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Hinweise zur Geschichte:

Star-Trek-Kurzgeschichte

Raya stand vor ihrem Kornfeld und machte sich Gedanken, ob ihre Brüder wohl vergessen hatten, es zu wässern. Irgendwie kam ihr an diesem Tag alles etwas seltsam vor. Vor 800 Jahren hatten die so genannten zivilisierten Regierungen der Erde den indigenen Völkern ihre Eigenständigkeit eingeräumt, seit die Erde der Föderation angehörte. Also durfte auch ihr Volk seine Religion praktizieren. Die Schamanin hatte die seltsamen Vorgänge in der Atmosphäre so gedeutet, dass die Göttin vom Himmel herabsteigen würde und Rayas Volk zu großen Siegen führen würde.

Raya war skeptisch. Warum und gegen wen sollten sie kämpfen? Ihre Eigenständigkeit hatten sie. Zwar wussten sie nicht, was ein Raumschiff ist, geschweige denn Warpgeschwindigkeit, aber das war ja bisher auch nicht wichtig. Wie gesagt, die Erdenregierung hatte ihnen ihre Lebensweise gelassen und die war sehr natürlich geblieben.

Ein Geräusch ließ Raya plötzlich aufhorchen. Sie sah zum Himmel und sah ein großes kuppelartiges Gebilde, das sich langsam dem Erdboden näherte. Ehrfürchtig kniete sie sich hin. Mit großen staunenden Augen beobachtete sie, wie die Kuppel landete und jemand ihr entstieg. Es war eine Frau. Die Fremde ging in die Mitte des Feldes, sah konzentriert auf einen Punkt und alsbald schossen Blitze aus ihren Händen. Staunend sah Raya zu, wie das zunächst welke Korn immer grüner und die Ähren immer reifer wurden. Dann trat die Fremde zu ihr und sagte pathetisch: „Fürchte dich nicht. Ich bin Antigone, Abgesandte deiner Göttin. Du wirst mich mit Heilige Abgesandte ansprechen. Jetzt zeig mir den Weg in dein Dorf. Ich werde euch zu großen Siegen führen.“ Verschüchtert folgte Raya der Anweisung.

Einige Tage später, es war auf der Regierungsbasis der Föderation gerade wieder Tag geworden, eilte eine demetanische Agentin mittleren Alters den Gang zum Büro der Präsidentin entlang. An der Tür salutierte sie pflichtgemäß und sagte mit zackiger Haltung: „Ma’am, bitte um Erlaubnis, eintreten zu dürfen!“ „Erteilt, Agent Sedrin!“, kam es ebenso zackig zurück. Sedrin betrat im Marschierschritt den Raum und betrachtete die Anwesenden. Neben dem Staatsoberhaupt der Föderation saß auf der rechten Seite ihres schweren aus repliziertem Kiefernholz bestehenden Schreibtisches Chief-Agent Tamara, die Stabschefin des Föderationsgeheimdienstes. Der Blick der Demetanerin fiel auf zwei leere Stühle. Dass der Sekretär Nuguras nicht anwesend war, um Protokoll zu führen, konnte nur eines bedeuten. Hier geschah etwas sehr Geheimes. Jetzt befahl Nugura dem Computer auch noch, die akustischen Sensoren im Raum zu deaktivieren.

Nugura deutete auf einen der Stühle und befahl: „Hinsetzen, Agent und zugehört! Das ist ein Befehl!“ Als Präsidentin der Föderation durfte sie Sternenflottenoffizieren Befehle erteilen, denn sie war automatisch auch Oberbefehlshaberin der Sternenflotte.

Noch nie hatte Sedrin ihre Oberbefehlshaberin so förmlich erlebt, aber sie ahnte, wenn dies der Fall war, musste etwas gewaltig aus dem Ruder gelaufen sein. Ehe Sedrin fragen konnte, wendete sich Nugura an Tamara und sagte: „Beginnen Sie, Chief-Agent.“ Die hoch gewachsene schwarzhaarige lockenköpfige Halbklingonin wendete sich zum Mikrofon. Dann räusperte sie sich noch einmal und sagte: „Computer, Datei Tamara einundzwanzig abspielen!“ Gebannt sah Sedrin auf den Schirm. „Ich habe die wichtigsten Bilder des Geschehens der letzten 14 Tage zusammengestellt.“, erklärte Tamara. Auf dem Schirm war das Innere einer Raumstation zu sehen. Wie aus dem Nichts tauchten plötzlich Frauengestalten auf. In einem Roten Kasten am Bildschirmrand konnte Sedrin eine Biozeichenanzeige ausmachen. Die Gesichter der Frauen zeigten einen leicht asiatischen Einschlag. Den Biozeichen zufolge waren es Terranerinnen. Nur die Anführerin war genesianisch. Sedrin sah zu, wie alles Leben auf der Station ausgelöscht wurde, Indem die Frauen Blitze aus ihren Händen schießen ließen. Dann sah sie, wie die Genesianerin sich an ein Terminal setzte und scheinbar durch bloße Willenskraft einen Drudenfuß auf dem Schirm erscheinen ließ. Dann stand sie auf und erklärte: „Dieses Sternenhaus gehört ab heute der großen Göttin!“ Die anwesenden Frauen jubelten. Dann verschwanden sie auf dem gleichen mysteriösen Weg, auf dem sie gekommen waren und hinterließen ein Bild der Verwüstung.

Blass stützte Sedrin sich am Schreibtisch ab und stammelte: „Was, wie, wie kann denn …“ Tamara stellte sich schützend vor ihre Untergebene, schaute aber sehr ernst drein und erklärte: „Das geschieht im Augenblick jeden Tag auf irgendeiner Station. Warrior Shorna von der Electronica hat die Genesianerin identifiziert. Laut ihr handelt es sich um Prätora Antigone, der sogar nachgesagt wird, mit Sytania gemeinsame Sache zu machen. Antigone gilt bei den Genesianern als ehrlos und als gesellschaftlich ausgestoßen, obwohl man ihr eine Zusammenarbeit mit Sytania nie nachweisen konnte. …“ „Bis jetzt.“, unterbrach Sedrin ihre Vorgesetzte. „Oder glauben Sie ernsthaft, Ma’am, Antigone selbst könne denen solche Kräfte verleihen?“ Nugura schüttelte den Kopf. Überrascht darüber, wie schnell Sedrin sich doch gefangen hatte, fügte sie dann hinzu: „Ich erhebe Sie temporär in den Rang eines Commanders. Ein Schiff bekommen Sie noch. Ihre Crew wird auch noch zusammengestellt.“ „Warum ich, Ma’am?“, fragte Sedrin etwas irritiert. „Sytania war lange Zeit Ihre direkte Gegnerin während der Eclypse-Mission. Niemand kennt sie besser als Sie, Agent Pardon, Commander Sedrin. Drehen Sie mir jetzt die rechte Schulter zu.“ Sie Nahm Sedrins altes Rangabzeichen ab, um sie im nächsten Augenblick mit dem eines Commanders zu versehen. Wie schnell man doch in Notsituationen befördert werden kann!, dachte Sedrin.

