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Kate war zeitgleich mit Data und Jaden wieder an Datas und Cupernicas Haus angekommen. Aber fast im gleichen Moment hatten sich von hinten auch noch eine Menge weiterer Jeeps genähert, die alle die Firmenlogos von Fernsehsendern oder Zeitungen trugen. „Jemand wird die wohl einweisen müssen und wir brauchen wohl noch ’ne Menge Parkplätze.“, sagte Jaden und schaute Data bedient an. „Das ist korrekt, Jaden.“, sagte der Androide. „Ich werde sofort mit meiner Frau sprechen und wir werden uns dann gemeinsam mit den Chefs der Presseteams beraten. Sie werden sicher auch einige mobile Studios aufbauen wollen.“ „OK.“, sagte der Amerikaner flapsig zur Antwort. „Dann gehe ich schon mal zu Kate.“

Jaden setzte sich in Bewegung, um zu dem Platz zu gelangen, an dem ihn Agent Malcovich offensichtlich schon erwartete. Der Terraner hatte schemenhaft den Schatten ihrer Hand gesehen, die ihm gewunken hatte. „Ich habe einen Behälter, Commander!“, sagte Kate und zeigte mit fast stolzem Gesicht auf einen Container im offenen Kofferraum ihres Fahrzeugs. Auf dem Container war in Vulkanisch und Englisch deutlich der Begriff Gefahrgut zu lesen. „Das ist ein Isolationsbehälter.“, erklärte die junge Agentin. „Was wir benötigen, ist da drin.“ „Aha.“, sagte Jaden. „Ich bin sicher, das sollten wir nicht ohne Schutzhandschuhe anfassen, nicht wahr?“ „Stimmt, Commander!“, lobte Kate. „Aber wir sollten unserem kleinen Baumeister die Ehre geben, den Behälter selbst in seine Vorrichtung zu bauen. Deshalb habe ich auch ein Paar Handschuhe mitgebracht, die ihm passen sollten.“ „Der Kleine is’ Androide.“, wunderte sich Jaden. „Trotzdem!“, bestand Kate auf der Ausführung dessen, was sie vorhatte. „Sicher ist sicher, Sir.“ „Na gut.“, sagte Jaden und wandte sich ab: „Ich hol’ ihn.“

Data und Cupernica hatten sich inzwischen die Bescherung angesehen und kurzerhand entschieden, dass auch die im Moment nicht genutzten Grundstücke von Mikel und mir als Parkfläche, beziehungsweise Standorte für mobile Studios, herhalten mussten, da auf dem eigenen Grundstück Platz langsam zur Mangelware geworden war. Data hatte den Job des Parkwächters übernommen und Cupernica sprach alles Wichtige mit den Teams ab. Ganz hinten in einem der letzten Fahrzeuge konnte sie sogar ein vulkanisches Team erspähen. „Es sieht aus, als hätten die Vulkanier ein ernsthaftes Interesse daran, diese Sache zu klären.“, stellte die Androidin gegenüber ihrem Mann fest, der zwecks einer Absprache ihre Gegenwart gesucht hatte. „Das ist korrekt.“, erwiderte Data. „Obwohl ich es mir nicht wirklich erklären kann. Ich dachte immer, die Vulkanier legen keinen großen Wert auf die Befindlichkeiten vergleichsweise primitiver Lebensformen.“

Cupernica hatte darauf nichts erwidert, sondern dies lieber der Leiterin des vulkanischen Fernsehteams überlassen, die in jenem Augenblick langsam und ruhig auf Data zu ging. Sie war ca. 1,70 m groß, schlank, hatte schwarze kurze Haare und trug ein hochgeschlossenes rotes Kleid, zu dem sie flache braune Schuhe an den Füßen hatte. „Sie irren sich, Commander Data.“, sagte sie ruhig mit ihrer etwas sonoren Stimme. „Auch wir haben mittlerweile gelernt, dass es Dinge gibt, auf die Tiere viel eher reagieren, als es jedes technologische Gerät kann. Sollte Caruso also wirklich in der Lage sein, diesen unsinnigen Krieg zu verhindern, ist es nur logisch, dass wir ihm eine Chance geben.“ „Ah.“, machte Data und sah zu, wie sie sich wieder von ihm ab- und ihrem Kameramann zuwandte, um etwas auf Vulkanisch mit ihm zu besprechen.

