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Hinweise zur Geschichte:
Vieles ist so tatsächlich geschehen, vieles ist aber auch Übertreibung. Letstendlich ist das eine Satire, und auch als Solche zu lesen.
Hinweise zum Kapitel:
Diese Geschichte entstand im September 2004

Hinweis: Der Inhalt dieses Textes spiegelt meine persönliche subjektive Sichtweise der Dinge wieder und aller Wahrscheinlichkeit nicht die Meinung der Massen. Schon gar nicht die, der Wuppertaler. ;-)

Hinweis 2: Jeder ist herzlich eingeladen, mir das Gegenteil zu beweisen. Tut er es nicht, muß er damit leben, was ich behaupte.

Vorwort

Computer sind dumm. Sie tun nur das, was man ihnen sagt (nicht, was man glaubt, ihnen gesagt zu haben). Einem Computer sagt das Betriebssystem, was er tun soll. Das Betriebssystem wiederum gibt dem Benutzer die Möglichkeit, zu sagen, was das Betriebssystem dem Computer erzählen soll. So weit, so gut.

Ich persönlich bin ja der Meinung, der Mensch ist nichts anderes als ein großer biologischer Computer, dessen Funktionen nicht elektronischer, sondern biomechanischer Form sind. Und was sagt nun diesem dummen Computer, was er tun soll? Natürlich das Betriebssystem, in diesem Falle nicht Windows, sondern POS (Personality Operating System).

Die Grundfunktionen des POS sind natürlich nicht antastbar, aber eine der hervorragendsten Fähigkeiten des POS ist es, sich auf die unterschiedlichsten Situationen sofort umzustellen. Die Umstellung wird meist durch äußere Reize ausgelöst. So wird ein verbal erzählter Witz dazu führen, daß das POS die Dienste "Joke Interpretation" und "ROTFL" (Rolling On The Floor Laughing) aktiviert. Diese Dienste gehören zu der Gruppe der Dienste, die nur bedingt willkürlich gestartet und beendet werden können.

Die zweite Gruppe ist diejenige, deren Dienste und Funktionen sie gesteuert aktivieren und deaktivieren können. Hierzu gehören Dienste, wie "Assistens" oder "Ethik".

Und wer stellt hier nun den Benutzer dar? Das ist ja das komische, der Mensch benutzt sich selbst, um sich selbst einen Gefallen zu tun, etwas darzustellen oder andere zu amüsieren. Somit findet die Interaktion zwischen dem User, also dem Bewußtsein, und dem Prozessor, also dem Gehirn, direkt im Gehirn statt. Um also einen Dienst, wie "Assistens" zu starten, denken Sie konzentriert an die Schaltfläche "Leben", bewegen Sie Ihren Gedanken nun auf "Systemsteuerung" und Doppeldenken Sie an "Dienste". Achten sie in jedem Fall darauf, nicht auf "Herunterfahren" zu denken. Glauben Sie mir, der Effekt würde Ihnen nicht gefallen! :-)

Sie sind jetzt also in der Auswahlliste der verfügbaren Dienste: Suchen Sie aus der Liste "Assistens" heraus und doppeldenken Sie daran! Schon sind Sie ein sehr Hilfsbereiter Computer ... ääähm, Mensch!

Warum ich mich mit so was Blödsinnigem aufhalte, fragen Sie? Naja, es wird im weiteren Verlauf des Textes unerläßlich sein, weil es eine vereinfachte Darstellung all dessen ist, was richtig oder falsch läuft.

Geschichte

Wir wissen ja vom Computermarkt und aus der Natur, daß sich Dinge, die sich nicht bewähren, von dannen machen und nie wieder gesichtet werden. So geschah es mit dem Homo Sapiens Neanderthalensis. Seine physische Konfiguration war zwar recht robust, jedoch war der geringe Speicher, der kleine Hauptprozessor und die verhältnismäßig mickrige Festplatte nicht dazu auserkoren, besonderes zu leisten. Auch das POS befand sich damals noch im Beta-Stadium. So fehlten dem POS noch die Subroutinen für komplexe Kommunikation (einfache war vielleicht ja schon möglich). Diverse Systemprogramme, wie "Social Behavior", waren erst in der Testphase. So verwundert es nicht, daß Version 0.2 des POS dafür sorgte, daß der Homo Sapiens Neanderthalensis sich, wie gesagt, von dannen machte.