Sytania saß in ihrem Schloss in ihrem protzig eingerichteten Thronsaal und hatte einen Kontaktkelch vor sich, in den sie konzentriert schaute. In Gedanken wiederholte sie ständig die Frage: „Wo ist Antigone und was tut sie?“ Beide Hände der Königstochter lagen auf dem Fuß des Kelches. Endlich erschien die Gesuchte vor Sytanias geistigem Auge. „Was wollt Ihr, Sytania?“, hörte diese Antigone in ihren Geist fragen. „Oh, nichts Schlimmes.“, keifte Sytanias Geist zurück. „Ich möchte nur wissen, was du so machst und wie die Umerziehung dieser Primitiven vorangeht. „Sehr gut, Milady.“, grinste die Genesianerin dreckig zurück. Die genesianische Doktrin fällt auf fruchtbaren Boden, weil sie in Ansätzen zumindest, ja schon so ähnlich vorhanden war. Ich mische sie mit der Euren, die sie ja ohnehin längst akzeptiert haben, weil sie mir doch allen Ernstes abgenommen haben, dass ich Abgesandte ihrer großen Göttin sei. Sie fressen uns aus der Hand, Majestät und das Schönste ist, die Föderation wird keinen Finger rühren. Sie müssten sich ja dann in die religiösen Belange eines Volkes einmischen, was ihnen ihre oberste Direktive ja verbietet. Also, dieses Mal müssen sie euch wohl oder übel machen lassen. Auch wenn dies bedeutet, dass das Universum bald Euch gehört und natürlich mir.“ Empört riss Sytania ihre Hände vom Kelch. Was bildet sie sich ein?, dachte die Prinzessin. Denkt sie ernsthaft, ich teile mein Herrschaftsgebiet?

Raya hatte sich nach den letzten Vorkommnissen an Patna, Dorfälteste und Schamanin, gewandt. Als die junge Frau von ihren Ängsten berichtete, wischte Patna sie nur mit den Worten weg: „Merke dir eines, du einfältiges Ding. Den Willen der Göttin stellt man nicht in Frage. Sonst bestraft sie dich. Vielleicht verwandelt sie dich in einen Mann. Das wäre die schlimmste aller Strafen.“

Raya war bekannt, dass die Männer schon vor dem Auftauchen der Heiligen Abgesandten wenig Rechte hatten. Aber jetzt war alles noch extremer geworden. Antigone hatte es geschafft, die Entrechtung der Männer so weit voranzutreiben, dass das Verhältnis der Frauen zu ihnen am Ehesten mit dem einer Bäuerin zu ihrem Lieblingszuchtbullen zu vergleichen war. Die Männer standen jetzt sogar noch unter dem Vieh. Ich hoffe, meine lieben Leser, dass ich nicht weiter ins Detail gehen muss.

Sedrin diskutierte die neueste Entwicklung gerade mit Commander Huxley, ihrem Ehemann. Zunächst war sie in ihr Haus in Little Federation zurückgekehrt. Eine Kopie von Tamaras Bildern hatte sie bei sich und die zeigte sie Huxley jetzt. „Wenn dich jemand fragt, hast du diese Bilder nie gesehen und dieses Gespräch zwischen uns hat nie stattgefunden, klar?“, sagte sie streng. „Sonnenklar, Jinya.“, erwiderte der Amerikaner. Dann sah er sich gemeinsam mit ihr die Bilder an. Danach brauchte er erst mal einen Whisky, den er sich sofort replizierte und dann mit zitternder Hand auf dem Platz neben ihr abstellte, bevor er sich fast neben seinen Stuhl setzte. „So ähnlich habe ich auch reagiert, Jaden.“, sagte Sedrin und strich ihm verständnisvoll über das nicht mehr ganz so dichte Haupthaar. Huxleys Gesichtsausdruck wandelte sich von Fassungslosigkeit in pure Wut. „Das kann doch nicht wahr sein, Sedrin. Antigone und Sytania verarschen dieses arme Naturvolk nach Strich und Faden und benutzen es für ihre üblen Machenschaften. Von wegen, große Göttin, pah, dass können die meiner Großmutter erzählen. Jemand sollte denen erzählen …“ „Vorsicht.“, unterbrach Sedrin ihn. „Das muss man ganz vorsichtig angehen. Außerdem können wir gar nichts erreichen, wenn wir ihnen einfach nur sagen, dass Sytania keine Göttin ist. Das könnte einen moralischen Schock auslösen. Am Besten wäre eine Revolution von innen, aber es sieht aus, als gebe es niemanden, der Sytanias und Antigones Stellung ernsthaft anzweifelt. Mich wundert ohnehin, dass Nugura das so schnell vorangetrieben hat. Aber ich glaube, ab jetzt wird nicht mehr viel passieren. Sytania und Antigone zu entlarven, würde bedeuten, dass wir uns in die moralischen und religiösen Belange einer Gesellschaft einmischten, auch, wenn sich diese auf einem der Föderation angehörigen Planeten befindet.“ Huxley fluchte. „Keine Sorge, Jineron.“, lächelte Sedrin. „Ich kenne die Gesetze der Föderation und ich kenne Sytania. Ich finde schon einen Weg.“

Ich staunte nicht schlecht, als man mir meinen Widereinberufungsbescheid sogar nach Celsius nachschickte. Dort verbrachte ich einen längeren Heimaturlaub. Scotty und ich wollten uns unbedingt sehen und wir machten gemeinsam mit Yel und Cenda Camping an einem See. „Zeigen Sie mir Ihrs, dann zeige ich Ihnen meins.“, lächelte Cenda. „Sie auch?“, fragte ich. „Jenaustens, Allrounderchen.“, entgegnete sie und zückte ebenfalls ihr Pad. „Aber die Electronica und die Granger sind doch beide mit unseren Vertretungen auf Mission. Auf welches Schiff sollen wir denn?“, wunderte ich mich weiter. „Steht bei mir auch nich’.“, antwortete sie. „Ich dachte, Sie könnten mir vielleicht …“ Ich winkte ab. „Na ja.“, meinte Cenda flapsig. „Wir sollten dann mal packen gehen. Ich sage Yel Bescheid, dass er uns zum Celsius-Spaceport fahren soll.“

Auf der Station der Tindaraner ging Techniker Mc’Knight den Gang zur Kommandozentrale entlang. Sie hatte ein merkwürdiges Gefühl bei der Sache. Warum wollte Zirell nur sie sehen? Warum wurde aus der ganzen Sache so ein Geheimnis gemacht. Warum hatte Agent Maron ihr gesagt, dass sie ihre Sachen zusammenpacken soll? Warum sollte sie – Zitat – ihr Feingefühl ja nicht vergessen und es nach Möglichkeit oben auf packen? Sie betrat die Zentrale. Zirell und Maron saßen auf ihren Sesseln vor den Konsolen. „Hier bin ich.“, stellte Jenna fest. „Worum geht es?“ Die Tindaranerin drehte den Kopf. Jenna konnte sehen, dass ihre Vorgesetzte einen Neurokoppler trug. Sie zog einen weiteren aus einer Schublade und reichte ihn Jenna. Die terranische Technikerin verstand und schloss den Neurokoppler an eine Buchse an der gleichen Konsole an, nachdem sie sich gesetzt hatte. Dann sagte sie zum Stationsrechner: „IDUSA, lade meine Neuraltabelle und zeige mir, was Maron und Zirell sehen.“ Der Rechner führte ihren Befehl aus. Jenna sah das Gesicht von Präsidentin Nugura, die sehr verzweifelt schaute. Allerdings änderte sich dies schlagartig, als die Verbindung stabil genug wurde, dass auch Nugura Jenna auf dem Schirm hatte. „Techniker Mc’Knight.“, begann das elyrische Staatsoberhaupt der Föderation. „Wir benötigen Ihre Hilfe. Uns ist bekannt, dass Sie sehr gut eine Beziehung zu primitiven Kreaturen aufbauen können. Wir haben dies am Beispiel Yia oft genug gesehen.“ Jenna wurde langsam etwas sauer. Sie hasste es, wenn jemand so lange ausholte, ohne auch nur die geringsten Anstalten zu machen, je zum Punkt zu kommen. „Verzeihen Sie, Präsidentin, aber, was ist los? Ich nehme an, dass Sie die Hilfe der Tindaraner nicht umsonst anfordern würden und schon gar nicht nur so zum Spaß. Also, was hat das Ganze mit mir, uns und mit Yia zu tun. Was hat die Föderation wieder angestellt, das ich ihr erklären soll?“ „Um Yia geht es dieses Mal nicht, Mc’Knight.“, entgegnete die Präsidentin. „Yia war nur ein Beispiel. Auf der Erde in unserem Universum gibt es ein Naturvolk mit matriarliniarer Struktur. Hier hat allen Vermutungen zufolge Sytania eingehakt. Zusammen mit ihrer genesianischen Verbündeten, Antigone, hat sie dieses arme Volk einer Gehirnwäsche unterzogen und benutzt es jetzt für ihre Zwecke. Die beiden haben ihnen weisgemacht, dass Antigone eine Abgesandte ihrer großen Göttin sei. Seit dem tun die, was Antigone und Sytania von ihnen verlangen. Sytania hat sie mit Kräften ausgestattet, die es ihnen ermöglichen, Föderationsstationen und Planeten zu überfallen und sie zu Sytanias Besitz zu machen. Agent Maron und Commander Zirell werden den Rest mit Ihnen besprechen.“ Damit drückte sie die 88-Taste.