Auf dem Weg ins Haus hatte Jaden Karen getroffen, die ihn jetzt mit vor Selbstvertrauen geschwelter Brust ansprach: „Na, habe ich Wort gehalten, oder habe ich das nicht, Commander Huxley?!“ „Das haben Sie, Karen.“, sagte Jaden. „Nur hätten Sie es meiner Meinung nach nich’ so übertreiben müssen.“ „Kann ich vielleicht was dafür, wenn sich meine Kollegen geradezu darum reißen, den Beweis für Sytanias Unschuld zu erbringen?“, fragte die Reporterin mit etwas naseweißem Ton. „Außerdem wissen Sie doch, wie das ist, Commander. Wenn es irgendwo eine Sensation zu bestaunen gibt, dann kommen wir in Scharen und stürzen uns drauf wie die Geier!“ „Is’ ja schön und gut.“, sagte Jaden. „Ich befürchte nur, dass es für Caruso vielleicht zu viele Geier sein könnten und er sich vor lauter Angst ins Fell macht und die Kooperation am Ende verweigert. Ich weiß zwar nich’ viel über das Verhalten von Tieren, aber ich bin da echt skeptisch. Ach, wo is’ Allrounder Betsy Scott, wenn man sie mal braucht?!“ „Ich denke, Commander Data wird uns da auch eine große Hilfe sein.“, sagte Karen. „Schließlich ist Caruso sein Haustier und er dürfte ihn daher am besten kennen. Suchen wir ihn doch und fragen ihn selbst. Aber Sie haben eigentlich gar keinen Grund zum Meckern, Jaden. Sie wollten eine große Plattform und ich habe sie Ihnen besorgt!“ „Ja.“, gab der Amerikaner etwas kleinlaut zu. „Nur, ob sie gleich so groß sein musste?“ Er warf noch einen skeptischen Blick in Richtung der ganzen Gesellschaft, die inzwischen ihre Ausrüstung aufbaute und ihre Plätze einnahm, die Data und Cupernica ihnen zuwiesen.

Novus hatte die Diskussion der Beiden vom Fenster seines Zimmers aus mitbekommen. Jetzt hatte er dieses verlassen und war ebenfalls in Richtung der Eingangstür gegangen. Hier stand er nun vor Karen und Jaden. „Kann ich Ihnen helfen?“, fragte der Androidenjunge hilfsbereit. „Ihr vielleicht nich’.“, sagte Jaden flapsig. „Aber mir ganz sicher! Komm mit!“

Er führte Novus hinten herum zu Kates Jeep. „Kate, hier is’ er.“, sagte er dann zu der jungen Agentin und zeigte auf Novus. „Hi, Novus.“, sagte Kate lächelnd. „Commander Huxley und ich finden, du solltest den Behälter mit der Energie selbst in deine Konstruktion einbauen. Dafür habe ich noch etwas für dich.“ Sie gab ihm die Packung mit den strahlendichten Handschuhen. „Ich weiß zwar nicht, ob Sytanias Energie auf dich überhaupt eine Wirkung hat, aber …“ „Verstehe.“, sagte Novus und begann damit, die Packung aufzureißen, um sich die Handschuhe anzuziehen. „Die Vorschriften für den Umgang mit Gefahrgut. Meine Eltern erziehen mich zu einem nützlichen Mitglied der Gesellschaft, Agent Malcovich, wissen Sie? Dazu gehört sicher auch, dass ich mich an die Gesetze halte. Sicher haben Sie bereits eine Ausnahme gemacht, als Sie mir erlaubten, den Behälter selbst einzubauen. Ich bin sicher, Sie würden keinen menschlichen 6-jährigen mit so etwas spielen lassen! Ist meine Annnahme korrekt?“ Kate nickte und sagte: „Und du meinst, dass wir den Bogen ja schließlich nicht überspannen wollen.“ „Bestätigt.“, sagte Novus. „Aber bitte lassen Sie uns jetzt zu meinem Bauwerk gehen und den Behälter einbauen, Agent. Dann kann sich die Strahlung schon mal ein wenig in der mittleren Kammer verbreiten. Mal sehen, ob Caruso hindurch zum Thunfisch geht, oder nicht.“ „Ich würde auf nicht wetten!“, sagte die junge Agentin selbstsicher und nahm den Isolierbehälter aus dem Kofferraum. „Wir öffnen ihn erst, wenn wir dort sind.“, erklärte sie an Novus gewandt. „Verstehe.“, sagte er und folgte ihr, die sich langsam auf den Weg zu der Drahtröhre machte, die man inzwischen gut sichtbar auf einem Rasenstück im vorderen Teil des Gartens aufgestellt hatte. Hier stellte Kate den Behälter ab. Dann geschah erst mal gar nichts.

