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Hinweise zur Geschichte:

Star-Trek-Kurzgeschichte

Irritiert kauerte ich auf meinem Stuhl im Fernsehstudio. Ich hatte nicht
verstanden, was da eben passiert war. Es ging alles so schnell. Alle um mich
herum schienen wie erstarrt. Ich wagte auch nicht aufzusehen.

Das plötzlich hörbare Tipptapp, Tipptapp, nach dem man ein Uhrwerk hätte
justieren können, ließ mich aufatmen. „Data?”, flüsterte ich. „Ich bin
hier.” Seine künstliche Hand schob sich in meine und dann hörte ich ihn
sagen: „Mr. O’Brien, zwei zum Beamen.”

Als Nächstes nahm ich wahr, dass ich mich mit Data auf der Enterprise
befinden musste. Wir saßen an einem Tisch. Data saß neben mir und gegenüber
saß Will. „Betsy.”, begann Will. „Wir wissen nicht, warum du den Angriff der
Q überleben konntest, aber wichtiger ist, dass wir ihr Motiv herausfinden
und du, nachdem wir zum Zeitpunkt des Anschlages zurückkehren, ihn
verhindern wirst. Also, an was erinnerst du dich?”

„Uff!”, begann ich und warf den Kopf zurück. „Ich war als Zuschauerin bei
einer Show, in der Leute, die angeblich übersinnliche Talente haben, sie zur
Schau stellen. Alles war OK. Ich konnte sogar insgeheim einige entlarven.
Dann kam ein Mann, der behauptete, alle mit einem Fingerschnippen
versteinern zu können. Nein wartet ’ne Sekunde. Er sagte, er müsse die Leute
dafür ansehen, dann würde er mit den Fingern schnippen und …” „Strike!”,
fiel Will mir ins Wort. „Jetzt wissen wir, warum du überleben konntest. Die
Art deiner Blindheit hat dir das Leben gerettet.” „Wie?”, warf ich ein.
„Erklärt mir das.” „Nun.”, begann Data. „Technisch gesehen hat er eine
Leitung zur Übertragung des telepathischen Befehls benutzt, die bei dir
defekt ist, deine Sehnerven. „Ups!”, sagte ich. „Wie konnte ihm denn so ein
Fehler unterlaufen?” Im gleichen Moment beantwortete ich mir die Frage
selbst. Die Q waren schon der Enterprise-Crew gegenüber sehr überheblich.
Wie würden sie erst über uns vergleichsweise Primitive aus dem 20.
Jahrhundert denken? Überheblichkeit macht schließlich nachlässig und
Nachlässigkeit führt zu Fehlern.

„Wir möchten dir etwas zeigen.”, informierte mich Data und führte mich in
einen anderen Raum. Will kam wenig später hinterher. „Wollen wir wetten.”,
begann er. „Dass Data auch telepathische Fähigkeiten hat?” „Das will ich
sehen.”, grinste ich. „Kannst du haben.”, wiederholten die Männer unisono.

Mit seinem Sprechgerät zitierte Will Deanna her. „Wir wissen, dass du Angst
vor Telepathie hast.”, erklärte er mir. „Wenn also etwas passiert, über das
du mit einer Therapeutin reden willst, kannst du es gleich tun.” Deanna
holte ein offensichtlich repliziertes Blatt mit Punktschrift aus der Tasche.
„Denke an ein bestimmtes Wort oder einen Gegenstand.”, las ich leise darauf.
Unten stand noch ein Codewort, mit dem ich das Experiment jederzeit
unterbrechen konnte, wenn ich Angst verspüren sollte.

„Let’s Fetz!”, rief ich aus, nachdem ich ein Bild in meinem Kopf geformt
hatte. Data sah Will irritiert an. „Sie meint: Fangen Sie an, Commander.”

Data machte ein paar Showeffekte und stellte mir unaufhörlich Fragen.
Außerdem forderte er mich immer wieder auf, mich stärker auf die Benennung
des Gegenstandes zu konzentrieren. Nach seinem dritten „Konzentriere dich
bitte stärker, Betsy.”, benutzte ich das Codewort. Deanna fasste meine Hand,
aber ich stieß sie weg. „Veralbern lasse ich mich nicht. Die Tatsache, dass
du nicht rauskriegen konntest, was ich meine, obwohl du behauptet hast,
Telepath zu sein, hat mich tatsächlich etwas wütend gemacht. Das hätte um
ein Haar dazu geführt, dass meine Lippen sich zur Lautbildung geformt
hätten. Du kannst ja mit deinen hochauflösenden Augen viel kleinere
Bewegungen sehen, als alle anderen hier in diesem Raum. Du wolltest mich
provozieren, damit ich so genannte Mikrobewegungen mache.” „Ich ergebe
mich.”, erwiderte Data. „Dafür, dass du nicht sehen kannst, weißt du übers
Sehen aber doch eine ganze Menge.”, schaltete sich Deanna in unser Gespräch
ein.