Tausende Jahre später sieht es da schon etwas anders aus. Der heutige Mensch besitzt eine etwas anfälligere Physis, was übrigens auch die hohen Krankenkassenbeiträge erklärt, aber auch eine modernere und anpassungsfähigere Version des POS. Und während sich die ganze Menschheit lieb hat, oder öfter auch mal nicht, entstand in Mitteleuropa ein neuer Typus Mensch: Der Homo Sapiens Wuppertalensis. Die Physis ist gleich, jedoch besitzt dieser Typus eine modifizierte Version des POS: Version 2000, Wuppertal Edition. Naja, da wir uns ja gerade im Betatest für die WE befinden, lesen Sie doch gleich weiter, was die Tests bisher ergeben haben.

Grundsätzliches

Im Allgemeinen unterscheidet sich der Wuppertaler nicht von anderen. Aber, wie so oft, liegt der Teufel im Detail. In den meisten Fällen werden Sie also gar nicht bemerken, ob Sie mit einem Wuppertalensis oder einem anderen Homo Sapiens reden. Es sei denn ... naja, da gibt es schon etwas: Wenn Sie auf der Straße nach dem Weg fragen, entscheidet die Art und der Umfang der Hilfeleistung, mit wem Sie es da zu tun haben.

Der Homo Sapiens Wuppertalensis sticht durch seinen Pragmatismus hervor. So sind Systemprozesse so optimiert, daß er wirklich nur tut, was unbedingt von Nöten ist. Experten streiten aber noch darüber, ob das ein Bug oder ein Feature ist, da der Wuppertalensis im Zuge der Prozeßoptimierung leider auch etwas zuviel am "Initiative Execution Layer" optimiert wurde. Ob diese mangelnde Initiativergreifung nun ein Bug ist, oder doch ein Feature, wer mag das mit Sicherheit sagen können?

Ein weiterer Streitpunkt ist die vermeintlich zu schwach implementierte Knowledge Base. Ein Mensch sammelt in seinem Leben eine Menge Wissen. Verhaltensweisen, statistisches und technisches Wissen. Experten sind der Ansicht, die Knowledge Base des Homo Sapiens Wuppertalensis sei zu klein. Die Festlegung des Umfangs sei zwar insofern ein Vorteil, da er nicht ständig den Platz dafür neu berechnen muß, könne aber auch nicht alles aufnehmen, was nötig währe. So zeichnet sich der Homo Sapiens Wuppertalensis dadurch aus, daß er ab einem gewissen Punkt nicht mehr in der Lage ist, neues in sich aufzunehmen. Er hat dann nur noch zwei Möglichkeiten: Er verwirft neue Informationen, oder er verwirft alte Informationen. Wenn Sie also einem Wuppertalensis etwas neues erzählen, und er weigert sich, sich das zu merken, dann wissen Sie, er hat seine Leistungsfähigkeiten bezüglich der Datenspeicherung erreicht. Wenn er sich aber an frühere Informationen, wie Hochzeitstag, Geburtstag der Kinder usw. nicht mehr erinnern kann, so macht er von Möglichkeit 2 gebrauch und verwirft alte Daten. Sie könnten nun auf die Idee kommen, der Wuppertalensis sei Stur oder sogar vergeßlich. Und damit hätten Sie sogar recht! ;-) Aber wir wollen dem Wuppertalensis ja nun nicht unrecht tun, er kann halt nix für seine Programmierung! ;-)

Konkrete Beispiele aus der Praxis

Nachdem ich Ihnen nun den Grundriß des POS eines Wuppertalensis erklärt habe, kommen wir nun zu den Auswirkungen in der Praxis.

