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Hinweise zur Geschichte:

Star-Trek-Kurzgeschichte

Missmutig hatte Archer den Heimweg angetreten. Er konnte nicht glauben, dass
die Admiralität ihm die Enterprise sozusagen unter dem Hintern weggenommen
hatte und sie nicht mehr fliegen durften; und das von einem Moment auf den
anderen.

Ein Surren und eine, nein, zwei unbekannte Frauenstimmen, rissen ihn aus
seiner Schläfrigkeit. Die eine Frau, die eine entenschnabelförmige Nase
hatte, drehte sich zu ihm, nahm mit festem bestimmten Griff seine Hände und
führte ihn von der Transporterplattform. Dann sprach sie beruhigend auf ihn
ein, während die andere, sie hatte herzförmige Augäpfel, eine Sprechanlage
bediente.

Die Entenschnabelnasige zog Archer, der sich erfolglos zu wehren versuchte,
aus dem Transporterraum auf die Brücke des Raumschiffes, wie Archer
mittlerweile erkannt hatte. Dort stellte sie ihn ab und sagte zu dem vor dem
Hauptschirm sitzenden Terraner: „Jaden, hier ist er.” Dann drehte sie sich
mit einem gegrinsten: „Viel Spaß!”, zur Tür und ging.

Huxley und Archer sahen sich in die Augen. Dabei bemerkte Archer, dass
Huxley zwar eine Sternenflottenuniform trug, diese sich aber gewaltig von
den ihm bekannten Uniformen unterschied. „Verwirrt, he?”, amerikanerte
Huxley. „Ganz schön, Mr.”, amerikanerte Archer zurück. Dabei bemerkten die
beiden Männer, dass sie eine ähnliche Sprechweise hatten.

„OK.”, sagte Huxley nach einer Weile des Schweigens entschlossen und
replizierte erst mal zwei Gläser Brandy. „Ich komm’ besser mal zur Sache.
Ihre Regierung hat Ihnen eine weitere Mission verboten, habe ich Recht?”
Archer nahm einen tiefen Schluck aus seinem Glas. Dann überlegte er, ob er
dem Fremden davon erzählen sollte. T’Pol hatte ihm ja immer eingeimpft, die
Geschichte nicht zu verändern, vorausgesetzt sie würde akzeptieren, dass
Zeitreisen möglich seien und … „Hey, ich spreche mit Ihnen.”, unterbrach
Huxley energisch sein Sinnieren. „Ist richtig.”, gab Archer zu, nachdem
Huxley ihn so fest an der Schulter geruckelt hatte, dass sein Glas
umgefallen war und sich dessen Inhalt über seine Uniform ergossen hatte.

Huxley sah, dass er sein Gegenüber aus der Vergangenheit stark verunsichert
haben musste. Er stand auf und sagte: „Sorry, muss wohl taktvoller werden.
Jedenfalls sagt sie das.” „Wer ist sie?”, fragte Archer. „Sedrin.”,
antwortete Huxley. „Genauer Agent Sedrin Taleris vom Planeten Demeta, die
für den Föderationsgeheimdienst arbeitet. Sie hat Sie hergebracht. ”
Irritiert versuchte Archer den Raum zu verlassen.

„Hier geblieben, mein Bester.”, beorderte Huxley ihn zurück. „Sie kennen
sich doch auf meinem Schiff gar nicht aus.” „Ich darf nicht … Die Zeitlinie
… Was ist, wenn.”, stammelte Archer, während Huxley ihn mit festem Griff
wieder auf seinen Stuhl drückte. „Damit das klar ist.”, begann Huxley. „Sie
sind in meiner Zeit, also in Ihrer Zukunft. Derjenige, der sich hier Sorgen
um seine Geschichte machen müsste, bin ich, ist das angekommen?” Archer
nickte.

Das Piepen der Sprechanlage unterbrach den Ringkampf. „Sir.”, die hohe und
leise Frauenstimme erinnerte Archer an Hoshi. Gleichzeitig wusste er aber,
dass sie es nicht sein konnte, denn er befand sich ja auf einem Raumschiff
aus der Zukunft. „Ich bin da, Illiane.”, beantwortete Huxley den Ruf. Dabei
versuchte er krampfhaft, seine Zerzausten Haare und die verschwitzte Stirn
vor Allrounder St. John zu verbergen. „Bei allem Respekt, Sir, das Viso-Com
sieht alles.”, kam es lächelnd zurück. Huxley lachte laut auf, räusperte
sich aber gleich wieder und sagte: „Was gibt es, Allrounder?” „Der
interdimensionale Antrieb ist bereit, sagt Tressa. Haben Sie unseren Gast
schon informiert? Den Werten nach, die ich von der interdimensionalen
Sensorenphalanx bekomme, hat Sytania …” Huxley betätigte die Brake-Taste.
„Stopp.”, sagte er. „Mit dem Informieren habe ich meine Schwierigkeiten.
Kommen Sie bitte her, Sie sensibles Etwas und bringen Sie den Agent mit.” Im
Display der Sprechanlage erschien eine große 88. Das war das Zeichen, dass
das Gespräch beendet worden war.

