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Hinweise zur Geschichte:

Star-Trek-Kurzgeschichte

Shannon saß vor der IDUSA-Konsole in ihrem Quartier und hatte ihren Neurokoppler auf. Regelmäßig ließ sie sich von IDUSA einen bestimmten Science-Fiction-Schmöker simulieren. Sie empfand das als coole Unterhaltung. Mit einigen Charakteren fieberte sie sogar regelrecht mit. Insbesondere …

IDUSA unterbrach die Simulation und erschien selbst vor Shannons geistigem Auge. „Ihre Vorgesetzte versucht seit 20 Minuten, Sie zu erreichen, Shannon. Es gibt Schwierigkeiten.”, erklärte die Computereinheit ihr Verhalten. „Sag ihr, ich bin unterwegs.”, schnippte Shannon etwas sauer zurück, warf den Neurokoppler weg und rannte aus dem Raum.

Sytania saß auf ihrem Thron. Sie war allerdings etwas nervös. Schon vor Stunden hätte ihr Herold ihr Telzans Ankunft ankündigen müssen. Wo blieb der die in ihren Diensten stehenden Vendar Anführende nur. Endlich blies einer der Wächter eine Fanfare und der Herold sagte: „Telzan, Anführer der Vendar!” „Lass ihn vortreten!”, befahl Sytanias schrille Stimme. Auf einen Wink des Herolds trat Telzan ehrfürchtig vor seine Herrin und sagte, während er fast stolz ein Sprechgerät hochhielt: „Milady, es ist vollbracht. Taria ist kein Mitglied der Föderation mehr. Bald, Majestät, bald, wird der Planet Euer Brückenkopf in Astra sein. Ihr wisst, es gibt auf dem Planeten eine interdimensionäre Pforte, sie nennen sie: das Bermuda-Dreieck. Von dort könnt Ihr …” „Schon klar.”, unterbrach die Prinzessin ihren Diener harsch. „Du musst mich nicht belehren, was ich kann und was ich nicht kann. Aber sag mir, wie hast du das angestellt? Und was hat das Ding in deiner Hand damit zu tun?” „Das.”, grinste Telzan. „Das will ich Euch gern erklären. Ich habe mir bei einem Föderations-SITCH-Mail-Anbieter eine Adresse eingerichtet und über diese in der vulkanischen Presse ein paar bitterböse Leserbriefe über die Emotionalität und Irrationalität der Menschen losgelassen. Auch habe ich erwähnt, wenn auch nur am Rande, dass die Feindschaft der Föderation gegenüber Euch ja schließlich ein reines Gefühl ist und nicht mit dem Verstand zu begründen, da sie aus der Angst resultiert, von Euch unterjocht zu werden. Vernünftiger wäre es, sich Euch anzuschließen, da, rein mathematisch betrachtet, Eure geistigen Kräfte die aller anderen Telepathen übersteigen und man somit eh keine Chance hätte.” „Na, nun komm schon zum Punkt!”, geiferte Sytania. „Was ist daraufhin passiert?” „T’Mir, das Staatsoberhaupt der Vulkanier.”, begann Telzan und unterdrückte ein Grinsen. „Nun, sie hat im Parlament der Föderation den Vorschlag unterbreitet, Terra, wie sie es nennen, aus eben dieser zu entfernen, da ja sonst keine vernünftige Lösung gefunden werden könne, da die Terraner jede logische Entscheidung durch ihre Gefühle blockieren würden. Die Mehrheit der Parlamentsmitglieder hat dem zugestimmt, weil sie die Vulkanier ja immer für so vernünftig halten und deshalb glauben, dass ihre Entscheidung schon richtig sein wird. Die Vulkanier sind eine Institution in der Föderation, müsst Ihr wissen.” „Weiß ich!”, kreischte Sytania. „Wer hätte gedacht, dass ihr tiefer Glaube an die Logik uns einmal helfen könnte, die Spitzohren für unsere Zwecke zu benutzen? Ach, ist das einfach. Logische Argumente und sie fressen uns aus der Hand, weil sie nicht anders können. Oh, Telzan, was für ein genialer Plan! Zu deiner Belohnung werde ich die Hochzeit zwischen deiner Gefährtin, Cirnach und dir persönlich ausrichten. Tretet mit jedem Wunsch an mich heran, den ihr habt. Ich werde ihn erfüllen. Cirnach und du sollt dieses Fest auf keinen Fall vergessen.”