„Würden Sie den Behälter bitte öffnen?“, fragte Novus, der von der Agentin gerade sehr fragend angesehen wurde. „Ich glaube, du hast da was übersehen.“, sagte Kate und deutete auf die mittlere Kammer. „Die Strahlung kann ja durch den Draht einfach so entweichen und könnte uns alle gefährden!“ „Kann sie nicht.“, widersprach Novus ruhig, hob das Dach der Kammer ab, nachdem er einige Schrauben gelöst hatte, und gab es Kate in die Hand. Diese bemerkte sofort, dass es noch immer durch irgendwas mit dem Rest des Käfigs verbunden war. Mit was aber vermochte sie optisch nicht wahrzunehmen, da es offensichtlich die gleiche Farbe wie der Draht hatte. Erst, als sie die seltsame Verbindung betastete, fiel ihr auf, womit sie es zu tun haben könnte. Die Innenseite der Kammer war nämlich mit demselben Material ausgekleidet, aus dem auch strahlendichte Anzüge waren, die Kate sehr gut kannte. „In das atmungsaktive Gewebe ist Rosannium eingearbeitet.“, sagte Novus. „Aber nur in die äußere Schicht. Wir sind also außer Gefahr und Caruso wird sich dem, wenn es stimmt, was wir vermuten, ohnehin nicht wirklich aussetzen. Spätestens an der Schwelle wird er, wenn er Sytanias Energie spürt, Halt machen. Ich gehe sogar davon aus, dass er aggressives Verhalten gegen die Energie zeigen wird!“ „Ich denke, spätestens dann wird es Zeit, ihm den Fluchtweg zu öffnen.“, sagte Kate mitfühlend. „Das ist korrekt.“, sagte Novus. „Wenn meine Mutter feststellen sollte, dass sein Stresslevel zu sehr steigt, dann wird sie mir ohnehin die Anweisung dazu erteilen.“

Er zog eine Art Fernsteuerung aus der Tasche und demonstrierte ihre Funktion. „Damit habe ich die Kontrolle über alle Luken und Türen dieses Käfigs.“, sagte er. „Ich sehe schon.“, sagte Kate. „Du hast an alles gedacht.“ Sie gab Novus das Dach des Käfigs zurück, der es wieder anschraubte. Dann zog sie ihr Sprechgerät, um mit dessen Hilfe und einigen Codes den Container zu öffnen, aus dem sie Novus den Behälter mit Sytanias Energie entnehmen ließ, der dann einen Bügel am Käfigdach löste, um ihn in die Vorrichtung zu schieben und ihn dort wieder mit dem Bügel zu sichern.

Data hatte sich den Beiden genähert. Er hatte einen Teller in der linken Hand, auf dem rot und appetitlich ein Happen Thunfisch glänzte. In seiner Linken hatte er eine Pinzette, mit der er den Fisch jetzt aufnahm, um ihn dann in den Napf in der dritten Kammer des Käfigs zu legen. „Wir wollen den Fisch nicht mit für Caruso vertrauten Gerüchen kontaminieren.“, sagte der Androide zur Erklärung. „Schließlich soll man uns später keine Manipulation vorwerfen können. Ich werde Commander Huxley jetzt helfen, Caruso zu suchen. Die Journalisten sind bereit, Cupernica würde gern beginnen und wir brauchen eigentlich nur noch den Ehrengast.“ „In Ordnung, Vater.“, sagte Novus und sah zu, wie Data in die Gegenrichtung davonging.

