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Hinweise zur Geschichte:

Star-Trek-Kurzgeschichte

Ich fand mich in einer Art Kapsel wieder. Neben mir saß ein mir völlig
unbekannter Mann. Auf meine Frage nach dem Wo und Was antwortete er nur:
„Wir sind in meiner Zeit. Ich habe Sie aus der Ihren entführt.” Bevor ich
weitere Fragen stellen konnte, hörte ich das vertraute Piepen eines
Sprechgerätes und Picards Stimme. „Hier spricht Captain Picard an Bord der
Enterprise. Lassen Sie die Frau aus dem 20. Jahrhundert gehen und bringen
Sie das Shuttle zurück, Mr. Wilson, sonst sehe ich mich gezwungen, auf Sie
feuern zu lassen.”, sagte er.

Mein Entführer reagierte nicht darauf. Alle meine Überlebensinstinkte rieten
mir jedoch, alles zu tun, um zu verhindern, dass wir beide sterben würden.
Ich versuchte, mich zum Waffenpult zu orientieren, aber er zerrte mich
zurück auf meinen Platz. „Sie werden nur beobachten.”, kommandierte er und
aktivierte ein Kraftfeld. Im nächsten Augenblick hörte ich mehrere
Explosionen und erkannte, dass wir auf die Enterprise gefeuert haben
mussten. Natürlich erwiderten die das Feuer. Rauchend und zischend gab das
Shuttle seinen Geist auf. Auf die letzte Meldung des Computers hin, die er
noch nicht mal mehr ganz beenden konnte, reagierte Mr. Wilson mit
Erleichterung: „Es tut verdammt gut zu sehen, dass die Föderation das
Kämpfen noch nicht verlernt hat.”

Plötzlich hörte ich uhrwerkgleiche Schritte auf mich zu kommen. „Hilf mir,
Data.”, stammelte ich. Ich hatte gar nichts mehr verstanden. Jemand
entführte mich und fand es anscheinend echt klasse, dass sein Schiff zu
Schrott geschossen wurde. Was war hier los?

Einige Zeit später, Data hatte Picard davon überzeugt, dass ich bei ihm
bleiben durfte, besuchte Picard uns. „Bilden Sie sich ja nicht ein, dass ich
Sie Ihretwegen gerettet habe. Meine Einmischung galt nur der Rettung der
Geschichte. Wer weiß, was passiert wäre, wenn Sie von ihm umgebracht worden
wären. Unsere Geschichte hätte einen nicht mehr rückgängig zu machenden
Schaden nehmen können.” „Kapiert.”, gab ich zynisch zurück. „Dennoch finde
ich es höchst löblich, dass Sie mir so eine große Rolle zubilligen.”

„Captain.”, schaltete sich Data ins Gespräch ein. „Ich denke, es wäre
besser, wenn ich Betsy allein vernehme. Sie ist stark verängstigt,
zumindest, wenn ich ihre Werte betrachte. Ihre Anwesenheit scheint ihre
Angst sogar noch zu verstärken und sie ist somit nicht zur Kooperation in
der Lage.” Missmutig verließ Picard den Raum.

„Wilson hat etwas Merkwürdiges gesagt, Data.”, begann ich. „Er sagte, es
täte ihm gut zu sehen, dass die Föderation das Kämpfen noch nicht verlernt
hätte. Was kann er meinen?” „Ich fürchte, ich habe noch nicht genug Daten,
um deine Frage zu beantworten.”, erwiderte Data. „OK.”, fuhr ich fort. „Da
war noch mehr. Er hat mir ununterbrochen Dokumente der
Föderationsgesellschaft gezeigt. Wie friedlich sie sei. Dass Krankheit,
Hunger usw. ausgemerzt seien, aber dabei hat er immer einen komischen
Unterton gehabt, wenn er mir was erklärt hat. Irgendwie total zynisch.
Einmal hat er gesagt, dass die Föderation wie ein Körper sei, dessen
Immunsystem nicht mehr trainiert würde und er hätte Angst, dass man in der
Föderation nicht mehr sicher sei, weil wir irgendwann vergessen würden, wie
das mit dem Kämpfen und sich Verteidigen geht. Andere kriegerische Spezies
würden uns rücksichtslos überrollen können. Die Alternative sei ein Leben
unter einer Käseglocke in völliger Isolation. Ach, jetzt wiederhole ich
schon genau seine Worte. Er meinte, dass ich, die die Föderation von außen
sehe, das ganze Elend genauer beurteilen könnte. Sag mal, wer ist dieser
Wilson überhaupt?” „Ein Siedler aus einer Föderationskolonie. Er stahl ein
Shuttle und machte eine Zeitreise in deine Zeit, um dich zu entführen. Er
ist Zivilist und hat keine Pilotenausbildung. Das hat alles der Computer für
ihn getan.”, erklärte Data. „Warte mal, Data.”, fiel ich dem Androiden ins
Wort. „Er hat lauter Sachen gemacht, die euch auf den Plan rufen mussten. Er
wollte, dass ihr ihn kriegt. Wo ist er jetzt?”

Stumm nahm Data meine Hand und führte mich zur Sicherheitszelle, wo bereits
Picard und Riker mit dem Gefangenen auf uns warteten. „Da ist ja meine
Anwältin.”, sagte Wilson, als er meiner ansichtig wurde. „Sie ist Ihr
Opfer.”, schrie Picard und riss Wilson so arg an der Schulter, dass dieser
zu Boden ging. „Ach, so ist dass also, wenn man aus dem Paradies flüchtet,
gilt man als Mensch zweiter Klasse und wird behandelt wie ein Verbrecher.
Dabei müssten Sie doch normalerweise gar nicht mehr wissen, wie das geht,
das Verbrechen haben Sie doch auch ausgelöscht. Aber dafür, dass Sie es hier
mit etwas Unbekanntem zu tun haben, sind Ihre Reaktionen erstaunlich
adäquat. Sehr erfrischend! Hören Sie genau hin, Betsy. Wie beurteilen Sie
das?” „Sie reden, als ob Sie gar nicht zu uns gehörten.”, warf Will ein.
„Wer sind Sie wirklich?” „Sie haben Recht.”, erwiderte Wilson und im
gleichen Moment füllte sich der Raum mit einem hellen Licht. Als dieses
wieder verloschen war, sahen wir uns alle einem Quellenwesen gegenüber. „Wir
haben uns um die Föderation gesorgt.”, beantwortete es Rikers Frage nach dem
Warum. „Es ist löblich, wie weit Sie gekommen sind, aber wir befürchteten,
dass Sie vergessen haben könnten, dass das Leben auch manchmal nicht nur
freudige Überraschungen bereithalten kann. Unsere Herrscherin sandte mich,
um zu erfahren, ob ihr euch noch selbst schützen könnt, oder es erst wieder
lernen müsst. Aber es erfreut mich, ihr sagen zu können, dass alles in
Ordnung ist.” Damit verschwand es.

„Nun.”, sagte Picard, nachdem sich alle von ihrem Schrecken erholt hatten.
„Bringen wir Betsy zurück in ihre Zeit.” Im Transporterraum gab mir Data
noch ein Pad, das auf meinen biologischen Fingerabdruck reagierte. Darin
befand sich diese Geschichte in englischer Sprache, vorgelesen von ihm
selbst. Der Titel lautete: „Escape from „Paradise” Mir war klar, dass Data
eine schnelle Datenverarbeitung hatte, aber so schnell, das hatte ich nicht
für möglich gehalten.

ENDE
von Bianca Trs, Februar 2008

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