- Schriftgröße +
Hinweise zur Geschichte:

Star-Trek-Kurzgeschichte

Ich hatte bemerkt, dass sich der Boden, auf dem ich mich bewegte, definitiv
nicht mehr wie meine Matratze anfühlte, auf die ich mich zum Schlafen gelegt
hatte. Ich lag auch nicht mehr, sondern saß auf einem Shuttlesitz, als eine
beruhigende Stimme auf mich ein zu reden begann. Es war eine Frau. Am leicht
metallischen Klang ihrer Stimme erkannte ich Cupernica, die Androidin von
der Eclypse. „Keine Panik,”, tröstete sie. „Du bist hier sicher. Wir sind in
der interdimensionalen Schicht, also auch unabhängig von der Zeit, tangieren
die Geschichte also nicht.” Ihre sichere Betonung ließ mich ihr zunächst
glauben. Das änderte sich aber schlagartig, als sie die Bordsprechanlage
betätigte. „OK, Data, sie ist hier. Komm bitte her und bring Spot mit.” Ich
sprang auf. „Was tust du?!”, entfuhr es mir empört. Cupernica machte „Scht!”
und drückte mich sanft in den Sitz zurück. Dann fragte sie mit der Stimme
einer die Schülerin prüfenden Lehrerin: „Was habe ich dir denn grade
erklärt?” Inzwischen war Data in den Kontrollraum gekommen und legte mir die
laut schnurrende Spot auf den Schoß. „Bist du weich!”, rief ich
unwillkürlich. „Ich pflege ihr Fell täglich.”, erwiderte Data mit der mir
bekannten Sachlichkeit. Ich musste an Mausi denken, der eine schwere
Operation bevorstand. Tränen rannen über mein Gesicht.
Spot machte „Min!” und schmiegte sich eng an mich. Data setzte sich neben
uns und begann, Spot von der anderen Seite zu kraulen. Ihr Schnurren schwoll
an und übertönte sogar das Com-Gespräch, welches Cupernica mit der Eclypse
führte.

„Hast du sie?”, fragte Data konspirativ. Cupernica nickte. „Wovon redet
ihr?”, fragte ich. „Von der Erlaubnis.”, antwortete Cupernica. „Welche…”
Bevor ich noch weiter sprechen konnte unterbreiteten mir die beiden, dass
sie mir den Ausgang von Mausis OP sagen könnten. Ich zuckte mit den
Schultern. „Ihre moralische Hemmschwelle ist sehr hoch.”, erklärte Data der
verdutzten Cupernica, die sich wohl gedacht hatte, dass mich dies freuen
würde. „Sie kann vielleicht nicht zulassen, dass wir ihre Geschichte
verändern. Unsere Berichte könnten ihre Entscheidung, Mausi operieren zu
lassen, vielleicht beeinflussen. Und auch du weist nicht, was dann mit der
Zeitlinie passieren könnte.”, fuhr er fort. „Ich muss ja nicht angestrengt
zuhören.”, schlug ich vor. „Stimmt.”, überlegte Cupernica und sagte dann:
„Damit du auch wirklich abgelenkt bist, setze ich jetzt noch eins drauf. ”

Sie betätigte die Sprechanlage erneut und machte zwei kurze Schnurrlaute die
mich an Tribbles erinnerten. Kurz darauf vernahm ich ein tippelndes Geräusch
und etwas, das sich anhörte, als würde etwas auf die Sprechanlagenkonsole
außerhalb der Tür springen und ins Mikro schnurren. Cupernica öffnete die
Tür und ein kleiner Tribble tapste hindurch. „Feiner Freddy!”, lobte
Cupernica und gab dem Wollknäuel etwas Futter aus der Hand. „Das versuche
ich mit Spot schon seit Jahren.”, resignierte Data. „Du weißt doch.”,
erklärte ich. „Katzen erziehen ihre Besitzer und nicht umgekehrt.”
„Interessante These.”, erwiderte er.

„So.”, mischte sich Cupernica ins Gespräch. „Jetzt klatscht du in die Hände
und sagst mit einer quietschigen Stimme ‚Schmusizeit’” Das tat ich. Freddy
sprang auf meinen Schoß und reservierte sich das freie Bein neben Spot.
Beide kuschelten sich aneinander und an mich. „Der Türsensor ist zu weit
weg.”, erklärte Cupernica Freddys Sprechanlagennummer. Er soll warten, bis
ich ihm die Tür öffne, damit Ihm nichts geschieht. „Du bist ja auch zu
klein.”, flirtete ich mit Freddy.

„Egal, was wir den drei Schmusebacken jetzt erzählen.”, begann Cupernica,
„Es wird nur halb ankommen. Vielleicht beruhigt es sie aber sie wird später
nichts Genaues erzählen können und zu wenig wissen, um ihre Entscheidung
bewusst ändern zu können. Also keine Geschichtsänderung.” „Cupernica.”,
erwiderte Data. Aber mit einer Betonung, als ob er ein Kind maßregeln wolle,
das bei Tisch zu laut aufgestoßen habe. Dann wurde seine Stimme wieder
konspirativ „Du, als Ärztin, musst es ja wissen.”

Ich erfuhr leider nichts mehr über die OP, Denn mein Wecker holte mich
unsanft aus dem Traum und in die Wirklichkeit zurück. Heute weiß ich ja,
dass es Mausi gut geht, aber der Traum war trotzdem sehr beruhigend.

Ich bin überzeugt, wären die beiden real und fähig Gefühle zu haben, hätte
ich sie zu einer Runde Wecker-Weitwurf überredet. Denn sie hätten sich
bestimmt geärgert, dass all ihre Bemühungen, die Geschichte zu retten
umsonst waren. Sie hätten sicher gern mit gemacht.

ENDE
von Bianca Trs, 2006

Du musst login (registrieren) um ein Review abzugeben.
Creative Commons License
Science/Fantasy-Ecke Website von Kamil Günay steht unter einer Creative Commons Namensnennung-Keine kommerzielle Nutzung-Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland Lizenz.