Es war aber nicht Data, sondern Jaden, der Caruso zuerst finden sollte. Ganz Kater hatte dieser sich nämlich auf einen Pfeiler gesetzt, um das doch für ihn sehr merkwürdig anmutende, aber doch sehr spannende Geschehen von oben betrachten zu können. Diesem näherte sich der Terraner jetzt vorsichtig. Er hatte ja nicht vergessen, was er selbst Caruso angetan hatte. Der Kater aber schien ihm bereits verziehen zu haben, denn er kam zu Jadens Erstaunen von seinem Ansitz und rieb sogar laut schnurrend seinen Kopf an dessen rechtem Bein. „Na, mein kleiner schwarzer Panter.“, sagte Jaden und beugte sich zu ihm herab. „Hast dem tollpatschigen Onkel Jaden seine Aktion wohl verziehen, was? Na komm mal her, du Star! Dein Frauchen will anfangen und wir sollten sie nicht länger warten lassen.“

Er zog seine Jacke aus und knotete sie wie einen Beutel zusammen, dessen Griffe, die Ärmel, er sich um die Schultern legte. Dann hob er Caruso hoch und setzte ihn hinein. „Betrachte das als deine persönliche Sänfte.“, sagte er und machte sich in Richtung des Freiluftlabors auf den Weg. „Und ich bin heute mal dein persönlicher Sänftenträger.“, sagte Jaden. „Welche andere Katze kann schon von sich behaupten, so etwas zu haben? Ach, wenn du nur wüsstest, was von dir abhängt! Aber vielleicht is’ es ja auch besser so. Der Druck wäre sonst bestimmt viel zu groß.“ Caruso gähnte nur einmal gelangweilt, aber noch nicht mal dabei hörte er auf zu schnurren. Dieser Umstand beruhigte Jaden ungemein. Wusste er doch jetzt, dass sich das Verhältnis zwischen ihm und Caruso tatsächlich wieder entspannt hatte.

Wenige Sekunden später hatten Jaden und sein kostbarer Passagier auch schon die Szenerie erreicht, die jetzt aus einem Wald aus Stativen, Kabelrollen und anderer technischer Ausrüstung bestand, die von den Medienmachern auf dem Rasen rund um die Versuchsanordnung aufgebaut worden war. Hier hindurch musste er nun, um zu Data zu gelangen, der ihn bereits am Eingang zur Drahtröhre erwartete. Er hatte einen Zeigestock in der rechten Hand und vor ihm auf einem Stein lag ein Pad mit den Photos von Carusos Verhalten an der Statue.

„Da seid ihr ja.“, sagte der Androide und wechselte einige Blicke mit seiner Frau, die dann zu den Journalisten nach hinten fragte: „Sind Sie alle so weit, Ladies und Gentlemen?“ Die Antwort war ein einhelliges Kopfnicken. „Gut.“, sagte Cupernica. „Dann beginnen wir also. Bitte setzen Sie Caruso in die erste Kammer, Commander Huxley.“ „OK, Scientist.“, sagte Huxley flapsig und nahm Caruso aus seiner Sänfte. Dann flüsterte er ihm zu: „Es geht los, mein Kleiner. Jetzt kommt alles auf dich an.“ Dann setzte er ihn in die Kammer, die von Novus vorher auf Anweisung seiner Mutter per Fernsteuerung geöffnet worden war und dann auch gleich wieder geschlossen wurde.