Archer sprang erneut auf. „Wer ist diese Sytania?”, fragte er empört. „Und
was hat sie mit uns zu schaffen?” Die Tür des Bereitschaftsraumes öffnete
sich und Sedrin und Illiane kamen herein. Die Demetanerin stellte sich
zwischen Huxley und Archer. Dabei sah sie die beiden ernst an. Die kleine
Halbcapellanerin jedoch setzte sich zu dem völlig verwirrten Archer und
begann, fast zärtlich, das Missgeschick auf seiner Uniform zu mustern. „Das
kriegen wir schon wider hin.”, flüsterte sie tröstend. „Wichtig ist, dass
Sie erst mal Bescheid wissen. Also, Sytania ist eine omnipotente Prinzessin
aus einer fremden Dimension, dem Dunklen Imperium. Sie möchte unsere
Dimension, also das Universum, erobern. Aber die Föderation ist ihr dabei im
Weg. Deshalb hat sie durch die Zeit hindurch Ihre Regierung telepathisch
beeinflusst und zu der Entscheidung gedrängt, Sie nicht fliegen zu lassen.
Somit konnten die Vulkanier keine Beobachtungen über die Menschheit machen
und Terra kam nie in die Föderation. Wir sind auch nur noch deshalb zusammen
und dieses Schiff gibt es auch nur deshalb noch, weil wir zum Zeitpunkt des
Geschehens temporal unabhängig in der interdimensionalen Schicht waren.”

Kaum hatte Illiane ausgesprochen, hörte Archer eine Stimme in seinem Kopf,
die ihn an die Hexe aus Hänsel und Gretel erinnerte. Zumindest hatte er sie
sich immer so vorgestellt. „Sie hat Recht.”, krächzte die Stimme. „Ich habe
euch die ganze Zeit beobachtet und den Fakt ausgenutzt, dass du Huxley nicht
glauben wirst, Jonathan. Ich darf dich doch so nennen. Nein, ich nenne dich
einfach so. Du kannst ja eh nichts dagegen machen. Genau so wie du nichts
gegen die Änderung der Geschichte machen kannst.”

Das Nächste, das Archer spürte, waren Illianes lange Zeigefinger in seinen
Seiten nahe dem Zwerchfell. Gleichzeitig hielt Sedrin ihm etwas unter die
Nase. Die Stimme in Archers Kopf gab ein letztes: „Verfluchte demetanische
Kröte.”, von sich und verstummte dann. „Immer bin ich’s gewesen.”, grinste
Sedrin, während sie gemeinsam mit Illiane und Huxley dem etwas benommenen
Archer auf die Beine half. „Was war das denn?”, fragte dieser verwirrt.
„Sytania.”, antwortete Sedrin mit der Sicherheit einer Polizistin, die in
diesem Moment einen Täter überführt hatte. „Ich habe Ihnen ein mit Verteron
getränktes Tuch unter die Nase gehalten und unser Allrounder ehrenhalber
hier hat Sie erschreckt. Das führt zu einem zwangsweisen Atemholen. Das
wiederum führt zur Aufnahme von Verteron in Ihren Körper und das macht, dass
Telepathen den Kontakt mit Ihnen als sehr unangenehm empfinden.” „Der
Kontakt ist sogar für Telepathen giftig.”, ergänzte Illiane. „Und das soll
ich jetzt bei allen Admirälen machen.”, fragte Archer. „Nein.”, erwiderte
Sedrin. Dabei zog sie die Augenbrauen hoch. Huxley kannte das von ihr. Sie
zog immer die Augenbrauen hoch, wenn sie mit ihrer Geduld am Ende war und
das Gefühl hatte, wieder nicht verstanden worden zu sein.

Illiane war auf ihren Posten gegangen und die Eclypse hatte die geplante
Zeitreise hinter sich gebracht. Tressa hatte eine Verteronbombe gebaut, die
sie Archer nun mitgaben. Außerdem hatte Sedrin ihn verwanzt. Alle sahen und
hörten nun, was im Regierungsgebäude vor sich ging. Archer hatte es betreten
und sich vor den Präsidenten gestellt. Dieser nahm seine Erklärung, Huxley
hatte ihm erlaubt, zu erzählen, was geschehen war, nicht ernst. Da zündete
Archer die Bombe. Die Eclypsecrew nutzte den allgemeinen Tumult, um ihre
Gerätschaften wieder an Bord zu beamen und verschwand. Alle sahen Archer
verwirrt und ungläubig staunend an. Nachdem dieser seinen Präsidenten und
die umsitzenden Admiräle aufgeklärt hatte, nahmen sie ihr Missionsverbot für
die Enterprise, an das sich niemand mehr erinnern konnte, zurück.

ENDE
von Bianca Trs, Juli 2007

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