomaten an. „Inwiefern?”, erkundigte sich der hünenhafte Kommandant, „Von was für Schwierigkeiten sprechen Sie, Herr Botschafter?” „Ich habe ja schon einiges an Krisen und Ausnahmesituationen während meiner Dienstzeit als Botschafter miterlebt, aber so etwas wie heute, ist auch für mich das erste Mal, Captain Sundrak.”, meinte der alte Aldaner frustriert, „Unser werter Herr Präsident hat mir gegenüber klar durchblicken lassen, dass er den Einsatz der Kārum-Skald-Waffen befehlen wird, falls wir in den klingonisch-zadorianischen Krieg hineingezogen werden. Noch nie in meinem ganzen Leben war ich so über eine Entscheidung unserer Regierung entsetzt gewesen wie dieses Mal.” „Glauben Sie, dass Präsident Donhāruš das ernst meint, Herr Botschafter?”, wollte Sundrak wissen, der bereits keine gute Antwort erwartete. „Leider ja, Captain.”, antwortete der Diplomat besorgt, „Er hat daran keine Zweifel gelassen, dass er das ernst meint. Unsere Regierung, vor allen der Präsident selbst, befürchtet nämlich, dass die Šakūra erst richtig aktiv werden wird, wenn wir in diesen Krieg hineingezogen werden.” Ibāmu machte eine kurze Pause, um seine Worte auf den Captain der USS Concordia wirken zu lassen. Beide sahen sich eine Weile nachdenklich über den Schreibtisch hinweg an. „Captain, wir müssen etwas dagegen tun, sonst erleben wir eine Katastrophe, die wir selbst in unseren schlimmsten Träumen nicht vorstellen können!”, platzte es besorgt aus Dēlus heraus. Sundrak nickte bedächtig und sah dabei dem Diplomaten unverwandt an. Deutlich konnte Sundrak tiefste Besorgnis in den Augen des Botschafters erkennen. „Ja, das müssen wir wohl, Herr Botschafter.”, antwortete der hünenhafte Kommandant, „Die Frage ist nur, was wollen wir unternehmen?” Ibāmu lehnte sich wieder nachdenklich in seinen Sessel zurück und seufzte. „Wenn ich das mal wüsste!”, sagte er und zupfte dabei an seinem silberweißen Vollbart, „Irgendwas müssen wir uns einfallen lassen, Captain.” Sundrak stand nach wenigen Augenblicken auf und begann in dem Bereitschaftsraum auf und ab zu gehen wie ein gefährliches Raubtier in seinem Käfig. „Wir dürfen es auf gar keinen Fall soweit kommen lassen.”, insistierte der aldanische Botschafter energisch, „Wenn Präsident Donhāruš den Befehl für den Einsatz dieser entsetzlichen Waffen befielt, dann wird anschließend nichts mehr so sein wie vorher.” Abrupt blieb der hünenhafte Kommandant stehen und sah Dēlus unverwandt an. Deutlich konnte der Captain die tiefe Besorgnis in den Augen des Botschafters erkennen. „Ich verstehe Ihre Besorgnis und teile sie auch mit Ihnen, Herr Botschafter. Aber offen gestanden, sehe ich momentan keine Möglichkeit, irgendetwas tun zu können.”, gestand Sundrak mit ausdrucksloser Miene, „Vielleicht sollten wir erst einmal unsere Aufgabe hier im Golādu-System abschließen und unseren Weg nach Aldania Prime fortsetzen, sobald wir den Vorfall mit den Nangu vollständig untersucht und geklärt haben. Anschließend können wir uns den neuen Problemen zuwenden, während wir weitern heimwärts fliegen.” Ibāmu blickte den Kommandanten fragend an. „Könnte es sein, dass Sie ein höchst unerfreuliches Gespräch mit einen der Admiräle vom aldanischen Oberflottenkommando hatten, Captain?”, erkundigte sich der Weißhaarige. Der hünenhafte Kommandant nickte. „Leider ja, Herr Botschafter.”, gestand der Captain, „Ich erhielt sogar den Befehl sofort nach Aldania Prime zurückzukehren, sobald unsere Untersuchungen bezüglich der Nangu abgeschlossen sind. Sowohl unsere Regierung als auch das aldanische Oberflottenkommando erwarten uns bereits.”