Joran hatte es unter Aufbietung seines gesamten fliegerischen Talentes irgendwie geschafft, IDUSA aus der interdimensionären Schicht wieder in die Heimatdimension der Tindaraner zu bringen, allerdings destabilisierte sich die Fluglage des Shuttles erneut, als der Antrieb umgeschaltet wurde. „Kelbesh!”, fluchte Joran - dieses Vendar-Wort bedeutet übrigens Scheiße. „Warum hast du mir nicht gesagt, wie schwer dich die vulkanischen Kriegsschiffe wirklich zugerichtet haben, IDUSA? In dieser Schräglage kriege ich dich niemals heil in die Andockbucht.”  „Ich wollte nicht, dass Sie sich um mich auch noch sorgen müssen, Joran.”, entgegnete der Schiffsrechner. „Schließlich haben Sie schon genug mit unserem Passagier zu tun.” Joran warf einen kurzen Blick auf den Sitz neben sich. „In der Tat.”, bestätigte er dann und fügte hinzu: „Data ist schon nicht mehr bei Bewusstsein.”

Jenna hatte sich die Telemetrie des Shuttles angesehen und mit Zirell, der Kommandantin der Beschützerbasis alles besprochen. Sie hatte Shimar, ihren besten Piloten zu Mc’Knight in die technische Kapsel geschickt. Shimar kannte IDUSA und die Art, wie sie reagierte, am Besten. „Verbinde mich mit Joran im Shuttle, IDUSA.”, befahl Shimar der Computereinheit der Station. IDUSA führte ohne zu antworten seinen Befehl aus. „Was soll ich machen, Shimar?”, war bald die leicht nach Verzweiflung klingende Stimme des Vendar-Überläufers zu hören. „Ich halte IDUSA nur mit einer Spule. Die anderen Antriebsspulen sind zerstört. Wir sind in extremer Schräglage und ich kriege sie nicht ausgetrimmt. Ich bin froh, wenn ich einigermaßen geradeaus fliegen kann.” Der Tindaraner wechselte einen kurzen Blick mit Jenna, die Jorans Worte bestätigte. Beide überlegten angestrengt. Plötzlich riss Jenna energisch das Mikrofon an sich und sagte: „Hör zu, Joran, funktionieren die Trägheitsdämpfer noch?” „Ja, Telshanach.”, gab Joran zurück. „Was willst du denn damit?” „Du musst mit den Trägheitsdämpfern steuern. Geh ins Menü für die Trägheitsdämpfereinstellungen und dann auf separate Einstellungen. Jetzt kannst du die Leistung einzeln regeln. Wenn du nach rechts fliegen willst, musst du die Leistung des rechten Dämpfers heraufsetzen. Links herum genau umgekehrt.” Shannon betrat den Ort des Geschehens. „Hi, hab ich was verpasst?”, flappste sie in die Runde. „Hinsetzen, Assistant!”, befahl Jenna. „Wir werden Sie noch früh genug brauchen.” IDUSA kam in Sensorenreichweite der Station. Erschrocken sah Shimar Jenna an. „Er ist zu hoch.”, sagte er hektisch. „Er ist viel zu hoch. Außerdem ist die Schräglage nach Vorn nach wie vor nicht ausgeglichen.” „Lass mich überlegen.”, bat die jetzt auch zunehmend nervöser werdende Technikerin. „Sekunde, Sekunde, Sekunde!” Sie atmete ein paar mal tief durch. Eine Weile lang passierte nichts. Jenna hatte den Fluss ihrer eigenen Gedanken noch nie so zäh erlebt. „Komm schon, Jenn’”, flüsterte sie sich zu. „Was kann er tun?” „Jenn’.”, meldete sich Shannon, die aus dem Fenster gesehen hatte. „Ich kann das Schiff sehen. Sieht verdammt mitgenommen aus, unsere arme IDUSA. In ihrer momentanen schrägen Position sinkt sie zwar, aber viel zu langsam.” Jenna löste sich urplötzlich aus ihrer angestrengten nachdenklichen Haltung und rief erleichtert: „Oh, Assistant, Sie haben das Problem grade gelöst!” Perplex lauschte Shannon dem weiteren Tun ihrer Vorgesetzten, die nun zu Joran sagte: „Pass auf, du musst IDUSA in Sinkflugstellung bringen. Ich weiß, du denkst, wenn du das tust, geht ihr Bug zuerst runter und sie macht ’ne Rolle vorwärts. Aber du sollst das ja auch nur für eine Sekunde etwa tun. Dann stellst du wieder auf Geradeausflug, bis das Heck gefolgt ist. Du wiederholst das, bis ihr parallel zur Andockschleuse seid.” „Es funktioniert, Telshanach.”, freute sich Joran. „Ich bin zwar noch etwas schnell, aber das müsste ich durch beidseitige Erhöhung der Trägheitspufferleistung hinkriegen, wenn ich deine Theorie richtig verstanden habe.” „Genau.”, lächelte Jenna zurück. „Aber eigentlich verdankst du das Shannon. Sie hat gesehen, dass ihr in einer Schräg-Abwärts-Bewegung wart.” „Wie, Jenn’.”, brummelte Shannon. „Was hab’ ich damit zu tun? Muss’n Zufallstreffer gewesen sein. Ich bin nicht besonders schlau.” „Sie wissen genau, Assistant, dass das nicht stimmt.”, widersprach Jenna. „Nur weil Sie etwas flappsig daher reden, sind Sie nicht dümmer als jeder Andere.” „Aber bestimmt dümmer als Sie, unser Jenn’-nie.”, Angesichts des Wortspieles mit ihrem Namen grinste Jenna.

