Will ich wirklich arbeiten?

Ich meine das völlig ernst! Will ich das wirklich? Bei einem Arbeitgeber arbeiten, bei dem man als Angestellter weniger wert ist als Dreck? Über die Skandale von Lidl und den anderen Discountern haben wir genug gehört. Auch die Telekom-Überwachung und die Bahn-Sache ist noch hinreichend bekannt, hoffe ich mal. Oder da waren doch die beiden Leute, die gefeuert wurden, weil sie sich mal ein Brötchen geschmiert hatten: Oh mein Gott, die Bäckerei ist jetzt sicher Pleite und braucht Konjunkturhilfen vom Staat, sonst gehen unzählige Arbeitsplätze verloren! *Ironie*

Ach, da war doch noch die Sache mit der Kassiererin, die wegen eines Pfandbongs über unglaubliche 1,30 Euro gefeuert wurde. Oh je, das waren genau die 1,30 Euro, die den Laden gerettet hätten, aber da die ja jetzt wech sind … *Ironie*

Ihr glaubt doch nicht etwa, das war es schon? 🙂 Hab noch zwei superbeispiele dafür gefunden, warum sich Arbeit lohnt *Ironie*

C&A stellt Mitarbeitern das heiße Wasser ab

In der Düsseldorfer Zentrale von CA sollte kein warmes Wasser mehr fließen. Doch die Bekleidungs-Kette hat nicht mit dem Widerstand ihrer Mitarbeiter gerechnet.

Oder das hier

Fristlose Kündigung wegen Handy-Aufladens

Einem Arbeiter aus Oberhausen wurde fristlos gekündigt, weil er sein Handy in der Firma aufgeladen hat. Den Schaden, den er damit seinem Arbeitgeber zufügte, betrug laut Gutachter 0,014 Cent. Nun geht der Fall vor Gericht.

Ist das nicht toll? Also ich war immer der Meinung, Sklaverei und dergleichen hätten wir hinter uns? So kann man sich irren! Also mache ich mir natürlich Gedanken, wie ich denn nun zu einer Arbeit komme, die ich auch machen kann, ohne zu sehr ausgebeutet zu werden. Und hier ist also mein Stellengesuch:

Körperlich gesunder 35 Jahre alter Mann sucht Eigentümer, der eine körperlich und seelisch belastbare Arbeitskraft sucht. Ich bediene mich nicht an Pfandbongs, schmiere mir keine Brötchen, melde auch nix an die Medien, Steuern hinterziehe ich auch nicht, meine Krankengeschichte lege ich ganz freiwillig vor, und mein Privatleben ist sowieso Eigentum meines Besitzers. Antworten bitte hier über die Kommentarfunktion!

Zwar ist dieses Stellengesuch ironisch gemeint und Ausdruck meiner Wut über die derzeit herrschende Meinung über billige Leibeigene … pardon, Arbeitnehmer, aber vielleicht sehe ich auch nur zu schwarz. Aber subjektiv habe ich das Gefühl, wenn nicht bald was passiert, wird das Bewerbertraining in Zukunft das Schreiben solcher Texte beinhalten. Wie gesagt, hoffentlich sehe ich einfach nur zu schwarz.

Kann das sein, dass dieser Blogeintrag gerade alle meine ernsthaft Gemeinten Stellengesuche entwertet hat? 🙂

Von Kamil Günay

Ich bin an allem, was zu SF und Fantasy gehört, interessiert. Außerdem interessiere ich mich für Astronomie, Technik im Allgemeinen und Luft- und Raumfahrt im Besonderen, Computer, Netze und Musik. Ich lese viel, höre viel Musik und gehe gelegentlich auch auf Konzerte. Dabei ist mein Musikgeschmack recht weit gefächert, von NDW bis Hip-Hop, von Klassik bis Metal, ich mache da keine Einschränkungen. Es gibt viele gute Musiker da draußen, da möchte ich mich nicht auf einen Stil einschränken. Auf die Fedcon gehe ich auch seit einigen Jahren regelmäßig. Und noch ein kleines Detail am Rande, ich bin stark sehbehindert, aber das hat mich bisher auch nie aufgehalten. :-)

3 Kommentare

  1. ich persönlich mache mir derzeit nur wenig Hoffnungen, dass ich überhaupt nochmal eine ehrliche Arbeit finde (geschweigedenn, dass ich je eine gehabt hätte). Abgesehen von der Tatsache, dass es die Chefs in diesen ZEiten kein bisschen gut mit einem meinen, muss man wohl selbst auch ein bisschen seines guten Charakters zum Mond schießen, um überhaupt bestehen zu können.

    Schau dir nur das ganze Callcenter-Gelumpe an, gerade im Outbund-Geschäft gibt es da unheimlich viele schwarze Schafe. Habe das ja selbst erlebt; machst du nicht am Tag deine 5 bis 10 Kundentermine oder verkaufst irgendwelche Verträge, bist du schnell wieder draußen. Für diesen Job muss man verkaufen können, und das um jeden Preis. Da darf man nicht darauf Rücksicht nehmen, ob es einem Kunden gerade schlecht geht, ob er ein Rentner ist der sowieso keine Kohle hat… kurz um: man muss zu einem Arschloch werden, um es wirklich zu etwas zu bringen. Und dazu sage ich klipp und klar: nein danke!
    Ich kann nur hoffen, dass ich eines Tages mal eine ehrliche Arbeit in meinem Berufszweig finde, was durch meine Ausbildung jedoch nicht gerade leicht ist.

    Gruß Steffen

  2. Ich bin ein Mitarbeiter von C&A und finde es sehr verwunderlich, dass das Abstellen des warmen Wassers in einem Atemzug mit dem Lidl-Skandal oder der Kündigung wegen Handy-Aufladen genannt wird.
    Ich fühle mich persönlich nicht „wie Dreck“ behandelt, nur weil ich meine Hände jetzt mit kaltem Wasser waschen muss – im Übrigen mache ich das auch zu Hause so!

  3. Es geht mir nicht darum, das eine mit dem anderen zu vergleichen, sondern vielmehr, die gesamtsituation so wiederzugeben, wie sie sich mir darstellt. Da ist die Sache mit dem warmen Wasser nur eine Sache unter vielen. Es geht darum, wie man von seinem Arbeitgeber als Arbeitnehmer behandelt wird. Hier wird nicht gewertet, was schlimmer ist, oder was nicht, sondern nur die Gesamtsituation dargestellt. Und die stellt sich für mich nun nicht gerade positiv dar.

    Abgesehen davon: Wie ernsthaft kann ich deinen Kommentar nehmen, C&A-Mitarbeiter, wenn deine Mailadresse fehlt und ich sonst nicht verifizieren kann, ob du der bist, für den du dich ausgibst? Natürlich steht es dir frei, deine Identität zu verschleiern, aber wenn du eine konstruktive Diskussion anstrebst, wüsste ich schon ganz gerne, mit wem ich da diskutiere.

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