- Schriftgröße +
Hinweise zur Geschichte:

Star-Trek-Kurzgeschichte

Heiß war mir an diesem Vorabend des Valentinstages. Heiß, obwohl es ja
eigentlich im Februar noch kein Sommer ist. Wahrscheinlich war ich nur zu
aufgeregt.

Ich befand mich in meinem Haus in Little Federation, in das ich, nachdem ich
Sternenflottenoffizierin ehrenhalber geworden war, gezogen war.

Die Türsprechanlage piepte. Auf dieses Piepen hatte ich insgeheim schon
gewartet. Es war jenes Zeichen, das Cupernica und ich ausgemacht hatten.
„Komme schon, Cupernica.”, säuselte ich ins Mikro und zog mir eine ältere
Jacke an. Dann tänzelte ich aus der Tür in Richtung des solarbetriebenen
Jeeps, in dem die Androidin bereits auf mich wartete. „Ahnt Data, was wir
vorhaben?”, fragte ich mit konspirativem Unterton. „I Wo.”, machte sie und
aktivierte den Antrieb des Jeeps.

Vor dem Tierheim von Little Federation war im Prinzip noch genug Platz zum
Parken, dennoch ließ Cupernica den Jeep einige Straßen weiter stehen und wir
gingen den Rest zu Fuß. „Wir wollen ja schließlich keinen Verdacht erregen,
nicht wahr, Betsy?”, Cupernicas Stimme klang fast schon perfekt ironisch.
Ich nickte und fügte hinzu: „Stimmt, Data würde ja bestimmt was merken,
würde er bei seinem Zug durch die Gemeinde mit Scotty, der extra von Celsius
angereist ist und den Anderen hier vorbei kommen.”

Grinsend betrat ich neben Cupernica das Tierheim. Der demetanische
Rezeptionist winkte uns weiter in einen Raum und wenig später kam die
platonische Heimleiterin mit einer Box in der Hand auf uns zu, die sie vor
uns abstellte und öffnete. Als ich meine Hand ins Innere der Box streckte,
berührte ich das Fell eines laut schnurrenden Katers, der ob meiner
Berührung ein leises hohes „Min” gefolgt von einem lauteren tiefen „Mang”
von sich gab. „Scann ihn mal.”, flüsterte ich Cupernica zu. Der Laut „Min”
hatte mich nämlich irgendwie an Spot erinnert. „Schon passiert, Betsy.”,
erwiderte sie und referierte: „Dir, als einer ehemaligen Katzenhalterin,
dürfte bekannt sein, dass Wissenschaftler davon ausgehen, dass Katzenkinder
sich in gewisser Weise an den Lautäußerungen ihrer Eltern orientieren.
Außerdem bestätigen meine Scans, dass er in direkter Linie von Spot
abstammt. Was glaubst du, warum wir grade ihn mitnehmen werden?” „Du bist ja
richtig rührend.”, sagte ich. „Wie bist du überhaupt darauf gekommen, Data
ein Valentinsgeschenk machen zu wollen?” „Nun.”, antwortete Cupernica. „Ich
hatte gesehen, dass dies offenbar bei terranischen Paaren üblich ist. Data
und ich wohnen zusammen, erfüllen also vor dem Gesetz und den Behörden den
Tatbestand einer Lebensgemeinschaft, also eines Paares. Warum also nicht?”
„Wie süß!”, rief ich aus. „Und dann landest du auch noch so’n Glückstreffer.
Findet Se doch glatt’n Nachfahren von Spot. Nee weißte da war Amor definitiv
auf deiner Seite.” Als wollte er alles bestätigen machte der Kater in der
Box: „Min-Mang.”

„Er ist auf Terra geboren.”, informierte uns Deria, die Tierheimleiterin.
„Seine Mutter soll eine Ur-Ur-Ur- oder noch öfter Urenkelin von Datas Katze
gewesen sein. Es soll da eine Geschichte gegeben haben, die …” Cupernica
legte den Finger an die Lippen, um sie zum Schweigen zu bringen. „Wir wissen
Bescheid.”, ging sie energisch dazwischen. Ich erinnerte mich tatsächlich an
die Sache mit Spot, die damals aus Versehen in mein Jahrhundert gekommen
war. „Min-Mang.”, mischte sich der Kater erneut in unsere Unterhaltung. „Er
kommentiert alles, Ms. Cupernica, damit müssen Sie sich wohl abfinden.”,
lächelte Deria, während sie ein Pad zückte. „Ich brauche noch ein paar
Angaben.”