Ich bin kein Homo Sapiens Wuppertalensis. Um genau zu sein, bin ich ein adaptierter Homo Sapiens Osmanikus, im Volksmund auch "Türke" genannt. Adaptiert? Klaro! Ich wurde in Deutschland gebaut und meine Grundprogrammierung und endgültige Systemkonfiguration fand in Hessen statt. Wie bei allem, was gebaut, konstruiert, konzeptioniert oder umgesetzt wird, gab es auch bei mir ein paar kleinere Konstruktions- bzw. Produktionsfehler. So wurden meine optischen Sensoren leider schadhaft hergestellt.

Nun, bis vor etwas mehr als 12 Jahren empfand ich das nicht unbedingt als ein Problem. Gut, ich konnte kein Auto fahren, aber muß ich das denn? Immerhin habe ich gesunde Füße und es gibt ja auch Busse und Taxis, gelle? Jedoch änderte sich all dies, als ich nach Wuppertal zog. Schlagartig fühlte ich mich, als hätte ich einen anderen Planeten betreten. Entweder hatte ich es hier mit einer neuen Spezies zu tun, oder meine Interpretationssubroutinen hatten Schaden genommen. Naja, zum neu Installieren war ich zu faul, also entschied sich mein Prozessor, die vorgefundenen Individuen als neue Spezies in meine Knowledge Base einzutragen. Der Homo Sapiens Wuppertalensis war geboren.

Und wie die Jahre so ins Land zogen, kam ich nicht umhin, in meiner Knowledge Base nach Antworten für dieses höchst merkwürdige Verhalten zu suchen. War ich womöglich in Absurdistan gelandet? Ich weiß es heute noch nicht, da meine Datenbank nichts, aber auch gar nichts, über solches Verhalten gespeichert hatte. Also legte ich einen neuen Datensatz an, indem ich alles Wissenswerte zusammentragen wollte, was es über den Homo Sapiens Wuppertalensis zu erfahren gab.

Der gemeine Homo Sapiens Wuppertalensis

Diesem Typus begegnet man in der Regel in der Fußgängerzone, im Bus oder in Geschäften, also überall dort, wo man Geld loswird oder einsackt. Schnell stellte ich fest, daß beide Sportarten die Lieblingssportarten des Wuppertalensis sind. Nun, auch bei anderen trifft es zu, aber irgendwas, vielleicht die Besessenheit, kam mir doch etwas anders vor. Die Geldeinsacker sind in der Regel sehr Wortarm. Vermutlich wurden diese Prozesse in die Auslagerungsdatei verschoben, um dem Primärprozeß, dem Geldeinsacken, mehr Hauptspeicher zur Verfügung zu stellen. Auf die meisten Fragen bekam ich jedenfalls die Antwort: "Da muß ich einen Kollegen fragen". Bemerkenswert, wie der Wuppertalensis seinen Nachteil der kleinen Knowledge Base ausnutzt! Er verteilt das Wissen auf mehrere Personen.

Der Geldausgeber hingegen müht sich mit so was nicht ab. Alles Wissen, was zum direkten Konsum nicht von Nöten ist, wird kurzerhand gelöscht. So erklärt sich, daß der Geldausgeber sich hervorragend mit dem auskennt, was er kaufen möchte, aber über den Umgang mit Behinderten so gut wie gar nichts weiß oder wissen will. Mal ehrlich, wozu nutzt einem dieses Wissen auch schon? Davon kann man sich ja gar nichts kaufen!

Oft passiert es, daß eine Mutter ihren Kinderwagen mir vors Schienbein fährt und dann auch noch böse ruft: "Paß doch auf, wo du hinrennst!". Nicht nur, daß die Knowledge Base dieser Mutter so gut wie leer ist, nein, sie hat auch den Dienst "Ethik" deaktiviert und den "Ego"-Dienst mit einer höheren Priorität versehen. Naja, was fällt mir denn auch ein, mich in ihren Weg zu stellen, wo sie doch so sehr mit den Schaufenstern beschäftigt war? Und wenn ich jetzt ein Abgrund gewesen wäre? Wem hätte sie dann die Schuld für das Abstürzen des Kinderwagens gegeben? Aber in Wuppertal gibt es keine Abgründe, oder doch?