Einige Tage waren vergangen. Agent Maron, der demetanische Verbindungsoffizier, hatte inzwischen Datas Aussage aufnehmen können, nachdem es Jenna und Shannon gelungen war, den Androiden zu stabilisieren. Data hatte einen Notruf abgesetzt, nachdem er seltsame SITCH-Mails von einem angeblichen Exilvulkanier namens Koss gelesen hatte, der den Rauswurf Terras aus der Föderation forderte, weil die Menschheit nur ein Klotz am Bein sei und die Veredelung aller Gesellschaften durch ihre primitive Art verhindern würde. Sämtliche Verbrechen der Menschheit wurden aufgezählt. Ja, es stand in einer der Mails sogar, dass die Emotion selbst der Teufel sei, den sie anbeteten und der ausgemerzt werden müsse. Selbst der terranische Präsident, George Johns, hatte dem Antrag zugestimmt, weil seit Wochen in der Presse wieder nur Negativbilder von der Menschheit gezeichnet wurden. Die Terraner hielten sich sogar selbst für schlecht. Data hatte vermutet, dass jemand diesen psychologischen Trick anwendete, um die Selbsterfüllende Prophezeiung, die Menschen sind schlecht, aufrecht zu erhalten, damit sie ja nicht mehr auf die Idee kämen, von selbst in die Föderation zu wollen. Der Android hatte die Vermutung entwickelt, dass hier etwas nicht stimmte.

„Klingt für mich irgendwie nach Sytania.”, stellte Zirell fest, nachdem Maron allen die Aussage unterbreitet hatte. „Unsinn.”, meinte Shimar. „Die Vulkanier würden doch wissen, wer sie ist und jegliche telepathische …” „Kelbesh!”, fluchte Joran so laut, dass mit Sicherheit die ganze Station mitkriegen würde, dass er einen Wutanfall hatte, schmiss aufstehend seinen Stuhl nach hinten und schlug mit einer solchen Wucht auf den Tisch, dass alle Getränkebecher und Tassen in die Luft flogen und alles quer durch den Raum spritzte. „Komm wieder runter, Grizzly.”, sagte Shannon cool. „Haltet ihr Sytania für so naiv, tut ihr das? Denkt ihr ernsthaft, sie würde ihre geistigen Kräfte benutzen?” „Nein.”, er gab ein paar Flüche in feinstem Straßenvendarisch von sich. „Sie hat ein Sprechgerät benutzt. Oder zumindest benutzen lassen. Ich weiß auch von wem. Sein Name ist Telzan und er ist Anführer der noch in ihren Diensten verbliebenen Vendar.”  Jenna trat an ihren Freund heran und strich ihm beruhigend über den Rücken. Jorans Gesichtsausdruck wurde wieder weicher, als er sich zu ihr drehte und sagte: „Vergib mir, Telshanach, ich habe es nur einfach satt, dass alle Sytania immer unterschätzen und somit auch die Bedrohung, die von ihr ausgeht.”

