- Schriftgröße +
Hinweise zur Geschichte:

Star-Trek-Kurzgeschichte

Als ich an diesem 07.07.07 aufwachte, wusste ich nicht, wie mir geschehen
war. Ich saß auf einem Shuttlesitz. „Na, Betsy, schon wach?”, ließ sich eine
freche Stimme vernehmen. „Cenda?”, fragte ich unsicher. „Genau dieselbe.”,
erwiderte sie und brachte das Shuttle auf Warp zehn. Der Chronometer meldete
die Ankunft im 3. Jahrtausend. Cenda hatte das Schiff wieder verlangsamt und
auf Autopilot geschaltet. „Komm mit nach hinten.”, sagte sie hektisch,
während sie mich vom Sitz zog.

In der Achterkabine des Schiffes wartete Scotty auf uns. „Was ist los?”,
fragte ich ihn irritiert. „Wir müssen wirklich heiraten.”, antwortete er.
„Irgend ’nen Nachbar hat rausgekriegt, dass du damals gelogen hast und die
Sache angezeigt.”, ergänzte Cenda. „Die Behörden bestehen auf einer
celsianischen Zeremonie.”, erklärte Yel, dessen Anwesenheit ich erst jetzt
bemerkt hatte.

Eine Weile überlegte ich und sagte dann: „Warum nicht? Schließlich bin ich
doch jetzt auch Celsianerin.” Scotty, Cenda und Yel gaben einen
erleichterten Seufzer von sich. „Cenda und ich wollten eh unser Ja-Wort
erneuern.”, erklärte Yel. „Macht uns am Besten alles nach.” „Stopp, du
Pragmatiker.”, unterbrach ich ihn. „Etwas muss ich doch sicher vorher
wissen, oder?”

Zwischenzeitlich waren wir auf Celsius angekommen. Cenda landete das Schiff
auf dem Flugfeld, das der Shuttlevermietung gehörte, von der Yel und sie es
gemietet hatten und wir gingen durch das Raumflughafengebäude zum Parkplatz,
auf dem Cendas und Yels Jeep stand. „Ich setz’ euch Männer zu Hause ab und
dann gehen Betsy und ich erst mal shoppen.”, sagte Cenda. „Schließlich
bringt es auch bei uns Unglück, wenn der Bräutigam die Braut vor der
Hochzeit im Brautkleid sieht.” Mit den Worten: „Komm, Kumpel, ab auf die
billigen Plätze!”, verwies Scotty sich und Yel auf die Rückbank des Jeeps.
Die Beiden fanden es praktischer, denn dann musste bei Cenda zu Hause nicht
erst die große Umsteigaktion starten.

Nachdem wir die Männer abgesetzt hatten, fuhren wir die Landstraße von
Cendas Heimatdorf in die Hauptstadt entlang. Dabei bemerkte Cenda aus dem
Augenwinkel, dass ich sehr nervös war. „Easy.”, beruhigte Cenda mich,
nachdem sie den Jeep in einer Parklücke vor einem Geschäft abgestellt hatte.
„Ich erklär’ dir alles.”

Wir schritten den langen Gang zum Verkaufsraum entlang. Dort angekommen
stellte ich als Erstes fest, dass es keine Kleiderständer mit Bügeln gab.
Stattdessen kleine Kabinen, in denen Terminals standen. Cenda führte mich in
eine der Kabinen und setzte mir eine Art Haarreif auf. Dann programmierte
sie das Terminal. „Sag mir, wenn dir ein Stoff gefällt.”, flüsterte sie in
mein Ohr. Ich spürte plötzlich etwas, das sich wie verschiedene Stoffe auf
der Haut anfühlte. „Das macht das Ding auf deinem Kopf.”, erklärte Cenda.
Bevor ich etwas sagen konnte, musste ich lächeln, denn ich hatte einen
weichen seidigen Stoff gespürt, den ich sehr mochte. „Dachte ich mir.”,
grinste Cenda und loggte den Stoff ein. Dann stellte sie das Bedienmenü auf
Englisch um und verließ die Kabine. „Bitte stellen Sie sich aufrecht hin.”,
wies eine Computerstimme mich an. Das tat ich. „Beginne Scan.”, sagte der
Computer. „Bitte bewegen Sie sich für ca. 30 Sekunden nicht.”

