- Schriftgröße +
Hinweise zur Geschichte:

Star-Trek-Kurzgeschichte

Sandras Schulweg war dieses Mal nicht länger als sonst. Dennoch wünschte sie
sich, er wäre es. Sie hatte heute das Ja auf ihre Bewerbung bei den Irons
bekommen und das Herz klopfte ihr bis zum Hals. Wie sollte sie ihren Eltern
jetzt ihre Entscheidung beibringen?

Ein jähes Geräusch ließ Sandra aufblicken, grade als sie um die letzte Ecke
biegen wollte. Neben ihr hielt der Jeep der Dorffeuerwehr und Coss, der
vulkanische Teamleiter, winkte Sandra an den Straßenrand. „Bitte steig zu
mir in den Jeep.”, sagte er mit der gewohnt emotionslosen Stimme, die Sandra
sehr bekannt war. „Deine Eltern hatten einen Unfall.” Sandra tat dies mit
zitternden Knien.

Am Unfallort, einem für Sandra undurchsichtigen Gewirr aus Felsen und
Metall, angekommen befahl Coss Sandra, auf jeden Fall im Jeep zu bleiben und
ging selbst zu der Frau an der Bedienkonsole des Rettungstransporters.
Sandra presste ihre Ohren an die Jeeptür. Coss hatte das Fahrzeug
verschlossen. Er fand es besser, damit Sandra in seinen Augen keinen Unsinn
machte. Sie konnte aber nur Wortfetzen wahrnehmen.

Corry Janson sah zu ihrem Chef auf, als dieser in Sichtweite kam. „Tut mir
Leid, Sir.”, sagte sie. „Die Sensoren werden durch irgendwas abgelenkt.
Wahrscheinlich tritt thermische Strahlung aus. Müssen die beschädigten
Energiezellen des Jeeps sein. Ich kann gar nichts feststellen. Weder ob sie
noch leben, noch wo sie sind. Ohne Transportverstärker können wir sie nicht
herausbeamen.” „Dann gibt es nur eine logische Konsequenz. Die Demetaner
müssen her.”, antwortete Coss.

Mit den Demetanern war die demetanische Tribblestaffel gemeint, die sowieso
grade eine Übung auf Terra und ganz in der Nähe absolvierte. Coss ließ sich
über sein Handsprechgerät durch die Zentrale mit der Leiterin der Staffel
verbinden und schilderte ihr die Situation. Nach einer Viertelstunde, die
Sandra wie eine Ewigkeit vorkam, flitzte ein großer Mannschaftsjeep mit
demetanischem Kennzeichen um die Ecke. Neun Demetaner mit Transportboxen
sprangen heraus. Unter ihnen war auch Yarin, die Staffelleiterin. Sie trug
als einzige keine Transportbox mit sich, nutzte ihre freien Hände aber
gleich, um ihre Leute einzuteilen. „Saron, Telrin, Sie gehen auf die
Nordseite, Ragidis, Miron, nach Westen, Yetrin, Maron, Sie nehmen den
Ostteil. Merin, Daron, ab nach Süden und jemand soll die Kleine in meinen
Jeep bringen. Wir haben einen männlichen und einen weiblichen Terraner mit
durchschnittlicher Körpertemperatur zu finden. Das wär’s, ausschwärmen!“,
kommandierte sie. Im Chor ertönte ein lautes „Verstanden, Sea!” und alles
stob auseinander.

Coss hatte die Jeeptür entriegelt und Sandra an eine seiner Untergebenen
übergeben, die sie zu dem demetanischen Jeep führte. “Sandra ke.”, stellte
sich Sandra in perfektem Demetanisch bei Yarin vor. Sie hatte es als
Fremdsprache in der High School und wollte damit Yarin beeindrucken. Diese
durchschaute aber ganz schnell Sandras Spiel. „Du musst mich nicht
beeindrucken, Jinya.”, antwortete die Demetanerin in Englisch. „Ich kann
nachvollziehen, dass du Angst um deine Eltern hast. Komm, ich zeige dir
was.”

