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Hinweise zur Geschichte:

Star-Trek-Kurzgeschichte

Missmutig stapfte ich an diesem Morgen in Richtung unserer Hofeinfahrt, um
dort, wie immer an einem Wochentag, auf den Bus zu warten, der mich zu
meiner Arbeitsstelle brachte. Heute ging irgendwie alles schief. Erst hatte
ich mit Mausis Wassernapf gekegelt, dann die Lieblingsblumen meiner Mutter
unabsichtlich platt gewalzt und jetzt …

Die Stimme eines unserer Nachbarn ließ mich plötzlich aufhorchen. „Willst du
mal was fühlen?” „Ja.”, gab ich zurück, ohne zu ahnen, was jetzt kommen
würde.

Er überquerte die Straße und gab mir etwas in die Hände, das ich zunächst
für ein riesiges bewachstes Straußen-Ei hielt. „Was ist das?”, fragte ich
neugierig. „Habe ich in unserem Hühnerstall gefunden.”, erwiderte der Bauer.
„Das Riesen-Ei kam mir spanisch vor, deshalb bin ich damit zum Tierarzt
gegangen. Der hat’s geröngt. Dann hat er mir was echt Komisches gesagt. „In
dem Ei ist was, das ein menschliches Skelett zu entwickeln scheint. Aber das
geht doch gar nicht.”

Ich fuhr zusammen, versuchte aber, diese Tatsache vor ihm geheim zu halten.
Zur Beruhigung sagte ich nur etwas wie: „Stimmt, das gibt es nicht. Das
Gerät muss einen Fehler haben.” Und verschwand so schnell ich konnte mit dem
Ei in der Hand in unserem Haus. Wenn ich doch nur meine
Sternenflottenfreunde kontakten könnte!, dachte ich.

An diesem Tag tat ich etwas, was normalerweise nicht meine Art war. Ich
meldete mich krank, obwohl ich gar nicht krank war. Ich musste ja auf das
seltsame Ei aufpassen. Unvorstellbar, wenn meine Eltern oder gar die
Behörden es sehen würden. Jeder Instinkt sagte mir, dass die Leute in meiner
Zeit noch nicht reif genug für …

Die Türklingel ließ mich aufhorchen. An der Sprechanlage meldete sich ein
Amerikaner. Ich wusste, dass es in der Nähe einen amerikanischen Flugplatz
gab, dachte aber, der CIA oder so was hätte von dem Ei gehört und wollte es
jetzt für Experimente haben. Deshalb verneinte ich in korrektem
Schulenglisch seine Existenz. „Was der Mann dann sagte, ließ mich aufatmen
und erleichtert die Tür öffnen. Da stand nämlich kein amerikanischer Agent,
sondern ein amerikanischer Raumschiffkommandant aus dem 30. Jahrhundert.
„Jaden!”, rief ich. „Verzeih mir bitte. Ich dachte, du wärst …” „Keine
Panik.”, fiel er mir ins Wort und fügte hinzu: „Hol das Ei und komm mit.”

Zu meiner Überraschung stiegen wir vor dem Haus in einen Militärjeep, den
Huxley umständlich startete, indem er einige Kabel aneinander hielt. „Na.”,
frotzelte ich. „Wohl unter die Autodiebe gegangen.” „Ja.”, gab der Commander
zu. „Sedrin meint, dass deine Leute viel zu abgelenkt wegen des Diebstahls
wären, um zu erkennen, warum wir wirklich hier sind.” „Aha.”, machte ich.
„Ein falscher Köder also, den unsere primitiven Polizisten schlucken sollen,
damit sie keine fiesen Fragen stellen. Wie hinterlistig! Hmm, klingt echt
ganz nach Sedrin.”

Plötzlich stieß Huxley das Gaspedal herunter, griff meine Hand so fest, dass
mir von Anfang an klar war, dass ich mich nicht befreien konnte, sagte:
„Damit die Ablenkung perfekt ist, setzt der Dieb das Ding jetzt gegen einen
Baum.” Dann schrie er in sein Sprechgerät: „Jetzt, Tressa, aktivieren!”

Summ, waren wir auf der Eclypse. Huxley führte mich in die Offiziersmesse.
Hier warteten bereits Sedrin, Cupernica und all die anderen auf uns. „Hi,
Betsy.”, begrüßte mich Sedrin und fuhr nachdem sie mir das Ei aus der Hand
genommen hatte fort: „Sicher interessiert dich, warum wir hier sind und was
mit diesem Ei ist.” Ich nickte. Sedrin sah zu Cupernica herüber, die jetzt
die weitere Erklärung übernahm. „Also, Betsy, du weißt vielleicht, dass wir
geholfen haben, in der Dimension Pelucida einen Krieg zu beenden, der den
Pelucidanern von einer Spezies namens Eluraner aufgezwungen wurde. Die
Mayaner, eine der in Pelucida beheimateten beiden Spezies, haben sich an uns
erinnert und …” „Sind das nicht diese vogelartigen Wesen, die ihre Eier
nicht selbst ausbrüten können und dafür die Hilfe der Segeth brauchen?”,
fragte ich. „Ja.”, antwortete die Androidin „Es gab ein interdimensionales
Unglück an Bord eines ihrer Schiffe. Du weißt, dass die Bruttemperatur im Ei
darüber entscheidet, ob ein Wesen mit einem männlichen Genom ein Segeth oder
ein Mayaner wird, da das Gen, das darüber entscheidet, auf dem Y-Chromosom
liegt. Die Frauen werden immer Mayanerinnen.” „Ich weiß.”, antwortete ich.
„So einen Umstand haben die Eluraner damals ausgenutzt.” Alle nickten
bestätigend. „Dieses Mal war es aber wirklich nur ein Unfall.”, erklärte
Huxley. „Allerdings sind wir froh, dass du so geistesgegenwärtig reagiert
hast. Sonst wäre die Zeitlinie jetzt sicher im Eimer.”

Wir brachten das Ei gemeinsam nach Pelucida zurück und dann setzte man auch
mich wieder in meiner Zeit ab. Erleichtert nahm ich zur Kenntnis, dass sich
nach ein paar Tagen niemand mehr für das seltsame Ei zu interessieren
schien. Eines stand für mich aber fest: Das war mein persönlicher
Erstkontakt. Wenn auch einer der eher eierigen Art, aber immerhin.

ENDE
von Bianca Trs, Juni 2008

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