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Hinweise zur Geschichte:

Star-Trek-Kurzgeschichte

Mausi, mein kleiner Westi, ist kein ausgebildeter Führhund, aber sie
versucht manchmal, einer zu sein. Deshalb wunderte es mich nicht sonderlich,
als sie auf unserem Spaziergang großzügig einem größeren Hindernis auswich.
Da mir bekannt war, dass sie dieses Verhalten oft anbot, wenn etwas im Weg
war, folgte ich und lobte sie dafür. Meine zweite Hand, die die Leine hielt,
stieß während des Streichelns plötzlich auf den Grund für ihr Ausweichen.
Vor mir lagen Katzen. Eine Erwachsene und fünf kleine Kätzchen. Aufgeregt
wedelte Mausi um die Katzen herum. Sie war mit einem dicken Kater
aufgewachsen und hatte viel mit ihm geschmust. Deshalb liebte sie Katzen und
war froh, dass diese ebenfalls Anstalten machten, mit ihr zu schmusen. Meine
Berührung brachte die erwachsene Katze plötzlich dazu, einen mir sehr
vertrauten Laut auszustoßen. Dieses „Min” hatte ich schon oft gehört.
„Spot?”, fragte ich unsicher. Sie minste erneut. „Wie kommst du denn hier
her?” „Betsy?” Eine bekannte und gleichzeitig hektische Stimme rief mich.
Dann kam Data auf mich zu. „Wie kommt Spot hier her?”, fragte ich den
Androiden, der fast verdutzt die Kätzchen zählte. „Das wissen wir nicht
genau.”, antwortete Data. Sie muss während einer temporalen Anomalie frei
gewesen sein und dann ist sie wohl da rein geraten. „Wann war das?”, fragte
ich alarmiert. Mir war aufgefallen, dass schon seit einigen Wochen eine
Katze um unser Haus streunte. Aber dass sie sich offenkundig mit einem
ortsansässigen Kater eingelassen hatte, war mir neu. „Oh, Gott!”, dachte
ich. „Hätte ich nur früher reagiert.” Mir kam in den Sinn, dass sich ja
dadurch die Geschichte verändern könnte. Ich verwarf den Gedanken allerdings
sofort wieder, denn wer würde einen Kater schon verstehen, wenn er in
perfektem Kätzisch von erstaunlichen Dingen aus der Zukunft berichtete.

„Mr. Data!” Eine laute strenge Stimme ließ mich zusammenfahren. Am
Trommelschritt, der auf uns zukam, erkannte ich Picard. „Er hat nichts
getan, es war ein Unfall.”, stammelte ich zu Datas Verteidigung. „La Femme
Allemand.”, brummelte Picard. „Hab ich mir doch denken können, dass Sie
dahinter stecken.” Er hatte sich das erste Mal direkt an mich gewandt. Mir
war zwischenzeitlich vor Angst schlecht geworden. Mausi spürte, dass es mir
nicht gut ging. Sie drückte sich an mich. Gleichzeitig signalisierte ihre
aufgerichtete Rute Wachsamkeit. Als Picard näher zu kommen versuchte,
knurrte sie sogar.

„Ihnen dürfte bekannt sein, Data, dass Ihre Katze einen schwerwiegenden
Eingriff in die Geschichte getan hat. Nicht auszudenken, was passiert, wenn
ihr Gefährte etwas von unserer Technologie erfahren hat. Und die ganzen
anderen Konsequenzen. Deshalb müssen die Kleinen sterben zum Wohl der
Obersten Direktive.” Das daraufhin hörbare Geräusch erkannte ich. Picard
bereitete offensichtlich seinen Phaser vor. Ich gab einen Laut von mir, der
Mausi veranlasste, knurrend auf Picard zu zurennen. Dann versenkte sie –
meiner Meinung nach genüsslich – Ihre süßen Westizähnchen in Picards
privatester Körperstelle. Der plötzliche Schmerz zwang diesen, den Phaser
fallen zu lassen. Bevor er ihn wieder aufheben konnte, hatte sich Data auf
ihn gestürzt. „Lauf, Betsy.”, rief mein Androidenfreund mir zu, während er
mit Picard kämpfte. Mausi hatte sich auf Datas Seite geschlagen und hielt
Picard immer noch an besagter Stelle fest. „Nimm die Katzen und lauf einfach
geradeaus.” Auf Datas nüchterne Wegbeschreibung hin machte ich: „Hm.”,
kuschelte alle Katzen auf meinem Arm zusammen und rannte in die von Data
angegebene Richtung.

„Stopp, Betsy.”, ließ sich plötzlich eine bekannte Frauenstimme vernehmen.
„Deanna!”, schrie ich. „Hilf mir. Er will sie töten!” Dann hörte ich das
Geräusch einer sich öffnenden Shuttletür. Deanna kam heraus und nahm mir die
Katzen ab. Dann führte sie mich ins Schiff. „Ruhig.”, beschwichtigte sie
mich. „Alles wird gut.” „Was ist denn das für eine Direktive, für die man
sogar einen Mord begehen darf?”, stieß ich hervor. „Und ich will mich nicht
beruhigen.” „Pass auf.”, erklärte sie. „Der Schutz der Obersten Direktive
ist bei Picard zur fixen Idee geworden. Aber ich weiß wie wir ihn heilen
können. Dazu brauche ich deine Hilfe. Ruf deinen Hund und dann soll Picard
auch her kommen.”

„Mausi.”, rief ich durch die erneut geöffnete Tür. „Aus! Hier!” Mausi ließ
los und kam angewedelt. Siegessicher leckte sie sich die Schnauze. Dann kam
auch Picard angehumpelt. „Ich weiß gar nicht, warum Sie sich so aufregen.”,
bemerkte ich spöttisch. „Ein paar Sekunden auf Beverleys Tisch und es geht
Ihnen wieder gut.” Deanna schloss die Augen und schien Spot telepathisch
etwas zu sagen. Diese begann zu miauen. „Captain.”, wandte sich Deanna an
ihren Vorgesetzten. „Was hat sie gesagt?” „Wiederholen Sie bitte wörtlich.”,
fügte Data hinzu. Mit missmutigem Gesicht wiederholte Picard: „Miau, min,
mau, mi, meck.” „Ach ja?”, fragte Deanna. „Wirklich nicht das geringste Wort
von Technologie?” „Nein, Counselor!”, wetterte Picard.

Deanna geleitete mich etwas erleichtert aus dem Schiff und sagte auf meine
Frage, ob sie etwas damit zu tun hatte, dass Spot während der Anomalie frei
war, nur grinsend: „Was denkst du?”

ENDE
von Bianca Trs, Februar 2007

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