Sie öffnete die Ladeklappe des Jeeps und holte Ausrüstungsgegenstände
hervor. „Sieh mal!”, begann sie während sie eine Art Kissen in Sandras
Richtung hielt. „Das ist unser Köder und Belohnung zu gleich für die
Tribbles. Hier drin ist eine technische Einheit, die auf die
Körpertemperatur einer jeden Spezies eingestellt werden kann. Wir machen
einen riesen Feetz um die Kissen, wenn wir die Tribbles darauf setzen. So
als wäre es das tollste Spielzeug. Dann nehmen wir dem Tribble ganz
unvermittelt das Kissen wieder weg und stecken es in diese isolierte Box.”
„Der Tribble will aber sein Lieblingsteil wider haben und fängt an zu
suchen!”, rief Sandra begeistert. „Richtig.”, bestätigte Yarin. „Aber wie
verständigt ihr euch mit den Tribbles über weite Entfernungen und…”, als
hätte Yarin Sandras Frage geahnt, zog sie zwei Halbkugeln aus leichtem
Material hervor. Sandra konnte etwas von strahlungsdicht auf der Verpackung
lesen.
„Schau.”, sagte Yarin. „Das ist ein Rettungsgeschirr. Es wird dem Tribble
angelegt und enthält einen kleinen Transceaver. Am Kopfende befindet sich
ein kleiner weicher Kopfhörer und an der Seite ein kleiner Lautsprecher. Der
Tribbleführer kann mit Hilfe einer Programmierung seines Handsprechgerätes
entscheiden, ob der Tribble ihn nur allein hören soll, oder ob, im Fall das
Opfer ist bei Bewusstsein, auch dieses eine Anweisung bekommen soll. Das
können wir mit Hilfe der Visokomeinrichtung des Tribbletransceavers
beurteilen, die ihre Daten direkt an das Sprechgerät des Tribbleführers
überspielt. In dieser kleinen Tasche am Geschirr können wir kleine
Transportverstärker unterbringen. Das haben wir alle gemacht. Wenn ein
Tribble deine Eltern findet, können wir sie entweder auffordern, den
Verstärker in die Hand zu nehmen, oder dem Tribble durch ein Kommando klar
machen, dass er sich auf ihre Brust setzen soll.”

Sandras angstvoller Gesichtsausdruck wich immer mehr einem Erleichterten.
Nach den Erklärungen von Yarin fühlte sie sich zunehmend sicherer. Plötzlich
piepte das Sprechgerät im Jeepinneren und eine Stimme sagte: „Sea, hier Team
Süd. Haben positive Anzeige. Die Frau ist kooperativ, der Mann ist bei
Bewusstsein, aber es gibt Schwierigkeiten.” Yarin rannte zum Führerhaus und
nahm das Mikrofon in die Hand. „Erläutern Sie bitte die Schwierigkeiten,
Daron!” „Er weigert sich, den Verstärker zu nehmen. Wir haben es auch schon
mit Brustkontakt versucht, aber er setzt Sira immer wieder herunter, bevor
eine Transportererfassung möglich ist. Sie ist demotiviert und erschöpft.
Bitte um Ablösung.” „Geben Sie mir das Mikro!” Sandra war unbemerkt wieder
auf den Beifahrersitz des Jeeps geklettert. „Gleich, Sandra.”,
beschwichtigte Yarin den wütend nach dem Mikrofon greifenden Teenager. „Ich
muss nur noch was regeln.” Sie teilte die Teams neu ein, nachdem man Mrs.
Miller aus dem Unfalljeep geborgen hatte. Danach verband sie Sandra mit
Ragidis, der jetzt zuständigen Tribbleführerin. „Bitte schalten Sie das
Geschirrsprechgerät auf Lautsprecher.”, sagte Sandra. Als dies geschehen
war, machte sie ihrem gesamten Ärger Luft. „Dad!”, schrie sie ins Mikro, so
dass Yarin sich die Ohren zu halten musste. „Du hörst mir jetzt zu! Die
versuchen nur, dir zu helfen.” „Liebling, Prinzesschen, Augäpfelchen.”, kam
es zurück. „Ich möchte doch nur nicht von diesem Ungeziefer besprungen
werden.” „Ach, halt die Klappe.”, konterte Sandra. „Du scheinst es ja in dem
kaputten Jeep echt cool zu finden. Dann lassen wir dich eben hier.
Andernfalls sind die Tribbles deine letzte Chance.” Eine Weile geschah gar
nichts. Dann verriet das Kamerabild, dass Mr. Miller es sich überlegt haben
musste. Peety, Ragidises Tribble, saß nämlich mitten auf seiner Brust. Yarin
übermittelte Coss und Corry nun auch die Frequenz des letzten
Transportverstärkers und Mr. Miller wurde herausgebeamt.

Sandra war sehr überrascht, als ihr Vater ihr später erklärte, dass sich
seine Meinung zu Tribbles grundlegend geändert habe. Die Versicherung hatte
den Schrottreifen Jeep ersetzt und Sandra staunte nicht schlecht, als ihr
Vater ihr anbot, sie höchst persönlich zu ihrer neuen Lehrstelle zu fahren.
„Das ist mein voller Ernst.”, antwortete Mr. Miller auf Sandras fragenden
Blick. „Ich schulde deinen Lieblingen und dir etwas. Ohne sie wären Mumm und
ich jetzt sicher nicht mehr am Leben.” „Bist du also doch noch lernfähig.”,
grinste Sandra.

ENDE
von Bianca Trs, Juni 2006

Du musst login (registrieren) um ein Review abzugeben.
Creative Commons License
Science/Fantasy-Ecke Website von Kamil Günay steht unter einer Creative Commons Namensnennung-Keine kommerzielle Nutzung-Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland Lizenz.