Eine Andere Mutter fährt mich mit ihrem Kinderwagen über den Haufen und behauptet: "Schuldigung, hab Sie nicht gesehen.". Das ist witzig, weil eigentlich ich das sagen müßte, und nicht sie! Oder ist meine Blindheit etwa ansteckend?! Steckt mich sofort in Quarantäne, ich bin gefährlich! ;-) Aber, naja. Sie hat sich immerhin entschuldigt. Und vor allem, nimmt sie mich immerhin so ernst, daß sie mich Sietst, anstatt mit mir zu sprechen, als wäre ich ein Wuppertalensis. ;-)

Wo wir gerade bei Witzig sind: Der Homo Sapiens Wuppertalensis scheint ein ganz erhebliches Problem mit optischer Interpretation zu haben. Die Bildverarbeitungsroutinen scheinen mir doch recht überarbeitungswürdig zu sein. Immer wieder passiert es, daß mir ein Wuppertalensis erzählt, die Ampel stehe auf grün, wo sie es doch offensichtlich nicht tut. Naja, das nennt man "zum Wohle des Volkes", denn immerhin währe man so schnell einen Behinderten los. Oder liegt das vielleicht daran, das der Wuppertalensis nicht daran glaubt, daß es Blindheit überhaupt geben kann und versucht zu beweisen, daß ich ja doch sehen kann?

Andere wiederum scheinen unter schweren Halluzinationen zu leiden. Warum hilft diesen Menschen denn niemand? So passiert es oft genug, daß mir Wuppertaler in der Fußgängerzone erzählen, dort sei eine Ampel und eine stark befahrene Kreuzung, und ich möchte mich doch vorsehen. Hääää? Ampel? In der Fußgängerzone? Warum schließen Menschen eigentlich immer von sich auf andere? Und dann gibt es die Art von Wuppertalensis (was ist hiervon eigentlich das Plural?), die behaupten, mitten in der Fußgängerzone, wo links und rechts etwa 3 Meter zur nächsten Hauswand ist, stünde eine Glastür! Armer Homo Sapiens Wuppertalensis! Nicht einmal das Modul "vernunft.dll" hat man euch installiert (bedauer)!

Aber, wir wollen ja gerecht sein: Manchmal kommt es vor, daß ein anderes Individuum, welches mitbekommt, daß ich verarscht werde, helfend einspringt. Ich bin auch schon Geldeinsackern begegnet, deren Knowledge Base geradezu überquoll. Mütter habe ich gesehen, die ihren Kindern erklärten, warum ich einen Stock brauche. Doch leider leider, ist es die Seltenheit unter den Wuppertalensis (das Plural kenne ich immer noch nicht). Ich kann also nur hoffen, daß die andere Art schnell und plötzlich ausstirbt, wie es der Homo Sapiens Neanderthalensis schon vorgemacht hat.

Der Homo Sapiens Wuppertalensis Behördikus

Beamtenmikado: Wer sich zuerst bewegt, hat verloren! Der Wuppertalensis Behördikus, für den ist das blutiger Ernst!

Das Sozialamt

"Ohne Rubel geht die Olga
mit dem Ivan in die Volga.
Für Karl-Otto gilt dasselbe
ohne Deutschmark in die Elbe."

Erste allgemeine Verunsicherung - "Geld oder Leben"

Ich hatte etwas dagegen, in die Wupper zu gehen, zumal die für diesen Zweck ja auch kaum gereicht hätte. Also ging ich statt dessen zum Sozialamt, um Wohngeld zu beantragen.

Naja, seit dem Homo Sapiens Neanderthalensis ist ja schon ein klein wenig Zeit vergangen. Also ging ich einfach mal davon aus, daß das "Social Behavior"-Modul wesendlich weiter entwickelt wurde. Welch ein Irrtum, dachte ich, als ich diesem Wuppertalensis Behördikus gegenüberstand. Denn dieser war der festen Überzeugung, wenn ich meinen Antrag nicht ausfüllen könne, bekäme ich auch kein Wohngeld. Also vielleicht doch die Wupper? Nein, dachte ich mir, das geht auch anders: Nach viel hin und her und neandertalistischem herumgezanke fand sich dann doch noch ein Behördikus, der mir beim Antrag half. War bestimmt kein Wuppertalensis, wobei der erstere ein Musterexemplar zu sein schien. Aus datenschutzrechtlichen Gründen war mir eine genealogische Überprüfung meiner These leider nicht möglich.