Wütend starrte Jenna in den Raum. Sytania! Jetzt benutzte sie auch noch unschuldige Naturvölker für ihre fiesen Pläne. Nein, damit durfte sie niemals durchkommen. Jenna sah erwartungsvoll in die Gesichter ihrer beiden vorgesetzten Offiziere. Als von denen allerdings minutenlang keine Reaktion erfolgte, drehte sie sich zu Agent Maron und sagte: „Ich bin ganz Ohr, Sir.“ „Was ich Ihnen jetzt sage, ist nicht so einfach.“, begann der Demetaner. „Oh.“, machte Jenna und lächelte verlegen. „Nicht einfach ist gut. So etwas liebe ich. Schließlich nennt mich jeder hier das Genie der Station. Also, was für ein schweres Problem soll ich lösen?“ „Nun, Mc’Knight.“, begann Maron. „In der Crew, der Sie angehören werden, gibt es bereits eine Cheftechnikerin. Was man noch sucht, ist ein Technical Assistant. Shannon hat aber für diese delikate Mission nicht das richtige Feingefühl und schon gar nicht Ihr Talent, mit primitiven Völkern zurechtzukommen, ohne ihnen Schaden zuzufügen. Nicht auszudenken, wenn wir Shannon schicken würden. Also, ich weiß nicht …“ Jenna stand auf, griff demonstrativ den Griff ihres Koffers, den sie bereits mitgebracht hatte und drehte Agent Maron ihre rechte Schulter zu. „Na machen Sie schon, Sir.“, lud sie ihn verbal ein. „Degradieren Sie mich schon zum Technical Assistant. Wenn ich damit helfen kann, Sytania daran zu hindern, eine unschuldige Spezies zu betrügen und zu benutzen, damit sie das Universum erobern kann und sich nicht selbst die Finger schmutzig machen muss, dann bitte! Mein Ego wird schon keinen Schaden nehmen und ein Zacken wird mir auch nicht aus der nicht vorhandenen Krone fallen. Na los, nur Sie oder Zirell dürfen Rangabzeichen replizieren.“ Maron fühlte sich angesichts ihrer Ansprache leicht geplättet. Wortlos tat er, was Jenna von ihm wollte. „Geh zur Andockrampe, Jenna.“, sagte Zirell, als Jenna das Rangabzeichen eines Technical Assistant verpasst worden war. „Dort wartet Shimar mit IDUSA. Die zwei werden dich ins Föderationsuniversum bringen.“ Jenna nickte und verließ den Raum.

Enttäuscht war Raya zum Ufer des Sees gegangen, an dem sie und ihr Volk zu Hause waren. Im Laufe der letzten Tage waren eine Menge schrecklicher Dinge geschehen, die sie so nicht einordnen konnte und wollte. Diese unheimliche Fremde, vor der Raya insgeheim große Angst hatte, war zur Dorfältesten gewählt worden, obwohl dieses Amt doch eigentlich Schandra zustand. Dorfälteste wurde man schließlich nicht durch eine Wahl, sondern, wie das Wort schon sagte, durch das höchste Alter. Schandra war bereits 86 Jahre alt und Raya schätzte Antigone höchstens auf 40. Außerdem hatte Antigone auch das Amt der Schamanin an sich gerissen. Was war nur mit ihrem Volk geschehen? Raya wusste mit ihren knapp 18 Jahren noch nicht viel über Traditionen, wusste aber ganz genau, dass dies nicht der Weg war, den ihr Volk vor der Ankunft Antigones beschritten hatte. Ein friedliches Volk waren sie gewesen. Patna, die vorherige Schamanin, hatte immer von Frieden gepredigt und jetzt waren sie ein Kriegerinnenvolk, das mit Hilfe unheimlicher Kräfte, die ihnen anscheinend von der großen Göttin verliehen wurden, unschuldige Völker in Sternenhäusern und auf anderen Planeten überfiel. Wie passte das zusammen? Raya war aber auch Zeugin eines anderen bestialischen Geschehens geworden. Eines Tages hatte sie ihren ganzen Mut zusammengenommen und war in Antigones Haus gegangen, um sie zur Rede zu stellen. Gerade wollte sie Antigone fragen, was das alles sollte, als eine weitere Frau aus ihrem Dorf das Haus der Schamanin betrat. Sie zog einen Mann an einer Art Leine, die an einem merkwürdigen Ding befestigt war, hinter sich her. „Schamanin.“, sagte sie. „Dieser Mann weigert sich, mit mir ein Kind zu zeugen. Bestrafe ihn bitte.“ Grinsend hatte Antigone genickt und ein weiteres seltsames Ding aus ihrer Tasche geholt, welches sie in die Richtung des Mannes hielt. Dann drückte sie einen Knopf. An dem reifenähnlichen Gegenstand, den der Mann um den Hals trug, begannen Blinklichter zu leuchten. Er krümmte sich zusammen, als würde er starken Schmerz empfinden und fiel ohnmächtig hin. Raya hatte so etwas noch nie gesehen. Zwar hatten die Männer kaum Rechte in ihrem Volk, aber so extrem wurde noch nicht mal das aggressivste Tier bestraft. Raya hatte auch mit ansehen müssen, wie Antigone sich dann mit einem weiteren Ding über den Mann beugte und es einschaltete. Nach einer kurzen Zeit öffnete sie das Ding und zog ein Röhrchen heraus, welches sie der Frau gab. „Darin ist alles, was du brauchst.“, hatte sie gesagt. Die Frau hatte sich bei ihr bedankt und war gegangen. Erst jetzt hatte Raya den Mann erkannt. Das war ihr Bruder. Ihr kleiner Bruder, den sie sehr mochte. Gemeinsam mit ihm war sie bei ihren Onkeln aufgewachsen, denn in ihrem Volk war die Kindererziehung Männersache aber nicht die Erziehung der eigenen Kinder, sondern die der Schwester der Mutter. Auch hatte die Fremde die Ehe eingeführt. Aber so, dass eine Frau viele Männer haben durfte, diese aber nur einer Frau treu sein durften. Sie hätte noch von ganz anderen schlimmen Dingen berichten können, aber dies ließ ihr die Kehle zusammenschnüren. Hass machte sich in ihrem Herzen breit. Hass gegen die Fremde. Diese hatte offensichtlich die Botschaft der großen Göttin falsch interpretiert. Wer war sie? Erst vor 800 Jahren hatte sich ihr Volk aus politischen Zwängen befreit und jetzt kam sie und versuchte, mit einer Art Budenzauber die Heilige Abgesandte zu spielen. Was hatte das zu bedeuten? Traurig und niedergeschlagen setzte Raya sich auf einen Felsen.

