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Hinweise zur Geschichte:

Star-Trek-Kurzgeschichte

Die USS-Hutson hatte in die Umlaufbahn des Klasse-M-Planeten eingeschwenkt,
auf dem eine Gruppe terranischer Siedler nun leben sollte. Der kleine Tony
Janson hatte sich mit Allrounder Jannings, dem Kommunikationsoffizier der
Hutson, angefreundet und von ihm zum Geburtstag ein ferngesteuertes
Spielzeugraumschiff geschenkt bekommen.

Voller Stolz, aber auch ein wenig sorgenvoll, beobachtete Jannings die
Manöver, die der 6-jährige Junge mit dem Schiffchen ausführte. „Pass auf,
dass sie nicht außer Reichweite der Fernsteuerung gerät“, ermahnte er Tony.
Der Kleine nickte und Jannings ging an seine Arbeit zurück.

So ging es einige Tage. Hätte Jannings allerdings geahnt, was wenige Wochen
später geschehen sollte, hätte er Tony nie mit dem Schiffchen allein spielen
lassen. Übermütig hatte Tony der kleinen Dorothee, einem Nachbarskind, das
Schiffchen zeigen wollen. Dabei hatte er es so hoch in den Himmel geschickt,
dass genau das eintrat, vor dem der Offizier ihn immer gewarnt hatte. Das
Schiffchen stieg und stieg, wurde immer kleiner und kleiner und verschwand
schließlich ganz aus der Sichtweite der Kinder. Tonys verzweifeltes
Herumtippen auf der Fernbedienung hatte keine Wirkung mehr. Entmutigt warf
er die Fernbedienung weg und kauerte sich auf den Boden.

Jannings und Tonys Mutter fanden ihn erst am nächsten Morgen. Die ganze
Nacht hatte Tony zusammengekauert zugebracht. Immer wieder hatte er in den
Himmel gelauscht und gehofft, doch noch etwas von seinem Schiffchen zu
hören, aber nichts war passiert. „Mein Schiffchen“, schluchzte Tony, als
Jannings ihn hoch genommen und ins Haus der Johnsons, seiner Eltern,
gebracht hatte. „Mein schönes kleines Lieblingsschiffchen.“

Was niemand für möglich gehalten hatte, war aber tatsächlich passiert. Das
Schiffchen hatte die Atmosphäre verlassen und war auf einem völlig fremden
Planeten abgestürzt. Hier war es von Passanten entdeckt und in ein Labor zur
Untersuchung gebracht worden. Ayora, die Leiterin des Labors machte sich
persönlich ein Bild. Nachdem Sie das Schiff eingehend untersucht hatte,
erstattete sie Cassius, dem Ersten Elector, ihrem Staatsoberhaupt, Bericht.
„Es handelt sich weder um eine Waffe, noch um ein Spionagegerät.“ Trug sie
überzeugt vor. „Es kann zwar Geräusche von Waffen nachahmen und ebenso hat
es Leuchtdioden als Sensoren, aber es ist wohl nur ein Kinderspielzeug. Sein
kleiner SITCH-Empfänger dient lediglich der Kontrolle durch eine
Fernsteuerung.“ Der Erste Elector runzelte die Stirn und meinte dann: „So,
so, Ayora und wo kommt es her?“ „Meiner Meinung nach, Erster Elector“,
begann die Wissenschaftlerin. „Ist es nicht celsianischer Bauart.“

Jannings hatte seiner Vorgesetzten, Commander Caller davon berichtet. Sie
war selbst Mutter und konnte die Traurigkeit des Kindes sehr gut
nachvollziehen. Sie befahl Techniker Chilana, ihrer Chef-Maschinistin,
sogar, die Fernbedienung des Schiffchens so umzubauen, dass sie an das große
Sprechgerät angeschlossen werden konnte. Leider half auch das nichts, denn
Ayora hatte die Energiezelle des Schiffchens entfernt. Aber ein
Hobby-SITCHer, der sich über die seltsamen Signale auf einer der
einschlägigen Frequenzen gewundert hatte, sorgte für Aufklärung. Ayora und
ihr Team fuhren eilig zu seinem Haus und lokalisierten das Signal.