Erstaunlicher weise hat es dieser Behördikus aber geschafft, mich in seiner Knowledge Base zu speichern. Wie ich drauf komme, fragen Sie? Naja, jedes Mal, wenn mir dieser Behördikus in der Stadt begegnet, macht er ein Gesicht, als sei ich höchst persönlich für all sein Unglück verantwortlich. Daher bin ich mir auch nicht so sicher, ob die Knowledge-Base-Erweiterung ein evolutionärer Vorteil ist, oder nur dadurch entstand, daß dieser Behördikus wieder irgend etwas Wichtiges daraus gelöscht hat.

Arbeitsamt

"Es ist vom Volksmund eine linke,
daß das Geld gar übel stinke.
Wahr ist vielmehr, ohne Zaster
beißt der Mensch ins Straßenpflaster."

Erste allgemeine Verunsicherung - "Geld oder Leben"

Straßenpflaster, habe ich mir sagen lassen, sei nicht besonders Nahrhaft. Also, ein Job muß her! Und wo geht der Homo Sapiens normalerweise hin, um einen solchen zu bekommen? Na klar, in die Prozeßverteilungsabteilung! ;-) Dieser meine Schritt zählt auch nicht gerade zu denen, die ich als "richtige Entscheidung" bezeichnen kann, zumindest nicht in Wuppertal.

Man hatte zwar Verständnis für meine Lage, gab aber zu bedenken, daß es schwer sein würde, einen Prozeßzuweiser zu finden (Arbeitgeber), der einen Homo Sapiens mit eingeschränkter Optik beschäftigen könne. Toll, dachte ich, ein Wuppertalensis mit erweiterten Kapazitäten! Pustekuchen, bei dem Bedauern ist es dann auch geblieben. Bewegungslosigkeit pur! in den 2 1/2 Jahren, die ich jetzt einen Job suche, kam das Arbeitsamt mit 1 Vorschlag (in Worten "eins") um die Ecke. Und was für ein Vorschlag! Ein System- und Netzwerkadministrator, der sich umfassend auch mit Telefonanlagen auskennt, soll beim Finanzamt den telefonischen Pförtner mimen. Naja, im Nachhinein war ich froh, diesen Job nicht bekommen zu haben.

In der gleichen Zeit habe ich übrigens etwas mehr als 200 Bewerbungen geschrieben. Lassen Sie mich also eine Frage stellen: Wenn ich, ein Homo Sapiens Osmanikus Optikus Deffektus, in der Lage bin, in 2 Jahren 200 Stellen zu finden, auf die ich mich bewerben kann, wieso kann das Arbeitsamt, besetzt von Homo Sapiens Wuppertalensis, nur einen einzigen Vorschlag machen? Kein Wunder also, daß ich vielleicht doch noch ins Straßenpflaster beißen muß. Immerhin haben die Volksadministratoren (Politiker), professionelle Geldeinsacker, sich Hartz 4 ausgedacht. Wenn ich dieses verdammte Administrationskennwort hacken könnte, ...

Ausländeramt

Hier fällt mir leider kein Text ein. Das letzte Durchsuchen meiner Knowledge Base lieferte leider kein passendes Textfragment.