Jenna und Shimar sprachen an Bord von IDUSA über das Kommende. Jenna hatte immer und immer wieder das Crewmanifest gelesen, das ihr in der Zwischenzeit zugekommen war. „Seltsam.“, bemerkte sie, als sie nach einer Weile das Pad bei Seite gelegt hatte. Der Tindaraner sah auf und fragte: „Was findest du seltsam, Jenna?“ „Die Tatsache, dass unsere Crew nur aus Frauen zu bestehen scheint. Aus welchem Grund könnte das sein?“ Ihre Antwort ließ Shimar zu grübeln beginnen. „Vielleicht.“, setzte er nach einer Weile an. „Vielleicht wegen der Genesianerin. Na, wie hieß sie doch gleich? Antigone.“ „Nein.“, entgegnete Jenna. „So viel Respekt wird die Föderationsregierung ihr nicht zollen. Es muss noch einen anderen Grund geben. IDUSA, zeig mir noch einmal die Bilder der Frauen, die die Föderation überfallen. Vergleiche mit Daten aus deiner Datenbank und sag mir, ob sie einem Volk angehören könnten, in dem die Frauen das Sagen haben.“ Verwundert sah der tindaranische Pilot sie an. „So etwas gibt es auf deinem Planeten?“, fragte er. „Ja.“, antwortete Jenna cool. Dann spuckte IDUSA eine Menge Daten aus, die genau das bestätigten. Jenna machte ein frustriertes Gesicht. „Verdammt.“, fluchte sie. „Sytania macht aber auch vor nichts Halt.“

Auf Sternenbasis 449 war Commander Sedrin zwischenzeitlich auf Agent Indira getroffen, die ihre erste Offizierin werden sollte. Sie hatte auch bereits alle anderen kennen gelernt. Bis auf Waffenoffizierin Warrior Diana Jackson waren Commander Sedrin alle Gesichter bekannt. Medical Asistant Carin O’Connor hatte Agent Indira von der 818 begleitet. Medical Scientist Cupernica kannte Sedrin ohnehin und Techniker Cenda und ich hatten bereits Berühmtheit erlangt. Jetzt warteten wir noch auf zwei Dinge: Die Ankunft von Jenna und auf unser Schiff.

Im Gebäude des Parlamentes der Föderation tagte bereits das Gremium, welches für die Erteilung von Startgenehmigungen zuständig war. Den Vorsitz hatte Präsidentin Nugura, die scheinbar die einzige war, der die Notlage vollständig bewusst war. Commander Sedrin hatte ihr ihren Missionsplan zugeSITCHt. Den hatte die Präsidentin allen vorgelegt. Empört schlug die Mehrheit die Hände vor das Gesicht. „Ausgeschlossen!“, ließ sich T’Mir, das Staatsoberhaupt der Vulkanier, vernehmen. „Sie darf die moralische Gesinnung dieses Volkes nicht verändern. Damit verstößt sie gegen die oberste Direktive.“ „Das ist nicht richtig, verehrte Kollegin.“, korrigierte George Johns, der Präsident der Erde. „Commander Sedrin Taleris repariert nur, was Sytania beschädigt hat.“ „Aber.“, erwiderte T’Mir. „Die oberste Direktive verbietet uns …“ Man hörte das Zurückwerfen eines Stuhles und dann die Stimme von Naru Tjana, der ersten Electorine des Planeten Celsius. „Oberste Direktive, oberste Direktive! Wenn ich das schon höre! Sytania pellt sich ’n Ei auf unsere oberste Direktive. Is’ Ihnen das klar, Kollegin? Merken Sie denn nicht, dass unsere ärgste Feindin gerade unser höchstes Gesetz gegen uns benutzt?“ Mit der darauf folgenden Reaktion hätte die Föderationsregierung gut und gern die Meisterschaft im Synchron-Kopfschütteln gewinnen können. Die Abstimmung ging entsprechend aus, aber man beschloss, Commander Sedrin dies nicht wissen zu lassen, denn das Bild einer auf ihren Start wartenden Crew würde sehr beruhigend auf die einfache Bevölkerung der Föderation wirken, wenn es durch die Nachrichten ginge.

Sytania saß in ihrem Schlosspark und beobachtete durch den Kontaktkelch, was Antigone und deren neue Verbündete taten. Sie war sehr zufrieden mit sich und ihrem Plan. Leise trat Moggador, einer ihrer Diener und der Gemeinste ihrer Gehilfen an sie heran. „Milady.“, begann er. „Wie geht es voran?“ Sytanias konzentrierter Blick wich vom Kelch und wandte sich ihm zu. „Ich kann nicht klagen, Moggador. Dieses primitive Volk frisst Antigone weiterhin aus der Hand und die neue zusammengeflickte Crew der Föderation hat nur dekorativen Wert für die Nachrichten. Sie kriegen weder eine Startgenehmigung noch ein Schiff. Aber das Beste ist, die arme arme Sedrin, ha, die weiß davon nichts. Wird sich die Beine in den Bauch warten, das arme Ding. Ja, ja, ich kenne meinen Feind eben sehr gut.“ Dabei lachte sie hämisch. „Ihr seid unsagbar klug, Milady.“, schleimte Moggador.

„Raya.“, eine heisere Stimme hatte Rayas Namen gerufen. Erschrocken drehte diese sich um. Im fahlen Mondlicht – es war inzwischen Nacht geworden – erkannte sie eine alte Frau, die sich ihr langsam näherte. Erst als die Alte mit dem runzeligen Gesicht und den schlohweißen Haaren sich neben sie gesetzt und ihrem zahnlosen Mund ein freundliches Lächeln entlockt hatte, erkannte Raya sie. „Schandra, Oh, Schandra.“, atmete Raya auf. Dann ergriff sie Hilfe suchend die knochige Hand der Alten. „Du musst nichts sagen, Raya.“, tröstete Schandra. „Ich weiß alles. Meine Augen mögen nachgelassen haben, aber das bedeutet nicht, dass ich dumm geworden bin. Ich weiß es sehr wohl noch. Ich weiß, dass die Fremde eine Hexe ist. Sie hat uns vom rechten Weg abgebracht. Was immer sie uns sagt, kann nicht der Wille der Göttin sein. Die Göttin kann nicht gewollt haben, dass wir diese Leute töten und ihre Sternenhäuser besetzen. Patna weiß das eigentlich auch. Aber sie hat sich dieser Hexe sicher aus Furcht gebeugt. Wir müssen sie stürzen und vertreiben!“ „Aber wie?“, fragte Raya verzweifelt. „Was können eine knapp 18-Jährige und eine fast blinde alte Frau schon ausrichten? Wenn wir doch wenigstens eine silberne Schachtel hätten, die unser Wort zu den Sternen tragen kann. Dann könnten wir uns sicher Hilfe holen.“ So wurden in Rayas Volk Sprechgeräte umschrieben.

