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Hinweise zur Geschichte:

Star-Trek-Kurzgeschichte

Was ich grade festgestellt hatte, musste ich erst mal verdauen. Da saß ich
an einem Tisch, gegenüber von mir saß Carlos und neben ihm saß Geordi, der
mit mir bald eine heftige Diskussion über das Für und Wider der
Visor-Benutzung anfing. Plötzlich öffnete sich die schwere Tür des Raumes
und Worf betrat diesen. Mit den Worten: „Es ist angerichtet.” stellte er ein
Tablett vor uns ab. Auf diesem zappelte tatsächlich Mausi, meine kleine
Mausi! Ich bekam einen Schreikrampf. Carlos nahm meine Hand und versuchte,
mich zu beruhigen, aber das gelang ihm nicht. Geordi übernahm das Heft. Er
stürzte auf Worf zu und fragte streng: „Mr. Worf, was soll das? Uns allen
dreien ist zwar bekannt, dass Klingonen lebende Tiere essen, aber ich dachte
immer, Sie würden die Haustiere anderer Leute in Ruhe lassen!” „Hah!”,
machte Worf und fügte hinzu: „Ich will ja nur erreichen, dass diese kleine
terranische Kröte mir alle zeitländischen Geheimnisse verrät, die ihr Mikel
so zugesteckt hat. Vor allem interessiert mich, wie ich Dill …” „Worf!”,
schrie Geordi. „Sie sind ja von Sinnen, kommen Sie zu sich!” „Ich bin näher
bei mir als Sie denken.”, lachte der Klingone hämisch. Im gleichen Moment
gab es einen Whush und Geordi flog durch den ganzen Raum. Worf und das
Tablett waren fort.

„Was war das?”, fragte Carlos nach einer Weile, nachdem wir Geordi gemeinsam
wieder auf seinen Stuhl gesetzt hatten. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass
er mich direkt angesprochen hatte. Zitternd und nach einer weiteren Weile
Bedenkzeit sagte ich: „Sie hat sich verraten. Sie wollte, dass wir glauben,
sie sei Worf, aber sie hat sich verraten.” „Wer?”, fragte Geordi
interessiert. „Außer Ihnen ist hier keine weitere Frau gewesen.” „Doch.”,
widersprach ich. Dann informierte ich alle über Sytania, auch darüber, dass
ich vermutete, dass sie eine telepathische Verbindung zu uns allen hatte.
„Kann ich bestätigen.”, stimmte Geordi zu. „Mein Visor empfängt Wellen aus
dem Neurospektrum hier in diesem Raum. Ich habe mich schon gefragt, was das
ist.”

„So, so, wir sind also im Schloss eines omnipotenten Wesens.”, fasste Carlos
zusammen. „Und wie kommen wir hier raus?” „Was seht ihr mich dabei an?”,
scherzte ich. „Weil du die Einzige bist, die hier Bescheid zu wissen
scheint.”, erwiderte Carlos. Ich kratzte mich am Kopf, legte mein Kinn in
meine Hände und sagte: „Das stimmt allerdings. Ich glaube sogar, wir können
die Verbindung für uns ausnutzen.” Die Männer staunten still. Ich fuhr fort:
„Sehen dauert nur einen Augenblick. Fühlen ist intensiver und dauert länger.
Ich möchte, dass wir uns alle das Schlimmste vorstellen, was wir können. Wir
müssen uns in diese Vorstellung richtig hineinsteigern, bis sie echte
Gefühle bei uns weckt. Die lassen wir dann volle Kanne raus. Sytania hasst
das. Irgendwann wird sie von unseren Gefühlen überwältigt sein und sich
wünschen, sie hätte uns nie entführt.” „Wie gut, wenn man blind ist!”,
grinste Carlos. „Los!”

Die Electronica flog mit Warb 7 durch den Weltraum in Richtung Wirbel. Time
und seine Crew hatten Befehl, die temporalen Anomalien, die registriert
worden waren, auszuräumen und man hatte auch schon eine Vermutung. „Sensora,
verständigen Sie Logar, sobald wir durch die Wirbel sind. Sein Schloss wird
uns als Etappenbasis dienen und wahrscheinlich werden wir auch seine Hilfe
benötigen.”, informierte Time die Pilotin und SITCH-Offizierin seines
Schiffes. Die Androidin nickte. „Mr. Yetron.”, wandte sich Time dann an den
neben ihm sitzenden Demetaner. „Sie gehen mit mir runter. Eile ist
wahrscheinlich geboten. Shorna, Sie übernehmen das Kommando, sobald wir
unten sind. Wahrscheinlich haben wir mit Kriegshandlungen von Sytanias Seite
zu rechnen. Die gibt die Geiseln sicher nicht kampflos her.” Die
Genesianerin bejahte.

