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Hinweise zur Geschichte:

Star-Trek-Kurzgeschichte

Naprim hatte immer gern die Sternenflottenakademie besucht und konnte nicht
einsehen, warum ihre Eltern sie plötzlich dazu zwingen wollten, ihrem Dejara
zu folgen. Sie war eine moderne bajoranische Heranwachsende und fand, dass
sie trotz ihres Familiennamens, Kira, keine Künstlerin war. Shuttlefliegen
und die Kommunikation bedienen, das lag ihr. Aber ein Talent zur Kunst,
nein, das hatte sie nun wirklich nicht.

Je näher Solarus, der androide Flugbereitschaftspilot und sie Bajor kamen,
desto mehr verkrampfte Naprim und ihr Gesicht wurde trauriger. „Dein
Verhalten verwirrt mich.”, versuchte der Android ein Gespräch zu beginnen.
„Ich dachte, wenn du nach Hause kommst, würdest du dich freuen.” „Nein.”,
schluchzte Naprim. „Stell dir mal vor, Solarus, du müsstest plötzlich
Gefühle haben. Das geht doch ohne Chip auch nicht. Genau so ist es bei mir.
Ich bin völlig talentlos. Aber meine Eltern meinen trotzdem, dass die
Propheten mich zu einer Künstlerin machen wollen.” „Verstehe.”, überlegte
der Android und fügte hinzu: „Du sagst, dass die Kunst für dich nicht
adäquat ist, weil du kein Talent hast. Hätten die Propheten dich also zu
einer Künstlerin machen wollen, hätten sie dir Talent gegeben und das werden
wir jetzt beweisen. Rutsch rüber.” Sein Tonfall änderte sich plötzlich von
einem Trösten in einen Kommandoton. „Du suchst uns jetzt einen schönen
Klasse-M-Planeten und ich mache den Rest. Vertrau mir.”

Naprim genoss jede Handbewegung und jedes Sensorenbild, während sie das
Shuttle auf einem bajoranischen Nebenmond landete. Dachte sie doch, es sei
das letzte Mal, dass sie ein Schiff fliegen würde. Sie wusste ja noch nicht,
was ihre Aufsichtsperson im Schilde führte.

Nach der Landung gingen Solarus und Naprim zu einem Felsmassiv. „Präge dir
dieses Massiv ein.”, dozierte Solarus. Zurück im Shuttle überreichte er
Naprim eine Leinwand und Farben, die er repliziert hatte. „Male mir nun ein
Bild des Massivs bei Sonnenuntergang.”, befahl er. „Es ist hell am Tag.”,
entgegnete Naprim. Wie soll ich …“ „Interpretiere!”, fiel ihr Solarus harsch
ins Wort.

Während des Malens dachte Naprim darüber nach, warum Solarus sie jetzt so
quälte. Sie hatte doch gedacht, er sei ihr Freund. „Bist du fertig?”, fragte
plötzlich eine sehr weiche und freundliche Androidenstimme neben ihr. Naprim
nickte und zeigte auf das Bild. „Verzeih mir, dass ich so zu dir war. Aber
ich musste mich verhalten wie dein Vater, um die psychische
Ausnahmesituation, in der du zu Hause wärst zu simulieren.” „OK.”, sagte
Naprim gleichmütig. Sie deutete erneut auf das Bild und sah Solarus fragend
an. „Ich kann nichts erkennen.”, sagte dieser sachlich. „Na, danke!”,
raunzte Naprim und warf frustriert die Pinsel in die Ecke. „Nein, nein.”,
beruhigte Solarus. „Dass ich nichts erkenne, ist gut. Schau mal, ich bin wie
der Schiffscomputer. Ich kann nur vergleichen. Mir fehlt die Emotionalität,
in ein Bild etwas hinein zu interpretieren. Aber, weil ich noch nicht mal
ansatzweise das Felsmassiv erkenne, zeigt es, dass du wirklich kein Talent
hast und dir die Propheten deshalb kein Talent gegeben haben können. Also
wollen sie auch nicht, dass du Künstlerin wirst.” „Danke, Solarus.”,
flüsterte Naprim erleichtert. „Und was machen wir jetzt?”

