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Hinweise zur Geschichte:

Star-Trek-Kurzgeschichten

 

Ich fand mich auf einer Raumstation wieder. Es war aber keine Sternenflottenbasis, soviel stand fest.

Eine Tür öffnete sich und eine mir wohl bekannte Stimme begrüßte mich. Es war Jenna. Mit ihr betraten auch alle Beschützer und auch Joran und Shannon den Raum. „Was mache ich hier?”, fragte ich. Ohne auf meine Frage einzugehen, wandte sich Zirell mit folgenden Worten an den Stationscomputer: „IDUSA, Programm Zirell 1.”

Der Raum um mich verschwand und zum Vorschein kam ein Sandkasten. Unwillkürlich musste ich an eine Reihe von E-Mails denken, die die Runde auf unserer Homepage gemacht hatten. Da war auch … Kinderweinen ließ mich aufhorchen und zur anderen Seite des Kastens gehen. Hier saß ein kleiner Junge vor dem Chaos, das wahrscheinlich einmal seine Sandburg werden sollte. Ich kniete mich neben ihn und fragte: „Was hast du denn? Kann ich dir helfen?” „Vielleicht.”, entgegnete das Kind traurig. „Zeig mir doch bitte, wie man ein Haus aus Sand baut. Ich krieg’ das nicht hin.” Ich erinnerte mich, dass mir mein Großvater dies selbst beigebracht hatte, als ich klein war. Aber woher wussten die Beschützer … Erneut rannen Tränen über das kleine Gesichtchen. „Na komm.”, sagte ich tröstend. „Gib mir mal deine Schaufel und pass gut auf. Zuerst müssen wir einen festen Sandhügel aufhäufen, so. Jetzt klopfen wir ihn mit der Schaufel auf der Spitze und an den Seiten so lange zu Recht, bis er wie ein Würfel aussieht. So und nun stich einfach vorsichtig die oberen Kanten des Würfels ab. Für Fenster und Türen kannst du mit den Fingern Löcher bohren. Na siehst du, ein eins A Spitzdachhaus!” „Danke.”, quietschte der Kleine. Im selben Moment verschwand der Sandkasten wieder und vor mir stand Shimar. „Na?”, fragte er neugierig. „Hast du jetzt verstanden?” „Nein.”, entgegnete ich fast wütend. „Was wollt ihr von mir?” Er zerrte mich auf den Sitz zurück, von dem ich aufgestanden war und sagte streng: „Hör auf zu lügen. Du hast es verstanden, sonst hättest du nicht so positiv auf den Kleinen reagiert.” „Was soll ich denn verstanden haben!”, schrie ich frustriert zurück. Statt mir zu antworten wies er IDUSA schroff an, ihm den Ausgang zu zeigen und verließ die Simulationskammer. Auf dem Flur hörte ich ihn zu Jenna und Joran sagen: „Versucht ihr’s mal. Ich mag ein Könner im Cockpit sein, aber das hier übersteigt meine Fähigkeiten. Sie weigert sich anzuerkennen, dass ihre Rasse lernfähig ist.”