Nicht nur Data, auch IDUSA hatten Jenna und Shannon wieder hinbekommen. Durch die Nachrichten war außerdem gegangen, dass die Föderationsregierung angeblich vorhatte, sich dem dunklen Imperium politisch anzuschließen. Es wurde zwar nicht gesagt, ob Logars oder Sytanias Seite, aber Joran hatte eine schreckliche Vermutung, deshalb hatte er von Zirell die Erlaubnis bekommen, mit IDUSA zum Parlament zu fliegen und Sytania zu entlarven. Er hatte ihr gesagt, dass er schon eine Kriegslist wüsste. Ohnehin waren Jorans sprachliche Ausrutscher oft Thema auf der Station. Er hatte sich standhaft geweigert, einen Universalübersetzer zu benutzen, weil er befürchtete, irgendwann würde Sytania auch das gegen die Föderation benutzen. Deshalb mussten alle mit seinem Stolperenglisch leben.

„Wir sind am hinteren Teil der Parlamentsstation, Joran.”, gab das Raumschiff dem gedankenverlorenen Vendar Bescheid. „Ich beame Sie jetzt ins Sitzungszimmer. Sie erkennen T’Mir an den spitzen Ohren.”

Gerade wollte man zur Abstimmung schreiten, als Joran entdeckt wurde. „Darf ich wissen, was dich her führt, Joran?”, wandte sich Präsidentin Nugura in korrekter Ansprechweise an Joran. „In der Tat, das dürft Ihr, Nugura.”, gab er zurück und ging auf T’Mir zu. Den Pluralis Majestatis wendeten die Vendar gegenüber jedem Staatsoberhaupt an, das wussten alle. „Ihr müsst T’Mir sein.”, sprach Joran die vor ihm sitzende Vulkanierin an. „Habt acht, ich stelle Euch jetzt ein Rätsel. Stellt Euch vor, ihr steht einem Feind gegenüber, der viel stärker ist als Ihr. Wäre es dann nicht logisch, sich zu ergeben?” Erleichtert stand T’Mir auf und sagte: „Es überrascht mich, dass ein Mitglied einer Rasse wie die Vendar so vernünftig denken kann und unseren Anschluss an Sytanias Reich gut heißt.” Sie konnte nicht weiter sprechen, denn im nächsten Augenblick brach ein Tumult los. „War zu erwarten, dass Sie alle so emotional reagieren.”, stöhnte T’Mir. „Aber jetzt, da die Menschen nicht mehr in der Föderation sind, werden Sie ja sicher irgendwann Verständnis für die einzig logische Option gewinnen. Die primitiven Menschen hätten das nie verstanden, das weiß ich. Sie sind nicht edel genug dazu, zu kapieren, dass dies der einzig vernünftige Weg ist, uns alle zu retten. Sie würden niemals ihre Freiheit aufgeben, weil sie dann Angst haben. Aber wenn man alle Gefühle abstreift, ist es ja nicht mehr relevant, ob man frei ist. Man hat ja davor, in die Sklaverei zu geraten, keine Angst mehr.”  Alle zeigten drohend mit dem Finger auf T’Mir, auf deren Seite sich aber plötzlich Joran stellte und laut sagte: „Ihr könnt nichts dafür, T’Mir, Ihr wurdet das Opfer Eurer eigenen Überzeugung. Ich werde es Euch erklären.”

Nach Jorans Erklärung und weiteren Nachforschungen war allen klar, dass die Vulkanier hereingelegt worden waren. Jenna schloss sogar, Dass sicher alle Rassen relativ edel oder relativ primitiv seien, je nach Vergleichswert. Sogar Telzans Spur konnte mit Jorans Hilfe zurückverfolgt werden. „Mich würd’ nur eins interessieren.”, erkundigte sich Shannon beim Abschlussbriefing. „Warum hat man grade die Terraner rausgeschmissen?” „Weil Johns und seine Leute viele Fragen gestellt hatten.”, erklärte Maron. „Die Menschheit ist eben eine sehr junge Rasse und stellt eben Fragen, wie ein Kind, das die Welt der Erwachsenen zu verstehen versucht.” „In der Tat.”, bestätigte Joran die Einlassung des Demetaners. „Tchiach fragt mir auch ständig Löcher in den Bauch.” „Dann.”, setzte Ishan, der androide Arzt an, „Komm mal ganz schnell mit auf die Krankenstation, damit sich da ja nichts entzündet.”

ENDE

von Bianca Trs, Januar 2009

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