Nach der angegebenen Zeit bekam ich die Anweisung, mich zum Replikator zu
drehen und das Kleidungsstück zu entnehmen. Der Replikator hatte einen
Overall mit vielen Taschen und einer Reihe Verzierungen ausgespuckt. Aber
irgendwie erinnerte der mich mehr an Arbeitskleidung als an Hochzeit. Ich
zog ihn trotzdem an, berührte dann aber mit einem Finger den
Kabinentürsensor, wie Cenda es mir gezeigt hatte und rief durch die offene
Tür: „Cenda, hilf mir mal bitte. Irgendwas stimmt hier nicht.” Sie eilte
herbei, fasste meine beiden Hände, drehte mich um und um und sagte dann:
„Traumhaft! Scotty wird dich zum Anbeißen finden.” Dann setzte sie sich
wider ans Terminal. Ich stieß ihre Hand von der Tastatur weg. „Halt.”,
stotterte ich. „Was immer du jetzt vorhast, lass besser. Das Ding hat ’nen
Virus glaube ich. Das hier ist doch kein Brautkleid.” Cenda schüttete sich
vor Lachen aus und prustete dann: „Oh, Betsy, andere Planeten, andere
Sitten. Celsianische Zeremonie, erinnerst du dich?” Ich nickte und
erwiderte: „OK, was kommt jetzt, ’nen paar Sicherheitsschuhe mit Goldrand?”
„Wenn du willst.”, antwortete Cenda und ließ erneut die Tasten piepen. Der
Computer forderte mich auf, meinen rechten Fuß auf ein Podest in der Kabine
zu stellen. Dann durfte ich mich wieder nicht bewegen. Auch die Schuhe
passten auf Anhieb.

Cenda gab noch einige Sachen ein, die wahrscheinlich etwas mit der Bezahlung
zu tun hatten und bat mich, mich wieder umzuziehen. Dann gingen wir zu einem
Turbolift, der uns in ein weiteres Stockwerk brachte. „Was gibt’s denn
hier?”, wollte ich wissen. „Etwa Werkzeugkisten?” „100 Gummipunkte, du
Blitzmerkerin.”, rief Cenda begeistert. Praktisch veranlagt, wie die
Celsianer nun mal sind, gab es in diesem Hochzeitsladen wohl alles auf einem
Fleck.

Cenda hatte eine Kiste repliziert, auf die Scottys Name graviert war. „Die
Kisten tauscht ihr aus.”, klärte sie mich auf dem Rückweg zum Jeep auf.
Außerdem besteht die Zeremonie im Wesentlichen darin, dass ihr etwas
zusammen baut. Wir glauben nämlich, dass ein gut funktionierendes Gerät ein
Symbol für eine gute Ehe ist.” „Halt bitte an.”, flüsterte ich mit
zitternder Stimme. Cenda stoppte den Jeep am rechten Straßenrand und drehte
sich zu mir. „Kalte Füße?”, fragte sie fast mitleidig. „Nein.”, antwortete
ich. „Aber ich kann doch nichts sehen und deshalb bestimmte Arbeiten nicht
ausführen. Außerdem bin ich keine ausgebildete Technikerin. Ich werde Scotty
sicher keine große Hilfe sein.” „Schnickschnack.”, schmetterte sie meine
Bedenken ab und begann, mir einige einfache Physikfragen zu stellen, die ich
zu ihrer Zufriedenheit beantwortet haben musste. Sie strich mir nämlich
durch mein Gesicht und grinste: „Wenn du noch einmal behauptest, keine
Ahnung zu haben, leg’ ich dich dermaßen über meine spitzen celsianischen
Knie, dass du nicht mehr weißt, ob du Männlein oder Weiblein bist. Oh,
verdammt spät geworden.”

Mit Vollgas ging es zurück zu Cendas und Yels Haus. Scotty und Yel hatten
inzwischen alles andere geregelt. Cenda zog mich in ihr Schlafzimmer, wo wir
uns umzogen. Dann rasten wir zum Standesamt. Dort warteten bereits Cendas
Mutter, Nia und Yels Vater Aries. Die jeweiligen anderen Elternteile waren
bereits verstorben. „Jemand muss Cenda und mich doch zusammenführen.”,
flüsterte Yel mir auf meinen fragenden Blick zu. „Und wer macht das bei
uns.”, fragte ich zurück. Hilfe suchend sah Yel Cenda an. Diese erwiderte
etwas in Celsianisch, das ich nicht verstehen konnte. Die Sprache erinnerte
mich im Wesentlichen an Chinesisch oder Thai. Das einzige Wort, das ich
verstand, war „Nang.”, was „Ja” bedeutet. Plötzlich fielen fünf weitere mir
bekannte Worte, Nämlich: Enterprise, Data, Will, Deanna und Beverly. Mir
schwante langsam was. Na ja, andererseits hatten die Enterpriser Scotty ja
erst in diese Situation gebracht. Zumindest konnte man die Geschehnisse so
auslegen.