Sofort waren zig Kameras auf das Geschehen gerichtet. Die Reporter überschlugen sich fast mit: „Ich melde mich live aus dem Garten von Commander Data und Scientist Cupernica in Little Federation!“ Oder auch: „Ein denkwürdiges Experiment wird hier stattfinden, an dessen Ende wir hoffentlich klarer sehen, was die Schuld, oder auch die Unschuld unserer Erzfeindin Sytania angeht!“ Aber auch: „Wir werden gleich alle Zeugen werden, verehrte Zuschauer, wie ein Kater Richter über Sytania werden wird! Er wird uns sagen, ob sie schuldig, oder unschuldig ist!“ Natürlich waren solche Sätze hauptsächlich von den Teams gekommen, die aus emotional geleiteten Reportern, wie die Vulkanier fanden, bestanden. Sie, die ihren Zuschauern natürlich nur die Fakten präsentierten, würden natürlich nur müde über so etwas lächeln.

Scientist Cupernica und Commander Data waren von den Fernsehteams an ihrer Kleidung mit mobilen Kameras und Mikrofonen ausgestattet worden. Deshalb konnten sie jetzt auch selbst über das berichten, was hier gerade passierte. „Sie sehen, Ladies und Gentlemen.“, begann Cupernica. „Im Augenblick ist Caruso noch ganz ruhig. Er hat ja auch noch keinen Grund, sich aufzuregen, denn er ist ja der Strahlung auch noch nicht ausgesetzt. Mein Sohn Novus wird das aber jetzt ändern.“

Sie gab Novus einen Wink, der sofort die strahlendichte Luke zwischen der ersten und der zweiten Kammer öffnete. Caruso, der von Natur aus sehr neugierig war, tigerte zur Schwelle, blieb aber dann doch davor stehen und ging plötzlich in Hockstellung, als wollte er auf etwas losspringen, oder es angreifen! Seine Nackenhaare stellten sich auf! Sein ganzes Fell sträubte sich! Sein peitschender Schwanz wurde mindestens doppelt so dick und er machte einen Buckel! Außerdem riss er das Maul bedrohlich auf, so dass seine Zähne gut zu sehen waren! Seine Krallen waren ausgefahren und er hob bedrohlich seine rechte Vorderpfote! Außerdem fauchte und knurrte er sehr laut und gab schrille hohe kreischende Töne von sich, die schon so manchen Feind das Fürchten gelehrt hatten!

„Das müssen wir in den Kasten kriegen!“, beorderte ein celsianischer Reporter seine demetanische Kamerafrau. „Los, Ragidis, halt drauf! Und gib mir auch noch ’ne Großaufnahme von der Leiterin von diesem Experiment hier!“ Die kleine zierlich gebaute Demetanerin nickte ihrem großen krausbärtigen Vorgesetzten zu und gab einige Befehle in ein Pad ein, auf die sich die auf einer Kugel aufgebaute Kamera selbstständig in die richtige Richtung drehte.

Cupernica betrat den Vordergrund des Bildes. Dann sagte sie: „Sie sehen also, Ladies und Gentlemen, dass Caruso durchaus auf Sytanias Energie reagiert. Die Frage bleibt allerdings, ob er diese Haltung für Thunfisch wirklich aufgeben würde, wie es allgemein behauptet wird und wie die Regierung der Föderation auch ihre Zweifel begründet. Novus, öffne ihm bitte den direkten Weg zum Thunfisch!“ „Ja, Mutter!“, nickte der Androidenjunge eifrig und hielt seine Hand mit der Fernsteuerung brav in die Kamera der Celsianer, die offensichtlich einen exklusiven Platz ergattert hatten. Dann nahm er die entsprechenden Schaltungen vor, auf die sich die Luke tatsächlich öffnete, was von Ragidis auch wieder aufgenommen wurde.

Caruso stutzte zwar kurz, als er den Geruch des Thunfisches wahrnahm, führte dann aber seinen Scheinangriff fort. Cupernica wandte sich darauf nur mit einem sachlichen Blick zu Data, der ab hier das Referieren übernahm. Mit Pad und Zeigestock drehte er sich in Richtung der Kameras und begann: „Betrachten Sie bitte alle diese Bilder, Ladies und Gentlemen! Sie werden sehen, dass sich Caruso gegenüber der Statue im Stadtpark ganz anders verhalten hat.“ „Ach, das sieht doch so keiner, Mr. Data.“, stöhnte der Celsianer. „Das machen wir anders!“