Shimar hatte Jenna abgesetzt und war mit IDUSA zur Basis der Beschützer zurückgekehrt. Des Öfteren hatte er sich jetzt wieder mit Joran zu gemeinsamen Aktivitäten in der Simulationskammer verabredet. Die Tatsache, dass Jenna jetzt bei der Sternenflotte war, beruhigte den Tindaraner ungemein und ließ ihn sogar ziemliche gute Laune entwickeln, was sonst eigentlich nicht so einfach war. Shimar war eigentlich ein Skeptiker, wie er im Buche steht und ein Perfektionist noch dazu. Gern hätte er gesehen, dass die Sternenflotten-Crew noch in seinem und IDUSAs Beisein gestartet wäre, aber womit hätten sie starten sollen? Außer IDUSA gab es kein anderes Schiff an der Station. Jenna aber hatte ihn wieder nach Hause geschickt. Sie hatte ihm gesagt, dass das Schiff wohl noch käme und das alles glatt ginge. Vorerst hatte er ihr geglaubt, aber die Nachrichten der einschlägigen Föderationssender sprachen eine andere Sprache.

Die beiden hatten gerade eine Runde des Spieles beendet, bei dem man eine Scheibe, die durch den ganzen Raum fliegt, mit dem Phaser erledigen muss. Verwundert über seine Leistung ließ Shimar den Phaser sinken, befahl IDUSA, das Programm zu beenden und sah seinen Vendar-Freund ernst an. „Was war das denn?“, wollte er wissen. „Du hast mich besiegt.“, stellte Joran fest. „Das ist es ja gerade.“, antwortete der Tindaraner. „Ich habe dich noch nie besiegt. Das kann ja nur bedeuten, dass dir ’ne ziemlich dicke Laus über die Leber gelaufen ist. Also, was ist los?“ „Jenna hat geschrieben.“, begann Joran. Dann schwieg er. Ungeduldig schnippte Shimar mit den Fingern. „Na rede schon. Hat sie mit dir Schluss gemacht, oder was wurmt dich so.“ „In der Tat nicht.“, erwiderte Joran. Shimar wurde langsam wütend. Verdammt! Er war sein bester Freund. Wenn da irgendwas zwischen ihm und Jenna nicht in Ordnung war, dann konnte er es ihm doch sagen. Das hatte doch nichts mit Schwäche zu tun. Das konnte man doch alles wieder einrenken. Shimar war im verbalen Einrenken von Situationen im Allgemeinen echt gut.

Der Tindaraner setzte einen bohrenden Blick auf und sagte: „Quatscht du vielleicht bald mal, oder soll ich es telepathisch aus dir rausholen! Du weißt, das würde ich tun, zumal mir ja nichts passieren kann, weil du unter dem Medikament stehst. Deine Sifa denkt die ganze Zeit, du trägst Energie. Also ist die Meinige nicht gefährdet. Ich zähle bis drei!“ „Sytania wird siegen!“, stellte Joran fest. „Meine Telshanach schreibt, sie bekämen kein Schiff, geschweige denn eine Startgenehmigung. Aber in der Zwischenzeit hat Antigone dieses arme Volk sogar dazu gebracht, das Hauptquartier der Sternenflotte auf der Erde zu überfallen. Es ist zu spät.“ „Ist es nicht!“, rief Shimar aus und packte mit einer blitzschnellen Bewegung Jorans Arm, drehte sich und den völlig verwirrten Vendar herum und zerrte ihn aus der Kammer in Richtung Kommandozentrale. Da Shimar das Element der Überraschung auf seiner Seite hatte, gelang es ihm tatsächlich, seinen eigentlich viel muskulöseren und größeren Freund den Flur entlang zu Zirells Arbeitsplatz zu ziehen. „Was ist denn das für ein Auftritt?“, lächelte die Stationskommandantin, als sie der beiden ansichtig wurde. „Zirell.“, begann Shimar. „Wir benötigen eine Startgenehmigung nach Tindara. Wir müssen die Zusammenkunft davon unterrichten, dass die Föderation sich selbst die Hände gebunden hat.“ Dann sah er Joran an. „Erzähl’s ihr.“

Nachdem Joran geendet hatte, schaute Zirell beide sehr ernst an. „Das ist natürlich etwas anderes. Mein Gott, wann wird die Föderation endlich merken, dass Sytania deren Gesetze gegen sie benutzt. Aber, das darf auf keinen Fall so bleiben. Also, ihr zwei, ihr fliegt nach Tindara, du, Shimar, lässt deine Familienkontakte spielen und ihr besorgt den Sternenflottenfrauen ein Schiff, Ist das klar? Ich rede erst mal mit Shannon, damit sie IDUSA vorbereitet, und dann informiere ich die Zusammenkunft.“

Raya und Schandra hatten sich in das Haus der alten Frau, die am Rande des Dorfes wohnte, zurückgezogen. Dort hatten sie begonnen, Pläne zu schmieden. „Ich kann dir sagen, wo wir eine silberne Schachtel finden können, die unser Wort zu den Sternen trägt.“, begann Raya. „Wo soll das sein?“, fragte Schandra zurück. „Im Sternenwagen der Fremden!“, rief die junge Frau mutig aus und stand auf. „Die Kuppel, mit der die Fremde über den Himmel gefahren ist?“, vergewisserte sich Schandra. Raya nickte. „Bist du des Wahnsinns?“, hielt die Alte sie zurück. „Nein!“, entgegnete Raya entschlossen. „Nur mutig. Der Geist in der Wand des Sternenwagens wird uns einlassen. Antigone hat uns Jüngeren allen gezeigt, wie man mit ihm spricht und auch ihm befohlen, uns einzulassen.“ „Na gut.“, erwiderte Schandra skeptisch. Dann gingen beide.

Ich hatte genug davon, mich ständig für die Presse in Wartepose ablichten zu lassen. Darüber sprach ich an diesem Tag mit Sedrin und Indira. „Ich habe auch langsam das Gefühl, dass wir als Alibi gelten sollen, um das Volk zu beruhigen, Allrounder.“, bestätigte Sedrin meine schlimmste Vermutung. „Aber leider kann sich keiner von uns ein Schiff aus den Rippen schneiden.“ „Ich weiß, Ma’am.“, bestätigte ich. „Aber ich habe gehört, Technical Assistant Mc’Knight hat ihre Kontakte spielen lassen.“ Sedrin horchte auf. „Erzählen Sie.“

In den Straßen von Tindara war man Jorans Anblick gewöhnt. Die meisten Tindaraner hatten sogar sehr positiv und fast ehrfürchtig hinter den beiden hergeflüstert, wie Shimar die Äußerungen seiner Landsleute gegenüber Joran, der kein Wort Tindaranisch sprach, übersetzt hatte. Joran war wohl der einzige Vendar, vor dem die Tindaraner keine Angst hatten. Shimar hatte ihn mit zum Haus eines entfernten Onkels genommen, der eine Raumwerft leitete. Dieser hatte alles veranlasst und jetzt drehten Shimar, Joran und IDUSA Warteschleifen vor dem Raumdock der Werft. Die Zusammenkunft hatte ihr OK gegeben. Nach einer ganzen Weile schob sich plötzlich etwas aus dem Dock. Joran erkannte ein großes Schiff. Dieses nahm sofort selbstständig SITCH-Kontakt mit IDUSA auf. „Sag dem Schiff, es soll uns folgen.“, sagte Shimar und gab IDUSA den Gedankenbefehl zum Abflug.

