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Alle hatten sich an diesem Tag in der Offiziersmesse der IDS-Eclypse eingefunden, um dem Botschafterpaar aus der fremden Dimension historische Speisen aus der Föderation nahe zu bringen.

Als das Spanferkel herein getragen wurde, gab Allrounder St. John plötzlich einen undefinierten Laut von sich und begann zu zittern. „Kommen Sie, Illiane.”, sagte Agent Sedrin, die neben ihr gesessen hatte. „Ich bringe Sie raus und dann reden wir.”

Ruhig nahm sie Illiane bei der Hand und verließ mit ihr die Messe. „Entschuldigen Sie, Ma’am.”, begann die zierliche Halbcapellanerin. „Das ist mir furchtbar peinlich. Insbesondere vor den Diplomaten und Commander Huxley.”

Sie bogen um ein paar Ecken und betraten das Quartier der demetanischen Agentin. „Nichts geschieht ohne Grund.”, sagte diese fast meditativ. „Also, mit Sicherheit auch nicht ihr Einbruch von grade eben.”

Sie legte eine Decke auf das Bett und führte Illiane vorsichtig hin. Dann setzte sie sich mit dem noch immer zitternden Allrounder auf die Decke und blickte ihre untergebene Offizierin auffordernd an. Nach einer Weile platzte es aus Illiane heraus.

„Mein Onkel Marc wollte uns alle zu Vegetariern erziehen und ging eines Tages mit uns klingonisch Essen. …” „Moment.”, unterbrach Sedrin. „Ihr Onkel geht mit Ihnen in das Restaurant einer fleischessenden Spezies, um Sie alle zu Vegetariern zu machen?” „Schocktherapie, ich war damals doch erst drei.”, schluchzte Illiane während sie die Hand ihrer Vorgesetzten suchte. „Oh, nein.”, flüsterte die Demetanerin mitleidig und drückte St. Johns Hand fest. „Er bestellte für uns alle die Tobyplatte.”, fuhr Illiane unsicher fort. „Ich hatte die Kinderbücher von Toby, dem Targ, so gern und glaubte natürlich mit meinen drei Jahren, dass dieses süße Tierchen die Geschichten selbst schreibt. Die Bedienung kam mit der Platte um die Ecke und ich schrie nur noch wie am Spieß. Mein Vater hätte seinen Bruder wohl am Liebsten auf der Stelle windelweich geprügelt. Er schickte meine Mutter und mich zum Jeep. Ich höre es noch. ,Sali, nimm die Kleine und geh mit ihr zum Jeep, bevor ich mich hier noch vergesse.’ Das tat meine Mutter dann auch. Dad warf Onkel Marc einen wütenden Blick zu und ging mit den Worten: ,Die Rechnung geht an den Gentleman da drüben.’ Wenig später hinter uns her. Meine Mutter versuchte in der Zwischenzeit, mich zu beruhigen, was ihr nicht gelang. Eine betazoide Polizistin kam und fragte was los sei. Meine Mutter schilderte alles. Die Polizistin ging zu ihrem Jeep und regelte, dass ich den Tobydarsteller besuchen konnte. Sie hatte wohl Beziehungen. Ich war überglücklich und nicht mehr von Toby weg zu bringen. Die Agentur, bei der der zahme Targ unter Vertrag stand, machte sogar ein paar Bilder mit Toby, seinem Spielzeug und mir. Sie fanden, dass keiner der Kinderschauspieler bisher so ein fröhliches Gesicht gemacht hatte.” „Kein Wunder.”, bestätigte Sedrin. „Dann war das mit Toby so lieb schmusende Kind auf dem Cover der letzten Tobyreihe also Illiane St. John?” Illiane nickte. „Und das hat niemand mit Ihnen besprochen?” fragte Sedrin empört. „Mother Destiny sei Dank, konnten Sie sich ja zumindest davon überzeugen, dass Toby nicht auf dem Teller gelandet war, und es noch viele schöne Geschichten von ihm geben würde.”

„Sensibelchen.”. Eine bekannte Stimme erklang aus dem Lautsprecher der Sprechanlage. Sedrin nahm das Mikrofon in die Hand und antwortete: „Ja, Tressa, sie ist hier. Aber grade geht es ihr nicht gut. Was ist denn?” „Huxley sucht Sie beide.”, begann die celsianische Technikerin. „Er fragt sich, warum Sie so plötzlich aufgestanden sind und ob Sie noch mal wieder kommen.” „Wir können gehen, Ma’am.”, antwortete Illiane auf Sedrins fragenden Blick. „Es geht mir besser.” „Nicht so schnell.”, hielt der demetanische Agent ihre Untergebene zurück. „Ich zeige Ihnen jetzt erst mal einen Menüpunkt Ihres Erfassers, mit dem Sie feststellen können, ob das Essen, das Sie vor sich haben repliziert ist oder nicht. Ich denke, das wird Ihnen helfen, dass Sie sich nicht jedes Mal fragen müssen, ob Sie wirklich grade ein totes Tier verspeisen.” „Danke Ma’am.”, antwortete Illiane und sah den Handbewegungen ihrer Vorgesetzten auf der Erfassertastatur aufmerksam zu. „Wird das nicht etwas komisch wirken, wenn ich jedes Mal mein Essen scanne?”, fragte Allrounder St. John dann. „Nein!”, entgegnete Sedrin energisch. „Jeder nicht grade lebensmüde Sternenflottenoffizier sollte das tun, wenn er auf fremdes Essen stößt, denn nicht immer ist der Schiffsarzt in Reichweite. Die Wenigsten halten sich aber daran.” Illiane seufzte erleichtert, als sie mit ihrer Vorgesetzten in Richtung Offiziersmesse ging. „Wissen ist Macht.”, flüsterte die Demetanerin ihr zu, während sie verstohlen auf ihren Erfasser deutete. „Jetzt können Sie dem Tobytrauma etwas entgegnen.”

ENDE

von Bianca Trs, 2006

Abschlusshinweise zum Kapitel:

keine

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