Der aldanische Diplomat nickte. „Ich verstehe, Captain.”, sagte er und erhob sich aus dem Sessel, „Dann setzen wir im Grunde genommen im gleichen Boot. Ob so oder so. Wir werden beide gehörigen Ärger bekommen, wenn wir Aldania Prime erreichen.” Sundrak nickte. Der Captain der Concordia kratzte sich nachdenklich am Kopf. Abrupt hielt er inne, als ihm ein Gedanke in den Sinn kam. Zu Dēlus gewandt sagte er mit fester Stimme: „Meines Erachtens gibt es momentan nur zwei Möglichkeiten, das Problem zu lösen.” Fragend sah der Botschafter Sundrak an. „Entweder müssen wir die Šakūra zerschlagen, indem wir ihren Anführer zu fassen bekämen und ihn direkt vor den Augen der Mitglieder der Organisation liquidieren oder wir müssten für eine bestimmte Zeit lang Präsident Donhāruš kalt stellen, damit er nicht den Einsatz der Kārum-Skald-Waffen befehlen kann, wenn wir in den Krieg hineingezogen werden. Die Frage wäre nur, welche Alternative ist die bessere von beiden?” Fassungslos starrte Ibāmu Dēlus den Offizier an. „Sagen Sie mal, Captain, sind Sie wahnsinnig geworden?”, platzte es entrüstet aus dem aldanischen Botschafter heraus, „Wie können Sie die zweite Möglichkeit allen Ernstes auch nur in Betracht ziehen!” Die Augenbrauen des hünenhaften Kommandanten kletterten fragend in die Höhe. „Wieso nicht, Herr Botschafter?”, erwiderte er mit ausdrucksloser Miene gelassen, „Oder haben Sie eine bessere Idee?” Perplex ließ sich Ibāmu wieder in den Sessel zurücksinken, aus dem er noch vor kurzem aufgestanden war. Der Diplomat schüttelte mit dem Kopf. Dann sah er den Captain der Concordia ernst an. Der hünenhafte Kommandant erwiderte gelassen den Blick des fassungslosen Botschafters, wobei ein schwaches Lächeln seine Lippen umspielten. Als Ibāmu dieses Lächeln sah, wich seine Entrüstung der Erleichterung und Verblüffung. Dem Botschafter war klar geworden, dass die zweite Möglichkeit von Sundrak rein hypothetisch gemeint war. „Ich muss schon sagen, Captain.”, meinte er immer noch über Sundraks Gedankengang verblüfft, „Sie überraschen mich immer wieder aufs Neue.” „Ich hätte nie gedacht, dass Sie so etwas jemals sagen würden, Tamušak Sundrak.”, gestand Dēlus, „Im ersten Moment konnte ich kaum glauben, was ich da von Ihnen hören musste. Aber ich denke, ich kenne Sie inzwischen schon gut genug, um Sie richtig einschätzen zu können, Captain. Sie sind mit Sicherheit nicht der Mann, der seinen Präsidenten oder auch nur ein anderes Mitglied der aldanischen Regierung in irgendeiner Art und Weise in Misskredit bringen würde, auch wenn Sie damit das Richtige tun würden. Oh nein. Sie würden mit Sicherheit einen anderen Weg wählen, um das Richtige zu tun, ohne dabei die Grenze der Legalität zu überschreiten. Deshalb gehe ich mal davon aus, dass Sie wohl von Anfang an eher die erste Möglichkeit in Betracht ziehen. Oder, Captain?” einen kurzen Augenblick sahen sich die beiden Männer wortlos über den Schreibtisch hinweg an. Nach wenigen Momenten begann Sundrak zu lächeln. „In der Tat. Sie sind sehr clever, Herr Botschafter.”, antwortete der hünenhafte Kommandant ein wenig schmunzelnd, „Sie sind sogar sehr scharfsinnig. Anscheinend kann ich Ihnen nichts vormachen.” Der aldanische Botschafter mit den silberweißen Haaren begann freundschaftlich zu lächeln. „Dann haben Sie also auch schon eine Idee, wie wir das eventuell bewerkstelligen können.”, konstatierte Ibāmu und bat sofort den Captain der Concordia, ihn seinen Plan zu erläutern.

