Blinder Fotograf? Klar geht das!

Oft sehe ich, oder meine Freundin, Leute, die mich komisch ansehen, weil ich in einer Hand einen Blindenstock, in der anderen Hand eine Videokamera oder einen Fotoapparat habe. Gut, wirkt schon etwas befremdlich, aber ganz ehrlich? So schwer ist das gar nicht mal.

Ich filme auch gerne. Habe ich früher oft gemacht. Und das ist eigentlich auch gar nicht so schwer. Selbst, wenn man den Sucher oder das Display nicht sehen kann, hält man die Kamera so, dass sie mit dem Unterarm eine Linie bildet, kann man einfach mit dem Arm ungefähr in die Richtung zielen, die man gefilmt haben will. Die recht weitwinkligen Objektive tun dann ihr übriges. Auch ums Scharfstellen braucht man sich nicht kümmern.

Zugegeben, ein Filmer oder Fotograf kann viel mehr aus dem Bild holen, weil er bestimmte Parameter anpassen kann, wie Belichtung und Sensorempfindlichkeit. Aber in den meisten Fällen gelingen so super Bilder. Die Kameras bieten oft für bestimmte Situationen vorgegebene Programme, und weiß man, wie man diese entsprechend umschaltet, gibt es auch hier nur extrem selten totale Verluste.

In letzter Zeit jedoch stelle ich fest, dass ich viel lieber fotografiere. Ich weiß nicht mal, woran das genau liegt, aber ich fotografiere lieber. Und das habe ich mit den unterschiedlichsten Kameratypen getan.

Von den misslungenen Fotos diverser Handykameras reden wir mal lieber nicht! 🙂 Aber später kamen dann, je nach Budget, diverse digitale Kompaktkameras dazu. Diese waren, zu Anfangs, in ihren Möglichkeiten und Auflösungen so begrenzt, dass auch hier nicht viel möglich war. Seit längerem fotografiere ich jetzt mit einer Canon SX120IS, mit der ich bereits wirklich gute Bilder gemacht habe. Auch auf der Fedcon habe ich bisher damit gute Fotos gemacht.

Auch hier habe ich mich zunächst von der Automatik und den Szenenprogrammen unterstützen lassen. Hier kamen in der Regel auch fantastische Bilder raus. Aber es gab halt auch gewaltige Ausnahmen. So kam die Belichtungsautomatik mit der Belichtung der Fedconbühne manchmal so ins Gehege, dass die Bilder grausam überlichtet waren. Vorteil, ist ja digital, mach einfach 50 Bilder, da werden schon 2 oder 3 brauchbare darunter sein! 🙂 Und es stimmt, es waren immer brauchbare dabei. 🙂

Um dieses Problem zu umgehen habe ich mich in die tiefere Materie von Belichtung, Blende, Verschlusszeit und ISO-Werten eingelesen. Mein Sehrest reicht noch aus, um diese Einstellungen am Display der Kamera durchführen zu können. So habe ich es bei verschiedenen Testaufnahmen geschafft, eine Dämmerungsszenerie auch so aussehen zu lassen, als sei es in der Dämmerung, und nicht am helllichten Tag. Nachteil, man dreht und drückt sich ’nen Wolf, bis man die Einstellungen hat, das dauert schon mal eine bis 2 Minuten. Bis dahin könnte das Motiv weg sein, was auch nicht lustig ist.

Jetzt hatte ich die Gelegenheit, mal für knapp eine halbe Stunde mit einer Spiegelreflexkamera herumzuspielen. Das Teil macht nicht nur wesentlich plastischere Fotos, die viel realistischer wirken, man kann förmlich reingreifen und sich was aus dem Foto pflücken. Auch die Einstellungen selbst sind schneller gemacht, weil es für fast jede Einstellung einen eigenen Knopf gibt, und man nicht erst durch das Menü fummeln muss. Statt eine Minute zu brauchen, hatte ich Blende, Verschlusszeit und ISO in knapp 20 Sekunden so eingestellt, wie ich es haben wollte. Und die Auslösung, das Teil fotografiert fast sofort, statt erst knapp 2 Sekunden rumzurödeln.

Der Nachteil für mich ist, dass ich mehr mit dem Sucher, statt mit dem Display das Motiv auswählen muss. Man könne das Display dazu verwenden, sagte mir der Eigentümer, aber das wäre nicht so im Sinne des Erfinders. Nun, der Erfinder hat halt nicht mit mir gerechnet… 🙂

Auch, wenn es etwas befremdlich wirken mag, dass ein Blinder fotografiert, ich mache es sehr gerne. Vor allem, weil ich die Dinge, die mich wirklich interessieren, dann in aller Ruhe an einem großen Bildschirm, oder jetzt an meinem schönen großen Fernseher, genau betrachten kann. Ich sehe so mehr, als in Natura, so dass es letztlich sogar für mich eine gewisse Art von Sehhilfe geworden ist, bestimmte Dinge zu fotografieren und in Groß zu Hause anzusehen.

Und gerade, weil ich mit dieser Spiegelreflex rumspielen durfte, jagt mich wieder dieses böse böse habenwillmonster, dass mich zwingen will, auf den Bestellen-Knopf zu drücken! 🙂 Mal gucken, wer gewinnt! Aber in der Zwischenzeit hab ich hier ein Foto für euch, welches ich am 25.08.2012 in Frankfurt gemacht habe. Da waren wir mit dem Trekdinner United im Deutschen Filmmuseum und später auf dem Main Tower. Dieses Foto ist eines von denen, die ich oben auf dem Tower gemacht habe. Ich hab einfach mal eines ausgewählt, könnte sein, dass es nicht das beste ist. Aber von knapp 200 Metern über dem Boden sieht Frankfurt schon cool aus!

Auch dieses Foto wurde mit der Canon Powershoot SX120IS im Modus Landschaft gemacht.Blick vom Main Tower aus.

Von Kamil Günay

Ich bin an allem, was zu SF und Fantasy gehört, interessiert. Außerdem interessiere ich mich für Astronomie, Technik im Allgemeinen und Luft- und Raumfahrt im Besonderen, Computer, Netze und Musik. Ich lese viel, höre viel Musik und gehe gelegentlich auch auf Konzerte. Dabei ist mein Musikgeschmack recht weit gefächert, von NDW bis Hip-Hop, von Klassik bis Metal, ich mache da keine Einschränkungen. Es gibt viele gute Musiker da draußen, da möchte ich mich nicht auf einen Stil einschränken. Auf die Fedcon gehe ich auch seit einigen Jahren regelmäßig. Und noch ein kleines Detail am Rande, ich bin stark sehbehindert, aber das hat mich bisher auch nie aufgehalten. :-)