Cassius sah sich Ayoras erneuten Bericht genau an. Dann erklärte er: „Nun,
klar ist, dass das Signal von einem Planeten nicht weit von hier kommt. Der
wird allerdings von einem Verein besiedelt, in den man nicht so einfach rein
kommen kann. Sie nennen sich Föderation und sind, wenn ich den Gerüchten
glauben kann, ein ganz netter Haufen. Das Problem ist nur, sie sind ein
bisschen steif. Wer nicht mit ihnen einen Erstkontaktsvertrag mit drei
Durchschlägen unterzeichnet hat, mit dem reden sie nicht.“ Ayora stand
entschlossen von ihrem Stuhl auf und sagte: „Das werden wir ändern. Mein
Freund arbeitet für die Fernmeldetechnik.“

Die Siedler und die Besatzung der Hutson staunten nicht schlecht, als
plötzlich jede Sendung des Föderationsfernsehens unterbrochen wurde und das
Gesicht einer Frau mit herzförmigen Augäpfeln, die ein kleines
Spielzeugschiffchen in der Hand hielt, über die Schirme flimmerte. „Dieses
Schiffchen vermisst seinen kleinen Captain“, begann Ayora. „Wenn du
ebenfalls dein Spielzeug vermisst, wende dich an die eingeblendete
SITCH-Mail-Adresse.“

Jannings seufzte. Er wusste natürlich, dass die Politiker nicht so einfach
erlauben würden, dass die Hutson so einfach zu einer fremden Spezies fliegt.
Tony freute sich. Er hatte sein Schiffchen natürlich erkannt. „Die hat mein
Schiffchen“, quietschte er. „Komm, Onkel Frank, Wir fliegen hin und holen es
wieder.“ „So leicht geht das nicht“, beschwichtigte Jannings den Jungen.
„Warum nicht“, fragte Tony. „Uff“, machte Jannings. Wie sollte er einem
kleinen Kind die Sache mit dem Erstkontaktsprotokoll erklären? „Weist du“,
begann er etwas angestrengt, denn er musste gut überlegen, was er sagte.
„Bei den Erwachsenen ist das nicht so einfach. Wir müssen ganz doll
aufpassen, wer unsere Freunde sind. Wir möchten nicht, dass jemand, der
nicht mit dem Warbantrieb umgehen kann, sich weh tut. Mummy lässt dich ja
auch nicht am Replikator spielen, weil du noch zu klein bist.“ „Aber“,
Stotterte Tony. „Die wird sich doch ganz bestimmt nicht wehtun, wenn wir zu
ihr fliegen Ganz doll sicher nicht. Ich könnte platzen, so sicher nicht.“
Erneut flimmerte Ayoras Aufruf über den Schirm.

„Ach was soll’s“, brummelte Jannings. „Einen SITCH in Ehren kann niemand
verwehren.“ Damit hämmerte er die SITCH-Mail-Adresse ins Sprechgerät.

„Na endlich“, meldete sich eine männliche Stimme am anderen Ende. Es war
Cassius, den Ayora natürlich informiert hatte. „Wer kann denn schon in
traurige Kinderaugen blicken, die ihr vermisstes Spielzeug suchen, ohne
sämtliche Prinzipien übern Haufen zu schmeißen?“

Jannings erklärte, dass er sein Staatsoberhaupt zuerst informieren müsse,
bevor weitere Schritte unternommen werden könnten. Präsidentin Nugura, die
Gott sei Dank sehr kinderlieb war, hörte sich die ganze Geschichte an und
erlaubte der Hutson-Crew, Tonys Spielzeug zurückzuholen. Allerdings bestand
sie darauf, dass eine Delegation der Regierung mit fliegen sollte, um den
Erstkontakt offiziell zu machen.

Überglücklich nahm Tony das Schiffchen aus Ayoras Hand entgegen. Die
Gespräche der Erwachsenen interessierten ihn nicht. Dafür war er ja auch
noch viel zu klein. Er versprach allen, immer gut auf das Schiffchen
aufzupassen.

Diese ungewöhnliche Erstkontaktsgeschichte sorgte noch Lange für Erheiterung
in den Medien der Föderation.

ENDE

von Bianca Trs, November 2007

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