Es dauerte nicht lange, bis Dilāna mit ihrem Außenteam den Nachbardistrikt erreichte. Direkt an einem Feldweg blieb die Gruppe stehen. Die Erste Offizierin nahm ihren Tricorder in die Hand und scannte die Umgebung. Alicia und auch die beiden Fähnrichs taten es Tārušin gleich. Ein seltsames Gefühl beschlich die Rothaarige. Dāmala Ītaku trat näher zu Dilāna, die nachdenklich ihre Stirn in Falten zog. „Stimmt etwas nicht, Commander?”, erkundigte sich die Counselor und blickte die Rothaarige fragend an. „Ich bin mir nicht sicher.”, gestand sie, „Ich habe ein seltsames Gefühl, seit dem wir in diesen Distrikt sind.” Sofort zogen die beiden Fähnriche ihre Waffen aus den Halftern und blickten sich langsam um. Die Terranerin zog ebenfalls ihre Waffe und justierte sie ebenfalls auf Betäubung. Langsam setzte sich die kleine Gruppe wieder in Bewegung, bis sie ein paar kleine Gebäude erreichten. Einige Momente lang blieben sie stehen und beobachteten die Umgebung. Es war kein einziges Geräusch zu hören und es waren auch keine Aldanoide zu sehen. Erst als sie alle sicher waren, dass niemand in der Nähe war, setzte die Gruppe ihren Weg fort und betrat rasch das unverschlossene Haus. Nach kurzer Zeit verließ das Außenteam das Gebäude wieder, ohne etwas entdeckt zu haben.

Die Rothaarige seufzte frustriert, als sie in die Richtung des Waldes blickte. Am Waldrand stand eine humanoide Gestalt, die sie aus der Entfernung nicht eindeutig identifizieren konnte. Abrupt unterbrach sie die leisen Gespräche der anderen ihres Teams. „Warten Sie mal.”, sagte sie und deutete mit ihrem Kopf schwach in die Richtung des Waldrandes, wo die Gestalt immer noch stand. Dilāna hatte das Gefühl, als würde dieses Geschöpf das Außenteam beobachten. „Schauen Sie alle doch mal ganz vorsichtig in die Richtung des Waldrands.”, wies die Erste Offizierin ihre Begleiter an, „Und sagen Sie mir, ob Sie die Gestalt ebenso sehen wie ich.” Die anderen taten, worum Dilāna sie gebeten hatte. Sofort nickte einer der beiden Fähnriche. „Ich sehe ihn, Commander.”, sagte der Terraner mit starken spanischen Akzent. „Ich sehe ihn auch.”, sagte Alicia ebenfalls. Die Erste Offizierin nickte und setzte sich sofort in Bewegung. „Dann lasst uns mal sehen, wer das ist.”, sagte sie entschieden. Die Gestalt am Waldrand wandte sich rasch um, nachdem Dilāna ihren Gang etwas beschleunigte und direkt auf ihn zuhielt. Die Mitglieder des Außenteams folgten der Rothaarigen. „Der versucht abzuhauen.”, stellte die Counselor fest. Commander Tārušin nahm endgültig die Verfolgung auf und erreichte als erste den Wald. Schnell war die Gestalt der rothaarigen Aldanerin zwischen den Bäumen und Büschen verschwunden. Als das restliche Team den Waldrand erreichte, konnten sie nur noch das Rascheln der Blätter und Knacken von Zweigen hören. Ohne zu zögern folgten sie der ranghöchsten Offizierin in den Wald, die bereits einen sehr großen Vorsprung hatte.