Einige Zeit hatten wir Sytania jetzt schon mit unseren Gefühlen traktiert.
Allerdings hatte Geordi bemerkt, dass er der Einzige war, auf dessen Gefühle
Sytania nicht zu reagieren schien. Frustriert fragte er irgendwann:
„Verdammt, Betsy, sagen Sie mir endlich, was ich falsch mache!” Ich wollte
antworten, aber Carlos präsentierte mir bereits Geordis Visor, den er ihm
soeben weggenommen hatte. „Der Typ denkt zu sehend.”, kommentierte er seine
Aktion. „Das müssen wir ihm schleunigst abgewöhnen.” „Ja.”, schluchzte ich,
denn ich hatte grade daran gedacht, wie es für mich gewesen wäre, hätte man
uns Mausi wirklich serviert und hätte man uns gezwungen, sie bei lebendigem
Leib zu essen. „Ja! Komm schon! Lass es raus! Lass es raus!”, feuerten
Carlos und Geordi, der mittlerweile auch verstanden hatte, worum es ging,
mich an. Dann sagten beide im Chor: „Du bist darin wahrscheinlich eh am
Besten. Männer haben’s nicht so mit Gefühlen.”

Klirrende Schritte kamen den Gang herunter. Zwei Soldaten öffneten die
schwere Tür und einer sagte: „Im Namen unserer Herrin: hört auf.” „Ach ja.”,
entgegnete ich frech. „Wieso denn? Weiß Lady Sytania vor lauter Gefühlen
nicht mehr, wo ihr der Kopf steht, hee?” Mit wütender Stimme entgegnete der
Wächter: „Sie hätte euch am Liebsten weit weg, ganz weit weg!” Bevor ich
noch etwas sagen konnte, gab es einen weiteren Whush und wir waren im
Freien. „Upsi.”, grinste ich. „Da ist bei der lieben Sytania wohl einiges
außer Kontrolle geraten. Ist halt die Frage, wer hier wen psychisch
foltert.” Dann nahm ich Carlos’ und Geordis Hände und sagte: „Kommt, da
hinten höre ich Stimmen. Vielleicht ist da ein Bauernhof. Da kann man uns
vielleicht helfen.”

Die Stimmen kamen schnell näher und ich erkannte bald Time und Yetron, die
sich in Begleitung von Argus und einigen von Logars Soldaten befanden. Wie
ich ebenfalls bald feststellte, führten sie Kipana und zwei weitere
gesattelte Pferde mit. Auf Times Geheiß stiegen vier Soldaten von ihren
Pferden, zwei packten Geordi und zwei Carlos, hoben sie auf zwei Pferde und
dann wartete man nur noch, bis wir alle sicher im Sattel saßen. Kipana hatte
mich nämlich selbstständig gefunden und mich aufsteigen lassen. Time nahm
Carlos’ und Yetron Geordis Pferd an den mitgeführten Strick und dann ging es
los. Ich kam allein zurecht. Außerdem wusste ich, dass Kipana ihre
Weidekumpels nie aus den Augen lassen würde.

Nachdem wir eine Weile unterwegs gewesen waren, hielten wir auf einer
Lichtung. Nach dem Absteigen legten wir mit Hilfe der Pferde ein paar
falsche Spuren und dann befahl Time Cenda, uns heraufzubeamen.

Die zwei „Jungs” und ich bewohnten temporär das Gästequartier der
Electronica. Time wollte sicher gehen, dass mit uns alles OK war, bevor er
veranlassen würde, dass Geordi und Carlos in ihre Zeiten zurückkämen. Auf
Carlos’ Drängen hin hatte ich ein Gespräch mit Mr. Yetron arrangiert.
„Warum?”, fragte mein spanischer Freund den demetanischen Agenten. „Warum
hat diese Sytania mich überhaupt entführt?” „Nun.”, antwortete der Agent.
„Ich kann auch nur vermuten, denke aber, dass es aus dem Grund geschehen
ist, da Sie auf diverse Missstände in Ihrer Gesellschaft aufmerksam gemacht
haben. Würden Sie dies nicht mehr können, wäre es eine Stimme weniger, die
zum Umkehren ermahnt und die Entwicklung der Menschheit zum Frieden würde
wahrscheinlich verlangsamt. Das würde die Geschichte vielleicht sogar zu
Sytanias Gunsten verändern. Ein Denkmodell wäre …” „Sir.”, ging ich
dazwischen. „Bitte denken Sie an die Zeitlinie.” „Keine Panik, Allrounder.”,
erwiderte Yetron und sagte zu Geordi: „Sie, Mr. LaForge, Sie wurden
wahrscheinlich entführt, weil Sytania die Zeitlinie total schnuppe ist und
sie nicht davor zurückschrecken würde, sogar Anschläge auf Ihre Enterprise
zu verüben. Techniker Cenda hat Ihren Visor untersucht und ist zu dem
Schluss gekommen, dass er mit den richtigen Modifikationen auch in der Lage
sei, Ihnen zu sagen, wann Sytanias Energiewellen …” „Verstanden.”, winkte
Geordi ab.

Die Sprechanlage piepte und Yetron erkannte Cendas Rufzeichen im Display.
„Wenn man vom Teufel spricht.”, grinste er und nahm das Gespräch entgegen.
„Koordinaten eingestellt, Sir.”, meldete Cenda. „Von mir aus können unsere
lebenden Fossilien, pardon, Zeitzeugen, in ihre Zeit zurück gebeamt werden.”

Ich begleitete Carlos und Geordi noch zum Transporterraum. „Wie hat dieser
Yetron dich und du ihn genannt?”, fragte Carlos verwirrt. „Erkläre ich dir
in ’ner stillen Stunde.”, zischte ich zurück. „Aber nur, wenn du dicht
hältst.”

ENDE
von Bianca Trs, Mai 2009

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