„Für unser nächstes Experiment brauchen wir deinen PC.”, begann Will und
schickte Data zum Dienst. Er forderte Deanna zu irgendetwas auf. Ich konnte
nicht verstehen zu was, denn er sprach mit ihr in ihrer Muttersprache. Am
Piepsen eines Gerätes hörte ich nur, dass sie etwas replizierte. Mit dem
Vermerk: „Vorsicht, scharf.”, gab sie mir die Sachen in die Hand und führte
mich durch den Raum. Ich sollte willkürlich Gegenstände fallen lassen. Dann
führte sie mich zurück auf meinen Stuhl, vor dem jetzt tatsächlich mein
Schreibtisch mit meinem PC stand. „Starte das Gerät und lade dein
Schreibprogramm.”, instruierte sie mich. „Ich verbinde Will jetzt die Augen.
Er wird dir dann Ja-Nein-Fragen stellen, die dein PC, bzw. die Sprachausgabe
beantworten wird. Du schreibst die Worte ‚Ja’ und ‚Nein’ einfach ins
Eingabefeld. Lass die Sprachausgabe ruhig mal lügen.” Sie forderte Will
jetzt auch noch auf, die Schuhe auszuziehen. „Stopp!”, rief ich und fuhr
demonstrativ den PC wieder herunter. „Ich gefährde Will ja wirklich, wenn
ich zulasse, dass die Sprachausgabe die Unwahrheit sagt. Sie hat keine
Emotion in der Stimme, die die Lüge verraten könnte. Das waren Rasierklingen
und so’n Zeug. Ihr könnt nicht verlangen, dass ich in Kauf nehme, dass er
sich verletzt.” „Klasse, Betsy!”, lobte Will. „Ich hab’s gerallt.”, bemerkte
ich. „Einige von denen waren echte Scharlatane.” „Es gibt und gab
telepathische Terraner.”, erklärte Deanna. Ihre DNA ist mutiert und hat
deswegen ein Telepathie-Gen hervorgebracht. Aber das ist nur bei etwa einem
Prozent deiner Spezies der Fall.” „Die Wahrscheinlichkeit ist echt gering,
dass die alle da waren.”, zischte ich abfällig. „Aber wie soll uns das bei
der Motivsuche helfen?” Nachdem ich diese Frage gestellt hatte, drehte ich
mich um und kratzte meine Stirn. Dieses Verhalten zeigte ich laut Freunden
immer, wenn ich mir eigentlich eine Frage selbst beantworten konnte. Klar!
Die Q wollten unsere Ehrfurcht vor ihnen noch viel tiefer in unsere
Geschichte pflanzen, damit wir kleinen Wanzen gar nicht erst den Versuch
unternahmen, unseren Planeten zu verlassen. Jetzt schwangen sich auch noch
einige von uns auf und behaupteten, die gleichen Fähigkeiten wie sie selbst
zu haben. Sie wollten uns mal zeigen, wer hier die Hosen an hat.

Ich hatte meine Theorie, die mir alle übrigens bestätigten, grade
unterbreitet, da öffnete sich die Tür und Picard betrat den Raum. „Nein!”,
rief er aus. „Nicht diese Frau! Warum konnte nicht irgendein anständiger
Franzose überleben? Ausgerechnet diese deutsche Unruhestifterin!”
„Captain.”, wendete sich Will bestimmt, fast streng, an Picard. „Sie ist die
einzige Chance, die wir haben. Sie kann die Zeitlinie vielleicht als einzige
retten.” Im gleichen Augenblick betrat Beverley den Ort des Geschehens mit
den Worten: „Hat jemand Medikamente bestellt?” Medikamente, um jemanden
telepathisch unempfänglich zu machen, das wusste ich, hatte die Enterprise
an Bord. Man füllte einen Parfumzerstäuber, den ich in meiner Tasche hatte,
mit der Medizin und beamte mich ein paar Minuten vor dem Q-Angriff in meine
Zeit zurück. Ich wusste, was ich tun musste.

Als der Q, er nannte sich Mentalo, der große Magier, die Bühne betrat,
feuerte ich sozusagen das ganze Magazin in die Luft.

Ich genoss sichtlich die Tatsache, dass er im nächsten Moment durch die
Sicherheitsleute vor einigen faulen Eiern und Tomaten abgeschirmt werden
musste, die unter Buh-Rufen und „Weg mit dem Scharlatan!”, Sprechchören auf
die Bühne flogen. „Na ja.”, flüsterte ich zufrieden meiner Begleitperson zu.
„Ein Hoch auf die Krawallmacher.”

Die Geschichte ging natürlich am nächsten Tag durch eine große Tageszeitung,
der man ohnehin nachsagte, dass sie zuerst mit den Toten sprach. Grade, als
mir meine Begleitung das Bild beschrieb, auf dem mein grinsendes Gesicht
voll zu sehen war, wachte ich auf. „Oh, Backe!”, dachte ich. „Nie wieder
übersinnliche Shows.” Eine solche hatte ich mir nämlich am Vorabend wirklich
angesehen.

ENDE
von Bianca Trs, Oktober 2007

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