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Hinweise zur Geschichte:

Star-Trek-Kurzgeschichte

Mit Argwohn beobachtete Dylene die Paraden zum Erstkontaktstag. Als Gattin
des platonischen Botschafters auf der Erde musste man sich an bestimmte
Benimmregeln halten, das wusste sie. Trotzdem hatte sie die gekünstelt
wirkenden endlosen Reihen von Sternenflottenoffizieren, die jedes Mal an der
Loge vorbei defilierten, ziemlich satt. Alles wirkte ihrer Meinung nach so
schrecklich einstudiert und aufgesetzt.

An diesem Tag war es wirklich genug. Nichts hielt sie mehr auf ihrem Stuhl.
Natürlich hatten ihre Leibwächter von ihrem Verschwinden Notiz genommen und
waren ihr gefolgt. Nun musste sie überlegen, wie sie die beiden
klingonischen Kleiderschränke am Besten loswurde.

An einer Kreuzung tat Dylene so, als wolle sie nach rechts abbiegen, huschte
dann aber doch in ein schmales Seitengässchen. Ein kurzer Blick zurück
verriet ihr, dass die zwei ihr nicht mehr folgten. Aufatmend lief sie weiter
durch die Straßen. Jetzt würde sie endlich den Alltag kennen lernen.

Sie wusste nicht, wie lange sie schon gelaufen war, als sie an einem
Kinderspielplatz vorbei kam. Sofort viel ihr Blick auf zwei kleine Jungen,
die einen Ball zwischen sich liegen hatten, sich aber scheinbar nicht
trauten, damit oder miteinander zu spielen. Dylene ging langsam auf die
Kinder zu. Beim näher kommen erkannte sie, dass einer der Jungen Klingone
war und der andere Terraner. „Aufgepasst!”, rief sie und warf den Ball in
die Luft. Die beiden sahen überrascht zu, aber keiner versuchte, den Ball zu
fangen. Dylene setzte sich zu ihnen ins Gras. „Na.”, lächelte sie. „Was
sitzt ihr da wie die Ölgötzen. Keine Lust zum Spielen?” „Doch.”, antwortete
der kleine Terraner nach einer Weile. „Aber mein Adoptivbruder hat Angst,
dass er mir wehtut.”

„Ach so.”, erwiderte Dylene beim Aufstehen. „Kleinen Moment. Ich glaube dem
kann man abhelfen.” Sie ging zu einem nahen Replikator und replizierte ein
Schaukelbrett. Dessen Seile befestigte sie zwischen zwei Bäumen. Dann
forderte sie die Jungen auf, zu ihr zu kommen. „So, mein Kleiner.”, wandte
sie sich an das terranische Kind. „Setz dich drauf.” Der Kleine, Dylene
hatte zwischenzeitlich herausgefunden, dass er Mike hieß, setzte sich auf
die Schaukel. „So.”, sagte Dylene zu Curn, dem kleinen Klingonen. „Gib ihm
jetzt mal kräftig Schwung. Es wird nichts geschehen, ich passe auf. Aber
somit kriegst du ein Gefühl für deinen Bruder und für das, was du beim
Spielen mit ihm machen darfst.”

So ging das mehrere Stunden lang. Dylene vergaß beim Spielen mit den Kindern
sogar die Zeit. Auch nahm sie den Suchtrupp nicht wahr, der ihretwegen bald
den Park umstellte. Erst Curn machte sie darauf aufmerksam. Dylene sah
erschrocken auf ihre Uhr. Dann hörte sie die Stimme ihres Mannes. Der
Botschafter hatte es sich nicht nehmen lassen, selbst an der Suche nach
seiner Frau teilzunehmen. „Liebling.”, sagte Mikos erleichtert. „Was hast
du dir dabei gedacht?” „Ich brauchte einfach mal frische Luft.”, antwortete
Dylene mit einem verschmitzten Gesichtsausdruck. Sie hatte jetzt allen
anderen Politikern etwas voraus. Sie hatte gesehen, dass nicht alles so
reibungslos läuft, wie man es am Erstkontaktstag gern zeigen würde.
Interkulturelle Problemchen gab es trotzdem noch, aber die konnte man ja
lösen.

ENDE
von Bianca Trs, Februar 2007

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