„Da lang!”, rief Waffenoffizierin Kent und wies mit ihrer Hand in die entsprechende Richtung. Entschlossen folgten ihr die anderen. Nach einigen Minuten blieben sie abrupt stehen und lauschten. Nichts war zu hören. „Das gibt’s doch nicht.”, sagte Alicia etwas irritiert, „Wohin ist denn jetzt Commander Tārušin verschwunden?” Dāmala senkte ihre mentalen Schilde, als die Sicherheitschefin sie fragend ansah. Aufmerksam beobachteten die anderen die Umgebung, doch es war weder etwas zu hören oder zu sehen. „Da stimmt doch was nicht.”, meinte die Terranerin und zog entschlossen ihren Phaser, „Der Commander kann sich doch nicht so einfach in Luft aufgelöst haben.” Sofort begannen sie nach Dilāna zu rufen, ohne jedoch eine Antwort von ihr zu erhalten.

Atemlos war die Rothaarige stehen geblieben. Die Gestalt, die sie verfolgt hatte, war auf der anderen Seite eines kleinen Baches stehen geblieben und drehte sich nun zu ihr um. Die Rufe ihres Außenteams hörte sie zwar, aber sie beachtete sie nicht. Sie wollte die Gestalt unbedingt fassen und mit ihr reden. Dilāna war eine sehr schnelle und besonders gute Läuferin mit einer fabelhaften Kondition. Sie hatte nicht bemerkt, wie schnell sie den Rest ihres Außenteams hinter sich gelassen hatte. Die Gestalt wandte sich wieder um und verschwand erneut zwischen den Büschen. Entschlossen setzte die Erste Offizierin ihr nach und ließ den Bach mit ein paar großen Schritten ebenfalls hinter sich. Immer wieder konnte sie das fremde Wesen sehen, bevor es wieder zwischen den Bäumen und Büschen verschwinden konnte. Sie war erstaunt, wie schnell sich dieses Wesen fortbewegen konnte. An einer Stelle, wo sich die Bäume etwas lichteten, blieb die Rothaarige keuchend stehen, um wieder etwas zu Atem zu kommen. Deutlich hörte sie das Rascheln im Buschwerk, doch die Gestalt blieb verschwunden. Du entkommst mir nicht!, dachte die junge Aldanerin verbissen und nahm wieder die Verfolgung auf, Dich kriege ich schon! Nach mehreren hundert Metern blieb Tārušin erneut stehen. Aufmerksam sah sie sich um, ohne das fremde Wesen entdecken zu können. Sie lauschte, aber es blieb still. Nur die Rufe der anderen konnte sie leise hören. Sie fluchte innerlich. Dann entdeckte sie die Spuren, die das fremde Geschöpf zurückgelassen hatte. Entschlossen folgte Dilāna dieser Fährte, bis plötzlich der Boden unter ihr nachgab und sie mit einen entsetzten Schrei in die Tiefe stürzte.

