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Hinweise zur Geschichte:

Star-Trek-Kurzgeschichte

Der 8-jährige Timmy hatte sich sicher nicht gedacht, was ihm heute passieren
würde, als er in das Linienshuttle von Terra nach Celsius stieg.
Normalerweise war Passagieren das Betreten des Cockpits verboten, aber
Commander Dilara und ihre Mannschaft machten für kleine wissbegierige Kinder
auch mal eine Ausnahme. Sie fanden, dass der Tower zwar alles sehen durfte,
aber nicht alles wissen musste.

Dilara und ihr Copilot hatten sogar ein Handzeichen abgemacht, sollte man
aufmerksam werden. Damit konnten sie Timmy anweisen, sich unter einem Pult
zu verstecken. Timmy sah interessiert zu, wie Dilara mit Routine das Shuttle
startete. Er stellte eine Menge Fragen und eigentlich war alles sehr
friedlich.

Plötzlich ging eine Explosion durch das ganze Schiff. Timmy sah, wie Dilara
und ihr Copilot von den Sitzen geschleudert wurden. Das Shuttle kreiselte
führerlos herum. Timmy versuchte, Dilara aufzuwecken. Er wusste nicht, dass
sie tot war. Verzweifelt begann er zu weinen.

Nach einer Weile fiel sein Blick auf die rote Notruftaste des Sprechgerätes.
Er betätigte sie und eine warme ruhige Stimme antwortete: „Hier Celsius
Spacecontrol, was ist Ihr Problem, 309?” „Ich bin Timmy.”, sagte Timmy und
schluchzte erneut. „Hilfe, Hilfe, hier ist was explodiert und beide Piloten
sind tot, glaube ich.” Die Controllerin betätigte die Stummschaltung. Dann
platzte es aus ihr heraus. „Scheiße! 309 hat technische Schwierigkeiten und
wird von einem Hosenmatz geflogen, der noch grün hinter den Ohren ist und
wahrscheinlich sind die Eierschalen auch noch nicht abgeblättert. Ich bin
offen für Vorschläge, Kollegen.” Eine Weile lang herrschte betretenes
Schweigen. Dann sagte jemand: „Wie sieht der BASESITCH aus?” Das sind die
technischen Daten, die jedes Shuttle an seine Heimatbasis übermittelt. Die
Controllerin wechselte das Bildschirmfenster und fluchte erneut. „Fuck! Der
Transceaver hat was abgekriegt. Die Verbindung ist zu instabil für einen
zwei Wege Datenlink. Wir können das Baby nicht von hier aus fliegen. Wir
können froh sein, wenn wir weiterhin mit Timmy reden können. Mendelsohn, Sie
schwingen Ihren Arsch in die Mannschaftskantine und schleifen mir einen
ausgebildeten Piloten her. Jemand muss dem kleinen Mann da oben zuverlässige
Anweisungen geben können.” Die Controllerin war die Chefin des Towers.
Deshalb war Mr. Mendelsohn so was schon von ihr gewohnt und machte sich auch
nichts aus ihrem Befehlston. Mendelsohn huschte mit einem „Geht klar,
Ma’am.” aus der Tür. Die Towerchefin nahm das Mikrofon und wandte sich an
Timmy. „Hör zu, Kleiner.”, sagte sie beruhigend. „Wir zwei Süßen werden
jetzt erst mal klären, wo du bist. Schau mal auf den Bildschirm. Was siehst
du?” „Ich sehe ein kleines Schiff.”, entgegnete Timmy. „Sehr gut.”,
antwortete die Towerchefin. „Sag mir jetzt, was das Schiff macht. Übrigens,
ich heiße Mica.” „OK, Mica.”, antwortete Timmy. „Das Schiff fliegt von einem
Planeten zum anderen. Der eine ist blau und der andere Planet ist
Orange-Gelb. Es ist näher an dem Bunten.” „OK, Timmy, liegt das kleine
Schiff grade?”, fragte Mica. „Nein.”, entgegnete Timmy.

Mendelsohn keuchte mit einem Demetaner mittleren Alters zurück in den
Kontrollraum. „Ich habe jemanden, Ma’am.”, stieß er hervor, „Sogar ein
Sternenflottenoffizier. Er ist auf Urlaub, wollte aber heute zurück zu
seiner Basis fliegen. Habe ihn auf …” „Interessiert mich nicht.”, unterbrach
Mica ihren Untergebenen. „Marsch, zurück an Ihren Platz, Mendelsohn. Und wer
sind Sie?” „Allrounder Saron.”, stellte sich der Demetaner vor. „Schon mal
zivile Schiffe geflogen?”, fragte Mica knapp. Der Demetaner nickte und wies
sie an, dem kleinen Timmy zu erklären, dass ihm jetzt jemand helfen würde.
Dann nahm er das Mikro. „Hallo, Timmy, ich bin Saron. Dein Schiff liegt
nicht grade? Das ändern wir jetzt. Vor dir siehst du zwei Joysticks. Der
eine lässt sich zur Seite bewegen und der andere nur nach vorn und zurück.
Leg deine Hände auf die Knöpfe auf den Joysticks, dann weiß das Schiff, dass
du da bist. Deine Finger müssen die Knäufe umschließen.” „Hab ich.”,
antwortete Timmy. „Fein.”, entgegnete Saron. „Jetzt ziehst du den Stick, der
sich nur nach vorn und hinten bewegen lässt, zu dir. Halte ihn solange fest,
bis das Schiff auf dem Schirm wieder grade liegt.” „OK.”, kam es nach ein
paar Sekunden zurück. „Kann ich jetzt wieder loslassen?” „Nein.”, entgegnete
Saron streng. „Bleib bei ihr. Sie braucht dich. Du musst ihr sagen, wo sie
hin fliegen soll. Keine Angst, ich helfe dir dabei.”