Cupernica lieferte die Angaben rasch ab und nahm unseren noch namenlosen Mr.
Katze aus der Box. „Na komm her.”, schmeichelte sie. „Wir wollen dich doch
in voller Größe sehen.” Schnurrend goss sich der Kater über ihren Schoß -
Ja, so konnte man das wirklich nur bezeichnen. Bald erkannte ich auch warum,
aber der Grund ließ mir zunächst einen Schrecken durch die Glieder fahren.
Cupernicas Haut war ganz warm. „Bist du in Ordnung?”, fragte ich besorgt.
„Ja, ja!”, wischte sie zurück. „Diese Funktion dient normalerweise zum
Schutz meiner Systeme vor Einfrieren oder Überhitzen. Aber ich führe sie
mittlerweile auch gern aus, um anderen Wesen gegenüber angenehmer zu
erscheinen.” „Ach so.”, erwiderte ich erleichtert. „Warten Sie.”, lächelte
Deria, als sie mit den Sachen, die noch zu unserem Mr. Katze gehörten,
zurückkam. „Hier sind noch sein Napf, seine Schmusedecke, Sein Spielzeug,
etwas Futter, das Katzenklo usw.” Cupernica setzte ihn in die Box zurück,
verschloss diese sicher und dann verabschiedeten wir uns, um voll bepackt
den Weg in Richtung Jeep anzutreten.

Ich hatte entschieden, besser auf der Rückbank des Jeeps neben der Box mit
dem Kater zu sitzen, damit er nicht noch Angst bekäme. Jedes Mal, wenn
Cupernica und ich uns unterhielten, mischte sich auch Katerchen lauthals
ein, was Cupernica aus einem mir unerfindlichen Grund dazu brachte, sein
„Min-Mang” aufzuzeichnen und durch ihren eigenen Stimmsynthesizer wieder zu
geben, was ihn veranlasste, in verschiedenen Tonlagen zu antworten. „Ich
kann nicht mehr!”, prustete ich. „Hör auf. Ich lach’ mich schief!” „Na
also.”, alberte Cupernica zurück. „Noch ein Erfolgserlebnis. Warum singst du
nicht einfach mit?” Ich musste noch mehr lachen, denn ich musste
unwillkürlich daran denken, was ein gewisser Musikproduzent aus der Jury
einer Sendung, in der nach der größten deutschen Berühmtheit für ca. ein
Jahr gesucht wurde, zu unserem Auftritt meinen würde. „Na, Caruso!”,
prustete ich in Richtung der Katzenbox. „Du würdest sicher weiterkommen.”
„Der Name passt doch sehr gut zu ihm.”, stellte Cupernica fest. „Mitsingen
ist auch eine gute Idee.”, alberte ich zurück und begann: „Min-Mang, mi, mi,
mi-min, mang, mang, mang-mang-mang-min.”

Da wir mit offenem Verdeck unterwegs waren, kriegte die halbe Nachbarschaft
alles mit. Das kratzte uns aber nicht, zumindest nicht so lange, bis ein
vulkanischer Polizist um die Ecke kam, uns anhielt und Cupernica mit
strengem Blick fragte: „Haben Sie etwas getrunken?” „Ich bin Androidin.”,
erwiderte sie unschuldig. „Ich kann keine Getränke zu mir nehmen. Aber ich
hatte ein Glas Saft im Büro der Tierheimleiterin und Caruso hier einen Napf
Wasser.” „Ähm Cupernica.”, prustete ich zwischen zwei Lachsalven. „Er meint
Alkohol.” „Ah.”, machte sie. „Dann soll er das aber auch sagen. Mein
Wörterbuch lässt auf seine Frage sonst keine andere Antwort zu.”
Konsterniert ließ sich der Vulkanier von Cupernica ihre Ausweispapiere
vorlegen, ermahnte uns kurz, ab jetzt entweder das Verdeck zu schließen oder
leiser zu sein und winkte uns dann weiter.

Ihr SITCH am nächsten Morgen, in dem sie mir Datas Reaktion mitteilte, war
sehr positiv. „Er ist mir um den Hals gefallen.”, benachrichtigte sie mich.
„Er hat mich sogar gefragt, ob ich ihn heiraten möchte. Er hat sich gar
nicht getraut, sein Geschenk an mich heraus zu rücken. Er meinte, dass es
damit wohl nicht mithalten könne.” Ich drückte die Sendetaste und sagte:
„Warum sollt ihr nicht heiraten? Gut, ihr wärt die ersten Androiden, die
eine Ehe schlössen, aber das bedeutet nichts. Darf ich deine Brautjungfer
sein?” „Von mir aus.”, lächelte sie zurück und beendete das Gespräch.

ENDE
von Bianca Trs, Februar 2009

Du musst login (registrieren) um ein Review abzugeben.
Creative Commons License
Science/Fantasy-Ecke Website von Kamil Günay steht unter einer Creative Commons Namensnennung-Keine kommerzielle Nutzung-Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland Lizenz.