- Schriftgröße +
Hinweise zur Geschichte:

Star-Trek-Kurzgeschichte

An diesem Tag staunte ich nicht schlecht, als ich plötzlich eine wohl
bekannte Stimme neben mir hörte. „Bist du so weit?”, fragte die etwas
künstlich anmutende Frauenstimme. „Cupernica?”, fragte ich irritiert. „Wo
kommst du denn her?” „Von der Eclypse.” ,antwortete sie nüchtern. „Ich
brauche dich. Keine Angst wegen der Zeitlinie. Solange du dicht hältst …”
„Ich weiß.”, erwiderte ich und stand auf.

Sie führte mich in unseren Vorgarten. Dort stand tatsächlich ein
Sternenflottenshuttle. Wir stiegen ein und starteten. „Wozu brauchst du
mich, Cupernica?”, fragte ich interessiert. „Auf Celsius findet in diesen
Tagen die Weltmeisterschaft im Sprücheklopfen statt.”, sagte sie, während
sie den interdimensionalen Antrieb in Betrieb nahm. „Ich soll die
Schietsrichterin sein. Aber du weißt ja, ich bin Androidin und als solche
mit dem Konzept des Humors restlos überfordert. An Hand deiner Reaktionen
auf die Sprüche der Teilnehmer kann ich aber die Anzahl der zu vergebenden
Punkte herleiten.” „Ach so.”, schmunzelte ich. „Ich bin also deine
Laborratte. Dann hoffe ich mal, dass du genug Käse zur Belohnung dabei
hast.”

Bald waren wir im Jahr 3200 in der Umlaufbahn von Celsius angekommen und
beamten auf die Planetenoberfläche. „So.”, frotzelte ich. „Dann führ’ mich
mal in meinen Käfig.” Cupernica nahm meine Hand und führte mich in eine
schalldichte Kabine. Hier gab sie mir einen Ohrhörer und sagte: „Es läuft
so, die Teilnehmer sprechen ihre Sprüche in ein Mikrofon. Du wirst die Namen
nicht kennen, damit du nicht schon vorher aufgrund persönlicher Gefühle
urteilst. Ich sitze nebenan und sehe, was du machst.” Ich steckte den
Ohrhörer in mein rechtes Ohr. „Feine Betsy.”, scherzte Cupernica und steckte
mir tatsächlich ein Stück Schweizer Käse in den Mund, das sie aus einer Dose
in ihrer Tasche geholt hatte. „Hör auf, du Witzpille.”, schmatzte ich. „Ich
brauche gleich einen freien Kopf für die ganzen Sprüche.”

Nach jedem Spruch sah Cupernica zu mir herüber und beobachtete, wie ich
reagierte. Über einige konnte ich mich wirklich schlapp lachen, andere
Sprüche fand ich zum Gähnen, was sehr untypisch war für Celsianer. Dann
geschah etwas, was mir das Herz in die Hose rutschen ließ. Der Tontechniker
musste kurz vor dem Finale im English Freestyle eingeschlafen sein.
Jedenfalls hatte er vergessen, den Mikroregler für das Saalmikrofon herunter
zu fahren. „Ladies and Gentlemen!”, hörte ich den Ansager. „Das Finale im
English Freestyle bestreiten die Titelverteidigerin, Ms. Cara Sendor und
unser neuer Staatsbürger, Mr. Montgomery Scott.” Ich zeigte auf meine Kehle.
Das war das Zeichen, das Cupernica und ich abgemacht hatten, falls etwas
nicht in Ordnung war. Cupernica hastete aus ihrer Kabine hinüber in meine
und fragte: „Was ist los?” „Die Namen.”, stammelte ich peinlich berührt.
„Ich kenne die Namen.” „Oh wie!”, entgegnete meine androide Freundin
verständnisvoll. „Den einen Teilnehmer kennst du auch noch.” Ich hatte ihr
gesagt, dass Scotty und mich eine Freundschaft verband. „Was machen wir denn
jetzt?”

Zeit zum Beratschlagen blieb uns nicht mehr, denn die Teilnehmer standen
bereits auf der Bühne vor den Mikros. „Hör mal.”, flüsterte Cupernica in
mein linkes Ohr. „Ich weiß, dass du eine große moralische Integrität
besitzt, sonst wäre die Zeitlinie auch schon längst kontaminiert. Ich
verlasse mich darauf, dass deine Freundschaft zu Scotty dein Urteil auch
nicht trüben wird. Sollte Cara den besseren Spruch drauf haben, wirst du mir
das schon anzeigen.”

Dein Wort in Gottes Gehörgang!, dachte ich, als sie ging. Ich hörte, wie
Caras Mikro hochgefahren wurde. „Neulich habe ich mich mit einem Inaraner
unterhalten. Sie wissen ja alle, dass die telepathisch sind.”, begann sie.
„Der Typ kam so schnell von einem Thema auf das nächste, dass ich mit dem
Gedanken spielte, ihm eine Breitbandleitung zu mir einzurichten. Ihr wisst
schon, für Schnelldenker.” Die Reaktion meinerseits war verhalten. OK,
Scotty!, dachte ich, Das schaffst du leicht und man könnte mich noch nicht
mal dafür zur Verantwortung ziehen, wegen unserer Freundschaft! Dann hörte
ich Scotty sagen: „Neulich hatte ich einen Jeepunfall. Danach habe ich mich
gefühlt wie klingonisches Essen. Ihr wisst schon, blutig, aber am Leben.”

„Quietsch!”, machte ich. „Das ist Humor, schwärzer als meine Füße!”
Cupernica, die eine sehr gute Lippenleserin war, kam herüber und drückte
meine Hand. „Na siehst du.”, beruhigte sie mich. „Sogar ein Androide mit
Funktionsstörung hätte festgestellt, dass Scotty besser war. Du musst dir
keine Vorwürfe machen, wenn wir ihm gleich die dicke Lippe in Latinum
überreichen.” Mir war klar, dass sie damit eine Analogie zu der Sache mit
dem Blinden mit Krückstock gesucht hatte.

„Hallo, Betsy.”, sagte Scotty freudig, als ich ihm den Preis übergab. „Hätte
auch nicht gedacht, dass ich mal die Titelverteidigerin schlagen würde.” Ich
wollte ihn grade beglückwünschen, als sich die Partymusik mit dem Klingeln
meines Weckers vermischte. Wieder nur geträumt!, dachte ich. Aber selbst auf
der Arbeit huschte mir noch immer ein Lächeln übers Gesicht, wenn ich an die
celsianische Weltmeisterschaft im Sprücheklopfen dachte.

ENDE

von Bianca Trs, November 2006

Du musst login (registrieren) um ein Review abzugeben.
Creative Commons License
Science/Fantasy-Ecke Website von Kamil Günay steht unter einer Creative Commons Namensnennung-Keine kommerzielle Nutzung-Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland Lizenz.