Direkt an dem kleinen Bach blieben die anderen stehen und schauten sich nach allen Seiten um, ohne ihre Vorgesetzte entdecken zu können. Alicia stieß einen herzhaften Fluch aus. Dāmala Ītaku verzog entsetzt das Gesicht und stieß dabei einen lauten Schrei des Entsetzens aus. Alle wandten sich zu ihr um und sahen sie an. „Was ist los, Counselor?”, fragte Kent beunruhigt und trat einen kleinen Schritt auf die junge Aldanerin zu. „Commander Tārušin ist etwas Furchtbares zugestoßen.”, sagte Dāmala mit schmerzverzerrter Miene und zittriger Stimme, „Sie ist irgendwo in die Tiefe gestürzt.” „Wo?”, wollte die Sicherheitschefin sofort wissen und sah dabei besorgt die Counselor an, „Wo steckt sie jetzt?” Diese schüttelte langsam mit dem Kopf. Ihre Augen waren vor Entsetzen geweitet, als sie antwortete. „Ich weiß es nicht, Lieutenant Kent.”, gestand sie, „Sie ist sehr tief gefallen und verlor das Bewusstsein, als sie aufschlug. Seit dem ist der mentale Kontakt zu ihr abgebrochen.” Alicia stieß einen leisen Fluch aus. „Das hat uns gerade noch gefehlt.”, sagte die Terranerin und sah zu den beiden Fähnrichen hinüber, die in diesem Moment am Bach standen und nach einer Fährte suchten, die Commander Tārušin und das fremde Geschöpf zurückgelassen hatten.

Schwaches Tageslicht fiel auf den leblosen Körper, der halb auf der Seite lag. Ihre langen roten Haare bildeten einen breiten Fächer um ihren Kopf herum. In dem dunklen Teil der Höhle begann nach kurzer Zeit Sand zu knirschen und es erklangen aus der Dunkelheit heraus Schritte, die sich der Bewusstlosen näherten. Dicht vor der Ersten Offizierin der Concordia blieb der Fremde stehen. Wenig später legte die Gestalt ein kleines Gerät direkt auf dem Oberarm der Bewusstlosen, an dem mehrere Dioden in verschiedenen Farben blinkten. Nach dem der Fremde vor Dilāna in die Hocke ging, aktivierte er das kleine Gerät. Kurz darauf verschwand er mit der verunglückten Aldanerin in einem bläulich schimmernden Transporterstrahl.

Inzwischen hatten die Anderen die Fährte von Dilāna und den Fremden auf der anderen Seite des Baches wieder gefunden. Entschlossen folgte die kleine Gruppe dieser Spur aus Aldanern und Terranern, bis Alicia reflexartig ihren rechten Arm hochriss und mit dieser Geste ihre Begleiter aufforderte anzuhalten. Sofort blieben alle stehen und schauten sich aufmerksam um. Dicht vor ihnen war ein größeres Loch im Boden, aus dem deutlich seltsame Geräusche zu hören waren. Entschlossen richtete die Waffenoffizierin und Sicherheitschefin ihren Phaser auf die Öffnung im Boden. Auch die beiden Fähnriche zielten mit ihren Waffen in die gleiche Richtung. Zwei stark behaarte Beine tauchten aus dem Boden auf, wobei sie einen kleinen Ast beiseite schoben. Das Laub auf dem Boden raschelte, während die Vier gebannt auf die Öffnung im Boden starrten. Kurz darauf kamen zwei Taster und ein weiteres Beinpaar zum Vorschein, die ebenfalls sehr stark behaart waren. Alicias Augen weiteten sich vor Entsetzen, als sie erkannte, was da aus dem Erdboden gekrochen kam. Die Augenpaare des arachnoiden Tieres waren schwarz wie Obsidian und glänzten. An den Gelenken waren die Haare des Tieres leuchtend gelb und auf dem Rücken konnten die Mitglieder des Außenteams deutlich ein leuchtend rotes Muster erkennen. Die Terranerin bekam eine Gänsehaut am ganzen Körper, als sie das Tier als eine Art Spinne erkannte, die ihr bis zur Hüfte reichte. Allerdings hatte das Geschöpf statt acht zehn Beine, an denen jeweils an den unteren Gliedern jeweils mehrere Widerhaken waren. Noch nie hatte sie in ihrem ganzen Leben ein so großes mehrbeiniges arachnoides Tier gesehen. Die Zeit kam den Mitgliedern des Außenteams wie eine Ewigkeit vor, als das große Tier sie kalt ansah. Alicia und auch Dāmala schluckten jeweils, als die ungewöhnliche Kreatur ihren haarigen Oberkörper und damit seine ersten beiden vorderen Beinpaare hochreckte. Neugierig richtete es seine beiden Taster in die Richtung der Gruppe. Wie paralysiert blieb das Außenteam weiterhin regungslos stehen. Keiner von ihnen war zu irgendeiner Reaktion in der Lage. Überraschend setzte es seine beiden vorderen Beinpaare wieder auf. Der schwarze Pelz des Tieres glänzte seidig im Sonnenlicht, als es sich umdrehte und davon schritt. Als die Kreatur außer Sichtweite und von ihr auch kein Geräusch mehr zu hören war, atmeten die vier Leute von der USS Concordia erleichtert auf.