Da ich in Deutschland gebaut wurde, meine Grundprogrammierung hier durchlief und bestimmte Rechte haben will, die jeder Deutsche hat, beantragte ich also die umfassende Systemintegration. Eines der Rechte, die ich haben wollte, ist das Recht, den, der mich ausbeutet, selbst wählen zu dürfen. ;-)

Hier begegnen wir einer neuen Art Wuppertalensis Behördikus. Dieser schob, aus an den Haaren herbeigezogenen Gründen, meine Systemanfrage fast ein Jahr hinaus. Tja, mein Fall war auch etwas besonders gelagert. Ich war gerade im Leerlaufprozeß (arbeitslos), und per System Policy (Gesetz) wird so jemand nicht integriert. Es sei denn, diese Person hat seinen Leerlaufstatus nicht selbst verursacht oder zu vertreten. Nun, ich konnte das zwar nachweisen, aber dieser Behördikus schien in diesem Fall  in einer Endlosschleife zu stecken. Jedenfalls war dieser Behördikus nicht in der Lage, diesen Loop zu beenden. Und nach etwa einem Jahr lief mein "Emotion Queue" über. So betrat ich das Eingabemodul (Büro) eines anderen Behördikus und drohte mit dem Master Control Programm (Vorgesetzten). Dieser hingegen überprüfte meine Dateneingaben und erteilte mir ein Einbürgerungszertifikat, mit dem ich zur nächsten Instanz fortfahren konnte. Geht doch! Gibt ja doch einen Wuppertalensis Behördikus, der was kann!

Wohnungsbau Förderungsamt (oder wie das Dingen jetzt heißt)

Kommen wir jetzt zu einer ganz besonderen Art Behördikus:

Regelmäßig muß ich zu dieser Instanz, um feststellen zu lassen, daß ich ... ja, was eigentlich? So genau weiß ich das gar nicht mehr. Egal. Jedenfalls erreicht mich im Mai eine Anfrage zur Überprüfung, die spätestens bis zum 10. September durchgeführt sein muß. Schön, dachte ich. Also, weil es sich leider nicht anders einrichten lies, marschierte ich am 10. September dort hin und übergab meine Unterlagen. Und was glauben Sie, was ich zu hören bekam? "Sie sind zu spät!". Häää? In der Mitteilung steht 10. September, und heute ist der 10. September, dachte ich. Wie kann ich also zu spät sein? Ich bin vielleicht auf dem letzten Drücker, aber noch nicht zu spät. Das sagte ich auch diesem Wuppertalensis Behördikus. "Unser Abgabetermin ist aber heute", sagte der Behördikus wütend. Ich Fragte: "Wenn ihr Abgabetermin der 10. September ist, warum schreiben Sie dann nicht, sie hätten die Unterlagen gerne am 05. September?". Darauf sagte der Behördikus" Na Sie sind vielleicht niedlich!".

Hach, wie süß! Ich bin also niedlich? Ist ja zum knuddeln! Aber hinter die Logik bin ich immer noch nicht gestiegen. Naja, Wuppertalensis halt.

Der Homo Sapiens Wuppertalensis Justiziaris

Für Recht und Ordnung sorgt er, Streit schlichtet er. Aber im Grunde seines Prozeßkerns ist er dennoch nur ein Wuppertalensis. Wegen einer Mietangelegenheit sollte ich als Zeuge aussagen. Naja, wenn's zum Wohle des Rechts ist? Also betrat ich den Saal und setzte mich. Die erste Frage, die ich hörte, war nicht, wer ich denn bin, sondern: "Sind Sie sich darüber bewußt, wo Sie hier sind?". Reflexartig wollte ich sagen: "Ja, ich warte hier auf meine Mami, die mit mir zum Osterhasi gehen wollte, damit er mir auf dem Münchener Oktoberfest einen Schokoladenwheinachtsmann schenkt.". Natürlich habe ich das nicht gesagt. Aber können Sie sich auch nur im entferntesten Vorstellen, wie es mich gejuckt hat, eben dieses zu sagen? Der Homo Sapiens Wuppertalensis im allgemeinen, und der Homo Sapiens Wuppertalensis Justiziaris im besonderen, scheinen es für selbstverständlich zu halten, daß Blinde grundsätzlich nicht zurechnungsfähig sind oder Eigenintelligenz besitzen können. Wieso eigentlich? Aber da habe ich vielleicht schon eine Lösung: Der Homo Sapiens Wuppertalensis, mit seiner ohnehin kleinen Knowledge Base, scheint zu glauben, Wissen ließe sich nur über die optischen Sensoren aufnehmen, weil er selbst es ja nur so kann. Und wie wir ja schon wissen, schließt der Wuppertalensis immer von sich auf andere, da seine Rechenkapazitäten nicht für Alternativprozesse ausgelegt sind.

