- Schriftgröße +

Ich bin´s wieder, Flexy.

Ihr wisst ja vielleicht, dass Vulkanier Schach lieben. Es gibt verschiedene Formen - vom normalen Schach bis hin zum 3-D-Schach.

Soleta liebte Schach auch. Und sie war verdammt gut darin, selbst unter den Vulkaniern.

Es gab also keine Bessere, die mir hätte Schach beibringen können.

"Soleta, zeigst du mir, wie Schach funktioniert?"

"Das halte ich offengestanden für Zeitverschwendung.", sagte sie. "Du bist nicht für Schach geschaffen." Auch eine Möglichkeit, jemanden zu sagen, dass man ihn für eine Null hält.

"Bitte, bitte, bitte...wenn du es mir zeigst, spendiere ich dir eine Woche lang das Mittagessen."

Soleta überlegte: "Zwei Wochen."

"Okay."

Sie nickte und holte ein Schachbrett herbei, stellte die Figuren auf. "Gut..was weißt du über Schach?"

"Na ja...man hat zwei Farben, schwarz und weiß und man spielt darum, den König festzunageln. Der, dem das gelingt, hat gewonnen."

Soleta verzog das Gesicht. "Immerhin. Aber Schach ist viel mehr. Es geht um die Kunst, jemanden mit Taktik und Klugheit zu besiegen. Es geht um Mut und Geschick. Schach fördert die geistige Entwicklung."

"Aber wenn man gewinnt, ist das doch auch cool, oder?"

"Ja, es ist cool.", brummte Soleta. Sie zeigte auf die Figuren. "Du hast Weiß, ich habe Schwarz. Du fängst an."

Ich blickte auf das Brett: "Öhm..." - "Mach deinen Zug, Flexy."- "Wie denn?"

"Du weißt nicht, wie man ziehen muss?" - "Nein."

"Ich sehe schon, das wird ein langer Tag. Das hier sind die Bauern. Der Bauer ist der Schwächste im Spiel. Er kann immer nur nach vorne ziehen und zwar genau ein Feld. Rückwärts geht nicht."

Sie hob die nächste Figur hoch: "Ein Springer. Wie der Name sagt, kann er über andere Figuren hinwegspringen. Er kann aber nur auf ein Feld springen, das ihm am nächsten liegt, aber nicht auf gleicher Höhe. Zwei Felder entlang der Linie und ein Feld nach rechts oder links. Dies ist der Läufer. Sie ziehen diagonal über das Feld auf der Farbe, auf der sie stehen. Der Turm hier kann Linien und Richtungen so weit wie möglich ziehen, aber springen darf er nicht. Hier sind die letzten zwei: die Dame und der König. Die Dame darf hinziehen wo sie will, aber nicht andere Figuren überspringen. Der König ist die wichtigste Figur im Spiel. Er kann immer nur ein Feld nach rechts, links, oben, unten oder schräg ziehen. Alles verstanden?"

"Ja." Das war glatt gelogen. Eigentlich hatte ich gar nichts verstanden.

Und so lief das Gespräch während des Spiels:

Soleta: "Was machst du?"

"Ich ziehe den Bauern."

"Ja, aber doch nicht beide auf ein Feld."

"Das hast du nicht gesagt."

"Gut. Keine zwei Bauern auf einem Feld."

Später.

"Ich habe dir doch gesagt, ein Läufer kann nur diagonal schräg über das Feld ziehen." - "Das mach ich doch."- "Da steht aber doch dein Bauer dazwischen." - "Läufer schlägt Bauer." - "Das ist DEIN Bauer, Flexy. Du kannst doch nicht deinen Bauern schlagen."

Später.

"Ich nehme mir deinen Turm, Flexy." - "Warum?" -"Weil ich ihn geschlagen habe." - "Gar nicht wahr. Du hast ihn nicht mal mehr angefasst." - "Flexy, das sagt man so. Das heißt, ich habe dich im Zug besiegt."

Später.

"Flexy, was machst du da mit dem Springer?" - "Na, springen." - "Aber doch nicht gleich an den Rand..."

Später.

"Wieso hast du dir jetzt meine Dame genommen? Ich habe dir Contra geboten und deinen Angriff abgewehrt."- "Mein Springer hat dich übersprungen, also bist du tot." - "Flexy...da stand noch mein Turm dazwischen und der blockiert das Feld praktisch." - "Dann gehört dein Turm mir ja auch!"- "Ach, Flexy..."

Soleta hat nie wieder mit mir Schach gespielt. Und ich glaube, ich werde es auch nie wieder tun. Dann doch lieber "Mensch-ärgere-dich-nicht". Obwohl -wie war das nochmal mit dem Würfeln einer Sechs? 

 

 

 

Du musst login (registrieren) um ein Review abzugeben.
Creative Commons License
Science/Fantasy-Ecke Website von Kamil Günay steht unter einer Creative Commons Namensnennung-Keine kommerzielle Nutzung-Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland Lizenz.