Nachdem die Vier sich von der Begegnung mit dem arachnoiden Tier erholt hatten, setzten sie ihre Suche nach Commander Tārušin fort. Inständig hofften sie, dass die Erste Offizierin der Concordia nicht auf dem Speiseplan dieser großen Kreatur gestanden hatte. Dāmala Ītaku hielt ihre mentalen Schilde gesenkt und suchte weiterhin auf telepathischem Weg nach Kontakt zu Dilāna, von der weit und breit nichts zu hören und zu sehen war. „Wie sieht es inzwischen aus, Counselor?”, erkundigte sich die Sicherheitschefin nach einer Weile bei der Aldanerin, „Haben Sie wieder mentalen Kontakt zu Commander Tārušin?” Die Braunhaarige schüttelte entschieden mit dem Kopf. „Tut mir Leid, Lieutenant Kent.”, antwortete sie frustriert, „Ich kann keinen Kontakt zu ihr herstellen. Es ist so, als wäre sie überhaupt nicht da.” „Das gibt’s doch gar nicht.”, erwiderte die Terranerin verständnislos, „Das verstehe ich nicht. Sie muss doch hier irgendwo sein. Die kann sich doch nicht so einfach in Luft auflösen.” Die beiden Fähnriche traten vorsichtig an das Loch im Erdboden heran und umrundeten es langsam. Direkt auf der anderen Seite fanden sie die weiterführende Fährte der Ersten Offizierin und des Fremden, den Dilāna verfolgt hatte. Sofort machten sie Alicia und Dāmala darauf aufmerksam. „Dann muss Commander Tārušin den Fremden in diese Richtung weiter verfolgt haben.”, konstatierte die terranische Sicherheitschefin und setzte sich wieder mit dem schussbereiten Phaser in der Hand in Bewegung. Wortlos folgten ihr die anderen, doch sie kamen nicht mehr weit. Als die kleine Gruppe dichteres Buschwerk erreichte, begann es von allen Seiten her im Gebüsch zu rascheln. Mehrere Gestalten traten zwischen den Büschen hervor und sahen die Terraner und Aldaner des Außenteams misstrauisch an.

Neugierig sahen Alicia und ihre Begleiter die unbekannten Geschöpfe an, deren Anblick die Terranerin ein wenig an irdische Wölfe erinnerte. Das müssen die Nangu sein, die wir die ganze Zeit über hier auf diesen Planeten gesucht haben!, dachte sie, Wenn ich es nicht besser wüsste, könnte ich glatt schwören, dass wären echte Werwölfe! Langsam trat der Größte von ihnen heran und blieb dicht vor den beiden Frauen stehen. Erst sah er die Counselor mit seinen hellblauen Augen an, dann die Sicherheitschefin der Concordia. Als er dicht vor ihr hintrat, legte er seinen Kopf etwas schief und sah sie durchdringend an. Alicia zuckte zutiefst erschrocken zusammen und schluckte, als sie seine Frage hörte, die er mit wohlklingender Stimme an die Terranerin richtete: „Was sind denn Werwölfe?”

