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Hinweise zur Geschichte:

Star-Trek-Kurzgeschichte

Ich hatte mal wieder die Nacht zum Tag gemacht. Eigentlich war das ja nicht
mein Style, aber in dieser Nacht, das spürte ich, war irgendwas anders. Das
merkte ich vor allen Dingen, als sich eine bekannte Hand in die meine schob.
„Halt dich bereit.”, sagte eine etwas hektische Frauenstimme. Dann nahm die
Frau ein Sprechgerät aus der Tasche und befahl: „Tressa, zwei zum Beamen!”
Es gab ein kurzes Surren und wir landeten auf der Eclypse.

„Sedrin.”, wandte ich mich an die jetzt ruhig neben mir gehende Demetanerin.
„Was ist passiert?” „Ein Haufen Ärger!”, antwortete Sedrin fast wütend. Dann
fügte sie hinzu: „Musste ja schief gehen.” Sie führte mich auf eine Bank in
Huxleys Bereitschaftsraum. Huxley gab mir stumm die Hand. „Jaden.”, wendete
Sedrin sich mit bestimmtem Ton an ihn. „Wir sollten erzählen.“

Als Huxley sich zu mir drehte, roch ich eine leichte Fahne. Seine etwas
lallende Stimme erinnerte mich leicht an die eines uns allen gut bekannten
Commanders einer gewissen, erst kürzlich über die Fernsehschirme
geflimmerten, Enterprise. „Wir sind ziemlich in der Scheiße gelandet.”,
amerikanerte er los. „Die Betonköpfe von der Regierung wollten doch allen
Ernstes, dass wir versuchen, den Genesianern das Weihnachtsfest zu erklären.
Die meinten, das würde endlich Frieden ins Universum bringen. Aber die
Genesianer bekriegen uns ja nicht, weil sie uns hassen, sondern weil wir
ebenbürtige Gegner sind. Das hab sogar ich kapiert.” Sedrin klatschte
Beifall.

„Was war denn jetzt los?”, neugierte ich. Cupernica und Illiane betraten den
Bereitschaftsraum. Die leise hohe Stimme der Kommoffizierin und Pilotin wies
mich an, ein Stück zu rutschen, während sich die androide Ärztin mit Hilfe
ihres privaten Haftmoduls mit dem Schiffsrechner verband. Dann bekam ich
folgende Show geboten.

Die Eclypsebesatzung musste auf die Station der Regierung eingeladen worden
sein. Jedenfalls erklärte mir Illiane die Bilder entsprechend. Ihre Lippen
hingen ständig an meinem rechten Ohr. Das machte es mir fast unmöglich, den
Dialogen zu folgen. Genervt zog ich den Kopf weg. Korrigierte mich aber
sofort wieder, als sie verunsichert fragte: „Mache ich was falsch?” „Schon
OK, Illiane.”, antwortete ich beschwichtigend. „Ich frage schon, wenn ich
was wissen will.”

Ein Kommoffizier kündigte die genesianische Delegation an. Präsidentin
Nugura, Staatsoberhaupt der Föderation und Oberbefehlshaberin der
Sternenflotte, bejahte die Frage nach dem direkten ins Festzimmer Beamen.
Kaum hatte sie ausgesprochen, materialisierten sich die Oberste Prätora und
ihr Gefolge. Das bestand aber nicht nur aus Kriegerinnen, sondern auch noch
aus Schafen, Kühen, einer Eselstute und einer als Maria verkleideten
Kriegerin, die eine Futterkrippe mit Geschenken mit sich führte. Die
Präsidentin schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Hörbar nach Fassung
ringend rief sie in den Raum: „Huxley, Sie erklären mir auf der Stelle, was
Sie denen erzählt haben, das ist ein Befehl!” Zwischenzeitlich hatte eine
Kuh genau vor dem vulkanischen Staatsoberhaupt einen Fladen fallen lassen,
Die Eselin tat sich am Tischschmuck gütlich und die Schafe wurden der Reihe
nach von der demetanischen Präsidentin und ihrem Außenminister gekrault. Die
beiden flüsterten ihnen auch fortwährend ein beruhigendes „Keine Angst, ihr
armen Mäuse. Ist alles fremd hier, ich weis, aber es wird gleich besser.”,
ins Ohr.

