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Hinweise zur Geschichte:

Star-Trek-Kurzgeschichte

IDUSA näherte sich langsam der Regierungsbasis und dockte an. „Wir sind da,
Jenna und Shannon.”, sagte ihre Computerstimme nüchtern. Ohne ihr zu
antworten nahmen die beiden Technikerinnen ihre Neurokoppler ab und
verließen das Cockpit. „Ich frage mich, Assistant, was ich anderes
feststellen soll, als die Techniker der Sternenflotte. Kaum gelingen einem
mal ein paar technische Durchbrüche, erwartet man, dass man übers Wasser
laufen kann.”, beschwerte sich Jenna. „Oh, Mann, Jenn’! Sie tun mir
vielleicht Leid.”, frotzelte O’Riley zurück. „Sie werden Sam Carter immer
ähnlicher, ha ha.”

„Sie müssen die zwei Sachverständigen aus der tindaranischen Heimatdimension
sein, deren Hilfe wir angefordert haben.”, ließ sich eine Frauenstimme aus
einem der Gänge vernehmen. Beim Näherkommen erkannten Jenna und Shannon
Chief-Techniker Ayora, die Stabschefin aller technischen Offiziere der
Sternenflotte. „Techniker Jenna Mc’Knight.”, stellte Jenna sich vor. „Das
ist Technical Assistant Shannon O’Riley.” „Na bitte.”, erwiderte die
Celsianerin schmissig. „Bitte hier entlang.”

Novus lag auf einem Diagnosetisch in einem Arbeitsraum, als die drei Frauen
sich ihm näherten. Ayora allerdings ging gleich wieder, denn sie hatte nach
eigenen Angaben noch zu tun.

„Hi!”, wandte sich Jenna an den vor ihr liegenden Androiden. „Lernen wir uns
doch erst mal kennen.” „Sie wollen mich also nicht gleich auseinander
nehmen?”, fragte Novus fast unsicher. „Iwo.”, machte Jenna. „Wenn meine
Theorien stimmen, Novus, dann haben Sie für Ihre Weigerung, den Planeten
Lyra 5 zu terraformen, einen guten Grund und können der Föderation sogar
einen Spiegel vorhalten.” „Ich habe alle Protokolle in den Rechner dieser
Basis überspielt.”, fuhr Novus fort. „Ich weiß.”, sagte Mc’Knight ruhig.
„Aber wir brauchen nicht nur Ihr Tagebuch vom Aufenthalt auf Lyra 5, sondern
auch Ihre Programmdaten.” Mit den Worten: „Bedienen Sie sich.”, öffnete der
Androide seine Systemverzeichnisse. „Ihnen vertraue ich. Vielleicht können
Sie bei der morgigen Anhörung allen verdeutlichen, dass ich keine
Fehlfunktion habe.”

Der Gerichtssaal war brechend voll. Dill, der Herrscher der Zeit war extra
angereist, um als neutraler Richter fungieren zu können. Ein
Regierungsvertreter war als Anwalt der Anklage zugegen, Novus hatte keinen
Rechtsbeistand gewählt. Er meinte, dass er sich gut allein verteidigen
könne. Immerhin sprächen die Fakten für ihn.

Die Stimme des Basiscomputers las Jennas Gutachten vor. „Meiner Expertise
nach, Ladies und Gentlemen, leidet der hier untersuchte Androide namens
Novus nicht unter einer Fehlfunktion. Sein Programm zur Abschätzung der
Terraformingwürdigkeit eines Planeten arbeitet korrekt. Er hat in technisch
korrekter Reihenfolge die zu berücksichtigenden Parameter abgearbeitet und
festgestellt, dass mehr für eine intelligente Spezies spricht als dagegen.”
Hier wurde der Computer von der Anklagevertretung unterbrochen. Man rief
Jennas Assistentin in den Zeugenstand. „Nennen Sie für das Protokoll Ihren
Rang sowie Ihren vollständigen Namen.”, wurde sie aufgefordert. „Technical
Assistant Shannon O’Riley“, erwiderte sie. „OK, Technical Assistant, dann
sagen Sie uns doch, was Sie an Fehlfunktionen bei Mr. Novus festgestellt
haben.”, sagte der Regierungsvertreter. Shannon schwieg. „Wie haben wir Ihr
Schweigen zu deuten, Ms. O’Riley?” „Na, so wie’s is.”, flappste die Irin
zurück. „Als nix, nada, niente, nothing.” Unbeeindruckt fuhr der Ankläger
fort: „Beschreiben Sie uns die Fehlfunktion.” „Ich hab’ keinen Schimmer,
wovon Sie quatschen.”, entgegnete Shannon. „Der Einzige, der hier eine
Fehlfunktion hat, ist offensichtlich Ihr Universalübersetzer. Der versteht
immer eine Fehlfunktion, wenn ich keine Fehlfunktion sage. Vielleicht
sollten Jenn’ und ich da mal ran.” Der Regierungsanwalt verdrehte seine
Augen im Kopf. „Mr. Novus muss eine Fehlfunktion haben.”, sagte er mit
hochrotem Kopf. „Anders ist nicht zu erklären, warum er einen Haufen Tiere
als intelligente Spezies bezeichnet.” Die Vertreter der Ozeanier sowie die
der Xindi und auch die einiger anderer nicht menschlicher
Föderationsmitglieder im Zuschauerraum gaben Äußerungen der Empörung von
sich.