Der Botschafter nickte zufrieden und sah Sundrak ernst an. „Ich finde, Captain, das ist eine sehr gute Idee.”, meinte er und stand auf, „Am besten fangen wir sofort damit an, Ihren Plan umzusetzen.” Der Kommandant nickte. „Eben.”, pflichtete er Ibāmu bei, „Das denke ich auch. Aber bevor wir mit der Arbeit beginnen können, müssen wir mit Präsident Donhāruš und Admiral Kononga sprechen.” Sundrak blickte Ibāmu ernst an.

„Schließlich müssen wir sie über unseren Plan informieren.”, sagte der Captain, „Und ich hoffe, dass er sowohl bei unseren Präsidenten als auch beim Admiral Zustimmung findet und uns somit für die Umsetzung ein entsprechendes Raumschiff zur Verfügung stellen.” Dēlus nickte. „Das hoffe ich auch.”, pflichtete er dem Captain bei, „Schließlich hängt davon eine ganze Menge ab.” Entschlossen aktivierte Sundrak das Interkom und befahl Lieutenant Bilaodānu, sofort eine abhörsichere Verbindung zum Präsidenten und Admiral Kononga herzustellen. Nachdem der Captain das Interkom wieder deaktivierte, gab der Botschafter einen kleinen Seufzer von sich. „Und jetzt heißt es warten.”, meinte der Diplomat verdrießlich, „Ich bin schon gespannt, was der Präsident sagen wird.” Sundrak nickte. „Das ist eine gute Frage, Herr Botschafter.”, antwortete der hünenhafte Kommandant, „Und ich bin schon darauf gespannt, wie Admiral Kononga darauf reagieren wird.”

Es dauerte nicht lange, bis sich die Kommoffizierin wieder über das Interkom meldete. „Captain.”, tönte die sanfte Stimme aus den Lautsprechern, nachdem Sundrak das Gerät aktiviert hatte, „Ich habe eine abhörsichere Verbindung sowohl mit dem Präsidenten als auch mit Admiral Kononga.” Der hünenhafte Kommandant nickte. „Stellen Sie die Verbindungen in den Bereitschaftsraum, Lieutenant.”, befahl Sundrak. Kurz darauf wurde das Antlitz der jungen Aldanerin auf dem Schirm durch die Gesichter von Präsident Donhāruš und Admiral Kononga ersetzt. Beide hatten eine ausdruckslose Miene aufgesetzt.

Sundrak atmete mehrmals tief durch, bevor er seine Stimme erhob. „Herr Präsident! Admiral!”, sagte er und warf dabei einen kurzen Blick dem Diplomaten zu, der gespannt auf den Schirm sah, „Botschafter Dēlus und ich haben einige Zeit miteinander über unsere gescheiterte Mission und die daraus resultierenden Konsequenzen diskutiert. Nachdem Sie durchblicken ließen, dass Sie den Einsatz der Kārum-Skald-Waffen befehlen werden, Herr Präsident, falls uns die Klingonen und Zadorianer in ihren Krieg mit hineinziehen sollten und die Šakūra auf Grund dessen ihre Chance nutzt, um ihre Interessen durchzusetzen, sind wir zu dem Schluss gelangt, dass wir uns diesbezüglich etwas einfallen lassen mussten. Um dem entgegenzuwirken, haben wir einen Plan ausgearbeitet, der allerdings Ihre Zustimmung bedarf.” Fragend sahen die beiden Sundrak und Dēlus an. „Erzählen Sie uns von Ihrem Plan, Captain.”, bat der mächtigste Mann der Aldanischen Allianz. Gemeinsam kamen der Botschafter und der Captain der Bitte von Präsident Donhāruš nach.