Joran hatte lange aus dem Fenster gesehen und das Schiff, das auf Autopilot neben ihnen her flog, beobachtet. „Sie ist stattlich, findest du nicht?“, fragte er in Shimars Richtung, der die Frage nur halb mitbekam, weil er sich jetzt im Prinzip auf das gleichzeitige Fliegen von zwei Schiffen konzentrieren musste, auch, wenn IDUSAs Computer jetzt mit dem des anderen Schiffes gleichgeschaltet war. „Ääää was … oh, ja, ja.“, stammelte Shimar zurück. Dann stoppte er beide Antriebe. „So, IDUSA.“, sagte er. „Sag der anderen IDUSA-Einheit jetzt die Koordinaten der Sternenflottenbasis und schicke sie durch die interdimensionale Schicht.“ „Jenna und die anderen werden sich freuen!“, fügte Joran hinzu.

„Der Name des Geistes in der Wand lautet Computer.“, erklärte die forschen Schrittes voran schreitende Raya der im Vergleich zu ihr doch sehr langsam folgenden Schandra. „Ich habe manchmal gehört, wie sie mit ihm gesprochen hat.“ Sie waren bei Antigones Schiff angekommen. Raya legte ihren Finger in die Sensorenmulde an der Tür, worauf diese sich öffnete. Während sie die verdutzte Schandra mit sich ins Innere des Schiffes zog, sagte Raya: „Siehst du, Schandra, Computer lässt uns ein, weil sie mich kennt.“ Dass es sich um einen weiblichen Geist handeln musste, hatte Raya daraus geschlossen, dass die Prozessorenstimme weiblich war.

Sie deutete auf einen Sitz und sagte dann zu Schandra: „Setz dich. Ich werde Computer jetzt bitten, unser Wort zu den Sternen zu tragen.“ „Nein.“, erwiderte die alte Frau. „Wir sollten Computer bitten, uns hier fort zu bringen. Wenn die Hexe ihren Sternenwagen nicht mehr hat, dann ist sie auf unserer Welt gefangen. Wenn wir dann beweisen, dass sie für einen bösen Geist arbeitet, kann sie nicht entkommen und wir können sie bestrafen, weil sie uns in die Irre geführt hat.“ „Gute Idee.“, lobte Raya. Dann sagte sie: „Computer, zeig uns alle Sterne, die in der Nähe sind.“ Auf dem Bildschirm erschien das gesamte terranische Sonnensystem. „Ich will zu dem großen gelben Stern in der Mitte.“, skandierte Schandra. „Der ist der Größte. Hier findet man uns nicht so schnell.“ „Gut.“, sagte Raya. „Computer, bring uns dort hin. Dabei tippte sie mit den Fingern auf … genau, ihr vermutet richtig … die Sonne. Das Schiff erhob sich.

Jenna und Cenda hatten sich in der Zwischenzeit in der Offiziersmesse der Station etwas näher beschnuppert. Durch Shannon war Jenna ja einiges gewohnt, aber der Humor einer Celsianerin war, so empfand sie es zumindest, noch eine Spur schärfer. Beide sahen gelangweilt aus dem Fenster. „Ich hab’s satt, Assistant.“, sagte Cenda nach einer Weile. „Was haben Sie satt, Ma’am?“, fragte Jenna zurück. „Ach, ich nehm’ dat nich’ so streng. Nennen Sie mich Cenda.“ „OK, Cenda, was haben Sie satt?“ „Dat ständige Gepose für die Reporter. Am Liebsten würd’ ich denen knallhart vor den Latz knallen, dat die Regierung uns verarscht hat. Wir kriegen nie ein Schiff, weil die sich nich’ vorstellen können, dass …“ Jenna knuffte ihre Vorgesetzte in die Seite, worauf diese sich umdrehte und im Augenwinkel das Gleiche wie Jenna sah. „Ich krieg’ junge Hunde, Assistant, da kommt ’n Schiff. Und jetzt dockt das auch noch total automatisch.“ „Dass Sie junge Hunde kriegen, Cenda, finde ich höchst erstaunlich, zumal man vorher gar nichts gesehen hat.“, scherzte Jenna. „Aber ich würde sagen, Sie bleiben ganz ruhig und ich hole die Medizinerinnen.“ Cenda schüttete sich aus vor Lachen. „Oh, Assistant Mc’Knight, Sie sind ’ne Marke für sich!“ Jenna nickte und verließ den Raum. Ihr Weg führte sie allerdings nicht zur Krankenstation, sondern zu Sedrin und Indira, die eine Besprechung abhielten. Jenna platzte mitten in die Sitzung. „Ma’ams.“, begann sie freudig. „Technical Assistant Jenna Mc’Knight freut sich, melden zu dürfen, dass wir soeben ein Schiff bekommen haben.“ „Was für ein ausgemachter Unsinn, Mc’Knight!“, äußerte sich Indira empört. „Da kann es kein Schiff geben. Die Regierung hat …“ „Bei allem Respekt, Ma’am.“, fiel Jenna ihr ins Wort. „Ihre Regierung mag uns im Stich gelassen haben, aber meine nicht!“ Damit deutete sie auf das Fenster. Der Lionin blieb vor Staunen der Mund offen stehen. „Na schön, Mc’Knight.“, meinte Sedrin. „Ich hoffe, Sie können uns allen eine detaillierte Einweisung in die Bedienung unserer Stationen auf tindaranischen Schiffen geben.“ Jenna nickte und dann sagte sie noch: „Holen Sie alle zusammen, dann werden Sie schon sehen.“

„Warum habt Ihr das tindaranische Schiff nicht aufgehalten?“, wollte Moggador von Sytania wissen. „Weil ich nicht lebensmüde bin.“, antwortete die Königstochter. „Das Ding hat eine Rosannium-Waffe im Bauch, die es zünden würde, wenn ich ihm Steine in den Weg gelegt hätte.“ „Ach so.“, meinte der Diener. „Aber was ist mit den beiden Frauen, die Euch draufgekommen sind? Könnt Ihr die nicht …“ „Nicht nötig.“, keifte Sytania. „Die halten sich gerade selbst auf, primitiv wie sie sind. Schau mit mir durch den Kontaktkelch.“ „Die fliegen mit Antigones Schiff direkt in die Sonne.“, stellte Moggador fest. „Genau das tun sie.“, bestätigte Sytania. „Nur, sie ahnen nicht, wie gefährlich es ist.“ Dann lachten beide dreckig auf.

