Stellt euch mal vor, ihr seit in einer Wüste, kurz vorm verdursten. Dann kommt einer, gibt euch ein Glas Wasser, und schüttet den Rest der Flasche vor euch in den Sand! tolle Vorstellung, nicht? Genau das hat Vodafone getan!
Seit 2004 nutze ich Wayfinder, eine Navigationssoftware für Smartphones. Damals noch auf dem Nokia Communicator hatte ich die Wayfinder Navigator Version 4. Damit war es mir möglich, endlich viele Dinge alleine zu tun, ich konnte plötzlich an Orte, für die ich sonst Hilfe benötigt habe, alleine hingehen. Später, 2007, hat Wayfinder aufgrund verstärkter Berichte von Blinden und Sehbehinderten, die ihr Produkt nutzten, eine angepasste Version auf den Markt gebracht. Wayfinder Access hatte zusätzlich Funktionen, die speziell die Bedürfnisse Blinder und Sehbehinderter berücksichtigten. hatte mich Wayfinder Navigator schon unabhängiger gemacht, so war Wayfinder Access das I-Tüpfelchen. Ich konnte nun nicht nur mein Ziel selbständig finden, ich konnte mir auch ansehen, was es so um mich herum gab.
Jetzt hat 2009 Vodafone die Wayfinder AB gekauft. Und bei der Gelegenheit die Entwicklung für Wayfinder Access eingestellt! Die Server für die Routenberechnung laufen zwar noch, aber es ist absehbar, dass Vodafone auch hier irgendwann den Stecker zieht. Somit ist das, was mich und viele andere Blinde und Sehbehinderte weltweit in den letzten Jahren so unabhängig gemacht hat, von Vodafone weggenommen worden. Wie die Flasche Wasser in der Wüste, die vor einem in den Sand gegossen wird!
Während also eine kleine Firma etwas wirklich fortschrittliches tut, und einer kleinen Gruppe von Menschen einen unermesslichen Vorteil verschafft, kommt eine große Firma, und tut etwas so unsagbar rückschrittliches, wie das Entfernen innovativer Produkte. und wieso? Weil es sich nicht lohnt!
Aus diesem Grund bitte ich jeden, der von Wayfinder Access profitiert hat, und auch all jene, die mit uns sympathisieren, die Protestpetition zu unterzeichnen. Sicher, möglicherweise bringt das Signieren nichts, möglicherweise ändert es rein gar nix. Aber wenn wir uns nicht zu Wort melden, wird aus dem "Möglicherweise" ganz schnell ein "Ganz bestimmt nicht"! Die Protestseite findet ihr hier:
Vodaphone... get blind pedestrians back on track!
Große Firmen haben die Angewohnheit, sehr taub zu sein. Daher bitte ich euch, so zahlreich wie nur irgend möglich zu unterzeichnen. Vielleicht sind wir dann ja laut genug, dass die uns hören? Komisch, dass bei Firmen das Sehen immer mit Taubheit kompensiert wird! Oder verwechsele ich das gerade mit Ignoranz?
Jedenfalls weiß ich, dass mein zukünftiger Handyanbieter nicht mehr Vodafone sein wird! Eine derart behindertenfeindlich eingestellte Firma kriegt von mir kein Geld!
2 Kommentare
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Aus Sicht von Vodaphone können die es sich durchaus leisten, auf taub zu stellen. Das ist ein riesiger Konzern, die würde eine solche Aktion kaum jucken. Selbst wenn alle Blinden anfangen würden, jegliche Produkte der Firma zu boykottieren. Es gibt kein Gesetz, was denen Vorschreibt diesen Service weiter zu betreiben, daher wird diese Petition lediglich ein Apell an deren Menschlichkeit bleiben. Traurig, aber wahr.
Nun, es währe ja auch wirklich zu viel verlangt, Produkte bindend vorzuschreiben. Aber was mich am meisten aufregt ist, dass es genug Organisationen gegeben hat, die das Projekt weiterführen wollten. Die Verhandlungen waren mit Talknav da auch schon ziemlich weit, bis Vodafone kurz vor Unterzeichnung einen Rückzieher gemacht hat. Die lassen das produkt lieber untergehen, als es zu verkaufen und durch einen anderen weiterentwickeln zu lassen. Und dieses Verhalten halte ich schon etwas fragwürdig. Denn, was hätte es Vodafone geschadet, wenn Wayfinder Access meinetwegen auch unter anderem Namen von jemand anderem weiterentwickelt worden wäre? „Ich will es nicht, also habt ihr es auch nicht zu kriegen“, muss sich Vodafone da wohl gedacht haben.
Ein Boykott von Vodafone-Produkten würde hier rein gar nichts ändern, außer vielleicht eine symbolische Aussage, die aber sonst keine weitere Wirkung hat, als eben den Symbolcharakter.
Schade, so ist es nun mal. Bleibt nur zu hoffen, dass Vodafone sich doch wieder mit den Leuten an den Tisch setzt.