„Wir haben uns gedreht!”, schrie Timmy plötzlich ins Mikro. „Kein Problem.”,
beruhigte ihn Saron. „In welche Richtung?” „Nach links.”, antwortete Timmy.
„Kipp den anderen Stick nach rechts. Wenn du dich wieder auf den bunten
Planeten zu bewegst, stell ihn in die Grundstellung zurück. Lies mir doch
mal vor, wie schnell ihr seid und wie weit noch von uns weg. Das findest du
unter der Grafik. Sag einfach, was da steht.” „Wir sind 20 Parsec von
Celsius weg und fliegen mit Warp 3.”, las Timmy.

Saron wandte sich zu Mica. „Er ist zu schnell. Das ist die normale
Verkehrsgeschwindigkeit auf dieser Strecke, ich weiß, aber wir haben es hier
mit einem Fluganfänger zu tun.” „Schon gut!”, zischte Sie. „Ich lasse den
Korridor für alle anderen sperren.”

„Saron, Mica, seid ihr noch da?” Timmys Stimme klang jetzt sehr ängstlich.
„Ruhig, Timmy, ja, wir hören dich.”, antwortete Saron zuversichtlich. „Weißt
du, du machst das ganz toll, aber du bist ein wenig schnell. Du musst den
Regler über den Joysticks herunterziehen, bis auf dem Schirm ein Viertel
Impuls steht.” „Mach ich.”, sagte Timmy und tat es. Leider hatte die
Explosion, die durch einen Kurzschluss zustande gekommen war, dem
Geschwindigkeitsregler zugesetzt. Deshalb hatte alles, was Timmy mit dem
Regler tat, keine Wirkung. „Saron! Saron!”, schrie er panisch ins Mikro:
„Wir werden nicht langsamer.”

Zwischenzeitlich konnte man das Shuttle auf dem Radarschirm sehen. „Er muss
die Trägheitsdämpfer benutzen.”, sagte Saron zu sich selbst. „Timmy.”, seine
Stimme klang jetzt sehr ernst. „Du musst jetzt die Computertastatur
benutzen. Der Rechner wird deinen Stimmabdruck nicht haben. Drücke die
Menütaste und gehe mit dem Cursor auf Trägheitsdämpfer. Dann drückst du
Enter. Lies mir vor, was da für eine Prozentzahl steht.” „50.”, las Timmy.
„OK.”, überlegte Saron. „Wenn du jetzt mit dem Cursor aufwärts gehst, erhöht
sich die Zahl. Das Shuttle wird zittern, weil du gegen den Worbantrieb
kämpfst.” Saron war klar, dass es unter den gegebenen Umständen keine andere
Möglichkeit gab. Der Antrieb ließ sich nicht drosseln und sie würden ihn ja
auch noch brauchen.

„Achtung!”, sagte Mica plötzlich. „Er kommt rein.” Jetzt hatten sie auch
ohne Sensoren Sichtkontakt zum Shuttle. „Oh Mann!”, beschrieb ein Techniker
des Towers das Aussehen des Schiffes. Saron wandte sich wieder an Timmy.
„Schau auf deinen Schleusenhorizont. Das ist der große grüne Kreis. Du
siehst noch einen kleinen roten Kreis. Das ist die Schleuse vom Schiff. Der
Kleine muss genau in den großen Kreis passen, dann ist alles in Ordnung.
Höhe und Richtung kannst du ja jetzt bestimmen. Wenn du das geschafft hast,
legst du einfach den Hauptschalter um. Dann ist jede Versorgung zum Antrieb
tot.” Deutlich hörte man das Einrasten der Schleusen am
Raumflughafengebäude. Mit einem leisen „Bssss!” verstummten die
Antriebsgeräusche. „Yeah, supi Klasse, astrein, Spitzenlandung!”, freute
sich die gesamte Towermannschaft. Saron blieb als einziger konzentriert und
sprach Timmy ein letztes Mal an. „Jetzt kannst du deine Passagiere raus
lassen.” „OK.”, antwortete Timmy und öffnete mittels Knopfdruck die Türen.
Jetzt konnte auch Saron nicht mehr an sich halten. Er stürzte auf das
Flugfeld. Dort angekommen zog er Timmy an sich. „Du hast es geschafft, du
Naturtalent!”, rief er und führte einen waren Freudentanz auf.

Die Geschichte von dem kleinen Jungen, der ein Passagiershuttle vor dem
Absturz gerettet hatte, ging noch lange durch die Medien und auch an Timmys
Schule war er der große Held. Allerdings erwiderte er bei Interviews immer
wieder: „Ich hatte keine Angst, Saron und Mica waren ja da.”

ENDE
von Bianca Trs, 2006

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