Wir hatten auch so unsere Schwierigkeiten. Zwar hatte Jenna uns alles über tindaranische Schiffe erklärt, was wir wissen mussten, aber in der Zwischenzeit war man hinter den Plan der Tindaraner gestiegen und wollte uns nicht starten lassen. Meine Bitte an den Kontroll-SITCHer, die Hangartore freizugeben, wurde mit fadenscheinigen Begründungen abgewehrt oder vollständig ignoriert. Plötzlich setzte sich das Schiff ohne mein Zutun in Bewegung, flog ein paar Meter, nur so weit, bis es weit genug von den Wänden des Docks fort war, stoppte abrupt kurz vor den Hangartoren und aktivierte den interdimensionalen Antrieb, worauf es außer Phase geriet und somit, weil es jetzt Energie war, durch die geschlossenen Tore hindurch flog. Dann deaktivierte es den Antrieb wieder, schaltete auf normalen Antrieb um und gab die Bedienung wieder für mich frei. „Was war das denn?“, fragte eine völlig perplexe Sedrin. „Oh, Ma’am.“, erklärte ich. „Haben Ihnen Cenda und Jenna das nicht erklärt? Beschützerschiffe können eigene Entscheidungen treffen, wenn ihnen Steine in den Weg gelegt werden, die sie daran hindern, ihre Mission auszuführen.“ „Genau.“, bestätigte die Computerstimme der IDUSA-Einheit. „Na gut, Allrounder.“, sagte Sedrin. „Auf zur Erde!“

Die Temperatur im Inneren des genesianischen Schiffes war sehr stark angestiegen. „Warum wird es so heiß, Raya?“, fragte Schandra mit sorgenvollem Blick. „Ich weiß es nicht.“, antwortete Raya. „Computer, warum wird es so heiß?“ „Wir nähern uns der Sonne.“, war die nüchterne Antwort. Schandra fuhr zusammen. „Nein, keine Angst.“, tröstete Raya. „Die Sonne ist freundlich, sie spendet Leben. Bei ihr sind wir in Sicherheit.“ Raya konnte natürlich nichts über die eigentlichen Temperaturen und dergleichen wissen.

Auch wir hatten in der Zwischenzeit das terranische Sonnensystem erreicht. IDUSA hatte uns über das sich langsam aber sicher der Sonne nähernde genesianische Schiff aufgeklärt. „Um Himmels Willen!“, rief Sedrin angesichts der Biozeichenanzeige aus. „Auf dem Schiff befinden sich zwei Frauen aus diesem Naturvolk. Die ahnen nicht im Geringsten, wie gefährlich es ist, in die Sonne zu fliegen. Los, Betsy, sagen Sie Technical Assistant Mc’Knight, sie soll ihren Hintern hier hoch schwingen. Die kann besser mit so jemandem reden, als wir alle. O’Riley hat schon Recht. Manchmal ist sie wirklich eine gute Mischung aus Daniel Jackson und Samantha Carter. Beeilung, Allrounder, sonst sind die zwei gleich Grillfleisch! Ach ja, sagen Sie ihr, den Carter-Teil kann sie in der technischen Kapsel lassen. Den brauchen wir jetzt nicht!“ Ich sagte Jenna Bescheid. Die kam auch sofort angeflitzt. „Hierher, Mc’Knight!“, sagte Sedrin streng. „Hinsetzen! So und jetzt verbindet Sie unser Allrounder gleich mit den beiden. Ich hoffe, Sie können denen klar machen, dass sie umkehren müssen. Betsy, entnehmen Sie dem Transpondersignal des Schiffes das Rufzeichen und verbinden Sie mit Mc’Knight auf dieser Konsole.“ Ich nickte, aber Jenna sagte: „So einfach ist das nicht. Ich brauche Begriffe, mit denen ich arbeiten kann. Wenn wir aneinander vorbei kommunizieren, geht das schief.“ „OK, dann, Betsy, versuchen Sie die beiden erst mal zum Reden zu bringen, damit Mc’Knight ihre Begriffe kriegt.“ Gott sei Dank konnte ich Raya zum Antworten bewegen. „Es ist sehr heiß hier.“, sagte sie. „Es wird immer schlimmer. Ich verstehe es nicht. Die Sonne ist freundlich. Sie lässt unser Korn wachsen. Warum …“ Plötzlich riss die Verbindung ab. Cenda hatte versucht, die beiden mit dem Transporter zu erfassen. Das hatte das genesianische Schiff als feindlichen Akt gesehen und die Schilde erhoben. Außerdem war die SITCH-Verbindung noch durch die Nähe zur Sonne gestört worden. Alle sahen sich ratlos an. Dann sagte Warrior Jackson plötzlich: „Ich könnte versuchen, auf einen der Schildgeneratoren mit einem amplitudisch angepassten Phaser zu schießen. Dann erfasst Cenda die beiden und beamt sie her. Jenna, Sie müssen dann sofort für sie da sein, damit sie keinen Kulturschock erleiden.“ Sedrin sah auf den Schirm. Sie sah dort, dass eindeutig keine Zeit mehr für andere Optionen war. „Machen Sie es so, Diana!“, befahl sie.

Sekunden später waren die beiden auf der Brücke bei uns. Von dem genesianischen Schiff sahen wir nur noch einen roten Feuerball, der langsam verglühte. Jenna ging sicheren Schrittes auf die beiden zu und sagte: „Es ist alles gut, ihr müsst keine Angst haben. Wir tun euch nichts.“ „Der Sternenwagen der Hexe.“, stammelte Schandra aufgeregt. „Der Sternenwagen ist verglüht.“, nahm Sedrin die soeben benutzte Begrifflichkeit auf. „Aber ihr seit gerettet.“ „Dann haben wir es doch noch geschafft!“, freute sich Raya. „Die Hexe ist auf unserer Welt gefangen. Ohne ihren Sternenwagen kann sie nicht …“ „Nicht ganz.“, korrigierte ich. „Mundhalten, Allrounder!“, befahl Sedrin. „Mc’Knight, Sie gehen mit den beiden erst mal in ein ruhiges Eckchen und versuchen, über die Situation so viel wie möglich zu erfahren. Dann berichten Sie mir.“

Cenda hatte per Transporter einen Rosannium-Kristall auf den Altar der so genannten neuen Göttin geschmuggelt. Jenna nickte und gab den beiden ein Zeichen, ihr zu folgen. Nun war Antigone wirklich auf der Erde gefangen. Selbst Sytania konnte sie jetzt nicht mehr retten. Jenna hatte die Umweltbedingungen in einem der Gästequartiere denen auf der Erde in Rayas und Schandras Heimat angepasst. So fühlten sie sich im Wortsinn wie zu Hause. Wenn immer Jenna mit ihnen redete, konnten wir auf der Brücke alles mithören.

„OK.“, sagte Jenna. „Du hast gesagt, du könntest sogar beweisen, dass die Hexe nicht für eure wahre Göttin arbeitet, sondern für einen bösen Geist, Raya?“ „Ja, Jenna.“, sagte die Angesprochene. „Als ich neulich nach einem der Überfälle versucht habe, mit meinen Kräften unsere Ernte zu vermehren, ist mir das nicht gelungen. Ich weiß, dass die Fremde uns die Kräfte nach jedem Überfall wieder nimmt und sie uns nur zu diesem Zweck gibt. Aber das dauert einen Tag und der war noch nicht rum. Das muss ja bedeuten, dass man mit den Kräften nur Böses tun kann. Das kann unsere wahre Göttin nicht wollen. Sie hätte uns nie schwarze Macht gegeben.“ „Du hast Recht, Raya.“, bestätigte Jenna. „Mit der Macht der Hexe kann man nichts Gutes tun. Nur Böses. Pass auf, ich sage dir jetzt, was wir machen.“