Am nächsten Tag, sie waren zwischenzeitlich auf Bajor angekommen, schritt
Naprim unsicher neben ihrer platonischen Verfahrenspflegerin den langen Gang
zum Familiengerichtssaal der Föderation entlang. Solarus hatte nämlich klar
gemacht, dass die Akademie in Naprims Namen gegen das vorhaben ihrer Eltern
klagte. Cinia.”, fragte Naprim beunruhigt, als sie den Saal betraten. „Was
machen wir, wenn wir verlieren?” „Das werden wir nicht.”, antwortete die
Platonierin zuversichtlich. „Wir haben doch Solarus, unseren Starzeugen.”

T’Pel, eine Vulkanierin höheren Alters eröffnete die Verhandlung. Sie war
die beste Familienrichterin der Föderation. Mit weniger hätte sich keine der
Parteien zufrieden gegeben. Naprim ließ die Zeugenaussagen des
Dorfpriesters, ihrer Eltern, weiterer verwandter usw. gelangweilt über sich
ergehen. Plötzlich stupste Cinia Ihrer Mandantin, die fast eingeschlafen
war, ihren Ellbogen vorsichtig in die Seite. „Aufpassen.”, flüsterte sie ihr
zu, bevor sie sich an die Richterin wandte. „Euer Ehren.”, begann sie. „Ich
möchte nun unseren ersten und einzigen Zeugen aufrufen, Mr. Solarus. Er
bringt noch ein Beweisstück.” „Ihre Eskapaden sind mir bekannt, Mrs. Cinia,
aber gut.”, antwortete die Vulkanierin.

Wie abgesprochen zog Solarus nach der Klärung seiner Personalien das Bild
aus der Tasche. „Was bitte ist das für ein Farbdurcheinander?”, entrüstete
sich Naprims Vater. „Hab ich gemalt.”, gab Naprim kleinlaut zu. „Was
erkennen Sie in diesem Bild, Mr. Kira?”, fragte die platonische Anwältin.
„Nichts!”, schrie Naprims Vater außer sich. „Aha.”, fuhr sie fort. „Sie
geben also zu, dass Ihre Tochter kein künstlerisches Talent hat?” „Ja, ja,
ja, ach!”, stammelte Mr. Kira und sah zu seinem terranischen Anwalt hinüber,
dessen Gesichtszüge stark entgleisten. „Was machen Sie denn?”, versuchte er
seine Mandantschaft noch zu warnen, aber zu spät.

„Mr. Solarus.”, versuchte er dann doch noch, das Verfahren herum zu reißen.
„Kann ich davon ausgehen, dass sie da nichts gedreht haben?” „Ich bin
Android.”, antwortete Solarus unbeeindruckt. „Wir können weder lügen noch
einen Sachverhalt verdrehen. Wenn man mir bitte ein Haftmodul geben könnte,
dann könnte ich die Unterhaltung zwischen Naprim und mir sowie alles, was
geschehen ist, in den Computer überspielen.” T’Pel befahl dem klingonischen
Gerichtsdiener das Modul zu besorgen. Mit  seiner Hilfe überspielte Solarus
alles in den Gerichtscomputer und alle hörten und sahen, was sich abgespielt
hatte.

Nach einer kurzen Pause verkündete T’Pel ihr Urteil: „In der Sache
Sternenflottenakademie gegen Mr. und Mrs. Kira ergeht folgendes Urteil: Die
Offiziersanwärterin Kira Naprim ist unverzüglich an die Klägerin
herauszugeben. Meine Entscheidung begründet sich aus der Gefährdung ihres
Wohles, bliebe sie bei den Beklagten. Es ist nur Logisch, dass sie aufgrund
der bewiesenen Talentlosigkeit starke Repressionen zu erwarten hätte.”
„Cinia.”, flüsterte Naprim ihrer Anwältin zu. „Ich verstehe kein
Juristenenglisch, was meint sie?” „Demnächst hat die Sternenflotte wohl eine
gute Pilotin und Sitcherin mehr.”, lächelte Cinia. „Danke!”, rief Naprim
erfreut. „Ich werde mir alle Mühe geben, meine Prüfung zu bestehen.”

Cinia übergab Naprim an Solarus, der bereits mit einem gemieteten Jeep und
ihrer Tasche vor dem Gerichtsgebäude auf sie wartete. Sie nahmen am Bajor
Spaceport ein Mietshuttle und flogen zur Akademie zurück.

ENDE
von Bianca Trs, 2006

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