Eigentlich wollte ich ja dazu nix schreiben, aber ich denke mal, ich sollte.
Die Schweizer wollen verbieten, dass minarette gebaut werden, wenn ich das so richtig verstanden habe. Außerdem wurde das durch einen Volksentscheid beschlossen, wenn ich mich auch hier nicht irre. Da fragt man sich doch, was die Grundlage für die Entscheidung war, was genau stört das schweizer Volk an den Minaretten? Ich persönlich glaube, dass es die überzogen-krankhafte Kollektiv-Islamofobie ist, die in den letzten Jahren bereits zur Pandemie geworden ist, ohne, dass die WHO was dazu sagt.
Interessant ist, dass auch hier in Deutschland diese Debatte einfach nicht enden möchte. Im deutschen Grundgesetz gibt es, so hat man mir es jedenfalls in der Schule beigebracht, einen Artikel, der die Religionsfreiheit regelt. Leider weiß ich nicht, ob die Schweizer so einen Artikel haben.
Aber wo wir schon mal bei absurden Debatten sind, möchte ich noch eine hinzufügen: Wenn wir den Muslims ihre Minarette verbieten wollen, verlange ich, dass das infernalische Kirchengebimmel am Sonntag ebenfalls verschwindet! Begründung: Da ist es am Sonntag mal schön warm, morgens schon scheint die Sonne, und ich sitze mit meinem Netbook auf dem Südbalkon und lasse mir mit meiner Sprachausgabe meine Mails oder Nachrichten vorlesen. Und da beginnt es, das ohrenbetäubende, kopfschmerzmachende Kirchengebimmel, und nicht mit einer, sondern einer Vielzahl an Glocken! Bis das fertig ist, bin ich nicht in der Lage, weiterzulesen. Genau so ist es auch, wenn ich im Wohnzimmer sitze, meine Balkontür gekippt ist, und ich einen Film sehe. Dann höre ich vom Film nix mehr, bis die Kirche wieder ruhig ist.
Also, wenn euch die Minarette stören, mich stört das Kirchengebimmel, das hält doch keiner im Kopp aus!
Im Grundgesetz Artikel 4 Abs 2 steht:
Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.
Da steht nicht:
Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet, wenn man dem christlichen Glauben angehört.
Also, entweder, das gilt jetzt für alle, dass heißt aber auch, Minarette sollten erlaubt sein, oder es gilt nur für den Mehrheitsglauben. In dem Falle müsste man mal gucken, ob die Belange der Atheisten nicht auch berücksichtigt werden sollten, weil für so klein halte ich diese Gruppe nicht.
Wie auch immer, wenn wir über Minarett-Verbote diskutieren können, und das ernsthaft, dann müssen wir auch über das Kirchengebimmel diskutieren, und das ernsthaft!
Bei diesem Volksentscheid ging es wohl darum, dass nicht die Religion als solches damit eingeschränkt werden soll, sondern lediglich, ob die Bauwerke weiterhin erwünscht sind oder nicht. Kommt aber hinten rum natürlich aufs Gleiche heraus. Erschreckend ist, dass über 50 Prozent der Schweizer sich gegen die Minarette ausgesprochen haben, andererseits die Whalbeteiligung aber sehr niedrig war. Trotzdem totaler Unfug, der da fabriziert wird. In der ganzen Schweiz gibt es, laut Informationen aus einem Indymedia-Artikel, gerademal 5(!) solcher Minarette. In der Türkei hingegen gibt es wohl in mancher Stadt mehr christliche Kirchen als es hier in Deutschland muslimische Einrichtungen gibt.
Gruß Steffen
Naja, mir ging es ja in erster Linie um die Debatte selbst, und was für eine Motivation die Schweizer gehabt haben mögen, die gegen die Minarette waren, ist eh nur Spekulation. Aber wenn dann auf Spiegel Online, Bild.de, Stern und anderen Medien auch hier in Deutschland abgestimmt wird, und das teilweise weit über 70 % gegen Minarette, ist es nicht mehr lustig! (http://www.odenwald-geschichten.de/?p=2039).
Nur ein kleiner Hinweis: In dem Artikel kommt ein türkischer Kultur-Mensch vor, der auch Günay heißt, aber ich versichere, ich hab nix mit dem am Hut… 🙂
Und ich will einen gebimmelfreien Sonntag! 🙂