Es ist zu ende. Der wahrscheinlich heißeste, wildeste und genialste Ritt der letzten Jahre ist vorbei. Würde ich es wieder machen? Ohne auch nur für eine Nanosekunde zu zögern!
Im September 2019 war ich schon mal in Tilburg. Damals bin ich mit Heike zur Electric Castle and Other Tales Show von Ayreon gegangen. Und damals wusste ich rein gar nichts von Ayreon. Ich hatte noch nie davon gehört. Aber die Neugier, vor allem weil John de Lancy den Narator machen würde, brachte uns dann dort hin. Seit ich mich dann mit Ayreon beschäftigt hatte, geriet ich immer tiefer in einen schier endlosen Kaninchenbau, aus dem ich wohl so schnell nicht wieder rauskomme.... 🙂
Es begab sich dann also zu einer Zeit, als ich beschloss, ich bräuchte mal ein neues Gerät. Mein FireTV ging mir auf die Nerven, also kaufte ich mir ein Apple TV 4K. Ich richtete es ein, und dabei verband ich natürlich auch meinen Youtube-Account mit der entsprechenden App auf dem Gerät. Und um zu testen, wie das Bild wohl so ist, schaute ich mal rein, ob es von Arjen Lucassen, dem Musiker und Komponisten, neue Videos gab. Und was soll ich sagen? Das erste Video war sofort die Ankündigung für die 01011001 Live Beneath the Waves Show und der Termin, zu dem der Ticketverkauf beginnen sollte. Ohne weiter drüber nachzudenken habe ich den Termin sofort ins Handy eingetragen. Ich wollte da schon irgendwie hin, war mir aber klar, dass das als Blinder nicht einfach werden würde. Die ganze Zeit zermarterte ich mir den Kopf, wie ich das wohl hingebogen bekomme.
How to Buy A Ticket Online, Fast!
Dann kam der Tag des Ticketverkaufs, ich glaube, es war der 27.10.2022, aber mein Gedächtnis ist manchmal wie Schweizer Käse... 🙂 Ich weiß noch, der Vorverkauf sollte um 16:00 Uhr starten. Das Album ist der Hammer! Ich hatte also im Gefühl, es könnte etwas schwierig werden, ein Ticket zu bekommen. Also ging ich bereits um 15:00 Uhr auf die Webseite. Und was soll ich sagen? Ich war bereits irgendwo in den 3000ern in der Warteschlange! Puh, das wird eng, dachte ich mir. Also blieb ich geduldig vor meinem Rechner sitzen und wartete. Der Ticketverkauf startete, und es dauerte noch eine ganze Weile, bis ich endlich in den Bestellprozess kam. Ich hatte mir gerade ein VIP-Ticket geklickt und wollte die Bestellung fortsetzen, da stürzt mein verdammter Browser ab! Ich habe noch nie in meinem Leben ein technisches Gerät angeschrien. Nutzt ja auch nix. Aber an dem Tag werden sich meine Nachbarn wohl gefragt haben, was wohl mit mir los sei... 🙂 Bis die Kiste wieder hochgefahren ist habe ich das Teil mit Schimpfwörtern bedacht, die ich hier besser nicht wiederhole... 🙂
Als ich endlich wieder auf der Webseite war, war das VIP-Ticket für den Freitag Abend natürlich weg. Aber zwischenzeitlich hatte man eine 4. Show angekündigt. Hier konnte ich dann endlich beginnen. Aber, die Ticketmaster-Seite glaubte, ich sei ein Bot, weil ich mit meinem Screenreader große Teile der Webseite einfach übersprungen und zum "Weiter"-Button gesprungen bin. Man hat 10 Minuten Zeit, seine Bestellung abzuschließen, oder das Ticket wird wieder freigegeben. Als ich das CAPTCHA endlich gelöst hatte und auf Bestellen geklickt habe, waren noch knapp 28 Sekunden auf dem Timer! Ticketmaster, wir müssen unbedingt reden!
Als dann die Bestätigung per Mail kam, dass ich das Ticket für die Sonntag Mittag Show habe, war ich außer mir vor Euphorie. Ich installierte sofort die App von Ticketmaster, damit ich mir das Teil nicht noch ausdrucken muss. Papier, braucht kein Mensch!
Öhm, ähm, äääh, und wo schlafe ich jetzt? Geringfügig in Panik verfallen habe ich versucht, über Buchungsseiten ein Hotel zu bekommen. Und nach deren Aussage war alles ausgebucht! OK, dann eben anders, ich ging also direkt auf die Webseiten der einzelnen Hotels. Schade, bedauerlicherweise war das City Hotel schon ausgebucht. Dort hätte ich gerne was gehabt, weil es in Laufentfernung zum Poppodium ist. Ich habe dann aber ein Zimmer in einem weiter entfernten Hotel gefunden, was leider auch nicht ganz billig war. Das sollte sich später aber als eine der besten Entscheidungen herausstellen!
Ticket, Check! Hotel, Check! Wie ich da hinkomme, öhm... 🙂 Wochen und Monate vergingen, und ich hatte es sogar schon ziemlich weit verdrängt. Aber je näher der Tag kam, desto mehr verfiel ich in Panik. Interessanterweise bin ich im Probleme Lösen besonders gut, wenn ich in Panik bin. Ich weiß auch nicht, wieso... 🙂
Ankunft in Tilburg
Nun war es also soweit! Augen zu und durch, dachte ich mir, packte meinen Rucksack und stieg in den Zug. Von hier kommt man leicht nach Venloh, und von dort nach Tilburg ist es auch super einfach mit dem Zug.