„Und Sie sind sicher, dass Sie keine Demetaner in der Familie haben, Mc’Knight?“, scherzte Sedrin, als Jenna ihr den Plan erläuterte. „Ganz sicher, Commander.“, antwortete Jenna ruhig. Auch Raya und Schandra waren bei dem Gespräch zugegen. „Also, Schandra und ich werden zurückgeschickt und sollen den anderen sagen, dass ihr das Geheimnis der Hexe kennt und zum Beweis sollen wir euer Sternenhaus überfallen. Dann soll Patna, unsere ehemalige Schamanin, versuchen, eines unserer Opfer zu heilen. Da dies nicht gelingen wird, werden dann alle sehen, dass diese Sytania nicht unsere wahre Göttin sein kann.“, fasste Raya zusammen. Sedrin nickte bestätigend. „Aber was ist, wenn die Heilung doch gelingt?“, fragte Schandra. „Das ist unmöglich.“, stieg ich ins Gespräch ein. „Mit schwarzer Macht kann man nichts Gutes tun, also auch kein gutes armes verletztes Wesen heilen. Sytania wird, wenn sie erfährt, dass ihr hinter ihr Geheimnis gekommen seid, indem wir euch geholfen haben, eine wahnsinnige Wut auf uns entwickeln und euch zu unserem Sternenhaus schicken. Wir bringen euch gleich wieder in euer Dorf zurück. Dann entfernen wir den Stein, der die Hexe gefangen hält, damit sie und ihr diese Welt verlassen könnt. Du, Raya, wirst in der Versammlung offen vortragen, was wir euch gesagt haben. IDUSA, so heißt der Geist unseres Sternenwagens, wird unser Wort gleich zu unseren Freunden tragen. Das habe ich ihr bereits gesagt. Das Schmuckstück, das ich trage, macht, dass sie meine Gedanken hören kann.“ Jenna klatschte in die Hände. „Bitte lasst mich allein zurück ins Dorf gehen.“, bat Raya. „Schandra ist alt und ängstlich und ich denke, dass das alles zu viel für sie wäre.“ Sedrin erklärte sich einverstanden.

Auf der Basis der Beschützer war plangemäß jeder auf seinem Posten. Ishan, der androide Arzt, wartete auf der Krankenstation gemeinsam mit seiner tindaranischen Assistentin, Nidell, auf seinen Einsatz. Shimar und Zirell erwarteten den Überfall in der Kommandozentrale. Joran, Shannon und Maron hatten sich in dem kleinen Raum mit dem Notrufsender versteckt und über diesen eine interdimensionäre Verbindung mit uns aufgebaut. Wir alle würden sehen, was auf der Station geschah. Ausnahmslos wir alle, auch Schandra, denn sie hatte ebenfalls einen Neurokoppler bekommen. „Es kribbelt.“, sagte Schandra, als IDUSA eine neurale Reaktionstabelle von ihr erstellte. „Das ist in Ordnung.“, erklärte Jenna. „IDUSA lauscht jetzt so lange, bis sie auch deine Gedanken hören kann.“ Für Schandra war das OK. Sie vertraute Jenna. „Wie machen Sie das nur, Mc’Knight?“, wollte Sedrin wissen. „Ach.“, meinte Jenna. „Das ist ganz einfach, wenn man erst mal die Grundbegriffe verstanden hat. Wenn ich mich nicht irre, lernen Sie doch auf der Sternenflottenakademie ähnliches für Notfälle, nicht wahr?“ „Stimmt.“, räumte die Demetanerin ein. „Aber diese Notfälle treten fast nie auf und man kommt aus der Übung, weil man sich im Allgemeinen von primitiven Rassen fernhalten soll.“ „Dann sollten Ihre Stabschefs von Zeit zu Zeit Seminare abhalten.“, entgegnete Jenna.

Mehr Zeit für Smalltalk blieb nicht, denn Joran rief uns und stellte uns durch, was auf der Beschützerstation passierte. Dort waren die Frauen aufgetaucht und hatten trotz Gegenwehr der genannten Tindaraner die Basis in Besitz genommen. Wir sahen, wie sich Patna über die verletzte Zirell beugte und sie mit aufgelegter Hand zu heilen versuchte, was natürlich nicht gelang. Dann stand sie auf, drehte sich in Richtung Antigone und sagte: „Die Fremden hatten Recht. Deine Göttin ist ein böser Geist. Als wir noch an unsere wahre Göttin glaubten, konnte ich Kranke heilen. Aber mit der neuen Macht kann man wahrhaftig nur Böses tun. Was sagst du dazu?“ Antigone zog ihren Phaser und richtete ihn gegen sich. „Zumindest hat sie nicht vergessen, welche Strafe einer Genesianerin bei Versagen droht.“, lautete Sedrins bissiger Kommentar.

Im nächsten Moment sahen wir eine Wolke, die sich der Erde näherte. So leicht gebe ich nicht auf!, hörten wir alle Sytanias telepathische Stimme in unserem Geist. Dann vernichte ich eben dieses Volk. Ich hasse Mitwisser, wie ihr wisst. Dies werdet ihr zu ver … aaaaah!

Ein Blitz hatte die Stille des Weltraumes zerrissen. Warrior Jackson deutete irritiert auf Schandra, die neben ihr saß und ihren Neurokoppler auf dem Kopf hatte. „Ich habe mit IDUSA gesprochen.“, erklärte sie sich. „Der Geist eures Sternenwagens hat mir gesagt, dass Sytania nicht sterben darf, aber sie könne ihr Schmerzen zufügen. Dem habe ich zugestimmt.“ Sedrin staunte. „IDUSA.“, dachte Schandra. „Trag mein Wort zu den Anderen im Sternenhaus der Fremden.“ IDUSA hatte verstanden und arrangierte die Verbindung. „Seht ihr, dass Sytania keine Göttin sein kann? Wenn eine gebrechliche alte Frau es schafft, sie zu besiegen, dann dürfte euch klar sein, dass sie nur ein Wesen ist. Ein böses mächtiges Wesen zwar, aber eben nur ein Wesen wie ihr und ich und nicht unsere Göttin.“ „Was sollen wir denn jetzt tun?“, fragte Patna verwirrt. Alle schwiegen, aber dann fand Sedrin rührende Worte zum Abschied. „Kehrt ruhig zu eurem alten Glauben zurück. Ich bin sicher, eure wirkliche Göttin vermisst ihre Töchter bereits sehr. Wir holen euch jetzt auf die Erde zurück.“

Bald waren alle wieder in ihrer Heimat und auf ihren Stationen. Jenna war wieder zum Techniker befördert worden und saß mit Joran in ihrem gemeinsamen Quartier beim Essen. Nach einer Weile ließ der Vendar den Löffel sinken und sah seine Freundin nachdenklich an. „Telshanach.“, begann er. „Warum hat die Regierung der Föderation die Notlage nicht erkannt, in der die Erde war. Warum mussten die Tindaraner eingreifen?“ Jenna überlegte eine Weile und antwortete dann: „Nun, ich kann mir nur denken, dass einige unsere Mission als höchst unmoralisch betrachtet haben. Immerhin haben wir prinzipiell in die Religion und Moral einer anderen Gesellschaft eingegriffen. Wenn wir auch eigentlich nur repariert haben, was Sytania beschädigt hatte. Leider kennt diese die Föderation sehr genau und weiß, welche Knöpfe sie drücken muss. Sie weiß, dass ihre oberste Direktive der Föderation so heilig ist, dass sie diese niemals übertreten würde. Zumal Sytania es so eingefädelt hatte, dass, wenn man sie nicht gerade so gut kennen würde, wie wir es eben tun, durchaus der Gedanke nahe liegen könnte, dass sie gar nichts damit zu tun hatte. Deshalb empfand die Regierung der Föderation unsere Mission wohl als höchst unmoralisch.“ Joran drehte sich zu seiner Freundin und sah sie fast väterlich an. „Manchmal, Telshanach.“, begann er. „Manchmal sind unmoralische Missionen aber unumgänglich.“ Jenna nickte.

ENDE

 

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