Polizei und Staatsanwaltschaft

Polizei, dein Freund und Helfer? Nicht in Wuppertal. Hier sollte es heißen, Freundchen, ich helf' dir! Zwei mal habe ich die Polizei über den Notruf gerufen. Zwei mal habe ich mir gewünscht, es gelassen zu haben.

Im November 2000 wurde ich von einer Gruppe Jugendlicher bedrängt. Es gelang mir, mit meinem Mobiltelefon die Polizei zu rufen. Es sei doch bestimmt nicht so schlimm, sagte der Polizistikus zu mir. Die meinen es sicher nicht ernst, behauptete er. Dennoch versprach er mir, schnellstens jemanden zu schicken. Dann, geschlagene 30 Minuten später, trafen sie dann ein. Haben Sie eine Ahnung, was in 30 Minuten alles passiert sein könnte, wenn die Jugendlichen Ernst gemacht hätten? Jedenfalls habe ich mich, nachdem klar war, daß die Polizei zu spät kommen würde, aus dem Staub gemacht. Homo Sapiens Wuppertalensis haben ja, wie oben erwähnt, ein Problem mit der optischen Bildverarbeitung. So kann er im Dunkeln nicht besonders gut sehen. Das wiederum stört mich herzlich wenig, so das ich entkommen konnte.

Im Sommer 2003 rief ich die Polizei erneut. Diesmal hatten wir einen Exhibitionisten, nackt, wie Gott ihn schuf, auf dem Treppenhaus sitzen. Diesmal brauchte die Polizei ganze 40 Minuten. Können Sie sich vorstellen, was ein bekiffter Exhibitionist in einem Wohnhaus in 40 Minuten alles anrichten kann? Dieser war wohl zu bekifft, jedenfalls ist glücklicherweise nichts passiert. Aber damit hört der Fall noch nicht auf.

Am nächsten Tag gingen ich und meine Mutter, sie wohnt übrigens im gleichen Haus, wie ich, zur Polizei, um Strafanzeige zu erstatten. Ich stellte den Strafantrag, meine Mutter war Zeugin. Und was, glauben Sie, ist passiert? Der Homo Sapiens Wuppertalensis Polizistikus trug mich als Zeugen ein und meine Mutter als Antragstellerin. Hääää? Das ist aber eine gewaltige Fehlschaltung, wenn man solch einen Irrtum macht. Da ist auf jeden Fall ein Security Update nötig. Aber damit ist der Fall immer noch nicht vorbei.

Ein paar Wochen später bekam ich dann einen Brief, in dem mir die Staatsanwaltschaft mitteilt, der beschuldigte sei nicht auffindbar. Häää? Der geistert doch immer hier im Haus rum. Wenn die den also nicht finden können, dann nur, weil sie gar nicht erst gesucht haben. Beamtenmikado halt. Aber das war es gar nicht, was mich so erzürnt hat. Im Betreff des Schreibens hieß es: "Bezüglich Ihrer Strafanzeige wegen unerlaubten Glücksspiels". Hääää? Ich habe aber doch Anzeige wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses gestellt. Ach, jetzt verstehe ich! Es geht um das Spielchen mit der Polizei! Kommt sie, oder kommt sie nicht? Ihre Einsetze bitte, nichts geht mehr, in der Hauptstadt Absurdistans.