Liebe DB, guckt euch mal was bei den Niederländern ab. Venloh, Tilburg 2019, 18,50 €. Venloh, Tilburg 2023, 18,50 €. Merkt ihr was? 🙂
Ich bin echt gut darin, mir Orte und Wege zu merken. Daher kam ich auf den Bahnhöfen sofort gut klar. Und mit ein bisschen durchfragen habe ich dann auch ein Taxi gefunden. Aber Alter, Taxis sind da echt teuer! 🙁
Das Hotel war eine unfassbar gute Überraschung! Der Check-in-Prozess war easy, die Rezeptionistin ist mit mir alle wichtigen Wege einmal komplett abgegangen, und am Ende konnte ich mich dort allein zurechtfinden. Das Personal dort war sowieso super, immer gut gelaunt und hilfsbereit. Besser hätte ich es gar nicht treffen können. Da taten die hohen Übernachtungskosten plötzlich gar nicht mehr so sehr weh... 🙂
Die Show
Nach dem Frühstück bin ich also mit dem Taxi zum 013 Poppodium gefahren. Wer bitte nennt denn seine Veranstaltungsstätte wie eine Telefonnummer? Oh wait, 013 ist tatsächlich die Vorwahl für Tilburg... 🙂
Was ich übrigens auch super finde, dort kann man überall mit Karte und Apple Pay bezahlen. Also auch das Taxi. Was dafür sorgte, dass ich quasi kein Bargeld bei mir hatte, welches ich verlieren könnte...
Die Taxifahrerin wollte mir gerade helfen, zum Poppodium zu kommen, da haben das ein paar Ayreon-Fans mitbekommen. Die haben mich eingesammelt und mitgenommen. Es war ja noch einiges an Zeit, daher haben die mich ein bisschen herumgeführt. Unter Anderem waren wir auch in dem Popup-Store, der direkt neben dem Poppodium war. Hier hätte ich auch Live-Performances sehen können, aber dann hätte ich die Show verpasst. Ein französisches Pärchen brachte mich dann zur Warteschlange. Dort kam ich auch sofort mit mehreren Leuten ins Gespräch, ein Paar aus Spanien, einige andere, bei denen ich nicht weiß, woher die stammen, und ein älterer Niederländer. Mit diesem hatte ich mich sehr viel unterhalten, so dass wir einfach zusammengeblieben sind, auch beim Einlass!
Die Mitarbeiter des Poppodiums sind unglaublich freundliche Menschen. Die Dame am Einlass hat meine Hand geführt, damit ich mein Handy unter den Scanner halten konnte, schob mich weiter und rief etwas zu ihrer Kollegin. Diese sammelte mich gleich ein und wollte mich sofort in den Saal bringen. Ich sagte ihr, ich müsse noch auf jemanden warten, der gleich hinter mir war. Und als Lucas, mein niederländischer Freund, zu uns stieß, brachte uns die Frau durch einen Seitengang in den Saal, wodurch wir direkt bei der Bühne rauskamen! 🙂
Nach der Show
Ziemlich erschöpft aber glücklich verließen wir beide dann die Halle. Da wir die Mittags-Show hatten, hatten wir den Vorteil, dass es draußen noch hell war. Erst mal sind wir irgendwo hin und haben ein paar Drinks genommen! Wir waren beide ziemlich ausgetrocknet... 🙂 Danach hat er sich dann verabschiedet und ist nach Hause gefahren.
Ich habe mir erst mal was zu Essen gesucht. Da ich, wie ich sagte, mir Orte ganz gut merken kann, habe ich auch schnell einen Laden gefunden, bei dem Heike und ich 2019 schon was gegessen hatten.
Wieder zu Hause
Am nächsten Tag bin ich dann wieder nach Hause gefahren. Alles in Allem kann ich nur sagen, das war eines der besten Wochenenden, die ich seit sehr langer Zeit hatte. Nette Leute, gutes Essen und Getränke, super Show und eine Menge äußerst angenehmer Bekanntschaften! Und Dank meines Englisch kam ich dort auch super zurecht. Kurz gesagt, selbst als Blinder kann man dort eine geile zeit haben, auch wenn man alleine unterwegs ist! Und in Mitten von Ayreon-Fans, tja, da bleibt man nicht lange allein... 🙂
Und jetzt, genau gesagt am 16.05., kam auch die Blu-Ray zu dem Event bei mir an. Und als ich sie mir angesehen habe, hatte ich einen derart krassen Flashback! Ich habe quasi nicht gesehen, was auf der Disk war, ich habe durchlebt, wie ich es damals erlebt hatte. Von wegen Zeitreisen gehen nicht! Gehen sie doch! 🙂
Und jetzt? Was passiert jetzt? Das, was immer nach sowas passiert. Regelmäßige Fedcon-Gänger, wie ich es ja auch war, kennen das unter dem Begriff Con-Blues. Die Realität hat einen wieder, und man fällt erst mal in ein tiefes Loch. Aber in ein paar Tagen bin ich da wieder raus. Bis dahin gucke ich einfach noch ein paar Mal die Blu-Ray. Und danach, auf zu neuen Taten!
Beneath the waves we were unbeatable!