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Hinweise zur Geschichte:

Star-Trek-Kurzgeschichte

Sandra hatte sich nur ungern für ihre Praktikumsstelle entschieden.
Eigentlich war ihr die Zeit des Schülerpraktikums in der Highschool als sehr
langweilig geschildert worden und was würden ihre Eltern sagen, wenn sie
erführen, dass sie ihr Praktikum bei einem demetanischen Tribblezüchter
machen würde, der erst vor kurzem nach Terra gezogen war. „Die haben kein
Rückgrat.”, würde ihr Vater sagen. „Für alles haben die Verständnis.
Widerlich!” „Du bist nur neidisch, Dad.”, hätte sie entgegnen können, aber…

Der Solarbetriebene Jeep hielt und die celsianische Taxifahrerin
komplimentierte den Teenager mit einem scherzhaften „Aussteigen, junge
Dame!” heraus.

„Komm her, Jinya!“ Sandra drehte sich zögernd zu der männlichen Stimme um,
die sie gerufen hatte. „Mr. Iron?”, fragte sie. „Richtig.”, lächelte der
Demetaner lobend und führte sie ins Haus.

Angesichts der Tribbles blieb Sandra plötzlich verwundert zurück. Iron hatte
dies bemerkt und drehte sich nach ihr um. „Ich dachte du weißt, was ich
beruflich mache.”, lachte er. „Ja, schon.”, entgegnete Sandra. „Aber das
sind ja nur so wenig.” „Du liebe Zeit, ha ha ha.” Iron wollte sich
ausschütten vor lachen. „Du meinst wohl, ich lasse sie sich unkontrolliert
vermehren, aber nein. So geht das natürlich nicht. Schau mal, die Weibchen
sind in Familienboxen und mein Deckmännchen hat eine separate Box.” Irons
Erklärung ließ Sandra rot werden. „Na, ich dachte, in deinem Alter weiß man
schon Bescheid!”, lachte der Demetaner und legte Sandra verständnisvoll die
Hand auf die Schulter. „Das ist es nicht, Mr. Iron.”, antwortete sie
kleinlaut. „Meine Eltern sagen, die vermehren sich wie die Karnickel, das
ist…” „Ich weiß, was ein Karnickel ist, Jinya.”, sagte Iron und führte
Sandra weiter ins Wohnzimmer. Auf einem Sessel saß eine ältere Demetanerin,
die einen Tribble auf dem Schoß hielt. „Nitrin.”, begann Iron: „Das ist
Sandra Miller, unsere Schülerpraktikantin.” Die Demetanerin sah auf und gab
Sandra die Hand. Sandras Blick streifte ihr Gesicht nur kurz und blieb dann
an dem still liegenden Tribbleweibchen hängen. „Angenehm, Mrs. Iron.”, sagte
sie schnell und fügte dann an: „Was hat sie?” Die Gesichter des Ehepaares
wurden sehr traurig. Dann sagte Nitrin auf Demetanisch ein paar Sätze zu
ihrem Mann, der diese für Sandra ins Englische übersetzte. „Das ist Mindy.”,
sagte er. „Wir sind an einem stümperhaften Tribblescherer geraten, der ihr
die Lauf- und Kletterhaare mit abgeschnitten hat. Du weißt, dass Tribbles
keine Beine haben. Deshalb halten wir sie in der Wohnung.”

Sandras Mund presste sich zu einem Weinen zusammen. „Wer war der Schuft?”,
fragte sie wütend. „John Miller.”, antwortete Nitrin, bevor ihr Mann
dazwischen gehen konnte. „Mein Vater, oh Gott!”, stammelte Sandra und sank
zu Boden. Ihre Eltern hatten zwar weder was für Demetaner noch für Tribbles
übrig, aber ihr Vater war der antiquierten Ansicht, dass man sich als alles
Mögliche betätigen sollte, auch wenn man es nicht könnte, was
Zahlungseinheiten brächte. „Is gut, nicht mehr weinen du.” Die radebrechende
Frauenstimme neben Sandras Ohr gehörte Nitrin, die ein typisches Opfer des
Demenglisch-Phänomens war. Iron hatte Sandra während ihrer kurzen Ohnmacht
auf das Sofa gezogen. Sandra spürte Mindys weiches Fell auf ihrem Schoß.
„Was hat mein böser Dad mit dir gemacht?”, schluchzte sie. „Da sind doch
Nerven drin und geblutet hat’s sicher auch, das dumme Aua.” Mindy schnurrte
laut auf, als wollte sie Sandra mit aller Macht zeigen, dass sie ihr nicht
böse war und vor allem, dass sie Sandra  mochte.