„Die Sache ist eigentlich ganz einfach, Herr Präsident.”, erhob Ibāmu nun das Wort, „Captain Sundrak hat vor, die Šakūra mit einem einzigen Schlag handlungsunfähig zu machen, indem er mit der Concordia den Anführern der Organisation eine Falle stellt und sie dann ausschaltet, indem er sie gefangen nehmen lässt.” Zweifelnd zog Donhāruš die Stirn in Falten. „Aber wie wollen Sie an die erforderlichen Informationen kommen, um Ihren Plan durchführen zu können?”, wollte Kononga wissen, „Die gefangenen Šakūristen befinden sich doch in kryostatischer Haft. Sie sind die einzigen, von denen man überhaupt Informationen über das Netzwerk der Šakūra bekommen kann und die werden uns bestimmt nicht freiwillig ihre Geheimnisse mitteilen. Darauf können Sie wetten.” „Eben.”, warf der Präsident ein, „Nur unter ganz speziellen Voraussetzungen kann ich jemanden die Genehmigung erteilen, sie während ihrer Verbüßung ihrer Haftstrafe noch einmal zu verhören. Ich brauche schon mehr Gründe, damit ich einer weiteren Anhörung inhaftierter Personen zustimmen kann, denn auch ich bin an die Gesetze unseres Staates gebunden.” „Das verstehen wir, Herr Präsident. Aber das ist nicht das einzige, was für die Durchführung unseres Planes erforderlich ist.”, gestand Sundrak ernst, „Wir brauchen noch ein weiteres Raumschiff mit entsprechender Besatzung, um die Falle stellen zu können.” „Ein weiteres Raumschiff?”, vergewisserte sich Admiral Kononga, „Was haben Sie denn damit vor, Captain?” Der hünenhafte Kommandant begann listig zu lächeln, als er antwortete. „Das benötigte Raumschiff sollte eigentlich der Lockvogel für unsere Šakūristen-Freunde sein, Admiral.”, sagte der Captain der Concordia mit ausdrucksloser Miene, „Und um das Risiko für die Besatzung zu minimieren, haben wir vor, das Schiff mit einer reinen Aldanoidencrew zu besetzen. Der einzige lebende Aldaner an Bord des besagten Schiffes wäre ich selbst. Fall es zu einem Kampf gegen die Šakūra-Schiffe käme, bliebe der Schaden relativ gering, weil ja bei diesem Unterfangen kaum Leben riskiert werden.” „Mit anderen Worten.”, erwiderte der Präsident nachdenklich, „Sie gehen davon aus, das es zu einen Kampf kommen wird und das Schiff, das Sie als Lockvogel einsetzen wollen beschädigt oder gar zerstört wird.” Sundrak nickte. „Wir müssen sogar davon ausgehen, dass die Šakūra mit Waffengewalt reagieren wird, sobald sie merken, dass wir ihnen eine Falle gestellt haben.”, gab der Captain der Concordia mit sehr ernster Miene zu Bedenken, „Wir dürfen sie nicht unterschätzen. Das wäre fatal für alle Beteiligten. Die werden sich nicht widerstandslos ergeben. Wie radikal sie gegen jemanden vorgehen, haben wir ja alle schon oft genug miterleben müssen.” „Inzwischen gehen die Šakūristen ja schon soweit, wenn sie jemand nicht gefangen nehmen können, dann sind sie sogar bereit, die betreffende Person mit allen anderen, die sie beschützen, umzubringen.”, fügte Dēlus hinzu, „Der Zwischenfall damals, als ich mit meiner Assistentin zusammen auf den Weg zur Erde war, um die Verträge zu erneuern, hat gezeigt, wie sehr sie ihre Einstellung über die Durchsetzung ihrer Ziele geändert haben. Noch nie in der Geschichte des aldanischen Volkes war die Šakūra so unberechenbar und so gefährlich wie heutzutage. Wir dürfen uns leider keine Fehler mehr erlauben, wenn es um die Šakūra geht, Herr Präsident.”

 

Abschlusshinweise zum Kapitel:

keine

Du musst login (registrieren) um ein Review abzugeben.
Creative Commons License
Science/Fantasy-Ecke Website von Kamil Günay steht unter einer Creative Commons Namensnennung-Keine kommerzielle Nutzung-Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland Lizenz.