Joran und Jenna betraten den Raum. Joran sagte irgendetwas in seiner Muttersprache zu IDUSA und im selben Moment prasselte ein Schwall Wasser auf mich ein. In gefühlten 2,30 Metern hing ein Seil, dessen Zug laut Jenna den Schwall stoppen könnte, aber ich konnte mit meinen 1,64 Metern dieses nicht erreichen. „Ich muss es von mir aus tun, Jenna Mc’Knight. Sonst ertrinkt sie.” Jorans Worte drangen nur noch verschwommen zu mir, weil ich bereits selbst schwimmen musste. „Warte noch.”, antwortete Jenna. „Joran, hilf mir! ”, entfuhr es mir plötzlich. Er zog am Seil, die Wasserzufuhr stoppte und die ganze Simulation wurde beendet. „Danke, Joran.”, sagte ich erleichtert. „Allein hätte ich das nicht …” „Siehst du.”, unterbrach mich Jenna. „Er konnte dir helfen, weil er die Größe und die Kraft dazu hatte. Wir wissen, dass du versuchst, gegenüber den Leuten, denen du begegnest, tolerant zu sein. Gut, es gelingt nicht immer, aber das macht doch nichts. Niemand ist perfekt.” „Aber …”, wollte ich erwidern. „Scht!”, machte sie scharf. „Hergehört! Es gibt kein Aber. Jeder sollte das tun, wozu er oder sie die Mittel hat und sich in der Lage fühlt. Dann kommt das auch an und ist vor allem ehrlich. Oder wie war das bei der Sache mit der AIDS-Gala? Warst du etwa nicht traurig darüber, dass die ganzen reichen Säcke offensichtlich nichts über die Krankheit wussten, wegen der das alles aufgezogen wurde? Fandest du es nicht unerhört, dass sie auf die einfachsten Fragen nicht oder nur falsch antworten konnten? Entstand bei dir nicht der Eindruck, dass sie nur spendeten, um die Spenden von der Steuer absetzen zu können?“ Ich nickte. Mir war nicht klar, woher sie das alles über mich wussten, aber das war mir jetzt auch egal. „Ich komme aus dem gleichen Jahrhundert wie du.”, fuhr Jenna fort, aber sie hatte jetzt wieder diese Wissenschaftlerinnen-Major-Samantha-Carter-Betonung. „Siehst du etwa, dass meine außerirdischen Freunde mich nicht akzeptieren?” Ihr letzter Satz verriet die Gespanntheit ihres Geduldsfadens.

„Langsam kapier’ ich, worauf ihr hinaus wollt. Aber die Menschheit ist doch schon mindestens drei Mio. Jahre alt und hat …” „Alt.”, spottete Jenna und ich konnte das Reißen ihres Geduldsfadens förmlich hören. „Hast du überhaupt eine Ahnung, wie alt manche anderen Rassen sind? Joran, wie alt sind die Vendar noch mal?” „In eurer Zeit gerechnet 30 Mrd. Jahre, Jenna Mc’Knight.”, antwortete Joran. „Würdest du von einem 3-Jährigen die gleiche Vernunft erwarten wie von einem 30-Jährigen?”, fragte Jenna. „Nein, Aber…”, widersprach ich. „Tshê, Betsy.”, mischte sich Joran ein. Dieses Vendar-Wort kannte ich. Es bedeutete so viel wie: „hör zu, konzentriere dich, Achtung. ” Unwillkürlich musste ich seiner Aufforderung folgen. „Wir hatten doch gesagt, es gibt kein Aber. Die Tatsache, dass wir Jenna aufgenommen haben, sollte dir eigentlich zeigen, dass wir jemanden nicht aburteilen, weil er einer bestimmten Rasse angehört. Außerdem seid ihr im Gegensatz zu uns ja wirklich noch sehr jung. Niemand würde ein Kind aburteilen, weil es ein Kind ist. Auch du nicht. Das hast du ja bewiesen. Also, warum sollten wir euch verurteilen? Glaub’ mir, es ist keine Frage des Alters. Es gibt viele Rassen, die älter sind und trotzdem kriegerisch wie eh und je. Sogar meine. Du siehst, Wir kochen auch nur mit Wasser und auch die Tindaraner waren nicht von Anfang an friedlich. Interne Querelen gab’s dort auch.”

Zirell betrat die Simulationskammer. Sie musste alles gehört haben, denn sie sagte, während sie mir durchs Haar strich: „Wenn ihr euch nicht pünktlich zum Jahr 2400 in eine friedliche und selbstlose Rasse verwandeln könnt ist das nicht so schlimm. Ihr habt noch so viel Zeit und wer sind wir, dass wir über euch urteilen? Wir würden dann ja selbst verleugnen, wo wir hergekommen sind und wären dann keinen Deut besser. Ach, du bist so schrecklich ungeduldig mit dir selbst. Unsere Simulationen haben dir hoffentlich gezeigt, dass du besser kleine Sachen gut machst, als große, zu denen du nicht die Mittel hast. Außerdem, Wer sollte denn sonst unsere Geschichte erzählen?”

Damit verschwand alles und ich erwachte in meinem Bett. Ich habe dich verstanden, Zirell!, dachte ich, Lieber im Kleinen erfolgreich die Welt verbessern, als im Großen versagen!

ENDE

von Bianca Trs, Oktober 2008

 

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