Cenda gab Scotty ein Zeichen und dieser verschwand mit ihnen in einer
weiteren Ecke des Wartesaals. Während die drei über Transporter,
Fokusionslinsen, Chronotonwerte und Eindämmungsstrahlen fachsimpelten und
mir immer noch nicht ganz klar war, was jetzt passieren würde, setzte sich
Nia, Cendas Mutter, zu mir. „Na, du Schiss.”, radebrechte sie.
Wahrscheinlich meinte sie, ob ich Angst hätte. Nia hatte sich trotz geringer
Englischkenntnisse hartnäckig geweigert, einen Universalübersetzer zu
benutzen. „Nang.”, entfuhr es mir. Nia lächelte, schlang ihre Arme um mich
und quietschte: „Du sprech Celsianisch! Kein Panik, Cenda haben alles in
Kontrolle. Ganz sicher. Ich mein Kind vertrauen. Du besser auch.”

Ich bemerkte, dass die Drei plötzlich nicht mehr da waren und wollte
hinterher. Nia hielt mich fest und zog mich auf den Stuhl zurück. Wenige
Minuten später kamen sie zurück, allerdings mit den erwähnten Mitgliedern
der Enterprisebesatzung im Schlepptau. „Wo kommen die denn her?”, rief ich
aus. Cenda ging forschen Schrittes auf mich zu und sagte: „Erinnerst du dich
noch an das Mietshuttle? Die Mietzeit ist noch nicht vorbei. Ich habe den
Antrieb frisiert, damit das Schiff über Warp eins kommt. Zivile Mietschiffe
dürfen nämlich nicht schneller fliegen und den Transporter, den haben wir
auch frisiert.”, fügte Scotty hinzu. „Auch wenn die temporale Ermittlung
stöbert, es gibt nichts, was den Blutdruck hebert, denn alles was da war das
war ein ganz bedauerlicher Unfall.”, sang Yel, zugegebenermaßen ziemlich
falsch. Mich erinnerte das Stück an „Tango corrupti.” von einer musikalischen
Ulktruppe.

Data hatte mich entdeckt und kam mit Beverly auf mich zu. „Hi, Betsy, wir
spielen heute deine Eltern.”, erklärte er nüchtern. „Dachte ich mir.”, sagte
ich erleichtert und folgte ihm ins Hochzeitszimmer. Dort Stand eine Werkbank
und ein Podest mit einem Schreibtisch, an dem die Standesbeamtin, eine junge
ebenfalls eingebürgerte Demetanerin, und ihr vulkanischer Protokollführer
Platz genommen hatten. Deanna und Will nahmen Scotty und Data und Beverly
mich in ihre Mitte. Dann wurden sie von der Standesbeamtin aufgefordert, uns
aufeinander zuzuführen. Scotty und ich tauschten die Werkzeugkisten aus.
Dann gingen wir zu unserem Arbeitsplatz. Dort lag ein Bausatz für ein
SITCH-Gerät. “Wollte es einfach machen.”, sagte Scotty platt.

Die Standesbeamtin wandte sich nun an mich. „Sprechen Sie mir nach: Dies
baue ich mit dir, Montgomery, wie wir unser gemeinsames Leben bauen. Möge es
gelingen, wie unser Zusammenleben gelingen möge.” Brav wiederholte ich die
Sätze. Dann sprach Scotty dieselben Worte nur mit meinem Namen. Dann
flüsterte er mir zu: „Die gefährlichen Sachen mach’ ich. Du schraubst und
steckst zusammen.” Ich nickte. Auf Anweisung der Beamtin begannen wir, das
Sprechgerät zusammenzubauen. Als das Ausprobieren ergab, dass es
funktionierte, klatschten alle Umstehenden in die Hände und man prostete
sich erst mal mit etwas celsianischem Hochprozentigen zu. Auch die
Standesbeamtin nahm einen kräftigen Schluck aus einem vor ihr stehenden
Glas. „Wenn die am Tag 20 Termine hat, ist sie abends hackedicht.”, dachte
ich. Das Glas enthielt nämlich Fanta, auf den ersten Blick vielleicht nichts
Ungewöhnliches, aber Kohlensäure hat bei Demetanern eine ähnliche Wirkung
wie Alkohol bei uns.

Der Brautkuss vermischte sich mit dem nassen Gefühl von Mausis Zunge auf
meinem Gesicht. Ich hatte nur geträumt, aber ich war froh, Scotty geholfen
zu haben.

ENDE
von Bianca Trs, Juli 2007

Du musst login (registrieren) um ein Review abzugeben.
Creative Commons License
Science/Fantasy-Ecke Website von Kamil Günay steht unter einer Creative Commons Namensnennung-Keine kommerzielle Nutzung-Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland Lizenz.