Er nahm ein Sprechgerät aus der Tasche und gab das Rufzeichen seines Heimatstudios ein. Dann sagte er: „Hallo, Technik, könnt ihr mal die Matz aus der Zeitung über unsere Bilder legen?!“ Da er einen Ohrhörer benutzt hatte, bekam niemand die Antwort der Techniker mit, aber auf dem Monitor der Kamera war auch bald das Gewünschte zu sehen. „OK.“, sagte der Celsianer. Dann wandte er sich an Data: „Alles klar. Jetzt können Sie weiter reden.“ „Vielen Dank, Sir.“, sagte Data höflich und setzte sein Referat fort: „Diese Energieprobe, die wir hier benutzen, kommt eindeutig von Sytania und Sie sehen alle, dass Caruso auf sie hoch aggressiv reagiert! Auch der Thunfisch hält ihn offensichtlich nicht davon ab. Um dem Vorwurf der Tierquälerei allerdings keinen Vorschub zu leisten, denke ich, dass es besser wäre, wir würden das Experiment bald beenden.“ Er sah seine Frau an.

Cupernica tauschte mit ihrem Mann wieder den Platz. Dann sagte sie: „Mein Mann hat ganz Recht. Aber wir sind allen noch einen letzten eindeutigen Beweis schuldig. Da alle Türen in der Konstruktion meines Sohnes strahlendicht sind, wird es für Caruso einen attraktiven Fluchtweg geben, den unser Sohn ihm jetzt öffnen wird. Novus!“

Erneut nickte Novus und tat, was ihm Cupernica soeben gesagt hatte. Tatsächlich drehte sich Caruso um und witschte gut sichtbar für alle den längeren aber ungefährlicheren Fluchtweg entlang, bis er von dort zum Thunfisch gelangte, den er sich dann erst schmecken ließ. Allerdings gelang es ihm offensichtlich nur langsam, sich zu beruhigen, was selbst Novus nicht verhindern konnte, der die Luke wieder hinter ihm geschlossen hatte, damit er auf keinen Fall mehr der Strahlung ausgesetzt wäre.

„Sie sehen also, Ladies und Gentlemen.“, beendete Data sein Referat. „Dass Caruso sehr wohl unterscheiden kann, wer gut und wer böse ist. Das Fazit unseres Experimentes lautet also, dass Sytania mit der Statue im Park nichts zu tun haben kann! Folge dessen ist auch der Plan der Tindaraner, Sytania den Krieg zu erklären, um Rache für eine nicht vorhandene Falle zu nehmen, total unsinnig und entbehrt keiner logischen Grundlage mehr!“ „Vielen Dank, Data.“, sagte Cupernica. „Also erkläre ich das Experiment hiermit für beendet. Es wird nur noch etwas dauern, denke ich, bis sich Caruso beruhigt hat. Dies sollten wir noch abwarten, bevor wir ihn wieder aus dem Drahtkäfig nehmen im Interesse der eigenen Gesundheit. Aber das ist etwas, das wir gern im privaten Rahmen erledigen würden. Mein Mann und ich stehen Ihnen aber noch gern für ein Interview zur Verfügung.“

Ihren letzten Satz bereute Cupernica allerdings fast schon wieder, denn jetzt entbrannte ein wilder Streit unter den Reportern, wer sie und Data zuerst interviewen dürfte. „Sie sollten vielleicht Nummern verteilen.“, flapste Jaden. „Oh, ich denke, das wird nicht nötig sein, Commander.“, beruhigte Cupernica ihren ehemaligen Vorgesetzten. „Ich denke, dass wir im Interesse der Sachlichkeit zuerst den Vulkaniern den Vortritt lassen sollten. Dann kommen die Celsianer und der Rest in einer alle einschließenden Pressekonferenz.“ „Effizient wie immer.“, sagte Jaden mit fast bewunderndem Ausdruck in der Stimme. „Ich bleib’ dann am besten mal bei Caruso. Dann is’ er nich’ so allein.“ „In Ordnung, Jaden.“, sagte Data und folgte seiner Frau ins Haus, die dorthin bereits von dem vulkanischen Fernsehteam begleitet wurde.

 

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