Arbeit

In meiner Funktion als System- und Netzwerkadministrator habe ich in Wuppertal 3 Jahre lang bei einer türkischen Telefongesellschaft gearbeitet. Über die Diskriminierungen, Beleidigungen, Ignoranz und Heucheleien, die letzten Endes mich dazu bewogen haben, in den Leerlaufprozeß zu gehen, könnte ich monatelang und Megabyteweise schreiben. So war ich, wenn Besuch, Zeitung, Fernsehen oder andere wichtige Personen in der nähe waren, ein bewundernswerter Mitarbeiter, der ja "alles kann". Kaum war die Zeitung, der Besuch oder die wichtige Person weg, hatte man völlig vergessen, wie "besonders" ich eigentlich bin. Man delegierte mir Aufgaben, um sie dann als eigenes Produkt zu präsentieren. Kein wunder also, wenn einige Dachten, Günay tut ja gar nix. Sicher, es gab auch Mitarbeiter, die durchaus zu würdigen wußten, was ich leiste, aber die kann ich an einer Hand abzählen.

Eines steht für mich jedenfalls unverrückbar fest: Ich werde niemals für eine Firma arbeiten, in der ein pseudo-adaptierter Homo Sapiens Osmanikus höhergestellt ist, als ich. Dieser würde mich unweigerlich ausnutzen, da seine System Policy darauf ausgelegt ist, Menschen mit Behinderungen mit Geringschätzung zu behandeln. Über das POS eines Osmanikus werde ich jetzt nicht weiter berichten, da es mindestens so umfangreiche Probleme gibt, wie beim Wuppertalensis.

Hinweis: Dies ist keine Fremdenfeindlichkeit! Ich bin selbst türke und habe diese Dinge an eigenem Leib erlebt. Darüber hinaus ist mir die türkische Kultur wohl bekannt, so daß ich behaupten kann, ich weiß, wovon ich da rede.

Bush? Wie kommen Sie denn jetzt auf den? Er, ein Wuppertalensis? Jetzt tun Sie den Wuppertalern aber Unrecht! Ach, Sie meinen, weil er Anzeichen des Wuppertal-Syndroms hat? Nein, das liegt daran, daß sein POS von Microsoft programmiert wurde. Da ist nix mehr zu machen. Was? Ob das ansteckend ist? Glaube ich nicht, aber man kann ja nie wissen, was Microsoft so alles hineinprogrammiert hat. ;-)

Abschließendes

Ja, liebe Leserinnen und Leser, so könnte ich noch Tage weitermachen. Aber der Punkt ist, daß ich ausgedrückt habe, worum es hier geht. Sicher tue ich hier einigen unrecht. Und wie soll man bitteschön das nennen, was man mit mir tut? Ein Akt der Humanität?

Und warum schreibe ich eigentlich diesen Text? Nun, vorgehabt habe ich das schon lange. Jedoch erst die kürzlichen Ereignisse, die ich bezüglich Arbeitslosengeld 2 gemacht habe, haben das Faß zum Überlaufen gebracht. Meine einzige Möglichkeit, meinen Frust abzulassen, ist das Wort. Ich kann und werde niemals andere, möglicherweise unfairere, Methoden einsetzen. Und vielleicht, nur vielleicht, überdenkt der eine oder andere Wuppertalensis ja sein verhalten. Und wenn ich nur bei einem einzigen Wuppertaler ein Umdenken erreicht habe, hat der Text seinen Sinn bereits erfüllt. Aber da glaube ich nicht so recht dran. Tatsache ist, ich werde derartiges noch lange erleben, aber was soll's? Schließlich sind wir Blinden in Niedersachsen das Sparschwein der Nation und in Wuppertal ein willkommener Fußabtreter. Mit anderen geht's nicht, die wehren sich ja. Hier in Wuppertal wird uns sogar geholfen, auch gegen unseren Willen. Schließlich meint man es ja gut. Nur, der Wuppertalensis sollte sich eines vor Augen führen: Auch wenn er glaubt, sein Seelenheil hängt davon ab, ob er einem Behinderten hilft, oder nicht, tut er es nicht aus Überzeugung, hat die Übung eh keinen Zweck. Sein Seelenheil wird er dadurch nicht erlangen.

Wenn Sie dieser Text amüsiert hat, schön! Haben Sie sich darüber geärgert? Auch schön. Aber wenn Sie gar nichts verstanden haben, kann ich Ihnen auch nicht helfen.

Kamil Günay, Absurdistan, irgendwo in Deutschland

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