Eine Art Babyphone auf Irons Schreibtisch meldete Tumult im Tribblestall.
„Komm mit!”, forderte Iron Sandra auf, nach dem sie sich etwas beruhigt
hatte. „Da kannst du gleich was lernen.” Sandra folgte neugierig.

Felix, das Tribblemännchen, hatte sich befreit und bedrängte nun eines der
Weibchen in einer der Familienboxen. „Das regelst du!”, befahl Iron Sandra.
„Ich sage dir, was du tun musst. Hier, den Löffel brauchst du noch. Felix
hat ein Dominanzproblem und akzeptiert manchmal kein verbales Nein. Das muss
er aber.” Sandra fühlte, dass der Löffel eiskalt war. „Sag jetzt streng
‚Felix, nein, in deine Box’!”, wies Iron Sandra von der anderen Seite des
Raumes an. Sie tat es aber Felix machte keine Anstalten, seine Auserkorene
in Ruhe zu lassen. „Noch mal!”, kommandierte Iron. „Aber jetzt drück ihm
dabei den Löffel unter die Nase. Wiederhole das, bis du ihn in seine Box
gedrängt hast und streichle ihn erst dann ganz kurz. Ja, gut!”

Nach diesem Erlebnis musste Sandra sich erst mal setzen. Aber der Alltag
eines Tribblezüchterlehrlings ließ sie nicht zur Ruhe kommen. Nitrin hatte
den Solarjeep vorgefahren und eine Transportbox für Mindy bereit gemacht.
„Wir müssen zum Tierarzt, Sandy.”, erklärte Iron. „Kommst du mit?” „Klar!”,
quietschte Sandra, denn sie hatte Mindy lieb gewonnen und wollte ihr auch
helfen. Schnell war sie zu den beiden Demetanern in das Fahrzeug gestiegen.

Gila, eine Zeonide mit langen gelben Haaren öffnete ihnen die Praxistür.
„Na, Mr. Iron, eine neue Praktikantin?”, fragte sie lächelnd. Der Demetaner
nickte, während er die Box mit Mindy auf den Behandlungstisch stellte. „Na,
Süße, dann wollen wir mal sehen, wie es dir geht.” Sie nahm Mindy aus der
Box und legte sie Sandra in die Arme. „Halt sie vorsichtig, ich hole den
Stimulator.”, sagte sie und verschwand in einem der hinteren Räume.

Als sie zurück kehrte, hatte sie ein viereckiges Gerät bei sich, das auf
einer Seite eine weiche Platte hatte, die groß genug war, dass ein Tribble
darauf liegen konnte. Die Zeonide nahm Mindy Sandra ab und legte sie in
Bauchlage auf die Platte. Dann sollte Sandra Mindy kraulen, während Gila die
Stimulatorbehandlung am Bildschirm überwachte. „Das kribbelt für sie nur.”,
erklärte Gila, als Sandra sie fragend ansah. „Die Wunden sind ja noch nicht
vernarbt.” Plötzlich spürte Sandra, wie sich Mindys Bauch von ihrer Hand hob
und das kleine Wollknäuel sich zu bewegen begann. „Gila, schau!”, rief sie
aufgeregt. „OK, wir waren erfolgreich!”, lächelte die Tierärztin. Vorsichtig
setzte Sandra auf Irons Geheiß Mindy auf den Praxisboden. Diese tippelte
sofort los und sprang herum, schnurrte, quietschte, wuselte, leckte allen
die Hände und Gesichter. Zum Schluss kuschelte sie sich in Sandras offene
Jackentasche und schlief zufrieden ein.

Für Sandra stand fest. Egal was ihre Eltern sagen würden, sie würde sich
nach der Schule als Tribblepflegerin bei Iron und Nitrin bewerben.

ENDE
von Bianca Trs, 2006

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