“Ms. O’Riley.”, wandte sich Novus an Shannon. „Haben Sie meine Studien der
Bewohner von Lyra 5 gelesen?” „Ja.”, antwortete sie gelangweilt. „Aber von
dem ganzen wissenschaftlichen Kram verstehe ich nix. Das is das Gebiet von
meiner Vorgesetzten. Sie ist la Genie de Kompanie, nicht ich.” „Verstehen
müssen Sie meine Experimente ja auch nicht. Sie müssen ja nur die Parameter,
die ich festgestellt habe, mit denen vergleichen, die in meinem Programm
festlegen, was Intelligenz ist. Was stellen Sie dann fest?” „Eine eindeutige
Mehrheit für ja.”, skandierte Shannon. „Also, die Spezies von Lyra 5 ist
eindeutig intelligent. Zwar nicht so sehr wie wir, aber ich sollte ja nur
feststellen, ob sie es ist oder nicht. Nicht wie sehr. Wo bitte sollte man
denn die Grenze ziehen?” „Das ist doch ganz einfach.”, ereiferte sich der
Regierungsvertreter. „Alles ab der menschlichen Intelligenz ist hohes Leben,
alles andere ist niederes Leben.” Mit diesem Satz hatte er einen Tumult
ausgelöst, den die Sicherheitsleute nur schwer wieder unter Kontrolle
bekamen. Jenna klatschte begeistert in die Hände, wusste sie doch, was auf
Lyra 5 für eine Spezies beheimatet war. Novus hatte ihr die Bilder der
reizenden Fellknäule gezeigt. „Also.”, überlegte Shannon. „Eigentlich dürfte
man doch überhaupt keinen Planeten terraformen, oder? Ich mein’ theoretisch
kann sich doch irgendwann auf allen Planeten so genanntes höheres Leben
bilden, oder? Ich denk’ wir haben ja schließlich alle mal als Einzeller
angefangen. Sie treten dann also Ihre eigene oberste Direktive mit Füßen,
dass es eine Freude ist. Kann das mir mal jemand erklären? Und nach
Möglichkeit schön einfach, obwohl ich zwei Arme und zwei Beine hab’. Ich bin
einfach gestrickt und eh nur ’ne kleine Schraubenschlüsselanreicherin.” Der
Regierungsmensch kippte vom Stuhl, bat mit schwindenden Sinnen noch um eine
Pause und fiel dann gänzlich in Ohnmacht.

Nach der Pause sprach König Dill sein Urteil: „Da sich in der
Terraformingpolitik der Föderation noch starke Ungereimtheiten aufgetan
haben, verfüge ich, dass die Umformung von Lyra 5 so lange ausgesetzt wird,
bis eindeutigere Parameter festgelegt sind, die keine Spezies mehr
diskreditieren können. Dann wird erneut entschieden. Die Sitzung ist
geschlossen.”

„Glückwunsch, Novus.”, sagte Jenna beim Verlassen des Saales zu dem
Androiden. „Sie und Ihre kleinen Freunde haben erst mal gewonnen. „Vielen
Dank, Techniker Mc’Knight.”, entgegnete Novus. „Aber ohne Ihre forsche
Assistentin wäre das sicher nicht so ausgegangen.” „Wieso?”, meinte Shannon
aus dem Hintergrund. „Die Wahrheit sollte ich doch sagen, oder?” „Ja.”,
grinste Jenna ihrer Untergebenen zu. „Die Wahrheit und nichts als die
Wahrheit.”

ENDE
von Bianca Trs, Januar 2009

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