Auf ihr Anraten hin wurde ein Raum mit repliziertem Stroh sowie Futter und
Wasser ausgestattet und alle Tiere hineingeführt. Dann trat Huxley kleinlaut
neben die Präsidentin. „Tja, Ma’am.”, stotterte er. „Das war so. Wir hatten
uns mit dem Genesianerschiff getroffen. St. John hatte Sedrin mit der
Prätora verbunden und die hatte uns gesagt, dass sie der Erklärung des
Weihnachtsfestes nicht abgeneigt sei. Wir kamen überein, dass alles in der
Simulationskammer stattfinden sollte, wegen der besseren Illustration. Ich
befahl Tressa also ein Programm zu schreiben, das die Weihnachtsgeschichte
darstellt. Als wir uns dieses ansahen, bemerkten wir, dass die meisten
Gestallten männlichen Geschlechts waren. Zuerst löschte Tressa Joseph, der
laut Überlieferung sowieso wenig damit zu tun hatte. Dann die Hirten, Engel
Gabriel, sogar das Kind, usw. Schlussendlich blieben nur noch Maria und die
Krippe. Na ja, vielleicht noch ein paar Tiere. St. John bemerkte sogar, dass
man die Weihnachtsmannnummer lieber ganz lassen sollte. Allen ein weibliches
Geschlecht zu geben, hätte die Tatsachen verfälscht. Also dachte ich, was
die Prätora nicht weiß, macht sie nicht heiß. Also ließen wir alles weg, was
ihren Unmut schüren könnte.“

Hier endete die Aufzeichnung abrupt. „Na.”, grinste ich. „Nuguras
Donnerwetter wollt ihr mir wohl ersparen.” Dann konnte ich nicht mehr. Ich
schaffte es grade noch, Illiane deutlich zu machen, dass ich gleich einen
Lachkrampf kriegen würde. Sie zog mich aus dem Raum, aber zu spät. Von
meinem Gepruste angesteckt verfielen aber auch Huxley und Sedrin in
schallendes Gelächter. Da sie jetzt eh nichts mehr retten konnte, führte
mich Illiane zurück auf meinen Platz, aber nur, um im nächsten Moment selbst
vor Lachen zu explodieren. „Hoppla.”, bemerkte Sedrin. „So kenne ich Sie ja
gar nicht, St. John.”

Durch meine Reaktion ermutigt, ließ sich Huxley mit Nugura verbinden,
entschuldigte sich und erklärte, dass es aus bekannten Gründen schier
unmöglich sei, den Genesianern das Weihnachtsfest zu verdeutlichen. Sedrin
musste allerdings teilweise Übersetzerin spielen, weil Huxley sich
zwischenzeitlich ziemlich die Kante gegeben hatte. „Also.”, hörte ich Nugura
noch sagen. „Da haben Sie wohl Recht, Huxley. Anscheinend sollten wir
Politiker viel öfter auf euch Raumschiffcommander, die das raue Leben da
draußen im Universum kennen, hören.”

An diesem Tag half ich meiner Mutter beim Schmücken des Christbaumes.
Allerdings musste ich immer verschmitzt grinsen, wenn meine Hände über die
Krippenfiguren glitten. Den Grund dafür durfte ich meiner Mutter allerdings
nicht erzählen. „So, so.”, dachte ich. „Weihnachten wird für die Genesianer
also immer ein Geheimnis bleiben. Aber aus anderen Gründen, als wir denken.”

ENDE
von Bianca Trs, Dezember 2006

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